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Das Tal des namenlosen Flusses
#5
Von hier kommend...

Magal trat aus dem Zelt, welches ihm als Unterkunft während der Vorbereitungen diente und so gleich griff der Wüstenwind nach der Plane und schlug sie wütend klatschend gegen den hellen Stoff.
Der Schwarzkünstler ignorierte dies geflissentlich. Der Sand hatte ohnehin bereits alles im Inneren okkupiert und konnte kaum mehr Unannehmlichkeiten bereiten als ohnehin schon.
Magal stützte sich auf seinen Hexerstab. Ausnahmsweise nicht um etwas vorzutäuschen oder dem zu entsprechen, was man von Seinesgleichen erwartete, sondern tatsächlich weil er sonst befürchten musste, dass ihm die Beine versagten.
Der unmittelbare Kontakt mit dem Warp, Tage und Wochen hindurch, hatten von der sterblichen Hülle viel verlangt und sie ihrer Kraft beraubt.
Ein Gewaltiger, begraben in der Schwäche eines unzulänglichen Leibes. Die bedauernswerte Konstante seiner Existenz.
Immerhin war vollbracht was sein Ziel gewesen und das Warp konnte die Armee aufnehmen und am anderen Ende des Universums wieder ausspucken.
In der Theorie zumindest.
Er hatte geargwöhnt, dass Kogan hier keinen Feldzug plante, sondern ein Ritual von beachtlichen Ausmaßen.
Was würden die Wesenheiten des Irrmateriums im Gegenzug anbieten, wenn ihnen eine solche Masse an potenten Lämmern geopfert wurden?
Ein interessanter Gedanke, aber im Moment wies nichts darauf hin, dass der Herr Rasankurs tatsächlich eine solche Schelmerei plante.
Magal beschirmte die Augen gegen das Stechen der Sonne. Tatsächlich, vor der dunstigen Luftverschmutzung, den der aufgewirbelte Staub und die ewig brennenden Feuer des Heerlagers gen Himmel trieb, erhob sich eine weitere, zielstrebigere Staubfahne.
Das musste Naradas und sein Gefolge sein. Ein Bote hatte ihm die Nachricht überbracht, dass der Deimos einmal mehr das zweifelhafte Vergnügen hatte der Erste zu sein der seine Füße ins Haifischbecken baumeln ließ und sich dafür vermutlich auch noch bei Kogan bedankt hatte.
Er fragte sich ob der Fürst auch nur eine Miene verziehen würde, wenn dieser Erste unter seinen Selbstmördern das Zeitliche segnete. Das einzige Bedauern würde vermutlich daher rühren, dass er sich dann einen neuen Namen eines Leichtgläubigen würde merken müssen.

Naradas rückte mit einem ganzen Konvoi an. Die Fahrzeuge umringten das Zelt als wollten sie eine Wagenburg bilden. Geschäftige Krieger und Bedienstete sprangen bereits ab bevor die Räder ganz still standen und begannen Kisten und Waffen abzuladen, als wollten sie den Krieg des Drachen im Alleingang gewinnen. Naradas stand in der Luke des Führungsfahrzeugs, musste jedoch keine Befehle brüllen denn seine Schergen funktionierten wie ein Räderwerk, indem jeder Zahn tickend in den anderen griff. Der Deimos gab ein prächtiges Bild ab in seiner Rüstung und mit dem Klingenstab locker in der Hand.
Düsterer Heroismus.
Würde sich gut auf einer Grabplatte machen.
Der Hexer sammelte den Sand der zwischen seinen Zähnen knirschte, fasste ihn mit schleimigem Speichel zusammen und spie den Brocken aus. Unter den gewohnten Umständen wäre er mit viel Zinnober auf Naradas zugegangen und hätte sein gewohntes Feuerwerk aus Schmeicheleien und Sticheleien abgebrannt. Doch momentan hatte er keine Kraft und keinen Sinn für Fatzwerk. Also blieb er ungerührt und gebeugt im Auge dieses Sturms der Geschäftigkeit stehen und wartete bis Naradas zu ihm kam.
Als dies geschah wandte sich Magal wortlos um und setzte voraus, dass der andere ihm folgen würde.
Im Inneren war es nur unwesentlich kühler als in der Glut der Sonne draußen. Es herrschte eine krude Mischung aus arkanen Merkwürdigkeiten und profaner Notwenigkeit des vorübergehenden Lebens in der Wüste. Das Zelt war über einer achteckigen Steinplatte aufgespannt, auf die ein kompliziertes Muster aus Strichen und Linien gezeichnet wurden war, dessen Betrachtung schon nach Sekunden in den Augen schmerzte.
Magal machte einen weiten Bogen um die Zeichnung, stets darauf achtend sie nicht einmal mit dem Saum seines staubigen Gewandes zu streifen. Er sparte es sich seinen Besuch zur Achtsamkeit zu ermahnen. Wenn Naradas auch sein Talent mit lustig klackenden und klickenden Maschinen und spitzen Stöcken vergeudete, war er doch einsichtig genug um keinen Kreis zu stören.

Du hast natürlich laut „Hier“ geschrien, als der Drachen nach einem Tapferen suchte, der sich für ihn in den Schlund der Bestie stürzt. Eröffnete Magal die Konversation in grantiger Stimmung. Man fragt sich ob diese Ehre etwas über dein Ansehen oder deine Entbehrlichkeit aussagt. Er hatte Naradas den knochigen Rücken zugewandt und kramte auf dem Tisch herum, der eine Seite des Zeltes komplett einnahm. Er wühlte sich durch abstruse Konstrukte aus Messing und Glas, die wie die Gerätschaften eines geisteskranken Kartografen aussahen, Schriftrollen, Bücher und Notizen.
Vielleicht erinnerst du dich dunkel daran, dass du vor einigen Jahren ein Stundenhotel für niedere Warpwesenheiten warst. Die Leuchtreklame habe ich zwar abgeschaltet aber sie ist noch da und kann von nicht allzu unaufmerksamen Dingen der anderen Seite ohne Problem gesehen werden. Mit Ärger gerunzelter Stirn ließ er den Tisch, Tisch sein und wandte sich um. Wo ist es denn? Unnützer Tand. Man müllt sich zu mit all dieser Scharlatanerie. Welch glückliche Tage der Wanderschaft und vogelfreier Sinne. Verweht von diesem vier mal verfluchten Wüstenwind.
Trotz seines Aufbrausen warf er nichts zu Boden oder ging auch nur unachtsam damit um. Er richte seine Aufmerksamkeit auf das Feldbett in der anderen Ecke, welches auch mehr als Ablage zu dienen schien als zum Genuss von Schlaf. Unter altersbrüchigen Papier barg er endlich ein faustgroßes Kästchen aus grauem Holz. Er klappte es auf und zog bedächtig ein Amulett in der Form des achtgezackten Sternes heraus. Von dem Anhänger stieg ein leicht schwärzlicher Rauch auf, als würde Kunststoff verbrannt. Doch weder verströmte dieses Phänomen irgendeinen Geruch, noch Hitze.
Setzt du unbedarft einen Fuß durch das Portal fressen sie dich bei lebendigem Leib.
Das hier,
er hob das Amulett an seinem ledernen Band empor ist ein Schlacke Amoliri. Tatsächlich erweckten die groben Formen den Eindruck, als sei es aus dem Abraum der Metallverarbeitung geformt wurden.
Es heißt diese Art wird im Atem eines Blutdämons geformt. Verkaufsstrategie, wie ich vermute. Nichtsdestotrotz sind die Eigenschaften gleichsam simpel wie nützlich.
Um es auf das Wesentliche herunterzubrechen kann man sagen, dass dieses Schmuckstücke deine Seele im Warp verschleiert und mit dem Spiegelbild des Betrachters ersetzt. Wenn dich also ein dicker Fisch dort im trüben Wasser mit Appetit betrachtet, sieht er nicht das kleine Menschlein, sondern eine Präsenz, die seiner eigenen gleicht. Die Theorie ist dass er sich dann zweimal überlegt, ob so ein großer Brocken zu schlucken ist. Natürlich alles rein hypothetisch und Verschluckt- und Gefressenwerden sind nur Synonyme für unaussprechlich schlimmere Dinge. Nur weil es in der Vergangenheit bei dem einen oder anderen funktioniert hat, heißt das nicht dass es jedes mal seinen Dienst tut.
Er warf das Amulett dem anderen zu, der es geschickt und ohne groß hinsehen zu müssen aus der Luft fing. Pass gut darauf auf, diese Spielzeuge sind nicht eben beim nächsten Krämer zu haben.
Ganz zu schweigen davon, dass du damit noch am anderen Ende der Welt zu orten bist, wenn jemand weiß, dass er nur nach dem genauen Ebenbild seines eigenen Seelenglanzes zu suchen braucht.
Die Erklärung des Artefaktes und der Klang der eigenen Stimme schien die allgemeine Laune Magals etwas aufgebessert zu haben. Allemal war er wieder gewohnt redselig.
Der Hexer… Priest, er hat auf der Flotte gedient, die dein Angriffsziel sein wird. Kogan war ebenfalls auf einem der Schiffe, doch als ein einfacher Fußsoldat hatte er nicht die Einblicke in die Struktur, die der Hexer hatte. Er war natürlich nicht der einzige Warpkundige dort und sie waren fleißig die Flotte gegen Einflussnahme von Außen abzuriegeln. Allerdings haben sie ein Hintertürchen übersehen, über welches mich zu informieren Priest die Freundlichkeit hatte. Der Name dieser Einfallspforte lautet Dorator…, er verharrte und starrte auf das Symbol auf dem Boden, als versuche er darin irgendeine Wahrheit zu erkennen oder als starre er in ungeahnte Weiten.
Ich kann dir nicht genau sagen um was es sich handelt. Eine Entität! Ein Bewusstsein? Sehr wahrscheinlich. Vielleicht eine Waffe, ein Objekt ein Ding… vielleicht mehr als das oder weniger.
Kurz um ich habe keine Ahnung.
Es ist eine starke Präsenz im Warp, der es jedoch gelingt sich zu verbergen und zu vernebeln, dass dein Schlacke Amoliri dagegen wie aus einem Kaugummiautomaten anmutet. Weiß man jedoch wonach man suchen muss und Priest sagte mir wonach, dann ist es ein Signalfeuer sondergleichen. Geht man im guten Willen davon aus, dass sich dieses… diese oder dieser Dorator im Inneren eines der Schiffe befindet, die der Drachen zu seinen machen will, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass du und dein Kommandotrupp nicht außerhalb der Schiffshülle landen.
Ich werde euch nach Anbruch der Dunkelheit hindurchschicken. Ein kurzer Öffnungsimpuls dürfte kein allzu großes Problem darstellen.

Magal zögerte, als müsse er mit sich selber ringen, ob er das Nachfolgende offenbaren wollte.
Ein Portal dieser Intensität und Größe zu öffnen erfordert unglaubliche Kräfte. Ich habe in den Jahren meiner Existenz beachtliches Können angesammelt und man könnte beinahe sagen, dass Warpportale meine Spezialität sind.
Dennoch braucht auch der beste Künstler viel Material um große Werke zu schaffen. Für ein solches Portal müsste man die Bewohner einer Großstadt rituell opfern um es zu formen.
Der Namenlose Fluss ist ein Ort an dem einst starke Emotionen gegen die Mauer der Realität brandeten. Aber das ist lange her. Ein Schatten der einstigen Kraft, die dahinter steckte. Heute genügt es für das eine oder andere Ritual, für kleine Beschwörungen und Transformationen.
Niemals aber für das, was ich hier schaffen werde.
Verstehst du was sich sagen will?
Ich bekomme Hilfe von der anderen Seite.
Diese Entität, dieses Dorator will gefunden werden. Es will das Rasankur dort hingeht.
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[Kein Betreff] - von - 11-18-2016, 10:31 PM
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