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Der Glassaal
#3
„Sei gegrüßt Schwester Nuntius, eure Unterstützung ehrt mich und ich hoffe mein erster und alle folgenden Eindrücke werden euren Erwartungen gerecht werden - auch wenn meine Wenigkeit wohl kaum diesen ganzen Aufriss rechtfertigt.“

Nein, tut sie in der Tat nicht, mein lieber Bruder. Dachte Agatera und lächelte verschmitzt. Nicht einmal ein Prozent der Anwesenden dürfte überhaupt verstehen, worin dein Verdienst besteht. Wenn es jeder unserer hier versammelten Brüder und Schwestern tut, ist das schon hoch gegriffen. Aber es ist schön zu sehen, dass sich der alte Lex Demeron noch immer so begeistern lässt und man für ihn etwas leidlich Interessantes zu etwas unglaublich Aufregenden aufblasen kann. So wird ein verdienter, aber nicht eben herausstechender Archäologe zum Ehrengast einer solchen Feierlichkeit.
Morgen schon vergessen, gewiss. Aber allemal ist so der Aufwand gerechtfertigt, mit dem ich dich im Land herumfahren lassen werde.


Aber sag doch nicht so etwas, Bruder. Allenfalls muss man bedauern, dass nicht jedem Einzelnen im Dienste des Maschinengottes solche Ehren zuteil werden, wo doch jeder der gewissenhaft seinen Dienst tut, eine Heldentat im Stillen verbringt.

„Hört, hört!“ Rief irgendjemand und in der umgebenden Traube wurden zustimmend Gläser gehoben. Hätte man den hohen Herren und Damen vorgeschlagen, derartige hypothetische Gleichberechtigung einem einfachen Fabrikarbeiter angedeihen zu lassen, hätte sich die Begeisterung gewiss mehr in Grenzen gehalten.

Wenn es deine Bescheidenheit also nicht zulässt den Lob selbst anzunehmen, dann betrachte dich als stellvertretender Empfänger all der unbesungenen Helden unserer Glaubenszunft.

Verhaltenes Gelächter plätscherte hier und da auf und wob sich in die Versicherungen der Umstehenden ein, dass Hector ganz gewiss jede Sekunde Aufmerksamkeit wert sei, die ihm hier zuteil wurde. Als er dann auch noch eröffnete, dass seine anstehenden Untersuchungen sich mit der Historie des Planeten beschäftigen würden, applaudierten einige weiß behandschuhte Hände ihm gar.

Armer Narr. Du hast ja keine Ahnung in was für einen Sumpf du deinen Arm da steckst, wenn du versuchst Wahrheit aus dieser zähen Masse aus Historie, Folklore, Theologie, Legende und Lüge zu ziehen. Jeder Poppe wird Geifer und Galle gegen dich spucken, wenn du es wagst eine von ihm proklamierte Wahrheit als falsch oder nur in Teilen korrekt zu entlarven.

Oh ein sehr dankbares Forschungsfeld, wo doch die Geschichte um die Rückeroberung durch den Heiligen Sepinanus so vieles bietet, an dem ein gewissenhafter Forscher ansetzen kann. Ich beneide dich wahrhaftig um diese Aufgabe und bin froh wenigstens einen kleinen Teil dazu zu leisten, indem ich Sorge dafür trage, deine Nachforschungen durch technische und personelle Unterstützung zu fördern. Ich gedenke ohnehin dich kurz zu entführen und dich mit einigen Einzelheiten jener Dinge vertraut zu machen, die ich für das Gelingen deiner Vorhaben präpariert habe.

Ich hörte du hast einen meiner Leute als Begleitung für Bruder Aruken vorgesehen.
Mischte sich Demri ein.
Ja, einen begabten Elektropriester namens Sindri, gerade aus Horning zurück und in der Langeweile Magnus Regas eine verschwendete Ressource.
Ah ja, Sindri.
Unter anderen Umständen wäre es lachhaft gewesen anzunehmen, ein derart übergeordnete Instanz wie Demri es war, würde einen einzelnen Untergebenen nur nach dem Namen her kennen. Doch es stand zu vermuten, dass sie auf interne Speicher über ihre Leute zurückgreifen konnte. Mit ihm hast du nicht die schlechteste Wahl getroffen, wenngleich ich mir nicht sicher bin, ob er zum jetzigen Zeitpunkt eine Stelle mit derart individueller Verantwortung bekommen sollte. Ich bin der Meinung er bedarf noch einige Jahre einer straffen Führung, eher er solche Freiheiten genießen sollte.
Zwischen Demri und Agatera Kins entspann sich ein freundschaftliches Geplänkel über verschiedene Führungsstile. Überwiegend in Gotisch geführt und nur dann in Lingua Technis umschwenkend, wenn Interna und Namen erwähnt wurden, die die Ohren von Außenstehenden, mochten sie auch noch so wenig Interesse an derartigen Dingen haben, bestimmt waren. Und selbst die so verschlüsselten Sätze beinhalteten niemals heikle Themen, denn hier darüber zu reden hätte bedeutet sie jedem Agenten und Spion auf Koron auf dem Silbertablett und in Schönschrift zu präsentieren.
Hector konnte dem Gespräch einen Moment lang folgen, dann wurde er von einer Dame in einem abenteuerlichen, schwarzen Kleid angesprochen und danach gefragt ob er denn vorhabe die Gebeine des Heiligen zu suchen und ob er denn wisse, dass sie gar nicht mehr auf Koron lägen. Noch ehe er antworten konnte, richtete ein offenkundig hochrangiger Militär das Wort an ihn und fragte was er über den Krieg der Häuser wisse. Er schien dabei vorauszusetzen, dass man natürlich den kompletten Verlauf kennen müsse. Er wurde von einem aristokratisch wirkenden Burschen in rot- schwarzer Galauniform gerügt, dass es doch viel wichtiger sei zu erfahren, warum der Adeptus so große Kontingente Skitariii abgezogen habe. Vertraue man so sehr in den gewährten Schutz durch PVS und Haustruppen oder und das schien der Adlige zu argwöhnen, gäbe es in unmittelbarer, galaktischer Nähe eine Bedrohung, die den Einsatz erfordere? Auch diese Frage blieb unbeantwortet und das hatte nicht einmal damit zu tun, dass Hector sie nicht hätte beantworten können. Nein vielmehr verstummte die Musik im Saal und auch die Gespräche kamen zum Erliegen, als der Ausrufer mit dröhnender Stimme verkündete.

Ihre Durchlaucht und wohl hochgeboren Gouverneursgemalin Elisabeth Emilia de Wajari
VIVAT!

Zwei baumhohe Krieger der Opritschniki, in Pelzmützen, rot und gold geputzten Uniformen und mit aufwändig gezwirbelten Bärten hatten links und rechts des Eingangsportals Aufstellung genommen und präsentierten zackig die Lasergewehre.
So flankiert schritt, nein schwebte die Gouverneursgattin in den Saal. Das blonde Geschöpf schien den Boden nicht zu berühren und selbst nur aus flüchtigen Stoffen zusammengefügt zu sein. Ihr Kleid war von weißer Spitze, dabei umlagert von etwas, was wie stofflicher Dampf aussah und den Anschein hatte, als müsse es zergehen, atmete man nur zu stark in diese Richtung. Auch das gesponnene Flachs ihrer Haare war in permanenter Bewegung und verlieh ihr die Anmut einer Schwimmerin unter Wasser. Oder einer Ertrunkenen, wenn man morbidere Vergleiche bevorzugte.
Die Versammelten wiederholten das "Vivat" dreimal aus voller Kehle, wobei sich die Herren verneigten und Damen mit züchtig niedergeschlagenen Augen knicksten.
Elisabeth Emilia trat an den Rand der oberen Balustrade heran und hob huldvoll die Hand. Ringe aus Queckgold umspielten ihre schlanken Finger und trugen ihren Teil zum Thema ihrer Garderobe bei, indem sie im ständigen Fluss waren und wie geschmolzenes Metall nur immer für wenige Sekunden die Form von Ringen zu halten vermochten, ehe sie sich neu anordneten.
Liebe Freunde! Die zaghafte Stimme eines Mädchens, wenn auch raffiniert dergestalt verstärkt, dass noch der greiseste General im letzten Winkel des Saales sie verstand, als hauche sie ihm ins Ohr. Es freut mich, dass so viele von Euch der Einladung zu unserem kleinen Beisammensein gefolgt sind. Altbekannte Vertraute und die Gesichter neuer Freunde sehe ich, wenn ich in diese erlesene Runde aus mir ach so lieben Personen blicke. Zu meinem allergrößten Bedauern, muss ich die Unpässlichkeit meines geliebten Herrn Gemahls kundtun. Angemessene Ausrufe des Bedauerns und der Enttäuschung erklangen. Einmal mehr müsst ihr mit meiner, soviel unzureichenderen Person Vorlieb nehmen und so ich auch nie an die Größe meines Mannes heran reichen kann, hoffe ich doch wenigstens Euch nicht die schlechteste Gesellschafterin zu sein. Nun lasst uns der Formalitäten Genüge getan haben und lustig sein. Ich brenne darauf all unsere Ehrengäste mit meinen naiven Fragen zu behelligen.

Die Gouverneursgattin tauchte in den kleinen See der Gäste ein, während Musik und Gespräche wieder auflebten.
Getuschelte Halbsätze über die lange Unpässlichkeit des Gouverneurs hielten sich die Waage mit Bemerkungen über das Kleid Elisabeth Emilias und welche Implikationen sich gerade aus dieser Garderobenwahl ziehen ließen. Die höchste Frau im Staat schwebte von einer Traube sich unterhaltender Gäste zu einer anderen. Plauderte hier, scherzte mit glockenhellem Gelächter dort. Wo es angemessen war, lauschte sie einem hastig vorgebrachten Anliegen mit ernster oder Sorgen umwölkter Miene. Solch einem Belasteten sprach sie ernst zu, legte ihre Hand mitfühlend auf den Unterarm und nickte aufmerksam, bevor sie feierliche Zusagen machte. Schon beim nächsten Gast erkundigte sie sich heiter nach dem Befinden des Nachwuchses und wie die Geschäfte gingen.
In der Tat zeigte sich Elisabeth Emilia als geschickte Spielerin, auf der Klaviatur der Konversation und dem Wandeln zwischen leichtem Sinn und ernstem Zuhören.
Damit bildete sie gewissermaßen das Gegenstück zu ihrem Gatten. Leopold Frederico sagte man keineswegs nach dumm oder auch nur ein schlechter Staatsmann zu sein. Die Befürworter seiner Position während der Horningkriese hielten sich mit den Kritikern die Balance. Jedoch war man mehr oder minder einhellig der Meinung, dass ihm die Fähigkeit abging, ein Herrscher zu sein, der Nähe zu seinen Untergebenen hielt. Leopold regierte aus der Entfernung und verstand es nicht, wie seine junge Frau, gleichermaßen mit den Edlen der Häuser zu verkehren, wie sich in einer Masse aus Arbeitern huldigen zu lassen.
Sie erreichte nun die Gruppe um Magus Consultor Lex Demeron wo man ihr die angemessene Ehrerbietung darbrachte.
Interessanterweise erlaubte sie sich einen kleinen Bruch mit der Etikette, indem sie nicht den Magus als erstes ansprach, sondern einen hageren Soldaten der PVS.
General Krönen, ich finde Sie im Kreise des Adeptus Mechanicus. Ich sehe das als ein Zeichen dafür, dass Sie bemüht sind unsere tapferen Truppen mit noch hochwertigerer Technologie zu versorgen, als sie ohnehin schon besitzen. Das ehrt Sie. Allerdings habe ich auch heute Morgen zu erfahren bekommen, dass sie die Zehnte, das Gouverneursregiment wie nicht wenige im Scherz zu sagen pflegen, in den tiefsten Dschungel verlegt haben. Sie planen doch nicht etwa einen Putsch, und schieben die Getreuen des Gouverneurspalastes auf der Landkarte in die äußersten Ecken? Drohend hob sie den Finger.

Mit dem so angesprochenen General ging eine farbenfrohe Veränderung vor sich. Er verlor erst die gesamte Gesichtsfarbe, wurde dann schlagartig rot und zum Schluss mutete es an, als stehle sich gar etwas Grün um seine Nase mit hinein.
Durchlaucht ich habe nie… ich meine ich würde nie… niemals würde ich. Er schnappte nach Luft und hielt sich krampfhaft an seinem Kristallglas fest.
Elisabeth Emilia lachte schallend auf. Ach mein lieber Krönen. Man kann ihnen immer so schön leicht die Contenance rauben. Verzeihen sie mir den unfeinen Spaß. Krönen lächelte verkniffen, machte aber eher den Eindruck sich übergeben zu müssen. Er atmete sichtbar auf, als das Schlaglicht ihrer Aufmerksamkeit weiterwanderte.
Sie alle hier versammelt zu sehen freut mich ganz besonders. Damit meinte sie die Vertreter des Mars. Und nicht nur ist das eine seltene Ausnahme von der Regel, nein sie haben auch noch einen ganz besonderen Ehrengast in unser Haus dirigieren können. Sie schenkte Hector ihr strahlenstes Lächeln. Techarchäologe Aruken. Ich habe mich mit ihrer Arbeit beschäftigt. Sie ließ unerwähnt ob in der Vorbereitung auf dieses zufällig wirkende Zusammentreffen oder aus eigenem Antrieb. Nun muss ich gestehen, dass ich nicht viel von diesen Dingen verstehe und mir naiv vorkäme sie mit meinen laienhaften Ansichten und Fragen zu behelligen. Gestattet sie mir dennoch eine Frage. Nur einmal angenommen ihre Bemühungen auf Koron 3 führten zu einem spektakulären Ergebnis und sie fänden, sagen wir eines der Schiffe mit denen der heilige Septinanus herab stieg. Hector hatte die Möglichkeit nach Hinterlassenschaften des Heiligen zu suchen gerade erst erwähnt, dennoch sprach die Gouverneursgattin, als wäre sie bei eben jener Erwähnung direkt dabei gewesen. Wie würde es sich in einem solchen Fall mit den Besitzansprüchen verhalten? Immerhin wäre es das Relikt eines Heiligen und somit hätte doch auch die Mutter Kirche ein Mitspracherecht oder täusche ich mich dahingehend?
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[Kein Betreff] - von - 02-15-2018, 10:53 PM
[Kein Betreff] - von - 02-17-2018, 01:12 AM
[Kein Betreff] - von - 02-23-2018, 09:28 PM
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[Kein Betreff] - von - 03-25-2018, 10:09 PM

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