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Der Glassaal
#1
Hector Arukens Ankunft auf Koron kam einem kleinen Staatsbesuch gleich. Es stand zu bezweifeln, dass die Würdenträger der hiesigen Adelsdynastien und die Korona aus Hofschranzen und Günstlingen rings um den Gouverneur herum, auch nur die leiseste Ahnung hatten wer er war und was er für das Wohl des Imperiums geleistet hatte.
Doch die Vertreter des Adeptus Mechanicus wussten es.
Als eine stark industrialisierte Welt war man auf den Rückhalt des Mechanicus angewiesen und konnte sich glücklich schätzen, dass er sich in den letzten Jahren stark zurückgehalten hatte. Von einem Würgegriff um die hiesige Wirtschaft konnte keine Rede sein. Es gab eine Niederlassung namens Magnus Rega, in den südöstlichen Bergen, einige hundert Kilometer entfernt. Bestenfalls machte diese Einrichtung dadurch von sich reden, dass man nichts von ihr wahrnahm. Ansonsten beschränkte sich die Präsenz des Maschinenkultes auf beratende Tätigkeiten für den Gouverneurs, auf Überwachung der Riten innerhalb des lokalen Militärs und Unterstützung in staatlichen Fabriken. Ungewöhnlich moderate Verhältnisse in Anbetracht des Ressourcenausstoßes Korons.
Hector hatte man nicht sonderlich viel Zeit gelassen anständig auf dem Planeten anzukommen. Die Kontrollen bei der Einreise waren entnervend gewesen und das obwohl Angehörigen des Adeptus Sonderrechte eingeräumt wurden und man von wirklicher Kontrolle kaum sprechen konnte. Bestenfalls zaghafte Formalitäten, die der Adeptus des lieben Friedens wegen zuzulassen schien. Normale Bürger konnten Wochen oder gar Monate im Niemandsland des Zolls gefangen bleiben. Als diese Hürde genommen war hätte Hector sich dem Glauben hingeben können, nun lasse man ihn in Ruhe seine Fracht löschen, auf dass er sich dann mit den hiesigen Gegebenheiten vertraut machen und weitere Schritte planen konnte.
Doch weit gefehlt.
Schon kurz nachdem er den ersten Schritt auf koronischem Boden getan hatte, teilte ihm ein rangniedriger Bruder demütig, doch ohne Option auf Ablehnung mit, dass der geehrte und hoch geschätzte Bruder Techarchäologe von Magus Consultor Lex Demeron auf einem Empfang erwartet wurde, auf welchem er als einer der Ehrengäste gehandelt wurde.
Hector blieb eine Stunde um sich dafür vorzubereiten.

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Lange Tage, kurze Nächte. So sagte man doch, nicht wahr? Nun für Agatera Kins nur allzu wahre Worte. Diese ganze Koron- Angelegenheit wurde ihr zu sehr über das Knie gebrochen, auch wenn daran niemand die Schuld trug. Die momentane Situation des Adeptus war ein Schweinestall und sie war es, die die Ärmel hochkrempeln und ausmisten musste. Wenn es dafür galt ein paar dringend nötige Ruhephasen ausfallen zu lassen, so musste es eben sein. Immerhin hatte sie eine Stunde meditieren können, während ihr Zug von Magnus Rega zurück nach Koron geeilt war und die Schwaden fallenden Regens wie ein Rapier durchschnitten hatte. Die restlichen zwei Stunden hatte sie der Studie diverser Verlaufsberechnungen und Informationssammlungen gewidmet.
Substanzen, die ihren Geist wach hielten und ihr Äußeres frisch aussehen ließen, würden ihr Übriges tun.
Als sie den Palast erreichte, hatte die Soiree bereits begonnen, auch wenn das nicht viel heißen musste. Niemand der von Rang und Namen war, kam pünktlich zur proklamierten Zeit. Im Gegenteil wurde es sogar als überaus unhöflich empfunden. Zuerst stellten sich traditionell die Militärs ein, gefolgt von den hohen Beamten und kleineren Häusern.
Das Eintreffen der großen Häuser war heikel und kam einem chronologischen Ballett gleich. Gerade Orsius und Siris schienen stehts nur darauf zu warten, dass irgendein Mitglied des anderen Hauses es wagte die Choreografie zu unterlaufen und man so ein Ehrenduell oder gleich einen neuen Hauskrieg vom Zaun brechen konnte. Ganz so als wäre die Gifthochzeit nicht Jahrhunderte, sondern erst Stunden her.
Der Mechanicus stand außerhalb dieses Zirkus, traf jedoch für gewöhnlich kurz vor den hohen Häusern ein.
Agatera wurde durch die Waffenkontrolle ausgebremst, der sich auch Vertreter des Mars unterziehen mussten. Freilich ein reichlich symbolisches Unterfangen, denn letztlich waren die meisten Brüder und Schwestern an sich wandelnde Waffen und die Detektoren blinkten und zwitscherten wie die Schaufenster der Kaufmannsläden kurz vor dem Fest der Helden.
Es bedurfte ihr einiger Anstrengungen unangestrengt und beschwingt das Fest zu betreten, gerade so als wäre es ihr eben noch eingefallen mal schnell vorbeizuschauen.
Der Glas- oder Spiegelsaal enttäuschte die Erwartungen, die sich aus Erzählungen nährten, nicht im Geringsten. Diese Festhalle war ein Meisterwerk aus vielfarbigem Glas. Eine gern zitierte Anekdote wusste zu berichten das während des Kriegs der Häuser ein marodierender Trupp kalatrische Freischärler in den Palast eingedrungen war. Als sie jedoch die Schönheit des Saales sahen, hätten sie ihre Waffen gesenkt und von einer Plünderung abgelassen. Andere Quellen sprachen davon, dass die Kämpfer von den Kalatri- Inseln nur mit Lasergewehren bewaffnet waren und deshalb nicht weiter vordrangen, weil sie befürchteten das ihnen, bei einem Feuergefecht in dem Glassaal, die eigenen Schüsse um die Ohren zischen würden.
Diese Variante war jedoch weniger poetisch und daher unbeliebter.
Wirklich alles war aus Glas. Die dicken Türflügel, man konnte die gläserne Mechanik darin erkennen, Treppen, Säulen und Wände. Letztere waren, ebenso wie der Boden, dunkler werdend, so das es erschien als würde man einige Meter über dem eigentlichen Grund schweben. Auf einem gläsernen Block, in dem sich eine beinerne Schlange aus prähistorischen Zeiten bewegungslos wandte, reihten sich Köstlichkeiten aus allen Ecken des, von Menschen erschlossenen, Universums auf. Die Gäste standen in Trauben zusammen, vergoldete Servitoren rollten mit Tabletts voller Getränkegläser zwischen ihnen herum. Ein Orchester fabrizierte sphärische Klänge und ab und an verkündete ein Ausrufer das Eintreffen einer besonders wichtigen Person.

Sie betrat den Saal mit einem Strom weniger hochrangiger Teilnehmer und wurde nicht ausgerufen. Das war ihr nur lieb, konnte sie sich so doch die Minute nehmen, den Blick über die Anwesenden schweifen zu lassen.
Ihre Brüder und eine Schwester erkannte sie auf den ersten Blick, denn sie stachen wahrlich aus der Masse der Anwesenden heraus. Vier Gleichgesinnte im Omnissiah, die Agatera alle kannte, wenn auch nicht alle persönlich. Magus Consultor Lex Demeron war klein und gebeugt, das Gesicht unter der Kapuze wirkte wie geschmolzen, wo das Fleisch nicht von Kabeln und Schläuchen bedeckt oder Implantaten ersetzt wurden war. Sein Brustkasten wölbte sich unter dem Stoff der Robe ebenso, wie unter der Kapuze am Hinterkopf. Er stützte sich auf einen vergoldeten Stab, dessen Spitze durch das Zahnrad und den zweigeteilten Schädel gebildet wurde. Nicht der Auffälligste unter ihnen, wohl aber der mächtigste. Um genau zu sein wohl der mächtigste Techpriester auf Koron 3. Direkter Zugang zum Gouverneur und vertraut mit allen Belangen des Adeptus auf dieser Welt.
Nicht wenige hielten ihn für eine Fehlbesetzung, welche die lockeren Zügel durch den Mars hier erst möglich gemacht hatte. Andere priesen ihn für seine Weitsicht. Koron 3 war bekannt für seinen wissenschaftlichen und technischen Ausstoß. Erkenntnisse und Neuerungen welche der Adeptus abschöpfen konnte, wie man die Sahen von der Milch abschöpft. Dazu musste jedoch Freiraum gewährt werden. Eine Kontroverse, in die sich mehr und mehr Lager einschalteten und die zunehmend schärfer geführt wurde.
Nummer Zwei und Drei waren Bruder Jenner und Schwester Demri Veneron. Ersterer eine finstere Gestalt, allein aus aufragender Robe bestehend wie es anmutete. Unter der Kapuze funkelten sechs unregelmäßig angeordnete Linsen hervor und ab und an quoll eine gelbliche Wolke irgendeines Abgases auf Höhe des Mundes Richtung Decke. Jenner war für die Priester in den Fabriken zuständig, ein humorloser Puritaner, der alles andere als glücklich über seinen Posten auf Koron war. Warum man seine Versetzungsgesuche so vehement ignorierte musste Agatera erst noch eruieren.
Demri hatte die Oberaufsicht über alle Priester, die den Truppen der PVS zur Seite standen. Agatera mochte sie sehr, denn sie war eine direkte Natur und den Soldaten ihrer Umgebung verwandter, als den oftmals verschrobenen und eigenbrötlerischen Priestern des Kults. Sie war hochgewachsen und fraulich proportioniert. Ihr rechter Arm mündete in den Aufnehmer einer Waffe oder eines Werkzeuges, jetzt jedoch leer. Die vier Mechandriten auf ihrem Rücken waren zusammengefaltet.
Schließlich und endlich derjenige, dessen wegen sie hier war. Hector Aruken, stattlich anzusehen, wenn auch scheinbar von der Anreise ein wenig zerknittert. Er konnte sich gewiss andere Dinge vorstellen, als hier der Prominenz als Wundertier zu dienen. Die meisten Würdenträger Korons hatten noch mit sich selbst zutun oder hielten instinktiv einen Abstand zu den Kindern des Mars, die in vielen Dingen soviel anders waren als sie. Lediglich ein paar Uniformierte und eine Handvoll aufgeputzter Schranzen bildeten einen Kreis um die Techpriester.
Agatera schickte sich an diesen Kreis zu durchbrechen und man machte ihr respektvoll Platz. Lex Demeron bemerkte sie und lenkte die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf ihre Schwester.
Ah, Schwester Nuntius Doyenne Kins, wir befürchteten bereits du würdest es nicht mehr einrichten können.
Um nichts in der Welt würde ich mir die Begrüßung unseres Ehrengastes entgehen lassen, Magus Consultor.
Sie vollführte eine begrüßende Geste in Richtung Hectors, garniert mit einem gewinnenden Lächeln. Schließlich bekommt man nur einen ersten Eindruck.
Bruder Aruken berichtete uns gerade, von den Strapazen seiner Reise und wir erhoffen uns natürlich alle zu ergründen, was genau er auf Koron zu entdecken trachtet.
Er wandte sich an Hector. Im Besonderen solltest du es Schwester Kins offenbaren, Bruder. Denn sie ist es die es sich zur Aufgabe gemacht hat deine Bemühungen hier nach besten Wissen und Gewissen zu unterstützen.
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[Kein Betreff] - von - 02-15-2018, 10:53 PM
[Kein Betreff] - von - 02-17-2018, 01:12 AM
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