12-11-2017, 09:39 PM
Entgegen der Annahme, dass in der verseuchten und von lebensverneinder Hitze der Wüste rund um Rasankur, kein oder doch zumindest kaum Kreaturen zu überdauern vermochten, trafen just in dieser Sekunde zwei Lebewesen aufeinander. Dieses Treffen ging freilich für eines von beiden tödlich aus und das, wo hier nicht einmal die alte Konkurrenz zwischen Jäger und Beute vorherrschend war. Das kleinere von beiden Wesen, namentlich eine feiste Art Fliege, die ob ihres geschwürartigen Leibes in Rasankur „Nurgeljünger“ genannt wurde, suchte sich ihren Sitzplatz auf der gepanzerten Schulter eines Reiters.
Nun hob dieser nicht etwa die gleichfalls gerüstete Hand, um den Störenfried zu verscheuchen oder gar zu zerquetschen. Das Daumen große Insekt zerplatzte vielmehr in Anbetracht der enormen Hitze, welche sich in der Rüstung des Reisenden aufgestaut hatte. Der stinkende Schmier war alles, was von dem Aufeinandertreffen zeugte, als er an dem glühend heißen Metall herab rann und gebacken wurde.
Im Norden war die Wüste sehr felsig, was ab und an Schatten gebar, auch wenn diese unter dem erbarmungslosen Zorn der Sonne nur flach und kümmerlich den Segen der Kühlung versprachen. Zuweilen trotte der Carnak des Reiter in einen solchen dunklen Fleck, wo Felsen über den Weg hingen und ihn beschirmten. Dort verschmolzen Tier, Reiter und Dunkelheit für einen kurzen Moment miteinander, denn alles Dreis teilte sich die gleiche Farbgebung.
Es war der Herr Rasankurs, der unbegleitet den Weg nach Norden eingeschlagen hatte.
Wie immer bei derartigen Ausritten, war das Carnak stark modifiziert wurden. Zum einen natürlich um den Bedingungen dieser Region zu trotzen, mehr noch aber um das schiere, gepanzerte Gewicht des Fürsten tragen zu können. Durch halb wissenschaftliche, hab arkarne Ingredienzien war das Tier zu einer muskulösen Monstrosität angewachsen, das dann durch ätzenden Schlamm geführt werden konnte, ohne dass es den Schmerz spürte, denn unveränderte Artgenossen zu sofortiger Flucht gereizt hätten. Natürlich hatte dies seinen Preis. So angepasste Geschöpfe lebten für gewöhnlich nicht lange, verfielen dem Wahnsinn und waren schwer zu handhaben. Außerdem wurden sie recht schnell zu Fleischfressern, da ihr auf Pflanzen ausgelegter Metabolismus den Ansprüchen der veränderten Physiognomie nicht genügen konnte. Hinzu kam die Eigensinnigkeit, die auch jetzt der unmenschlichen Stärke des Reiters bedurfte, um wortwörtlich gezügelt zu werden. Der Grund für den kraftvollen Ruck an der Kette lag in etwas begründet, dass die natürliche Kargheit der Umgebung mit ganz eigener Abscheulichkeit bereicherte. An einem Gestell aus rostigem Eisen hing ein gehäuteter Mann. Einzig die Gesichtsmaske, die man ihm gelassen hatte, kündete davon, dass es sich um einen Rasankuri gehandelt hatte.
Wie lang er hier bereits zur Schau gestellt wurde ließ sich schwer sagen, da die Umwelteinflüsse und die Hitze das mumifizierten, was Aasfresser verschmäht hatten. Dieses Zeugnis gewaltsamer Auseinandersetzungen blieb jedoch nicht allein. Neben kleineren Hinweisen, wie leer geschossene Patronenhülsen, auf deren Messingleib sich die Strahlen der Sonne fingen. An anderen stellen waren behelfsmäßige Schreine errichtet, aufgeschichtete kleine Haufen aus abgeschlagenen Schädeln. Viele geborsten und eingeschlagen, viele durch Mutation verformt und viel von beachtlicher, ja abnormer Größe. Alle Getöteten wurden augenscheinlich mit grauenhafter Brutalität gemordet und dennoch hatte man ihren Überresten rituellen Respekt gezollt. Hier waren Kontrahenten aufeinander getroffen, die einer Verwandten Art des Glaubens angehörten.
Kogan trieb den schäumenden und geifernden Carnak zu neuem Trab an.
Die drei Männer attackierten ihn wie Krieger, die auf Schusswaffen verzichten mussten und sich dieses Nachteils so bewusst waren, dass sie ihn nicht nur in ihre Kampfweise einfließen ließen, sondern zur Doktrin erhoben. Wo ein Rasankuri sich auf sein Sturmgewehr verließ, selbst wenn ihm die Konfrontation von Angesicht zu Angesicht mehr Befriedigung verschaffte und erst in zweiter Instanz die blanke Klinge wählte, hielten sich diese drei gar nicht erst mit dem Versuch auf, die unzulängliche Pistole, die einer von ihnen mit sich führte, zum Einsatz zu bringen.
Als Kogan das unruhige Schnauben seines Reittieres gewahrte, war es schon zu spät. Als wären sie direkt aus dem Stein entwachsen, stürzten sich die drei Riesen auf ihn.
Und Riesen waren sie, ein jeder nicht nennenswert kleiner als Kogan, einer gar eine Handspanne größer. Sie hatten in den Schatten einer Geröll- und Felsaufhäufung gelauert und ihre grobschlächtigen Gestalten waren ihnen beim Verbergen eher noch zu Pass gekommen, als das sie ein Hindernis gewesen wären.
Der Herr Rasankurs riss eine seiner gewaltigen Steinschlosspistolen aus dem Halfter, doch die Hand wurde ihm nach oben gedrückt und der donnernde Zorn des Geschosses zerriss nicht Fleisch und Lebensader, sondern nur kochende Luft.
Ein Weiterer packte das Carnak mit Klammergriff um den Hals, als wäre es kaum mehr als ein störrisches Fohlen. Der Dritte aber nutzte die entblößte Achsel des emporgestreckten Arms und stieß einen stählernen Speer in den erzwungenen Schwachpunkt.
In Kraft standen die Hünen ihrer Größe in nichts nach und kreischend durchdrang das Metall den Schutz der Rüstung und bohrte sich in den Körper, denn sie doch eigentlich hätte schützen sollen.
Der Fürst ächzte tödlich verwundet auf. Schwarzes Blut sprudelte ihm aus dem Mund, suchte sich seinen Weg durch die Spalten des Helmes und ließ den Drachen selbst nun Blut geifern. Er kippte wie eine rutschende Lawine zur Seite und schlug in den Staub. Der Speer verfing sich zwischen Knochen und gespaltenem Stahl und wurde dem Griff seines Besitzers entrissen.
Die drei Riesen grölten und lachten siegreich.
An dieser Stelle wäre der Mythos vom neu erwachten Rasankur und seinem selbst gekrönten Gottkönig beendet gewesen. Kein sonderlich ruhmreiches Ende wäre es gewesen. Niedergemacht ohne wirklichen Kampf, ungesehen von einem, der die Kunde hätte verbreiten können und gemeuchelt von welchen, die nicht einmal wussten, wen sie da zu Tode gebracht hatten. Nicht ruhmreich, doch gewiss nach dem humorvollen Geschmack der dunklen Götter.
Das die Saga an dieser Stelle eben nicht endete, war weder auf Tapferkeit, Schläue oder Geschick zurückzuführen, sondern allein auf den Umstand, dass Kogan einen unfairen Vorteil auf seiner Seite hatte. Namentlich die Regeneration, die ihm die Symbiose mit der Wesenheit Rasankur gewährte.
Das es diese gezinkte Karte des Schicksals war, die er nun ausspielen konnte, ließ die Götter sich von einem amüsierten Lächeln vielleicht gar zu einem Kichern steigern.
Seine Finger tasteten nach dem Schaft der primitiven Waffe, zitternd noch, doch schnell ihre gewohnte Stärke zurück erlangend.
Die Drei stritten um den Besitz des Carnaks, nachdem sie voller Enttäuschung festgestellt hatten, dass sich nicht so sonderlich viel mehr Beute finden ließ. Die Rüstung und die Leiche gehörte dem, der mit dem Speer zugestochen hatte über den Rest wurde wenig sittlich debattiert.
Als Kogan sich erhob, wandten sich die Drei zu dem unerfreulich lebendigem Ziel ihrer Attacke um.
Leck mich doch, der zappelt ja noch. Knurrte einer und ging ohne übertriebene Eile auf den Liegenden zu, um zu beenden was er angefangen hatte. Der Schwarze Drachen, dessen Blick sich soweit geklärt hatte, konnte seine Angreifer nun zum ersten mal genauer begutachten.
Sie waren alle nur sehr leicht bekleidet. Fadenscheinige Hosen und Fetzen, die kaum ihre Tonnen förmigen Oberkörper bedeckten. Weiterreichende Bekleidung schien auch unzweckmäßig, denn sie waren derart muskulös aufgebläht, dass dies unmöglich auf bloßes, körperliches Training zurückzuführen sein konnte und keine Kleidung dem recht Herr werden würde.
Vielmehr schienen sie einem nur marginal gesteuertem, wilden Wachstum ausgeliefert gewesen zu sein. Kogan sah sich drei grotesken Muskelbergen gegenüber, die Haut eher grau als von natürlicher Färbung, die Gesichter wie zugeschwollen und zur Unmenschlichkeit deformiert. Er hatte gefunden was er gesucht hatte, beziehungsweise war selber gefunden wurden. Gleichviel, es blieb sich letztlich einerlei.
Der, der gekommen war um ihn wie einen Fisch an Land final aufzuspießen, griff nach dem Speer, um ihn erneut in den Leib zu rammen, aus dem er so eben mühsam herausgezogen wurden war.
Überrascht ächzte er auf, als der Widerstand, in der festhaltenden Faust des gestürzten Reiters weitaus größer ausfiel als erwartet. Er zerrtet mit seiner eigenen, beachtlichen Kraft an der Waffe und erntete Gelächter von seinen Kameraden, als es ihm nicht gelang sie frei zu bekommen.
Was dann geschah, passierte so schnell, dass den beiden anderen das Lachen erst in der Kehle stecken blieb, als es für ihren Mitstreiter bereits zu spät war.
Das widerstreitende Ziehen an der Stangenwaffe endete damit, dass sich Kogan abrupt aufsetzte, den Schaft kurz oberhalb seiner Faust mit einem Ruck abbrach und die so entstandene Spitze von unten durch Kinn, Mund und letztlich den gesamten Schädel des anderen Trieb. Es gab ein trockenes Geräusch, nicht unähnlich jenem, welches beim fachmännischen Zerlegen einer Melone von der gespaltenen Schale erzeugt wird. Der Getroffene gab einen einzelnen, Laut von sich, der nicht ganz ein Wort wurde und brach dann zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte.
Auf diese Weise drohte er Kogan als Berg aus totem Fleisch unter sich zu begraben, wenn dieser den Leichnam nicht an seinem Ende des gebrochenen Schaftes zur Seite und von sich fort gedrückt hätte.
Das Lachen brach ab und während sich der nicht so Tote auf die Beine wuchtete, zog einer der zwei verbliebenen Riesen seine Pistole, wohl in Heimarbeit entstanden wenn man ihre Proportionen und krude Bauweise betrachtete, während der Zweite einen Dolch zückte.
In den Händen eines normalen Mannes hätte diese Waffe beachtlich gewirkt, in der grauen Pranke trog der Schein und gemahnte an ein Taschenmesser oder einen Brieföffner. Der so gewappnete beschrieb einen Bogen, um Kogan zum einen zu flankieren und zum anderen seinem Kameraden freies Schussfeld zu gewähren. Dies nutze jener auch unvermittelt aus, nicht länger auf die Überlegenheit durch Zahl und Kraft vertrauend. Er entleerte das Magazin in sechs schnellen Schüssen. Vier davon wurden von des Drachens Rüstung abgelenkt oder aufgehalten, zwei stanzten silbern umrandete Löcher in das schwarze Metall. Der Fürst keuchte, doch im Vergleich mit der soeben zur Nichtexistenz verdammten Speerwunde waren das nur Mückenstiche.
Khorne! Fluchte der Schütze und packte seine leere Waffe am Griff, um sie zum Knüppel umzufunktionieren. Wieso verreckt dieser Hurensohn nicht, wie es sich für einen Rasankurer gehört? Er schloss sich dem Angriff seines Kumpanen an, der keine Zeit für das Äußern von Vermutungen auf unklärbare Fragen hatte. Er war bereits damit beschäftigt gegen Kogan vorzugehen. Der sah sich unbewaffnet, da die Axt noch dort lag wo er attackiert wurden war und die zweite Pistole in der Satteltasche steckte. Das Ganze würde also so weitergehen wie es angefangen hatte, wenig edel oder heroisch malerisch. Wenigst war keiner dieser Narren so geistesgegenwärtig gewesen die Axt selbst aufzuheben.
Kogan versuchte gar nicht erst den Stoß mit dem Dolch abzufangen, als dieser versuchte die Schwachstelle unter seiner Achse zu treffen. Halb erwartete er den Schmerz und halb konzentrierte er sich darauf seinerseits einen Treffer zu landen. Die Pein durchschnittenen Fleisches blieb jedoch aus, denn auch wenn der Schwarze Drachen sich nicht auf die Abwehr konzentriert hatte, verfehlte der Graue durch die Bewegung des Kampfes dennoch. Die Klinge kratzte über Metall, während Kogan seine Rüstung selbst zur Waffe machte. Die Dornen und geschliffenen Kanten waren nur in zweiter Linie Verzierungen und prädestinierten sich selber zum Schlitzen und Bohren. Dieser Prämisse folgend schmetterte er den Ellenbogen in das Gesicht seines Feindes, was Blut spritzen und Zähne brechen ließ. Eine ungewöhnlich geringe Reaktion, wo doch für gewöhnlich ein Schlag genügte um einem Feind wortwörtlich den Kopf von den Schultern zu hauen.
Die Überraschung schien auf beiden Seiten beheimatet, denn der andere war es offenkundig nicht gewohnt, dass ihm ein Schlag von jemanden, der nicht Seinesgleichen war, eine derart schmerzhafte Reaktion abrang. Dennoch überwog der Schmerz nicht die Wut und so verstärkte er seine Bemühungen das Eisen in seiner Hand irgendwie durch das Eisen rings um den Körper seines Widersachers zu treiben. Kogan wiederum war sich nur allzu bewusst, dass der Zweite mit großen Schritten und Mord im Sinn nahte und er sich keineswegs sicher sein konnte, gegen beide zu bestehen. Auch hatte er die eigene Fähigkeit zur Regeneration noch nie vollends auf die Probe gestellt und er wollte es diesen beiden Herzchen nicht überlassen, dies mit genügend Zeit und Sadismus für ihn zu übernehmen. Er entschloss einmal angefangenen Dinge weiter zu nutzen und wählte erneut das Gesicht als Ziel seiner Attacke. Den Ellenbogen noch einmal zum Einsatz zu bringen erwies sich als kaum machbar, da der andere den eigenen Arm schützend erhoben hatte und Kogan mit der anderen Hand versuchte den Messerarm seines Gegners zu behindern. Die Lösung war relativ simpel.
Sein eigenes Gesicht war durch den Helm geschützt, dass des Grauen nicht.
Es sah aus, als würde der stilisiert, knöcherne Drachenschädel zupicken. Dieses mal war das Knacken von brechenden Knochen zu hören. Der Graue jaulte auf, ließ das Messer fallen und taumelte mit vor das Gesicht geschlagenen Händen, rückwärts. Nicht nur Blut lief zwischen seinen Fingern hervor, sondern auch eine weißlich schmierige Flüssigkeit, die Kogan annehmen ließ, dass er ein Auge erwischt hatte. Viel Zeit diesen Triumph zu feiern blieb ihm nicht. Gerade rechtzeitig riss er den Arm hoch, um sich vor der nieder zuckenden Pistole zu schützen. Die Waffe entsprang wohl nicht sehr kundigen Händen. Als sie auf seine Unterarmschiene prallte, zersprang sie in einer beinahe schon komödiantisch anmutenden kleinen Fontäne aus Federn und Metallteilen. Ihr Besitzer machte sich vorerst nicht viel aus dem Verlust und packte den gehörnten Helm, der seinem Kameraden zum Verhängnis geworden war. Er zerrte und drehte daran, wohl in der Absicht Kogan das Genick zu brechen. Nicht die dümmste Idee, allerdings legte er seinen Bauch und seine Brust dabei offen und der Fürst bearbeitete sie mit Fausthieben und Stichen seiner Dornen bewehrten Knöchel.
Blut spritzte und Haut verfärbte sich blau, doch der andere ließ nicht locker, schien die Verletzungen kaum zu spüren. Kogans Genick fühlte sich bereits an als würde sein Hals jeden Moment kapitulieren und der Graue seinen Kopf ganz gemächlich abschrauben können.
Frustriert darüber, dass genau das noch nicht geschehen war, stieß der Riese einen wütenden Grunzer aus und schlug den Arm zur Seite, mit dem Kogan ihn blindlings zu ergreifen versuchte. Dann fiel sein Blick auf den Dolch und er tastete mit dem Fuß danach, erreichte die Klinge und scharrte sie zu sich heran. Um sie freilich aufzunehmen musste er seinen Griff um den Drachen lockern. Ein Risiko welches er einging, um so an das Instrument zu kommen. Kogan spürte den nachlassenden Druck, zwang sich jedoch dazu noch den Gebannten zu spielen. Als der Graue sich gerade herab beugte und die Hand ausstreckte, explodierte der Fürst in einer einzelnen Kraftanstrengung und befreite sich immerhin so weit, um mit um den Dolch zu ringen.
Der andere war in der besseren Position, erreichte die Waffe zuerst und hatte die andere Hand noch immer um eines der Hörner geschlungen. Er ruckte Kogans Kopf brutal zur Seite und trieb die Klinge bis zum Heft in einen der Sehschlitze.
Die grobporiege, von schlechtem Stahl zu schlechter Qualität verfluchte, Messerklinge durchdrang das Auge und die dahinter liegenden Nerven und das Fleisch. Das Blatt kratzte über den Knochen und verkeilte sich knirschend in der Augenhöhle, während dickes schwarzes Blut und zerstörtes Gewebe wie aus einem Springbrunnen sprudelten. Ein Objekt im Schädel, welches dort ganz gewiss nicht hingehören sollte, veranlasste den Körper des Fürsten krampfhaft zu zittern und zu zucken. Die gerüstete Gestalt schüttelte sich mit metallenem Scheppern, wie ein urtümliches Reptil seine Panzerschuppen zum Rasseln bringen mochte.
Der graue Riese, selbst aus unzähligen Blessuren tropfend, bemühte sich seinen vorteilhaften Griff zu bewahren, die Klinge frei zu bekommen und erneut zu zustoßen. Vielleicht das andere Auge, oder gar ein Schnitt quer über die Kehle. Allein, seine Verletzungen und die unkontrollierten Spastiken seines Opfers machten dies unmöglich. Also suchte er etwas Abstand zu gewinnen, ganz in der Hoffnung so nicht Ziel eines ungelenken Schlages zu werden und vielleicht den finalen Todeskampf dieses zähen Feindes beobachten zu können. Dem heulenden Kameraden beizustehen, der weiter entfernt gegen einen Fels gestützt stand und über sein halbiertes Augenlicht fluchte und jammerte, stand nicht ganz oben auf seiner Agenda.
Der Körper des Fürsten mühte sich das Objekt in Form des Messers nach draußen zu bekommen, da es beim Versuch der Selbstheilung hinderlich war. Hätte der Graue gewusst womit er es zu tun hatte, er hätte wohl nicht nur versucht die Klinge tiefer zu stoßen, anstatt sie herauszuziehen, ihm wäre darüber hinaus vielleicht auch eine Methode offenbart wurden, mit der man der unmenschlichen Fähigkeit des Fürsten zur Selbstheilung womöglich hätte beikommen können. Eine Methode wie man sie aus der Folklore vieler Völker, ob primitiv oder hoch entwickelt, hätte entlehnen können.
Nämlich jene des Pfählens.
Die Gabe des Fürsten mochte aus sich heraus versuchen einen Fremdkörper abzustoßen, wie sie es bei nicht wenigen Gelegenheiten mit Kugeln, Schrabnellen und gar mit Pfeilspitzen getan hatte. Würde es ein Feind jedoch schaffen, einen Sporn oder eben Pfahl in ihn zu treiben und so zu verankern, dass ein Abstoßen unmöglich wurde, so konnte unter Umständen das unnatürliche Festklammern am Leben ein Ende finden. Annahmen, die natürlich im Raum des Hypothetischen verhallten, da das Messer zwar verkeilt, aber keineswegs so tief im Schädel des Fürsten steckte, dass es für ihn tödlich war. Vielmehr sah er sich in der Art der Verletzung mit dem anderen Grauen verbrüdert. Allein, es war für ihn kein andauernder Zustand, wie für seinen Gegner.
Das Zittern und Beben ebbte ab und die tastende Hand fand den Griff der Waffe, wie sie zuvor die Spitze des Speeres gefunden hatte.
Voll aufsteigendem Entsetzen beobachtete der andere, wie der, von dessen anstehenden Tod er so überzeugt gewesen war, an dem Dolch zerrte, ihn gar in der Wunder drehte und schließlich mit einem schmatzenden Geräusch und einem kleinen Schwall schwarzen Blutes, aus dem eisernen Auge des Drachenhelmes zog. Der andere taumelte zurück.
Warum stirbst du nicht? Das ist wider Khornes Wille! Das ist Hexenkunst Der Tränenfluss aus dem Drachenauge versiegte.
Der Tod hat etwas zu endgültiges!
Kommentierte der andere und schritt mit frischem Elan auf seinen Kontrahenten zu.
Wo sein abflauendes Adrenalin die Schmerzen spürbar werden und selbst die titanischen Muskeln brennen ließen, schien der Gerüstete jede Verletzung abzuschütteln und ohne den Verlust jeglicher Kraft neu antreten zu können. Wie eine verfluchte Maschine.
Trotzdem war der Graue nicht gewillt sich von so etwas vor den Augen seines Gottes als Schwächling hinstellen zu lassen. Den blutigen Zoll der eigenen Verletzungen ignorierend, lief er dorthin, wo die wuchtige Axt des Fürsten im Staub lag. Unweit der Stelle, wo der Carnak mit der Zügelkette an einen Fels gebunden wurden war.
Die Waffe war sonderbar geformt. Ihr geschwungener Schaft hielt am oberen Ende den Kopf, doch entgegen einer gewöhnlichen Axt bestand dieser nicht aus einem durchgehenden Blatt mit Schneide, sondern aus mehreren, unterschiedlich langen Dornen, welche ein Blatt nur in der Krümmung nachahmten. Ein Treffer damit hackte also weniger in sein Ziel hinein, als das es es vielmehr mit mehreren Dolchen aufspießte. Wurde dann mit der übermenschlichen Kraft des Besitzers an der versenkten Waffe gezogen, konnte sie ein unglückliches Opfer regelrecht zersägen. Wirklich störend war für den Grauen jedoch die ungewohnte Art der Gewichtsverteilung, welche eigentümlich, wenn nicht gar hinderlich ausbalanciert anmutete. Allemal war es besser als Nichts und dem Dolch, der nun wie die Axt den Besitzer gewechselt hatte, wohl eindeutig überlegen.
Wollen sehn wie endgültig der Tod für dich sein wird, wenn ich dir den Kopf mit samt deinem weibischen Helm runter hacke! Der Graue verfiel in einen Trab und steigerte sich zum Sprint. BLUT FÜR DEN BLUTGOTT! Brüllte er, dass es von den aufragenden Felsen wiederhallte.
SCHÄDEL FÜR SEINEN THRON! Entgegnete Kogan nicht nennenswert leiser und seinerseits in den schwerfälligen aber unaufhaltbaren Lauf eines erbosten Nashorns verfallend. Der Aufprall erfolgte in Mitten einer Staubwolke und hätte gewiss für die eine oder andere Allegorie mit zusammenstoßenden Zügen oder Lastwagen herhalten können.
Der Graue schwang die Axt kurz vor dem Zusammentreffen in einem brutalen Halbkreis, doch ihre ungewohnte Handhabung ließ Kogan den Angriff rechtzeitig erkennen. Er duckte sich ohne Anstalten zu machen langsamer zu werden und krachte mit der Metall verkrusteten Schulter in den ungeschützten Bauch seines Gegners. Diesen hob es von den Beinen und über Kogan hinweg. Er kam schmerzhaft auf dem Rücken zu liegen, konnte den Gepanzerten mit einem Schwinger der Axt auf Abstand halten, als dieser mit dem Messer in der Faust auf ihn eindringen wollte. Stöhnend arbeitete sich der Graue auf die Knie und versuchte in dieser ungünstigen Position erneut einen hackenden Schlag anzubringen.
Kogan wich dem Hieb nicht aus, sondern nahm ihm die Wucht, indem er in ihn hinein schritt und die Waffe zwischen Körper und Arm einklemmte. Mit der freien Hand stieß er das Messer, welches unten aus seiner Faust ragte, in die Schulter des Grauen.
Der blögte wie ein geschächtetes Squam- Squam und als die Kraft aus seinem Schwertarm wich, tauschten die Waffen einmal mehr den Besitzer. Kogan stand nun wie ein Henker über dem Knienden, dem man jedoch anrechnen musste, dass er noch immer nicht gewillt war sein Schicksal zu akzeptieren. Er unternahm nicht den Versuch das Messer aus seinem Fleisch zu zerren, sondern stürzte sich mit bloßen Händen und mehr vorwärts fallend, denn wirklich anspringend, auf den Herren Rasankurs. Dessen Axt beschrieb einen senkrechten Bogan von unten nach oben, begleitet mit einem beinahe eleganten Ausfallschritt ihres angestammten Besitzers. Der Schwung des Grauen trug ihn in den sensenden Schnitt der Dornen. Die fraßen sich durch Unterleib, Bauch und Brustbein. Am Kinn des Getroffenen zeigte sich kaum mehr als ein kleiner Schnitt, wie er beim Rasieren passieren mochte.
Der Graue stolperte an Kogan vorbei wankte und brach wieder in die Knie. Halbherzig versuchte er Innereien davon abzuhalten aus seinem geöffneten Leib zu quellen.
Verdammt Murmelte er, die Worte von einem Schwall Blut begleitet. Ich dachte nicht das… Die Axt zischte nieder und trennte den Kopf von den Schultern. Der enthauptete Leib blieb hocken wie ein Mahnmal, bis ihn die Aasfresser der Wüste später für sich beanspruchen würden.
Nun hob dieser nicht etwa die gleichfalls gerüstete Hand, um den Störenfried zu verscheuchen oder gar zu zerquetschen. Das Daumen große Insekt zerplatzte vielmehr in Anbetracht der enormen Hitze, welche sich in der Rüstung des Reisenden aufgestaut hatte. Der stinkende Schmier war alles, was von dem Aufeinandertreffen zeugte, als er an dem glühend heißen Metall herab rann und gebacken wurde.
Im Norden war die Wüste sehr felsig, was ab und an Schatten gebar, auch wenn diese unter dem erbarmungslosen Zorn der Sonne nur flach und kümmerlich den Segen der Kühlung versprachen. Zuweilen trotte der Carnak des Reiter in einen solchen dunklen Fleck, wo Felsen über den Weg hingen und ihn beschirmten. Dort verschmolzen Tier, Reiter und Dunkelheit für einen kurzen Moment miteinander, denn alles Dreis teilte sich die gleiche Farbgebung.
Es war der Herr Rasankurs, der unbegleitet den Weg nach Norden eingeschlagen hatte.
Wie immer bei derartigen Ausritten, war das Carnak stark modifiziert wurden. Zum einen natürlich um den Bedingungen dieser Region zu trotzen, mehr noch aber um das schiere, gepanzerte Gewicht des Fürsten tragen zu können. Durch halb wissenschaftliche, hab arkarne Ingredienzien war das Tier zu einer muskulösen Monstrosität angewachsen, das dann durch ätzenden Schlamm geführt werden konnte, ohne dass es den Schmerz spürte, denn unveränderte Artgenossen zu sofortiger Flucht gereizt hätten. Natürlich hatte dies seinen Preis. So angepasste Geschöpfe lebten für gewöhnlich nicht lange, verfielen dem Wahnsinn und waren schwer zu handhaben. Außerdem wurden sie recht schnell zu Fleischfressern, da ihr auf Pflanzen ausgelegter Metabolismus den Ansprüchen der veränderten Physiognomie nicht genügen konnte. Hinzu kam die Eigensinnigkeit, die auch jetzt der unmenschlichen Stärke des Reiters bedurfte, um wortwörtlich gezügelt zu werden. Der Grund für den kraftvollen Ruck an der Kette lag in etwas begründet, dass die natürliche Kargheit der Umgebung mit ganz eigener Abscheulichkeit bereicherte. An einem Gestell aus rostigem Eisen hing ein gehäuteter Mann. Einzig die Gesichtsmaske, die man ihm gelassen hatte, kündete davon, dass es sich um einen Rasankuri gehandelt hatte.
Wie lang er hier bereits zur Schau gestellt wurde ließ sich schwer sagen, da die Umwelteinflüsse und die Hitze das mumifizierten, was Aasfresser verschmäht hatten. Dieses Zeugnis gewaltsamer Auseinandersetzungen blieb jedoch nicht allein. Neben kleineren Hinweisen, wie leer geschossene Patronenhülsen, auf deren Messingleib sich die Strahlen der Sonne fingen. An anderen stellen waren behelfsmäßige Schreine errichtet, aufgeschichtete kleine Haufen aus abgeschlagenen Schädeln. Viele geborsten und eingeschlagen, viele durch Mutation verformt und viel von beachtlicher, ja abnormer Größe. Alle Getöteten wurden augenscheinlich mit grauenhafter Brutalität gemordet und dennoch hatte man ihren Überresten rituellen Respekt gezollt. Hier waren Kontrahenten aufeinander getroffen, die einer Verwandten Art des Glaubens angehörten.
Kogan trieb den schäumenden und geifernden Carnak zu neuem Trab an.
Die drei Männer attackierten ihn wie Krieger, die auf Schusswaffen verzichten mussten und sich dieses Nachteils so bewusst waren, dass sie ihn nicht nur in ihre Kampfweise einfließen ließen, sondern zur Doktrin erhoben. Wo ein Rasankuri sich auf sein Sturmgewehr verließ, selbst wenn ihm die Konfrontation von Angesicht zu Angesicht mehr Befriedigung verschaffte und erst in zweiter Instanz die blanke Klinge wählte, hielten sich diese drei gar nicht erst mit dem Versuch auf, die unzulängliche Pistole, die einer von ihnen mit sich führte, zum Einsatz zu bringen.
Als Kogan das unruhige Schnauben seines Reittieres gewahrte, war es schon zu spät. Als wären sie direkt aus dem Stein entwachsen, stürzten sich die drei Riesen auf ihn.
Und Riesen waren sie, ein jeder nicht nennenswert kleiner als Kogan, einer gar eine Handspanne größer. Sie hatten in den Schatten einer Geröll- und Felsaufhäufung gelauert und ihre grobschlächtigen Gestalten waren ihnen beim Verbergen eher noch zu Pass gekommen, als das sie ein Hindernis gewesen wären.
Der Herr Rasankurs riss eine seiner gewaltigen Steinschlosspistolen aus dem Halfter, doch die Hand wurde ihm nach oben gedrückt und der donnernde Zorn des Geschosses zerriss nicht Fleisch und Lebensader, sondern nur kochende Luft.
Ein Weiterer packte das Carnak mit Klammergriff um den Hals, als wäre es kaum mehr als ein störrisches Fohlen. Der Dritte aber nutzte die entblößte Achsel des emporgestreckten Arms und stieß einen stählernen Speer in den erzwungenen Schwachpunkt.
In Kraft standen die Hünen ihrer Größe in nichts nach und kreischend durchdrang das Metall den Schutz der Rüstung und bohrte sich in den Körper, denn sie doch eigentlich hätte schützen sollen.
Der Fürst ächzte tödlich verwundet auf. Schwarzes Blut sprudelte ihm aus dem Mund, suchte sich seinen Weg durch die Spalten des Helmes und ließ den Drachen selbst nun Blut geifern. Er kippte wie eine rutschende Lawine zur Seite und schlug in den Staub. Der Speer verfing sich zwischen Knochen und gespaltenem Stahl und wurde dem Griff seines Besitzers entrissen.
Die drei Riesen grölten und lachten siegreich.
An dieser Stelle wäre der Mythos vom neu erwachten Rasankur und seinem selbst gekrönten Gottkönig beendet gewesen. Kein sonderlich ruhmreiches Ende wäre es gewesen. Niedergemacht ohne wirklichen Kampf, ungesehen von einem, der die Kunde hätte verbreiten können und gemeuchelt von welchen, die nicht einmal wussten, wen sie da zu Tode gebracht hatten. Nicht ruhmreich, doch gewiss nach dem humorvollen Geschmack der dunklen Götter.
Das die Saga an dieser Stelle eben nicht endete, war weder auf Tapferkeit, Schläue oder Geschick zurückzuführen, sondern allein auf den Umstand, dass Kogan einen unfairen Vorteil auf seiner Seite hatte. Namentlich die Regeneration, die ihm die Symbiose mit der Wesenheit Rasankur gewährte.
Das es diese gezinkte Karte des Schicksals war, die er nun ausspielen konnte, ließ die Götter sich von einem amüsierten Lächeln vielleicht gar zu einem Kichern steigern.
Seine Finger tasteten nach dem Schaft der primitiven Waffe, zitternd noch, doch schnell ihre gewohnte Stärke zurück erlangend.
Die Drei stritten um den Besitz des Carnaks, nachdem sie voller Enttäuschung festgestellt hatten, dass sich nicht so sonderlich viel mehr Beute finden ließ. Die Rüstung und die Leiche gehörte dem, der mit dem Speer zugestochen hatte über den Rest wurde wenig sittlich debattiert.
Als Kogan sich erhob, wandten sich die Drei zu dem unerfreulich lebendigem Ziel ihrer Attacke um.
Leck mich doch, der zappelt ja noch. Knurrte einer und ging ohne übertriebene Eile auf den Liegenden zu, um zu beenden was er angefangen hatte. Der Schwarze Drachen, dessen Blick sich soweit geklärt hatte, konnte seine Angreifer nun zum ersten mal genauer begutachten.
Sie waren alle nur sehr leicht bekleidet. Fadenscheinige Hosen und Fetzen, die kaum ihre Tonnen förmigen Oberkörper bedeckten. Weiterreichende Bekleidung schien auch unzweckmäßig, denn sie waren derart muskulös aufgebläht, dass dies unmöglich auf bloßes, körperliches Training zurückzuführen sein konnte und keine Kleidung dem recht Herr werden würde.
Vielmehr schienen sie einem nur marginal gesteuertem, wilden Wachstum ausgeliefert gewesen zu sein. Kogan sah sich drei grotesken Muskelbergen gegenüber, die Haut eher grau als von natürlicher Färbung, die Gesichter wie zugeschwollen und zur Unmenschlichkeit deformiert. Er hatte gefunden was er gesucht hatte, beziehungsweise war selber gefunden wurden. Gleichviel, es blieb sich letztlich einerlei.
Der, der gekommen war um ihn wie einen Fisch an Land final aufzuspießen, griff nach dem Speer, um ihn erneut in den Leib zu rammen, aus dem er so eben mühsam herausgezogen wurden war.
Überrascht ächzte er auf, als der Widerstand, in der festhaltenden Faust des gestürzten Reiters weitaus größer ausfiel als erwartet. Er zerrtet mit seiner eigenen, beachtlichen Kraft an der Waffe und erntete Gelächter von seinen Kameraden, als es ihm nicht gelang sie frei zu bekommen.
Was dann geschah, passierte so schnell, dass den beiden anderen das Lachen erst in der Kehle stecken blieb, als es für ihren Mitstreiter bereits zu spät war.
Das widerstreitende Ziehen an der Stangenwaffe endete damit, dass sich Kogan abrupt aufsetzte, den Schaft kurz oberhalb seiner Faust mit einem Ruck abbrach und die so entstandene Spitze von unten durch Kinn, Mund und letztlich den gesamten Schädel des anderen Trieb. Es gab ein trockenes Geräusch, nicht unähnlich jenem, welches beim fachmännischen Zerlegen einer Melone von der gespaltenen Schale erzeugt wird. Der Getroffene gab einen einzelnen, Laut von sich, der nicht ganz ein Wort wurde und brach dann zusammen wie eine Marionette, der man die Fäden durchtrennt hatte.
Auf diese Weise drohte er Kogan als Berg aus totem Fleisch unter sich zu begraben, wenn dieser den Leichnam nicht an seinem Ende des gebrochenen Schaftes zur Seite und von sich fort gedrückt hätte.
Das Lachen brach ab und während sich der nicht so Tote auf die Beine wuchtete, zog einer der zwei verbliebenen Riesen seine Pistole, wohl in Heimarbeit entstanden wenn man ihre Proportionen und krude Bauweise betrachtete, während der Zweite einen Dolch zückte.
In den Händen eines normalen Mannes hätte diese Waffe beachtlich gewirkt, in der grauen Pranke trog der Schein und gemahnte an ein Taschenmesser oder einen Brieföffner. Der so gewappnete beschrieb einen Bogen, um Kogan zum einen zu flankieren und zum anderen seinem Kameraden freies Schussfeld zu gewähren. Dies nutze jener auch unvermittelt aus, nicht länger auf die Überlegenheit durch Zahl und Kraft vertrauend. Er entleerte das Magazin in sechs schnellen Schüssen. Vier davon wurden von des Drachens Rüstung abgelenkt oder aufgehalten, zwei stanzten silbern umrandete Löcher in das schwarze Metall. Der Fürst keuchte, doch im Vergleich mit der soeben zur Nichtexistenz verdammten Speerwunde waren das nur Mückenstiche.
Khorne! Fluchte der Schütze und packte seine leere Waffe am Griff, um sie zum Knüppel umzufunktionieren. Wieso verreckt dieser Hurensohn nicht, wie es sich für einen Rasankurer gehört? Er schloss sich dem Angriff seines Kumpanen an, der keine Zeit für das Äußern von Vermutungen auf unklärbare Fragen hatte. Er war bereits damit beschäftigt gegen Kogan vorzugehen. Der sah sich unbewaffnet, da die Axt noch dort lag wo er attackiert wurden war und die zweite Pistole in der Satteltasche steckte. Das Ganze würde also so weitergehen wie es angefangen hatte, wenig edel oder heroisch malerisch. Wenigst war keiner dieser Narren so geistesgegenwärtig gewesen die Axt selbst aufzuheben.
Kogan versuchte gar nicht erst den Stoß mit dem Dolch abzufangen, als dieser versuchte die Schwachstelle unter seiner Achse zu treffen. Halb erwartete er den Schmerz und halb konzentrierte er sich darauf seinerseits einen Treffer zu landen. Die Pein durchschnittenen Fleisches blieb jedoch aus, denn auch wenn der Schwarze Drachen sich nicht auf die Abwehr konzentriert hatte, verfehlte der Graue durch die Bewegung des Kampfes dennoch. Die Klinge kratzte über Metall, während Kogan seine Rüstung selbst zur Waffe machte. Die Dornen und geschliffenen Kanten waren nur in zweiter Linie Verzierungen und prädestinierten sich selber zum Schlitzen und Bohren. Dieser Prämisse folgend schmetterte er den Ellenbogen in das Gesicht seines Feindes, was Blut spritzen und Zähne brechen ließ. Eine ungewöhnlich geringe Reaktion, wo doch für gewöhnlich ein Schlag genügte um einem Feind wortwörtlich den Kopf von den Schultern zu hauen.
Die Überraschung schien auf beiden Seiten beheimatet, denn der andere war es offenkundig nicht gewohnt, dass ihm ein Schlag von jemanden, der nicht Seinesgleichen war, eine derart schmerzhafte Reaktion abrang. Dennoch überwog der Schmerz nicht die Wut und so verstärkte er seine Bemühungen das Eisen in seiner Hand irgendwie durch das Eisen rings um den Körper seines Widersachers zu treiben. Kogan wiederum war sich nur allzu bewusst, dass der Zweite mit großen Schritten und Mord im Sinn nahte und er sich keineswegs sicher sein konnte, gegen beide zu bestehen. Auch hatte er die eigene Fähigkeit zur Regeneration noch nie vollends auf die Probe gestellt und er wollte es diesen beiden Herzchen nicht überlassen, dies mit genügend Zeit und Sadismus für ihn zu übernehmen. Er entschloss einmal angefangenen Dinge weiter zu nutzen und wählte erneut das Gesicht als Ziel seiner Attacke. Den Ellenbogen noch einmal zum Einsatz zu bringen erwies sich als kaum machbar, da der andere den eigenen Arm schützend erhoben hatte und Kogan mit der anderen Hand versuchte den Messerarm seines Gegners zu behindern. Die Lösung war relativ simpel.
Sein eigenes Gesicht war durch den Helm geschützt, dass des Grauen nicht.
Es sah aus, als würde der stilisiert, knöcherne Drachenschädel zupicken. Dieses mal war das Knacken von brechenden Knochen zu hören. Der Graue jaulte auf, ließ das Messer fallen und taumelte mit vor das Gesicht geschlagenen Händen, rückwärts. Nicht nur Blut lief zwischen seinen Fingern hervor, sondern auch eine weißlich schmierige Flüssigkeit, die Kogan annehmen ließ, dass er ein Auge erwischt hatte. Viel Zeit diesen Triumph zu feiern blieb ihm nicht. Gerade rechtzeitig riss er den Arm hoch, um sich vor der nieder zuckenden Pistole zu schützen. Die Waffe entsprang wohl nicht sehr kundigen Händen. Als sie auf seine Unterarmschiene prallte, zersprang sie in einer beinahe schon komödiantisch anmutenden kleinen Fontäne aus Federn und Metallteilen. Ihr Besitzer machte sich vorerst nicht viel aus dem Verlust und packte den gehörnten Helm, der seinem Kameraden zum Verhängnis geworden war. Er zerrte und drehte daran, wohl in der Absicht Kogan das Genick zu brechen. Nicht die dümmste Idee, allerdings legte er seinen Bauch und seine Brust dabei offen und der Fürst bearbeitete sie mit Fausthieben und Stichen seiner Dornen bewehrten Knöchel.
Blut spritzte und Haut verfärbte sich blau, doch der andere ließ nicht locker, schien die Verletzungen kaum zu spüren. Kogans Genick fühlte sich bereits an als würde sein Hals jeden Moment kapitulieren und der Graue seinen Kopf ganz gemächlich abschrauben können.
Frustriert darüber, dass genau das noch nicht geschehen war, stieß der Riese einen wütenden Grunzer aus und schlug den Arm zur Seite, mit dem Kogan ihn blindlings zu ergreifen versuchte. Dann fiel sein Blick auf den Dolch und er tastete mit dem Fuß danach, erreichte die Klinge und scharrte sie zu sich heran. Um sie freilich aufzunehmen musste er seinen Griff um den Drachen lockern. Ein Risiko welches er einging, um so an das Instrument zu kommen. Kogan spürte den nachlassenden Druck, zwang sich jedoch dazu noch den Gebannten zu spielen. Als der Graue sich gerade herab beugte und die Hand ausstreckte, explodierte der Fürst in einer einzelnen Kraftanstrengung und befreite sich immerhin so weit, um mit um den Dolch zu ringen.
Der andere war in der besseren Position, erreichte die Waffe zuerst und hatte die andere Hand noch immer um eines der Hörner geschlungen. Er ruckte Kogans Kopf brutal zur Seite und trieb die Klinge bis zum Heft in einen der Sehschlitze.
Die grobporiege, von schlechtem Stahl zu schlechter Qualität verfluchte, Messerklinge durchdrang das Auge und die dahinter liegenden Nerven und das Fleisch. Das Blatt kratzte über den Knochen und verkeilte sich knirschend in der Augenhöhle, während dickes schwarzes Blut und zerstörtes Gewebe wie aus einem Springbrunnen sprudelten. Ein Objekt im Schädel, welches dort ganz gewiss nicht hingehören sollte, veranlasste den Körper des Fürsten krampfhaft zu zittern und zu zucken. Die gerüstete Gestalt schüttelte sich mit metallenem Scheppern, wie ein urtümliches Reptil seine Panzerschuppen zum Rasseln bringen mochte.
Der graue Riese, selbst aus unzähligen Blessuren tropfend, bemühte sich seinen vorteilhaften Griff zu bewahren, die Klinge frei zu bekommen und erneut zu zustoßen. Vielleicht das andere Auge, oder gar ein Schnitt quer über die Kehle. Allein, seine Verletzungen und die unkontrollierten Spastiken seines Opfers machten dies unmöglich. Also suchte er etwas Abstand zu gewinnen, ganz in der Hoffnung so nicht Ziel eines ungelenken Schlages zu werden und vielleicht den finalen Todeskampf dieses zähen Feindes beobachten zu können. Dem heulenden Kameraden beizustehen, der weiter entfernt gegen einen Fels gestützt stand und über sein halbiertes Augenlicht fluchte und jammerte, stand nicht ganz oben auf seiner Agenda.
Der Körper des Fürsten mühte sich das Objekt in Form des Messers nach draußen zu bekommen, da es beim Versuch der Selbstheilung hinderlich war. Hätte der Graue gewusst womit er es zu tun hatte, er hätte wohl nicht nur versucht die Klinge tiefer zu stoßen, anstatt sie herauszuziehen, ihm wäre darüber hinaus vielleicht auch eine Methode offenbart wurden, mit der man der unmenschlichen Fähigkeit des Fürsten zur Selbstheilung womöglich hätte beikommen können. Eine Methode wie man sie aus der Folklore vieler Völker, ob primitiv oder hoch entwickelt, hätte entlehnen können.
Nämlich jene des Pfählens.
Die Gabe des Fürsten mochte aus sich heraus versuchen einen Fremdkörper abzustoßen, wie sie es bei nicht wenigen Gelegenheiten mit Kugeln, Schrabnellen und gar mit Pfeilspitzen getan hatte. Würde es ein Feind jedoch schaffen, einen Sporn oder eben Pfahl in ihn zu treiben und so zu verankern, dass ein Abstoßen unmöglich wurde, so konnte unter Umständen das unnatürliche Festklammern am Leben ein Ende finden. Annahmen, die natürlich im Raum des Hypothetischen verhallten, da das Messer zwar verkeilt, aber keineswegs so tief im Schädel des Fürsten steckte, dass es für ihn tödlich war. Vielmehr sah er sich in der Art der Verletzung mit dem anderen Grauen verbrüdert. Allein, es war für ihn kein andauernder Zustand, wie für seinen Gegner.
Das Zittern und Beben ebbte ab und die tastende Hand fand den Griff der Waffe, wie sie zuvor die Spitze des Speeres gefunden hatte.
Voll aufsteigendem Entsetzen beobachtete der andere, wie der, von dessen anstehenden Tod er so überzeugt gewesen war, an dem Dolch zerrte, ihn gar in der Wunder drehte und schließlich mit einem schmatzenden Geräusch und einem kleinen Schwall schwarzen Blutes, aus dem eisernen Auge des Drachenhelmes zog. Der andere taumelte zurück.
Warum stirbst du nicht? Das ist wider Khornes Wille! Das ist Hexenkunst Der Tränenfluss aus dem Drachenauge versiegte.
Der Tod hat etwas zu endgültiges!
Kommentierte der andere und schritt mit frischem Elan auf seinen Kontrahenten zu.
Wo sein abflauendes Adrenalin die Schmerzen spürbar werden und selbst die titanischen Muskeln brennen ließen, schien der Gerüstete jede Verletzung abzuschütteln und ohne den Verlust jeglicher Kraft neu antreten zu können. Wie eine verfluchte Maschine.
Trotzdem war der Graue nicht gewillt sich von so etwas vor den Augen seines Gottes als Schwächling hinstellen zu lassen. Den blutigen Zoll der eigenen Verletzungen ignorierend, lief er dorthin, wo die wuchtige Axt des Fürsten im Staub lag. Unweit der Stelle, wo der Carnak mit der Zügelkette an einen Fels gebunden wurden war.
Die Waffe war sonderbar geformt. Ihr geschwungener Schaft hielt am oberen Ende den Kopf, doch entgegen einer gewöhnlichen Axt bestand dieser nicht aus einem durchgehenden Blatt mit Schneide, sondern aus mehreren, unterschiedlich langen Dornen, welche ein Blatt nur in der Krümmung nachahmten. Ein Treffer damit hackte also weniger in sein Ziel hinein, als das es es vielmehr mit mehreren Dolchen aufspießte. Wurde dann mit der übermenschlichen Kraft des Besitzers an der versenkten Waffe gezogen, konnte sie ein unglückliches Opfer regelrecht zersägen. Wirklich störend war für den Grauen jedoch die ungewohnte Art der Gewichtsverteilung, welche eigentümlich, wenn nicht gar hinderlich ausbalanciert anmutete. Allemal war es besser als Nichts und dem Dolch, der nun wie die Axt den Besitzer gewechselt hatte, wohl eindeutig überlegen.
Wollen sehn wie endgültig der Tod für dich sein wird, wenn ich dir den Kopf mit samt deinem weibischen Helm runter hacke! Der Graue verfiel in einen Trab und steigerte sich zum Sprint. BLUT FÜR DEN BLUTGOTT! Brüllte er, dass es von den aufragenden Felsen wiederhallte.
SCHÄDEL FÜR SEINEN THRON! Entgegnete Kogan nicht nennenswert leiser und seinerseits in den schwerfälligen aber unaufhaltbaren Lauf eines erbosten Nashorns verfallend. Der Aufprall erfolgte in Mitten einer Staubwolke und hätte gewiss für die eine oder andere Allegorie mit zusammenstoßenden Zügen oder Lastwagen herhalten können.
Der Graue schwang die Axt kurz vor dem Zusammentreffen in einem brutalen Halbkreis, doch ihre ungewohnte Handhabung ließ Kogan den Angriff rechtzeitig erkennen. Er duckte sich ohne Anstalten zu machen langsamer zu werden und krachte mit der Metall verkrusteten Schulter in den ungeschützten Bauch seines Gegners. Diesen hob es von den Beinen und über Kogan hinweg. Er kam schmerzhaft auf dem Rücken zu liegen, konnte den Gepanzerten mit einem Schwinger der Axt auf Abstand halten, als dieser mit dem Messer in der Faust auf ihn eindringen wollte. Stöhnend arbeitete sich der Graue auf die Knie und versuchte in dieser ungünstigen Position erneut einen hackenden Schlag anzubringen.
Kogan wich dem Hieb nicht aus, sondern nahm ihm die Wucht, indem er in ihn hinein schritt und die Waffe zwischen Körper und Arm einklemmte. Mit der freien Hand stieß er das Messer, welches unten aus seiner Faust ragte, in die Schulter des Grauen.
Der blögte wie ein geschächtetes Squam- Squam und als die Kraft aus seinem Schwertarm wich, tauschten die Waffen einmal mehr den Besitzer. Kogan stand nun wie ein Henker über dem Knienden, dem man jedoch anrechnen musste, dass er noch immer nicht gewillt war sein Schicksal zu akzeptieren. Er unternahm nicht den Versuch das Messer aus seinem Fleisch zu zerren, sondern stürzte sich mit bloßen Händen und mehr vorwärts fallend, denn wirklich anspringend, auf den Herren Rasankurs. Dessen Axt beschrieb einen senkrechten Bogan von unten nach oben, begleitet mit einem beinahe eleganten Ausfallschritt ihres angestammten Besitzers. Der Schwung des Grauen trug ihn in den sensenden Schnitt der Dornen. Die fraßen sich durch Unterleib, Bauch und Brustbein. Am Kinn des Getroffenen zeigte sich kaum mehr als ein kleiner Schnitt, wie er beim Rasieren passieren mochte.
Der Graue stolperte an Kogan vorbei wankte und brach wieder in die Knie. Halbherzig versuchte er Innereien davon abzuhalten aus seinem geöffneten Leib zu quellen.
Verdammt Murmelte er, die Worte von einem Schwall Blut begleitet. Ich dachte nicht das… Die Axt zischte nieder und trennte den Kopf von den Schultern. Der enthauptete Leib blieb hocken wie ein Mahnmal, bis ihn die Aasfresser der Wüste später für sich beanspruchen würden.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz