09-11-2017, 10:45 PM
In der Kabine hing ein Rückspiegel. Eine reichlich unnütze Einrichtung, da es kein rückwärtiges Fenster gab, aus dem man damit hätte schauen können. Somit diente er nur dazu, das der Fahrer die hintern Fahrgäste beobachten konnte. Hey! grinste Pakito, der in dem Moment genau das tat und die Augen kurz von der Fahrbahn nahm, um die Aurelias zu suchen. Keiner soll mir nachsagen, ich würde bei zwei so hübschen Damen zu früh kommen. Er lachte schallend über den eigenen Witz, während Flip die Augen verdrehte, was man zwar nicht sehen, wohl aber in ihren Worten hören konnte.
Könnt ihr Typen euch nicht ein einziges mal die dummen Sprüche verkneifen? Nur ein einziges, verfluchtes Mal?
Flip nicht gleich aus Flip. Das war ja wohl ne Steilvorlage.
Also schön, wenn Humor in diesem fahrenden Mülleimer nicht gefragt ist, dann eben nicht.
Es hat so lange gedauert, weil ich noch mal alle Reparaturarbeiten nachgesehen habe. Ich habe keine Lust irgendwo in einem fremden Ganggebiet liegen zubleiben, weil irgendein besoffener Schrauber geschlampt hat. Außerdem waren es doch nur fünf Minuten. Auf die Frage, was denn so Außergewöhnlich an den Drückern sei, antwortete Flip sauertöpfisch. Wenn du einem über den Weg läufst, dann weißt du es. Meinte sie nur. Pakito, der gerade dabei war den Transporter unter Hin- und her Schalten des ersten und des Rückwärtsganges um eine besonders enge Kurve zu manövrieren, ließ sich zu einer etwas ausführlicheren Erklärung herab. Na die Drücker sind teilweise ziemlich agro und beschaffen sich ihren Stoff oder die Tauschgüter dafür, indem sie andere Leute überfallen. Sie würden sich gegenseitig fertig machen, wenn auch nur einer mehr hätte, als die Hose die er auf dem Arsch trägt. So greifen sie andere an.
Manchmal jedenfalls.
Viele nehm Zeug, dass sie aufputscht. Hab mal gesehen wie ein Drücker drei Kugeln verpasst bekommen hat und weiter gerannt ist als wäre nichts gewesen. Erst als im einer ein Beil in die Fresse gehaun hat is er liegengeblieben. Aber wie gesagt, macht euch wegen denen nicht verrückt. Zum einen sind die nich alle so und zum anderen haben die Fünfzehner sie ausgedünnt. Also Ruhe bewahren und auf die echten Probleme konzentrieren.
Ach wo ich gerade davon rede. Wir kommen gleich an die Grenze zu den Fünfzehnern. Ich kenne einen der Posten. Hab mal was mit seiner Schwester gehabt. Die Alte war ein bisschen hinten dran, vom Kopf her, aber mit ihrem Bruder kam ich immer ganz gut zu Rande. Hoffe daran hat sich nichts geändert. Also Klappe halten und mich reden lassen.
Anderswo
Küste vor den Slums
von HIER kommend (letzten beiden posts)
Drudox suchte die Landlinie mit dem Fernglas ab. Alle Lichter der Tiamat waren gelöscht, so das man sie vom Ufer aus kaum zufällig entdecken und beobachten konnte. Der Dunst über dem stinkenden Wasser und die Mond lose Nacht taten ihr Übriges.
Die Stadt Gohmor war ein glühendes Lichtermeer, umschwirrt von Luftfahrzeugen aller Form und Größe wie von Insekten. Scheinwerfer, Positionslichter ja selbst überdimensionale Werbetafeln stemmten sich dem Dunkel der Nacht entgegen. Die Slums waren das genaue Gegenteil. Natürlich gab es auch hier ab und an ein Licht. Feuer, größtenteils aber auch zuweilen ein Gebäude, dessen Bewohner über den Luxus von Strom verfügten oder irgendwo krochen die Scheinwerfer von Fahrzeugen zwischen den Wellblechschluchten entlang. Doch im Vergleich mit der Makropole. Waren die Slums ein lichtloser Ort. Ein Bild der Steinzeit, neben dem Symbol dessen, was der Mensch als seine höchste zivilisatorische Leistung ansah.
Die Tiamat dümpelte in gebührendem Abstand zum Festland im Wasser und die ruhigen Wogen klatschten fettig an den gepanzerten Rumpf, schienen sich schmatzend daran fest saugen zu wollen und schlugen immer wieder treibenden Müll gegen das Schiff.
Kannte man seine Anlegestelle nicht genaustens, dann konnte es gefährlich werden zu nah an das Ufer heranzufahren. Es gab zum einen Untiefen, von Ruinen unter Wasser und öfter noch von Müll und gesunkenen Schiffen. Außerdem neigten die Küstenbewohner dazu Piraten zu sein und bei der kleinsten Gelegenheit ein Wasserfahrzeug zu entern und bis auf die letzte Niete im Rumpf alles zu klauen.
Das jedenfalls hatten ihm Leute erzählt, die es wissen mussten. Nicht das sich die Tiamat und ihre Besatzung sich nicht ihrer Haut erwehren konnten. Im Gegenteil hatten sie sogar genügend Feuerkraft um so ziemlich alles in Stücke schießen zu können, was die Slumbewohner gegen sie aufbieten konnten. Und auch wenn der Küstenschutz der PVS kein müdes Gähnen wegen ein paar Schüssen von der Slumküste erübrigen würde, so waren sie hier doch schließlich um Diskretion bemüht.
Dort! flüsterte jemand. In der Dunkelheit unmöglich zu sagen wer. Im Wasser!
Tatsächlich Drudox brauchte sein Fernglas nicht einmal. Etwa zweihundert Meter voraus schimmerte das Meer grünlich, als tauche etwas mit Leuchtkraft knapp unter der Oberfläche.
An Deck ertönte ein kaum vernehmbares Klicken. Einfach irgendein Geräusch, hätte womöglich jeder andere gedacht, doch der Waffenhändler wusste es besser.
Ein Lasergewehr war entsichert wurden.
Lass das Chandra! Das ist das Signal auf das wir gewartet haben. Das Leuchten stieg weiter an die Oberfläche und schwebte dann als kleine grüne Kugel, ein paar Handbreit über dem Wasser im Dunst. Zur Antwort knipste Drudox seine Taschenlampe zwei mal kurz an. Daraufhin bewegte sich das Leuchten zielstrebig auf sie zu.
Was ist das? Wollte jemand mit beunruhigtem Ton in der Stimme wissen.
Unsere Kontaktperson.
Kommt, holen wie ihn aus dieser Brühe.
Was da mit einem helfenden Seil aufs Trockene gezogen wurde, war ein Mutant, wie er unter kein Toleranzgesetz, keines noch so liberalen Gouverneurs der Stadt hätte weiterleben dürfen. Der Mann war groß, dünn und nur mit einer kurzen Hose bekleidet. Dennoch schien ihm weder das schleimige Wasser etwas auszumachen, noch der giftige Müll, der darin schwamm. Auch die räuberischen Bewohner der See, die diesem toxischen Dreck trotzen, schienen ihn nicht zu beunruhigen. Die Männer der Tiamat hatten einen zögerlichen Kreis um den Veränderten gebildet. Das sonderbare grüne Leuchten stammte von einem Auswuchs an der Stirn des Abhumanen, die in einem grün glühenden Anhängsel endete, ganz so wie man es bei einigen Tiefseekreaturen finden konnte, die auf diese Art Beute anlockten. Auch das Gesicht schien diesen Fischen der lichtlosesten Unergründlichkeit verwandt, denn es schien nur aus zwei glotzenden Augen und einem Maul zu bestehen, dass einem umgedrehten Grinsen gleich kam. Der Fremde wirkte dadurch nicht nur permanent schlecht gelaunt, sondern auch durch und durch unmenschlich.
Isn Muti! Stellte jemand das Offensichtliche fest.
Ach was du nicht sagst, Schweinchen Schlau. Ich dachte es wäre ne Meerjungfrau. Wenn ihr irgendwelche moralischen Bedenken habt, dann könnt ihr den Behörden ja gerne melden, dass euer ehrliches Schmugglerhandwerk durch die Anwesenheit eines Mutanten besudelt wurde.
Kein Murren, nur leise kehliges Gelächter. Die Blicke, so unsichtbar sie bei den Lichtverhältnissen auch bleiben mochten, wurden dennoch nicht freundlicher oder weniger angewidert.
Willkommen an Bord Jona! Wie geht’s der Familie?
Keine Familie Brim Drudox, keine Frau für hässlichen Jona.
War nur ein Spaß alter Haudegen. Wohin müssen wir?
Ist Stelle zwei, mal zwei Längen nach da. Er deutete in eine ungewisse Richtung, irgendwo nach dem Lande hin.Jona schwimmt, Boot von Brims folgt. Das Licht zwei mal blinkt.zur Demonstration legte er die Hand zwei mal kurz um den Angelauswuchs an seiner Stirn. Dann Brims aufgepasst. Altes Schiff auf dem Grund. Nicht gut wenn Brims dagegen fahren.
Gesagt getan. Jona sprang ohne weitere Erklärungen und lange Reden wieder ins Wasser und sein Leuchtorgan war der Leitstrahl für die Tiamat. Drudox ließ Dampf auf den Kessel legen und das Halb- Unterseeboot folgte dem Mutanten mit langsamer Fahrt. Die Mannschaft hatte sich unter Deck begeben und ging ihren Aufgaben nach. Ein Mann stand am Schott und gab den Kurs durch, wenn dieser von dem zu folgenden Mutanten abwich. Außerdem standen Drudox, Kurt, Chandra und Fedor noch an der, alles andere als frischen Seeluft.
Also wie besprochen. Chandra und Kurt gehen mit den Slumbewohnern mit und passen auf, dass unsere Kisten keine Beine bekommen. Der Fahrer war Drudox zwar von jemanden empfohlen wurden, dem in solchen Sachen zu vertrauen war. Andererseits kannte er die Leute nicht persönlich und da erschien es ihm besser, die erfahrene Söldnerin bei seiner Ladung zu lassen. Für Kurt galt das nur bedingt. Gewiss, auch er hatte Kampferfahrung, das sah man ihm an. Aber in erster Linie ging er mit, weil er nach Beendigung des Kreuzzuges zur PVS zurückkehren musste. Danach stand ihm offenkundig jedoch nicht der Sinn und wollte er als Deserteur in die Stadt, so war ihm das nicht auf offiziellem Wege möglich. Anfangs hatte Drudox das auch für Fedor vorgesehen, doch das wurde von ihm so wie auch von Kurt abgelehnt. Sie hatten irgendwelche eigenen krummen Dinger zu laufen, die Drudox nichts angingen. Also nur zwei Bewacher.
Geht euer Zeug holen, wir dürften in ein paar Minuten anlegen und ich will nicht länger hier bleiben müssen als nötig. Wenn man als Nicht- Slumbewohner hier zu tun hat, ist man gut beraten in Bewegung zu bleiben. Solltet ihr euch auch merken, Freunde und Nachbarn.
Später
Slums von Gohmor / Seeseite / Ufer / Gebiet der Beißer.
Pakito fuhr langsam, da er seit ein paar Kilometern ohne Scheinwerfer fuhr. Der tief röhrende Motor war natürlich weithin zu hören, aber wenigstens konnte man sie nicht so leicht von weiten sehen. Die Übergänge in das Gebiet der Fünfzehner hatten reibungslos funktioniert und die Gruppe Beißer, die sie angehalten hatte, waren mit einem Beutel voll 9mm Kugeln und mit dem Versprechen, sollten sie gierig werden, auf anderem Weg Kugeln zugeteilt zubekommen, abgespeist wurden. Sie hatten seit ihrer Abfahrt von Mama Papillon etwa drei Stunden gebraucht. Mal waren sie gut vorangekommen, dann wieder nur im Schneckentempo. Immerhin hatte ihr fahrbarer Untersatz nicht schlapp gemacht. Jetzt lenkte Pakito das Gefährt in eine Gegend, die früher einmal zum offiziellen Teil des Hafens gehört haben mochte. Es gab die stählernen Skelette einstiger Lagerhallen und große Betonpoller und Wälle, deren Funktion sich einem Laien nicht erschloss. Da sich niemand mehr um den Sturmschutz kümmerte, wurde die Gegend bei rauer See überspült, weswegen hier niemand siedelte.
Da vorne ist es! Bemerkte Pakito, der unweigerlich zu flüstern begonnen hatte. Sie fuhren gerade unter den aufragenden Gestellen irgendeines rostigen Dinges durch, vielleicht dereinst ein Verladekran oder etwas ähnliches. Das Metall war so angegriffen und Spröde durch die schädliche Umwelt, dass nicht einmal Schrottjäger dafür Verwendung hatten. Dahinter lag ein Betonanleger und eine leidlich erhaltene Blechhalle, die sich darüber spannte. Das Gebäude war groß genug, dass sie bequem hinein fahren konnten.
Das Schiff war bereits vertäut und grimmig aussehende Männer luden Kisten ab. Etwas Abseits davon drehten sich vier Gestalten zu ihrem ankommenden LKW um. Der eine war kaum größer als ein Kind, dafür aber so breitschultrig wie ein Bodybuilder. Er hatte einen weißen Bart, doch eher gefärbt als durch Alter und trug einen ledernen Mantel über einer Brustpanzerung. Neben ihm eine Frau, von der im Moment nicht sonderlich viel zu sehen war, abgesehen von ihrer fülligen Haarmähne, der einfachen Kleidung eines Arbeiters und natürlich dem Lasergewehr über der Schulter. Auf der anderen Seite des kleinen Mannes eine Kreatur, bei der es sich nur um Jona handeln konnte. Jedenfalls hatte Pakito auf der Fahrt ihn grob so beschrieben. Außerdem gab es in der Gegend sicher nicht mehrere derart entstellte Mutanten.
Als letztes ein irgendwie brutal aussehender Kerl. Vielleicht lag es an seinen geschorenden Haaren, die weiße Narben auf der Kopfhaut erkennen ließen und ihm in Verbindung mit dem Dreitagebart das Aussehen eines Sträflings gaben. Seine Kleidung war abgerissen und kaum besser als die der meisten Slumbewohner. In seiner Hand lag eine sonderbare Art Gewehr. Man arbeitete nicht bei den Flussmachern ohne ein bisschen was von Waffen zu verstehen und das da war eine Muskete.
Sie hielten ein paar Meter neben dem Kistenstapel und Pakito stellte den Motor ab.
Na dann wollen wir mal
Könnt ihr Typen euch nicht ein einziges mal die dummen Sprüche verkneifen? Nur ein einziges, verfluchtes Mal?
Flip nicht gleich aus Flip. Das war ja wohl ne Steilvorlage.
Also schön, wenn Humor in diesem fahrenden Mülleimer nicht gefragt ist, dann eben nicht.
Es hat so lange gedauert, weil ich noch mal alle Reparaturarbeiten nachgesehen habe. Ich habe keine Lust irgendwo in einem fremden Ganggebiet liegen zubleiben, weil irgendein besoffener Schrauber geschlampt hat. Außerdem waren es doch nur fünf Minuten. Auf die Frage, was denn so Außergewöhnlich an den Drückern sei, antwortete Flip sauertöpfisch. Wenn du einem über den Weg läufst, dann weißt du es. Meinte sie nur. Pakito, der gerade dabei war den Transporter unter Hin- und her Schalten des ersten und des Rückwärtsganges um eine besonders enge Kurve zu manövrieren, ließ sich zu einer etwas ausführlicheren Erklärung herab. Na die Drücker sind teilweise ziemlich agro und beschaffen sich ihren Stoff oder die Tauschgüter dafür, indem sie andere Leute überfallen. Sie würden sich gegenseitig fertig machen, wenn auch nur einer mehr hätte, als die Hose die er auf dem Arsch trägt. So greifen sie andere an.
Manchmal jedenfalls.
Viele nehm Zeug, dass sie aufputscht. Hab mal gesehen wie ein Drücker drei Kugeln verpasst bekommen hat und weiter gerannt ist als wäre nichts gewesen. Erst als im einer ein Beil in die Fresse gehaun hat is er liegengeblieben. Aber wie gesagt, macht euch wegen denen nicht verrückt. Zum einen sind die nich alle so und zum anderen haben die Fünfzehner sie ausgedünnt. Also Ruhe bewahren und auf die echten Probleme konzentrieren.
Ach wo ich gerade davon rede. Wir kommen gleich an die Grenze zu den Fünfzehnern. Ich kenne einen der Posten. Hab mal was mit seiner Schwester gehabt. Die Alte war ein bisschen hinten dran, vom Kopf her, aber mit ihrem Bruder kam ich immer ganz gut zu Rande. Hoffe daran hat sich nichts geändert. Also Klappe halten und mich reden lassen.
Anderswo
Küste vor den Slums
von HIER kommend (letzten beiden posts)
Drudox suchte die Landlinie mit dem Fernglas ab. Alle Lichter der Tiamat waren gelöscht, so das man sie vom Ufer aus kaum zufällig entdecken und beobachten konnte. Der Dunst über dem stinkenden Wasser und die Mond lose Nacht taten ihr Übriges.
Die Stadt Gohmor war ein glühendes Lichtermeer, umschwirrt von Luftfahrzeugen aller Form und Größe wie von Insekten. Scheinwerfer, Positionslichter ja selbst überdimensionale Werbetafeln stemmten sich dem Dunkel der Nacht entgegen. Die Slums waren das genaue Gegenteil. Natürlich gab es auch hier ab und an ein Licht. Feuer, größtenteils aber auch zuweilen ein Gebäude, dessen Bewohner über den Luxus von Strom verfügten oder irgendwo krochen die Scheinwerfer von Fahrzeugen zwischen den Wellblechschluchten entlang. Doch im Vergleich mit der Makropole. Waren die Slums ein lichtloser Ort. Ein Bild der Steinzeit, neben dem Symbol dessen, was der Mensch als seine höchste zivilisatorische Leistung ansah.
Die Tiamat dümpelte in gebührendem Abstand zum Festland im Wasser und die ruhigen Wogen klatschten fettig an den gepanzerten Rumpf, schienen sich schmatzend daran fest saugen zu wollen und schlugen immer wieder treibenden Müll gegen das Schiff.
Kannte man seine Anlegestelle nicht genaustens, dann konnte es gefährlich werden zu nah an das Ufer heranzufahren. Es gab zum einen Untiefen, von Ruinen unter Wasser und öfter noch von Müll und gesunkenen Schiffen. Außerdem neigten die Küstenbewohner dazu Piraten zu sein und bei der kleinsten Gelegenheit ein Wasserfahrzeug zu entern und bis auf die letzte Niete im Rumpf alles zu klauen.
Das jedenfalls hatten ihm Leute erzählt, die es wissen mussten. Nicht das sich die Tiamat und ihre Besatzung sich nicht ihrer Haut erwehren konnten. Im Gegenteil hatten sie sogar genügend Feuerkraft um so ziemlich alles in Stücke schießen zu können, was die Slumbewohner gegen sie aufbieten konnten. Und auch wenn der Küstenschutz der PVS kein müdes Gähnen wegen ein paar Schüssen von der Slumküste erübrigen würde, so waren sie hier doch schließlich um Diskretion bemüht.
Dort! flüsterte jemand. In der Dunkelheit unmöglich zu sagen wer. Im Wasser!
Tatsächlich Drudox brauchte sein Fernglas nicht einmal. Etwa zweihundert Meter voraus schimmerte das Meer grünlich, als tauche etwas mit Leuchtkraft knapp unter der Oberfläche.
An Deck ertönte ein kaum vernehmbares Klicken. Einfach irgendein Geräusch, hätte womöglich jeder andere gedacht, doch der Waffenhändler wusste es besser.
Ein Lasergewehr war entsichert wurden.
Lass das Chandra! Das ist das Signal auf das wir gewartet haben. Das Leuchten stieg weiter an die Oberfläche und schwebte dann als kleine grüne Kugel, ein paar Handbreit über dem Wasser im Dunst. Zur Antwort knipste Drudox seine Taschenlampe zwei mal kurz an. Daraufhin bewegte sich das Leuchten zielstrebig auf sie zu.
Was ist das? Wollte jemand mit beunruhigtem Ton in der Stimme wissen.
Unsere Kontaktperson.
Kommt, holen wie ihn aus dieser Brühe.
Was da mit einem helfenden Seil aufs Trockene gezogen wurde, war ein Mutant, wie er unter kein Toleranzgesetz, keines noch so liberalen Gouverneurs der Stadt hätte weiterleben dürfen. Der Mann war groß, dünn und nur mit einer kurzen Hose bekleidet. Dennoch schien ihm weder das schleimige Wasser etwas auszumachen, noch der giftige Müll, der darin schwamm. Auch die räuberischen Bewohner der See, die diesem toxischen Dreck trotzen, schienen ihn nicht zu beunruhigen. Die Männer der Tiamat hatten einen zögerlichen Kreis um den Veränderten gebildet. Das sonderbare grüne Leuchten stammte von einem Auswuchs an der Stirn des Abhumanen, die in einem grün glühenden Anhängsel endete, ganz so wie man es bei einigen Tiefseekreaturen finden konnte, die auf diese Art Beute anlockten. Auch das Gesicht schien diesen Fischen der lichtlosesten Unergründlichkeit verwandt, denn es schien nur aus zwei glotzenden Augen und einem Maul zu bestehen, dass einem umgedrehten Grinsen gleich kam. Der Fremde wirkte dadurch nicht nur permanent schlecht gelaunt, sondern auch durch und durch unmenschlich.
Isn Muti! Stellte jemand das Offensichtliche fest.
Ach was du nicht sagst, Schweinchen Schlau. Ich dachte es wäre ne Meerjungfrau. Wenn ihr irgendwelche moralischen Bedenken habt, dann könnt ihr den Behörden ja gerne melden, dass euer ehrliches Schmugglerhandwerk durch die Anwesenheit eines Mutanten besudelt wurde.
Kein Murren, nur leise kehliges Gelächter. Die Blicke, so unsichtbar sie bei den Lichtverhältnissen auch bleiben mochten, wurden dennoch nicht freundlicher oder weniger angewidert.
Willkommen an Bord Jona! Wie geht’s der Familie?
Keine Familie Brim Drudox, keine Frau für hässlichen Jona.
War nur ein Spaß alter Haudegen. Wohin müssen wir?
Ist Stelle zwei, mal zwei Längen nach da. Er deutete in eine ungewisse Richtung, irgendwo nach dem Lande hin.Jona schwimmt, Boot von Brims folgt. Das Licht zwei mal blinkt.zur Demonstration legte er die Hand zwei mal kurz um den Angelauswuchs an seiner Stirn. Dann Brims aufgepasst. Altes Schiff auf dem Grund. Nicht gut wenn Brims dagegen fahren.
Gesagt getan. Jona sprang ohne weitere Erklärungen und lange Reden wieder ins Wasser und sein Leuchtorgan war der Leitstrahl für die Tiamat. Drudox ließ Dampf auf den Kessel legen und das Halb- Unterseeboot folgte dem Mutanten mit langsamer Fahrt. Die Mannschaft hatte sich unter Deck begeben und ging ihren Aufgaben nach. Ein Mann stand am Schott und gab den Kurs durch, wenn dieser von dem zu folgenden Mutanten abwich. Außerdem standen Drudox, Kurt, Chandra und Fedor noch an der, alles andere als frischen Seeluft.
Also wie besprochen. Chandra und Kurt gehen mit den Slumbewohnern mit und passen auf, dass unsere Kisten keine Beine bekommen. Der Fahrer war Drudox zwar von jemanden empfohlen wurden, dem in solchen Sachen zu vertrauen war. Andererseits kannte er die Leute nicht persönlich und da erschien es ihm besser, die erfahrene Söldnerin bei seiner Ladung zu lassen. Für Kurt galt das nur bedingt. Gewiss, auch er hatte Kampferfahrung, das sah man ihm an. Aber in erster Linie ging er mit, weil er nach Beendigung des Kreuzzuges zur PVS zurückkehren musste. Danach stand ihm offenkundig jedoch nicht der Sinn und wollte er als Deserteur in die Stadt, so war ihm das nicht auf offiziellem Wege möglich. Anfangs hatte Drudox das auch für Fedor vorgesehen, doch das wurde von ihm so wie auch von Kurt abgelehnt. Sie hatten irgendwelche eigenen krummen Dinger zu laufen, die Drudox nichts angingen. Also nur zwei Bewacher.
Geht euer Zeug holen, wir dürften in ein paar Minuten anlegen und ich will nicht länger hier bleiben müssen als nötig. Wenn man als Nicht- Slumbewohner hier zu tun hat, ist man gut beraten in Bewegung zu bleiben. Solltet ihr euch auch merken, Freunde und Nachbarn.
Später
Slums von Gohmor / Seeseite / Ufer / Gebiet der Beißer.
Pakito fuhr langsam, da er seit ein paar Kilometern ohne Scheinwerfer fuhr. Der tief röhrende Motor war natürlich weithin zu hören, aber wenigstens konnte man sie nicht so leicht von weiten sehen. Die Übergänge in das Gebiet der Fünfzehner hatten reibungslos funktioniert und die Gruppe Beißer, die sie angehalten hatte, waren mit einem Beutel voll 9mm Kugeln und mit dem Versprechen, sollten sie gierig werden, auf anderem Weg Kugeln zugeteilt zubekommen, abgespeist wurden. Sie hatten seit ihrer Abfahrt von Mama Papillon etwa drei Stunden gebraucht. Mal waren sie gut vorangekommen, dann wieder nur im Schneckentempo. Immerhin hatte ihr fahrbarer Untersatz nicht schlapp gemacht. Jetzt lenkte Pakito das Gefährt in eine Gegend, die früher einmal zum offiziellen Teil des Hafens gehört haben mochte. Es gab die stählernen Skelette einstiger Lagerhallen und große Betonpoller und Wälle, deren Funktion sich einem Laien nicht erschloss. Da sich niemand mehr um den Sturmschutz kümmerte, wurde die Gegend bei rauer See überspült, weswegen hier niemand siedelte.
Da vorne ist es! Bemerkte Pakito, der unweigerlich zu flüstern begonnen hatte. Sie fuhren gerade unter den aufragenden Gestellen irgendeines rostigen Dinges durch, vielleicht dereinst ein Verladekran oder etwas ähnliches. Das Metall war so angegriffen und Spröde durch die schädliche Umwelt, dass nicht einmal Schrottjäger dafür Verwendung hatten. Dahinter lag ein Betonanleger und eine leidlich erhaltene Blechhalle, die sich darüber spannte. Das Gebäude war groß genug, dass sie bequem hinein fahren konnten.
Das Schiff war bereits vertäut und grimmig aussehende Männer luden Kisten ab. Etwas Abseits davon drehten sich vier Gestalten zu ihrem ankommenden LKW um. Der eine war kaum größer als ein Kind, dafür aber so breitschultrig wie ein Bodybuilder. Er hatte einen weißen Bart, doch eher gefärbt als durch Alter und trug einen ledernen Mantel über einer Brustpanzerung. Neben ihm eine Frau, von der im Moment nicht sonderlich viel zu sehen war, abgesehen von ihrer fülligen Haarmähne, der einfachen Kleidung eines Arbeiters und natürlich dem Lasergewehr über der Schulter. Auf der anderen Seite des kleinen Mannes eine Kreatur, bei der es sich nur um Jona handeln konnte. Jedenfalls hatte Pakito auf der Fahrt ihn grob so beschrieben. Außerdem gab es in der Gegend sicher nicht mehrere derart entstellte Mutanten.
Als letztes ein irgendwie brutal aussehender Kerl. Vielleicht lag es an seinen geschorenden Haaren, die weiße Narben auf der Kopfhaut erkennen ließen und ihm in Verbindung mit dem Dreitagebart das Aussehen eines Sträflings gaben. Seine Kleidung war abgerissen und kaum besser als die der meisten Slumbewohner. In seiner Hand lag eine sonderbare Art Gewehr. Man arbeitete nicht bei den Flussmachern ohne ein bisschen was von Waffen zu verstehen und das da war eine Muskete.
Sie hielten ein paar Meter neben dem Kistenstapel und Pakito stellte den Motor ab.
Na dann wollen wir mal