01-16-2017, 09:09 PM
Das es ein Fehler gewesen sein könnte den Unteroffizier zu erschießen, das wurde Arius in dem Moment klar, als der Tote auf seiner Liege zurück sank.
Den Gestank nach verbranntem Fleisch und dem verkohlten Bettzeug, da wo der Schuss wieder ausgetreten war, ersparte ihm seine Schutzmaske. Die Augen des Mannes starrten blicklos an die Decke, aus seinem halb geöffneten Mund schlängelte sich ein Rauchfaden.
Zwei Erkenntnisse schlichen sich in Arius Geist, während er sich daran machte die Krankenstation mit den gesicherten Beweisen zu verlassen.
Zum einen, dass er soeben eine Vorgesetzten getötet hatte. Wahnsinnig oder nicht, Erlösung oder nicht. Der Mann hatte ihn nicht angegriffen, auch wenn er es vielleicht gern getan hätte. Er war gefesselt gewesen und unter Umständen hätte man ihm in Gohmor helfen können. Vielleicht war der Irrsinn, der aller erfasst zu haben schien, nur vorübergehend?
Die zweite Sache war vielleicht sogar noch beunruhigender.
Arius hatte die Tat genossen.
Sicher, er hatte dem ohnehin Verdammten Gnade angedeihen lassen, aber hatte es ihm nicht eine ungewohnte Befriedigung verschafft? Die leichte Krümmung des Zeigefingers, das kurze Vibrieren der Pistole und der Kerl existierte nicht mehr.
Die Aggression, mit der er Arius bedacht hatte hatte sich gegen ihn gewandt. Die Macht lag bei Arius.
Er war der Bessere gewesen, der Überlegene.
Ein animalisches Gefühl des Triumphes, so ungewohnt und fremd, wie auf sonderbare Weise befriedigend. Wäre es nicht ebenso erhebend nicht nach oben zu gehen in die Kommandozentrale, sondern nach unten? Zu der eingesperrten Gefreiten und ihr das gleiche Schicksal angedeihen zu lassen?
Vielleicht dieses mal ohne die Pistole. Sondern mit einem Schlaginstrument oder besser noch mit der bloßen Faust. Einfach die Tür öffnen und sie kommen lassen. Dann mit bloßen Händen das beenden, was er vorhin angefangen hatte. Das Leben aus ihr heraus prügeln. Seine Hände um ihren dürren Hals legen und zudrücken. Die Daumen über ihre Augen legen und dann...
Er vertrieb diese befremdlichen Gedanken und Bilder der Gewalt mit einem Kopfschütteln.
So war er nicht und auch die Hinrichtung des Gefesselten war ein Akt der Erlösung. Dennoch summte eine gegenteilige Wahrheit in seinem Hinterkopf, dunkel und klebrig wie alter Schlamm, falsch und doch mit einem Anspruch auf Richtigkeit.
Arius musste mehrmals blinzeln um diese Gedanken ganz zu verscheuchen, einen klaren Kopf zu bekommen. Der Betonturm, nein diese Betongruft wirkte sich auf sein Gemüt aus. Die Wände schienen bedrückend näher zu kommen. Das man ihn allein hier her geschickt hatte, in dieses Schlachthaus. Nur um irgendwelche PVS internen Ränkespiele zu befeuern. Es war sein Leben, dass gefährdet wurde.
So etwas machte wütend.
Wütend, ja!
Er war bereits wieder im Treppenhaus, als er von der unteren Stufe ein Rascheln hörte, wie von verstohlenen Schritten.
Die Waffe kam erneut hoch.
Aber da war nichts. Nur das gleichbleibend entnervende Summen der Maschine im Keller.
Sein Weg nach oben brachte ihn an einer weiteren Leiche vorbei. Dieser Soldat trug die voller Kampfausrüstung, war jedoch mit der Feueraxt bewaffnet, die er irgendwo von der Wand gerissen hatte.
Eine gute Waffe, eine ehrliche Waffe.
Kein feiger Schuss aus der Entfernung, nah am Feind. Den geschliffenen Dorn der Axtrückseite durch die Schädeldecke eines Angreifers treiben.
Das Axtblatt in Fleisch vergraben.
Mit den Händen die Eingeweide herausreißen.
Das Atmen fiel Arius unter der Maske schwer, er hatte einen untypischen Schweißausbruch und musste sich die Gasmaske vom geröteten Gesicht ziehen.
Das half!
Die Luft war alles andere als frisch, doch er konnte wieder etwas besser denken. Der Tote hatte sich offenbar das Genick gebrochen, als er rückwärts die Treppe herunter gefallen war.
Ein Blick nach oben zeigte die schwere Tür zum Kommandoraum. Sie war offen, konnte gar nicht geschlossen werden, weil ein Arm dies verhinderte. Als Arius langsam näher kam, ließ sich erkennen, dass der Arm abgetrennt wurden war. Wie nun Schritt für Schritt den Gefreiten höher die Treppe hinauf trugen, sah er noch mehr Körperteile herumliegen. Jemand war dort regelrecht zerstückelt wurden. Blut wie Farbe nach allen Seiten verspritzt. Immer wieder erstaunlich wie viel des Lebenssaftes der menschliche Körper beinhaltete.
Auch wer das Gemetzel angerichtet hatte war ersichtlich, als Arius den Treppenabsatz vor der Zentrale erreichte.
Die Zentrale selbst war viereckig und verfügte ringsum über Fenster, die im Alarmfall mit Stahlschotten verschlossen werden konnten. Dazu war jedoch wohl niemand gekommen, als das Chaos ausgebrochen war. Eine Seite nahm diverse Beobachtungstechnik in Anspruch. Starre Sichtgeräte und Radarschirme.
Eine Schreibecke, der im Sanitätsbereich nicht unähnlich, wenn auch größer. Dort lagen das gewaltige Dienstbuch, in welches unzählige Generationen von Wachsoldaten ihre Beobachtungen und ihren langweiligen Dienstablauf dokumentierten. Bedienanweisungen und technische Handbücher ergänzten die tröge Bibliothek. In der Mitte des Raumes führte eine Leiter nach oben, vermutlich in die Stellung der Laserkanone. Eine weitere Partie der Zentrale war von der Funkeinrichtung beherrscht. Zentral neben der Leiter befand sich ein Kartentisch, auf dem eine erleuchtete Plastikkarte der umgebenden Wüste betrachtet werden konnte. Ein billiger Abklatsch zu einer Holo- Darstellung. Andererseits gab es im umgebenden Ödland nicht wirklich viel was man auf einer Karte festhalten konnte.
Der unweigerliche Fokus der Betrachtung lag jedoch auf der Gestalt im langen Ledermantel, die sich in diesem Moment langsam zu Arius umwandte. Sie hatte mit dem Rücken zum Eingang gestanden, als beobachte sie im Stile eines großen Feldherren, was draußen vor sich ging.
Der Kommissar sah übel aus, doch die Insignien seines Amtes waren noch zu erkennen. Mantel und Uniformshemd mit Blut beschmiert, ebenso wie sein Gesicht, dass von einem Dreitagebart geziert wurde. Letzteres Detail passte ironischer Weise weniger zum Anblick eines Kommissars, als das verschmierte und braun geronnene Blut. Besonders um den Mund herum klebte davon besonders viel, was einen unangenehmen Hinweis darauf gab, wie sich der Mann die Tage über ernährt hatte. Seine Augen funkelten fiebrig unter dem Schirm der schief sitzenden Mütze hervor. Als er Arius erblickte krächzte er etwas. Wenn es ein Wort war, so ließ es sich nicht mehr als solches erkennen.
Er hob den Arm, der Gefreiten mit ihrem Schälmesser gar nicht einmal so unähnlich. Doch Anstatt eines Küchenutensils hielt er ein Kettenschwert in der Hand.
Die Zähne wirbelten nicht, der Motor blieb stumm.
Vielleicht war die Energiezelle defekt, vielleicht hatte der Kommissar auch schlicht die Fähigkeit eingebüßt seine Waffe zu aktivieren. Aber der geschliffenen Zähne der Kette waren auch so gefährlich genug. Der Kommissar holte aus, traf den Bildschirm eines Sensormonitors, der Funken sprühend implodierte.
Der Mann in Schwarz bemerkte es nicht einmal. Er stapfte knurrend auf Arius zu und trat kraftvoll einen Drehstuhl beiseite.
Den Gestank nach verbranntem Fleisch und dem verkohlten Bettzeug, da wo der Schuss wieder ausgetreten war, ersparte ihm seine Schutzmaske. Die Augen des Mannes starrten blicklos an die Decke, aus seinem halb geöffneten Mund schlängelte sich ein Rauchfaden.
Zwei Erkenntnisse schlichen sich in Arius Geist, während er sich daran machte die Krankenstation mit den gesicherten Beweisen zu verlassen.
Zum einen, dass er soeben eine Vorgesetzten getötet hatte. Wahnsinnig oder nicht, Erlösung oder nicht. Der Mann hatte ihn nicht angegriffen, auch wenn er es vielleicht gern getan hätte. Er war gefesselt gewesen und unter Umständen hätte man ihm in Gohmor helfen können. Vielleicht war der Irrsinn, der aller erfasst zu haben schien, nur vorübergehend?
Die zweite Sache war vielleicht sogar noch beunruhigender.
Arius hatte die Tat genossen.
Sicher, er hatte dem ohnehin Verdammten Gnade angedeihen lassen, aber hatte es ihm nicht eine ungewohnte Befriedigung verschafft? Die leichte Krümmung des Zeigefingers, das kurze Vibrieren der Pistole und der Kerl existierte nicht mehr.
Die Aggression, mit der er Arius bedacht hatte hatte sich gegen ihn gewandt. Die Macht lag bei Arius.
Er war der Bessere gewesen, der Überlegene.
Ein animalisches Gefühl des Triumphes, so ungewohnt und fremd, wie auf sonderbare Weise befriedigend. Wäre es nicht ebenso erhebend nicht nach oben zu gehen in die Kommandozentrale, sondern nach unten? Zu der eingesperrten Gefreiten und ihr das gleiche Schicksal angedeihen zu lassen?
Vielleicht dieses mal ohne die Pistole. Sondern mit einem Schlaginstrument oder besser noch mit der bloßen Faust. Einfach die Tür öffnen und sie kommen lassen. Dann mit bloßen Händen das beenden, was er vorhin angefangen hatte. Das Leben aus ihr heraus prügeln. Seine Hände um ihren dürren Hals legen und zudrücken. Die Daumen über ihre Augen legen und dann...
Er vertrieb diese befremdlichen Gedanken und Bilder der Gewalt mit einem Kopfschütteln.
So war er nicht und auch die Hinrichtung des Gefesselten war ein Akt der Erlösung. Dennoch summte eine gegenteilige Wahrheit in seinem Hinterkopf, dunkel und klebrig wie alter Schlamm, falsch und doch mit einem Anspruch auf Richtigkeit.
Arius musste mehrmals blinzeln um diese Gedanken ganz zu verscheuchen, einen klaren Kopf zu bekommen. Der Betonturm, nein diese Betongruft wirkte sich auf sein Gemüt aus. Die Wände schienen bedrückend näher zu kommen. Das man ihn allein hier her geschickt hatte, in dieses Schlachthaus. Nur um irgendwelche PVS internen Ränkespiele zu befeuern. Es war sein Leben, dass gefährdet wurde.
So etwas machte wütend.
Wütend, ja!
Er war bereits wieder im Treppenhaus, als er von der unteren Stufe ein Rascheln hörte, wie von verstohlenen Schritten.
Die Waffe kam erneut hoch.
Aber da war nichts. Nur das gleichbleibend entnervende Summen der Maschine im Keller.
Sein Weg nach oben brachte ihn an einer weiteren Leiche vorbei. Dieser Soldat trug die voller Kampfausrüstung, war jedoch mit der Feueraxt bewaffnet, die er irgendwo von der Wand gerissen hatte.
Eine gute Waffe, eine ehrliche Waffe.
Kein feiger Schuss aus der Entfernung, nah am Feind. Den geschliffenen Dorn der Axtrückseite durch die Schädeldecke eines Angreifers treiben.
Das Axtblatt in Fleisch vergraben.
Mit den Händen die Eingeweide herausreißen.
Das Atmen fiel Arius unter der Maske schwer, er hatte einen untypischen Schweißausbruch und musste sich die Gasmaske vom geröteten Gesicht ziehen.
Das half!
Die Luft war alles andere als frisch, doch er konnte wieder etwas besser denken. Der Tote hatte sich offenbar das Genick gebrochen, als er rückwärts die Treppe herunter gefallen war.
Ein Blick nach oben zeigte die schwere Tür zum Kommandoraum. Sie war offen, konnte gar nicht geschlossen werden, weil ein Arm dies verhinderte. Als Arius langsam näher kam, ließ sich erkennen, dass der Arm abgetrennt wurden war. Wie nun Schritt für Schritt den Gefreiten höher die Treppe hinauf trugen, sah er noch mehr Körperteile herumliegen. Jemand war dort regelrecht zerstückelt wurden. Blut wie Farbe nach allen Seiten verspritzt. Immer wieder erstaunlich wie viel des Lebenssaftes der menschliche Körper beinhaltete.
Auch wer das Gemetzel angerichtet hatte war ersichtlich, als Arius den Treppenabsatz vor der Zentrale erreichte.
Die Zentrale selbst war viereckig und verfügte ringsum über Fenster, die im Alarmfall mit Stahlschotten verschlossen werden konnten. Dazu war jedoch wohl niemand gekommen, als das Chaos ausgebrochen war. Eine Seite nahm diverse Beobachtungstechnik in Anspruch. Starre Sichtgeräte und Radarschirme.
Eine Schreibecke, der im Sanitätsbereich nicht unähnlich, wenn auch größer. Dort lagen das gewaltige Dienstbuch, in welches unzählige Generationen von Wachsoldaten ihre Beobachtungen und ihren langweiligen Dienstablauf dokumentierten. Bedienanweisungen und technische Handbücher ergänzten die tröge Bibliothek. In der Mitte des Raumes führte eine Leiter nach oben, vermutlich in die Stellung der Laserkanone. Eine weitere Partie der Zentrale war von der Funkeinrichtung beherrscht. Zentral neben der Leiter befand sich ein Kartentisch, auf dem eine erleuchtete Plastikkarte der umgebenden Wüste betrachtet werden konnte. Ein billiger Abklatsch zu einer Holo- Darstellung. Andererseits gab es im umgebenden Ödland nicht wirklich viel was man auf einer Karte festhalten konnte.
Der unweigerliche Fokus der Betrachtung lag jedoch auf der Gestalt im langen Ledermantel, die sich in diesem Moment langsam zu Arius umwandte. Sie hatte mit dem Rücken zum Eingang gestanden, als beobachte sie im Stile eines großen Feldherren, was draußen vor sich ging.
Der Kommissar sah übel aus, doch die Insignien seines Amtes waren noch zu erkennen. Mantel und Uniformshemd mit Blut beschmiert, ebenso wie sein Gesicht, dass von einem Dreitagebart geziert wurde. Letzteres Detail passte ironischer Weise weniger zum Anblick eines Kommissars, als das verschmierte und braun geronnene Blut. Besonders um den Mund herum klebte davon besonders viel, was einen unangenehmen Hinweis darauf gab, wie sich der Mann die Tage über ernährt hatte. Seine Augen funkelten fiebrig unter dem Schirm der schief sitzenden Mütze hervor. Als er Arius erblickte krächzte er etwas. Wenn es ein Wort war, so ließ es sich nicht mehr als solches erkennen.
Er hob den Arm, der Gefreiten mit ihrem Schälmesser gar nicht einmal so unähnlich. Doch Anstatt eines Küchenutensils hielt er ein Kettenschwert in der Hand.
Die Zähne wirbelten nicht, der Motor blieb stumm.
Vielleicht war die Energiezelle defekt, vielleicht hatte der Kommissar auch schlicht die Fähigkeit eingebüßt seine Waffe zu aktivieren. Aber der geschliffenen Zähne der Kette waren auch so gefährlich genug. Der Kommissar holte aus, traf den Bildschirm eines Sensormonitors, der Funken sprühend implodierte.
Der Mann in Schwarz bemerkte es nicht einmal. Er stapfte knurrend auf Arius zu und trat kraftvoll einen Drehstuhl beiseite.