01-14-2017, 02:02 PM
Zitat:Audiotagebuch Stabsarzt Korff heute ist der... der...
Ein langes Schweigen als überlege der Sprecher angestrengt.
Tag 209... Ich habe mich für dieser Form der Aufzeichnung entschieden, da mir das Schreiben zusehends schwer fällt. Meine Gedanken entschwinden mit... ich bin unkonzentriert... kann mich nicht... ich weiß nicht was ich sagen will... wie die Wörter, wie man sie schreibt. Die Aufzeichnung wird durch das Klicken einer Taste pausiert und setzt dann wieder ein. Keine Nachricht vom Hauptquartier. Der Magnetsturm hält schon zwei Tage an. Habe dem Hauptmann vorgeschlagen den Außenposten zu evakuieren... zurück nach Go... Gohm... in die Stadt zurück. Oder an der Peripherie zu Posten... äh... Posten 1/18 .
Was?
Nein Ich... Auf der Aufnahme ist kein zweiter Sprecher zu hören.
Der Hauptmann und der Kommissar wollen nicht weg... den Posten nicht aufgeben.
Der Kommissar hat den Hauptgefreiten Moser erschossen, weil er allein weg wollte.
Er hat es Verrat genannt.
Aber seine Augen... die Augen.
Es hat ihm Spaß gemacht ihn umzubringen.
Ich kann nicht... Wieder eine Pause.
Tag... äh... ein Tag nach gestern.
Die Lage spitzt sich zu. Breitmann und Prüßner haben sich schlimm geprügelt. Obwohl sie sonst immer wie die Glucken aufeinander hingen. Ich musste Preußner nähen.
Wir hätten den aus der Wüste nie rein hohlen sollen. Auch als sie ihn schon erschossen hatten.
Es war nicht richtig.
Aus der Wüste kommt nichts Gutes und der...
Ja... das erzähl ich doch gerade, um Terras Willen.
Der Hauptmann und der Kommissar haben sich im Kommandobereich verschanzt. Wer hoch will wird abgeknallt haben sie gesagt. Alle sind jetzt wie von Sinnen. Sie prügeln sich draußen und irgendwer hat sein Gewehr leer geschossen. Auf der Mauer...
Was wenn sie mich auch umbringen wollen?
Ich muss meine Dienstwaffe aus dem Schrank nehmen und... die Stimme des Sprechers entfernt sich vom Aufnahmegerät und man hört ihn irgendeine Schublade öffnen.
Auch ja... durch die Entfernung ist die Stimme etwas leiser. Unteroffizier... ähm... Schneider... richtig.
Er ist bei mir.
Fixiert und sediert.
Zweihundert Milliliter... von... von dem mit dem gelben Zettel. Er hat die Gefreite Nesh in der Küche angegriffen. Hat mit einem Stuhl auf sie eingedroschen.
Konnte sie nicht behandeln sie hat sich... versteckt in der... na der Arzt schnalzt mit der Zunge, scheinbar wütend darüber, dass ihm das Wort nicht einfällt. wo das ganze Essen ist. Sie lässt keinen rein... von draußen. Eine kurze Pause, dann das markante Geräusch einer durch geladenen Waffe.
Keinen rein lassen... von draußen... ja... das ist es. Die Taste wird gedrückt.
Was es sein kann... ich... vielleicht im Wasser oder Luft?
Aber das geht nicht... alles wird gefiltert. Sowas ist noch nie passiert. Gift im Essen vielleicht... aber das ist ja alles verpackt.
SEI DOCH MAL RUHIG! Wen er anschreit ist nicht auszumachen, doch Korff scheint irgendetwas zu werfen. Ein Scheppern, dann eine weitere Unterbrechung der Aufzeichnung.
Das erneute Einsetzen der Aufnahme ist von einem unverständlichen Flüstern beherrscht. Nicht die Stimme des Arztes, vielleicht der angegurtete Unteroffizier auf seiner Liege.
Das geht eine gute Minute so.
Dann plötzlich lautes Wummern. Jemand scheint an die Tür der Krankenstation zu hämmern. Durch Metall gedämpfte Rufe und Schreie von der anderen Seite, mehrere Stimmen.
Dann die gehetzte Stimme Korffs.
So dumm... nur nen Schrank vor der Tür aber sie sind zu gnaaarrr um es wegzuschieben. DUMM!, brüllt er, was im Hintergrund mit noch wütenderem Klopfen und Hämmern beantwortet wird.
Es macht sich in den Kopf rein. Ein Klatschen. Der Sprecher scheint sich heftig gegen die Schläfe oder die Stirn zu schlagen.
Nistet sich ein... redet und redet und redet und redet und redet und redet und redet und redet.
Immer zu!
Ich kann nicht mehr denken. Nicht mehr dssssm.
Sie haben ja nie nach der Stellplatznummer gefragt. Es waren meine Koffer... sie hatten kein Recht. Kein dssssm, nein Er wimmert und weint leise.
Ich hatte vier... so große mit weißen Flecken. Wo sind die?
Was? Im Gartenhaus?
Nein, nein, ne ne. Er brüllt voller Wut und Verzweiflung, was die Aufnahme überlastet schnarren lässt.
Dann ein leises Kichern.
Schmöckt wie Öl. Damif krief if sie. Die Stimme ist undeutlich, da der Arzt etwas im Mund zu haben scheint.
Dann ein lauter Knall.
Danach ist noch eine Weile das Hämmern an der Tür zu hören, die unartikulierten Schreie von der anderen Seite des Durchganges und das wirre Gemurmel des Gefesselten und halb betäubten Unteroffiziers.
Dann irgendwann Stille.