10-19-2016, 11:57 PM
Die Kreatur in dem Becken war in der Tat sonderbar.
Wenn sie menschlichen Ursprungs gewesen sein mochte, so ließen sich diese Wurzeln nur noch erahnen. Der gläserne Tubus beherbergte ein Wesen, dass man näher noch in die Verwandschaft mit sagenhaften Meerjungfrauen rücken konnte.
Wo bei einem Menschen die Beine gewesen wären, lief der Unterleib in einen Fischschwanz aus, der in schmutzig braunen Flossen mündete. Der Oberkörper war noch am wenigsten durch die Mutation entfremdet, auch wenn die weiblichen Atribute sich in vier Brüsten offenbarten. Die Arme zeigten sich verkümmert, die drei Finger ebenfalls mit Schwimmhäuten untereinander verbunden. Als am bizarrsten musste der Kopf beschrieben werden, denn dieser verfügte am Halsansatz nicht nur über rege tätige Kiemen, sondern wurde in seiner Gänze von einem breiten Fischmund dominiert, welcher von zwei langen Barteln begrenzt wurde und zwei Unterteller große, lidlose Augen blickten durch das Glas. Die Kreatur trieb in milchigem Wasser und präsentierte den Umstehenden nur dann und wann eine Partie des Leibes, wenn sie sich in dem Tank regte. Der Behälter stand auf einem rollbaren Unterbau, welcher mit kunstvollen Schnitzereien klar machte, dass es sich hier um weit mehr handelte als eine Zurschaustellung Laune der Natur. In der Tat hätte die Wahrheit nicht contrarer liegen können.
Das Wesen in dem Tank war niemand anderes als Madame Schurru und ihr Hiersein stellte eine ganz besondere Attraktion dar.
Madame Schurru sang.
Keine schnöde, hörbare Musik. Derart profane Klänge gab es auch, hervorgerufen durch eine Gruppe gewöhnlicher Musikanten, die auf einem kleinen Podest am anderen Ende des Saals ihrer Kunst nachgingen. Madame Schurrus Weisen zupften die Saiten des Gedachten und spielten Melodien aus Erinnerungen.
Sie sang melancholische Lieder von Dingen die hätten sein können, wären Entscheidungen in der Jugend anders gefällt wurden. Sie beschwor die triumphalsten Momente des Lebens neu herauf, setzte Nuancen mit erinnerten Gerüchen und Gefühlen.
Für ihre Psi- Opern nahm sie exorbitante Summen, so sie denn in privaten Häusern vorgetragen wurden und auch der Palast hatte sicher keinen Rabatt bekommen. Denn wenn die Madame für etwas fast so berühmt war wie für ihre Göttergabe, dann für ihren Geschäftssinn. Wäre jemand nicht empfänglich für ihren Gesang gewesen und er hätte in diesem Moment den Korallensaal betreten, er hätte wohl eine etwas öde Festivität vermuten müssen. Die Musik der Musikanten schleppte sich dahin, die Gäste standen in kleinen Gruppen wie betäubt und starrten geistesabwesend auf den Wassertank. Die Madame beendete ihren Vortrag und ließ sich erschöpft auf den Grund sinken.
Im Saal brandete Beifall auf und es kam Leben in die Gäste. Gläser wurden erhoben und in Richtung der Künstlerin geprostet. Gelächter und Hochrufe. Die ordinäre Musik gewann an Fahrt und spielte nach der schrillen und wilden Art der Wüstenvölker auf. Dies schien das vereinbarte Zeichen zu sein, dass Tänzer und Tänzerinnen sich unter das Volk mischten, um diese mit den Darbietungen ihrer gelenkigen Körper zu erfreuen.
Cen- Rasankuri Dedrian bildete die Mitte einer kleinen Gruppe aus Damen, die förmlich an seinen Lippen hingen. Der Cen- Rasankuri überragte sie um mehrere Köpfe, sein Un-Anbara bestand aus gehämmerten Silber und die dargestellte Dämonenfratze hatte ausladendene Stoßzähne. Er berichtete gerade mit dröhnender Stimme, wie er und seine Krieger beim Angriff auf die Nordfestung in einen Hinterhalt geraten seien aber, den Spieß schnell umgedreht und die Angreifer niedergemacht hatten. Die Damen zeigten sich entzückt und einige fragten explizit nach den Methoden, mit denen die Gefangenen den Göttern dargebracht wurden. Als Dedrian sich in Erklärungen erging, fächerten sie einige seiner Zuhörerinnen demonstrativ Luft zu, da derartige Beschreibungen sehr stimulierend auf sie zu wirken schienen.
Unweit von dieser Gruppe war der Heermeister mit Lady Zehra ins Gespräch vertieft. Sie bemühten in der Tat das Flaggschiff des Smalltalks, das Wetter. Ein Fangsturm hatte eine Patrouille überrascht und es war zu Verlusten gekommen. Darunter Bedienstete, die zum Gefolge der Zehra gehört hatten. Sie bedauerte diese Ausfälle, ließ sich jedoch auch die Feststimmung nicht verderben, was der Heermeister sehr begrüßte und ihrer Eloquenz zusprach. Zehra lächelte ihm huldvoll zu, was ihre Raubtierzähne entblößte. Dann ruckte sie an den Lederleinen, um ihre beiden Schoßtiere zur Räson zu bringen. An ihre Beine schmiegten sich ein junger Mann und eine ebenso jugendliche Frau, beide durch enge Schnürrung und entsprechende Bekleidung an zu großer Bewegungsfreiheit gehindert. Ob es sich um domestizierte Gefangene handelte oder ob zwei Spielgefährten der Zehra auf diese Weise ihre Zuneigung zu ihr zeigten, konnte nur erraten werden. So oder so, beide bemühten sich dem Zug an der Leine artigst Folge zu leisten.
Der Herrmeister unterbrach sich und wandte seinen Blick zu den geöffneten Flügeltüren, welche den Blick auf den Innenhof freigaben. Er ließ sein eines Auge zur Mauer schweifen, welche die Begrenzung des Areals darstellte. Gerade so konnte man einige Dächer der höheren Häuser noch erkennen, dahinter erhoben sich die gezackten Felszähne des Dämonentritts. Eben diese wurden just von der untergehenden Sonne in glühendes Rot vergossenen Blutes getaucht, während die Sonne selbst von der grünen Aura chemischer Gase veredelt wurde. Ein Spektakel, wie es auf Koron nur in der Wüste zu sehen war. Der Heermeister drehte sich demonstrativ den Anwesenden zu und hob die breite Trinkschale in die Höhe.
Huld Nisha! Huld Mutter Nacht! Quäkte er mit seiner sich überschlagenden Stimme und alles drehte sich ihm zu. Man nahm den Ruf auf und vollführte die Huldigung. Mutter Nacht wurde beim Namen genannt und geehrt. Ein jeder, der ein Getränk sein Eigen nannte, erhob es Richtung sinkende Sonne und verschüttete, ein gemessenen Schluck auf den Boden und widmete sich wieder seiner Unterhaltung.
Lady Zehras Schoßtiere leckten die Opfergabe gierig vom Boden und von ihren Stiefeln, wo diese von einigen Spritzern benetzt wurden waren. Der Herrmeister ließ die Hände ineinander klappen und brachte ein grinsendes Nein wie entzückend hervor!
Weiter hinten im Saal stritten sich zwei Händler. Genauer gesagt waren es Rahim Jafar Bunasddi und Buschdar von den Quellen. Beide Männer hatten einen Kontrakt mit Deimos Naradas und beide gönnten dem jeweils anderen nicht den Wassertropfen, den die Zunge kaum spürt.
Sie hatten ihren momentanen Streit dann auch nur unterbrochen, um Mutter Nacht die Ehre zu erweisen und fanden soeben in ihren Disput zurück. Beide waren der festen Überzeugung, dass Naradas dem jeweils anderen mehr Männer als Begleitschutz zugestand und sie damit sträflich unterbesetzt den Gefahren des Marsches aussetzte. Das belegten sie sich mit Beweisen und Gegenbeweisen, mit den Aussagen verlässlichster Männer und Frauen und der sprichwörtlichen Neigung des Gegenübers die Unwahrheit zu sagen. Rahim pustete die üppigen Backen auf, wenn sein Gesprächspartner eine besonders infame Lüge auftischte, Buschdar kniff den Mund zusammen und reckte die Nase in die Höhe, wenn sein verhasster Kollege ihn einmal mehr zutiefst mit seiner Unaufrichtigkeit kränkte. Sie unterbrachen ihren Streit nur, wenn der Inhalt ihrer Gläser zur Neige ging und sie einen Bediensteten heran winkten.
Rahim Jafar Bunasddi ließ es sich nicht nehmen sich und Buschdar persönlich einzuschenken. Sie hielten die Gläser gegen das schwindende Licht, nickten zufrieden, stießen aufs Freundschaftlichste an und ergingen sich dann wieder in den wildesten Beschimpfungen und Unterstellungen. Dabei kultivierten sie die Kunst des Streitgesprächs derart meisterhaft, dass es sie nicht einmal zu stören schien, dass ihr Patron Naradas noch nicht anwesend war.
Die Festivität befand sich noch in der Anfangsphase, vor der Speisung und vor der Ankunft dieses sonderbaren Priests, um den sich seit seiner ersten Erwähnung die wildesten Gerüchte rankten.
In diesem gemächlichen Anlaufen des Stelldicheins, wurde getrunken, geschwatzt und sich gegenseitig begafft. Vom näheren Umfeld des Fürsten, der selbst natürlich noch nicht anwesend war, ließ sich bis jetzt nur der Hexer Magal und zwei der herrschaftlichen Mätressen ausmachen.
Der Schwarzkünstler ging gemessenen Schrittes durch die Reihen, ließ hier und da eine Bemerkung fallen, wechselte mit diesem oder jenem ein paar beiläufig dahinplätschernde Worte.
War er aufgeregt, ob des bevorstehenden Rituals, so ließ er sich dies jedenfalls nicht anmerken. Länger hielt er sich bei den beiden Frauen auf, die jedem als die Gespielinnen des Schwarzen Drachens ebenso bekannt waren, wie in ihrer Funktion als Hexen und Priesterinnen der schlafenden Seherin. Wo Magal sich gänzlich in die karmesinroten Falten eine ausladenden Robe gehüllt hatte, überließ die Garderobe der hohen Damen nur sehr wenig der Fantasie.
Ganz nach den Vorgaben der Mode, welche ihre so verehrte Herrin selbst geprägt und in die feine Gesellschaft Rasankurs eingeführt hatte, waren sie in eine zweite Haut aus Latex geschmiegt, welche sie unbekleidet erscheinen ließ, ohne dass sie es waren, oder das raffinierte Applikationen zu delikate Partien dem schmachtenden Beobachter preisgegeben hätten. Ein Unvorsichtiger, den derartige Reizüberflutung zu einer unüberlegten Tat hätte verleiten können, mussten die langen Stahlklauen eine Warnung sein, welche die Fingernägel der kleineren der beiden Frauen darstellte. Ihre Gesinnungsschwester, die braune Mähne, der Bauchnabel und die spitzen kleinen Brüste alles was das Latex von ihr unversteckt ließ, ging auf wortwörtlichen Stilettos einher. Denn die Absätze des Schuhwerks waren augenscheinlich scharf geschliffen und stellten nicht nur die Fähigkeiten des Gleichgewichts auf die Probe, sondern mochten auch nutzbare Waffen sein.
Eine Bemerkung des Hexers ließ beide Frauen hell auflachen, so dass sich einige Köpfe nach ihnen umdrehten.
Die blonde Schöne reichte ihr Glas einer unscheinbaren Dienerin, die einen Schritt hinter ihr stand. Das blasse Geschöpf nippte an dem Getränk, nickte sacht und die Goldgelockte trank nun ihrerseits unbekümmert. Man drehte sich in der Gesamtheit den Eingangsbereichen zu um zu erspähen, wer sich zu den Feiernden gesellte, während sich die Stimmung zusehends hob...
Wenn sie menschlichen Ursprungs gewesen sein mochte, so ließen sich diese Wurzeln nur noch erahnen. Der gläserne Tubus beherbergte ein Wesen, dass man näher noch in die Verwandschaft mit sagenhaften Meerjungfrauen rücken konnte.
Wo bei einem Menschen die Beine gewesen wären, lief der Unterleib in einen Fischschwanz aus, der in schmutzig braunen Flossen mündete. Der Oberkörper war noch am wenigsten durch die Mutation entfremdet, auch wenn die weiblichen Atribute sich in vier Brüsten offenbarten. Die Arme zeigten sich verkümmert, die drei Finger ebenfalls mit Schwimmhäuten untereinander verbunden. Als am bizarrsten musste der Kopf beschrieben werden, denn dieser verfügte am Halsansatz nicht nur über rege tätige Kiemen, sondern wurde in seiner Gänze von einem breiten Fischmund dominiert, welcher von zwei langen Barteln begrenzt wurde und zwei Unterteller große, lidlose Augen blickten durch das Glas. Die Kreatur trieb in milchigem Wasser und präsentierte den Umstehenden nur dann und wann eine Partie des Leibes, wenn sie sich in dem Tank regte. Der Behälter stand auf einem rollbaren Unterbau, welcher mit kunstvollen Schnitzereien klar machte, dass es sich hier um weit mehr handelte als eine Zurschaustellung Laune der Natur. In der Tat hätte die Wahrheit nicht contrarer liegen können.
Das Wesen in dem Tank war niemand anderes als Madame Schurru und ihr Hiersein stellte eine ganz besondere Attraktion dar.
Madame Schurru sang.
Keine schnöde, hörbare Musik. Derart profane Klänge gab es auch, hervorgerufen durch eine Gruppe gewöhnlicher Musikanten, die auf einem kleinen Podest am anderen Ende des Saals ihrer Kunst nachgingen. Madame Schurrus Weisen zupften die Saiten des Gedachten und spielten Melodien aus Erinnerungen.
Sie sang melancholische Lieder von Dingen die hätten sein können, wären Entscheidungen in der Jugend anders gefällt wurden. Sie beschwor die triumphalsten Momente des Lebens neu herauf, setzte Nuancen mit erinnerten Gerüchen und Gefühlen.
Für ihre Psi- Opern nahm sie exorbitante Summen, so sie denn in privaten Häusern vorgetragen wurden und auch der Palast hatte sicher keinen Rabatt bekommen. Denn wenn die Madame für etwas fast so berühmt war wie für ihre Göttergabe, dann für ihren Geschäftssinn. Wäre jemand nicht empfänglich für ihren Gesang gewesen und er hätte in diesem Moment den Korallensaal betreten, er hätte wohl eine etwas öde Festivität vermuten müssen. Die Musik der Musikanten schleppte sich dahin, die Gäste standen in kleinen Gruppen wie betäubt und starrten geistesabwesend auf den Wassertank. Die Madame beendete ihren Vortrag und ließ sich erschöpft auf den Grund sinken.
Im Saal brandete Beifall auf und es kam Leben in die Gäste. Gläser wurden erhoben und in Richtung der Künstlerin geprostet. Gelächter und Hochrufe. Die ordinäre Musik gewann an Fahrt und spielte nach der schrillen und wilden Art der Wüstenvölker auf. Dies schien das vereinbarte Zeichen zu sein, dass Tänzer und Tänzerinnen sich unter das Volk mischten, um diese mit den Darbietungen ihrer gelenkigen Körper zu erfreuen.
Cen- Rasankuri Dedrian bildete die Mitte einer kleinen Gruppe aus Damen, die förmlich an seinen Lippen hingen. Der Cen- Rasankuri überragte sie um mehrere Köpfe, sein Un-Anbara bestand aus gehämmerten Silber und die dargestellte Dämonenfratze hatte ausladendene Stoßzähne. Er berichtete gerade mit dröhnender Stimme, wie er und seine Krieger beim Angriff auf die Nordfestung in einen Hinterhalt geraten seien aber, den Spieß schnell umgedreht und die Angreifer niedergemacht hatten. Die Damen zeigten sich entzückt und einige fragten explizit nach den Methoden, mit denen die Gefangenen den Göttern dargebracht wurden. Als Dedrian sich in Erklärungen erging, fächerten sie einige seiner Zuhörerinnen demonstrativ Luft zu, da derartige Beschreibungen sehr stimulierend auf sie zu wirken schienen.
Unweit von dieser Gruppe war der Heermeister mit Lady Zehra ins Gespräch vertieft. Sie bemühten in der Tat das Flaggschiff des Smalltalks, das Wetter. Ein Fangsturm hatte eine Patrouille überrascht und es war zu Verlusten gekommen. Darunter Bedienstete, die zum Gefolge der Zehra gehört hatten. Sie bedauerte diese Ausfälle, ließ sich jedoch auch die Feststimmung nicht verderben, was der Heermeister sehr begrüßte und ihrer Eloquenz zusprach. Zehra lächelte ihm huldvoll zu, was ihre Raubtierzähne entblößte. Dann ruckte sie an den Lederleinen, um ihre beiden Schoßtiere zur Räson zu bringen. An ihre Beine schmiegten sich ein junger Mann und eine ebenso jugendliche Frau, beide durch enge Schnürrung und entsprechende Bekleidung an zu großer Bewegungsfreiheit gehindert. Ob es sich um domestizierte Gefangene handelte oder ob zwei Spielgefährten der Zehra auf diese Weise ihre Zuneigung zu ihr zeigten, konnte nur erraten werden. So oder so, beide bemühten sich dem Zug an der Leine artigst Folge zu leisten.
Der Herrmeister unterbrach sich und wandte seinen Blick zu den geöffneten Flügeltüren, welche den Blick auf den Innenhof freigaben. Er ließ sein eines Auge zur Mauer schweifen, welche die Begrenzung des Areals darstellte. Gerade so konnte man einige Dächer der höheren Häuser noch erkennen, dahinter erhoben sich die gezackten Felszähne des Dämonentritts. Eben diese wurden just von der untergehenden Sonne in glühendes Rot vergossenen Blutes getaucht, während die Sonne selbst von der grünen Aura chemischer Gase veredelt wurde. Ein Spektakel, wie es auf Koron nur in der Wüste zu sehen war. Der Heermeister drehte sich demonstrativ den Anwesenden zu und hob die breite Trinkschale in die Höhe.
Huld Nisha! Huld Mutter Nacht! Quäkte er mit seiner sich überschlagenden Stimme und alles drehte sich ihm zu. Man nahm den Ruf auf und vollführte die Huldigung. Mutter Nacht wurde beim Namen genannt und geehrt. Ein jeder, der ein Getränk sein Eigen nannte, erhob es Richtung sinkende Sonne und verschüttete, ein gemessenen Schluck auf den Boden und widmete sich wieder seiner Unterhaltung.
Lady Zehras Schoßtiere leckten die Opfergabe gierig vom Boden und von ihren Stiefeln, wo diese von einigen Spritzern benetzt wurden waren. Der Herrmeister ließ die Hände ineinander klappen und brachte ein grinsendes Nein wie entzückend hervor!
Weiter hinten im Saal stritten sich zwei Händler. Genauer gesagt waren es Rahim Jafar Bunasddi und Buschdar von den Quellen. Beide Männer hatten einen Kontrakt mit Deimos Naradas und beide gönnten dem jeweils anderen nicht den Wassertropfen, den die Zunge kaum spürt.
Sie hatten ihren momentanen Streit dann auch nur unterbrochen, um Mutter Nacht die Ehre zu erweisen und fanden soeben in ihren Disput zurück. Beide waren der festen Überzeugung, dass Naradas dem jeweils anderen mehr Männer als Begleitschutz zugestand und sie damit sträflich unterbesetzt den Gefahren des Marsches aussetzte. Das belegten sie sich mit Beweisen und Gegenbeweisen, mit den Aussagen verlässlichster Männer und Frauen und der sprichwörtlichen Neigung des Gegenübers die Unwahrheit zu sagen. Rahim pustete die üppigen Backen auf, wenn sein Gesprächspartner eine besonders infame Lüge auftischte, Buschdar kniff den Mund zusammen und reckte die Nase in die Höhe, wenn sein verhasster Kollege ihn einmal mehr zutiefst mit seiner Unaufrichtigkeit kränkte. Sie unterbrachen ihren Streit nur, wenn der Inhalt ihrer Gläser zur Neige ging und sie einen Bediensteten heran winkten.
Rahim Jafar Bunasddi ließ es sich nicht nehmen sich und Buschdar persönlich einzuschenken. Sie hielten die Gläser gegen das schwindende Licht, nickten zufrieden, stießen aufs Freundschaftlichste an und ergingen sich dann wieder in den wildesten Beschimpfungen und Unterstellungen. Dabei kultivierten sie die Kunst des Streitgesprächs derart meisterhaft, dass es sie nicht einmal zu stören schien, dass ihr Patron Naradas noch nicht anwesend war.
Die Festivität befand sich noch in der Anfangsphase, vor der Speisung und vor der Ankunft dieses sonderbaren Priests, um den sich seit seiner ersten Erwähnung die wildesten Gerüchte rankten.
In diesem gemächlichen Anlaufen des Stelldicheins, wurde getrunken, geschwatzt und sich gegenseitig begafft. Vom näheren Umfeld des Fürsten, der selbst natürlich noch nicht anwesend war, ließ sich bis jetzt nur der Hexer Magal und zwei der herrschaftlichen Mätressen ausmachen.
Der Schwarzkünstler ging gemessenen Schrittes durch die Reihen, ließ hier und da eine Bemerkung fallen, wechselte mit diesem oder jenem ein paar beiläufig dahinplätschernde Worte.
War er aufgeregt, ob des bevorstehenden Rituals, so ließ er sich dies jedenfalls nicht anmerken. Länger hielt er sich bei den beiden Frauen auf, die jedem als die Gespielinnen des Schwarzen Drachens ebenso bekannt waren, wie in ihrer Funktion als Hexen und Priesterinnen der schlafenden Seherin. Wo Magal sich gänzlich in die karmesinroten Falten eine ausladenden Robe gehüllt hatte, überließ die Garderobe der hohen Damen nur sehr wenig der Fantasie.
Ganz nach den Vorgaben der Mode, welche ihre so verehrte Herrin selbst geprägt und in die feine Gesellschaft Rasankurs eingeführt hatte, waren sie in eine zweite Haut aus Latex geschmiegt, welche sie unbekleidet erscheinen ließ, ohne dass sie es waren, oder das raffinierte Applikationen zu delikate Partien dem schmachtenden Beobachter preisgegeben hätten. Ein Unvorsichtiger, den derartige Reizüberflutung zu einer unüberlegten Tat hätte verleiten können, mussten die langen Stahlklauen eine Warnung sein, welche die Fingernägel der kleineren der beiden Frauen darstellte. Ihre Gesinnungsschwester, die braune Mähne, der Bauchnabel und die spitzen kleinen Brüste alles was das Latex von ihr unversteckt ließ, ging auf wortwörtlichen Stilettos einher. Denn die Absätze des Schuhwerks waren augenscheinlich scharf geschliffen und stellten nicht nur die Fähigkeiten des Gleichgewichts auf die Probe, sondern mochten auch nutzbare Waffen sein.
Eine Bemerkung des Hexers ließ beide Frauen hell auflachen, so dass sich einige Köpfe nach ihnen umdrehten.
Die blonde Schöne reichte ihr Glas einer unscheinbaren Dienerin, die einen Schritt hinter ihr stand. Das blasse Geschöpf nippte an dem Getränk, nickte sacht und die Goldgelockte trank nun ihrerseits unbekümmert. Man drehte sich in der Gesamtheit den Eingangsbereichen zu um zu erspähen, wer sich zu den Feiernden gesellte, während sich die Stimmung zusehends hob...