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Haus der Stürme
#8
Kein Name, nur Umschreibungen und doch nichts sagende Worte. Er versuchte die Emotionen des Suchenden zu erforschen, doch wie die Fühler eines wirbellosen Kriechtieres zuckten seine Bemühungen zurück, als er den Widerstand spürte. Ein Versuch war es sicherlich Wert, allein aus der Wertschätzung seines Gegenübers heraus, doch intensivere Bemühungen hätten als ernst gemeinter Angriff gedeutet werden können. Zugegeben, der Besucher hatte Interesse in ihm geweckt, allein aus dem Umstand heraus seinen Geist bis hier zu ihm zu projektzieren ohne von den Mächten des Jenseits verschlungen worden zu sein. Es musste nicht von Kompetenz zeugen, sicherlich wäre der Faktor des Glücks nicht zu vernachlässigen, doch gewiss setzte dies gewisse Fähigkeiten voraus. Fähigkeiten, die nur über Zeit verinnerlicht werden konnten und bestimmtes Wissen voraussetzten. Weiter bestätigt wurde dies schließlich, als die fremde Präsenz kontrollierte Bilder offenbarte, ohne seine schützende Hülle fallen zu lassen.
Die daraufhin vor dem geistigen Auge ablaufenden Bilder und Eindrücke spiegelten nicht die wahrhaftigen Personen und Kulissen wieder, aber sie wirkten als Gedächtnisstütze und brachten die in dem Gedächtnis des Hexers abgespeicherten und selbst erlebten Dinge wieder hervor. Es war als durchlebte er die Szenen nochmals selbst, als stände er direkt daneben. Dabei verschwamm die Grenze zwischen den Eindrücken der beiden Geister miteinander und die fremden Geschichten wurden somit Teil der Eigenen. Er wandelte für einige Schritte wieder über die Gänge des Schlachtschiffs, einstmals empfunden als neues Zuhause. Reste menschlicher Emotionen, genau so wie die Vertrautheit seines ehemaligen Heims, dem Tempel der ungeteilten Vier. Jetzt sah er an den Säulen und Fratzen empor und sah sie nur als schmückendes Beiwerk, verewigt im eigentlichen Werkzeug, das weder Altar, noch Räucherwerk, Kerzen, Insignien oder die anderen Gegenstände darstellten. Es waren die Räumlichkeiten des Tempels selbst, eingepflanzt in den Rumpf dieses stählernen Raumschiffes, das den eigentlichen Fremdkörper in dieser Zusammensetzung darstellte. Er verließ das heilige Relikt und seine Füße trugen ihn sonderbar schnell durch verschiedenste Gänge, vorbei an Körpern und Gesichtern, die nicht hätten unterschiedlicher sein können. Majestätisch anmutende Marines und Kultisten die in Ehrfurcht einen großen Bogen um diese Krieger machten, während die nächste Gruppe an Niederen argwöhnisch betrachtet wurde. Ein Rädelsführer hinterließ Ungeziefer bei jedem Schritt und seine mit Schleim überzogenen Tentakeln peitschten die Gruppe Sklaven vor ihm weiter an, die schwere Kisten mit Ketten zu einem Frachtaufzug zerrten.
Es plätscherte Wasser. In der Badewanne vor ihm saß eine sonderbar jugendlich anmutende Gestalt. Man hätte sie für einen jungen Mann halten können, wäre da nicht die beeindruckende Größe des Körperbaus gewesen. Auch wenn der größte Teil vom Badewasser bedeckt wurde, so musste das Wesen selbst unter den Mutanten hier in der Flotte als Riese zählen. Ungeniert blickten ihm Augen entgegen, eingehüllt in einer Aura, die den gesamten Körper erstrahlen ließ. Das Wesen war nur unter dem Namen "Der Fremde" bekannt und genau wie dessen Erscheinungsbild Fragen aufwarf, so gab es keine auffindbaren Aufzeichnungen in den Archiven und noch nicht einmal die Spur irgendwelcher Gerüchte über seine Herkunft. Kampfeslärm durchbrach die Szenerie und der Raum wich sich wechselnden Gemetzeln. Mutanten gegen gleichfalls Gesegnete, Marines gegen ihre Brüder, Chaos gegen Chaos. Es herrschte Rebellion. Nur wenige hielten dem mysteriösen Fürsten noch die Treue, stattdessen hatte sich ein ehemaliger Verräter zurück in die Flotte getraut, nur um seine Herrschaftsansprüche geltend zu machen. Auch der Herausforderer schien mehr in der Gunst des Gottes der ausufernden Exzesse zu stehen, zumindest bezeugten das seine androgynen Gesichtszüge und das weiße Federkleid der auf seinem Rücken sitzenden Schwingen. Abscheu keimte in dem Hexer auf, als er sich an das Gesicht erinnerte, doch der Name vermochte ihm nicht mehr einzufallen. So starb dieser wohl gleichsam mit der Vernichtung der Flotte. Ein Name dessen Existenz so leicht zu zerstören war wie Stein und Metall. Letztendlich ein Name der keiner Erinnerung bedurfte.
Aufgewühlt durch die ablehnenden Emotionen sprang ihm auch das Bild des einstigen ersten Hexers der Flotte wieder in Erinnerung.
Xar'Sazuul.
Die Augen saßen regungslos in ihren Höhlen, verblasst und zur ewigen Blindheit verflucht. Und doch fixierten sie ihn als wohne ihnen noch Leben inne, während unsichtbare Kräfte förmlich an seiner stofflichen Hülle tasteten und zerrten. Die Kräfte des Warp hatten diesen einstigen Mann durchflutet und gleichsam beschenkt wie sie ihren Tribut gefordert hatten. Nun war er eine Kreatur, die dem Willen der Götter diente und sich widerwillig dem Fürsten unterstellen musste. Angesichts dessen Ambitionen und Potential hatte der Fürst ihm diverse Privilegien zugestattet und auf der anderen Seite somit klar den Kompetenzbereich abgesteckt. Wahrscheinlich deshalb gelang er auch in den Besitz dieses mächtigen und zugleich gefährlichen Artefakts, dessen Schwertheft ein belebtes, dämonisches Auge zierte. Selten bekam man es geschlossen zu Gesicht und die meiste Zeit blickte es umher und fokussierte den unverfrorenen Betrachter, der nur selten dem unwirklichen Blickkontakt standhalten wollte.
Unheiliger Verteidiger des Glaubens
Wäre der fremde Besucher vor ihm gestanden, so hätte er sehen können wie sich die Lippen bei diesem Gedanken bewegten und die Worte nachformten. So verwoben das Schicksal mit dem mächtigsten Hexer der Flotte war, so schnell löste es die Bande auch wieder wenn ein Nachfolger in dessen Fußstapfen trat. Nachdem der erste Hexer verschwunden und der Flotte den Rücken zugekehrt hatte musste er den Unheiligen Verteidiger des Glaubens notgedrungen zurücklassen. Entweder durch Rituale gebunden oder gar durch den Willen des Relikts selbst konnte es nicht entwendet werden. Fest verankert in seinem angetrauten Schrein harrte es auf den nächsten Würdigen, der für dessen Besitz auserkoren wurde. So kam es schließlich zu jenem denkwürdigen Tag, an dem er selbst diesen Schatz in seinen Händen wiegen durfte - Selbst heute noch. Doch im Gegensatz zu früher musste er es zum Schutz mit einem Ritual belegen, das das Auge wie zu einem Schlummer verschloss und dessen Macht gegen die Wahrnehmung aller Feinde verschleiern sollte.
Der Strom an Eindrücken riss ihn weiter zu einer Gruppe grobschlächtiger Khornefanatiker, deren fiebriges Geheul den Blutdurst immer weiter anstachelte. Zwei von Ihnen schienen auf eine sonderbare Art besonders "scharf" gezeichnet und dennoch oder gerade deshalb passte etwas in dieser Szene nicht ganz zusammen. Während die restlichen Krieger ohne sonderbare Merkmale in der Masse untergingen, stachen die beiden anderen mühelos hinaus. Zudem bestand der Mob durchweg aus "Welpen", wie die jungen Khornekrieger gerne in der Flotte genannt wurden. Im Gegenteil dazu hatten die Hauptakteure dieser Szene den Glanz der jugendlichen Leichtsinnigkeit in ihren Augen bereits verloren und der Jubel und das Johlen zeugten weniger von Vorfreude, als mehr einem Anstacheln und Anfeuern. Noch ehe der Hexer weiter analysieren konnte folgte auch prompt die Erklärung des Suchenden, gefolgt von einer Reise in Bildern durch die Wüste bis zu jener historischen Wüstenstadt, dessen neues Erwachen und Wachsen noch unbeachtet der Großen stattfand. Ab hier mischten sich erklärender weise keine eigenen Ströme mehr unter und der Hexer ging in ein bedächtiges Sehen und Lauschen über, finalisiert durch die thronende Rüstung im Herzen dieser unbekannten Stadt. Langsam versiegten die Eindrücke und die anfängliche Stille kehrte zurück, zumindest wenn man die vormals herrschenden Umstände als Hintergrundrauschen hinnahm. Eine sofortige Antwort blieb der Hexer seinem Artgenossen schuldig, doch wer hätte es ihm verdenken können? Neben den unzähligen und größtenteils unbedeutenden Kulten Gohmors gab es in der Wüste, einem Teil des Planeten, an dem sich laut offiziellen Informationen nur kleine Stämme und Nomaden befinden sollten, wider Erwarten eine göttergefällige Stadt. An dessen Spitze saß ein weiteres Überbleibsel der Flotte zu Pryarch, doch um vieles verändert, um vieles mehr in der Gunst der Götter stehend.

"Großer unter Großen…" wiederholte er die Worte des Besuchers, dabei war die Ironie darin nicht zu verkennen. "Wären wir "groß", so müssten wir nicht nach beidseitigen Vorteilen ersuchen. Die "Großen" herrschen und vernichten. Doch wir existieren im Schatten, sei es hier versteckt im Untergrund im Bau des Feindes oder zwischen Meeren aus Sand und Gestein. Doch deine Anwesenheit an diesem Ort spricht für deine Kunst. So du deine Fähigkeiten in den Dienst des Herrschers der Wüstenstadt gestellt hast wirst auch du nach beidseitigen Vorteilen ersucht haben, nicht wahr?"
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[Kein Betreff] - von - 02-29-2012, 09:39 PM
[Kein Betreff] - von - 03-01-2012, 04:38 AM
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[Kein Betreff] - von - 10-05-2016, 12:34 AM

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