08-25-2016, 11:09 PM
[CENTER]Lokales und Überregionales aus aller Welt![/CENTER]
Feldtagebuch
Bruder Hubertus winkt mir aus der Ferne, um mir anzuzeigen, dass es sicher sei und ich zu ihm kommen könnte.
Sicher ist dabei natürlich ein relativer Begriff, denn sicher ist in diesen Tagen nur eins in Edos, nämlich dass der Krieg hier keine Pause macht.
Ich nähere mich der kleinen Gruppe aus Pilgern, welche als Vorauskommando dient und die Stellung erkundet, die noch vor einer Stunde dem Vorstoß der Befreiten diente. Erst die Bombardierung durch die PVS vertrieb die rekrutierten Mutanten aus ihrem Posten und erlaubte es den Pilgern das Gebiet wieder einzufordern, welches die Abhumanen ihnen seit dem Morgen abgerungen hatten.
Ich gehe geduckt zu ihnen herüber, überklettere Trümmer und mache möglichst einen Bogen um verkohlte Leichen, die verkrümmt und entstellt überall herum liegen. In der Ferne ist das Grollen von Kanonen zu hören, der Himmel ist getrübt vom Qualm und Rauch, der allgegenwärtige Gestank nach allem, was irgendwie brennen und verbrennen kann ist längst zu ignorierbaren Gewohnheit geworden.
Die fünf Pilger haben sich um eine krude Konstruktion aus Holz und Eisen versammelt. Ein Katapult, wie man mir erklärt. Mit diesen Vorrichtungen schleudern die Befreiten primitive Fassbomben in die Richtung der Pilger und der PVS. Einfallsreichtum kann man ihnen gewiss nicht absprechen, haben sie doch auf diese Weise ihrerseits eine gefürchtete Artillerie- Waffe geschaffen, welche natürlich nicht das Potenzial unserer Kanonen erreicht, deswegen aber nicht weniger Schrecken in die Reihen der Pilger trägt. Ohnehin ist dieser Kampf inzwischen zu etwas verkommen, was weniger einem Krieg nach herkömmlichem Verständnis entspricht. Nicht länger scheinen hier Soldaten gegeneinander anzutreten, sondern Mutanten gegen religöse Zivilisten. Die PVS begnügt sich damit den Gürtel um die Stadt geschlossen zu halten und in Abständen Bomben und Granaten auf Edos regnen zu lassen.
Die Teile der Horning- Miliz, welche nach wie vor zu Hauptstadt und zu Truzt stehen und die Republikanischen Garden begnügen sich damit den Artilleriebeschuss zu ertragen und den Bombern mit Abwehrfeuer zu begegnen. Sie haben sich ihrerseits im Gebiet um den Hafen, sowie im Zentrum und im Norden der Stadt eingeigelt. Man versucht sich gegenseitig zu zermürben, so scheint es. Weniger um den jeweils anderen zu vernichten, als vielmehr um Gewohntes fortzuführen, bis an anderer Stelle Lösungen gefunden werden.
Der wahre Kampf, so gewinne ich mit jedem Tag mehr den Eindruck, findet zwischen Pilgern und Befreiten statt. Beide Parteien haben einen respektablen Hass aufeinander entwickelt und bekriegen sich in ausgebrannten Ruinen, in Kanalisationsschächten und über Trümmerfelder hinweg. Straßenzüge, oder was davon noch übrig ist, werden erobert, verloren und zurückgewonnen.
Um Bodengewinn geht es dabei schon längst nicht mehr, allein das Hinschlachten des jeweils anderen scheint das Ziel zu sein. In Edos zeigt sich die Fratze des Krieges in ihrer hässlichsten Form und die Verantwortlichen in Horning, Truzt und auch in Gohmor müssen sich die Frage nach dem Warum gefallen lassen. Warum sterben hier noch Kämpfer für einen Krieg, der in den Tageszeitung bereits als beendet gehandelt wird? Wann werden die viel beschworenen Friedensverhandlungen endlich auch in die Tat umgesetzt?
Diese Fragen stellen nicht die Lebenden, sondern sie werden von den Toten herausgeschrien, die zu tausenden in der Erde der zweitgrößten Stadt Hornings ihr Blut mit der Asche vermengen.
Wir müssen uns von der Stellung um das unbemannte Katapult zurückziehen, denn es ist die Rede von einem Gegenschlag durch die Befreiten. Sollte das der Wahrheit entsprechen, dann heißt das für uns wieder eine Nacht voller Angst vor dem unheilvollen Zischen, mit dem die Fassbomben durch die Dunkelheit fliegen.
Für den Gohmor Guardian Simone Tober aus dem umkämpfen Edos.
Private Luft
Die Luft die wir atmen ist uns geschenkt, von dem Augenblick an, da wir das Licht der Welt erblicken, sei es das Sonnenlicht des Landes oder das künstliche Licht der Makropole.
Ein schöner Gedanke, doch leider ein trügerischer. Zumindest was die Luft in der Makropole anbelangt. In einem teilgeschlossenen Komplex, wie eine derart gewaltige Stadt einer ist, setzt das Atmen die Beförderung, Aufbereitung und Verteilung von Luft voraus, plus der Wartung und Neuinstallation jener Analgen, die für solche Gewährleistung verantwortlich sind. Natürlich strömt Luft von Außen nach Gohmor, durch die gewaltigen Transittunnel etwa oder Bereiche am Rand der Stadt, die Öffnungen zu verschiedensten Zwecken beinhalten. Natürlich genügen diese Einlässe nicht um für eine Zirkulation und eine Aufbereitung zu sorgen. Zu diesem Zwecke sind über die gesamte Stadt Millionen und Abermillionen von Luftttauschern verteilt. Deren Größe kann von der eines Kühlschranks bis zu den Ausmaßen eines Wohnhauses reichen. Ein Großteil dieser Anlagen ist für das Auge des einfachen Bürgers verborgen, da er sich in den sogenannten Wartungseben (von den Technikern auch Halbebenen genannt) befindet. Über und unter den eigentlichen Wohnebenen befinden sich schier endlose Labyrinthe, die alles beherbergen, was dem Bewohner Gohmors das Leben angenehm macht. Abwasserleitungen, Stromkabel, Fernwärme, Gas und eben auch die Lufttauscher.
Achten sie bei ihrem nächten Spaziergang einmal auf Gitterschächte am Boden, denen ein leichter Luftzug entströmt. Eben dies ist alles, was man oberirdisch von den Lufttauschern zu Gesicht bekommt.
Vielleicht fällt ihnen bei diesem Spaziergang aber auch auf, dass durchaus nicht allen Gittern eine Briese entflieht. Diesen Umstand erläutert Hermann Schneidlinger, von der Initiative „Länger leben durch saubere Luft“. Er kämpft seit Jahren gegen Missstände in der Luftklärung der Makropole: „Leider ist es so, dass ein Großteil der Lufttauscher nicht richtig, oder gar nicht funktioniert. Eine Erhebung des vergangenen Jahres zeigt auf, dass in den oberen Ebenen jeder fünfzigste der Tauscher nicht funktioniert, was weniger tragisch erscheint, zumal die meisten Haushalte in diesem Bereich über eine separate Aufbereitung verfügen. In den mittleren Ebenen ist es schon jeder zwanzigste, wobei die Tendenz mit jeder Ebene nach unten zunimmt. Was gemeinhin als die Untere Ebene und die Null- Ebene bezeichnet wird, dort findet eine Wartung praktisch nicht statt und die Menschen müssen sich selbst behelfen. Dabei machen sie sich sogar strafbar, wenn sie dabei erwischt werden, wie sie die Tauscher, ob defekt oder nicht, manipulieren.“ Den Mangel, welchen Schneidlinger anspricht, kennt man bei den Regionalregierungen der einzelnen Ebenen. Doch fast überall klagen die Verantwortlichen über fehlende Mittel, geschultes Personal oder auch nur genügen Wartungsservitoren.
Schneidlinger jedoch bemängelt noch Anderes: „Selbst wenn jeder Tauscher einwandfrei funktionieren würde, blicken sie doch auf die Straßen der Mittleren Ebenen. Die Menschen tragen Mund- und Nasenschutz, die oftmals von Nasenbluten verschmutzt sind. Wer es sich leisten kann hat eine Gasmaske auf und niemand bleibt länger im Freien als nötig.
Das ist von Ebenenbereich zu Ebenenbereich natürlich unterschiedlich, das weis ich. In einer Straße kann man noch vor einem Cafe sitzen in der Nebenstraße zerfrisst es einem die Schleimhäute. Das liegt nicht nur an kaputten Tauschern. Die funktionierenden Geräte saugen den Dreck an, der von den Fabriken nach draußen geblasen wird. Wir reden hier von Abgasen und Verunreinigungen, die aggressiv sein können wir Säure. Diese treffen auf Filter, die Jahrhunderte alt sind. Sicher, sie sind dazu konzipiert sogar die Wirkung von ABC- Waffen rauszufiltern und das haben sie in der Vergangenheit ja auch getan. Aber irgendwann knickt auch das stärkste System ein und dann wird der angesaugte Dreck direkt wieder in die Lungen der Bewohner gepumpt.“
Nicht nur Aktivisten wie Schneidlinger sehen dieses Problem.
Auch die Wirtschaft nimmt sich der Sache an.
Der Antrag 32 steht dann auch entsprechend nächste Woche im Rat zur Abstimmung. Darin wird von Vertretern aller Stände über eine Teilprivatisierung der Luftversorgung abgestimmt. Im Kern würde sich ein „Ja“ zwar auf ganz Koron beziehen, in erster Linie betrifft es wohl aber Gohmor in direkter Konsequenz und die Zulieferergebiete in weiterführender. Was eine solche Privatisierung im Detail bedeutet, erläuter Jean Belli vom Haus Hurtor: „Schauen Sie, schon mit dem Basisvertrag erhält der normale Mittelständler eine Frischluftabdeckung, die für ein gesundes und wohlbefindliches Leben in den eigenen vier Wänden den Wohnhabs sorgt. Dabei wird der Durchschnittswert der benötigten Luft ermittelt und an Geschlecht und Alter angepasst. Kinder werden in den Vertrag mit halbem Preis integriert und Haustiere können, je nach Größe, dazu genommen werden.
Die viel beschworene Angst oder will sagen Panikmache, ganze Familien würden ersticken, wenn die Luftrechnung einmal nicht bezahlt wird ist natürlich Unsinn. Wenn unsere Versorgung aussetzt, übernimmt die Aufbereitung der Stadt, welche zwar mangelhaft aber eben doch vorhanden ist. Die Angebote unserer Luftverträge können selbstverständlich ganz nach individuellem Geschmack angepasst werden. Unsere Hauseigene Firma Aero- Frisch liefert ihnen saubere Qualitätsluft direkt an das Komprimierungssystem ihres Wohnhabitats, von wo aus es Waldwiesenfrisch in ihr zuhause strömt. Darüber hinaus schaffen wir Arbeitsplätze in der ganzen Welt, indem wir Absauganlagen und Transportstrukturen etablieren und einen völlig neuen Wirtschaftszweig aus der der Taufe heben.“
Befürworter versprechen sich durch den entstehenden Wettbewerb um die Lungen der Kunden eine Durchsetzung der Qualität, sowie eine Entlastung der staatlichen Stellen, welche durch freiwerdende Kapazitäten aufhören können nur die Symptome zu bekämpfen und lang überfällige Grunderneuerungen oder Austauscharbeiten an den Lufttauschern vorzunehmen. Kritische Stimmen sehen in der Kommerzialisierung der Luft den Ansatz eines Würgegriffes, der sich um die Kehle des Endverbrauchers legt und ihm jeder Zeit eben die Luft abdrücken kann, die zu vermarkten er angetreten ist.
Millionär stirbt bei bizarrem Versuch Gang zu attackieren
Der exzentrische Millionär Clark Banner war weniger für den sagenhaften Reichtum berühmt, welcher ein Nachlass seiner früh verstorbenen Eltern darstellt, als viel mehr durch seine sonderbaren Anwandlungen. In deren Rahmen verpulverte er immer wieder exorbitante Summen, um Projekte zu verwirklichen, die letzten Endes nur die Auflage der Boulevardblätter verbesserten. Zu diesen zählte etwa der Versuch die "Sieg des Willens" zu finden und zu bergen, wie auch das Unterfangen einen gruseligen Vergnügungspark mit dem thematischen Schwerpunkt „Rasankur“ zu bauen. Er war sechs mal verheiratet und investierte in Geldgräber aller Art.
Nun verstarb der verschrobene Lebemann auf gewaltsame Weise auf der Null- Ebene. Wie Vertreter der PVS- Polizei berichteten, habe sie der Leibdiener Banners völlig aufgelöst angerufen.
Alfredo Pennywather, war seid Jahren die einzige Kontaktperson, die Banner in seine unmittelbare Nähe ließ. Haushaltshilfe und Mädchen für alles, wie ihn Bekannte beschrieben. Dieser Vertraute informierte die Amtssoldaten der PVSP darüber, dass sein Herr aufgebrochen sei um Gerechtigkeit in den Verbrechenssumpf der Null- Ebene zu tragen und er sich große Sorgen um die Sicherheit seines Herren mache. Die Amtssoldaten belehrten Pennywather darüber, dass der Besuch der Null- Ebene gewiss riskant aber doch auf eigene Verantwortung hin möglich sei. Um den aufgebrachten Diener zu beruhigen, versicherte man ihm jedoch ein Patrouille in das Gebiet zu entsenden.
Wer sich mit der sozialen Struktur unserer Stadt auskennt, der weis, dass die Null- Ebene selbst für die gut ausgebildeten und bestens trainierten Männer und Frauen der PVSP ein heißes Pflaster ist. Dennoch entsandte man eine Gruppe aus Bewaffneten in das Gebiet, welches Pennywather als Ziel seines Arbeitgebers angab.
Was die Einsatzgruppe dort fand bestätigte bedauerlicherweise die schlimmsten Befürchtungen Pennywather.
Nach einem kurzen Feuergefecht, welches eine der Ebenen- Banden vertrieb, konnte die Einsatzgruppe nur noch den toten Körper Clark Banners bergen.
Dieser war in einen sonderbaren Anzug gekleidet, der wohl in seiner Aufmachung der Form eines nachtaktiven Hautseglers nachempfunden war. Dieser Anzug zeigte sich nicht nur kugelsicher und vollgestopft mit Elektronik, sonder verlieh Banner auch die Fähigkeit über kurze Strecken zu gleiten.
Der Schutz war jedoch mangelhaft.
Ein festgenommenes Bandenmitglied, welches bei der Schießerei mit der Polizei einen Bauchtreffer erlitten hatte, gab später zu Protokoll (Achtung die Aussagen des Gefangenen enthalten zuweilen sehr vulgäre Ausdrücke, die nicht von Kindern oder schwangeren Frauen gelesen werden sollte. Anmerkung der Red.): Wir haben nix gemacht, haben eben rumgestannden und ein bisschen was geraucht. Echt jetzt nix abgefucktes oder so. Plötzlich sagt Painstring neben mir, Kik ma da hockt was uff der Leitung.
Ich kick so hoch und da hockt echt was. Dachte erst es is ein Mutantenvieh, wie es manchmal welche beim Auslass vom Klärwerk gibt. Aber das war nur nen Typ mit so nem Kasperanzug an. Hat irgendwas gelabert, mit so ner extra wie tief gemachten Stimme. „Ick bin der und der!“. Er hat dann sowas wie nen Wurfstern nach BigBobo geschmissen. Hat den aber nich gejuckt, is in seinen Kunstmuskeln einfach stecken geblieben. Da haben wir dem Spinner dann ordentlich Blei gegeben. Sein Kostüm hat ein bisschen was geschluckt, aber Scheiße Mann, was wir da an Knarren bei hatten, das hätte jede Dose geknackt, wenn sie verstehen was ich meine. Der hat versucht abzuhauen, mit so nem Ding mit Seil... Kletterhaken nennt man das. Na da hatte ihn aber BigBobo schon am Arsch und hat dann die Scheiße aus ihm rausgeprügelt. Dabei muss der Typ dann irgendwann den Löffel weggelegt haben. War ja keine Absicht, aber was pimmelt uns der Spinner auch an?“
In der Tat hatten die Bande den Toten übel zugerichtet und dann an besagten Kletterseil, Kopf über aufgeknüpft.
Das tragische Ende eines verschrobenen Mannes, der scheinbar weder wusste wo hin mit seiner Zeit, noch mit seinem Geld.
Psychologen gehen von einer tiefgreifenden Störung der emotionalen Gesundheit aus, die auf den unverwundenen Tot der Eltern zurückzuführen sein könnte.
Nun schlägt jedoch erst einmal die Stunde der Nachlassverwalter, die entscheiden müssen, wer die Millionen, welche Banner noch nicht in Unsinn investiert hat, bald sein Eigen nennen und hoffentlich weiser nutzen darf.
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Feldtagebuch
Bruder Hubertus winkt mir aus der Ferne, um mir anzuzeigen, dass es sicher sei und ich zu ihm kommen könnte.
Sicher ist dabei natürlich ein relativer Begriff, denn sicher ist in diesen Tagen nur eins in Edos, nämlich dass der Krieg hier keine Pause macht.
Ich nähere mich der kleinen Gruppe aus Pilgern, welche als Vorauskommando dient und die Stellung erkundet, die noch vor einer Stunde dem Vorstoß der Befreiten diente. Erst die Bombardierung durch die PVS vertrieb die rekrutierten Mutanten aus ihrem Posten und erlaubte es den Pilgern das Gebiet wieder einzufordern, welches die Abhumanen ihnen seit dem Morgen abgerungen hatten.
Ich gehe geduckt zu ihnen herüber, überklettere Trümmer und mache möglichst einen Bogen um verkohlte Leichen, die verkrümmt und entstellt überall herum liegen. In der Ferne ist das Grollen von Kanonen zu hören, der Himmel ist getrübt vom Qualm und Rauch, der allgegenwärtige Gestank nach allem, was irgendwie brennen und verbrennen kann ist längst zu ignorierbaren Gewohnheit geworden.
Die fünf Pilger haben sich um eine krude Konstruktion aus Holz und Eisen versammelt. Ein Katapult, wie man mir erklärt. Mit diesen Vorrichtungen schleudern die Befreiten primitive Fassbomben in die Richtung der Pilger und der PVS. Einfallsreichtum kann man ihnen gewiss nicht absprechen, haben sie doch auf diese Weise ihrerseits eine gefürchtete Artillerie- Waffe geschaffen, welche natürlich nicht das Potenzial unserer Kanonen erreicht, deswegen aber nicht weniger Schrecken in die Reihen der Pilger trägt. Ohnehin ist dieser Kampf inzwischen zu etwas verkommen, was weniger einem Krieg nach herkömmlichem Verständnis entspricht. Nicht länger scheinen hier Soldaten gegeneinander anzutreten, sondern Mutanten gegen religöse Zivilisten. Die PVS begnügt sich damit den Gürtel um die Stadt geschlossen zu halten und in Abständen Bomben und Granaten auf Edos regnen zu lassen.
Die Teile der Horning- Miliz, welche nach wie vor zu Hauptstadt und zu Truzt stehen und die Republikanischen Garden begnügen sich damit den Artilleriebeschuss zu ertragen und den Bombern mit Abwehrfeuer zu begegnen. Sie haben sich ihrerseits im Gebiet um den Hafen, sowie im Zentrum und im Norden der Stadt eingeigelt. Man versucht sich gegenseitig zu zermürben, so scheint es. Weniger um den jeweils anderen zu vernichten, als vielmehr um Gewohntes fortzuführen, bis an anderer Stelle Lösungen gefunden werden.
Der wahre Kampf, so gewinne ich mit jedem Tag mehr den Eindruck, findet zwischen Pilgern und Befreiten statt. Beide Parteien haben einen respektablen Hass aufeinander entwickelt und bekriegen sich in ausgebrannten Ruinen, in Kanalisationsschächten und über Trümmerfelder hinweg. Straßenzüge, oder was davon noch übrig ist, werden erobert, verloren und zurückgewonnen.
Um Bodengewinn geht es dabei schon längst nicht mehr, allein das Hinschlachten des jeweils anderen scheint das Ziel zu sein. In Edos zeigt sich die Fratze des Krieges in ihrer hässlichsten Form und die Verantwortlichen in Horning, Truzt und auch in Gohmor müssen sich die Frage nach dem Warum gefallen lassen. Warum sterben hier noch Kämpfer für einen Krieg, der in den Tageszeitung bereits als beendet gehandelt wird? Wann werden die viel beschworenen Friedensverhandlungen endlich auch in die Tat umgesetzt?
Diese Fragen stellen nicht die Lebenden, sondern sie werden von den Toten herausgeschrien, die zu tausenden in der Erde der zweitgrößten Stadt Hornings ihr Blut mit der Asche vermengen.
Wir müssen uns von der Stellung um das unbemannte Katapult zurückziehen, denn es ist die Rede von einem Gegenschlag durch die Befreiten. Sollte das der Wahrheit entsprechen, dann heißt das für uns wieder eine Nacht voller Angst vor dem unheilvollen Zischen, mit dem die Fassbomben durch die Dunkelheit fliegen.
Für den Gohmor Guardian Simone Tober aus dem umkämpfen Edos.
Private Luft
Die Luft die wir atmen ist uns geschenkt, von dem Augenblick an, da wir das Licht der Welt erblicken, sei es das Sonnenlicht des Landes oder das künstliche Licht der Makropole.
Ein schöner Gedanke, doch leider ein trügerischer. Zumindest was die Luft in der Makropole anbelangt. In einem teilgeschlossenen Komplex, wie eine derart gewaltige Stadt einer ist, setzt das Atmen die Beförderung, Aufbereitung und Verteilung von Luft voraus, plus der Wartung und Neuinstallation jener Analgen, die für solche Gewährleistung verantwortlich sind. Natürlich strömt Luft von Außen nach Gohmor, durch die gewaltigen Transittunnel etwa oder Bereiche am Rand der Stadt, die Öffnungen zu verschiedensten Zwecken beinhalten. Natürlich genügen diese Einlässe nicht um für eine Zirkulation und eine Aufbereitung zu sorgen. Zu diesem Zwecke sind über die gesamte Stadt Millionen und Abermillionen von Luftttauschern verteilt. Deren Größe kann von der eines Kühlschranks bis zu den Ausmaßen eines Wohnhauses reichen. Ein Großteil dieser Anlagen ist für das Auge des einfachen Bürgers verborgen, da er sich in den sogenannten Wartungseben (von den Technikern auch Halbebenen genannt) befindet. Über und unter den eigentlichen Wohnebenen befinden sich schier endlose Labyrinthe, die alles beherbergen, was dem Bewohner Gohmors das Leben angenehm macht. Abwasserleitungen, Stromkabel, Fernwärme, Gas und eben auch die Lufttauscher.
Achten sie bei ihrem nächten Spaziergang einmal auf Gitterschächte am Boden, denen ein leichter Luftzug entströmt. Eben dies ist alles, was man oberirdisch von den Lufttauschern zu Gesicht bekommt.
Vielleicht fällt ihnen bei diesem Spaziergang aber auch auf, dass durchaus nicht allen Gittern eine Briese entflieht. Diesen Umstand erläutert Hermann Schneidlinger, von der Initiative „Länger leben durch saubere Luft“. Er kämpft seit Jahren gegen Missstände in der Luftklärung der Makropole: „Leider ist es so, dass ein Großteil der Lufttauscher nicht richtig, oder gar nicht funktioniert. Eine Erhebung des vergangenen Jahres zeigt auf, dass in den oberen Ebenen jeder fünfzigste der Tauscher nicht funktioniert, was weniger tragisch erscheint, zumal die meisten Haushalte in diesem Bereich über eine separate Aufbereitung verfügen. In den mittleren Ebenen ist es schon jeder zwanzigste, wobei die Tendenz mit jeder Ebene nach unten zunimmt. Was gemeinhin als die Untere Ebene und die Null- Ebene bezeichnet wird, dort findet eine Wartung praktisch nicht statt und die Menschen müssen sich selbst behelfen. Dabei machen sie sich sogar strafbar, wenn sie dabei erwischt werden, wie sie die Tauscher, ob defekt oder nicht, manipulieren.“ Den Mangel, welchen Schneidlinger anspricht, kennt man bei den Regionalregierungen der einzelnen Ebenen. Doch fast überall klagen die Verantwortlichen über fehlende Mittel, geschultes Personal oder auch nur genügen Wartungsservitoren.
Schneidlinger jedoch bemängelt noch Anderes: „Selbst wenn jeder Tauscher einwandfrei funktionieren würde, blicken sie doch auf die Straßen der Mittleren Ebenen. Die Menschen tragen Mund- und Nasenschutz, die oftmals von Nasenbluten verschmutzt sind. Wer es sich leisten kann hat eine Gasmaske auf und niemand bleibt länger im Freien als nötig.
Das ist von Ebenenbereich zu Ebenenbereich natürlich unterschiedlich, das weis ich. In einer Straße kann man noch vor einem Cafe sitzen in der Nebenstraße zerfrisst es einem die Schleimhäute. Das liegt nicht nur an kaputten Tauschern. Die funktionierenden Geräte saugen den Dreck an, der von den Fabriken nach draußen geblasen wird. Wir reden hier von Abgasen und Verunreinigungen, die aggressiv sein können wir Säure. Diese treffen auf Filter, die Jahrhunderte alt sind. Sicher, sie sind dazu konzipiert sogar die Wirkung von ABC- Waffen rauszufiltern und das haben sie in der Vergangenheit ja auch getan. Aber irgendwann knickt auch das stärkste System ein und dann wird der angesaugte Dreck direkt wieder in die Lungen der Bewohner gepumpt.“
Nicht nur Aktivisten wie Schneidlinger sehen dieses Problem.
Auch die Wirtschaft nimmt sich der Sache an.
Der Antrag 32 steht dann auch entsprechend nächste Woche im Rat zur Abstimmung. Darin wird von Vertretern aller Stände über eine Teilprivatisierung der Luftversorgung abgestimmt. Im Kern würde sich ein „Ja“ zwar auf ganz Koron beziehen, in erster Linie betrifft es wohl aber Gohmor in direkter Konsequenz und die Zulieferergebiete in weiterführender. Was eine solche Privatisierung im Detail bedeutet, erläuter Jean Belli vom Haus Hurtor: „Schauen Sie, schon mit dem Basisvertrag erhält der normale Mittelständler eine Frischluftabdeckung, die für ein gesundes und wohlbefindliches Leben in den eigenen vier Wänden den Wohnhabs sorgt. Dabei wird der Durchschnittswert der benötigten Luft ermittelt und an Geschlecht und Alter angepasst. Kinder werden in den Vertrag mit halbem Preis integriert und Haustiere können, je nach Größe, dazu genommen werden.
Die viel beschworene Angst oder will sagen Panikmache, ganze Familien würden ersticken, wenn die Luftrechnung einmal nicht bezahlt wird ist natürlich Unsinn. Wenn unsere Versorgung aussetzt, übernimmt die Aufbereitung der Stadt, welche zwar mangelhaft aber eben doch vorhanden ist. Die Angebote unserer Luftverträge können selbstverständlich ganz nach individuellem Geschmack angepasst werden. Unsere Hauseigene Firma Aero- Frisch liefert ihnen saubere Qualitätsluft direkt an das Komprimierungssystem ihres Wohnhabitats, von wo aus es Waldwiesenfrisch in ihr zuhause strömt. Darüber hinaus schaffen wir Arbeitsplätze in der ganzen Welt, indem wir Absauganlagen und Transportstrukturen etablieren und einen völlig neuen Wirtschaftszweig aus der der Taufe heben.“
Befürworter versprechen sich durch den entstehenden Wettbewerb um die Lungen der Kunden eine Durchsetzung der Qualität, sowie eine Entlastung der staatlichen Stellen, welche durch freiwerdende Kapazitäten aufhören können nur die Symptome zu bekämpfen und lang überfällige Grunderneuerungen oder Austauscharbeiten an den Lufttauschern vorzunehmen. Kritische Stimmen sehen in der Kommerzialisierung der Luft den Ansatz eines Würgegriffes, der sich um die Kehle des Endverbrauchers legt und ihm jeder Zeit eben die Luft abdrücken kann, die zu vermarkten er angetreten ist.
Millionär stirbt bei bizarrem Versuch Gang zu attackieren
Der exzentrische Millionär Clark Banner war weniger für den sagenhaften Reichtum berühmt, welcher ein Nachlass seiner früh verstorbenen Eltern darstellt, als viel mehr durch seine sonderbaren Anwandlungen. In deren Rahmen verpulverte er immer wieder exorbitante Summen, um Projekte zu verwirklichen, die letzten Endes nur die Auflage der Boulevardblätter verbesserten. Zu diesen zählte etwa der Versuch die "Sieg des Willens" zu finden und zu bergen, wie auch das Unterfangen einen gruseligen Vergnügungspark mit dem thematischen Schwerpunkt „Rasankur“ zu bauen. Er war sechs mal verheiratet und investierte in Geldgräber aller Art.
Nun verstarb der verschrobene Lebemann auf gewaltsame Weise auf der Null- Ebene. Wie Vertreter der PVS- Polizei berichteten, habe sie der Leibdiener Banners völlig aufgelöst angerufen.
Alfredo Pennywather, war seid Jahren die einzige Kontaktperson, die Banner in seine unmittelbare Nähe ließ. Haushaltshilfe und Mädchen für alles, wie ihn Bekannte beschrieben. Dieser Vertraute informierte die Amtssoldaten der PVSP darüber, dass sein Herr aufgebrochen sei um Gerechtigkeit in den Verbrechenssumpf der Null- Ebene zu tragen und er sich große Sorgen um die Sicherheit seines Herren mache. Die Amtssoldaten belehrten Pennywather darüber, dass der Besuch der Null- Ebene gewiss riskant aber doch auf eigene Verantwortung hin möglich sei. Um den aufgebrachten Diener zu beruhigen, versicherte man ihm jedoch ein Patrouille in das Gebiet zu entsenden.
Wer sich mit der sozialen Struktur unserer Stadt auskennt, der weis, dass die Null- Ebene selbst für die gut ausgebildeten und bestens trainierten Männer und Frauen der PVSP ein heißes Pflaster ist. Dennoch entsandte man eine Gruppe aus Bewaffneten in das Gebiet, welches Pennywather als Ziel seines Arbeitgebers angab.
Was die Einsatzgruppe dort fand bestätigte bedauerlicherweise die schlimmsten Befürchtungen Pennywather.
Nach einem kurzen Feuergefecht, welches eine der Ebenen- Banden vertrieb, konnte die Einsatzgruppe nur noch den toten Körper Clark Banners bergen.
Dieser war in einen sonderbaren Anzug gekleidet, der wohl in seiner Aufmachung der Form eines nachtaktiven Hautseglers nachempfunden war. Dieser Anzug zeigte sich nicht nur kugelsicher und vollgestopft mit Elektronik, sonder verlieh Banner auch die Fähigkeit über kurze Strecken zu gleiten.
Der Schutz war jedoch mangelhaft.
Ein festgenommenes Bandenmitglied, welches bei der Schießerei mit der Polizei einen Bauchtreffer erlitten hatte, gab später zu Protokoll (Achtung die Aussagen des Gefangenen enthalten zuweilen sehr vulgäre Ausdrücke, die nicht von Kindern oder schwangeren Frauen gelesen werden sollte. Anmerkung der Red.): Wir haben nix gemacht, haben eben rumgestannden und ein bisschen was geraucht. Echt jetzt nix abgefucktes oder so. Plötzlich sagt Painstring neben mir, Kik ma da hockt was uff der Leitung.
Ich kick so hoch und da hockt echt was. Dachte erst es is ein Mutantenvieh, wie es manchmal welche beim Auslass vom Klärwerk gibt. Aber das war nur nen Typ mit so nem Kasperanzug an. Hat irgendwas gelabert, mit so ner extra wie tief gemachten Stimme. „Ick bin der und der!“. Er hat dann sowas wie nen Wurfstern nach BigBobo geschmissen. Hat den aber nich gejuckt, is in seinen Kunstmuskeln einfach stecken geblieben. Da haben wir dem Spinner dann ordentlich Blei gegeben. Sein Kostüm hat ein bisschen was geschluckt, aber Scheiße Mann, was wir da an Knarren bei hatten, das hätte jede Dose geknackt, wenn sie verstehen was ich meine. Der hat versucht abzuhauen, mit so nem Ding mit Seil... Kletterhaken nennt man das. Na da hatte ihn aber BigBobo schon am Arsch und hat dann die Scheiße aus ihm rausgeprügelt. Dabei muss der Typ dann irgendwann den Löffel weggelegt haben. War ja keine Absicht, aber was pimmelt uns der Spinner auch an?“
In der Tat hatten die Bande den Toten übel zugerichtet und dann an besagten Kletterseil, Kopf über aufgeknüpft.
Das tragische Ende eines verschrobenen Mannes, der scheinbar weder wusste wo hin mit seiner Zeit, noch mit seinem Geld.
Psychologen gehen von einer tiefgreifenden Störung der emotionalen Gesundheit aus, die auf den unverwundenen Tot der Eltern zurückzuführen sein könnte.
Nun schlägt jedoch erst einmal die Stunde der Nachlassverwalter, die entscheiden müssen, wer die Millionen, welche Banner noch nicht in Unsinn investiert hat, bald sein Eigen nennen und hoffentlich weiser nutzen darf.
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