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Taverne "Zur warmen Feuchte" - Subsektor 335, Unterebene 12
#25
- der Tag zuvor, noch am Abend in der Kneipe -


Als der Fleischberg endlich verstanden hatte, atmete Lexandro insgeheim auf. Er hatte zwar ein gutes Gefühl bei der Sache, jedoch konnte er sich nie zu sicher sein um nicht eventuell doch noch von einem Informationshändler ausgequetscht worden zu sein. Jedoch schien auch sein Zeichen unter der Haut nicht in irgendeiner Art alarmiert worden zu sein und so entspannte er sich erst einmal, als der Koloss die Kneipe verlassen hatte.

Lex hatte gelernt, mit dem Ding unter seiner Haut zurecht zu kommen, und es halbwegs zu lenken und zu verstehen. Das Kribbeln in unterschiedlicher Form schien zuerst für ihn nur als eine weitere Nebenerscheinung des Mahles, jedoch variierte es von Aktion zu Aktion, sodass Lex dank dem unguten Bauchgefühl - und der Bestärkung des Mahles auf jenes zuhören - schon ein paar haarigen Situationen entgangen war. Es schien ihm fast so, als hätte jemand stets ein Auge auf ihn...


Es dauerte keine 2 Minuten, bevor ein weiterer Gast, diesmal aus dem Schankraum, sich an seinen Tresen gesellte. Es war sein Bodyguard aus seinem inoffiziellen Gefolge. Er hatte wie die übrigen Gäste, das Geschehen aus dem Hintergrund beobachtet, jedoch bestand das Interesse hier nicht nur aus professioneller Neugierde.
Lex wusste, dass er sich auf ihn verlassen konnte, auch wenn er stets seinen verdammten Namen vergaß, wie er auch ab und zu seine Empfangsdame `Schnucki´ nannte, wenn er wiedereinmal zu verstreut war um sich an Ihren Namen zu erinnern... Meistens war dann der nächste Caffeeinbecher der Sie ihm brachte sehr dünn, oder es gab eine Woche lang nur Koffeinfreie Getränke... Er mochte Sie irgendwie...

N Bier! Und wenns geht nich wieder nur Schaum wies letzte mal.

Während Lex die Bestellung für seinen Leibwächter Servierte, hob dieser kurz den Blick, sah Lex in die Augen und legte kurz den Kopf krumm in Richtung Tür und tippte mit dem Zeigefinger wie aus Langeweile zwei mal kurz auf den Tisch.
Lex überlegte kurz, stellte das Glas ab, nickte kurz und kratzte sich an der Augenbraue.
Danach widmete er sich wieder den Bestellungen der Gäste, während der Mann an der Theke das Glas leerte und in die Nacht hinein verschwand...

Lex wusste nun, dass dem großen Kerl 2 seiner eigenen Leute folgten, und er hatte nun die Anweisung gegeben nur zu beobachten. Hätte er sich die Hand am Oberschenkel Abgewischt, hätten die Jungs an der Schleuse unten am nächsten Tag eine weitere Leiche aus dem Wasser gefischt...

Als Lex ein paar Stunden später die Bar Abschloss und die letzten Alkoholleichen neben der Eingangstür (draußen) platzierte, war er Heil froh, dass dieser Tag nun endlich gelaufen war. Er musste etwas grinsen, als er die Alkoholleiche des Jungspunds raus trug, der vor ein paar Stunden im Übermut den Tresen demoliert hatte. Nun nur noch in der Unterhose machte er den selben eher traurigen Eindruck wie die anderen Schnapskadaver um ihn herum. Er ertappe sich dabei, wie er begann darüber nachzudenken, wie lange es dauern würde, bis sie ihm vor der Tür auch die Unterhose entwenden würden. Er schätzte auf grob 5 Minuten...

Die letzten Handgriffe gingen routiniert über die Bühne, die Tageseinnahmen wurden sicher im "Keller" in das Versteck eingebracht und während er die letzten Stühle auf die Tische wuchtete, schwirrten schon die Gedanken um den nächsten Tag. Es gab noch so viel zu tun...


- Nächster Tag, Vormittag -

Erwachte wieder eigenem Erwarten gut gelaunt. Trotz dem Berg an Arbeit vor ihm ließ er sich die Zeit nicht nehmen, ein paar Notizen für sein persönliches Journal zu verfassen, bevor er den Gastraum im Stockwerk unter ihm betrat. Er war froh, Eddy wieder hinterm Tresen zu sehen, noch eine Schicht hätte seine Planungen verhagelt.

Na du alter Wasserpanscher - wie ich sehe, noch am Stück und fast vollständig. Hat es sich gelohnt?

Eddy grinste nur schief mit wissendem Grinsen im Gesicht.

Wenn du glaubst n paar Kröten für den Job extra abstauben zu können, kannst du das knicken. Hab den Füllstand meiner Hausmarke kontrolliert und mit den Alkoholleichen vor der Tür abgeglichen. Wen keine Horde Ogryns hier durchgezogen ist, würde ich sagen wir sind da Quitt.Wundert mich aber dass du heute hier überhaupt stehen kannst, geschweige denn sprechen. Hab schon andere Kaliber am nächsten Tag mit ein paar gepflegten Tritten wecken müssen nach so einer Dosis...

Lex wusste dass Eddy auf Infos über den letzten Abend aus war. Es hatte sich wohl schon längst herumgesprochen, dass ein Sägen bewehrter Riese im Lokal war, was selbst nach den Maßstäben der Gosse hier keine Alltäglichkeit war. Lex beschloss erst einmal nicht darauf einzusteigen, obwohl er wusste, dass er ihm in den Dingen der besonderen Sache Vertrauen konnte. Stattdessen beließ er es bei allgemeinem Geplänkel und hinterließ darin einen Code, der garantiert richtig verstanden wurde.

Ach, dein Wässerchen macht doch nicht mal n zehnjähriger Besoffen, wenn du ihn in ein Fass damit einlegen würdest. Aber wahrscheinlich schmeckt danach dein Zeug wohl besser als zuvor. Ansonsten hatte ich aber auch ne Riesen Hilfe. Letztendlich suchte der aber auch nach einem Gläschens deiner Hausmarke nur noch nach einem Doc...

Genug geplaudert, dass du erfolgreich warst seh ich ja an deiner neuen Knifte. Aber wenn du die noch tiefer in den Schrittbereich reinschriebst, verklagt sie dich wegen sexueller Belästigung...


Lex zeigte grinsend auf die neue Waffe, die Eddy voller Besitzerstolz demonstrativ aus seiner Hosentasche herausstehen ließ, sodass er bei fast jedem zweiten Schritt aufpassen musste, dass sich die Waffe nicht gen Boden verselbstständigte. Das ständige Nachschieben der Waffe hatte etwas unfreiwillig komisches.

Während dem Frühstück brachte ihm sein Botenjunge wie gewohnt die Post vom Büro herüber. Lex bevorzugte es seinen Papierkram beim Kauen zu erledigen, und selbst ein paar Essensflecken auf dem Papier konnten ihn nicht von der Gewohnheit abbringen. Die einzige Person die das im Büro schaffte war ´Schnucki´ weshalb er nun auf diesen Ort ausgewichen ist.
Unter all dem langweiligen Bürokratiezeug, befand sich auch die Notitz, auf die er eigentlich scharf war. Hastig öffnete er den nur leicht zugeklebten Brief.

II=+^40-3^olp

Noch leicht benebelt vom Aufstehen kramte er in seinem Gedächtnis, bis dessen Motor endlich auf Betriebstemperatur angesprungen war. Die Codesache war noch recht neu, und er hatte selbst noch ab und zu Probleme die längeren Codes lückenlos zu lesen, doch die kurzen gingen schon ganz gut.
Es war eine Eigenerfindung, die mit dem Sicherheitsteam eines Abends zusammen ausgedacht worden war. Der Code basierte sehr lose auf den gängigen Straßenslangcodes und ein wenig auf die Funksprache der Imperialen Armee, heruntergebrochen auf die Alltagssituation als Ausgangsbasis.

Zusammengefasst stand da also:

2 Mann, keine Probleme gesehen Trennung Beginn der Überwachung 40 Minuten nach Beginn der dritten Schicht Trennung Parolenkürzel des Tages (olp)

Soweit es nach den Scouts ging fand gestern nichts verdächtiges bei dem potentiellen Aspiranten statt. Soweit so gut. Er nahm seinen Stift, setzte einen Haken hinter den Code und schrieb darunter.

III°!°^/20+2^x^ztt (3 Mann Beobachten weiter Trennung teamwechsel 20 Minuten vor Beginn der zweiten (Spät-)Schicht Trennung Ende offen)

Er schob den Zettel zurück in den Umschlag, machte sich jedoch nicht die Mühe ihn wieder zu verschließen. Er gab ihn dem noch wartenden Botenjunge der diese Prozedur schon kannte und ihn direkt in die Sicherheitszentrale brachte (wenn man den Raum mit den Spinden, dem Klappstuhl, Feldbett und den 2 Monitoren mit den Kamerabildern so nennen konnte...).

Lex starrte dem Boten kurz nach. Es war schwer heutzutage vertrauenswürdiges Personal zu bekommen, besonders hier Unten, wo man selbst beim Verkauf der eigenen Mutter noch draufzahlen würde wegen Überangebot. Der Junge war noch relativ neu. Sein Vorgänger war jedoch zu gierig und dumm, lief er doch direkt beim Ersten Botengang zu einem der Bandenchefs um diesen die Korrespondenz zu verhökern. Nicht dass dieser was damit anfangen konnte, natürlich war dies wie üblich ein Test gewesen, was jedem Deppen eigentlich hätte klar sein müssen... Aber besser dumme Verräter schnappen als anders rum...

Man fand den Körper des Boten am übernächsten Morgen auf der Grenze der Bande, vollständig mit Krankheit durchtränkt. Lex hatte dies nicht gerne getan, aber er wusste was notwendig war- und außerdem benötigte er zu dieser Zeit eh ein Gefäß. Es lag also auf der Hand, und außerdem musste er es sich insgeheim eingestehen, war die Rache doch irgendwie angenehm fürs Ego...

Zumindest war die Sache mit dem Gefäß dieses mal kein Problem, seine persönliche Truppe war mittlerweile sehr geschickt darin, übermütige Bandenmitglieder außerhalb ihres Territoriums zu sammeln...


Nach dem Essen beschloss Lexandro doch noch einmal in sein Büro zu gehen. Außerdem wollte er sich auch noch einmal auf der Station blicken lassen und die Patientenliste auf interessante Neuzugänge zu prüfen. Der Gruppennachmittag ließ er heute ausfallen, und er machte sich noch schnell eine Notiz fürs schwarze Brett im Eingangsbereich.

*Heute kein Treffen*

Jeder der eingeweihten wusste, was die * bedeuteten. Es gab sehr wohl ein Treffen, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit...

Bei seinem obligatorischen Rundgang auf der Behandlungsstation ging Lexandro mehr oder weniger gelangweilt die Patientenakten durch. Trotz dem allgegenwärtigen Schmutz, dem Verfall und den Abfällen aus jedem auch denkbaren Bereich, bemerkte er in letzter Zeit, dass sich viele neu eingelieferte mit den immerzu gleichen Krankheiten herumschlugen. Er vermisste etwas die Gründerphase, wo noch jedes Geschwür und jeder Husten Neuland für ihn darstellte. Während er sich kurz in der Vergangenheit suhlte, störte ein flüchtiger Gedanke seine kurze Harmonie. Er konnte sich selbst nicht erklären, wann er damit begann sich so für Krankheiten anderer Menschen zu interessieren. Es gab Zeiten (zugegeben diese waren noch in seinem "alten Leben") als er nicht ohne eine präventive Medikamentenkur vor die Hubtüre trat um nicht karrierebremsende Abwesenheitsstunden in seiner Akte vermerkt zu bekommen. Er selbst war auch noch nie ein Fan von Medicaecheck-ups sodass er eigentlich einen Weiten Bogen von allem kranken gemacht hatte...

Lex beschloss diesem Gedankenstrang später nachzugehen. Er überflog die nächste Akte, bevor er diese desinteressiert wieder zurück in die Halterung am Bett fallen ließ. Einen Blick auf den Chronometer an der Wand erinnerte ihn daran, dass der Besuch in wenigen Stunden eintreffen würde. Er hatte noch einiges in seinem "Privatraum" sowie in dem speziellen Behandlungszimmer vorzubereiten, und so desinfizierte er sich schnell seine Hände (dies hatte er sich zur Show für uneingeweihte und zur Beruhigung der Angestellten angewöhnt - und nun wurde es auch zu einer Art Marotte) und begab sich nach neben an in den "VIP"-Raum.

Der "VIP" Raum ließ sich für nicht-einweihte praktisch kaum von den anderen beiden Arztzimmern unterscheiden. Der Unterschied jedoch war gewaltig! Nicht nur, dass dieser Raum komplett verwanzt wurde, darüber hinaus befindet sich auch eine Geheimtür hinter einer Sperrholzwandattrappe, durch die im Notfall das Sicherheitsteam mit einem Tritt sofort den Raum stürmen und eventuelle Probleme in den Rücken schießen konnte. Es war zudem auch eines der teuersten Räume, wenn man die Summe zusammenrechnete, der Lex selbst investieren musste (die meisten anderen Räume wurden entweder gespendet, "zusammen-organisiert" oder auch schlicht über den bürokratischen Weg offiziell beantragt und beschafft.
Solange diese Einrichtung das Label "gemeinnützig" trug, konnte man mit einem guten Buchhalter und einigen nützlichen Idioten - oder freiwilligen Helfern wie sie lieber genannt werden - den Laden fast umsonst einrichten und betreiben. Natürlich war einiges an Kreativität nötig um die Finger der Regierung wieder aus dem Türrahmen hinaus zu bekommen, doch letztendlich ging alles Glatt.

Lex verbrachte die nächste Stunden damit die Überwachungseinrichtungen zu überprüfen sowie sein Eingreiftrupp und seinen "Doktor" zu briefen. Es war nicht das erste mal und Lex ignorierte die vereinzelten jetzt-fängt-der-Typ-schon-wieder-damit-an-Blicke, die ihm in vermeintlich unbeobachteten Momenten zugeworfen wurden. Er wusste - es kann 1000 mal klappen wie am Schnürchen, muss aber nur 1 mal schief gehen um alle in die Verdammnis zu schicken...

Letztendlich würde es wie die anderen male laufen. Der "Spezialpatient" kommt zu seinem Termin die er entweder von einem von Lexandros "Talentsuchern" oder auch direkt von Lex persönlich unter irgendwelchen Umständen bekommen hatte, legt dann der Empfangsdame entweder ein Erkennungszeichen oder auch ein Passwort vor (die Ihr ehrlich gesagt entweder oft unbekannt oder auch egal sind - Sie wurde vorher gebrieft, und wer nicht angekündigt wurde bekommt nur einen Warteplatz für einen Einlauf...) und sollte sich der Patient wirklich beim Probearztgespräch als vielversprechend und oder nützlich und sicher herausstellen, wird dieser in den Zeremonienraum geführt. Erst ab da muss Lex persönlich Aktiv werden.

Als er um diese Uhrzeit ein Fahrzeug vor der Tür vernahm, wusste Lex, dass es nun los gehen konnte.

Unsere Gäste treffen wohl ein, Show-time!
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