11-12-2015, 01:14 AM
Die Angst vor dem Mutanten.
Das Mutanten, oder Abhumane wie sie in der Welt der Wissenschaft heißen, zum Schaden des Menschen und der zivilisierten Gemeinschaft sind, das weiß jedes Scholakind. Es wird im vom Lehrbuch ebenso eingepaukt, wie vom Klassenordinarius.
Sollte dies allein nicht ausreichen, dann ist das Wort von der Kanzel ein weiteres, probates Mittel das Misstrauen gegen den Veränderten zu schüren.
Der Autor dieser Zeilen mag dabei nicht missverstanden werden, denn natürlich sind diese Skepsis, ja die natürliche Abscheu vor dem Mutanten, berechtigt. Die körperliche Veränderung eines Menschen, sei sie spontan oder in Folge eine Generationen übergreifenden Erbsünde ist ein untrügliches Zeichen für Schlechtigkeit und moralische Niedertracht, welche durch den Gottkaiser höchst selbst bloßgelegt wird. Das Mutanten immer wieder für Gräueltaten verantwortlich sind oder sich gar den Feinden der Menschheit verkaufen, sind wohl die eindeutigsten Belege dafür. Dennoch werden diese Individuen nicht etwa rigoros bekämpft und ausgelöscht, wie es jeder gute, imperiale Soldat mit dem Alien tun würde. Vielmehr sind sie ein Wirtschaftsfaktor, der von großen Industriezweigen ganz klar mitkalkuliert wird und als solcher gar nicht entbehrlich ist. Es mag an dem Nucleus Menschsein liegen, denn wir noch immer in diesen verdrehten Wesen sehen, welcher uns davon abhält sie gänzlich aus der zivilisierten Gesellschaft zu verstoßen. Das sie ein Heer billiger Arbeitskräfte darstellen ist den Fabrikanten darüberhinaus nur recht und vor allem billig. Somit lebt neben uns eine Schattengesellschaft, deren Präsenz wir zu verdrängen gelernt haben, deren Existenz jedoch hintergründig und nagend in unseren Köpfen bewusst ist und uns mit einer diffusen Angst erfüllt. Die psychologischen Wurzeln dieser Angst fußen dabei auf dem dumpfen Wissen, dass da unten, dort in den Nullebenen, ein Millionenheer aus Ausgebeuteten existiert. Sklaven!
Auch wenn man sie im Fachterminus der Produktion als „Massenarbeiterschaft“ oder „Schadhafte Humanressource“ bezeichnen mag. Letztlich sind sie Sklaven und deine Sklaven musst du fürchten. Denn du kannst nie wissen, wann sie sich gegen dich wenden und versuchen dich im Schlaf zu ermorden.
Um das zu ändern gibt es nur zwei Wege, welche beide jedoch keineswegs Einfach zu beschreiten sind.
Der erste wäre der umfassende Genozid an allen Menschen, die unter die Einordnung der Abhumanität fallen. Solche Vorhaben hat es durchaus auf imperialen Welten gegeben und aus diesem Grund weiß man, was damit einhergeht. Nicht jeder Mutant ist eine entstellte Monstrosität und die durchführenden Organe sahen sich allzu oft mit ihrem Gewissen und (ironischer Weise) der eigenen Menschlichkeit konfrontiert. Wenn es galt die Waffe gegen Frauen und Kinder zu erheben, denen man eine Veränderung nur schwerlich ansah und deren Schuld in den Köpfen der Vollstrecker nur ein sehr abstrakter Begriff war, dann zögerten nicht Wenige verständlicherweise. Das heraufbeschworene Bild von der tobenden, gehörnten Bestie griff hier nicht. Darüber hinaus dachten die riesigen Gemeinden aus Mutanten allzu oft gar nicht daran sich während solcher Pogrome einfach abschlachten zu lassen und griffen ihrerseits zu den Waffen. Aufstände waren in fast allen Fällen zu verbuchen und auf manchen Welten entwickelten sich daraus regelrechte Kriege. Hinzu kommt der Umstand, dass die Ekklesiarchie zwar ganz klar benennt, dass Mutanten Sünder sind. Auf der anderen Seite verkündet die Kirche jedoch auch, dass ein Mutant, der in Demut lebt und sich der lebenslangen Bitte um Vergebung hingibt, am Tag seiner Abberufung vor den Richterstuhl des Allerhöchsten, Gnade und Erlösung finden kann. So ist es durchaus keine Seltenheit, dass Gemeinden aus Mutanten, trotz ihres Status als Verstoßene, zu den wahrhaft Frommen zählen. Es fällt schwer solch tief gläubige Individuen im Namen des allgerechten Gottimperators hinzuschlachten.
Noch einmal sei an dieser Stelle betont, dass ausschließlich von jenen Mutanten die Rede ist die sich trotz ihres Falls nicht vom Lichte Terras abwenden und ihr Heil in der Verehrung der Finsternis zu finden hoffen.
Der zweite Weg, mit den Abhumanen umzugehen ist der der partiellen Normalisierung. Dabei wird versucht, dieser sozialen Gruppe einen gewissen Grad an Freiraum einzugehen, um so den Druck aus dem Dampfkessel der potenziellen Revolte zu nehmen. Die Gefahr besteht dabei darin, die Abgefallenen mit Menschen ohne derartigen Makel gemein zu machen. Auch darf nicht vergessen werden, dass der Mutant von seiner abnormalen Natur her zum Undank neigt. Allzu oft wird die Milde des Reinen im Übermaß beansprucht.
Gohmor, wo die größte Zusammenballung von Mutanten auf Koron III zu verzeichnen ist, strebt dieser Tage eine Politik des Mittelmaßes an. Verbrechen von Mutanten wurden bis dato mit einer absoluten Null- Toleranz geahndet und bei Aufständen löschte man Grundsätzlich ganze Viertel aus. Das führte regelmäßig zu Unruhen, bei denen sich ganze Viertelbevölkerungen beteiligten. Nicht etwa weil sie mit den Aufständischen sympathisierten, sondern weil ihnen ohnehin die vollkommene Vernichtung drohte und somit der aussichtslose Kampf besser erschien als das kleinlaute Sterben. Die Verluste an Arbeitskräften und Sachgütern waren ebenso Ursache für ein Umdenken, wie das Intervenieren und die steten Appelle von karitativen Organisationen. Erste Gesetzesentwürfe entstanden bereits während der Gouverneursdekade von Cashies von Larzes. Als der Gouverneur jedoch zusehends andere Interessen zu verfolgen begann, gerieten die Vorschläge und Konzepte in Vergessenheit.
Erst mit der Ernennung Frederico de Wajaris kam wieder Bewegung in das Vorhaben. Und de Wajari hat nicht viel Zeit verloren. Seit seiner Ernennung hat er es zur Chefsache erklärt, die Rechte der Mutanten zu stärken. Gleich das erste ratifizierte Gesetz hatte es dabei in sich. Das „strafrechtlich- gleichgestellte- Vollstreckungsgesetzt“ kurz „SGV“ gesteht Mutanten das Recht zu, für Verbrechen gegen planetares Recht im gleichen Angemessenheitsrahmen abgeurteilt zu werden wie alle anderen Bürger. Auch wenn es noch immer einige Einschränkungen gibt (kein Anspruch auf eine rechtliche Vertretung etwa) war dieser Schritt doch ein Konventionsbruch, der bei vielen Unmut hervorrief. So griff etwa Kardinal Septim das Gesetz Anfang des Jahres scharf an (der Guardian berichtete). Dennoch änderte der Gouverneur weder etwas am SGV, noch ließ er sich in weiteren Zugeständnissen, wie etwa der Erleichterung der Reisefreiheit, beirren. Die Ergebnisse in Gohmor sprechen für dieses Vorgehen. So sind seit Inkrafttreten der Vergünstigungen, die Streiks und gewaltsamen Aufstände um fünfzehn Prozent zurückgegangen. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Truzt Mutanten als reguläre Soldaten gegen Männer und Frauen der PVS einsetzt. Eine Strategie, für welche Gouverneur de Wajaris auf den ersten Blick kaum verantwortlich gemacht werden kann. Doch Kritiker merken an, dass die lasche Politik gegen die Abhumanen die Hemmschwelle in Truzt möglicherweise soweit herabgesenkt haben könnte, dass das Überschreiten dieser Grenze in Truzt um einiges leichter fiel, als es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre.
Derweil befürchten Sicherheitsbehörden in Gohmor Übergriffe von normalen Menschen auf Mutanten, wenn Truzt mit seinen Horden aus Abhumanen größere Erfolge feiern würde.
Und auch die Angst wächst erneut. Die Angst etwa davor, dass die Mutanten Gohmors sich mit dem Feind fraternisieren könnten. Dann hätte Truzt von heute auf morgen ein Millionenheer im Herzen seines Widersachers zu stehen.
Eine Vorstellung, welche die steigende Verunsicherung in der Bürgerschaft nachvollziehbar erscheinen lässt.
von Bodo Barloo
Das Mutanten, oder Abhumane wie sie in der Welt der Wissenschaft heißen, zum Schaden des Menschen und der zivilisierten Gemeinschaft sind, das weiß jedes Scholakind. Es wird im vom Lehrbuch ebenso eingepaukt, wie vom Klassenordinarius.
Sollte dies allein nicht ausreichen, dann ist das Wort von der Kanzel ein weiteres, probates Mittel das Misstrauen gegen den Veränderten zu schüren.
Der Autor dieser Zeilen mag dabei nicht missverstanden werden, denn natürlich sind diese Skepsis, ja die natürliche Abscheu vor dem Mutanten, berechtigt. Die körperliche Veränderung eines Menschen, sei sie spontan oder in Folge eine Generationen übergreifenden Erbsünde ist ein untrügliches Zeichen für Schlechtigkeit und moralische Niedertracht, welche durch den Gottkaiser höchst selbst bloßgelegt wird. Das Mutanten immer wieder für Gräueltaten verantwortlich sind oder sich gar den Feinden der Menschheit verkaufen, sind wohl die eindeutigsten Belege dafür. Dennoch werden diese Individuen nicht etwa rigoros bekämpft und ausgelöscht, wie es jeder gute, imperiale Soldat mit dem Alien tun würde. Vielmehr sind sie ein Wirtschaftsfaktor, der von großen Industriezweigen ganz klar mitkalkuliert wird und als solcher gar nicht entbehrlich ist. Es mag an dem Nucleus Menschsein liegen, denn wir noch immer in diesen verdrehten Wesen sehen, welcher uns davon abhält sie gänzlich aus der zivilisierten Gesellschaft zu verstoßen. Das sie ein Heer billiger Arbeitskräfte darstellen ist den Fabrikanten darüberhinaus nur recht und vor allem billig. Somit lebt neben uns eine Schattengesellschaft, deren Präsenz wir zu verdrängen gelernt haben, deren Existenz jedoch hintergründig und nagend in unseren Köpfen bewusst ist und uns mit einer diffusen Angst erfüllt. Die psychologischen Wurzeln dieser Angst fußen dabei auf dem dumpfen Wissen, dass da unten, dort in den Nullebenen, ein Millionenheer aus Ausgebeuteten existiert. Sklaven!
Auch wenn man sie im Fachterminus der Produktion als „Massenarbeiterschaft“ oder „Schadhafte Humanressource“ bezeichnen mag. Letztlich sind sie Sklaven und deine Sklaven musst du fürchten. Denn du kannst nie wissen, wann sie sich gegen dich wenden und versuchen dich im Schlaf zu ermorden.
Um das zu ändern gibt es nur zwei Wege, welche beide jedoch keineswegs Einfach zu beschreiten sind.
Der erste wäre der umfassende Genozid an allen Menschen, die unter die Einordnung der Abhumanität fallen. Solche Vorhaben hat es durchaus auf imperialen Welten gegeben und aus diesem Grund weiß man, was damit einhergeht. Nicht jeder Mutant ist eine entstellte Monstrosität und die durchführenden Organe sahen sich allzu oft mit ihrem Gewissen und (ironischer Weise) der eigenen Menschlichkeit konfrontiert. Wenn es galt die Waffe gegen Frauen und Kinder zu erheben, denen man eine Veränderung nur schwerlich ansah und deren Schuld in den Köpfen der Vollstrecker nur ein sehr abstrakter Begriff war, dann zögerten nicht Wenige verständlicherweise. Das heraufbeschworene Bild von der tobenden, gehörnten Bestie griff hier nicht. Darüber hinaus dachten die riesigen Gemeinden aus Mutanten allzu oft gar nicht daran sich während solcher Pogrome einfach abschlachten zu lassen und griffen ihrerseits zu den Waffen. Aufstände waren in fast allen Fällen zu verbuchen und auf manchen Welten entwickelten sich daraus regelrechte Kriege. Hinzu kommt der Umstand, dass die Ekklesiarchie zwar ganz klar benennt, dass Mutanten Sünder sind. Auf der anderen Seite verkündet die Kirche jedoch auch, dass ein Mutant, der in Demut lebt und sich der lebenslangen Bitte um Vergebung hingibt, am Tag seiner Abberufung vor den Richterstuhl des Allerhöchsten, Gnade und Erlösung finden kann. So ist es durchaus keine Seltenheit, dass Gemeinden aus Mutanten, trotz ihres Status als Verstoßene, zu den wahrhaft Frommen zählen. Es fällt schwer solch tief gläubige Individuen im Namen des allgerechten Gottimperators hinzuschlachten.
Noch einmal sei an dieser Stelle betont, dass ausschließlich von jenen Mutanten die Rede ist die sich trotz ihres Falls nicht vom Lichte Terras abwenden und ihr Heil in der Verehrung der Finsternis zu finden hoffen.
Der zweite Weg, mit den Abhumanen umzugehen ist der der partiellen Normalisierung. Dabei wird versucht, dieser sozialen Gruppe einen gewissen Grad an Freiraum einzugehen, um so den Druck aus dem Dampfkessel der potenziellen Revolte zu nehmen. Die Gefahr besteht dabei darin, die Abgefallenen mit Menschen ohne derartigen Makel gemein zu machen. Auch darf nicht vergessen werden, dass der Mutant von seiner abnormalen Natur her zum Undank neigt. Allzu oft wird die Milde des Reinen im Übermaß beansprucht.
Gohmor, wo die größte Zusammenballung von Mutanten auf Koron III zu verzeichnen ist, strebt dieser Tage eine Politik des Mittelmaßes an. Verbrechen von Mutanten wurden bis dato mit einer absoluten Null- Toleranz geahndet und bei Aufständen löschte man Grundsätzlich ganze Viertel aus. Das führte regelmäßig zu Unruhen, bei denen sich ganze Viertelbevölkerungen beteiligten. Nicht etwa weil sie mit den Aufständischen sympathisierten, sondern weil ihnen ohnehin die vollkommene Vernichtung drohte und somit der aussichtslose Kampf besser erschien als das kleinlaute Sterben. Die Verluste an Arbeitskräften und Sachgütern waren ebenso Ursache für ein Umdenken, wie das Intervenieren und die steten Appelle von karitativen Organisationen. Erste Gesetzesentwürfe entstanden bereits während der Gouverneursdekade von Cashies von Larzes. Als der Gouverneur jedoch zusehends andere Interessen zu verfolgen begann, gerieten die Vorschläge und Konzepte in Vergessenheit.
Erst mit der Ernennung Frederico de Wajaris kam wieder Bewegung in das Vorhaben. Und de Wajari hat nicht viel Zeit verloren. Seit seiner Ernennung hat er es zur Chefsache erklärt, die Rechte der Mutanten zu stärken. Gleich das erste ratifizierte Gesetz hatte es dabei in sich. Das „strafrechtlich- gleichgestellte- Vollstreckungsgesetzt“ kurz „SGV“ gesteht Mutanten das Recht zu, für Verbrechen gegen planetares Recht im gleichen Angemessenheitsrahmen abgeurteilt zu werden wie alle anderen Bürger. Auch wenn es noch immer einige Einschränkungen gibt (kein Anspruch auf eine rechtliche Vertretung etwa) war dieser Schritt doch ein Konventionsbruch, der bei vielen Unmut hervorrief. So griff etwa Kardinal Septim das Gesetz Anfang des Jahres scharf an (der Guardian berichtete). Dennoch änderte der Gouverneur weder etwas am SGV, noch ließ er sich in weiteren Zugeständnissen, wie etwa der Erleichterung der Reisefreiheit, beirren. Die Ergebnisse in Gohmor sprechen für dieses Vorgehen. So sind seit Inkrafttreten der Vergünstigungen, die Streiks und gewaltsamen Aufstände um fünfzehn Prozent zurückgegangen. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass Truzt Mutanten als reguläre Soldaten gegen Männer und Frauen der PVS einsetzt. Eine Strategie, für welche Gouverneur de Wajaris auf den ersten Blick kaum verantwortlich gemacht werden kann. Doch Kritiker merken an, dass die lasche Politik gegen die Abhumanen die Hemmschwelle in Truzt möglicherweise soweit herabgesenkt haben könnte, dass das Überschreiten dieser Grenze in Truzt um einiges leichter fiel, als es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen wäre.
Derweil befürchten Sicherheitsbehörden in Gohmor Übergriffe von normalen Menschen auf Mutanten, wenn Truzt mit seinen Horden aus Abhumanen größere Erfolge feiern würde.
Und auch die Angst wächst erneut. Die Angst etwa davor, dass die Mutanten Gohmors sich mit dem Feind fraternisieren könnten. Dann hätte Truzt von heute auf morgen ein Millionenheer im Herzen seines Widersachers zu stehen.
Eine Vorstellung, welche die steigende Verunsicherung in der Bürgerschaft nachvollziehbar erscheinen lässt.
von Bodo Barloo