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Nordsturm
#61
Auf dem Schlachtfeld

Was waren das nur für Teufel?
Kenshin parierte ein gekrümmtes Schwert und wirbelte seine eigene Klinge herum, stach nach dem Angreifer. Welche Auswirkung sein Ausfall hatte, konnte er nicht jedoch nicht mehr feststellen. Der Wüstenkrieger wurde von einer anderen Bestie zurück gerissen, die begierig darauf war an seiner Stelle den Kampf zu suchen. Ein riesiges ungeschlachtes Monster, mit einem brachialen Streitkolben bewaffnet. Wasser lief in Strömen am Körper des Wesens herunter. Es hatte nur ein Auge, mitten auf der Stirn und dieses funkelte ihn mordgierig an. Kenshin duckte sich unter einem niederfahrenden Schlag weg, stieß in der Enge des Handgemenge gegen einen Kameraden, dass ihm die Luft aus den Lungen getrieben wurde. Wo die Waffe auf den Boden krachte, spritzen geborstene Steine und aufstiebendes Wasser gleichermaßen nach allen Seiten. Das Ungetüm brüllte enttäuscht.
Keine Zeit daran einen Gedanken zu verschwenden, denn schon flog das grausame Eisen wieder auf ihn zu. Er wehrte die Waffe instinktiv so ab, wie er es in Jahren der Ausbildung gelernt hatte. Einen so kräftigen Hieb konnte man niemals frontal seiner Wucht berauben, also lies er die Keule an seiner Klinge entlang rutschen und leitete sie so ins Leere. Gleich setzte er nach und brachte seinem Widersacher einen tiefen Schnitt an der dreifingriegen Hand bei. Der Zyklop stieß ihm mit der Linken von sich und schüttelte die Hand, als hätte er sich lediglich an Papier geschnitten. Wie war so einem Ungetüm beizukommen? Dann stach ein Speer in die Flanke des Einäugigen und brüllend wandte sich der Riese dem neuen Feind zu. Kenshin hoch sein Schwert, wollte seinem Mitstreiter beistehen, doch in dieser wimmelnden Masse aus Kämpfenden war es unmöglich weiter als bis zum nächsten Herzschlag zu planen. Schon war ein neuer Krieger da, um ihm entgegenzutreten. Die Fratze der Maske grinste ihn an und Regen floss wie schäumender Geifer über die bronzenen Zähne. Die Sichelklinge zuckte hoch, Kenshin, brachte sein eigenes Schwert in abwehrende Haltung. Doch die Attacke war nicht mehr als eine Finte gewesen, denn mit der anderen Hand stieß der Wünstenrieger zu und versenkte seine Dolch in den lackierten Lamellen der Rüstung. Die Spitze der Waffe drang in das Fleisch unter der schützenden Schicht. Kenshin biss die Zähne zusammen und rammte den Knauf seines Schwertes gegen die Maske seines Möchtegernmörders. Ein tierisches Grinsen aus Messing, mit fiebrig rollenden Augen darüber. Keuchend strauchelte der andere rückwärts, im selben Moment von einer kleineren Gestalt, wie im Bocksprung überwunden. Ihr Ahnen, dass war als würde man wider einem Rudel wilder Hunde streiten. Keine Sekunde des Verschnaufens, jeder Feiud begierig darauf den Platz des anderen einzunehmen. Mit einem Schrei, aus Wut, Schmerz und Erschrecken, riss Kenshin seine Klinge empor und der anspringende Gegner spießte sich selbst auf der Klinge auf. Welch Irrsin trieb diese Verrückten nur? Das war kein Mut, oder Opferwille, das war Tollwut. Der Körper des Gepfählten prallte gegen ihn, ließ Schmerz durch seine verwundete Seite branden und zwang ihn zu Boden. Dieser hier trug keine metallene Maske, sondern nur ein Tuch vor dem Gesicht. Dies rutschte nun herunter und gab den Blick auf das Antlitz einer Frau wieder. Sie hatte Falten um die Augen, war aber nichtsdestotrotz sehr hübsch. Und jung war sie. Vielleicht fünfzehn Sommer. In der Festung kaum alt genug, um verheiratet zu werden.
Der letzte Atemzug entströmte zwischen ihren Lippen und zusammen mit ihm rollte eine spitze Zunge heraus, doppelt so lang wie normal und an den Seiten mit feinen Nadelzähnen besetzt.
Angewidert rollte Kenshin die Leiche von sich herunter und hievte sich auf die schmerzenden Beine. Vor ihm kämpften ein paar seiner Getreuen. Eine Linie konnte man es kaum nennen, was sie dort bildeten, doch es verschafften ihm endlich die wenigen Herzschläge, die er benötigte um sich einen Überblick zu verschaffen.
Mit dem Handballen wischte er sich Wasser und Blut aus dem Gesicht. Nicht das es wirklich geholfen hätte.
Das Niederzucken der Blitze erhellte eine Masse aus nassen Leibern und sich bewegende Stahl. Unwillkürlich musste er an das Gewimmel von Insekten denken, welche sich im Brustkorb eines verwesenden Tiers tummelten. Er glaubte weiter hinten den Anführer der Meute ausmachen zu können. Einen ungeschlachten Berg aus Fleisch, der einen Hammer über den Kopf kreisen ließ und sonderbare Laute von sich gab. Wie das Flöten eines Vogels, oder eines filigranen Musikinstruments. Jedenfalls nichts was man sich unter der Stimme eines solchen Altraumwesens vorgestellt hätte. Wo der Hammer niedersauste zermalmte er Rüstungen und Knochen, wenn der spitze Laut dieses wahnsinnigen Flötens ertönte, jubelten die Menschentiere, als sei dies irgendein Ansporn für sie.
An einigen Stellen waren die Rückenbanner seiner Leute zu sehen, doch keinerlei Ordnung ließ sich hier mehr erkennen. Jeder hieb, stach, schlug und kämpfte auf dem Schlachtfeld der ihn umgebenen paar Meter. Sie mussten sich zurückziehen, daran gab es keinen Zweifel. Es war nicht so, dass sie dem Feind keinen hohen Blutzoll abnötigten, ganz im Gegenteil. Aber den anderen schien dies egal zu sein, solange sie Gleiches mit Gleichem vergelten konnten. So würde es niemals ein Sieg, sondern bestenfalls ein unsägliches Schlachtfest werden. Ehre war bei diesem Morden ohnehin nicht zu erlangen. Nicht gegen diese Ungeheuer, die in den Sturm brüllten, als bettelten sie um dessen Aufmerksamkeit.
Er drehte sich um, dort hin wo das Gelände Richtung Festung hin anstieg. Zu sehen war nichts. Nur ein grau- schwarzer Vorhang stürzender Wassermassen. Dann zerriss ein Blitz diesen Schleier und er konnte den Kommandohügel erkennen. Die Beobachter, welche mit verstärkten Sichtgläsern allein die Aufgabe hatten ihn und nur ihn im Auge zu behalten. Ein Stoßseufzer der Erleichterung ließ die Wunde in seiner Seite schmerzen. Er gab das Zeichen, mit der geballten Faust. Offenkundig hatte man ihn gesehen, dann weiße Leuchtkugeln flogen in den Himmel.
Der Befehl sich geordnet zum Tor zurückzuziehen.

---

Hinter dem Eisenbahntor

Shinji reckte den Hals nach den weißen Lichtern, die für eine Sekunde über dem Saum der Mauerkrone zu sehen waren. Dann brachte ihn ein Knuff in die Rippen dazu, seine Aufmerksamkeit wieder nach vorn zu richten.
Bleib bei der Sache. Knurrte Akindo durch die Zähne und starrte ihn böse an. Aber unter seinem wütenden Blick lag Angst, wie Shinji bemerkte und das verschüchterte ihn mehr, als es jeder Wutausbruch seines Freundes je gekonnt hätte. Sie hockten neben dem rostigen Rad eines der Wagons, inzwischen bis auf die Haut durchnässt. Dieser Regen war warm und klebrig, genau wie... eigentlich wollte er gar nicht so genau darüber nach denken, mit was sich dies vergleichen ließ. Akindo hatte sein Bolzengewehr im Anschlag. Shinji hielt seinen Speer umfasst, oder klammerte sich besser gesagt daran fest.
Takaya kam aus dem Schleier. Seinen eigenen Speer hatte er gegen das Schwert getauscht und in der Linken hielt er das Bolzengewehr.
Er sah merkwürdig blass aus.
Und?
Takaya ließ sich neben ihnen auf die Knie sinken. Seine Augen waren weit aufgerissen und er kaute nervös auf seiner Unterlippe.
Tot!
Was? Wer?
Ryksei!
Nein...
Er muss von der Brüstung vor dem oberen Eingang gefallen sein. Sein Genick war ganz verdreht.
Gefallen?
Fragte Akindo ungläubig.
Ja... das Funkgerät ist auch zerschlagen... vielleicht ist er ausgerutscht, der verdammte Regen und so.
Und das Geräusch von vorhin? Dieses Krachen?
Keine Ahnung, ich bin umgekehrt, nachdem ich ihn gefunden hatte. Wir müssen das drinnen melden.
Er war die Verbindung nach drinnen, wir müssen Bericht von seinem Tod geben und brauchen ein neues Funkgerät.

...
Ich kenne seine Mutter,
bemerkte Shinji zu niemandem bestimmten. Sie hat uns immer Brunnenwasser geschöpft, wenn wir als Kinder vom Spielen kamen.
Jetzt reiß dich zusammen. Wenn du dich nicht konzentrierst, dann gefährdest du uns all. Ich will nicht wegen dir...
Pssssssst! Zischte Takays. Habt ihr das gehört?

Sie lauschten.
Das Trommeln des Regens auf dem Blech der Wagons, der entfernte Lärm das Schlacht vor dem Tor.
Da war es.
Stimmen.
Tiefe und raue Stimmen. Als würden Hunde oder wilde Schweine versuchen zu sprechen. Mehr Grunzen und Knurren, als wirkliche Worte. Sie sahen sich an.
Wo lag Ryksei? wollte Akindo schluckend wissen.
Na vor dem Laufgitter, habe ich doch gesagt.
Und du bist wie, wieder hier hergekommen?
Durch den Schacht unter dem Stellwerk, wieso denn nur?
Du weißt, dass das der schnellste Weg ist. Aber jemand der sich hier nicht auskennt...
Würde vorne herum gehen.
Oh verdammt!

Sie richteten ihre Waffen nach vorn. In den Schleier aus Regenschwaden.
Jetzt war es wieder still, aber da war etwas Irgendwas, grade außerhalb ihres Sichtfeldes.
Dann stürmte es auf sie los.
Ein schwarzes Ding, ein Tier auf zwei Beinen.
Die Bolzengewehre zischten und schickten ihre tödlichen Geschosse auf die Reise. Einige prallten von den Wänden der Wagen ab, zwei schlugen mit einem vernehmlichen „Pling“ von der Haut des Wesens ab.
Nein nicht von seiner Haut.
Es trug eine Rüstung.
Mehr Bolzen, ein regelrechter Hagel. Endlich fanden einige ihr Ziel, gruben sich in den Leib des unmenschlichen Angreifers. Er stolperte, brüllte ohrenbetäubend und brach keine drei Meter vor ihnen zusammen, rutschte durch den Kies und lag still.
Was bei den Ahnen?
Es kamen noch mehr.
Einige waren auf den Dächern der Wagons, der Großteil brodelte durch die Gasse auf sie zu. Die Schüsse hatten gereicht um, in konzentriertem Feuer, einen zu fällen, gegen so viele brachten sie nichts.
Akindos Magazin war leer und er fingerte nach einem anderen, blickte nach unten, sah das Unheil nicht, welches heran war.
Seine Hände tasteten immer noch am Gürtel herum, während sein Kopf bereits davon sprang. Takaya sprang auf, ließ sein Gewehr fallen und brachte sein Schwert in die erlernte Position. Er ließ es auf ein besonders großes Schweinewesen niederfahren. Der Streich war vorbildlich und hätte dem Schwertmeister sicherlich ein anerkennendes Nicken abgenötigt. Der Dämon wischte den Hieb jedoch beiseite und Funken flogen, als der gefaltete Stahl von dem groben Metall des Unterarmschoners abprallte. Takaya keuchte erschrocken auf, dann wurde er von einer kruden Klinge aufgespießt und in die Luft gehoben. Wie ein Fisch zappelnd, verloren er den Halt unter den Füßen, als in das Wesen mühelos empor stemmte und auf Augenhöhe hob.
Neugierig beobachtete es den Todeskampf.
Shinji hatte alles vergessen, was man ihn je in der Kampfschule gelehrt hatte. So hätte er sich nicht einmal wehren können, wenn er den Angreifer gesehen hätte, der sich seitlich zwischen zwei Wagons an ihn heranschlich. Unverfroren tippte er Shinji auf die Schulter und als dieser sich schicksalsergeben umdrehte, blickte er in ein langgezogenes Gesicht mit blauer Haut.
Er kreischte spitz und hoch und brachte seinen Speer zwischen sich und den Mutanten. Keine einstudierte Abwehrbewegung, oder gar ein Angriff. Vielmehr war es das sinnlose Verlangen irgendetwas als Barriere zwischen sich und diese Wiedernatürlichkeit zu haben. Der Blaue riss ihm die Waffe aus der Hand und schleuderte sie achtlos zur Seite. Dann verpasste er Shinji einen Tritt in die die Kniekehle und brachte ihn zu Fall. Der Festungsverteidiger schrammte mit dem Gesicht über die nassen Steine, während sich das Gewicht des Eindringlings gegen seinen Rücken presste.

Auf dem dicklichen Jüngling kniend, riss Rondo ihm den Kopf in den Nacken und setzte ihm seine Klinge an die Kehle.
Er blickte zu Naradas auf, der in diesem Moment durch den Spalier aus Kriegern trat.

Willst du das Schweinchen noch was fragen, bevor er seinen Freunden Geselllschaft leistet? Fragte er in seinem rollenden Golga- Akzent
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