07-17-2014, 02:31 AM
Die kleinen Rinnsale schwollen langsam aber sicher an und würden schon sehr bald Sturzbäche sein. Erst hinderlich, dann lebensgefährlich. Schon jetzt trug das Wasser Steinchen mit sich und machte die größeren Felsen schlüpfrig und zu einem tückischen Untergrund. Bei einem derartigen Unwetter hätte sich unter normalen Umständen niemand freiwillig im Freien aufgehalten und schon gar nicht in der Klamm, wo Steinschlag und Erdrutsch drohte. Aber diese waren keine normalen Umstände und der Tod durch wetterbedingte Ursachen war nur eine von vielen Möglichkeiten sein Leben zu lassen.
Eben in diesem Moment zeigten sich diverse dieser Möglichkeiten, als die beiden Heere aufeinander prallten.
Die Krieger Rasankurs nahmen dabei die Rolle des niederfahrenden Hiebes an und die Verteidiger des Hauses Tristel die des unnachgiebigen Objekts.
Bolzen zischten durch die regenschwere Luft, prallten von Rüstungen und Helmen ab, fanden Schwachstellen und nachgiebiges Fleisch. Rasankuri fielen, einige noch in der Bewegung getötet, andere stürzten verwundet und schreiend auf den schlammigen Grund. Dort übernahmen die Stiefel, Hufe und Klauen ihrer Kameraden das, was die Bolzen der Feinde nicht erledigt hatten. Nachdrängende trampelten sie nieder, während sie aus der Bewegung heraus auf jene feuerten, die über die Eisenschilde spähten oder zwischen ihnen hindurch lukten. Querschläger jaulten davon, Köpfe platzten.
Die Krieger aus den Bergen versuchten ihre Mauer aus tragbarem Metall wieder zu schließen, Männer mit schussbereiten Druckgewehren nach vorn zu lassen, die vereinzelten Toten zu ersetzten. Doch da brandeten die Wüstenbewohner bereits gegen ihren Wall. Die Männer, welche auf Grund ihrer bulligen Statur zum bemannen der Schilde auserkoren waren, keuchten. Sie bliesen die Backen auf, ächzten und stemmten sich gegen ihre Pavesen, einige wurden auf dem unsteten Untergrund zurückgeschoben. Von der anderen Seite drang ein ohrenbetäubender Lärm aus Rufen und Waffengeklirr über die Schulde. Tierische Laute, dazu Schüsse und das Donner des Gewitters, wie eine dämonische Marschtrommel.
Und Gestank kam mit den Angreifern.
Ein widerlicher Geruch nach Exkrementen, Schweiß, nassem, Fell, Leder und Verderbtheit.
Die Schildhalter brüllten ihrerseits, legte all ihre Kraft in das Bestreben der Flut aus Leibern standzuhalten. Sie wussten ihre Kameraden im Rücken, die immer wieder Bolzen auf jene feuerten, die versuchten den Schildwall zu überklettern oder ihre Gewehre darüber abzufeuern. Die Speerträger verwandelten die Linie aus Pavesen in eine stachelbewehrte Festung, an der sich Angreifer aufspießten oder auf Abstand gehalten sahen.
So ging es... wie lang? Ein paar Sekunden? Minuten?
Ein gegenseitiges Schieben und Drücken, das Ausnutzen von Unvorsichtigkeit, das Erledigen der Tollkühnen.
Dann entstand unvermittelt eine Lücke in der Formation.
Ein Schild und mit ihm der Mann, der daran hing, wurde aus der Reihe gerissen und fort geschleudert wie ein Spielzeug. Er landete zwischen den Feinden, beide Arme gebrochen doch nicht lange dazu verdammt Schmerzen zu leiden. Hungrige Klingen warteten auf ihn.
Der Grund für diese Bresche war ein riesiges Ungeheuer, welches nicht grundlos in den Reihen der Linienbrecher seinen Dienst versah. Das Monstrum hatte einen Schädel, der an den eines haarlosen Hundes mit spitzer Schnauze erinnerte und schiefe Reißzähne ragten aus seinem fauligen Zahnfleisch. Ansonsten erinnerte es an einem Menschen, entfernt zumindest. Der Körper wirkte trotz seiner enormen Größe ausgemergelt und dürr, dennoch wohnte ihm eine enorme Stärke inne. Schon packte der Mutant den nächsten Schildträger und zerrte an ihm. Die Arme des Mannes streckten noch in den metallenen Griffen und wurden verdreht und geschunden. Der Unglückliche schrie vor Schmerzen und Entsetzen. Bolzen spickten den dürren Riesen, doch erst als einer der Spieße in seine Seite drang brüllte das Ungeheuer schmerzerfüllt auf. Es fuchtelte mit den Klauen nach dem Speerträger, der rutschend zurück wich. Eine weitere Waffe drang in den mutierten Leib. Das Biest taumelte zurück, stürzte. Schon aber waren weitere, maskierte Krieger zur Stelle, drängten in die Bresche, feuerte ihre Gewehre ab und hackten mit ihren Klingen nach den nächsten Schildträgern. Den Schützen schlugen Bolzen entgegen. Tristel- Krieger sprangen brüllend und mit erhobenen Schwerten auf sie zu, wurden niedergeschossen. Keiner kam dazu sein Magazin zu wechseln. Ein Rasankuri versuchte es und eine niederfahrende Klinge drang durch den Helm, tief in seinen Schädel. Ein anderer legte auf einen der Anstürmenden an, wurde aber von einem Kameraden beiseitegestoßen, welcher der Klinge des Bergbewohners mit seinem eigenen Sichelschwert begegnete.
Der Schildwall brach zusammen. Aber das bedeute kein heilloses Durcheinander. Noch nicht!
Sicher, einige der Schildträger ließen ihre Pavesen fahren. Suchten nach Schutz hinter ihren Mitstreitern, oder wenigsten nach den Waffen der Gefallenen. Der überwiegende Teil jedoch gruppierte sich zu neuerlichen, kleineren Formationen. Von dort aus konnten die Krieger angreifen und ihre Fähigkeiten in die Waagschale der Schlacht werfen. Speere, Schilde und Bolzenwerfer, das waren Waffen für Bauern. Die wahren Kämpfer verließen sich auf das Schwert, als Teil ihres eigenen Körpers. Sicher, auch die Bauern trugen Klingen. Doch dies war Massenware. Guter Stahl, gewiss, aber eben nicht mehr beseelt als die Hacken und Messer, die sie für die Feldarbeit nutzten. Sie hatten in hinterster Reihe gestanden, denn es geziemte sich lediglich einen Angriff zu führen. Prellbock für den Feind zu spielen war dagegen wenig ruhmreich. Nun aber drängten sie vor.
Merochs Hammer schmetterte seitlich gegen den Kopf des Speerträgers und verwandelte ihn in eine undefinierbare, breiige Masse, die nach allen Seiten davon spritzte.
Die Waffe wirbelte herum, als wiege der Feldstein an ihrem Kopf nicht mehr als ein Kiesel und krachte gegen eines der Metallschilde, welches dröhnte wie ein unmelodischer Gong.
Dieses Geräusch fädelte sich in die Musik ein, welche dem Sechsäugigen in den Ohren klang. Nicht etwa die Erinnerung an ein Stück, oder eine just ausgedachte Melodie. Nein, er hörte sich mit voller Lautstärke, als liebliche Untermalung dessen was geschah. Eine Sonate, eine Solosonaten, lieblich und volltönend, ein Klavier. Eine verspielte Spitze ließ ihn lächeln, während der Hammerkopf das blockend emporgereckte Schwert eines Krieger zersplittern ließ und seinen Brustkorb nach innen verkehrte. Der Mann spuckte Blut, welches in einem niederfahrenden Blitz wie Rubine funkelte.
Prächtig!
Er nahm sich die Sekunde dieses Schauspiel verträumt zu beobachten. Ein Bolzen drang in sein gallertartiges Fleisch, eine Schneide glitt an der Hornplatten seines Oberarmes ab, zwei kämpfende Männer prallten wuchtig gegen ihn. Seine sechs Augen blieben verträumt an dem funkelnd fliegenden Blut hängen.
Wer die kleinen Dinge des Lebens nicht zu schätzen wusste, der verkam noch zum Unmenschen.
Er musste sich zwingen, sich von dem Schauspiel und seufzend zertrat er den Schädel eines am Boden liegenden Verletzten, welcher wimmernd versuchte sich vom Geschehen fort zu ziehen.
Wie sah es denn überhaupt aus? Es kostete ihn weitere Überwindung, die Musik, welche sich inzwischen in orchestrale Größen aufgeschwungen hatte, ein wenig in den Hintergrund zu schieben und sich einen Überblick zu verschaffen.
Nasse Leiber und das Glitzern von Stahl, wenn ein weiterer Blitz sich entlud. Das Meer an Bewegung ließ Meroch unwillkürlich an eine wimmelnde Masse aus Insekten denken. Vielleicht irgendwelche Käfer, die sich durch die Eingeweide einer Leiche fraßen?
Meroch verzog das Gesicht und schlug den Hammer gegen das Knie eines Feindes, der doch tatsächlich die Frechheit besaß ihm den Rücken zuzukehren. Der Getroffene brüllte auf und brach in die Knie, woraufhin sich ein Rasankuri, dessen Kopf nur aus Kiefer und darin enthaltenden Reißzähnen zu bestehen schien, auf ihn stürzte.
Nein der Vergleich mit Insekten war unglücklich gewählt. Plump und theatralisch! Hier waren ganz andere Vergleiche angebracht. Ein Blick in die Runde der Feiernden zeigte es klar und deutlich.
Aufgerissene Augen, einige in einer Mischung aus Entsetzen und Ekstase, andere schlicht im Tod. Gesichter, von Masken verhüllte, andere zu solchen erstarrt.
Einen gewissen, pittoresken Charme konnte man der Sache doch wohl unmöglich absprechen. Allein diese Farben... oder die Szenen, ja die Einzelbilder... sie hätten einem Boschnik oder Juwesti von Horning zu Ehren gereicht. Dieser Rasankuri dort, den ein Schwerthieb von der Schulter bis zum Gürtel gespalten hatte und der nun auseinandergeklappt da lag wie eine Auster. Oder jener da, die zähnefletschende Maske eingedrückt, so dass das einstmals bedrohliche Grinsen anmutete, als forme es ein überraschtes O, unter den gebrochenen Augen.
Nein wie raffiniert.
Die beiden Krieger der Stadt, die wie bissige Wölfe ihre Kiefer um die Glieder eines dicken Feindes geschlossen hatten und zu versuchen schienen ihn am Ganzen zu verschlingen. Der, der den Schädel seines Gegners wieder und wieder auf einen Stein schmetterte, obwohl kaum noch etwas von dem Haupt übrig war.
Ein Banause, wer diese köstlichen Eindrücke nicht würdigte.
Aber zurück zur Arbeit.
Alles in allem ganz erbaulich, wie es bisher lief. Der Schildwall war aufgebrochen und Schusswaffen hatten an Bedeutung verloren. Sie nahmen einem gepflegten Schlachtengemälde ohnehin jegliche Eleganz und ließen es zu purem Kitsch verkommen. Gewehre waren die Waffen des Pöbels.
Wie um dies zu bestätigen richtete ein Mann, denn Meroch bereits für tot gehalten hatte, eine dieser lächerlichen Bolzenwaffen auf ihn und feuerte. Das Geschoss bohrte sich in eine Hornplatte und blieb dort stecken. Meroch ließ den Hammer niederfahren und beendete die Unterbrechung seiner Gedanken.
Er hatte so seine Befürchtungen gehabt, was diesen kleinen Feldzug anbelangte. Die Rasankuri waren entschlossen und gierten nach Blut, daran gab es sicherlich keinen Zweifel, aber man durfte auch nicht vergessen, dass einige unter ihnen noch niemals einen richtigen Kampf miterlebt hatten. Zwar gab es erfahrende Männer und Frauen, denen das Töten auf die ein oder andere Weise nicht fremd war, doch der Großteil der Rasankuri bestand aus eifriger Unerfahrenheit. Kein Schwerttraining, Schießstand oder Übungsgefecht konnte die Eindrücke einer echten Schlacht vermitteln. Allerdings sah dies auf der anderen Seite wohl nicht viel anders aus. Bedachte man, dass auch die Angehörigen des Hauses Tristel kaum mehr als Training und gelegentliche Gefechte gegen Nomaden zum Erhalt ihrer Fähigkeiten würden vorweisen können. Ein Training wohlgemerkt, welches sich nicht zu verstecken brauchte. Just in diesem Augenblick bahnte sich ein Keil aus gerüsteten Kempen den Weg ins Getümmel. Anders als die Rüstungen der bisherigen Streiter, waren die ihren nicht nur kunstvoller und boten mehr Schutz, sie unterschieden sich auch in ihren Farben. Ein jeder dieser Männer war mit einem dieser leicht gebogenen Schwerter bewaffnet und verstand sich darauf es einzusetzen. Das bekam ein vorwitziger Rasankuri zu spüren, der vorsprang und nach dem erstbesten Feind hieb. Der andere machte eine eleganten Ausweichbewegung rückwärts und fing das Khopesh mit dem eigenen Blanken auf, ohne dabei die gesamte Kraft des Schlages mit seiner Waffe aufzufangen. Vielmehr nutzte er den Schwung des Angreifers aus, um mit einer geschickten Drehung das schwere Sichelschwert davon fliegen zu lassen. Er hatte den Krieger der Stadt entwaffnet wie ein unbedarftes Kind.
Meroch war gelinde gesprochen, beeindruckt.
Der schwertlose Rasankur starrte einen Moment verdattert auf seine leeren Hände, dann bekam er einen beidhändig geführten Schlag, welcher ihm den Kopf sauber abtrennte. Die anderen dieser bunten Gesellen gingen ähnlich geschickt zu Werke. Wo ihre Hiebe niederfuhren zertrennten sie Rüstungen und Fleisch.
Meroch packte einen Rasankuri, der soeben an ihm vorbei stürmen wollte. Er zerrte ihn zu sich heran, obwohl der Mann protestierend gegen die Kraft der Zunge des Bekenners ankämpfte. Er schien den Höhergestellten nicht einmal recht zu erkennen und Meroch musste ihn erst schütteln, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.
Geh zum Hügel, sag ihnen die Formation ist aufgebrochen. Wir brauchen die Palta um nach zustoßen.
Der maskierte brüllte unwillig etwas.
Es werden Feinde da sein wenn du wiederkommst. Aber mein Hammer erwartet dich jetzt, wenn du nicht gehorchst. Noch einmal zuckten die Augen des Kriegers zur Schlacht, als hielte ihn der Sechsäugige von den Armen einer Geliebten fern. Dann befreite er sich unwillig und brüsk aus dem Klammergriff und eilte rutschend und stolpernd den aufgeweichten Weg zurück, den er gekommen war.
Meroch blickte ihm kurz nach, dann wandte er sich diesen Fischmesser schwingenden Hochwohlgeborenen zu, oder was immer die darstellen sollten.
Die Musik in seinem Kopf schwang sich wieder in musische Höhen empor.
Eben in diesem Moment zeigten sich diverse dieser Möglichkeiten, als die beiden Heere aufeinander prallten.
Die Krieger Rasankurs nahmen dabei die Rolle des niederfahrenden Hiebes an und die Verteidiger des Hauses Tristel die des unnachgiebigen Objekts.
Bolzen zischten durch die regenschwere Luft, prallten von Rüstungen und Helmen ab, fanden Schwachstellen und nachgiebiges Fleisch. Rasankuri fielen, einige noch in der Bewegung getötet, andere stürzten verwundet und schreiend auf den schlammigen Grund. Dort übernahmen die Stiefel, Hufe und Klauen ihrer Kameraden das, was die Bolzen der Feinde nicht erledigt hatten. Nachdrängende trampelten sie nieder, während sie aus der Bewegung heraus auf jene feuerten, die über die Eisenschilde spähten oder zwischen ihnen hindurch lukten. Querschläger jaulten davon, Köpfe platzten.
Die Krieger aus den Bergen versuchten ihre Mauer aus tragbarem Metall wieder zu schließen, Männer mit schussbereiten Druckgewehren nach vorn zu lassen, die vereinzelten Toten zu ersetzten. Doch da brandeten die Wüstenbewohner bereits gegen ihren Wall. Die Männer, welche auf Grund ihrer bulligen Statur zum bemannen der Schilde auserkoren waren, keuchten. Sie bliesen die Backen auf, ächzten und stemmten sich gegen ihre Pavesen, einige wurden auf dem unsteten Untergrund zurückgeschoben. Von der anderen Seite drang ein ohrenbetäubender Lärm aus Rufen und Waffengeklirr über die Schulde. Tierische Laute, dazu Schüsse und das Donner des Gewitters, wie eine dämonische Marschtrommel.
Und Gestank kam mit den Angreifern.
Ein widerlicher Geruch nach Exkrementen, Schweiß, nassem, Fell, Leder und Verderbtheit.
Die Schildhalter brüllten ihrerseits, legte all ihre Kraft in das Bestreben der Flut aus Leibern standzuhalten. Sie wussten ihre Kameraden im Rücken, die immer wieder Bolzen auf jene feuerten, die versuchten den Schildwall zu überklettern oder ihre Gewehre darüber abzufeuern. Die Speerträger verwandelten die Linie aus Pavesen in eine stachelbewehrte Festung, an der sich Angreifer aufspießten oder auf Abstand gehalten sahen.
So ging es... wie lang? Ein paar Sekunden? Minuten?
Ein gegenseitiges Schieben und Drücken, das Ausnutzen von Unvorsichtigkeit, das Erledigen der Tollkühnen.
Dann entstand unvermittelt eine Lücke in der Formation.
Ein Schild und mit ihm der Mann, der daran hing, wurde aus der Reihe gerissen und fort geschleudert wie ein Spielzeug. Er landete zwischen den Feinden, beide Arme gebrochen doch nicht lange dazu verdammt Schmerzen zu leiden. Hungrige Klingen warteten auf ihn.
Der Grund für diese Bresche war ein riesiges Ungeheuer, welches nicht grundlos in den Reihen der Linienbrecher seinen Dienst versah. Das Monstrum hatte einen Schädel, der an den eines haarlosen Hundes mit spitzer Schnauze erinnerte und schiefe Reißzähne ragten aus seinem fauligen Zahnfleisch. Ansonsten erinnerte es an einem Menschen, entfernt zumindest. Der Körper wirkte trotz seiner enormen Größe ausgemergelt und dürr, dennoch wohnte ihm eine enorme Stärke inne. Schon packte der Mutant den nächsten Schildträger und zerrte an ihm. Die Arme des Mannes streckten noch in den metallenen Griffen und wurden verdreht und geschunden. Der Unglückliche schrie vor Schmerzen und Entsetzen. Bolzen spickten den dürren Riesen, doch erst als einer der Spieße in seine Seite drang brüllte das Ungeheuer schmerzerfüllt auf. Es fuchtelte mit den Klauen nach dem Speerträger, der rutschend zurück wich. Eine weitere Waffe drang in den mutierten Leib. Das Biest taumelte zurück, stürzte. Schon aber waren weitere, maskierte Krieger zur Stelle, drängten in die Bresche, feuerte ihre Gewehre ab und hackten mit ihren Klingen nach den nächsten Schildträgern. Den Schützen schlugen Bolzen entgegen. Tristel- Krieger sprangen brüllend und mit erhobenen Schwerten auf sie zu, wurden niedergeschossen. Keiner kam dazu sein Magazin zu wechseln. Ein Rasankuri versuchte es und eine niederfahrende Klinge drang durch den Helm, tief in seinen Schädel. Ein anderer legte auf einen der Anstürmenden an, wurde aber von einem Kameraden beiseitegestoßen, welcher der Klinge des Bergbewohners mit seinem eigenen Sichelschwert begegnete.
Der Schildwall brach zusammen. Aber das bedeute kein heilloses Durcheinander. Noch nicht!
Sicher, einige der Schildträger ließen ihre Pavesen fahren. Suchten nach Schutz hinter ihren Mitstreitern, oder wenigsten nach den Waffen der Gefallenen. Der überwiegende Teil jedoch gruppierte sich zu neuerlichen, kleineren Formationen. Von dort aus konnten die Krieger angreifen und ihre Fähigkeiten in die Waagschale der Schlacht werfen. Speere, Schilde und Bolzenwerfer, das waren Waffen für Bauern. Die wahren Kämpfer verließen sich auf das Schwert, als Teil ihres eigenen Körpers. Sicher, auch die Bauern trugen Klingen. Doch dies war Massenware. Guter Stahl, gewiss, aber eben nicht mehr beseelt als die Hacken und Messer, die sie für die Feldarbeit nutzten. Sie hatten in hinterster Reihe gestanden, denn es geziemte sich lediglich einen Angriff zu führen. Prellbock für den Feind zu spielen war dagegen wenig ruhmreich. Nun aber drängten sie vor.
Merochs Hammer schmetterte seitlich gegen den Kopf des Speerträgers und verwandelte ihn in eine undefinierbare, breiige Masse, die nach allen Seiten davon spritzte.
Die Waffe wirbelte herum, als wiege der Feldstein an ihrem Kopf nicht mehr als ein Kiesel und krachte gegen eines der Metallschilde, welches dröhnte wie ein unmelodischer Gong.
Dieses Geräusch fädelte sich in die Musik ein, welche dem Sechsäugigen in den Ohren klang. Nicht etwa die Erinnerung an ein Stück, oder eine just ausgedachte Melodie. Nein, er hörte sich mit voller Lautstärke, als liebliche Untermalung dessen was geschah. Eine Sonate, eine Solosonaten, lieblich und volltönend, ein Klavier. Eine verspielte Spitze ließ ihn lächeln, während der Hammerkopf das blockend emporgereckte Schwert eines Krieger zersplittern ließ und seinen Brustkorb nach innen verkehrte. Der Mann spuckte Blut, welches in einem niederfahrenden Blitz wie Rubine funkelte.
Prächtig!
Er nahm sich die Sekunde dieses Schauspiel verträumt zu beobachten. Ein Bolzen drang in sein gallertartiges Fleisch, eine Schneide glitt an der Hornplatten seines Oberarmes ab, zwei kämpfende Männer prallten wuchtig gegen ihn. Seine sechs Augen blieben verträumt an dem funkelnd fliegenden Blut hängen.
Wer die kleinen Dinge des Lebens nicht zu schätzen wusste, der verkam noch zum Unmenschen.
Er musste sich zwingen, sich von dem Schauspiel und seufzend zertrat er den Schädel eines am Boden liegenden Verletzten, welcher wimmernd versuchte sich vom Geschehen fort zu ziehen.
Wie sah es denn überhaupt aus? Es kostete ihn weitere Überwindung, die Musik, welche sich inzwischen in orchestrale Größen aufgeschwungen hatte, ein wenig in den Hintergrund zu schieben und sich einen Überblick zu verschaffen.
Nasse Leiber und das Glitzern von Stahl, wenn ein weiterer Blitz sich entlud. Das Meer an Bewegung ließ Meroch unwillkürlich an eine wimmelnde Masse aus Insekten denken. Vielleicht irgendwelche Käfer, die sich durch die Eingeweide einer Leiche fraßen?
Meroch verzog das Gesicht und schlug den Hammer gegen das Knie eines Feindes, der doch tatsächlich die Frechheit besaß ihm den Rücken zuzukehren. Der Getroffene brüllte auf und brach in die Knie, woraufhin sich ein Rasankuri, dessen Kopf nur aus Kiefer und darin enthaltenden Reißzähnen zu bestehen schien, auf ihn stürzte.
Nein der Vergleich mit Insekten war unglücklich gewählt. Plump und theatralisch! Hier waren ganz andere Vergleiche angebracht. Ein Blick in die Runde der Feiernden zeigte es klar und deutlich.
Aufgerissene Augen, einige in einer Mischung aus Entsetzen und Ekstase, andere schlicht im Tod. Gesichter, von Masken verhüllte, andere zu solchen erstarrt.
Einen gewissen, pittoresken Charme konnte man der Sache doch wohl unmöglich absprechen. Allein diese Farben... oder die Szenen, ja die Einzelbilder... sie hätten einem Boschnik oder Juwesti von Horning zu Ehren gereicht. Dieser Rasankuri dort, den ein Schwerthieb von der Schulter bis zum Gürtel gespalten hatte und der nun auseinandergeklappt da lag wie eine Auster. Oder jener da, die zähnefletschende Maske eingedrückt, so dass das einstmals bedrohliche Grinsen anmutete, als forme es ein überraschtes O, unter den gebrochenen Augen.
Nein wie raffiniert.
Die beiden Krieger der Stadt, die wie bissige Wölfe ihre Kiefer um die Glieder eines dicken Feindes geschlossen hatten und zu versuchen schienen ihn am Ganzen zu verschlingen. Der, der den Schädel seines Gegners wieder und wieder auf einen Stein schmetterte, obwohl kaum noch etwas von dem Haupt übrig war.
Ein Banause, wer diese köstlichen Eindrücke nicht würdigte.
Aber zurück zur Arbeit.
Alles in allem ganz erbaulich, wie es bisher lief. Der Schildwall war aufgebrochen und Schusswaffen hatten an Bedeutung verloren. Sie nahmen einem gepflegten Schlachtengemälde ohnehin jegliche Eleganz und ließen es zu purem Kitsch verkommen. Gewehre waren die Waffen des Pöbels.
Wie um dies zu bestätigen richtete ein Mann, denn Meroch bereits für tot gehalten hatte, eine dieser lächerlichen Bolzenwaffen auf ihn und feuerte. Das Geschoss bohrte sich in eine Hornplatte und blieb dort stecken. Meroch ließ den Hammer niederfahren und beendete die Unterbrechung seiner Gedanken.
Er hatte so seine Befürchtungen gehabt, was diesen kleinen Feldzug anbelangte. Die Rasankuri waren entschlossen und gierten nach Blut, daran gab es sicherlich keinen Zweifel, aber man durfte auch nicht vergessen, dass einige unter ihnen noch niemals einen richtigen Kampf miterlebt hatten. Zwar gab es erfahrende Männer und Frauen, denen das Töten auf die ein oder andere Weise nicht fremd war, doch der Großteil der Rasankuri bestand aus eifriger Unerfahrenheit. Kein Schwerttraining, Schießstand oder Übungsgefecht konnte die Eindrücke einer echten Schlacht vermitteln. Allerdings sah dies auf der anderen Seite wohl nicht viel anders aus. Bedachte man, dass auch die Angehörigen des Hauses Tristel kaum mehr als Training und gelegentliche Gefechte gegen Nomaden zum Erhalt ihrer Fähigkeiten würden vorweisen können. Ein Training wohlgemerkt, welches sich nicht zu verstecken brauchte. Just in diesem Augenblick bahnte sich ein Keil aus gerüsteten Kempen den Weg ins Getümmel. Anders als die Rüstungen der bisherigen Streiter, waren die ihren nicht nur kunstvoller und boten mehr Schutz, sie unterschieden sich auch in ihren Farben. Ein jeder dieser Männer war mit einem dieser leicht gebogenen Schwerter bewaffnet und verstand sich darauf es einzusetzen. Das bekam ein vorwitziger Rasankuri zu spüren, der vorsprang und nach dem erstbesten Feind hieb. Der andere machte eine eleganten Ausweichbewegung rückwärts und fing das Khopesh mit dem eigenen Blanken auf, ohne dabei die gesamte Kraft des Schlages mit seiner Waffe aufzufangen. Vielmehr nutzte er den Schwung des Angreifers aus, um mit einer geschickten Drehung das schwere Sichelschwert davon fliegen zu lassen. Er hatte den Krieger der Stadt entwaffnet wie ein unbedarftes Kind.
Meroch war gelinde gesprochen, beeindruckt.
Der schwertlose Rasankur starrte einen Moment verdattert auf seine leeren Hände, dann bekam er einen beidhändig geführten Schlag, welcher ihm den Kopf sauber abtrennte. Die anderen dieser bunten Gesellen gingen ähnlich geschickt zu Werke. Wo ihre Hiebe niederfuhren zertrennten sie Rüstungen und Fleisch.
Meroch packte einen Rasankuri, der soeben an ihm vorbei stürmen wollte. Er zerrte ihn zu sich heran, obwohl der Mann protestierend gegen die Kraft der Zunge des Bekenners ankämpfte. Er schien den Höhergestellten nicht einmal recht zu erkennen und Meroch musste ihn erst schütteln, um seine Aufmerksamkeit zu erhalten.
Geh zum Hügel, sag ihnen die Formation ist aufgebrochen. Wir brauchen die Palta um nach zustoßen.
Der maskierte brüllte unwillig etwas.
Es werden Feinde da sein wenn du wiederkommst. Aber mein Hammer erwartet dich jetzt, wenn du nicht gehorchst. Noch einmal zuckten die Augen des Kriegers zur Schlacht, als hielte ihn der Sechsäugige von den Armen einer Geliebten fern. Dann befreite er sich unwillig und brüsk aus dem Klammergriff und eilte rutschend und stolpernd den aufgeweichten Weg zurück, den er gekommen war.
Meroch blickte ihm kurz nach, dann wandte er sich diesen Fischmesser schwingenden Hochwohlgeborenen zu, oder was immer die darstellen sollten.
Die Musik in seinem Kopf schwang sich wieder in musische Höhen empor.