12-26-2013, 10:19 PM
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Das erste Mal, dass wir richtig zurück schlagen konnten, war nach drei Wochen.
Wir waren wieder einigermaßen genesen, was auch den Frauen unserer Familien zu verdanken war, die immer dafür sorgten, dass wir mit den Nötigsten versorgt wurden. Dafür nahmen sie einiges an Risiken auf sich, aber es gelang ihnen, sodass wir schnell wieder auf den Beinen waren. Unsere Bewaffnung war nicht besonders, nur ein paar Pistolen, Messer und drei Karabiner. Aber wir kannten das Gelände und als wir erfuhren, dass eine Patrouilliere nach uns suchte, konnte wir uns die Stelle aussuchen wo wir kämpfen wollten. In diesem Fall war es eine kleine Schlucht, durch die sie mit ihren zwei Geländewagen kamen. Wir schossen alles auf sie ab was wir hatten und als uns die Munition aus ging, haben wir Steine geworfen. Es war kein fairer Kampf, nein eigentlich war es überhaupt kein Kampf. Doch wir dachten an die Art wie sie unsere Freunde und Verwandten niedergemacht hatten und konnten kein Mitleid empfinden. Als wir dann hinab stiegen um zu sehen ob jemand überlebt hatte, fanden wir nur noch acht Leichen. Die Ausbeute an Waffen und Munition war gut, Laser- und Sturmgewehre. An dem Punkt wurde es zu einem richtigen Krieg. Ein kleiner Krieg, aber mit all den Schrecken den so etwas mit sich bringt. Soviel habe ich in den ersten Wochen bereits gelernt, glorreich ist daran gar nichts. Von Ruhm reden nur die, die nie mit ansehen mussten wie jemand verblutet und dabei nach seiner Mutter schreit. Oder wie sich der Darm leert wenn jemand erschossen wird. Wir verloren Freunde an Wundbrand, mussten ihnen Beine mit unseren Feuerholzbeilen abschlagen. Einmal hatten wir ein Gefecht über mehrere Stunden, in einem Geröllfeld. Weiter vorn lag ein angeschossener Kerl. Wir wussten nicht ob er zu uns oder zu denen gehörte, da geschossen wurde sobald man den Kopf aus der Deckung steckte. Er schrie die ganze Nacht und erst als die Sonne aufging wurde er langsam leiser und dann still. Wir haben nie erfahren wer es war, da wir uns zurückfallen ließen und dann trennten und weil man nie all die Jungs kannte, mit denen man in den Kampf zog.
So ging es fast ein Jahr lang. Wir lebten in Höhlen und Verstecken in Scheunen. Mal flohen wir vor den Söldnern, dann wieder griffen wir sie an. Das war kein Krieg wie jetzt in Horning. Keine Generäle, keine Panzer und Schützengräben oder sowas. Aber mitgenommen hat er uns doch. Als wir loszogen, waren wir kräftige junge Männer. Nach einem Jahr, sahen wir aus wie Gespenster. Dürre, sehnige Gestalten, verfilzte Bärte und mehr Ringe als Augen, sage ich ihnen.
Das Verrückte war, das Crowly den Krieg hätte gewinnen können. Er hätte nur ein Jahr lang so weitermachen müssen. Nicht das uns jeder Verlust schmerzte, da wir nur wenige Freiwillige hinzu bekamen, nachdem die Erfolge in unserem Kampf auf sie warten ließen. Auch fehlte jede starke Hand auf den Höfen, beim Schlachten, Scheren und Hüten. Ach was, ein halbes Jahr hätte schon gereicht und wir hätten aufgeben müssen. Aber der Schweinehund ist zu gierig geworden.
Er hat sich mit den reichsten der Grox- Züchter zusammengeschmissen und von ihrem beträchtlichen Vermögen eine kleine Armee gekauft. Vessorine Janissaries, hießen diese Monster in Menschengestalt. Ich sagte es bereits, ich hatte die Schrecken des Krieges gesehen und wir waren auch alles andere als Heilige, wenn es hart auf hart ging. Aber dieser Kerle waren echte Bestien.
Allerdings war Crowly nun vollkommen übergeschnappt. Er hatte nicht mehr nur vor uns den Hals umzudrehen, sondern wollte sein eigenes kleines Land schaffen.
Als ein König, Präsident auf Lebenszeit, oder was weiß ich. Erst weitete er die Hetzjagd auf unsere Gruppen aus und fiel dann irgendwann in Clarkson ein und stellte die Stadt kurzerhand unter scheinen... Schutz. Wer aufmuckte wurde entweder eingesperrt oder gleich an die Wand gestellt.
Dann geschah das, was wohl hauptsächlich in den Geschichtsbüchern behandelt wird. In Syrene war man in heller Aufregung und jeder normal denke Mensch hätte wohl damit gerechnet, dass die PVS losmarschiert und diesem Spuk ein Ende bereitet. Aber es gab Sympathisanten im Unterhaus und davon nicht wenige. Eben genau die, die von der Grox- Zucht profitierten. Heute wundert man sich, aber man muss bedenken, dass der große Krieg noch nicht so lang her war und einige allein deshalb schon den Zorn des Imperiums fürchteten, weil die Subventionen für die Echsenköppe ja vom Imperium kam. Während also geredet wurde und eine Debatte die andere ablöste, nahm Crowlys Mordbande die nächste Stadt ein, nämlich Hisfort. Jetzt passierten zwei Sachen. Wir organisierten uns neu und Bob Voorhaller rief in der Kirche von St. Philipp zum Kampf auf. Das war weniger spektakulär als auf den Gemälden und in den Geschichten. Er sagte nur, dass jeder Mann der eine Gewehr halten könne dazu verpflichtet sei seinen Teil dazu beizutragen diese Banditen zu verjagen.
Naja, er hat das alles etwas geschnörkelter ausgedrückt, aber drauf lief es hinaus. Währenddessen hatte man sich in der Hauptstadt darauf geeinigt ein Brigade PVSler nach Clarkson zu schicken und mit Crowly zu reden.
Zu reden, wohl gemerkt!
Nicht etwa ihn mit seiner ganzen Bande zum Teufel zu jagen, sondern über Bedingungen zu schwatzen,
Als wir davon erfuhren dachten wir das sei ein schlechter Witz. Das Lachen blieb uns allerdings im Halse stecken, als wir hören, wer die Soldaten anführe. Major Jacob Foster.
Einer der größten Verfechter der Grox- Züchter überhaupt. Die Schlachthöfe seiner Sippe hatten sich komplett auf die Echsen eingestellt und er verdiente ein unglaubliches Vermögen dabei.
Es kam dann auch wie es kommen musste. Niemand weiß genau was passierte, aber Forster schloss sich Crowly an und mit ihm ein Großteil seiner Männer. Mehr noch, sie schickten die Forderung nach Syrene Neuwahlen abzuhalten, wobei Crowly sich freundlicherweise zur Verfügung stellte die Regierung zu übernehmen. Falls er aber verlieren sollte, so beschränkte er sich ganz bescheiden darauf über die eroberten Städte zu herrschen. Jetzt erkannte man auch in der Hauptstadt, dass der Kerl übergeschnappt war. Ich frage mich bis heute, was er an sich hatte, dass trotz dieses offensichtlichen Wahnsinns sich so viele seiner Sache anschlossen. Ihm wurde also ein neues Kontingent entgegengeschickt und dieses mal ging man auf Nummer sicher, was die Loyalität der Anführer betraf. Aber die Inmarschsetzung dauerte seine Zeit, zumal man die Städte nicht bombardieren wollte. Es gab eine Luftlandeoperation, die ein Desaster wurde. Hundert Grav- Schrimspringer sprangen nachts über Clarkson ab um Wiederstandnester zu bilden, oder die Stadt gleich im Handstreich zu nehmen. Aber das ging schwer nach hinten los. Vessorine Janissaries warten schon und machten kurzen Prozess mit den Soldaten. Damit stand jetzt außer Frage, dass die ganze Sache nicht durch Verhandlungen oder ein schnelles Eingreifen zu erledigen war.
Wir bekamen das derweil alles nur sehr bruchstückhaft mit. Knapp dreihundert Männer hatten sich aufgemacht um des den Echsenköppen zu zeigen. Das mag sich nach viel klingen, aber das waren im Großteil keine Kämpfer, sondern alte Männer und frühreife Jungs, die sich aus dem Kern von uns Untergrundkämpfern scharrten.
Wir kamen zwei Nächte nach dem Absprung der Soldaten bei Hisfort an, wo die Überläufer stationiert waren. Sie waren schlampig vorbereitet, hatten keine Patrouillen in der Umgebung und gossen sich lieber einen auf die Binde. Nur ein paar Janissaries waren da und bewachten die Tore. Ich und ein paar Jungs kümmerten ums um die. Wir wussten ja wie wir mit denen umzugehen hatten. Ich selbst schnitt einem von hinten die Kehle durch. Der andere bemerkte uns aber und tötete Murry, mit einem einzigen Schlag gegen den Kehlkopf. Ich war mit Mur schon als kleine Rotznase zusammen fischen gewesen und als ich ihn fallen sag, da wurde die Welt um mich herum rot. Ich stürzte mich auf den Fremdweltler, der völlig überrascht war und nicht einmal daran dachte Alarm zu schlagen. Ich drosch auf ihn ein bis meine Fäuste bluteten und der Kopf des Mannes nur noch eine breiige Masse war.
Als mich zwei unserer Leute wegzogen war das Tor bereits offen und wir stürmten hinein. Es gab einige Feuergefechte, aber viele der Deserteure wurden überrumpelt und von uns gefangen genommen. Sehr viele Bürger der Stadt halfen uns und wir hatten die letzten die noch kämpfen konnten schon ins Rathaus zurückgedrängt, als Verstärkung aus Clarkson kam. Die hatten gepanzerte Fahrzeuge, Bolter und schwere Maschinengewehre. Dagegen konnten wir nicht einmal etwas mit den erbeuteten PVS- Waffen ausrichten. Da wir größtenteils auch gar nicht damit umgehen konnten. Also alles wieder raus aus der Stadt und ab in die Hügel. Die zuvor Gefangenen wurden von den Anrückenden natürlich zum Großteil wieder befreit, doch immerhin hatten wir ihnen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Außerdem hatten sich uns ein paar Männer aus der Stadt angeschlossen. Wenn auch nicht viele, da die meisten Angst um ihre Familien hatten.
Die drei Tage vom glühenden Berg sagt ihnen sicherlich was. Gibt ein furchtbar kitschigen Tri-Vid- Film darüber, wo eigentlich fast gar nichts stimmt. Wir hatten uns in den Felsen verschanzt, wo die Echsenköppe mit ihren Autos und schweren Waffen nicht wirklich hoch kamen. Naja eins stimmt vielleicht doch, es war verdammt heiß da oben. Die Tage waren dabei gar nicht so schlimm. Da machten sie Feuer und hofften das wir durch den Rauch alle an Durst verrecken würden. Ansonsten schossen sie etwas auf uns und wir schossen dann und wann zurück. Wirklich schlimm waren die Nächte.
Dann kamen sie in kleinen Gruppen nach oben geschlichen. Nur mit Messern bewaffnet und ganz schwarz im Gesicht, durch Motorschmiere. Noch schwärzer als ich.
Von vielen hörten wir nicht einmal das sie starben. Wenn einer in die Stellung kroch, um Wasser oder eine Ration zu bringen, dann waren sie einfach tot. Lagen erstochen hinter ihren Gewehre, als hätten sie nicht einmal mitbekommen was sie erwischt hatte. Wir waren aber auch keine Kinder von Traurigkeit und setzt den Kerlen ganz schön zu. Nach drei Tagen gaben sie dann auf und zogen sich in die Stadt zurück. Zum Teil wohl, weil wir zäher waren als sie erwartet hatten, aber hauptsächlich weil die Armee anrückte.
Es gab ein paar halbherzige Versuche zu verhandeln, als die Städte bereits eingekesselt waren. Aber eigentlich wussten wir alle worauf es hinauslaufen würde.
Genau so kam es auch.
An dem Tag, an dem sie uns drohten gefangene Zivilisten zu erschießen, wenn wir nicht abzögen, griff die PVS an und wir mit ihnen. So ein Häuserkampf ist eine unschöne Sache, soviel kann ich ihnen gern verraten. Da geht es auf Knack, wie man hier so sagt. Auf kürzeste Entfernung, mit dem Gewehrkolben und dem Messer. Manchmal mit Fäusten und Zähnen. Zwei Wochen haben wir gebraucht um alles zu erledigen und sie haben es uns nicht leicht gemacht. Forster kam bei den Kämpfen ums Leben, aber Crowly konnte mit ein paar seiner Leute fliehen. Er ging nach Norden und konnte sogar einie Leute von seiner Sache überzeugen. Menschen die mit der ganzen Züchtergeschichte gar nichts zu tun hatten. Wie gesagt, er konnte Menschen auf sehr merkwürdige Art und Weise manipulieren. Aber wirklich bedrohlich wurde er nicht mehr. Er wurde schließlich von denen umgebracht, die ihm auch zur Macht verholfen hatten, den Janissaries. Sie schnitten ihm den Kopf ab und stecken ihn auf seinen Pfahl, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Ab da war alles wie ein Böser Spuk vorbei und man war ziemlich bemüht die Sache nur wie einen Zwischenfall oder sowas aussehen zu lassen. Aber es war mehr als das, viel mehr. Ich kann ihnen nicht sagen ob das Schicksal unserer Nation auf Messers schneide stand, oder so. Dazu fehlte mir der Überblick und hinterher wurde vieles verfälscht und zurechtgebogen.
Aber ich bin sicher, dass es sehr viel früher hätte beendet werden können oder sehr viel schlimmer hätte werden können. Ich denke wir haben damals das Richtige getan, aber der Preis war verdammt hoch. Ironischer Weiser gibt es heute noch immer einige Groxzüchter und sie leben ohne jeden Streit zusammen mit den Squam- Squam Ranchern. Überlegen sie sich das einmal... es ging nur darum welches Vieh wir züchten. Ist es nicht absurd deswegen einen Krieg anzuzetteln, Menschenleben zu opfern? Es gibt Dinge die verteidigt werden müssen. Soviel weiß ich, auch wenn ich nur ein alter Mann bin. Aber sich gegenseitig totzuschießen ist nie etwas Ruhmreiches. Habe ich das vorhin schon mal gesagt? Naja, kann man nicht oft genug sagen. Denkmäler sind toll, doch die Sonne auf dem Pelz spüren und ein kühles Bier trinken ist besser. Soviel steht fest.“
Damit war die Geschichte des alten Jebediah ebenso beendet, wie seine Bierdose leer war.
Zum Abschied zeigte er uns noch ein Bild aus den Tagen des Krieges, welches ihn (links) und einen weiteren freiwilligen Kämpfer zeigt. Es wurde während der Belagerung Hisforts in einer Kampfpause aufgenommen.
Eduard Flock
Die Redaktion: Die Reise durch Syrene geht weiter und in unregelmäßigen Abständen wird er Guardian die Erlebnisse Eduard Flocks für sie veröffentlichen.
Das erste Mal, dass wir richtig zurück schlagen konnten, war nach drei Wochen.
Wir waren wieder einigermaßen genesen, was auch den Frauen unserer Familien zu verdanken war, die immer dafür sorgten, dass wir mit den Nötigsten versorgt wurden. Dafür nahmen sie einiges an Risiken auf sich, aber es gelang ihnen, sodass wir schnell wieder auf den Beinen waren. Unsere Bewaffnung war nicht besonders, nur ein paar Pistolen, Messer und drei Karabiner. Aber wir kannten das Gelände und als wir erfuhren, dass eine Patrouilliere nach uns suchte, konnte wir uns die Stelle aussuchen wo wir kämpfen wollten. In diesem Fall war es eine kleine Schlucht, durch die sie mit ihren zwei Geländewagen kamen. Wir schossen alles auf sie ab was wir hatten und als uns die Munition aus ging, haben wir Steine geworfen. Es war kein fairer Kampf, nein eigentlich war es überhaupt kein Kampf. Doch wir dachten an die Art wie sie unsere Freunde und Verwandten niedergemacht hatten und konnten kein Mitleid empfinden. Als wir dann hinab stiegen um zu sehen ob jemand überlebt hatte, fanden wir nur noch acht Leichen. Die Ausbeute an Waffen und Munition war gut, Laser- und Sturmgewehre. An dem Punkt wurde es zu einem richtigen Krieg. Ein kleiner Krieg, aber mit all den Schrecken den so etwas mit sich bringt. Soviel habe ich in den ersten Wochen bereits gelernt, glorreich ist daran gar nichts. Von Ruhm reden nur die, die nie mit ansehen mussten wie jemand verblutet und dabei nach seiner Mutter schreit. Oder wie sich der Darm leert wenn jemand erschossen wird. Wir verloren Freunde an Wundbrand, mussten ihnen Beine mit unseren Feuerholzbeilen abschlagen. Einmal hatten wir ein Gefecht über mehrere Stunden, in einem Geröllfeld. Weiter vorn lag ein angeschossener Kerl. Wir wussten nicht ob er zu uns oder zu denen gehörte, da geschossen wurde sobald man den Kopf aus der Deckung steckte. Er schrie die ganze Nacht und erst als die Sonne aufging wurde er langsam leiser und dann still. Wir haben nie erfahren wer es war, da wir uns zurückfallen ließen und dann trennten und weil man nie all die Jungs kannte, mit denen man in den Kampf zog.
So ging es fast ein Jahr lang. Wir lebten in Höhlen und Verstecken in Scheunen. Mal flohen wir vor den Söldnern, dann wieder griffen wir sie an. Das war kein Krieg wie jetzt in Horning. Keine Generäle, keine Panzer und Schützengräben oder sowas. Aber mitgenommen hat er uns doch. Als wir loszogen, waren wir kräftige junge Männer. Nach einem Jahr, sahen wir aus wie Gespenster. Dürre, sehnige Gestalten, verfilzte Bärte und mehr Ringe als Augen, sage ich ihnen.
Das Verrückte war, das Crowly den Krieg hätte gewinnen können. Er hätte nur ein Jahr lang so weitermachen müssen. Nicht das uns jeder Verlust schmerzte, da wir nur wenige Freiwillige hinzu bekamen, nachdem die Erfolge in unserem Kampf auf sie warten ließen. Auch fehlte jede starke Hand auf den Höfen, beim Schlachten, Scheren und Hüten. Ach was, ein halbes Jahr hätte schon gereicht und wir hätten aufgeben müssen. Aber der Schweinehund ist zu gierig geworden.
Er hat sich mit den reichsten der Grox- Züchter zusammengeschmissen und von ihrem beträchtlichen Vermögen eine kleine Armee gekauft. Vessorine Janissaries, hießen diese Monster in Menschengestalt. Ich sagte es bereits, ich hatte die Schrecken des Krieges gesehen und wir waren auch alles andere als Heilige, wenn es hart auf hart ging. Aber dieser Kerle waren echte Bestien.
Allerdings war Crowly nun vollkommen übergeschnappt. Er hatte nicht mehr nur vor uns den Hals umzudrehen, sondern wollte sein eigenes kleines Land schaffen.
Als ein König, Präsident auf Lebenszeit, oder was weiß ich. Erst weitete er die Hetzjagd auf unsere Gruppen aus und fiel dann irgendwann in Clarkson ein und stellte die Stadt kurzerhand unter scheinen... Schutz. Wer aufmuckte wurde entweder eingesperrt oder gleich an die Wand gestellt.
Dann geschah das, was wohl hauptsächlich in den Geschichtsbüchern behandelt wird. In Syrene war man in heller Aufregung und jeder normal denke Mensch hätte wohl damit gerechnet, dass die PVS losmarschiert und diesem Spuk ein Ende bereitet. Aber es gab Sympathisanten im Unterhaus und davon nicht wenige. Eben genau die, die von der Grox- Zucht profitierten. Heute wundert man sich, aber man muss bedenken, dass der große Krieg noch nicht so lang her war und einige allein deshalb schon den Zorn des Imperiums fürchteten, weil die Subventionen für die Echsenköppe ja vom Imperium kam. Während also geredet wurde und eine Debatte die andere ablöste, nahm Crowlys Mordbande die nächste Stadt ein, nämlich Hisfort. Jetzt passierten zwei Sachen. Wir organisierten uns neu und Bob Voorhaller rief in der Kirche von St. Philipp zum Kampf auf. Das war weniger spektakulär als auf den Gemälden und in den Geschichten. Er sagte nur, dass jeder Mann der eine Gewehr halten könne dazu verpflichtet sei seinen Teil dazu beizutragen diese Banditen zu verjagen.
Naja, er hat das alles etwas geschnörkelter ausgedrückt, aber drauf lief es hinaus. Währenddessen hatte man sich in der Hauptstadt darauf geeinigt ein Brigade PVSler nach Clarkson zu schicken und mit Crowly zu reden.
Zu reden, wohl gemerkt!
Nicht etwa ihn mit seiner ganzen Bande zum Teufel zu jagen, sondern über Bedingungen zu schwatzen,
Als wir davon erfuhren dachten wir das sei ein schlechter Witz. Das Lachen blieb uns allerdings im Halse stecken, als wir hören, wer die Soldaten anführe. Major Jacob Foster.
Einer der größten Verfechter der Grox- Züchter überhaupt. Die Schlachthöfe seiner Sippe hatten sich komplett auf die Echsen eingestellt und er verdiente ein unglaubliches Vermögen dabei.
Es kam dann auch wie es kommen musste. Niemand weiß genau was passierte, aber Forster schloss sich Crowly an und mit ihm ein Großteil seiner Männer. Mehr noch, sie schickten die Forderung nach Syrene Neuwahlen abzuhalten, wobei Crowly sich freundlicherweise zur Verfügung stellte die Regierung zu übernehmen. Falls er aber verlieren sollte, so beschränkte er sich ganz bescheiden darauf über die eroberten Städte zu herrschen. Jetzt erkannte man auch in der Hauptstadt, dass der Kerl übergeschnappt war. Ich frage mich bis heute, was er an sich hatte, dass trotz dieses offensichtlichen Wahnsinns sich so viele seiner Sache anschlossen. Ihm wurde also ein neues Kontingent entgegengeschickt und dieses mal ging man auf Nummer sicher, was die Loyalität der Anführer betraf. Aber die Inmarschsetzung dauerte seine Zeit, zumal man die Städte nicht bombardieren wollte. Es gab eine Luftlandeoperation, die ein Desaster wurde. Hundert Grav- Schrimspringer sprangen nachts über Clarkson ab um Wiederstandnester zu bilden, oder die Stadt gleich im Handstreich zu nehmen. Aber das ging schwer nach hinten los. Vessorine Janissaries warten schon und machten kurzen Prozess mit den Soldaten. Damit stand jetzt außer Frage, dass die ganze Sache nicht durch Verhandlungen oder ein schnelles Eingreifen zu erledigen war.
Wir bekamen das derweil alles nur sehr bruchstückhaft mit. Knapp dreihundert Männer hatten sich aufgemacht um des den Echsenköppen zu zeigen. Das mag sich nach viel klingen, aber das waren im Großteil keine Kämpfer, sondern alte Männer und frühreife Jungs, die sich aus dem Kern von uns Untergrundkämpfern scharrten.
Wir kamen zwei Nächte nach dem Absprung der Soldaten bei Hisfort an, wo die Überläufer stationiert waren. Sie waren schlampig vorbereitet, hatten keine Patrouillen in der Umgebung und gossen sich lieber einen auf die Binde. Nur ein paar Janissaries waren da und bewachten die Tore. Ich und ein paar Jungs kümmerten ums um die. Wir wussten ja wie wir mit denen umzugehen hatten. Ich selbst schnitt einem von hinten die Kehle durch. Der andere bemerkte uns aber und tötete Murry, mit einem einzigen Schlag gegen den Kehlkopf. Ich war mit Mur schon als kleine Rotznase zusammen fischen gewesen und als ich ihn fallen sag, da wurde die Welt um mich herum rot. Ich stürzte mich auf den Fremdweltler, der völlig überrascht war und nicht einmal daran dachte Alarm zu schlagen. Ich drosch auf ihn ein bis meine Fäuste bluteten und der Kopf des Mannes nur noch eine breiige Masse war.
Als mich zwei unserer Leute wegzogen war das Tor bereits offen und wir stürmten hinein. Es gab einige Feuergefechte, aber viele der Deserteure wurden überrumpelt und von uns gefangen genommen. Sehr viele Bürger der Stadt halfen uns und wir hatten die letzten die noch kämpfen konnten schon ins Rathaus zurückgedrängt, als Verstärkung aus Clarkson kam. Die hatten gepanzerte Fahrzeuge, Bolter und schwere Maschinengewehre. Dagegen konnten wir nicht einmal etwas mit den erbeuteten PVS- Waffen ausrichten. Da wir größtenteils auch gar nicht damit umgehen konnten. Also alles wieder raus aus der Stadt und ab in die Hügel. Die zuvor Gefangenen wurden von den Anrückenden natürlich zum Großteil wieder befreit, doch immerhin hatten wir ihnen einen gehörigen Schrecken eingejagt. Außerdem hatten sich uns ein paar Männer aus der Stadt angeschlossen. Wenn auch nicht viele, da die meisten Angst um ihre Familien hatten.
Die drei Tage vom glühenden Berg sagt ihnen sicherlich was. Gibt ein furchtbar kitschigen Tri-Vid- Film darüber, wo eigentlich fast gar nichts stimmt. Wir hatten uns in den Felsen verschanzt, wo die Echsenköppe mit ihren Autos und schweren Waffen nicht wirklich hoch kamen. Naja eins stimmt vielleicht doch, es war verdammt heiß da oben. Die Tage waren dabei gar nicht so schlimm. Da machten sie Feuer und hofften das wir durch den Rauch alle an Durst verrecken würden. Ansonsten schossen sie etwas auf uns und wir schossen dann und wann zurück. Wirklich schlimm waren die Nächte.
Dann kamen sie in kleinen Gruppen nach oben geschlichen. Nur mit Messern bewaffnet und ganz schwarz im Gesicht, durch Motorschmiere. Noch schwärzer als ich.
Von vielen hörten wir nicht einmal das sie starben. Wenn einer in die Stellung kroch, um Wasser oder eine Ration zu bringen, dann waren sie einfach tot. Lagen erstochen hinter ihren Gewehre, als hätten sie nicht einmal mitbekommen was sie erwischt hatte. Wir waren aber auch keine Kinder von Traurigkeit und setzt den Kerlen ganz schön zu. Nach drei Tagen gaben sie dann auf und zogen sich in die Stadt zurück. Zum Teil wohl, weil wir zäher waren als sie erwartet hatten, aber hauptsächlich weil die Armee anrückte.
Es gab ein paar halbherzige Versuche zu verhandeln, als die Städte bereits eingekesselt waren. Aber eigentlich wussten wir alle worauf es hinauslaufen würde.
Genau so kam es auch.
An dem Tag, an dem sie uns drohten gefangene Zivilisten zu erschießen, wenn wir nicht abzögen, griff die PVS an und wir mit ihnen. So ein Häuserkampf ist eine unschöne Sache, soviel kann ich ihnen gern verraten. Da geht es auf Knack, wie man hier so sagt. Auf kürzeste Entfernung, mit dem Gewehrkolben und dem Messer. Manchmal mit Fäusten und Zähnen. Zwei Wochen haben wir gebraucht um alles zu erledigen und sie haben es uns nicht leicht gemacht. Forster kam bei den Kämpfen ums Leben, aber Crowly konnte mit ein paar seiner Leute fliehen. Er ging nach Norden und konnte sogar einie Leute von seiner Sache überzeugen. Menschen die mit der ganzen Züchtergeschichte gar nichts zu tun hatten. Wie gesagt, er konnte Menschen auf sehr merkwürdige Art und Weise manipulieren. Aber wirklich bedrohlich wurde er nicht mehr. Er wurde schließlich von denen umgebracht, die ihm auch zur Macht verholfen hatten, den Janissaries. Sie schnitten ihm den Kopf ab und stecken ihn auf seinen Pfahl, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Ab da war alles wie ein Böser Spuk vorbei und man war ziemlich bemüht die Sache nur wie einen Zwischenfall oder sowas aussehen zu lassen. Aber es war mehr als das, viel mehr. Ich kann ihnen nicht sagen ob das Schicksal unserer Nation auf Messers schneide stand, oder so. Dazu fehlte mir der Überblick und hinterher wurde vieles verfälscht und zurechtgebogen.
Aber ich bin sicher, dass es sehr viel früher hätte beendet werden können oder sehr viel schlimmer hätte werden können. Ich denke wir haben damals das Richtige getan, aber der Preis war verdammt hoch. Ironischer Weiser gibt es heute noch immer einige Groxzüchter und sie leben ohne jeden Streit zusammen mit den Squam- Squam Ranchern. Überlegen sie sich das einmal... es ging nur darum welches Vieh wir züchten. Ist es nicht absurd deswegen einen Krieg anzuzetteln, Menschenleben zu opfern? Es gibt Dinge die verteidigt werden müssen. Soviel weiß ich, auch wenn ich nur ein alter Mann bin. Aber sich gegenseitig totzuschießen ist nie etwas Ruhmreiches. Habe ich das vorhin schon mal gesagt? Naja, kann man nicht oft genug sagen. Denkmäler sind toll, doch die Sonne auf dem Pelz spüren und ein kühles Bier trinken ist besser. Soviel steht fest.“
Damit war die Geschichte des alten Jebediah ebenso beendet, wie seine Bierdose leer war.
Zum Abschied zeigte er uns noch ein Bild aus den Tagen des Krieges, welches ihn (links) und einen weiteren freiwilligen Kämpfer zeigt. Es wurde während der Belagerung Hisforts in einer Kampfpause aufgenommen.
Eduard Flock
Die Redaktion: Die Reise durch Syrene geht weiter und in unregelmäßigen Abständen wird er Guardian die Erlebnisse Eduard Flocks für sie veröffentlichen.