09-12-2013, 02:20 AM
Als der Frachter den Krallennebel erreichte, hatte er lange Tage ereignislosen Fluges hinter sich. Kein anderes Schiff war ihnen begegnet und lediglich eine Warnbarke hatte vor einigen Stunden vor dem Weiterflug gewarnt und darauf hingewiesen, dass der Nebel vor ihnen Gefahren beherbergen konnte. Wie genau diese aussehen sollten, war von dem Funkfeuer nicht weiter abzuleiten. Das Schiff mit seinen zusammengewürfelten Passagieren ignorierte die Warnung und steuerte auf die Gaswolke zu. Schon seit anderthalb Tagen konnten sie die wirbelnde Masse mit bloßem Auge ausmachen. Der Krallennebel hatte die Farbe einer geschwollenen Prellung und dreht und waberte so, dass einem bei zu langem Hinsehen schwindelig oder gar übel werden konnte.
Der Frachter drosselte von Reise-, auf Manövriergeschwindigkeit, während sich alles auf der Brücke versammelte. Stationen wurden besetzt, auch wenn sich herausstellte, dass der Bediener der Sensorenbank nicht viel würde zu tun bekommen. Die Wand voraus stellte sich als gigantisches Störfeld dar, ließ den Bildschirm flackern, zeigte einen Wimpernschlag lang gar nichts an, dann plötzlich hunderte von erkannten Schiffssignalen, nur um dann wieder in verzerrte Interferenzen umzuspringen. Es verwunderte nicht, dass der Krallennebel ein beliebtes Versteck für allerlei autoritätsscheues Gesindel war. Im inneren der Wolke, die immerhin eine beachtliche Ausdehnung hatte, war es beinahe unmöglich ein anderes Schiff aufzuspüren.
Der Pilot fluchte wie ein Kesselflicker, öffnete dann die Schutzklappen vor den Brückenfenstern und ging auf rein manuelle Steuerung über. Er schaltete die Front- und Suchscheinwerfer ein, welche dem Frachter ringsherum einen Stachelpanzer aus Lichtstrahlen verliehen. Wie um den Moment dramatischer zu gestalten, wurde die Innenbeleuchtung automatisch reduziert.
Langsam näherten sie sich dem Nebel, der Anfangs mit seinen schlierenden Ausläufern vor ihnen zurückzuweichen schien, um dann gierig nach ihnen zu greifen.
Schrekt'Orn trat zu dem Piloten und gab ihm die Koordinaten auf einer kleinen Folie. Der Mann begutachtete die Zahlen und kratzte sich das stoppelige Kinn, dass es ein schabendes Geräusch gab. Der Logikverarbeiter spinnt! stellte er trocken fest. Also muss die Route auf die alte Gehirnschmalmethode errechnet werden. Eigenposition, Abfallwinkel und so... könnte ich machen, brächte allerdings ne Stunde... in dem Dreh. Ihr immer noch maskierter Begleiter erbot sich die Rechnung auszuführen und anschließend das Dirigieren zu übernehmen. Wie sich herausstellte brauchte er für diese Operation nicht einmal zwanzig Minuten. Ein Umstand den man begrüßte und den in der momentanen Situation niemand weiter hinterfragte.
Sie drangen vorsichtig in das Unbekannte ein, ohne das irgendein Anhaltspunkt das Gefühl von Geschwindigkeit oder auch nur eigener Bewegung vermittelte. Einzige Ausnahme waren Asteroiden, die ab und an aus den Strudeln auftauchten und sie träge passierten. Einer dieser Brocken kam ihnen gefährlich nahe, schoss plötzlich aus der purpurnen Wand, wild um die eigene Achse rotierend, die vernarbte Haut im zuckenden Licht der Scheinwerfer präsentierend. Ein Annäherungsalarm quäkte durchdringend und der Pilot rammte den Regler für die Triebwerke nach oben. Der Frachter ächzte in seinen Grundfesten, ob der plötzlichen Belastung und drehte sich schwerfällig aus der Bahn des Gesteinsbrocken.
Scheiße, denn hätte man anspucken könne. Kommentierte der Steuermann, während er versuchte das Schiff wieder in ruhigere Bahnen zu lenken.
Der Echsenmann hatte gegenüber Silja behauptet ihr Ziel läge am Rand des Nebels und das stimme im Prinzip auch. Dennoch mussten sie zwei nervenaufreibende Stunden damit verbringen durch diese bizarre Suppe zu navigieren. Nach Kurzem bedeute dies, dass jeder an einem der Fenster klebte und gesichtete Asteroiden lauthals meldete, woraufhin ein mehr oder weniger waghalsiges Manöver erfolgte. Ein kräftezehrendes Vorgehen, doch es hatte Erfolg und nicht eines der kosmischen Geschosse traf sie.
Dann endlich erreichten sie ihr Ziel.
Im ersten Moment schien es, als hätten sie einen kleinen Mond ausfindig gemacht. Der Brocken hatte zwar bei weitem nicht diese Ausmaße, doch als er so aus dem brodelnden Untiefen emporstieg, war der Eindruck nicht zu leugnen. Der oval, längliche Körper zeigte sich grau, spielte an einigen Stellen ins Bräunliche. Seine Oberfläche war von den Einschlägen Artverwandter gezeichnet und mit Kratern übersät. Er drehte sich nicht, hatte allerdings in seinem eigenen Gravitationsfeld einen Gürtel aus kleineren Brüdern.
Das ist es... Zischte der Echsenmann und Ehrfurcht teilte sich den Platz in seiner Stimme mit Vorfreude.
Anfangs erschien es unmöglich, dass sich ein Schiff auf der Oberfläche dieses bombardierten Riesen über zweihundert, ja fast dreihundert, Jahre hätte halten können. Doch als sich der Frachter behutsam durch den Gesteinsgürtel schob, wurde ersichtlich wieso sich der Xeno seiner Sache so sicher war. Die Lichtfinger der Strahler zuckten über ihr Ziel und versanken dann abrupt im Schwarz einer tiefen Aushöhlung. Es wäre übertrieben gewesen den Spalt eine wirkliche Höhle zu nennen. Vermutlich war es eher das Ergebnis eines früheren Einschlages, mit großer Wucht und in einem flachen Winkel erfolgt. Allemal hatte es ausgereicht um einen natürlichen Stollen zu schaffen, in welchem das Objekt ihrer Bemühungen hatte Schutz finden können.
Das Schiff kauerte im hintersten Winkel der Einbuchtung und wie es so dastand, dunkel und verlassen, mutete es an als sei es tot. Es musste ein gewisses, fliegerisches Geschick benötigt haben, um es so in Position zu bringen und unbeschädigt zu landen. Natürlich konnte man jetzt noch nicht sagen ob es wirklich unbeschädigt war, aber auf den ersten Blick schien es keine Einschüsse oder ähnliches aufzuweisen. Sicherlich auch ein Grund warum es die früheren Besitzer, in diesem Fall Haus Siris, hier „geparkt“ hatten. Gewiss mit der Absicht es später neu zu bemannen und dann zu bergen. Wer wusste schon was dann gesehen war? Vielleicht waren alle mit dem Wissen um seine Position gefallen, oder und das war in den Wirren des Krieges nicht einmal so unwahrscheinlich, man hatte es schlicht und einfach vergessen. Wie es auch sein mochte, die Fregatte war noch da und wartete auf ihre neuen Herren.
Der Frachter tastete sich so weit wie möglich heran, bis der Pilot verkündete, dass alles andere zu riskant sei und sie die letzten Meter zu Fuß zurücklegen mussten.
Schrekt'Orn beobachtete das Schiff noch einen versonnenen Augenblick lang, dann straffte er sich,
Raumanzüge!
Alle die mitkommen, treffen sich in zehn Minuten in der Luftschleuse.
Sehen wie sie uns an...
Der Frachter drosselte von Reise-, auf Manövriergeschwindigkeit, während sich alles auf der Brücke versammelte. Stationen wurden besetzt, auch wenn sich herausstellte, dass der Bediener der Sensorenbank nicht viel würde zu tun bekommen. Die Wand voraus stellte sich als gigantisches Störfeld dar, ließ den Bildschirm flackern, zeigte einen Wimpernschlag lang gar nichts an, dann plötzlich hunderte von erkannten Schiffssignalen, nur um dann wieder in verzerrte Interferenzen umzuspringen. Es verwunderte nicht, dass der Krallennebel ein beliebtes Versteck für allerlei autoritätsscheues Gesindel war. Im inneren der Wolke, die immerhin eine beachtliche Ausdehnung hatte, war es beinahe unmöglich ein anderes Schiff aufzuspüren.
Der Pilot fluchte wie ein Kesselflicker, öffnete dann die Schutzklappen vor den Brückenfenstern und ging auf rein manuelle Steuerung über. Er schaltete die Front- und Suchscheinwerfer ein, welche dem Frachter ringsherum einen Stachelpanzer aus Lichtstrahlen verliehen. Wie um den Moment dramatischer zu gestalten, wurde die Innenbeleuchtung automatisch reduziert.
Langsam näherten sie sich dem Nebel, der Anfangs mit seinen schlierenden Ausläufern vor ihnen zurückzuweichen schien, um dann gierig nach ihnen zu greifen.
Schrekt'Orn trat zu dem Piloten und gab ihm die Koordinaten auf einer kleinen Folie. Der Mann begutachtete die Zahlen und kratzte sich das stoppelige Kinn, dass es ein schabendes Geräusch gab. Der Logikverarbeiter spinnt! stellte er trocken fest. Also muss die Route auf die alte Gehirnschmalmethode errechnet werden. Eigenposition, Abfallwinkel und so... könnte ich machen, brächte allerdings ne Stunde... in dem Dreh. Ihr immer noch maskierter Begleiter erbot sich die Rechnung auszuführen und anschließend das Dirigieren zu übernehmen. Wie sich herausstellte brauchte er für diese Operation nicht einmal zwanzig Minuten. Ein Umstand den man begrüßte und den in der momentanen Situation niemand weiter hinterfragte.
Sie drangen vorsichtig in das Unbekannte ein, ohne das irgendein Anhaltspunkt das Gefühl von Geschwindigkeit oder auch nur eigener Bewegung vermittelte. Einzige Ausnahme waren Asteroiden, die ab und an aus den Strudeln auftauchten und sie träge passierten. Einer dieser Brocken kam ihnen gefährlich nahe, schoss plötzlich aus der purpurnen Wand, wild um die eigene Achse rotierend, die vernarbte Haut im zuckenden Licht der Scheinwerfer präsentierend. Ein Annäherungsalarm quäkte durchdringend und der Pilot rammte den Regler für die Triebwerke nach oben. Der Frachter ächzte in seinen Grundfesten, ob der plötzlichen Belastung und drehte sich schwerfällig aus der Bahn des Gesteinsbrocken.
Scheiße, denn hätte man anspucken könne. Kommentierte der Steuermann, während er versuchte das Schiff wieder in ruhigere Bahnen zu lenken.
Der Echsenmann hatte gegenüber Silja behauptet ihr Ziel läge am Rand des Nebels und das stimme im Prinzip auch. Dennoch mussten sie zwei nervenaufreibende Stunden damit verbringen durch diese bizarre Suppe zu navigieren. Nach Kurzem bedeute dies, dass jeder an einem der Fenster klebte und gesichtete Asteroiden lauthals meldete, woraufhin ein mehr oder weniger waghalsiges Manöver erfolgte. Ein kräftezehrendes Vorgehen, doch es hatte Erfolg und nicht eines der kosmischen Geschosse traf sie.
Dann endlich erreichten sie ihr Ziel.
Im ersten Moment schien es, als hätten sie einen kleinen Mond ausfindig gemacht. Der Brocken hatte zwar bei weitem nicht diese Ausmaße, doch als er so aus dem brodelnden Untiefen emporstieg, war der Eindruck nicht zu leugnen. Der oval, längliche Körper zeigte sich grau, spielte an einigen Stellen ins Bräunliche. Seine Oberfläche war von den Einschlägen Artverwandter gezeichnet und mit Kratern übersät. Er drehte sich nicht, hatte allerdings in seinem eigenen Gravitationsfeld einen Gürtel aus kleineren Brüdern.
Das ist es... Zischte der Echsenmann und Ehrfurcht teilte sich den Platz in seiner Stimme mit Vorfreude.
Anfangs erschien es unmöglich, dass sich ein Schiff auf der Oberfläche dieses bombardierten Riesen über zweihundert, ja fast dreihundert, Jahre hätte halten können. Doch als sich der Frachter behutsam durch den Gesteinsgürtel schob, wurde ersichtlich wieso sich der Xeno seiner Sache so sicher war. Die Lichtfinger der Strahler zuckten über ihr Ziel und versanken dann abrupt im Schwarz einer tiefen Aushöhlung. Es wäre übertrieben gewesen den Spalt eine wirkliche Höhle zu nennen. Vermutlich war es eher das Ergebnis eines früheren Einschlages, mit großer Wucht und in einem flachen Winkel erfolgt. Allemal hatte es ausgereicht um einen natürlichen Stollen zu schaffen, in welchem das Objekt ihrer Bemühungen hatte Schutz finden können.
Das Schiff kauerte im hintersten Winkel der Einbuchtung und wie es so dastand, dunkel und verlassen, mutete es an als sei es tot. Es musste ein gewisses, fliegerisches Geschick benötigt haben, um es so in Position zu bringen und unbeschädigt zu landen. Natürlich konnte man jetzt noch nicht sagen ob es wirklich unbeschädigt war, aber auf den ersten Blick schien es keine Einschüsse oder ähnliches aufzuweisen. Sicherlich auch ein Grund warum es die früheren Besitzer, in diesem Fall Haus Siris, hier „geparkt“ hatten. Gewiss mit der Absicht es später neu zu bemannen und dann zu bergen. Wer wusste schon was dann gesehen war? Vielleicht waren alle mit dem Wissen um seine Position gefallen, oder und das war in den Wirren des Krieges nicht einmal so unwahrscheinlich, man hatte es schlicht und einfach vergessen. Wie es auch sein mochte, die Fregatte war noch da und wartete auf ihre neuen Herren.
Der Frachter tastete sich so weit wie möglich heran, bis der Pilot verkündete, dass alles andere zu riskant sei und sie die letzten Meter zu Fuß zurücklegen mussten.
Schrekt'Orn beobachtete das Schiff noch einen versonnenen Augenblick lang, dann straffte er sich,
Raumanzüge!
Alle die mitkommen, treffen sich in zehn Minuten in der Luftschleuse.
Sehen wie sie uns an...