06-28-2013, 09:41 AM
Nach den auserkorenen Worten dieses seltsamen Mannes, dessen Name wohl zu keiner Zeit ihrer Unterredung gefallen war, war dies also jener Ort an welchem sich der Machthaber – jene vormals wohl begutachtete Steinbüste – aufhalten mochte. Dies war allerdings mehr marternder Tartarus denn frivoler Thronsaal. Was in einem Raume wohl an salbendem Weihrauch, durchringend betörender Myrrhe und glitzerndem Gold für die Augen gedacht war, war hier lediglich karger, behauener und durch Kratzer verunstalteter Granit. Auch hing ein übelkeiterregender Geruch in den gebrochenen Kanten, eine Mischung aus viehischem Guano, sowie frisch verbranntem, menschlichen Fleisch, dazu klebte geronnenes Blut auf den staubigen Platten zu ihren Füßen. Die Geometrie eines angedeuteten Pentagramms durchzog diesen kärglich eingerichteten Kerker von einer Seite zur nächsten. Stillschweigend war der Lakai, anders mochte man die Funktion des irgendwie grotesk wirkenden Jünglings nicht deuten, beiseite getreten. Nichts, aber auch gar nichts schien mehr ein signifikantes Lebenszeichen von sich zu geben. Allein die Stille residierte. Und ein klägliches Tröpfeln, wie ein Rinnsal welches über die geschwärzten Panzerplatten des Hünen vor ihr mäandrierte. Hoch oben noch war zu vernehmen wie sich lederne Schwingen fächerten und falteten, merkliche Unruhe erfüllte die Kreaturen dort oben. Leere Raum. Rechts jener Geck mit seinen beinahe hypnotischen Augen, frontal der eherne Mensch. Wobei sie sich nicht sicher war ob Mensch überhaupt ein zutreffender Terminus war. Instinktiv ermahnte sie eine undefinierbare Weichheit der Knie um die Ernsthaftigkeit jener Situation, ihr Atem hatte sich seit gut einer halben Stunde zwar allmählich normalisiert, doch vernahm sie noch deutlich das wuchtige Schlagen ihres eigenen Herzens. Irgendetwas schien ihr innerhalb dieser einen Woche gehörig schief zu laufen, bedurfte allerdings auch keinerlei wissenschaftliche Analyse mehr. Auch das weitere Vorgehen erwies sich als nicht unbedingt herausfordernd, beachtete man die Situation insgesamt. Noch immer hallten die Worte des Schergen gedanklich nach, ihre Knie schienen wie von selbst nachzugeben. Binnen weniger Herzschläge saß sie auf den selbigen, senkte das Haupt und berührte mit ausgebreiteten Armen den blutigen Sand ehedem sie die Stirn darauf senkte und in einer derartigen Position – wie von jenem Jüngling geraten – stillschweigend verharrte.