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Wohnsilo 54-3, Habitat 27.640
#5
Ezekiels Atem kam jetzt nur noch stoßweise. Verschiedene Substanzen kämpften in seinem Körper um die Vorherrschaft, um die Kontrolle über Geist und Leib. Er rannte das Treppenhaus des Wohnsilos hinunter, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend. Ein paar mal wäre er beinahe gestolpert, als seine hastenden Füße ins Leere griffen und zu spät die Lücken in den einzelnen Stufen wahrnahmen. Wahrscheinlich war irgendwo ein Leck und der saure Regen drang in das Innere ein und zersetzte so nach und nach den Beton. Schweiß vermischte sich mit dem Blut auf seinem Körper, rann als kleiner Bach von seinem Gesicht unter das Hemd, wo es mittlerweile einen dunklen Flecken bildete. Die Hose hatte er sich, bevor er den Raum oben verließ hochgezogen, seinen Mantel ordentlich zugeknöpft und sogar die Rüschen an den Ärmeln zurechtgezupft. Dies änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass sein Blick wirr umherirrte und er über und über mit Blutspritzern besudelt war. Die Tür zum Habitat 27.640 hatte er in alle Eile nur geschlossen, es blieb ihm keine Zeit mehr das Loch zu verriegeln. Das Bild, welches sich demjenigen bot, der die Tür zum Habitat öffnete, wollte der Aristo so schnell es ging vergessen.

Ethan, tumb und langsam wie er war, benötigte wertvolle Sekunden, um die Situation in der er sich befand zu begreifen. Sein Körper war verziert mit Piercings und Säuretätowierungen, dicke gezüchtete Kunstmuskeln strafften seine abgenutzte Militärjacke, und seine Panzerhose bedeckten nur noch den geringsten Teil seines Unterkörpers. Verständnislos konnte er nur gebannt zusehen, wie Ezekiel die Mutanten getötet, geradezu massakriert hatte. Was für ein Film schiebt denn der Dreckhead? Der hat gerade meine Nutte zerlegt! Dieser Ninker gehört mal ordentlich durch die Mangel genommen!Damit stand für Ethan fest, dass er dem eingebildeten Aristo mal eine Lektion in Manieren beibringen musste. Seine Absicht war in seinen Gesichtszügen wohl abzulesen, denn Ezekiels Blick brannte sich förmlich in den Klaner. Der kräftige Mann hatte keine Chance, zu schnell war der Aristo über ihm und schlug ihm den Gehstock seitlich an die Schläfe. Ethan war aber hart im nehmen und konnte den aufkeimenden Schmerz ersticken und abschütteln. Er bemerkte, wie warmes Blut über die aufgeplatzte Haut lief. Ethan wälzte sich auf die Seite, wischte mit der behandschuhten Rechten das Blut aus den Augenwinkeln und trat mit dem Stiefel nach den Gecken. Dieser wurde am Knöchel getroffen, wodurch er das Gleichgewicht verlor und neben Ethan auf den Kissen landete. Nun war es eine Frage der Geschwindigkeit und diesen Kampf gewann der Stutzer. Bereits im Fall griff Ezekiel an seine Hüfte, wo am Gürtel seine Klinge in einer Scheide hing. Mit einem kräftigen Ruck befreite er das Duellschwert aus seiner Hülle, drehte leicht das Handgelenk und stach zu. Geradezu mühelos glitt der Stahl durch die ersten Schichten aus Kleidung und Fleisch, schrammte kurz über einen Rippenbogen und drang cranial in den rechten Lungenflügel.

Der Klaner schrie in dem Moment auf, als im klar wurde, dass er nun sterben würde. Blut sprudelte bereits über seine Lippen, bildete kleine Blasen, als er wimmernd um Gnade flehte. Doch der Adlige, der sich ab und an zu ihnen gesellte um in Ruhe und Abgeschiedenheit ein wenig Obscura zu rauchen, kannte diese Gnade nicht. Bevor er starb, hoffte Ethan inständig, dass der Gott-Imperator sich seiner Seele erbarmte.

Mit rasendem Herzen und einem hämmernden Schmerzen im Kopf erreichte Ezekiel schließlich das Erdgeschoss. Die injizierten Kampfdrogen ließen langsam nach und eine bleierne Müdigkeit legte sich über den Mann. Jeder Schritt schmerzte und seine Augen zuckten in ihren Höhlen. Es war, als würde jemand glühendes Feuer durch seinen Körper hetzen. Er lehnte seinen Kopf kurz an das Metallschott, genoß die Kühle für einen Moment. Weiter! ermahnte er sich und öffnete den Ausgang ins Foyer. Schnell überzeugte er sich davon, dass niemand im Raum war und ihn bemerken würde. Er hatte Glück, der Raum war bis auf einen Dreckwühler leer, aber der Mann lag scheinbar besinnungslos in der Ecke vor den Fahrstühlen. Wahrscheinlich nur ein weiteres Opfer der Gosse.

Mit ausladenden Schritten rannte er zum Ausgang aus dieser Hölle.Nichts wie weg von hier! wiederholte er innerlich wie ein Mantra. Er überquerte gerade die Schwelle, als er das Gleichgewicht verlor und Hals über Kopf die Eingangstreppen flog. Er landete schmerzhaft auf seiner rechten Schulter, der Aufprall raubte ihm fast seine letzte Kraft. Hustend und mit schmerzverzerrten Gesicht setzte er sich auf und blickte auf ein paar Stiefel. Sein Blick wanderte nach oben und schaute in den verdutzten Ausdruck einer jungen Frau mit roten Haaren. Doch am auffälligsten waren ihre grünen Augen, so bestechende grüne Augen. Eine Perle im Schweinestall dachte er. Dann flackerte sein Gesichtsfeld schwarz auf, als würde er jeden Augenblick das Bewusstsein verlieren. „Verdammte Mutanten...Jagd....auf mir!“ waren die letzten Worte. Dann wurde Ezekiel ohmächtig.
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