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Introductio et principio: Auferstehung
#99
Keuchend, schwer die Lungen stickstoffschindend, aufgetaucht aus arktischkalter See, schon mehr dem nimmerwachenden Schlafe nah, denn dem blühenden Menschenleben. Göttinhaft wie eine dunkelgeborene Muse, schlang sie schwarzgefärbte Finger einer Hand, wonniglich um sein von Worten schweres Kinn. Quetschend bohrte sie, zwei der Nägel halb schon drückend, butterweich wie zwei spitze Dolche, durch sein Wangenfleisch. Schmerzlich, grinsend wie ein gehäuteter Indianerskalp, die haare klebrig, blutverkrustet am aufgefleischten Rücken pickend, ertönte ein herzhaft unterdrücktes Jammern. Lüstern stöhnend, angespornt wie eine infernale Dämonette, umfing sie sein Männerhaupt, eindeckend mit schneidenden Kratzern ihres Fächers, schon die schmerzenlahme Zunge ihm ergreifend, fest kneifend.

“Warum? Warum so frag ich dich mein Liebster, stellst du mir die dümmste Frage, wo doch wie, so viel erquicklicher mir erscheint?” , behände bar jeder nachfühlbaren Emotion, strich sie einen Faden dünnen Zwirn durch eine aufgebrochne Öse, stach damit recht rasch und wenig zimperlich, durch seines Kinnes Boden, hindurch durch feine Äderlein, Fleisch, den Zungenlappen, zwischen sein angespitztes Kannibalengebiss hindurchgezogen, selbige Prozedur von neuen beginnend, sieben Male, fest verankert, sprachlos er nun war, verdrossen seine glasig werdenden Augen aus den Höhlen stachen, “Den zuckersüßen Kuss vernein ich dir, mein großer Fürst, leiden sollst du auf dem steinigen Pfade, welchen du für dich selbst auserkoren hast. Doch weisen werd ich dich, sofern ich es vermag, durch meine neugewonnene Gabe.” , zappelnd ohne Schmerzesfurcht, wand sich der muskulöse Männerleib stark in seiner zartgewobnen Aufhängung, gramerfüllt und fast schon hassend, wissend was nun kommen musste. Schluckend regte sich da sein Adamsapfel, quellend aus der aufgestochnen Zunge sich der perlrotfarbne Saft ergoss. Glucksend, gurgelnd spülte er es noch hinab, würgend, reizend schon die weißen Äpfel verdreht, klamm wurds ihm um den Torso, schwerlich nun sein Atem rang. Ungerührt durch sein seelisches Grausen und den immer mehr noch brechenden Leib, beschloss sie ihm nun, durch ihre kriegerlose Hand, die nächste, zärtlich angehauchte Gnade zu gewähren. Sein Kinn ihr aus den Fingern glitt, ihm umschwänzelnd froh und liebend, schwang sie, wie auf eine Schaukel sich, als sie auf seinem gebognen, zerfleischten Rücken sich des Gottesthrons bemächtigte. Sich warmen Speichel, Schleim und Blut an seine Blätter wischend, zwang bereits ihr federleichtes Leibsgewicht, ihn unweigerlich noch tiefer in die goldnen Speere, durchbohrte in an allen Stellen, blutend, kreischend wie von Tartarus, alle Qual in ihm entflammte, aufbäumend, Welten durch schieren Todeslaut zerberstend. Wenig mehr als dreizehn Herzschläge, gebar er sich, entsetzend weit die Pupillen aufgerissen, essenheiß glühend sein Atem in den Bronchien, jedes gräuliche Nervlein ihm einstechend, bald schon, sein hünenhafter Kriegersleib, schwer und reglos in den Bändern hing. Vollbracht war es, atmend schwach wie eben einer, der sämtliche Sinne just verloren hatte, hing er ungerührt und doch gebeutelt, schmerzverzerrter Züge, angekettet an des Raumes hohen Plafond.

Nebelhaft und weihrauchschwanger, stiegen sie empor, vergangner Tage hingeflossne Seelen, auferstanden aus den bronzenen Schalen jenes Kämmerleins. Ehe sie sich noch besonnen hatte, jener heiligsten Pyramide, umfing sie schon der nüchterne Gedanke, das dort ein menschliches Schicksal zu finden war. Die metallnen Nadeln reißend wie dem Wolf die langen Fänge, bewog sie ihn durch Strick zerschneiden, alsbald zum dumpfen Sturz. Ohne ihm noch karge Blutung oder zerschlissne Haut zu versorgen, zerrte sie den tonnenschweren, gefesselten Koloss, mitten auf der weißen Decken blasse Lage. Einspinnend wie ein dergestaltiges Tier, webte sie Tuch um Tuch, dicke Lagen mehrfach um den besinnungslosen Männerleib, alles sorgsam mit der violetten Kordel verhüllend, so das am Ende jener Prozedur, einzig sein von Narben übersätes Gesicht noch zu sehen war. An den ausgestreckten verknoteten Beinen, nun ihn abermals ein gewobnes Joch anpassend, spannte sie mit der vormals ihr zur Speere gereichenden Stange, den Krieger als lebendigen Pflug dem Schweinehunde ein. So sehr er ihm niemals gehorchen mochte, auf einen zarten Fingerstreich mit der abgeflachten Hand hin, trat das Zugtier dienerisch zum paarhufigen Pferd schon verkommen, seinen trottenden Trauermarsch an, einen eingewickelte Mumie hinter sich im Schlepptau ziehend. Noch ehe sich der erste knöcherne Huf abgewetzt über die Stufen beugte, kniete sie sich nieder, sich vom weißen Halse rasch die rote Perle nehmend, ihm nun, dem entschlanfnen Krieger, eben jene ins haifischzähnchen Mündlein drückend, auf das nicht etwa verräterischer Kehlenlaut, sie gar an die verwirrten Ratesgeister noch preisgab. Wie diese ungeschlachten Kreaturen, umnebelt wie sie waren, diese Tat bewerten würden, war ihr mehr noch als ungewiss, weshalb sie bestens danach suchte, eben jene im weiten Bogen zu umgehen, somit, der Kammerdiener Pfade ging, dich gefolgt vom Tross der Heerschau. Peitsche sich als ledernen Gürtel um die Mitte legend, daran ein weißes Tüchlein mit den goldnen Nadeln eingestickt, etwas vom Zwirn für alle Fälle, sowie den schwarzen Fächer in der einen Hand, die Lyra in der anderen, die gestählte Axt auf seiner Brust verschränkt liegend, bar jeder Panzerung, ihn von Grunzes Kraft vorangeschafft. Stöhnend wand er sich, schlafwandlerisch, gefangen in möglich lustvollen Träumen, sich ihrer Küsse wohl bemächtigend, das er noch Meister war und sie bloß angekettet. Vergebens sein Gedankengang, unterdrücken wollt sie nun auch diesen Ton, spannte sacht, das Schweinetier am “Zügel” haltend, die vormals noch unbeachtet liegengelassene Schutzmaske über seine Züge, woraufhin nun gar wirklich jeder noch so schwache Ton, erstickend durch die Filterung, verkommen musst zu stummen Schall.

Durch die runden Augenschlitze jener ausdruckslosen Gesichtermaske, erkannte sie ihn noch entschlummernd, rasch die graublauen Iriden unter des Lides schützenden Verdecks huschend. Selbst mochte er es kaum mehr fühlen, doch der Tempelpfad den sie beschritten, war weit und steinig gar, gesäumt von ungezählten Löchern, zerbombten Scherben noch und nöcher, die nächtig schwüle Luft, schwer behangen von Schwefeldampf, Verwesung und Russpartikeln. Grunz, er schleifte ohne mühen, weiter ihn noch voran, hin zum dunklen Herzen dieser Stadt, in deren uralt zerfallnen Kern, sich als Epizentrum chaotischen Bestrebens, eine über alle Länder ragende, alabasterweiße Pyramide fand. Beschwerlich schien er ihr, der vormaligen Priester göttlicher Pfad hoch zu den Euphoren, welche thronend als mächtige, dennoch bröckelnde, Statuen über all dem Standen, was sich über Jahrhunderte unter ihrem strengen Herrscherblick, ereignet hatte. Die hohen Absätze taten tunlichst schon das ihrige, sie abzuhalten von dem Teufelsschlund, welchen sie an eben jener Stelle, offenbart durch einen Traum schon wusste. Knarrend die bronzen eingelassnen Pforten sich aufschoben, vergänglich noch ein kümmerlicher Rest verbrannten Weihrauchs sich erdreistete, aufzusteigen als zerfallnes Stäubchen. Statuen sie nun umkreisten, Kutten über büssende glatt rasierte Schädel sich gezogen, Hände fromm zum Gebete erhoben, gefaltet, schweigend den Trauermarsch beachtend. Siebzig Stufen waren es noch, hoch zu jenem heiligsten Sanktuarium, worunter, so des lindernden Schlafes Prophezeiung noch der Wahrheit nicht entbehrte, eine große Esse finden sollt. So war es denn auch, den oben angekommen, auf dem einstigen Zenit, moderten vormals prächtige Gewänder, zerbrochne Stabesschäfte, Ringe viele an der Zahl, und zu Staub zermahlne Knochen überall. Sündhaft fauliger Gestank wie von verdorbnem Menschenfleisch, kroch als verdünnte Nebelschwaden aus dem gezahnten Schlund empor, und wie meist an solchen okkulten Stätten, fand sich auch hier die blutbesudelte Opferstange, über welche sie nun seine Fesseln warf, den Kokon zerschneidend, ihn sorgsam und mit Grunzens Hilfe, über das ewig tiefe Nichts erhebend. Gähnend, abgründig und bar jedes noch so fernen Fliesensockels, schwang der noch der Sinne beraubte Blutknecht über jenem Maul. Erst als schnalzend sich die lederne Peitsche um seine stammesdicken Schenkel wand, erwachte er, fast schon sich erbrechend, unter den dreifachen Knebeln welche sie ihm auferlegt. Als erstes als es ihr gewahr worden war das er nun wach, schob sie mit der Stiefelspitze, nach und nach, die dornenverzierte Axt hinab in den dunklen Schacht, gefolgt von seinem Brustharnisch, lächelnd ob der verkniffnen Manier seiner einst noch heiter lachenden Pupillen. Zuerst noch lockerte sie ihm den starken Griff der Schutzmaske, ließ diese, gefolgt von jener roten Perle, wie ein Kettchen an seinem Halse baumeln, zerriss dann zärtlich mit einer geschützten Fingerspitze, jenen Zwirn der ihm am sprechend hinderte, trat von der lang vergessnen Opfergrube zwei Schritt zurück und besah sich ihr neustes Meisterwerk, wonnig seiner zaghaften Worte lauernd, die lederne Peitsche sich wie eine wohl belebte Viper, zu ihren schwarzen Sohlen wand.

“Wenn du erst gefallen bist, mein Liebster, wirst du wieder auferstehen, herrlicher noch als der Flammenvogel Phönix, vor etlichen Jahrtausenden… und dann werden wir, womöglich uns noch mehr an Schmerz und Pein berauschend, auch unsre innigste Umarmung feiern…” , mit einer weichen Fingerspitze, drückte sie bis das Blut quoll, an seine angeschwollne Unterlippe, “… Sakramente deiner dunklen Götter, werden wir uns gegenseitig spenden, ganz wie es ihr Wille war, als sie mich an deine Seite führten, um dies was hier vor uns beiden liegt, von neuem Leben, hin zum schlingenden Krieg zu führen!” , sanfter als er es hätte ahnen können, kreiste sie wie um eines Schwertesknauf an seine pralle Männlichkeit, sich mit der flammendroten Zungenspitze, selbst die Lippen malträtierend.
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