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Innerer Stadtbezirk -Villen und Anwesen-
#7
Die Zeit, die Lyra in Rasankur verbrachte, begann langsam aber sicher eintönig zu werden. In dem Hangar, in dem sie mit ihrem Flieger stand, war tagsüber reges Treiben, doch gerade zu dieser Zeit hielt sich die adelige Pilotin zurück und hauptsächlich nur bei ihrem eigenen Helikopter auf, da sie weder die Piloten, noch die Mechaniker stören wollte. Auch wenn sie hier einigermaßen geduldet wurde, befand sie sich noch immer in Rasankur und hatte weder Rang noch Namen. Nach allem, was sie dadurch schlussfolgern konnte, war sie Vogelfrei und sobald jemand einen Grund hätte, die Mühe auf sich zu nehmen und sie zu töten, wäre ihr Leben verwirkt. So wurde für sie die Nacht zum Tag, und während den dunklen Stunden, wenn niemand sonst da war, hielt sie sich im Hangar auf und benutzte die Duschen der Piloten. Dieser Umstand entging dem Personal nicht, doch schienen sie dies zu dulden, solange sie dadurch niemanden störte. Sehr wohl jedoch wurden über Nacht alle Türen zugemacht, damit keiner der sogenannten Verteidiger herein konnte, um am nächsten Tag den Mechanikern aufzulauern, oder auch um die gierigeren Exemplare der Bevölkerung davon abzuhalten, sich etwas aus dem Hangar mitzunehmen, was es auch sei.
Für Lyra wäre dieser Lebensstil noch länger so weitergegangen, und mit der Zeit hätte sie sich wohl immer mehr selbst gefragt, warum sie überhaupt hierher zurückgekommen war und was sie hier machte, wäre nicht ein Bote zu ihr gekommen. Dieser wies die junge Pilotin dazu an, sich bei Meroch zu melden. Worum genau es ging, wusste Lyra nicht, doch sie wäre eine Idiotin gewesen, dieser Anweisung nicht folge zu leisten. Aus einem Schlüsselkasten im Hangar entnahm sie vor Aufbruch den Schlüssel einer der hinteren Türen der Lagerhalle. Da alles vorsorglich abgesperrt worden war, wäre sie sonst nicht hinaus gekommen, und da sie die Türe hinter sich wieder zusperrte, wäre sie auch sonst nicht wieder hinein gekommen. Lyra wusste zwar nicht, warum genau da alles abgesperrt wurde, doch sie tat dies einfach zur Sicherheit. Hätte sie den Grund gekannt, hätte sie von den genetisch erzeugten Soldaten vergangener Tage gewusst, hätte sie auch anders ausgerüstet auf den Weg zu Meroch gemacht. So trug sie zwar ihre Pilotenrüstung, doch weder den Helm, noch das Gewehr, welches sie aus Gohmor mitgebracht hatte.
Auf ihrem Weg in das Innere der Stadt, war die junge Frau froh, dass es durch die Nacht einigermaßen dunkel war. Sie kannte mittlerweile den Anblick der Gepfählten, doch an diesen gewöhnt hatte sie sich noch lange nicht. Es war schon schlimm genug, den Gestank der Verwesung in der Nase zu haben und vereinzelt das verzweifelte Aufstöhnen von manchen noch nicht ganz toten Menschen oder Mutanten hören zu können. Es gab einfach Sachen, die sie nicht sehen wollte... und doch, allein durch die Erinnerung an die vergangenen Anblicke wurde ihr wieder schlecht, doch nach einiger Zeit hatte sie es geschafft und sie war bei der Mauer zum inneren Stadtteil und schnell auch durch das Tor in das Innere.
Während Lyra durch die Straße ging, beleuchtete nur fahles Mondlicht ihren Weg, doch reichte dies um den großen Palast ausmachen zu können. Sie müsste doch nur immer auf diesen zu gehen... Ab und zu konnte sie in manchen Querstraßen vereinzelte Lichter ausmachen, von Fackeln oder ähnlichem, um die Dunkelheit abzuhalten, doch diese beachtete Lyra nicht weiter, sie ging einfach auf ihr Ziel zu... zumindest so lange bis sie im Dunkeln an der Straße voraus mehrere Silhouetten sah, vielleicht vier oder gar sechs, so genau zählte Lyra nicht. Es schien auf den ersten Blick so, als ob diese dort warten würden, einfach am Boden sitzend oder ähnliches... doch am zweiten Blick zeigte sich, dass die Silhouetten sich bewegten, und zu Lyras Erschrecken schienen sie näher zu kommen. Die Pilotin zögerte ein wenig und verlangsamte ihre Schritte. Was sollte denn das werden? Waren das etwas mehrere Männer die in der Hocke auf sie zuschlichen oder ähnliches? Normalerweise hätte sie solch ein Gedanke amüsiert, nun war sie jedoch im Rasankur, wo so etwas den Tod oder schlimmeres bedeuten könnte, und irgendwie bekam sie ein schlechtes Gefühl in der Magengegend beim Anblick der Silhouetten, als ob irgendetwas mit diesen Personen gar nicht stimmen könnte. Nur zur Sicherheit bog Lyra deshalb in die nächstbeste Seitengasse hinein und ging auf dieser entlang, warf jedoch nach ein paar Schritten einen Blick zurück. Es war nichts zu sehen... alles war in Ordnung, und so sah sie wieder geradeaus und ging weiter. Sie konnte es jedoch nicht lassen und wandte den Kopf noch einmal, sah über die Schulter nach hinten, und erstarrte einen Moment lang. Von der Hauptstraße aus waren diese Silhouetten ihr gefolgt und standen gerade an der Abbiegung, durch welche Lyra auch in die Seitengasse hinein gegangen war. Die Pilotin hatte das ungute Gefühl, dass mehrere Augenpaare sie gierig anstarrten, und das gefiel ihr überhaupt nicht. Als sie sich eine Sekunde Zeit genommen hatte bemerkte sie auch noch etwas, was ihr überhaupt nicht gefiel, denn von den Silhouetten waren nicht alle am Boden, da die Gasse dafür zu schmal waren. Sie alle schienen zu kriechen... doch manche der Exemplare krochen an den Wänden entlang. Unbewusst bildete Lyra in dieser Schrecksekunde mit beiden Händen den Aquila auf ihrer Brust und sah noch eine Sekunde lang einfach wie versteinert zu den näher kommenden Silhouetten, welche wohl ihre Chance gewittert hatten und ihr Tempo beschleunigten, um die Frau einholen zu können, bevor diese sich aus den Staub machte. Schlussendlich schaffte Lyra es ihre aufkommende Angst zu unterdrücken und einfach loszurennen. Wohin, das war egal, einfach weg von hier. Kalter Schweiß rann ihren Nacken hinab, doch das interessierte sie im Moment nicht. Sie wollte einfach nur weg, und aus einer Seitengasse kam der Schein von Licht zu ihr heran. So schnell sie nur konnte, rannte Lyra auf diese Seitengasse zu und dort um die Ecke, geradewegs auf einen beleuchteten Platz.

Richtplatz

Mit einem Mal war Lyra von Licht umgeben, da der Platz beleuchtet war, doch dies interessierte sie noch gar nicht so sehr. Mit vor Angst bleichem Gesicht rannte sie an einem Rasankuri vorbei, der wohl zurecht etwas überrascht aufsah. Verfolgt wurde Lyra nun jedoch nur mehr von einer enttäuscht wirkenden Mischung aus Krächzen und Brüllen und im Zwielicht der Seitengasse konnte man kurz noch ein paar Silhouetten sehen, die jedoch sogleich das Weite suchten, als sich für diese zeigte, dass ihre Beute außer Reichweite war. Lyra hingegen bekam davon nicht sehr viel mit, doch schon im nächsten Moment beendete sich ihre Flucht von selbst, als sie ins Stolpern kam und auf ihre Knie fiel. Zum Glück schaffte sie es noch, sich mit den Händen am Boden abzustützen, doch die Knie taten ihr dennoch weh, allein schon weil die Plattenrüstung ein Eigengewicht besaß. Doch für sie waren ihre Verfolger gerade wichtiger weshalb sie sich auch noch gleich am Boden umdrehte und zurück sah. Zu ihrer Erleichterung bemerkte sie jedoch, dass sie wohl nicht mehr verfolgt wurde, weshalb sie sich mit den Händen hinter sich am Boden abstützte und erst einmal etwas durchatmete. Das Licht auf dem Platz wirkte irgendwie beschützend und so versuchte Lyra sich langsam zu beruhigen. Noch war ihr Gesicht jedoch bleich von dem Schrecken.
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[Kein Betreff] - von - 05-02-2010, 10:12 PM
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