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Haus der Stürme
#1
Auf ihrem Weg durch den stillen und dunklen Palast begegneten sie so gut wie niemanden. Lediglich ein paar Krieger standen an zentralen Punkten Wache.
Ihre Schritte lenkten sie in einen der weniger frequentierten Bereich des Palastes, was einmal mehr aufzeigte wie groß dieser Komplex, mit seinen Flügeln, Nebengebäuden, eingebetteten Festungen, kleinen Gassen und Brücken doch war. Die Bezeichnung „Stadt in der Stadt“ war keineswegs übertrieben.
Wie du gesehen hast, richtete der Hexer das Wort an seinen jungen Begleiter während sie durch die nachtschwarzen Gänge schritten, die nur punktuell von einfallendem Mondlicht erhellt wurden, ist es immer klug freundlich und zuvorkommend gegen die Menschen seines Umfeldes zu sein. Einige werden dich als einen Freund sehen, andere als einen plappernden Narren, wieder andere als einen schmierigen Speichellecker. Gleichviel, ist doch alles recht und billig um sich selbst zu verschleiern. Macht ist gut und schön, besser ist sie jedoch wenn sie ein Gegenüber nicht richtig einzuschätzen vermag. Dies solltest du dir bei Zeiten zu eigen machen und wir werden uns darum kümmern deine Fähigkeiten nicht nur zu verbessern, sondern erheblich zu erweitern. Mein erster Schüler auf dieser Welt muss mehr können als Blitze zu verschießen. Denn dies ist kaum mehr als das was eine Schusswaffe bewirkt. Aber eins nach dem anderen, eins nach dem anderen.
Sie durchschritten ein verziertes Tor und gingen über eine schmale Brücke um dann in ein weiteres Gebäude einzutauchen. Finstere Treppe und staubige Gänge wurden passiert und endlich langten die beiden Männer an einem weiteren Hof an.

Dieser konnte in seinen Ausmaßen nur als gigantisch beschrieben werden. Die Freifläche war rechteckig, mit steinernen Fliesen ausgelegt und ringsum von hohen Mauern umgeben. Das Portal durch welches sie gekommen waren schien der einzige Zugang zu diesem Hof zu sein.
In der Mitte ließ sich ein Schacht erkennen, kreisrund und in seiner Gewaltigkeit den Grenzen des Hofes angemessen. Das eigentlich Beeindruckende jedoch war nicht dieser bodenlose Brunnen sondern das Objekt das darüber hing.
Die Ketten die es hielten waren dick wie jene die für die Anker eines Kriegsschiffes Verwendung fanden. Ein Ende war jeweils in der steinernen Mauer versenkt, das andere führte über straff gespannte Glieder zu einer Kugel von, als hätte man es extra erwähnen müssen, überdimensionalen Ausmaßen. Sie musste wohl 30 Meter im Durchmesser betragen und wie sie da zwischen all den gestrafften Ketten hing erinnerte sie auf gewisse Weise an ein titanisches Spinnenei.
Die Kugel selbst bestand aus Metall, Bronze vermutlich. Beim Nähertreten war zu erkennen das es sich um fein angepasste Kacheln handelte, jede einzelne eng mit verschnörkelten Symbolen graviert.
Beeindruckend, nicht wahr?
Magal musste die Stimme heben, ja schreien denn aus dem Schacht heulte und fauchte ein beständiger Wind, ließ die Kugel im geringen Spielraum ihres Kettengefängnis leicht auf und ab wippen.
Das Haus der Stürme.
Gehen wir hinein, es ist etwas windig hier draußen.

Sie näherten sich der Kugel und gewahrten neben dem Wind ein weiteres Geräusch, ein Knirschen und der Lärm einer sich bewegenden Maschinerie.
Magal sagte etwas, doch der Krach hatte sich zu einer solchen Kakophonie gesteigert das sein Begleiter ohnehin nichts verstand. Also trat er bis an den Rand des Schachtes, der Wind zerrte gierig an den weiten Kleidern und schien versessen darauf die beiden Männer in den Abgrund zu reißen.
Ein schmaler Steg, gerade groß genug das eine Person darüber gehen konnte überbrückte den gähnenden Abgrund. Im ersten Augenblick sah es so aus als würde der Laufgang an der blanken Metalloberfläche der Sphäre enden, doch im Näherkommen wurde ersichtlich das sich dort eine Aussparung in Form einer Türöffnung befand. Dahinter rasten die ziselierten Fliesen einer zweiten Schale entlang. Wie es aussah bewegten sich unter der Oberfläche diverse weitere Kugeln passgenau.
Magal streckte die Hand aus und die, sich gegeneinander bewegenden, Ebenen verlangsamten sich etwas. Es existierte eine Öffnung in jeder Schale und als sie sich in der richtigen Position überlagerten gaben sie einen Durchgang frei.
Der Schwarzkünstler schritt hinein und kaum das auch Deralean ins Innere getreten war nahmen die Ebenen wieder ihre vorherige Geschwindigkeit an und machten ein Hindurchkommen unmöglich.
Im Inneren war der Lärm noch ohrenbetäubender. Jaulender Wind, das Malmen des absonderlichen Maschine, die Hölle konnte sehr viel lauter nicht sein. An eine Unterhaltung hier war nicht zu denken, geschweige denn das man hier lange leben konnte ohne wahnsinng oder taub zu werden. Beides eine Gnade.
In der kleinen Kammer, in welcher sie jetzt standen, gingen einige niedrige Durchgänge in enge Korridore ab und eine Leiter führte nach oben.
Magal drehte sich zu Deralean um und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Kurz darauf schien sich der Lärm zu legen. Nicht etwa wurde er leiser, sondern trat in den Hintergrund, wurde vernachlässigbar.
Das Haus der Stürme ist ein Gleichniss, eine Prüfung für Willen und Geist die jeder meistern muss wenn er tiefer in das Mirakel der finsteren Kunst eindringen will. Auch für dich ist es die erste Hürde die du nehmen musst.
Die Sterne und Planeten sind an einem göttlichen Räderwerk befestigt auf dessen Schienen sie ihre Kreise drehen. Dieser kosmische Mechanismus rattert und lärmt, doch wir hören es nicht, da wir es seit Anbeginn unseres Lebens vernehmen und als Stille begreifen. Auch das Wüten des Hauses musst du auf diese Art bezwingen. Fokussiere deinen Geist darauf die Töne des Uhrwerks in Stille zu verwandeln.

Der Schwarzkünstler zog die Hand zurück und sofort brandete der Lärm wieder über sie wie hereinschwappende Wellen.
Erwartungsvoll blickte er in das Gesicht seines Schülers.
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