02-28-2012, 12:12 PM
Für den Fürsten war die Lage wohl eindeutig, Ad`razbes als Andeutung formulierte Frage daher aus dessen Sicht rhetorischer Natur. Die Antwort, wenn auch nicht gerade der Etikette achtend vorgetragen, empfand er nicht als beleidigend, so er doch die Klarheit über seinen offiziellen Stand bekommen hatte und mehr noch, auch all die Anwesenden hatten dies aus erster und sicherer Hand erfahren. Sicherlich machte der Herrscher erneut keinen Hehl daraus wie er zu ihm, dem augenscheinlich verhätschelten Jüngling stand, dennoch war es wohl die gewonnene Information wert die Ad`razbe mit einem seichten lächeln quittiert hatte. Jetzt war er allerdings froh wieder den Besprechungsraum verlassen zu haben und je weiter er sich vom Thron entfernte, desto schneller und fester wurde sein Schritt. Es gab viel zu tun, angefangen bei Kleinigkeiten und Terminen die gemacht werden mussten, bis hin zu zeitaufwändigen Recherchen und Zusammentragen aller vorhandener Schnipsel, die den beiden Bauherren des Tempels zuträglich waren. Die Zeit allerdings war bereits weit fortgeschritten und es wäre sicherlich ratsam gewesen nun die Gedanken vor dem Schlaf noch etwas zu ordnen, doch die ersten Schritte wollten von ihm bereits gegangen werden. Schnell hatten sie auch schon die Vorräume erreicht, in denen überraschender Weise ein Teil der restlichen Gruppe noch wartete. Zu Ad`razbes Bedauern war Anchor, der neu ernannte Leiter der Gladiatorenschule, nicht mehr anwesend. Er würde ihn dann morgen aufsuchen müssen oder vielleicht einen Boten schicken. Mit dem letzten Gedanken konnte er sich wahrlich besser anfreunden, da das Ansinnen einfach und die Zeit, die er dafür selbst opfern müsste, im Moment einfach zu kostbar war. Er betrachtete die Anwesenden eingehender, während Magal ihnen in scherzender Weise entgegentritt machte Naradas in seinen Augen Circe seinen Stand und seinen Titel klar. Sein Angebot war großzügig und das Benehmen der jungen Frau unverständlich. Es bestätigte wieder wie sich Neuzugänge am Wohlstand des Erreichten anderer labten und wie sehr sie doch vergaßen den richtigen Ton anzuschlagen. Gut, sie war ein Rasankuri und im Stand höher als der Hexer oder vielleicht die übergroße Ratte, dennoch befand sie sich hier in den Vorräumen in überaus hoher Gesellschaft. Ihr Glück, dass bis jetzt nicht wirklich jemand auf Etikette pochte und diese auch mit schmerzhaften Mitteln durchsetzen mochte. Aber zugegeben, es spielte hier zu diesem Zeitpunkt keine Rolle und er selbst gab sich den Gegebenheiten hin und vernachlässigte seine innewohnende Stellung. “Nun Magal, vielleicht warten sie auch nur auf die hohen Herren des Fürsten und bedürfen ihrer Führung und einem Ziel?“ Kommentierte Ad`razbe Magals Worte und lachte dabei amüsiert, dessen Klang etwas Ehrliches hatte und somit keine Belustigung über den Hexer, die Ratte oder der schönen Blondine darstellte, sondern eine kleine Parodie über alle hier Anwesenden. “Bevor ich es vergesse, Magal. Es wäre mir eine Ehre euren Weisheiten für einige Stunden in der Woche zu lauschen. Ich wäre erfreut wenn ihr dafür Zeit für mich finden würdet. Aber eilt euch nicht, so wie ich werdet ihr wohl die nächsten Tage mit allerlei organisatorischen Dingen beschäftigt sein.“ Wie er nochmals seinen Blick auf Naradas warf, der nun durch das nächste Tor verschwand, realisierte er noch immer die Anwesenheit der anderen. Derelean wartete wohl auf seinen neuen Lehrmeister während die Ratte nervös mit dem Schwanz zuckend ihre Aufmerksamkeit bis auf wenige Ausnahmen dem mit Krankheiten und Insekten beschenkten Pestor widmete. “Liebreizende Circe… oder sollte ich sagen Rasankuri? Letzteres wäre wohl dem Pyramidengeflechte aus Rängen und Ständen geschuldet, an dessen Spitze der Drache persönlich thront. Wie ich sehe verweilt ihr noch hier, obwohl ein Deimos euch Unterkunft und somit vielleicht sogar einen Platz in seinen Reihen angeboten hat. Worauf wartet ihr? Weiche Daunenkissen, samtbezogene Decken auf einem Himmelbett? Vollmundiger Wein aus Alamos, Spätauslese, veredelt zu einem süßen Prickeln? Was auch immer es ist, das Blut des Fürsten solltet ihr nicht als leichtfertiges Geschenk hinnehmen. Es ist mehr als Symbolik und Materie… aber wie ich sehe habt ihr dies bereits am eigenen Leib erfahren. Was also verehrte Circe hält euch noch hier? Die erlauchte Gesellschaft?“ Es war immer äußerst interessant zu beobachten, wenn man sich anderen näherte. Während Männer überaus abweisend reagieren konnten, wenn man zu nah auf Tuchfühlung ging konnte er Frauen in den meisten Fällen viel näher kommen, anhängig davon wie sehr er ihrem Typ entsprach. Somit hatte jeder praktisch unsichtbare Grenzen um sich gezogen, die die verschiedenen Annäherungszonen repräsentierten. Je nach Einstufung des Annähernden konnte dieser mehrere Ringe durchbrechen, ehe er die Privatsphäre der Person peinlich berührte. Es war immer wieder aufs Neue ein unterhaltsames Spiel sich dem Scheitelpunkt zu nähern, ohne diesen zu durchbrechen, mathematisch gesehen diesen also nur zu tangieren. So versuchte er dies nun auch bei dieser hübschen Frau, allerdings äußerst feinfühlig und elegant, da diese gerade nicht die beste Laune aufzuweisen hatte. Während er sprach umlief er sie in einem leichten Bogen, ehe er kehrt machte und sich nun dem Scheitelpunkt näherte. “Ihr habt Fragen, verständlicher Weise, und Bedürfnisse die befriedigt werden wollen. Alles so neu und gewaltig, aber auch unbekannt. Fern ab der Heimat an einem historischem Ort der mit seiner vollen Macht nach euch ruft. Irritiert und desorientiert rennen viele, ja auch jetzt zu dieser fortgeschritten Stunde durch die Straßen und durch ihr Leben ohne einen wahren Sinn darin zu entdecken als die banale Befriedigung stupider und lebensnotwendiger Grundbedürfnisse. Sie sind bereits fern ab ihrer Träume und Wünsche die sie einst geführt und inspiriert hatten. Bei jedem Aufstand gegen diese alltäglichen Tatsachen fürchten sie um ihr Leben, das für sie so wertvoll und doch in den Augen anderer so wertlos erscheint. Sie hören nicht hin, ignorieren den Ruf der Stadt nach Höherem und geben sich zufrieden mit einfachen Aufgaben und als Kanonenfutter. Aber natürlich, jedes Heer lebt davon. Jede Stadt benötigt mindere Arbeiter, nicht wahr? Sollte der einstige Herrscher mit seinen eigenen Händen diesen Palast errichtet haben? Natürlich nicht, Circe. Aber welche Rolle spielt ihr? Was spürt und fühlt ihr?“