10-04-2008, 11:31 PM
Mislastrien lag so friedlich. Unbekümmert, welche zärtliches Land, naiv in seiner grenzenlosen Unschuld, jene welche Koron vor vielen Jahrhunderten schon verloren hatte. Sachte imitierten erblühende Frühlingskuppen grünend die milde wogende See, deren salzige Gischt weiß schäumend über buckelige Sandstrände heraufspritzte. Ferner, jenseits und darüber hinaus, hisste fischendes Wasservolk kontrastierende Segel, welche geschaffen um die vom Meer herein blasenden Winde gefügig zu machen. Nass umspielt, streckten sich dünne Landzungen hinaus, gekrönt durch backsteinerne Zitadellen, auf welchen wiederum ein helles Feuer über alle Lande hinaus brannte. An deren Fuße, siedelten sich niedere, meist ein oder zweistöckige Handwerkshäuser, traubenförmig um ein galant wasserspeiendes Figürlein, welches vielerorts noch Namenspatron von Sippschaft und Gemeinde war. Ums alabasterne Bassin herum, herrschte reges, lauschiges Dörfertreiben, es war Markttag, man bot die emsig herangeschaffte Ware feil, spekulierte, handelte bei süßem Gebäck und mildem Tee, tauschte Salz und Fleisch, zahlte den Zehnt an den Obristen oder kaute schlicht an gewürzten Häppchen, welche wohl auch als marktwirtschaftliche Kaufanregung dienen sollten. Uraltanmutende Vetteln saßen auf hölzernen Bänkchen, übelste Fantastereien von den Lippen schnalzend, Zwirn spielerisch zwischen gichtigen Fingerlingen gespannt, mal Schlaufe mal Knoten erzeugend. Gleichsam beschwipst wie fröhlich munter, torkelten ältere Herren, klappernd auf des Steges abgelegener Promenade, während sich die diebischen Seevögel hurtig noch ein zwei Leckebissen aus heran gekarrten Kuttern schnorrten. Fluchend verjagte ein rotbärtiges Skipper, tabakgestopfte Pfeife im Mundwinkel, ein besonders wagemutiges Federvieh, welches eben eine kaiserliche Senatorenkrabbe wegschnappen wollte. Teufel noch eins, waren diese kaum handtellergroßen Aasfresser doch sage und schreibe siebzig Goldkopeken wert, und das wo sie gerade mal zwanzig Gramm brauchbares Fleisch hergaben. Ringend schloss er die Pranken um den dürren Fliegerhals, drückte zu und entwand die rare Köstlichkeit dem wütend kreischenden Schnabel. Von alledem aberwitzigen Treiben gänzlich und gar erheitert, lustwandelte ein gentiles Pärchen, von zarten zwanzig Sommern, entlang des Tempelpfades, welcher weißgesäumt hinauf über den Zungenrücken zu den possierlichen Zypressenwäldern führte. Das würdevoll gealterte Holz war von verschwenderischen Aromen behaftet, vielgliedriges Nagegetier huschte über flache Breitwurzeln, entnahm so mancher Stelle eine kostbarst verborgene Nuss, welche dennoch nicht als eiserne Ration hatte herhalten müssen und nun, aufgrund kontinuierlich ansteigender Temperaturen, genießerisch schwelgend verzehrt wurde. Knackend brach die bräunliche Schale unter groben Zähnchen, emsig leckend, förderte es pikante Bröckchen aus dem Dunkel empor, schmatzend beide Kieferbacken angeschwollen, mit winzigen Rehäuglein das frühabendliche Atoll überblickend. Idyll und Harmonie, kreisend senkten sich vergilbend krächzende Meersvögel auf dem schmalen Grad des Horizonts herab. Im Herzen einer kirschroten Dämmerungssee turtelnd stehend, umschlungen wie aus Mutterssegen, jenes unbescholtene Pärchen von nunmehr zwanzig Sommern. Sie, galant im weißenspitzen Sommernachtsrocks, er, adrett in silbergemusterter Paradenuniform, den Kragen hochgeschlagen, die Ärmel garnisonstüchtig gestickt, das schwarze Haar wie Eschenlaub zurückgekämmt. Herzig wohl, das jüngere Glück, wenn zwei Seelen symbiotisch harmonierend, vom selben Liebeslied getragen, sich einigst küssend, des anderen zögerlicher Zärtlichkeit hingaben.
Besiegelt durch das schmerzend heiße Kerzenwachs, aufgedrückt den Wappenstempel, wonnig süß umschlossen ihre Lippen, wurde sie von lauschigem Sirenenlied, aus des friedlichen Traumes zartem Wiegensang gerufen. Ohne noch die ehernschweren Augenlider aufgeschlagen zu haben, kostete sie vom wärmend entfliehenden Lebenshauch des Mannes, dessen kosender Berührung sie sich bereits gewogen fühlte. Erwachend, schmächtig wie sie wahr, sehnte sie die entfliehenden Lieblichkeiten abermals herbei, das schwarzgelockte Haupt freigiebiger den je umschlingend, an ihr pochendes Herz gepresst, innig küssend, nicht mehr entfliehend, streckte eben jene Linke aus, um den großen Wunsch sich zu erfüllen. Schon drang verräterisch metallisch scharrend, von Stahl auf Stahl, des Lügners Tat an ihr Ohr. Abermals, abermals, abermals. Je stärker innigstes Begehr, desto schallender die klingelnde Barriere, welche sich wohl als unsichtbarer Faden zwischen ihre behandschuhten Hände gesponnen hatte. Entmutigt schon, die gestiefelten Beine angewinkelt, zum schelmisch schwachen Widerstand empor geschoben, unverwandt ein weiteres zerrendes Ungetüm an ihrem Halse prangend nagen wollte, sie wie paralysiert in seinen klaffenden Fängen haltend. Hochgebogener Mundwinkel, dennoch spärlich nur erschrocken, gewahr sie, ein geschwärzte Lid schlitzweise geöffnet, den feist, erheitert und gar wohlgesonnenen grinsenden Götterecken, welcher um seine versteckt unterm rechten Arm hervorlugende linke Hand, den dünnen Lederriemen ihrer Knechtschaft gewickelt hatte. War dies die liebesdienstliche Manier, auf welche er sein höheres Fürstenrecht noch geltend machen wollte, so beschloss sie, das man jenes Posenspiel nur mit zweierlei Figuren spielen konnte. Eins der smaragdenen Äuglein zuzüglichst aufgeschlagen, folgte sie mit gelassner Fräuleinsmanier dem schwarzen Verlaufe jenes Bändleins hin zu seinen Fingern, über jene die muskelstrotzenden Säulen just empor, hin zu seines starken Nackens solider Basis, empor zum noch verzückender den je gebognen Munde. Versiegelt schon, dennoch freudig gebend, wie es die von allen ungekannte Sitte war, war er göttergleicher Triumphant und sie lediglich der güldne Unterpfand zum ewiglichen Erhalte dieses geschmiedeten Paktes. Er wars gewesen, der sie band, damals wie in dieser Stund, doch so vollkommen unterschiedlich gar die Intention, wusste sie es doch von seinen gütlichsten Augen abzulesen. Dargeboten durch seine offerierende Hand, eine mildere Opfergabe als das garstige Menschenfleisch, eine purpurne Sammelfrucht, von Art einer anderstweltlichen Erdbeere. Vergnüglich biss sie, zärtlichst besaitet, nun beide Augen weich geöffnet, Liderschlagend, deren weisender Spitze sinnlichst ab, inhalierte das karamellisierte Fruchtaroma und sog am köstlichen Ambrosia. Neckisch wie sie nun war, erwiderte sie ein maskiertes Lächeln, sofern sollte auch er sich am zweisamen Posenspiel erheitern. Sie beide wohl, solange, intensiv, innigst sie nur konnten. Lieblichst, schwach seitlich an die eigne Schulter angelehnt, ohne gedrungene Atemluft an tückische Silben zu verprassen, nahm sie sich vom kärglichen Halbrund jenes Früchtchens, mit der Zungenspitze noch erahnbar angedeutet, des großen Mannes freigiebige Fingerkuppen berührend.
Besiegelt durch das schmerzend heiße Kerzenwachs, aufgedrückt den Wappenstempel, wonnig süß umschlossen ihre Lippen, wurde sie von lauschigem Sirenenlied, aus des friedlichen Traumes zartem Wiegensang gerufen. Ohne noch die ehernschweren Augenlider aufgeschlagen zu haben, kostete sie vom wärmend entfliehenden Lebenshauch des Mannes, dessen kosender Berührung sie sich bereits gewogen fühlte. Erwachend, schmächtig wie sie wahr, sehnte sie die entfliehenden Lieblichkeiten abermals herbei, das schwarzgelockte Haupt freigiebiger den je umschlingend, an ihr pochendes Herz gepresst, innig küssend, nicht mehr entfliehend, streckte eben jene Linke aus, um den großen Wunsch sich zu erfüllen. Schon drang verräterisch metallisch scharrend, von Stahl auf Stahl, des Lügners Tat an ihr Ohr. Abermals, abermals, abermals. Je stärker innigstes Begehr, desto schallender die klingelnde Barriere, welche sich wohl als unsichtbarer Faden zwischen ihre behandschuhten Hände gesponnen hatte. Entmutigt schon, die gestiefelten Beine angewinkelt, zum schelmisch schwachen Widerstand empor geschoben, unverwandt ein weiteres zerrendes Ungetüm an ihrem Halse prangend nagen wollte, sie wie paralysiert in seinen klaffenden Fängen haltend. Hochgebogener Mundwinkel, dennoch spärlich nur erschrocken, gewahr sie, ein geschwärzte Lid schlitzweise geöffnet, den feist, erheitert und gar wohlgesonnenen grinsenden Götterecken, welcher um seine versteckt unterm rechten Arm hervorlugende linke Hand, den dünnen Lederriemen ihrer Knechtschaft gewickelt hatte. War dies die liebesdienstliche Manier, auf welche er sein höheres Fürstenrecht noch geltend machen wollte, so beschloss sie, das man jenes Posenspiel nur mit zweierlei Figuren spielen konnte. Eins der smaragdenen Äuglein zuzüglichst aufgeschlagen, folgte sie mit gelassner Fräuleinsmanier dem schwarzen Verlaufe jenes Bändleins hin zu seinen Fingern, über jene die muskelstrotzenden Säulen just empor, hin zu seines starken Nackens solider Basis, empor zum noch verzückender den je gebognen Munde. Versiegelt schon, dennoch freudig gebend, wie es die von allen ungekannte Sitte war, war er göttergleicher Triumphant und sie lediglich der güldne Unterpfand zum ewiglichen Erhalte dieses geschmiedeten Paktes. Er wars gewesen, der sie band, damals wie in dieser Stund, doch so vollkommen unterschiedlich gar die Intention, wusste sie es doch von seinen gütlichsten Augen abzulesen. Dargeboten durch seine offerierende Hand, eine mildere Opfergabe als das garstige Menschenfleisch, eine purpurne Sammelfrucht, von Art einer anderstweltlichen Erdbeere. Vergnüglich biss sie, zärtlichst besaitet, nun beide Augen weich geöffnet, Liderschlagend, deren weisender Spitze sinnlichst ab, inhalierte das karamellisierte Fruchtaroma und sog am köstlichen Ambrosia. Neckisch wie sie nun war, erwiderte sie ein maskiertes Lächeln, sofern sollte auch er sich am zweisamen Posenspiel erheitern. Sie beide wohl, solange, intensiv, innigst sie nur konnten. Lieblichst, schwach seitlich an die eigne Schulter angelehnt, ohne gedrungene Atemluft an tückische Silben zu verprassen, nahm sie sich vom kärglichen Halbrund jenes Früchtchens, mit der Zungenspitze noch erahnbar angedeutet, des großen Mannes freigiebige Fingerkuppen berührend.