06-06-2011, 10:21 PM
Ace Levy schritt am Rande des Appellplatzes langsam auf und ab. Da sie, Banks und er, es nicht in den Kreuzzug geschafft hatten, schoben sie nun langweiligen Kasernendienst. Da es immer irgendwo Strafdienstler gab und sie sich ausnahmsweise bedeckt hielten in Sachen negativer Auffälligkeiten, gab es für sie quasi nur den Wachdienst. Putzen und Polieren taten aufsässige und unerfahrene Rekruten. Wieder schob er seinen Fuß ein Stück voran. Stetig blickte er umher. Mehr routinemäßig, als das ein Fall in seinem Zuständigkeitsbereichs zu erwarten wäre. Ihm gegenüber schlich Banks ebenfalls an ihrem Tor entlang und schwenkte gelegentlich den Kopf, um das nahe Geschehen im Auge zu behalten. Eine imposante und furchteinflößene Statur von einem Standardmeter und neunzig und einer gefühlten gleichen Breite. Seit dem Kreuzzug, dessen Ausruf ein paar Wochen her war, schoben sie andauernd halbtägige Wachdienste oder hatten tatsächlich quasi frei. Kleinere Angelegenheiten standen immer an. Reparaturen von abgegriffenem Gerät, Aufpassen auf Rekruten, Mahlzeiten einnehmen, schlafen, Sport machen. Banks hatte sich wieder unter die Stemmeisen gelegt und Ace kam es trotz seiner nun längeren Bekanntschaft so vor, als wollten die außerordentlich massiven Muskeln des selbstbezeichnten Halbcatachaners aus seiner Uniform hervorbrechen. Stiernacken und das Kreuz eines Bären und zwei tüchtige Beine in der Dicke von Baumstämmen ließen den Mann mit Vorliebe für hitzigen Nahkampf ihm gegenüber wahrlich unüberwindbar wirken. Auch Ace, ein gegensätzlich athletischer Typ, war nicht untätig gewesen. Für seine Verhältnisse war er sehr gut dabei. Kondition, Schießfertigkeiten und auch Stärke stimmten überein. Gegen eine Dampfwalze wie Banks wirkten die körperlichen Merkmale beinahe jedes anderen Mannes zerbrechlich. Da war es gut, Banks als seinen Freund an seiner Seite zu wissen. Seit Pryarch, ja, seit Pryarch schon. Die Zeit verflog. Sie näherten sich bald dem zweiten Dienstjahr auf Koron III. Von Pryarch IV nach Koron III. Dabei hatten sich die zwei anfangs nicht übermäßig riechen können. Das einschneidende Erlebnis, als sie von Orks defacto aufgerieben worden und mit hauchdünnem Sieg davon gekommen waren, hatte dies jedoch geändert. Zwangsläufig. Wie hieß der Ort von damals noch? Beim Thron, er hatte ihr letztes Gefecht bei den Sprungrtuppen frisch nach der Grundausbildung schon fast vergessen. Oder nur verdrängt? Jetzt nachzuforschen war sicher nicht der richtige Zeitpunkt. Nur eine Handvoll hatte überlebt. Offiziere, Vorgesetzte und Kommissare waren damals gleichsam mit dem wenig bedeutenden gemeinen imperialen Soldaten dahingemetzelt worden. Zäh und äußerst wehrhaft waren die teuflischen Xenos gewesen. Gnadenlos brutal und primitiv in ihren Sinnen, doch hatte es gereicht, so viele von den Pryarchern vor ihrem Schuldende schon zum Imperator zu schicken, sodass sie vom gnädigen Allmächtigen im nächsten Leben sicherlich eine Wiedergutmachung in Mitten der heftigsten Gefechten ermöglicht bekommen würden. Dahingeschlachtet, als ob Armaplast, Lasergewehr und Bajonett kein Tötungswerkzeug waren, sondern Spielzeug. Mit der bloßen Faust wurden gestandene Männer des Imperiums zerdrückt. Einarmig, während die Grünhäute geifernd eine ihrer großkalibrigen Waffen mit der anderen abfeuerten. Wenn man Banks fragen würde, der wusste, wovon er sprach. Zur Zeit seiner Vorausbildung, kurz vor Pryarch oder zumindest vor seiner Versetzung in Levys Kompanie, durfte der evolutive Djungelkämpfer auf Tuchfühlung mit einem dieser härätischen Monstren gehen. Eine große Narbe am Hinterkopf quer unter dem schön rasierten Irokesen zeugte noch von jener einprägenden Nahtoderfahrung. Dagegen half lediglich, im Vorfeld möglichst viel Waffen entgegenzurichten und zu schießen, bis die Lauf und Energiezellen überhitzten. Denn diese Kreaturen, das wusste Ace seit dem Massaker auch, waren zäh. Natürlich konnte man Banks Kopf gerade nicht beobachten. Sie trugen Vollschutz, Helm und Atemmaske, Sturmgewehr und Koron-Blau. Sie waren die namenlosen, anonymen Krieger, wie man sie berüchtigten Todeskommandos von je her andichtete. Stumm, solange es keinen Redebedarf gab, geräuscharm und einschüchternd. Fast zwei Jahre. Levys Blick schweifte über Banks Feuerwaffe. Diese Kugeln verschießende Gewehre waren noch immer nicht so recht Ace´s geheiligtes Mittel. Er würde ja gerne eine Petition für den Import oder die Pruduktion imperialer Lasergewehre einreichen, wenn ihm das nicht wahrscheinlich den Kopf kosten würde. Robust waren die koronischen Alternativen für die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte auch, doch konnte man sie nicht mit Feldtricks wieder aufladen. Man brauchte kontinuierlich Munition. Aber zunächst galt es die Wache zu beenden. Noch eine knappe Stunde, schätze Ace, dann hätten sie ihre Halbtagsschicht abgestanden. Ihm taten die Füße weh und die Knie meldeten längst keinen Schmerz mehr. Das langsame Gehen und das gelegentliche Anspannen von Wadenmuskulatur und der Zehen verhinderte die vasovagale Synkope. Die Kaserne war seit dem Aufruf der Kirche deutlich unterbesetzt. Viele waren gegangen. Es gab, zumindest was die Seelen des Imperators anging, nicht viel zu bewachen, Allerdings, das war ihm, und Banks sicherlich auch, aufgefallen, war ein neuer Ledermantelträger angekommen. Politoffiziere. Unfreundlich, bleich, herrisch. Banks und er zogen sie offensichtlich an, wie Ketzer das Verderben. Unheil lauerte bereits in der Luft. Kommissare bedeuteten niemals was Gutes! Beim Imperator!