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Die Dunkelheit lastete schwer auf der großzügigen Residenz nahe dem Zentrum des sirischen Palastes. Kein Fenster führte nach außen und ermöglichte die Sicht auf den grandiosen Ausblick von den Spitzen des Makropolturms. Wollte man von den Gängen des Palastes in die Residenz eintreten, stand man vor einer schweren, schwarzen Doppeltüre auf der in silbrig glänzenden Ziselierungen aus dem marsianischen Erz das Symbol des Adeptus Astra Telepathica prangte, das große I mit einem, von einem Sternenkranz umrahmten, Auge. Der hinter der Tür liegende Flur lag in vollkommener Schwärze und nur das durch die geöffnete Tür eindringende Licht erhellte die an der Wand stehende Kommode, auf welcher in den spärlichen Lichtstrahlen Kristalle in allen Farben leuchteten. Trat man auf die zweite Tür zu, die aus dem Flur in die eigentliche Residenz führte, fiel die schwere Eingangstüre, mit der Unterstützung eines leises summenden Motors wieder ins Schloss und hüllte jeden in einer undurchdringliche Dunkelheit. Die schlichte, vollkommen glatte, zweite Doppeltüre führte in einen Raum, dessen Größe man nicht sehen, sondern nur fühlen konnte. Genau in der Mitte des Raumes stand, schemenhaft erkennbar, ein großer Schreibtisch, flankiert von zwei großen Cogiatoren in Form von Statuen des Imperators und Malcadors. Der Raum war eine Mischung aus Audienzsaal und Arbeitsplatz des Astropathen. Aus diesem Grund hatten die archaischen Rechenmaschinen keine Bedienoberfläche sondern nur vier lange Kabel, die es, mit den entsprechenden Anschlüssen, ermöglichten direkt Teil des Systems zu werden.
Eine Türe, deren Existenz zwar bekannt war, deren Lage in der Dunkelheit aber nur der Bewohner selbst kannte, führte weiter in die kleinen privaten Gemächer der Residenz. Selbst mit Licht wäre es schwer diese, in der Wand versteckte Türe, zu finden. Die ganze Residenz wies weder Lichtquellen noch Schalter auf um solche zu aktivieren. Es war eine Wohnung zurechtgeschnitten auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten von blinden Psionikern und nur weniger Personen, die die Residenz öfters aufsuchten, konnten sich in der Schwärze einigermaßen zurechtfinden. Für jeden, der zum ersten Mal in den großen Saal trat, war die Dunkelheit gepaart mit dem Verlust aller Bezugspunkte in der Größe des Raumes, einer Verunsicherung ausgesetzt, die es einem geschulten Psioniker erlaubten, gewisse Schlüsse aus Geist und Verhalten des Ankömmlings zu ziehen.
In diesem Moment saß Ariel an dem schweren Schreibtisch, der selbst im Licht schwarz gewesen wäre, und führte die langen knochigen Finger mit einer Feder in schnellen und gewagten Strichen über ein Stück Pergament. Die langen metallischen Schläuche, die in den Anschlüssen an seinem Kopf endeten, zuckten unberechenbar in der Luft, als die psionische Energie sie durchfloss und ihre unsichtbaren Fäden ausstreckte um die schwachen Signale von anderen Welten einzufangen. Ariels Geist erstreckte sich mehrere Kilometer über der Spitze des Makropolturmes und filterte die Nachrichten anderer Astropathen nach verwertbarem, wichtigen und konkret für das Haus Siris bestimmten. Gleichzeitig fühlte er die ungleich mächtigere Präsens des Meisterastropathen des Adelshauses, der ebenfalls seiner Arbeit nachging und die gleiche Aufgabe wie Ariel erfüllte, nur ungleich schneller und effizienter.
Langsam füllten sich die Tagesspeicher der Rechenmaschinen und die Adepten und Diener des Hauses würden wieder die Nacht damit verbringen, die eingefangenen Bilder mit Hilfe der gewaltigen sirischen Archive zu dekodieren und für einen normalen Menschen verständlich zu machen. Die Bilder, die Ariel auf den schweren Pergamentbogen bannte, waren spezielle Nachrichten, die nicht ihren Weg in die Speicher und damit in die Augen Uneingeweihter finden sollten. Diese Bilder waren nur für wenige wissende Augen bestimmt und wissen in den falschen Händen konnte gefährlich werden.
Obwohl sich Ariels Geist über der Makropole weit aufgefächert befand, verblieben immer kleine Schlangen seines psionischen Sinnes in der Residenz. Diese unsichtbaren, aber von empfindlichen Menschen spürbaren Machtfäden trieben ruhig vor der großen Doppeltüre um Ariel vor Ankömmlingen zu warnen. Gerade jetzt erfasste der Sinn des Psionikers einen Ankömmling, der die äußere Türe öffnete und verwundert stehen blieb. Wohl auf der Suche nach einem Lichtschalter. Langsam und ohne unwürdige Hektik begann Ariel damit seinen Geist wieder zu sammeln. Mit sicheren Bewegungen löste er die Verbindung zu den Rechenmaschinen und verstaute die losen Pergamentbögen in einer der Schubladen des Schreibtisches. Das Leuchten verschwand aus Ariels Augen und der große Saal fiel in vollkommene Dunkelheit.
Gleich würden sich die inneren Flügel der Türe öffnen…
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Die inneren Flügel öffneten sich, ganz so wie es Ariels sehendes Auge verheißen hatte. Herein kam ein hochgewachsener, hagerer Mann, dessen zugeknöpfter Gehrock ihn noch größer erscheinen ließ. Diese hellen, mit schwarzen Säumen abgesetzten, Kleidungsstücke waren gerade schwer in Mode bei den Denkfabrikarbeitern des Hauses. Das sie dabei fast an Operationskittel erinnerten schien niemanden zu stören, oder jedenfalls nicht mehr als ein ironisches Lächeln wert zu sein. Der zweite Mann war ein Angehöriger der Sicherheit, eine Kreuzung zischen Mensch und Kleiderschrank. Dezent blieb dieser nah des Eingangs stehen, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
Bei dem Gehrockträger handelte es sich eindeutig um Professor Mandola, das war an Gangart und den starken Geruch nach Pomade, mit welcher er sein schwarzes Haar nach hinten zu modellieren pflegte, ganz eindeutig zu erkennen.
Sie sollten Licht in ihre Behausung lassen. bemerkte der Akademiker, während er sich die weißen Handschuhe von den Fingern zupfte. Seiner näselnden Stimmer haftete ein Ton ständiger Herablassung an und wer ihn kannte wusste das dies nicht nur ein zufälliger Eindruck war.
Ihnen, mit ihrer Behinderung, mag es gleichgültig sein, aber es hat so etwas von einer Gruft. Sie unterstreichen die Kluft die zwischen ihnen und… fast hätte er “normalen” gesagt, anderen Menschen besteht. Ganz zu schweigen davon wie schädlich die Dunkelheit für ihre Haut ist. Professor Olaf Mandola war Beauftragter für Inneres und man hätte ihn wohl auch einen Chefermittler nennen können. Dieser Mann machte keine Höflichkeitsbesuche.
Sie werden wohl nichts dagegen haben das ich mich setzte. Damit zog der den Stuhl vor dem wuchtigen Schreibtisch zurecht und nahm Platz.
Wie geht es uns denn heute, mein lieber Toth? Der letzte Satz tropfte geradezu vor falscher Liebenswürdigkeit.
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Auch wenn Ariel die beiden Männer nicht kannte, wusste er bei dem einen zumindest sofort um wen es sich handelte. Es war einer der ersten Sinneseindrücke, vor dem sein Lehrer hier im Haus gewarnt hatte. Wann immer man sich begegnete, schärfte ihm der Meisterastropath den Geruch und die Art des Mannes ein. Er war die wohl größte Gefahr für die Sicherheit einzelner Personen im Haus, doch diese Tatsache machte auch gleichzeitig viele Personen zu einer Gefahr für ihn. Professor Mandola sollte man nicht unterschätzen.
Aus der Tatsache, dass die begleitende Person in der Nähe der Tür zurückblieb, ließ auf einen Leibwächter schließen, mit denen sich die höheren Mitglieder des Adelshauses of umgaben. Ein kurzes tasten am Geist des Leibwächters vermittelte Ariel viel über dessen Art. Er war sicher keiner der schlausten Sorte. Eher traf es zu, dass er die Sturheit und Unfähigkeit eine Ogryns besaß, wenn es um mentale Beeinflussung ging. Die gleiche Sondierung beim Professor ergab das immer gleiche Ergebnis. Obwohl er psionisch eine solche kleine Leuchte war, wie jeder andere normale Mensch, so hatte er doch einen Schutzwall aus Überheblichkeit und Herablassung um seinen Geist gezogen, den man nicht durchbrechen konnte, ohne auf sich aufmerksam zu machen. Selbst die kurze Sondierung dürfte sich in einem kalten Schauer auf dem Rücken des Opfers gezeigt haben.
Die ‚höflichen Provokationen’ des Professors stießen bei Ariel Toth auf eine eisige und abweisende Mauer des Schweigens. Natürlich hatte Ariel das kurze Schwanken in der Stimme gehört, als der Professor sich eine möglichst unverfängliche Ansprache herausgesucht hatte. Doch als abnorm bezeichnet zu werden hatte für Ariel schon lange nichts mehr Verletzendes. Er war sich seiner Fähigkeiten und seiner Wichtigkeit für die Menschheit bewusst. Genauso wusste er aber auch, dass man, sobald man keine psionischen Mutanten mehr benötigte, mit Freuden auf diese verzichten würde. Wahrscheinlich würde Mandola zu denen gehören, die sich darum prügeln würden, wer den Chaosmutanten die Pistole an die Stirn setzen durfte.
„Sie sollten sich Leuten mit meiner Behinderung vorstellen, Professor Mandola. Schließlich kann ich Sie nicht sehen“, antwortete Ariel mit seiner trockenen Stimme, die klang als würde der Deckel aus Bleiplatten auf den dazugehörigen Sarg fallen.
Ohne etwas an den Lichtverhältnissen zu ändern, obwohl es im Bereich um den Schreibtisch herum möglich gewesen wäre, fixierte Ariel mit festem Blick die Stelle, wo sich die Augen des Professors befinden mussten. Äußerlich zeigte Toth keinerlei Anzeichen seiner Verwunderung über diesen Besuch, dafür war er zu lange in einer Gemeinschaft tätig, die mehr sah, als nur die bloße Haut der Anwesenden. Doch die Gedanken rasten und unwillkürlich überlegte er sich, was er in der letzten Zeit alles falsch gemacht haben könnte.
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Aber, aber mein lieber Ariel, wählte der Professor die persönliche Anrede, ohne irgend eine Gefühl von Verbundenheit erwecken zu können. Nur weil sie gern im Dunkeln sitzen heißt das nicht das sie ihr Licht unter den Scheffel stellen müssen. Sie nehmen mich auf ihre Art wahr und ich werde einer solchen Floskelscharade nicht Vorschub leisten indem ich so tute als bedürfe meine Person eingehender Vorstellung. Aber lassen wir solche Spitzfindigkeiten beiseite, ich bin schließlich rein dienstlich hier.
Man bedarf ihrer besonderen Fähigkeiten. Er baute eine kunstvolle Pause in seinen Monolog ein. Es geht um nichts weniger als die Sicherheit des Hauses. Das Leder seines Sitzes knarrte leise, als er sich theatralisch nach vorn beugte und mit gespreizten Fingern auf der Tischplatte abstützte.
Schinder, Doktor Josef Schinder! Schon mal von ihm gehört? Vermutlich nicht, ist er doch ein relativer Neuzugang in unserer kleine Familie der geistigen Elite. Ironie und Spott waren sosehr Teil seiner Sprache das es unmöglich zu sagen war wann er versuchte eine einzelne Passage seiner Rede besonders in diese Kategorie fallen zu lassen. Ein interessanter Mann, dieser Schinder, wenn ich persönlich auch glaube das sein letztendlicher Nutzen die exzentrische Ader nicht rechtfertigt, die er zuweilen an den Tag legt. Nun ja, wie dem auch sein, bis jetzt ist man mit der Arbeit des Doktors durchaus zufrieden. Inderessante Ansätze auf dem Gebiet der Virologie und der Biologiemodifizierung… ach ich langweile sie mit meinem angestaubten Fachhochgotisch, ihr Interesse liegt natürlich mehr auf dem Gebiet des, ein unterdrücktes Kichern, Okkulten.
Ich will also nicht länger um den heißen Brei herumreden. Es gibt Grund zu der Annahme das Herr Schinder Mittel des Hauses veruntreut, oder unzweckdienlichen Aktivitäten zuführt. Freilich haben wir Mittel und Wege einzelne Personen zu überwachen. Dennoch ist es ihm gelungen sich uns für einen Tag und eine Nacht zu entziehen. Klang da tatsächlich so etwas wie Beschämung, als seichter Unterton, mit? Etwas das nicht passieren darf, aber passieren kann.
Man hätte diese Sache auch auf sich beruhen lassen, wäre es nicht mit anderen Ereignissen zusammengefallen. Für besagten Zeitraum fehlte ein Radpanzer im Fahrzeugdepo. Natürlich ist der Doktor kaum befähigt ein solches Fahrzeug zu steuern und zusammen mit der Tatsache das kein Alarm beim Verlassen des Turms ausgelöst worden ist, drängt sich mit die Vermutung auf der er einen Komplizen innerhalb unserer ausführenden Organe hat. Zu diesen Verdachtsmomenten kommt hinzu das der zugeteilte Laborant, ein gewisser Lothar Fristler, seit gestern morgen verschwunden ist. Natürlich haben wir den Doktor dezent befragt, doch der brave Mann weiß selbstredend von nichts. Glatt wie ein All, wenn sie mich fragen und ein Gemüt wie eine satte Raubwanze.
Inzwischen wissen sie sicherlich was man von ihnen erwartet, mein Teuerster. Sie sind ein Eigenbrödler und Schinder ist es ebenso, beide in fortgeschrittenem Alter… was liegt da näher als das sie ins Gespräch kommen?
Also! Ich will wissen was in diesen Stunden passiert ist, was er getrieben hat, Mandola zählte jetzt an den Fingern ab und schien ganz vergessen zu haben das sein Gegenüber dies nicht sehen konnte., wo ist sein Laborassistent geblieben, wer hat ihm geholfen.
Reden sie mit ihm, fragen sie ihn aus, durchwühlen sie sein Gehirn, mir vollkommen gleichgültig. Aber ich muss erfahren was er verbirgt. Niemand entzieht sie mir, niemand! Die kleine Zuschaustellung von Wut ebbte ab und der Ermittler strich sein Haar glatt. Er atmete kurz durch und erhob sich. Schon halb in der Tür und nicht im Mindesten an Fragen, Protesten oder Bemerkungen seitens Ariel interessiert, wandt er sich noch einmal zu diesem um.
Zuweilen trifft man den Doktor in Kantine 17 an, da er im angrendzenden, hydroponischen Park spazieren zu gehen pflegt. Oder sie suchen ihn in seinem Labor auf, wie auch immer. Ich werde sie wieder aufsuchen und erwarte ihren Bericht. Guten Tag! Und weg war er, samt Leibwächter und dem bisschen Licht das mit ihm hereingekommen war.
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Etwas verwundert und von einer dumpfen Wut erfüllt, blieb Ariel noch lange unbeweglich sitzen, nachdem der Professor seine Residenz verlassen hatte. Es mutete ungewöhnlich an, dass Professor Mandola um Hilfe bat. Dazu kam noch, wen er um Hilfe fragte. Ariel war Astropath kein Interrogator der Inquisition oder der lokalen Arbites. Langsam ließ der alte Mann den Oberkörper nach vorne gleiten und stützte sich mit den Ellenbogen auf die glatt polierte Tischplatte. Die Fingerspitzen der langen knöchrigen Finger aneinandergelegt und die Zeigefinger dabei an der Nasenwurzel, die Daumen am Kinn, begann Ariel das Gespräch zu reflektieren.
Die ständige Provokation schien die Art des Professors sein, trotzdem hatte sie ihre Wirkung nicht verfehlt. Vor allem die offenen Anspielungen auf die Andersartigkeit, die nicht aus der normalen Unbedachtheit eines Menschen resultierte, aber die auch nicht konkret ablehnend gewählt wurden verunsicherten den Psioniker. Hatte Mandola etwas gegen ihn in der Hand?
Von einem Doktor Schinder hatte Ariel schon gehört. Die Meinungen über ihn waren stets geteilt gewesen und er wusste, dass die Führung des Hauses sich Informationen über den ominösen alten Herren beschafft hatte, schließlich war Ariel für die Weiterleitung der Nachrichten zuständig gewesen. Die Ergebnisse jedoch waren ernüchternd gewesen. Es gab zwar dunkle Gerüchte um seine Vergangenheit, aber über wen würde man in der Weite der Galaxis keine Gerüchte finden? Ariel wusste nicht, wie Schinder aussah, wie er sich verhielt oder bewegte und es fiel ihm auch kein guter Grund ein, warum er plötzlich mit diesem Unbekannten ins Gespräch kommen sollte.
Doch die angekündigte Rückkehr des Chefermittlers in Hausangelegenheiten hing wie ein Damoklesschwert über Ariels Kopf und Stellung und einen kurzen Moment zog er die Möglichkeit in Betracht, seinen Mentor zu kontaktieren. Die Variante verwarf Ariel jedoch gleich wieder. Wenn etwas gefährlich werden oder vollkommen aus dem Ruder laufen sollte, war der Meisterastropath immer nur einen psionischen Impuls weit entfernt. Ein vollkommen freudloses Lächeln huschte über Ariels faltiges Gesicht und mit einem zielsicheren Griff packte er seinen Amtstab und erhob sich, erstaunlich agil, aus seinem Stuhl. Nichts war wie es schien – und nichts schien wie es war.
Nach
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