09-26-2019, 09:51 PM
In vielerlei Hinsicht war die Ratshalle des Hauses Orsius ein Abbild des Hauses selbst. In Teilen ein beabsichtigtes Spiegelbild, in Teilen ein unbeabsichtigtes. Alle Proportionen waren gewaltig, wie für Riesen geschaffen. Doch wo andere Häuser sich mit barocken Schnörkeln und Zierwerk darin zu übertreffen versuchten dem imperialen Baustil nachzueifern, verzichtete Orsius auf derartiges Schwanzwedeln.
Nackter Beton, kantig und unnachgiebig, war dominant.
Die Beleuchtung fiel spärlich aus und betonte mehr die Düsternis, als dass sie Helligkeit schuf. An den Eingängen, die für Titanen geschaffen schienen, hielten Haussoldaten Wache. Keine gewöhnlichen Kämpfer, sondern die Angehörigen der Ehrenwache, denen man nachsagte durch Mesmerisieren und andere Methoden der Verstandsbeeinflussung, eine automatenhafte Loyalität eingepflanzt zu haben, die Furcht, Geheimnisverrat oder mangelnde Opferbereitschaft unmöglich machte.
Sie trugen die dunkelroten Uniformen des Hauses, Brustplatten aus Messing, exotisch anmutende Laserwaffen und die geschlossenen Varianten der Haushelme, die ihnen das kopflastige Aussehen fremdartiger Insekten verliehen.
Abgesehen von ihnen waren nur noch acht der neun Altvordern und der Hochherzog anwesend. Die gleichsam unbequemen wie langen Ränge aus Holz, welche für die niederen Hausangehörigen vorbehalten waren, lagen verwaist im Halbdunkel.
Tagte die Hausversammlung, so war dies eine Angelegenheit von vielen Tagen, in denen Sitzungen aller, sich mit spezifischen Besprechungen und Beratungen abwechselten, deren Ergebnisse dann allen präsentiert und ausgewertet wurden. Alle Belange des Hauses, wirtschaftlich, politisch und militärisch wurden dabei begutachtet um jene, die etwas zu entscheiden und zu bestimmen hatten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Was jetzt stattfand war dabei das höchste Gremium und der Inhalt dieser Gespräche entschied nicht nur über das Weh und Wohl des Hauses, sondern auch über das Schicksal all jener, die direkt oder indirekt an dem hingen was Orsius tat.
Betrachtete man es genau, war dies ganz Koron 3.
Hochbaron Vladimir Orsius trat an das Rednerpult, welches für gewöhnlich zu den Rängen gedreht stand, sich aber auch zu den Emporen der Altvorderen wenden ließ, wenn es galt nur ihnen Bericht zu erstatten.
Ihr Altvorderen, ihr Stimmen des Gewesenen und des Zukünftigen, ihr Lotsen des Hauses. Spann er die rituelle Anrede, welche die Beratung offiziell eröffnete. Wie ihr alle wisst steht Kardinal Georg Prager unserem Haus wohlgesonnen gegenüber.
Eher den Banketten und Ausfahrten, zu welchen er sich durch unser Haus einladen lässt. Giftete Trunth von seiner Empore herab und das mechanische Rasseln seiner Beatmungsmaschiene übernahm dabei die Modellierung seiner Stimme.
So ist es Ur-ur Großonkel. Doch ist jeder Schekel, denn wir in diese Stopfgans schieben ein gut investierter Schekel. Unsere Agenten sind in seiner Nähe mehr als reichlich platziert, treten sich fast schon gegenseitig auf die Füße. Dabei sind ihre Dienste kaum von Nöten, denn der Kardinal ist redselig.
Ja, aber nicht nur unserem Haus gegenüber. Ließ sich eine weibliche Stimme hören, deren jugendlicher Klang ebenso wenig natürlichen Ursprung war, wie die Lungentätigkeit Trunths. Siris und seine Speichellecker haben genug Huren in ihren Reihen, um dem alten Narren jedes Geheimnis aus der Nase zu ziehen.
Und wir etwa nicht? Lachte ein unglaublich fetter Mann mit einer Stimme so tief, als käme sie aus einem Brunnenschacht. Kein geringerer als Altvorderer Julius Orgastus.
Doch, unsere Konkubinen stehen sogar auf der Favoritenliste des guten Georgs. Seine Vorlieben sind gegen über seinem Vorgängers weniger… nun sagen wir speziell, wodurch bereits ein hübsches Gesicht genügt ihm zum Plaudern zu bringen.
Alles sehr aufschlussreich, lieber Vladimir. Warf die mädchenhaft klingende Manusia ein und verhehlte ihre Ungeduld nicht. Aber was hat er denn unseren Vögelchen ins Ohr geraunt, dass es diese Zusammenkunft bedingt?
Wie ihr euch alle denken könnt, habe ich diverse Angelegenheiten zu regeln, die zeitlich prekär sind und meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit fordern.
Vergib mir Großcousine. Ich werde ohne Umschweife zum Kern kommen.
Dafür wäre ich dir überaus dankbar.
Wie ihr wisst, ist der Kardinal der persönliche Beichtvater des Gouverneurs. Das beinhaltet neben der Absolution auch gemeinsame Lesungen heiliger Schriften, wie die 21 Betrachtungen des Leben Sepinaus, Der Pfad der Nelken, die Märtyrer der Küste und ähnliche Werke, die zur Selbstreflexion anregen. All dies erfordert einen erheblichen Aufwand, welcher symbolisch für die Ernsthaftigkeit des Glaubens steht, denn der Gouverneur mit den Milliarden seiner Untertanen teilt. Volk und Herrschaft in Demut zum Gottimperator geeint. Schweigend wurden den Ausführungen des Großherzoges gefolgt, auch wenn eine nachlassende Geduld greifbar in der Luft hing, welche zu schreien schien, er möge auf den Punkt kommen. Wie wir aus absolut vertrauenswürdiger Quelle wissen, konnte der Kardinal dieser seiner Aufgabe seit geraumer Zeit nicht nachkommen.
Was heißt seit geraumer Zeit?
Seit seiner Amtseinführung hat er den Gouverneur nur einmal die Beichte abgenommen und dies ohne ihn zu sehen.
Erkläre das! Donnerte die Stimme des greisenhaften Raffael de Mundi Orsius, der bis jetzt ein schweigender Zuhörer gewesen war.
Der Kardinal kam seiner Pflicht in einem extra dafür neu angefertigen Beichtstuhl nach, welcher ihn zwar die Stimme des Gouverneurs hören ließ, aber nicht gestatte seiner angesichtig zu werden. Als er insistierte, dass die Absolution nur durch den Kuss auf den Amtsring vor den Augen des Imperators wirksam werden könne, intervenierten die anwesenden Ärzte de Vastaris.
Das ist ein Skandal! Brüllte Julius Orgastus und seine Stimme, wie auch das Dröhnen seiner niederfahrenden Faust, echoten von den Kahlen Wänden der Kammer zurück.
In der Tat! fuhr Victor gefasst fort.
Der Kardinal protestierte selbstredend gegen so rüde Zurückweisungen durch gewöhnliches Personal, hatte in diesem Moment jedoch nicht die Möglichkeit mehr als eben dies zutun. Später entschuldigte sich seine Frau für das Verhalten der Mediziner, die ihrer Aussage nach nur das Wohl ihres edlen Patienten im Sinn hatten und sich daher vergaßen. Sie sicherte Strafen zu.
Ein Fauxpas sondergleichen, ganz ohne Zweifel. Aber wo liegt die wahre Bedeutung dieser beschämenden kleinen Anekdote?
Sie liegt darin, geliebte Ur- ur Großonkel, dass seit dem immer wieder Begründungen verschiedenster Art vorgeschützt wurden, die ein neuerliches Zusammentreffen des Kardinals und des Gouverneurs entgegen standen.
Um noch genauer zu werden, hat seit fast einem Jahr kein Offizieller, sei es imperialer Abgesandter oder lokaler Amtsträger, den Gouverneur von Angesicht zu Angesicht gesehen.
Alle Welt sieht diesen goldgelockten Weichling tagtäglich.
Oh gewiss. Im Vid oder auch fernmündlich bei Stabs- und Kabinettsbesprechungen. Holoprojektionen, offizielle Schreiben, Ansprachen an das Volk, sicher. Doch leibhaftig hat ihn seit Beginn der Horningkriese niemand mehr zu Augen bekommen.
Du implizierst ein Verschwinden, eine schwere Krankheit oder bereits den Tod.
Damit aber solltest du vorsichtig sein, mein Junge. Gouverneure, die sich von der Außenwelt abgeschottet haben und nur noch über Sprachrohre kommunizieren gibt es wie Sterne am Himmel. War nicht selbst der irre Cashies Rudo einer von diesen?
Das war er und Terra gebe, dass wir nie wieder mit einem solchen Scheusal gestraft werden. Allerdings gab es selbst in den Tagen dieses paranoiden Wahnsinnigen Agenten aller namhaften Fraktionen, die ihn zumindest leibhaftig sahen.
Bei de Wajari steht sein emporgekommenes Weib vor allen solchen Bemühungen. Sie kommt einen Wachhund gleich, der jedweden Versuch einer Annäherung an den Gouverneur vereitelt.
Wenn es stimmt was du andeutest und der Gouverneur im Sterben liegt oder bereits tot ist, dann wäre Elisabeth Emilia eine Usurpatorin, die ganz Koron 3 als Königin aus den Schatten regiert.
Dann würde es natürlich zu handeln gelten. Die Tore des weißen Palastes einschlagen und die Unterdrückerin der Gerechtigkeit überantworten. Danach Neuwahlen im Adelsrat. Kurz und gut.
Gemach, Gemach, mein lieber Julius.
Ich schätze deine einfache Sicht der Welt ebenso wie alle anderen hier, doch ganz so simpel ist es nicht. Nur einmal angenommen wir nötigen den weißen Palast dazu uns einen klaren Beweis zu liefern, dass der Gouverneur gesund und wohl auf ist und man verweigert uns eben diesen Beweis…
Dann bedeutete das Gesichtsverlust. De Campo ließ sich hören und als er sich vorbeugte verlieh die Beleuchtung von unten seinem Gesicht das Aussehen eines ausgemergelten Raubvogels. Um die Ehre des Hauses nach einem solchen Begehren zu wahren, müssten wir nach Weigerung Taten sprechen lassen. Ein Putsch!
Eine Wiederherstellung geltenden Rechts.
Nur der Gouverneur tatsächlich tot wäre.
Wäre er das aber nicht, dann fände sich das Haus in der Rolle des Aggressors und des Gesetzesbrechers. Wir wären Freiwild.
Und selbst wenn nicht. Nur einmal angenommen Elisabeth würde auf Widerstand setzen. Wie sähen unsere Chancen aus einen Kampf um Gohmor kurz und schmerzlos zu entscheiden?
Nicht sonderlich gut.
Geht man davon aus, dass sie Siris und deren Lakaienhäuser auf ihrer Seite hat, plus der loyalen PVS- Einheiten, so stünden die Chancen eins zu eins.
Hinzu kommt die Bevölkerung der Stadt. Das Weib ist für die Massen so etwas wie eine Heilige. Generalstreik und Revolte könnten drohen.
Auch ist die Zeit auf ihrer Seite. Würde sich ein Handstreich zu einem Bürgerkrieg auswachsen, so müsste sie nur an richtiger Stelle von einem neuen Krieg der Häuser schreien und das Imperium würde einschreiten und kaum auf die lokale Rechtsprechung Korons schauen.
Mit anderen Worten, dieses Miststück hat uns in eine Sackgasse manövriert.
Zumindest was ein ungestümes Vorgehen angeht
und wenn diese Spekulation der Wahrheit entspricht.
Wirt fortgesetzt
Nackter Beton, kantig und unnachgiebig, war dominant.
Die Beleuchtung fiel spärlich aus und betonte mehr die Düsternis, als dass sie Helligkeit schuf. An den Eingängen, die für Titanen geschaffen schienen, hielten Haussoldaten Wache. Keine gewöhnlichen Kämpfer, sondern die Angehörigen der Ehrenwache, denen man nachsagte durch Mesmerisieren und andere Methoden der Verstandsbeeinflussung, eine automatenhafte Loyalität eingepflanzt zu haben, die Furcht, Geheimnisverrat oder mangelnde Opferbereitschaft unmöglich machte.
Sie trugen die dunkelroten Uniformen des Hauses, Brustplatten aus Messing, exotisch anmutende Laserwaffen und die geschlossenen Varianten der Haushelme, die ihnen das kopflastige Aussehen fremdartiger Insekten verliehen.
Abgesehen von ihnen waren nur noch acht der neun Altvordern und der Hochherzog anwesend. Die gleichsam unbequemen wie langen Ränge aus Holz, welche für die niederen Hausangehörigen vorbehalten waren, lagen verwaist im Halbdunkel.
Tagte die Hausversammlung, so war dies eine Angelegenheit von vielen Tagen, in denen Sitzungen aller, sich mit spezifischen Besprechungen und Beratungen abwechselten, deren Ergebnisse dann allen präsentiert und ausgewertet wurden. Alle Belange des Hauses, wirtschaftlich, politisch und militärisch wurden dabei begutachtet um jene, die etwas zu entscheiden und zu bestimmen hatten auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Was jetzt stattfand war dabei das höchste Gremium und der Inhalt dieser Gespräche entschied nicht nur über das Weh und Wohl des Hauses, sondern auch über das Schicksal all jener, die direkt oder indirekt an dem hingen was Orsius tat.
Betrachtete man es genau, war dies ganz Koron 3.
Hochbaron Vladimir Orsius trat an das Rednerpult, welches für gewöhnlich zu den Rängen gedreht stand, sich aber auch zu den Emporen der Altvorderen wenden ließ, wenn es galt nur ihnen Bericht zu erstatten.
Ihr Altvorderen, ihr Stimmen des Gewesenen und des Zukünftigen, ihr Lotsen des Hauses. Spann er die rituelle Anrede, welche die Beratung offiziell eröffnete. Wie ihr alle wisst steht Kardinal Georg Prager unserem Haus wohlgesonnen gegenüber.
Eher den Banketten und Ausfahrten, zu welchen er sich durch unser Haus einladen lässt. Giftete Trunth von seiner Empore herab und das mechanische Rasseln seiner Beatmungsmaschiene übernahm dabei die Modellierung seiner Stimme.
So ist es Ur-ur Großonkel. Doch ist jeder Schekel, denn wir in diese Stopfgans schieben ein gut investierter Schekel. Unsere Agenten sind in seiner Nähe mehr als reichlich platziert, treten sich fast schon gegenseitig auf die Füße. Dabei sind ihre Dienste kaum von Nöten, denn der Kardinal ist redselig.
Ja, aber nicht nur unserem Haus gegenüber. Ließ sich eine weibliche Stimme hören, deren jugendlicher Klang ebenso wenig natürlichen Ursprung war, wie die Lungentätigkeit Trunths. Siris und seine Speichellecker haben genug Huren in ihren Reihen, um dem alten Narren jedes Geheimnis aus der Nase zu ziehen.
Und wir etwa nicht? Lachte ein unglaublich fetter Mann mit einer Stimme so tief, als käme sie aus einem Brunnenschacht. Kein geringerer als Altvorderer Julius Orgastus.
Doch, unsere Konkubinen stehen sogar auf der Favoritenliste des guten Georgs. Seine Vorlieben sind gegen über seinem Vorgängers weniger… nun sagen wir speziell, wodurch bereits ein hübsches Gesicht genügt ihm zum Plaudern zu bringen.
Alles sehr aufschlussreich, lieber Vladimir. Warf die mädchenhaft klingende Manusia ein und verhehlte ihre Ungeduld nicht. Aber was hat er denn unseren Vögelchen ins Ohr geraunt, dass es diese Zusammenkunft bedingt?
Wie ihr euch alle denken könnt, habe ich diverse Angelegenheiten zu regeln, die zeitlich prekär sind und meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit fordern.
Vergib mir Großcousine. Ich werde ohne Umschweife zum Kern kommen.
Dafür wäre ich dir überaus dankbar.
Wie ihr wisst, ist der Kardinal der persönliche Beichtvater des Gouverneurs. Das beinhaltet neben der Absolution auch gemeinsame Lesungen heiliger Schriften, wie die 21 Betrachtungen des Leben Sepinaus, Der Pfad der Nelken, die Märtyrer der Küste und ähnliche Werke, die zur Selbstreflexion anregen. All dies erfordert einen erheblichen Aufwand, welcher symbolisch für die Ernsthaftigkeit des Glaubens steht, denn der Gouverneur mit den Milliarden seiner Untertanen teilt. Volk und Herrschaft in Demut zum Gottimperator geeint. Schweigend wurden den Ausführungen des Großherzoges gefolgt, auch wenn eine nachlassende Geduld greifbar in der Luft hing, welche zu schreien schien, er möge auf den Punkt kommen. Wie wir aus absolut vertrauenswürdiger Quelle wissen, konnte der Kardinal dieser seiner Aufgabe seit geraumer Zeit nicht nachkommen.
Was heißt seit geraumer Zeit?
Seit seiner Amtseinführung hat er den Gouverneur nur einmal die Beichte abgenommen und dies ohne ihn zu sehen.
Erkläre das! Donnerte die Stimme des greisenhaften Raffael de Mundi Orsius, der bis jetzt ein schweigender Zuhörer gewesen war.
Der Kardinal kam seiner Pflicht in einem extra dafür neu angefertigen Beichtstuhl nach, welcher ihn zwar die Stimme des Gouverneurs hören ließ, aber nicht gestatte seiner angesichtig zu werden. Als er insistierte, dass die Absolution nur durch den Kuss auf den Amtsring vor den Augen des Imperators wirksam werden könne, intervenierten die anwesenden Ärzte de Vastaris.
Das ist ein Skandal! Brüllte Julius Orgastus und seine Stimme, wie auch das Dröhnen seiner niederfahrenden Faust, echoten von den Kahlen Wänden der Kammer zurück.
In der Tat! fuhr Victor gefasst fort.
Der Kardinal protestierte selbstredend gegen so rüde Zurückweisungen durch gewöhnliches Personal, hatte in diesem Moment jedoch nicht die Möglichkeit mehr als eben dies zutun. Später entschuldigte sich seine Frau für das Verhalten der Mediziner, die ihrer Aussage nach nur das Wohl ihres edlen Patienten im Sinn hatten und sich daher vergaßen. Sie sicherte Strafen zu.
Ein Fauxpas sondergleichen, ganz ohne Zweifel. Aber wo liegt die wahre Bedeutung dieser beschämenden kleinen Anekdote?
Sie liegt darin, geliebte Ur- ur Großonkel, dass seit dem immer wieder Begründungen verschiedenster Art vorgeschützt wurden, die ein neuerliches Zusammentreffen des Kardinals und des Gouverneurs entgegen standen.
Um noch genauer zu werden, hat seit fast einem Jahr kein Offizieller, sei es imperialer Abgesandter oder lokaler Amtsträger, den Gouverneur von Angesicht zu Angesicht gesehen.
Alle Welt sieht diesen goldgelockten Weichling tagtäglich.
Oh gewiss. Im Vid oder auch fernmündlich bei Stabs- und Kabinettsbesprechungen. Holoprojektionen, offizielle Schreiben, Ansprachen an das Volk, sicher. Doch leibhaftig hat ihn seit Beginn der Horningkriese niemand mehr zu Augen bekommen.
Du implizierst ein Verschwinden, eine schwere Krankheit oder bereits den Tod.
Damit aber solltest du vorsichtig sein, mein Junge. Gouverneure, die sich von der Außenwelt abgeschottet haben und nur noch über Sprachrohre kommunizieren gibt es wie Sterne am Himmel. War nicht selbst der irre Cashies Rudo einer von diesen?
Das war er und Terra gebe, dass wir nie wieder mit einem solchen Scheusal gestraft werden. Allerdings gab es selbst in den Tagen dieses paranoiden Wahnsinnigen Agenten aller namhaften Fraktionen, die ihn zumindest leibhaftig sahen.
Bei de Wajari steht sein emporgekommenes Weib vor allen solchen Bemühungen. Sie kommt einen Wachhund gleich, der jedweden Versuch einer Annäherung an den Gouverneur vereitelt.
Wenn es stimmt was du andeutest und der Gouverneur im Sterben liegt oder bereits tot ist, dann wäre Elisabeth Emilia eine Usurpatorin, die ganz Koron 3 als Königin aus den Schatten regiert.
Dann würde es natürlich zu handeln gelten. Die Tore des weißen Palastes einschlagen und die Unterdrückerin der Gerechtigkeit überantworten. Danach Neuwahlen im Adelsrat. Kurz und gut.
Gemach, Gemach, mein lieber Julius.
Ich schätze deine einfache Sicht der Welt ebenso wie alle anderen hier, doch ganz so simpel ist es nicht. Nur einmal angenommen wir nötigen den weißen Palast dazu uns einen klaren Beweis zu liefern, dass der Gouverneur gesund und wohl auf ist und man verweigert uns eben diesen Beweis…
Dann bedeutete das Gesichtsverlust. De Campo ließ sich hören und als er sich vorbeugte verlieh die Beleuchtung von unten seinem Gesicht das Aussehen eines ausgemergelten Raubvogels. Um die Ehre des Hauses nach einem solchen Begehren zu wahren, müssten wir nach Weigerung Taten sprechen lassen. Ein Putsch!
Eine Wiederherstellung geltenden Rechts.
Nur der Gouverneur tatsächlich tot wäre.
Wäre er das aber nicht, dann fände sich das Haus in der Rolle des Aggressors und des Gesetzesbrechers. Wir wären Freiwild.
Und selbst wenn nicht. Nur einmal angenommen Elisabeth würde auf Widerstand setzen. Wie sähen unsere Chancen aus einen Kampf um Gohmor kurz und schmerzlos zu entscheiden?
Nicht sonderlich gut.
Geht man davon aus, dass sie Siris und deren Lakaienhäuser auf ihrer Seite hat, plus der loyalen PVS- Einheiten, so stünden die Chancen eins zu eins.
Hinzu kommt die Bevölkerung der Stadt. Das Weib ist für die Massen so etwas wie eine Heilige. Generalstreik und Revolte könnten drohen.
Auch ist die Zeit auf ihrer Seite. Würde sich ein Handstreich zu einem Bürgerkrieg auswachsen, so müsste sie nur an richtiger Stelle von einem neuen Krieg der Häuser schreien und das Imperium würde einschreiten und kaum auf die lokale Rechtsprechung Korons schauen.
Mit anderen Worten, dieses Miststück hat uns in eine Sackgasse manövriert.
Zumindest was ein ungestümes Vorgehen angeht
und wenn diese Spekulation der Wahrheit entspricht.
Wirt fortgesetzt