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Skitarii Kasterne
#1
Von hier kommend

Erst wollte er die Waffen holen gehen, die er mitzunehmen gedachte, doch wie sich zeigte gab es in der Trainingsanlage alles, was es auch in der Waffenkammer gab. Die Einrichtung war wie scheinbar alles in Magnus Rega auf Größe getrimmt. Den Hang zum Minimalismus schien man nur bei persönlichen Bedürfnissen zu kennen. So waren die Betten für einen normalen Menschen einen gefühlten halben Meter zu klein und die Verpflegung schmeckte als hätte sie vorher schon jemand gegessen. Aber ihre Hangars, Hallen und Trainingseinrichtungen schienen für ganze Heere ausgelegt. Heere von denen jedoch auch hier genauso wenig zu sehen war wie in der Kantine.
Sparflamme und so…
Die Kaserne der Skitarii lag hell erleuchtet aber verlassen da. Außerdem lag diese Anlage tief. Zumindest waren sie lange mit dem Fahrstuhl abwärtsgefahren und jede passierte Sektion war scheinbar Sperrgebiet, auch wenn Kurt mit den wirren Zahlenreihen, die hier als Beschilderung dienten, ohnehin nichts anfangen konnte. Nur bei der Kaserne öffnete sich die Tür und selbst dafür musste Hector einen Code eingeben. Ziemlich viel Geheimniskrämerei, dafür dass hier nur eine Handvoll Männeken zu hausen schienen.
Er wollte etwas in die Richtung zu seinem Chef sagen, ließ es aber lieber um keine Fettnäpfchen zu riskieren. Naja sollte ihm auch egal sein. Nich jewust, macht kein Frust! Also konzentrierte er sich auf das Hier und Jetzt und folgte Hector. Der orientierte sich, als wäre er schon einmal hier gewesen. Konnte aber auch sein, dass die Kabelköpfe innere Karten hatten oder diese Einrichtungen schlicht überall gleich aussahen. In der weiten Anlage waren Gruben in den Boden eingelassen mit schrägen Seitenwänden. Man kam problemlos hinunter, aber nur mit Mühe wieder hinaus. Vor einem Trainingspartner abhauen war also nicht. Des Weiteren fanden sich ordinäre Ringe, nicht anders als für Boxkämpfe gebräuchlich. Mattenflächen, übungspuppen und einen separaten Bereich, in dem ein Zylinder von der Decke hing, der auf einem Schienensystem fuhr. Eine Art Trainingsautomat wohl.
An einer Wand fand sich dann doch ein Heer. Eines aus Marinonetten um es genauer zu sagen. Eine schauerliche Schar aus Kampfservitoren, bestückt mit Klingen, Bohrern, Sägen und allem anderen, was der Besteckkasten noch so her gab. Wollte er wirklich wissen wer gegen so etwas zum Aufwärmen kämpfte?
Erst zu den Schießständen, Boss? Er deutete auf einen Tür deren Beschriftung er nicht entziffern konnte, aber dessen Pikogramm eines Zielkreuzes er zu deuten vermochte.
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#2
Der Eintritt in die Skitarii-Kaserne hatte gemischte Gefühle in Hector ausgelöst: Einerseits hatte er seine Ausbilder während des brutalen Drills regelmäßig mehr oder weniger ernsthaft den Tod gewünscht und die Soldaten des Mechanicus waren nicht gerade eine erbauliche Gesellschaft, andererseits hatte ihm das Training über die Jahrzehnte mehr als einmal das Leben gerettet.
Auf Kurts Frage hin drehte er sich zu dem Söldner um und löste seine Waffe vom magnetischen Halfter an seinem Oberschenkel. Zwar pflegte er die antike Plasmapistole mit größter Sorgfalt, jedoch brauchte er einen Moment um sich in Erinnerung zu rufen, wann er sie das letzte Mal gebraucht hatte. „Ich bin bestenfalls ein passabler Schütze, allerdings würde ich gerne die Gelegenheit nutzen, mich von deinen Fähigkeiten zu überzeugen.“, erwiderte Hector mit einem herausfordernden Lächeln und ging voraus, durch den Zugang zum Schießstand. Die Halle war noch weitläufiger als der Sparringbereich und von sehr einfachem Layout. Zu beiden Seiten der Tür erstreckten sich Waffenhalterungen und Munitionsschränke und eine Hüfthohe Absperrung mit mehreren Kontrollkonsolen grenzte den Eingangsbereich vom restlichen Teil des Raumes ab, der wiederum in zwanzig einzelne Bahnen eingeteilt war. Außer Kurt und Hector befanden sich lediglich drei weitere Personen im Raum. Zwei von ihnen waren mit galvanischen Gewehren bewaffnet, der dritte führte einen Plasma-Kaliver, dessen Energiespulen ein konstantes, bedrohliches Summen von sich gaben. Die Skitarii, deren Roben und Augmentationen sie als Soldaten der Ranger-Truppe auszeichneten unterbrachen ihre Übungen und musterten die Neuankömmlinge mit den leuchtend roten Auspexlinsen ihrer Masken. Wenige Augenblicke später verschränkten alle drei in perfekter Synchronisation die Hände zum Zahnrad und wandten sich umgehend wieder ihrem Training zu.
Hector erwiderte den Gruß und trat an eine der freien Konsolen heran, über die man zwischen zahlreichen Trainingsprogrammen für verschiedene Distanzen wählen konnte. „Die Waffen in den Halterungen stehen alle für Übungen zur Verfügung, falls du dich an Alternativen versuchen willst…“, merkte er noch an Kurt gerichtet. Hector wandte sich wieder der Auswahl zu, zögerte kurz und entschied sich dann für einen einfachen Modus über mittlere Distanz. Mehrere dicke Stahlplatten erhoben sich auf hydraulischen Schienen aus dem Boden und begannen in unterschiedlich hektischen Rhythmen von links nach rechts zu gleiten. Da gemalte Zielmarker angesichts der hier verwendeten Kaliber alle paar Minuten erneuert werden müssten, übernahm ein einfacher Laser über ihren Köpfen diese Aufgabe, indem er verschiedene Zielzonen auf die matte Oberfläche der Platte projizierte. Mit zwei geübten Handgriffen entsicherte Hector seine Pistole und ein ähnliches Geräusch wie das des Kalivers erklang, während der miniaturisierte Plasmareaktor in hochfuhr und die Magnetschiene unter Spannung kam. Er hob die Waffe mit seiner linken, organischen Hand und visierte eine der Platten in knapp 30 Metern Entfernung an. Wenige Sekunden später wechselte das kleine Lämpchen am hinteren Ende des Laufs von rot auf grün und Hector betätigte den Abzug. Ein grüner Blitz aus mehrere zehntausend Grad heißem Plasma löste sich aus der Mündung und brannte eine faustgroße Delle in die Zielplatte. Hectors Mund verzog sich angesichts der mangelhaften Präzision zu einem ärgerlichen Strich: Der Schuss hatte zwar die Platte erwischt, war jedoch außerhalb des Zielbereichs gelandet. Versuchshalber wechselte er zu seiner mechanischen Hand. Zwar verursachten Plasmawaffen keinen Rückstoß, den man hätte ausgleichen müssen, jedoch konnte er nun sein Auspex als Zielhilfe verwenden. Erneut leuchtete das Lämpchen grün und Hector gab einen zweiten Schuss ab, der dank der mechanischen Zielhilfe zwar besser saß, jedoch immer noch merklich vom Mittelpunkt abwich. Nunja, wofür hat man Hilfe, wenn nicht um die eigenen Schwächen auszugleichen?, dachte er resigniert, bevor er noch zwei dutzend weitere Schüsse abgab, zunächst langsam, die letzten im Schnellfeuermodus. Ihre enorme Durchschlagskraft gab Plasmawaffen einen Vorteil über klassische Laspistolen, insbesondere gegen gepanzerte Gegner, jedoch brauchte man eine hohe Disziplin am Abzug um die Waffe nicht zu überhitzen. Hector hatte einmal erlebt, wie eine solche Pistole in den Händen eines jungen Gardisten detoniert war: Ein blendender Lichtblitz, ein kurzer Hitzeschock und als seine Augen wieder etwas erkennen konnten hatte der arme Kerl keine Arme mehr. Ein Plasma-Kaliver, wie ihn einer der Skitarii verwendete konnte im gleichen Szenario einen halben Trupp in einen rauchenden Aschehaufen verwandeln… Hector ersetzte die leere Kühlkammer mit einem neuen Flüssigkeitsbehälter und beobachtete, wie der Temperaturindikator langsam in den Normbereich zurücksank. Während er wartete wandte er sich zur Seite, um Kurt bei dessen Training zu beobachten. Er war gespannt wie gut der selbstbewusste Soldat tatsächlich war. Falls es in den kommenden Wochen hart auf hart kommen sollte, könnte ihr Leben und die Mission davon abhängen.
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#3
Nach ihrer Ankunft hatte Sindri sich nach den vorgenommenen aber im positiven Sinn ergebnislosen Nachforschungen in eine der medizinischen Abteilungen der Enklave begeben um die Operation durchzuführen. Sie war vor fünf Jahren sieben Monaten zwei Minuten und fünfundfünfzig Sekunden vorschriftsmäßig geschlossen und versiegelt worden, die Reaktivierung, Säuberung und Wiederherstellung der Funktionalität dauerte lediglich exakt fünfzehn Minuten ein Umstand der ihn angesichts des allgemeinen Zustands von Magnus Rega sehr erfreute. Nachdem er alle für die Operation nötigen Daten in die Programme der Medizinservitoren hochgeladen, die Servoschädel aktiviert und die restlichen Vorkehrungen getroffen hatte ließ er sich auf dem Tisch nieder. Die Betäubungsmaßnahmen erfolgten und bei Wirkungseintritt wurden die eigentlichen Arbeiten begonnen. Die Blutzufuhr wurde mechanisch bis auf ein lebenssicherndes Minimum reduziert und Monoskalpelle vollführten Schnitte um seine Handgelenke und die Arme hinauf ehe Mechandriten mit Klammern zum Einsatz kamen die die Haut zurück- und abzogen. Weitere Skalpelle, diesmal auf Laserbasis fingen an Epidermis, Dermis und Subcutis voneinander zu trennen während weitere Geräte angeschaltet wurden. Einzelne Nervenstränge wurden durch Leitungen ausgetauscht, feine Kabelstränge gelegt und Muskelgewebe für Electoos entfernt oder anpassend bearbeitet, Vorhandene zum Teil durch welche aus speziellem Material ersetzt oder mit diesem überzogen. Bei den Knochen seiner Handflächen wurden kleine Stücke herausgesägt und die Löcher versiegelt um Aussparungen und Passschlitze zu erzeugen in die elektronische Kontakte und Leitstellen eigelassen und verankert wurden. In die zerlegte Haut wurden Streifen aus Synthaut eingelassen, im Bereich der Unterarme wurden mehrere Subhautschichten vollständig ersetzt und die Handinnenflächen wurden ebenfalls zur Gänze ausgetauscht. Schließlich wurden Leitungen und Verbindungen durch die Arme zu Anschlüssen und Schnittstellen der Potentia-Spule verlegt und zum Abschluss zwei Augmentationen eingebaut ehe die Haut wieder angebracht wurde. Ein vom Körper abbaubarer Gewebekleber versiegelte die Schnittstellen zusätzlich zu Nähten, große Belastung oder Druckkontakte sollten vermieden werden aber die Einsatzbereitschaft war bereits gegeben. Zusätzlich zu der Operation war auch ein Umbau seines Pilgerstabs vorgenommen worden um seinen neuen Fähigkeiten Rechnung zu tragen. Als er die Station verließ erreichte ihn Hectors sehr gelegen kommende Nachricht, gerade als er die Abschaltung und Versiegelung wiederhergestellt hatte kam Brokkr leise surrend mit blinkenden Lämpchen heran. Die ersten Ergebnisse seiner kleinen Arbeiten in Gohmor waren eingetroffen und wurden bereits in die Datenbanken eingearbeitet. Die Manipulationen der Archivservitoren hatten ein paar Daten geliefert die in Kombination mit einigen Dateieinträgen eine Liste aus alten reaktivierbaren und potentiellen neuen Kontaktpersonen und Informanten sowie weiteren Orten für Umleitungen von Datenreplika ergaben. Sollte sich kein direkter Weg in die rasankurische Wüste finden würde sich sicherlich dafür sorgen lassen dass er Gelegenheit kriegen würde die Liste abzuarbeiten. Mit angemessen schnellen Schritten aber ohne unnötige Eile machte er sich auf den Weg sich seinem Bruder in der Maschine und dem Söldner anzuschließen. Den sich bietenden Anblick der Trainigshalle der Kaserne registrierte er nur am Rande, zum Einen war es eine von mehreren Grundschematas für solche Räumlichkeiten und zum Anderen kannte er vom Mars noch ganz anderes. Lediglich die verschiedenen Kampfservitoren musterte er kurz. Beim Betreten des Schießstands begrüßte er die Anwesenden mit dem Schlagen des Zahnrads und nahm den kurzen zusätzlichen respektvollen Ausstoß von Binär seitens des Skitarii mit dem Plasma-Kalvier mit einer Neigung des Kopfes entgegen ehe er zu Hector und Kurt trat.
Name: Sindri
Rasse: (Mensch)
Alter: Geboren vor 352 Jahren
Größe: 1,882 m
Aussehen: bleich und dürr, Gesichtsmaske, rote Gugel, schwarze Robe, zahlreiche Electoos, kristallines Potentia Coil
Fähigkeiten: schlechter Schütze, passabler Nahkämpfer, guter Techniker
Begleiter: Brokkr, ein Servoschädel
Zugehörigkeit: Adeptus Mechanicus
Ausrüstung: technische Ausrüstung, Beinschutz, Laserpistole
Kontostand: 2000 Schekel
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#4
Die Hitzewelle der Plasmaentladung schwappe über Kurt hinweg und gemahnte ihn daran wo er war, dass man mit derartig machtvollen und geheiligten Waffen auf dem Schießstand ein wenig herumballern konnte.
Erst selbst war da weniger extravagant unterwegs. Später konnte man noch mit exotischerem Kram herumexperimentierten, jetzt, soviel war ihm klar, musste er erst einmal brillieren und so beweisen, dass er es wert war vom Adeptus als Knallcharge angestellt wurden zu sein.
Also alles nach Schema.
Er griff sich ein Lasergewehr, Mark IV wie es aussah. Allerdings war die Verarbeitung und das Gehäuse um einiges edler, als die Massenware der Armee. Der Aufbau schien jedoch gleich. Ein weiteres Magazin eignete Kurt sich ebenfalls an. Hinzu kamen zwei Autopistolen. Die klobige Bauart war imperialer Standard und auf fast jeder Welt zu finden, die den Sprung über Pfeil und Bogen hinaus geschafft hatte. Beide Schießprügel steckte er, in Ermanglung eines Gürtels, in die weiten Hosentaschen seines rostroten Overalls.
Lasergewehre wie auch Automatikwaffen waren dick mit Staub bedeckt, was ein Indikator dafür war, dass die Skitarii wenig übrig hatten für diese Arbeitstiere des bewaffneten Konflikts.
Kurt begab er sich zum Schießstand zurück.
Können Sie das Ziel auf maximale Reichweite stellen und dann näher kommen lassen, Herr? Ich würde es selber tun, aber ich kenne mich mit der Apparatur nicht aus. Die noch rauchende Schussplatte wanderte auf ihrer Schiene surrend in die Ferne.
Kurt ging auf ein Knie und legte beide Pisotlen und das Magazin rechts von sich ab. Dann bettete er das Gewehr auf seinem Knie, die Mündung vom Körper und gedachten Kameraden zu beiden Seiten abgewandt.

Überwesentlich bist du Maschinengott,
überaus mehr als göttlich
und überaus mehr als gut.
Du bist das Funktionieren, das alles Sein und den ganzen Kosmos durchdringt.
Leite meine Hand, die Rieten der Funktionsprüfung in deinem Sinne durchzuführen.
Ich vergewissere mich des Ladezustandes, damit dein Zorn sich nur gegen jene richtet, die dich ergrimmen.

Wie man es ihm beigebracht hatte vor so vielen Jahren, hielt Kurt den Blick auf das Ziel in der Ferne gerichtet und nahm die Augen nur so kurz herunter, dass er sehen konnte, ob der Hebel der Sicherung nicht auf einem Feuermodus lag.
Ich überprüfe den korrekten Sitz des Magazins, er ruckte an der Ladung um den Anweisungen des Gebetes Folge zu leisten. denn ihm wohnt die Kraft inne die Feinde der Menschheit zu zerschmettern.
Ich überprüfe den festen Sitz der Schulterstütze, denn sie ist der Fels meines Glaubens, an denn ich mich lehne.
Ich überprüfe die Sauberkeit der Linse und aller beweglichen Teile, denn mangelnde Pflege ist Frevel, der mit Funktionsstörung gestraft wird.
Kundig glitten seine Finger über die Stelle wo der Abzug im Gehäuse verschwand und dann in die Ummantelung der Mündung. Beides war frei von Fremdkörpern.
Möge jeder Schuss ein Fanal wider deines Willens sein, möge das Licht deiner gebenedeiten Waffe die Dunkelheit und die Finsternis zerreißen, in der sich die Feinde des Menschen sicher wähnen.
Mit Inbrunst und Vertrauen in deine Göttlichkeit flehe ich dich an: Funktioniere!

Der abschließende Schlag gegen rechte Seite und das stakkatoartige Gebet war beendet.
Kurt legte sich flach auf den Bauch, klappte die Hacken ab und ging in den Anschlag.
Die Scheibe war sehr klein auf diese Entfernung.
Er hob die Hand als Zeichen das er bereit war und Hector aktivierte die Scheibe. Langsam kam sie auf ihn zu. Kurt zielte, suchte den Druckpunkt des Gewehrs, hielt den Atem an und schoss… vorbei.
Links unten sprühte ein kurzer Blitz auf, als der Lichtstrahl den stählernen Boden traf. Die Zieleinrichtung war falsch justiert. Auf kurze und mittlere Entfernung wahrscheinlich nicht so tragisch, aber auf extreme Reichweite musste man ausgleichen. Genau das tat er. Er zielte weiter oben rechts und schoss erneut. Das Lasergewehr knackte, der Geruch von Ozon breitete sich aus.
Dies Mal traf er, wenn auch nicht ganz sauber. Die Scheibe kam näher, was es ihm erlaubte die nächste Korrektur vorzunehmen und dieses mal mehr in der Mitte zu treffen.
Hier war kein Scharfschütze verloren gegangen. Aber wäre es ein Mensch gewesen wäre er gefallen, wäre es ein Ork gewesen hätte es ihn geschmerzt und wäre es etwas gewesen dem jene mit Ignoranz und Leugnung begegneten, die an ihrem Verstand hingen, wäre es vielleicht wütend geworden.
Die Scheibe kam näher und Kurt erhöhte die Frequenz seiner Schüsse. Er atmete aus und erhob sich dabei auf das Knie. Er feuerte weiter, warf endlich das Magazin aus und wechselte es mit dem vollen. Die Platte hatte jetzt die Hälfte der Strecke zurückgelegt und Kurt schaltete auf Schnellfeuer um, das Ziel mit einem permanenten Strom aus gebündeltem Licht eindeckend.
Auf zwanzig Meter legte er das Gewehr beiseite, griff eine Pistole, lud sie durch und verfuhr auch mit der zweiten so. Das hatte er nicht etwa im Vorhinein vergessen, sondern ging davon aus, dass man nicht permanent mit fertiggeladener Seitenwaffe herumlief.
Beide Pistolen bedurfte zwar Kraft aber nur weniger Sekunden. Dann richtete er sich wieder zu voller Größe auf und feuerte beidhändig auf die Scheibe. Die Kugeln trafen und jaulten als Querschläger davon, das Krachen klingelte in den Ohren, die Messinghülsen regneten links und rechts davon. Als beide Schlitten hinten blieben ließ er die Waffen fallen, griff in den Schaft seiner schweren Arbeitsstiefel und zog das lange Küchenmesser, welches er vorhin in der Kantine requiriert hatte. Er schleuderte es auf die Scheibe, es drehte sich in der Luft um sich selbst und schepperte mit der Spitze voran gegen das Ziel, wo die Klinge zerbrach.
Die Scheibe blieb in der vordersten Position stehen und die diese Demonstration war damit beendet.

Wenn ein Feind auf diese Nähe heran kommt, kommentierte Kurt etwas lauter also zuvor, da ihm die Ohren noch dröhnten, wäre ich so frei ihnen eurer Plasmapistole zu überlassen, Herr. Er grinste schief und der Goldzahn funkelte.
Natürlich ist mir bewusst, dass die wenigsten Gegner so freundlich sind stur auf gerader Linie auf einen zulaufen. Wenn es euch beliebt werde ich mein Können auch gegen bewegliche Ziele demonstrieren.
Hector tippte ein Bewegungsschema in die Ziele, während Kurt die Waffen der Reihe nach nachlud. Dann schoss er auf den Tanz der verschiedenen Übungsscheiben. Er vertrat dabei die Philosophie nicht mit Kimme und Korn nach den Zielen zu jagen, sondern ihre Richtung zu bestimmen, vorzuhalten und sie dann in seine Schussbahn gleiten zu lassen. Nicht jeder Schuss saß, aber Alles in Allem traf er doch das worauf er zielte. Gerade die Pistolen waren keine sehr feinen Instrumente. Sie bockten in der Hand schickten schmerzhaften Rückstoß durch die Knochen. Aber sie blockierten nicht, was er als ein gutes Zeichen deutete.
Entweder für ihren makellosen Pflegezustand oder für ein Wohlwollen des Maschinengottes. Als die Kugeln und Energiestrahlen erneut verschossen waren und Hector die Automatik der Scheiben stoppte. Drehte Kurt die beiden Pistolen am Zeigefinger und blies den Rauch von der Mündung.
Ein bisschen Angeberei musste trotz aller Ernsthaftigkeit schon sein dürfen.
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#5
Hector grüßte den ankommenden Sindri mit einem schweigenden Nicken und konzentrierte sich dann auf Kurts Schießübungen. Die minutiöse Sorgfalt, mit der der ehemalige Soldat seine Waffe vorbereitete und die Innbrunst, mit der er die entsprechende Litanei vortrug überraschte ihn. Die meisten Männer der Imperialen Garde waren deutlich nachlässiger in ihrer Verehrung des Maschinengottes und auch wenn Hector selbst in dieser Hinsicht ab und an zur Nachlässigkeit neigte, bestätigte es ihn doch in der Überzeugung, den richtigen Gefährten für ihre Mission ausgesucht zu haben. Auf Nachfrage übernahm er anschließend die Kontrolle über die Anlage und beobachtete das Schauspiel. Für einige Minuten erfüllte das unregelmäßige, hohe Geräusch des feuernden Lasgewehrs den Raum, während der alte Bildschirm auf der Konsole alle paar Sekunden in grünen Lettern die Präzision der Treffer bewertete. Auch wenn nicht jeder Schuss perfekt saß, war Hector doch von Kurts Treffsicherheit beeindruckt, die laut Anzeige 87.18 Prozent über dem Schnittwert der unaugmentierten Soldaten der planetaren Verteidigungsarmee lag.
Nachdem der letzte Schuss verhallt war neigte Hector zufrieden den Kopf. „Ein überaus zufriedenstellendes Ergebnis. Falls du noch weiter üben willst, findest du die entsprechenden Programme auf deiner Konsole. Die Bedienung sollte intuitiv sein.“ Sagte Hector und trat von der Schaltfläche zurück. „Außerdem würde ich „Hector“ vorziehen. Ich bin nicht dein Herr, lediglich dein Auftraggeber.“ Fügte er mit einem Schmunzeln hinzu, bevor er sich zu Sindri wandte.
Für einen Moment war er verwirrt, da die, über die Infosphäre übertragene Identifikationsziffer seines Bruders der Maschine leicht verändert hatte, doch als sein Auspex wenige Sekunden später die erneuerten Körperteile an Sindris Körper identifizierte und dessen neue ID speicherte. „Wie ich sehe hast du dich noch umfangreicher auf unsere Mission vorbereitet als ich.“ Merkte Hector mit einem Lächeln in der binären Sprache des Maschinenkults an, bevor er wieder in das übliche Niedergotisch wechselte. „Wie du vielleicht soeben mitbekommen hast, bin ich kein sonderlich begabter Schütze. Während meiner Ausbildung auf dem heiligen Mars legten meine Mentoren mehr Wert auf die Verteidigung im Nahkampf. Ich hatte gehofft, dass du mir helfen könntest, meine Routinen aufzufrischen…“ Er löste seinen Energiespeer aus dessen magnetischer Halterung an seinem Rücken und stellte die Waffe neben sich auf den Boden. Auch wenn er durchaus motiviert war, nach so langer Zeit wieder etwas Übung zu bekommen, konnte er trotzdem den Gedanken nicht ganz verdrängen, dass er seinen Vorschlag in wenigen Minuten wieder bereuen könnte. Als Anhänger der Antriebskraft und der kriegerischsten Aspekte des Maschinengottes waren Luminen in der Regel für brutale Nahkämpfe konfiguriert und ausgebildet. Wenn Sindri dem Ruf seines Ordens gerecht wurde, hätte Hector zwar keine realistische Chance, jedoch hatte schon ihn Magister Norn ihm immer wieder eingebläut, dass man sich nur verbessern könnte, wenn man sich mit Bessern misst.
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#6
Schweigend und bewegungslos verharrte er ein paar Meter neben ihnen um beide nicht zu stören und verfolgte die Schießübungen. Bruder Hector war wirklich nicht besonders gut aber auch nicht sträflich schlecht, schließlich lag sein Konfigurationsschwerpunkt ja auf seiner Arbeit als Archäologe. Kurts Leistung war für ein ehemaliges Mitglied der Armee sehr angemessen und als jetziger Söldner regelrecht hervorragend, auch wenn seine kleine Geste am Ende beim Mechanicus verschwendet war. Er nickte ihm grüßend und anerkennend zu. Eine sehr gute Leistung die bestätigt dass mit euch die richtige Wahl getroffe wurde. Jedoch hoffe ich sehr dass ihr von diesem Doppeleinsatz der Automatikpistolen während unserer Mission absehen werdet. Zwar werden wir für eine angemessene Menge Ausrüstung sorgen aber vor Ort werden wir sorgsam damit umgehen müssen. Auch wenn wir zwei Techpriester sind so können wir für euch "keine Munition scheißen" wie ihr Imperialen in etwas derberen Niedergotisch zu sagen pflegt. Er bedeutete ihm das Gewehr an der Konsole stehen zu lassen, nach dem Training würde er sich die Zeit nehmen es korrekt zu justieren. Hectors Bitte nahm er erfreut zur Kenntnis wobei er dessen Energiestab interessiert betrachtete. Um die klare Wahrheit der Daten zu wahren ist meine Ausbildung und Werdegang bei den Luminen bisher relativ wenig mit dem Kampf in Kontakt gekommen wenn man meine Einsätze im Hornigkrieg außer acht lässt. Des statistischen Datenabgleichs unserer Fähigkeiten seid ihr mir an reiner Kampffähigkeit überlegen bis mindestens gleichwertig. Das gab er ohne Scham und kalter logischer Ehrlichkeit zu, zwar waren die Luminen für ihr großes Geschick im und ihre Konfiguration für Nahkämpfe bekannt aber seine Datensätze waren unverschlüsselt einsehbar sodass für den entsprechend Augmentierten klar war dass sein Geschick noch nicht so groß war. Vorher möchte ich jedoch ein paar neue Programmeinspeisungen testen die ich zusammen mit meinen neuen Implantaten erhalten habe.

Den Schießstand mit ihnen verlassend steuerte er in der Trainingshalle das Gestell mit den Kampfservitoren an. Mt ein paar Eingaben aktivierte er drei der in schlechtestem Zustand befindlichen Exemplare. Soweit seine Sichtung der neuen Programme und internen Steuerungsroutinen ergab würde er sie mit den neuen Fähigkeiten zerstören und da empfahl es sich jene zu nehmen die zu hundert Prozent aussortiert werden mussten. Der erste Kampfservitor stapfte nach Erhalt der entsprechenden Binärcodes wankend auf ihn zu und aktivierte zwei abgehackt knatternde Kettenklingen die er anstelle der Hände besaß. Sindri ließ seinen Pilgerstab ausfahren und hielt ihn beidhändig. Als der Servitor den ersten Schlag setzte wich er zur Seite aus, drückte mit dem rechten Stabende die Kettenklinge weg sodass er ihm ungewollt die entsprechende Schulter zuwandte und stieß das linke untere Stabende gegen das fahle Fleisch während er eines seiner neuen Fähigkeitsprogramme aktivierte. Es gab ein hörbares Knistern und Funken prasselten kurz am Schaft des Stabes entlang als zum ersten Mal Energie durch ihn strömte. Jedoch zu Sindri hin und nicht von ihm weg. Der Servitor erstarrte augenblicklich in seiner Position und einige Lämpchen erloschen während sich Sindris Kutte kurz statisch auflud. Seine Arme juckten fürchterlich als der Energiefluss sie passierte und die Nähte kribbelten. Den Stab gegen die bewegungslose Kampfpuppe lehnend trat er ein paar Schritte zur Seite und damit direkt in den Angriff des Zweiten hinein. Dieser wollte den Bohrerarm zurückziehen während er mit einer Greifklaue nach ihm fasste als er ihm schlicht eine Hand auf die Stirn legte und die zweite Fähigkeit einsetzte. Unter seiner Haut leuchteten die neuen Implantate und Electoos kurz hell auf sodass sie deutlich sichtbar wurden als sie von Energie durchströmt wurden. Seine Cranialen Schaltkreise sandten einen kleinen Datenstrom durch seinen Geist als sie den Energieanstieg im Speichermedium verarbeiteten. Dann trat er zurück und der zweite Servitor kippte steif nach vorn sodass er dank seiner Arme in einer merkwürdigen Haltung steif wie ein Brett zum Liegen kam. Beide waren von jetzt auf gleich kalt, eindeutig tot und im Stadium der Leichenstarre. Jegliche Bioelektrizität war ihren Körpern entrissen und nun in seiner Potentia-Spule gespeichert.

Den dritten Servitor ließ er nicht angreifen sondern nahm seinen Stab und berührte ihn damit an der Hüfte ehe er den rechten Arm mit der Handfläche nach außen ausstreckte. Die spiralförmige Augmentation um seinen Unterarm glomm einen Moment lang. Mit einem Knacken in den Ohren der Anwesenden, sofern sie noch Biologische hatten, zuckte ein blauweißer Blitz aus seiner Handfläche und schlug in den Servitor ein der zuckend erzitterte. Funken sprühten und es knallte während einige Dinge durchbrannten ehe die Kreatur rauchend zusammensackte während ihre und die gerade abgegebene Energie, diesmal ohne dortige Funken durch Sindris Stab in ihn abgeleitet wurden. Test erfolgreich abgeschlossen, kommentierte er und fuhr den teleskopischen Stab ein um ihn wieder zu verstauen. Die drei Leichen liegendlassend trat er zu einem noch freien Boxring um den Übungskampf mit Hector zu beginnen.
Name: Sindri
Rasse: (Mensch)
Alter: Geboren vor 352 Jahren
Größe: 1,882 m
Aussehen: bleich und dürr, Gesichtsmaske, rote Gugel, schwarze Robe, zahlreiche Electoos, kristallines Potentia Coil
Fähigkeiten: schlechter Schütze, passabler Nahkämpfer, guter Techniker
Begleiter: Brokkr, ein Servoschädel
Zugehörigkeit: Adeptus Mechanicus
Ausrüstung: technische Ausrüstung, Beinschutz, Laserpistole
Kontostand: 2000 Schekel
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#7
Jedoch hoffe ich sehr dass ihr von diesem Doppeleinsatz der Automatikpistolen während unserer Mission absehen werdet. Zwar werden wir für eine angemessene Menge Ausrüstung sorgen aber vor Ort werden wir sorgsam damit umgehen müssen. Auch wenn wir zwei Techpriester sind so können wir für euch "keine Munition scheißen" wie ihr Imperialen in etwas derberen Niedergotisch zu sagen pflegt.

Arrogante scheiß Halbleiterbirne. „Wie ihr Imperialen zu sagen pflegt“ Fick dich doch!
Kannst du wahrscheinlich nicht, weil da wo dein Schwanz sitzen sollte bestimmt ne Microantenne verbaut ist.


Ich werde mich bemühen die Gegebenheiten und Einschränkungen unserer Reise zu berücksichtigen. Kommentierte Kurte zurückhaltend und machte sich daran die Waffen zusammen zu räumen. Wie gewünscht ließ er das Lasergewehr zurück, wo Sindri es später noch einmal einstellen konnte. Was er von dieser jovialen Selbstgerechtigkeit hielt schrie er dem Techpriester nur in Gedanken ins Gesicht. Das Hector ihm zwei Pistolen anfertigen wollte war eine geniale Sache. Das sich dieser Selbstdarsteller dazu herab ließ sein Gewehr zu justieren, als wäre er ein Kind, brachte ihn auf die Palme. Er würde später ein anderes wählen oder zumindest mit diesem noch einmal längere Zeit auf dem Schießstand verbringen. Wenn es hart auf hart kam und wenn man in die Wüste vordringen wollte war das keine Frage des Ob sondern nur des Wann, dann vertraute er keiner Waffe an der ein Kabelmönch herumgepfuscht hatte. Ganz gleich wie viel sie sich auf ihr technisches Wissen einbildeten.
Ein Segen des Maschinengottes, schön und gut, aber bei allem darüber hinaus kontrollierte er die Fähigkeiten jedes Techpriesters, der mit seiner persönlichen Ausrüstung rum machte, lieber zwei Mal mit den eigenen Instinkten.
Er hatte auf Klagesang einen Typen gekannt, den Namen wusste er nicht mehr, der hatte sich was drauf eingebildet einen besonders heißen Draht zum Techpriester der Kompanie zu haben. Seine Laserkanone wurde stets zuerst gewartet, gesalbt und erhielt immer die schönsten Siegel und Treffensgebete.
Bei der Schmelzwasseroffensiewe der Grünhäuter oblag es den Laserkanonen alles aufs Korn zu nehmen was größer als ein gewöhnlicher Boy war. Die polierte und fünf Mal gesalbte Laserkanone des Techpriesterfreundes gab zwei Schüsse ab und ging dann hoch wie ein Knallfrosch am Tag nach Bleichnacht. Die Entladung tötete den Ladeschützen und verbrannte den Schützen der Art, dass er zwei Tage später unter entsetzlichen Schmerzen verstarb. Kurt hatte dies damals so gedeutet, dass der Maschinengott die übermäßige Preisung durch den Priester und den Schützen bestraft hatte.
Mit anderen Worten, der Maschinengott mochte keine Arschkriecher.
Also würde er für einen Segen über seiner Waffe dankbar sein und die Kalibrierungen danach selbst vornehmen.
Im Anschluss an die die kleine Ansprache machte sich Sindri fulminant daran drei Servitoren zu zerlegen. Kurt hab die Hand schützend vor das Gesicht, als Stromentladungen aufblitzten und Funken flogen. Beeindruckend war das, ganz ohne Zweifel. Jeder der Gegenteiliges Behauptet hätte, zumindest jeder stinknormale kleine Imperiumsbürger, hätte gelogen.
Dennoch bestätigte sich durch die Showeinlage sein Ersteindruck von Sindri. Wasser predigen und Wein saufen. Hatte der ihm hier nicht gerade was von Verschwendung vorbalsabert? Jetzt demontierte er ihre halb lebendigen Trainingspüppchen. Zeigte unter dem Vorwand seine neuen Einbauteile auszutesten was für ein toller Hecht er war.
Kurt nickte anerkennend und hielt den Abstand, den man von einem kleinen Licht erwartete. Innerlich entschied er, dass er Hector ein wenig und Sindri kein Stück leiden konnte. Sicher, danach fragte letztlich keiner und er hatte lieber eine unsympathische Kampfmaschine auf seiner Seite, als einen total umgänglichen Pazifisten.
Aber an seiner gefassten Meinung änderte das nun einmal nichts und auf seine Vorurteile war Kurt stets besonders stolz gewesen. Seine Loyalität war also vorrangig bei dem Archäologen verortet, auch wenn das natürlich nur für das Quäntchen Loyalität galt, die er für andere erübrigen konnte. Ganz oben auf der Liste stand erst einmal er selber, dann folgten viele leere Zeilen, dann noch einmal er selber und was dann kam ordnete sich nach den verschiedensten Faktoren.
Meist lief es darauf hinaus, dass er Menschen nach dem Umfang einteilte, wie sehr er sie nicht leiden konnte.
Als Sindri sich anschickte einen Zweikampf mit Hector zu beginnen, wünschte er sich von ganzem Herzen, dass Captain Cool von dem Artefaktjäger ordentlich die Visage umstrukturiert wurde.
Nach außen wahrte er natürlich den Schein des interessierten und staunenden, kleinen Schützen Arsch im letzten Glied.
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#8
Hector schaute Sindri mit einer Mischung aus Bewunderung und Sorge bei dessen kurzem Sparring - sofern man die brutale Demontierung dreier, geradezu herzerbarmend hilflos wirkender Trainingsservitoren als solches bezeichnen konnte. Die Luminen trugen ihren Beinamen zurecht. Während sein mechanisches Auge die Reizüberflutung nach einer kurzen Adjustierung der Filter ausgleichen konnte, musste er sein echtes, menschliches Auge zusammenkneifen, damit die gleißend hellen Stromschläge ihm nicht die Netzhaut versengten… Nachdem das einseitige Duell sein Ende gefunden hatte seufzte Hector schicksalsergeben und folgte mit einem letzten Blick auf die rauchenden und zuckenden Überreste der Cyborgs seinem Bruder zu einem der markierten Kampfringe, indem für gewöhnlich Skitarii und Ruststalker die Klingen kreuzten. Innerhalb der Markierung nahm er seinen Speer in beide Hände und nahm sich einige Sekunden, um wieder ein Gefühl für das Gewicht und die Balance der Waffe zu bekommen. Eine der größten Herausforderungen im Umgang mit der zweihändigen Waffe bestand darin, seinen Kampfstil auf die ungleiche Kraftverteilung in seinem Körper anzupassen. Im normalen Alltag passten Hectors Implantate die Energiezufuhr seiner mechanischen Prothesen so an, dass sie seiner sonstigen Konstitution entsprachen; wenn es jedoch die Situation erforderte – beispielsweise in einem Kampf – konnte er den Energieausstoß seiner Energiespulen an die Servos massiv erhöhen. Folglich hatte sein rechter Arm deutlich mehr Kraft als sein linker, sein linkes Bein deutlich mehr Wucht, als sein rechtes. In seinem Kopf wechselten die Cogitatoren von einem Moment auf den anderen ihre Priorität, Rechenkapazität, die sonst zum Wälzen riesiger Datenmengen verwendet wurde, kümmerten sich plötzlich um die schnellere Verarbeitung visueller Signale, die Kontrolle künstlicher Hormondrüsen und die Steuerung der Prothesen…
Da Hector hoffte, ihre gemeinsame Mission in einem Stück fortführen zu können, verzichtete Hector auf die Aktivierung des Disintigrations-Feldes und vertraute im Gegenzug darauf, dass Sindri den Energieausstoß seiner Implantate ausreichend zügeln würde, um ihn nicht ebenfals in ein rauchendes Wrack zu verwandeln. Zwar hatte Hector’s Exoskelett eine Überlast-Routine, die im Falle eines Stromschlags überschüssige Energie in seine Energiespule umleiten konnte, jedoch war diese Funktion für die Arbeit mit aktiven Leitungen gedacht, nicht für die geradezu absurden Spannungen, die die Implantate seines Bruders erzeugten. Da die Waffe auch ohne das Energiefeld scharf genug war, um einen mittelschweren Brustpanzer zu durchdringen, war die lange Spitze mit einer dünnen Metallschiene abgedeckt, die die Kanten ausreichend abstumpften. Diese Sicherheitsvorkehrungen nahmen dem Speer zwar den Großteil seiner Tödlichkeit, jedoch bestand auch der Rest der Waffe aus einer Adamantlegierung und ein guter Treffer konnte nachwievor Knochen brechen.
Seine Atmung beruhigend, schlug Hector seine Kapuze zurück und ging in die klassische Ausgangsposition, das linke Bein vorne, den Speer an seiner rechten Seite, die Spitze auf Brusthöhe seines Gegners. Nachdem auch Sindri seine Bereitschaft deutlich gemacht hatte, atmete er ein letztes Mal ein und aus… und schnellte vor. Eine kurze Überdosis in die Servos seines Beins half ihm dabei, die Distanz mit einem leichten Sprung zu überwinden und mit einem entsprechenden Schub seines Arms ging die Spitze auf Sindris Brustkorb nieder. Der Lumine hatte offensichtlich mit einer ähnlichen Eröffnung gerechnet, denn er reagierte mit einem ebenso schnellen Schritt nach rechts und drehte den Oberkörper, wodurch die Spitze nur leicht über seine Brustplatte schabte. Hector setzte nach, zog die Klinge zurück und brachte einen zweiten Stich an – diesmal auf die linke Seite, auf die der Lumine mit der gleichen Bewegung in die entgegengesetze Richtung reagierte. Zwar ging die Spitze diesmal etwas deutlicher vorbei, jedoch hatte Hector dies einkalkuliert, stieß seinen rechten Arm vor und hieb mit dem unteren Ende des Speers von recht nach dem Kopf seines Gegners. Sindri riss seinen linken Arm hoch und Metall prallte auf Metall, als er den Schlag mit einem seiner Stäbe parierte. Durch die schiere Wucht traf der Angriff zwar trotzdem sein Ziel, war aber so weit abgeschwächt, dass sein Bruder im schlimmsten Fall ein kurzes Klingeln zwischen den Ohren spüren würde.
Einen kurzen Moment standen die beiden Kontrahenten still, Waffe an Waffe und schätzten die Kraft des anderen ab, als plötzlich die Luft begann zu zittern und blaue Funken den Stab des Elektropriesters emporstiegen. Gleichzeitig und ohne die Verbindung zu lösen bewegte Sindri seine Waffe entlang des Stabs in Richtung Hectors rechtem Arm… Mit einem angestrengten Schnauben und einer kurzen Kraftanstrengung stieß dieser seinen Gegner von sich und versuchte, sich mit einem schnellen Schritt außer Reichweite zu bringen. Letzteres gelang ihm zwar, trotzdem reichte ein winziger Kontakt zwischen dem Stab und seiner Faust um mehrere zehntausend Volt seinen Arm hinaufzuschicken. Der Großteil wurde zwar durch das Sicherungssystem abgefangen, dennoch erreichte eine nicht unerhebliche Restladung seinen Körper und Hectors Gesicht verzog sich, während seine Muskeln in der rechten Körperhälfte sich für einige Momente verkrampften.
Er hatte kaum Zeit seine Haltung wiederzufinden, als Sindri auch schon nachsetzte und Hector dazu zwang eine Reihe schneller, aggressiver Schläge beider Stäbe zu parieren, während dieser langsam rückwärts zurückwich. Seine Implantate halfen ihm dabei, die Schlagwege der geladenen Stäbe zu extrapolieren und korrigierten in zwei Fällen seine Haltung minimal, wenn er sich verschätzt hatte. Erst wenige Schritte vor dem Rand des Rings nutzte Hector eine kurze Lücke im Angriffsmuster seines Gegners um nach links aus dem Angriff auszubrechen und nutzte die Gelegenheit, um selbst zwei Schläge gegen Brust und Beine seines Gegners anzusetzen…
Der Kampf tobte weiter. Die körperlichen und geistigen Augmentierungen erlaubten beiden Kombatanten, ein hohes Tempo anzuschlagen, dass sich über die Zeit hinweg sogar noch etwas weiter steigerte. Auch konnte man bemerken, wie Hector und Sindri sich nach einiger Zeit auf den Kampfstil des jeweils anderen einstellten. Bei zwei normalen Kampfsportlern war dies eine Sache von Intutition und Reflexen, doch die Skitarii im Raum wussten, dass hier neben zwei menschlichen Individuen auch zwei Cogitatoren gegeneinander antraten. Neben der physischen Konstitution würfe auf lange Hinsicht auch die bessere Software über Sieg und Niederlage entscheiden…
Obwohl beide Kämpfer mehrere unterschiedlich schwere Treffer landeten, war es am Ende Hector, der nach einem besonders heftigen Zusammenstoß auf Abstand ging, die Hand hob und die Waffe sinken ließ. Der letzte Stromschlag hatte einen Schaltkreis seines Armes kurzgeschlossen und der vierte und fünfte Finger krümmten und streckten sich erratisch. „Genug, Bruder! Dieses Gefecht gestehe ich dir zu. Wenn das so weiter geht, muss ich vor unserer Weiterfahrt mehr Hardware austauschen, als mir lieb ist.“ Ergab er sich schnaufend und wischte sich mit der linken Hand den Schweiß aus dem Gesicht. Nachdem er zweimal tief durchgeatmet hatte, befestigte er seinen Speer an der magnetischen Halterung auf seinem Rücken, richtete sich auf und formte mit einer leichten Verbeugung vor Sindri mit seinen verbliebenen acht Fingern das Zahnrad. „Ich danke dir für das Training, du ehrst sowohl deinen Orden als auch die heilige Antriebskraft. Ich fürchte ich muss mich nun zurückziehen. Vor unserer Abreise muss ich mich sowohl um meinen Arm, als auch noch um ein weiteres… Projekt kümmern.“ Mit einem leichten Lächeln in Richtung Kurt wandte er sich, schob sich die Kapuze wieder über den Kopf um und verließ mit soviel Würde den Trainingsraum, wie es seine spastisch zuckende Hand erlaubte. Er würde Sindri auf der Fahrt um den Austausch ihrer gegenseitigen Bewegungsanalysen bitten. Am besten konnte man seine eigenen Fehler immer aus der Perspektive eines anderen sehen. Die Skitarii im Raum standen in mehreren Gruppen zusammen und diskutierten in gedämpfter Lingua Technis den Verlauf des Kampfes. In einer der dunklen Ecken standen zwei Ruststalker, von denen einer seinen Kameraden das offensichtliche Interesse bekundete, sich ebenfalls an einem der Techpriester zu versuchen. Hector schauderte es allein bei dem Gedanken. Bei Sindri war er sich sicher gewesen, dass dieser seine antrainierte Aggression zügeln konnte, doch bei den drahtigen Nahkampfspezialisten der Skitarii war die Mordlust direkt im Code ihrer Schaltkreise verankert und er konnte sich beileibe angenehmeres vorstellen, als sich von transsonischen Waffen filetieren zu lassen...
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#9
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