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von hier kommend...
Das Gelände des Hauses Siris, zumindest der repräsentative Teil davon, war alles, was der Rest der Stadt nicht zu sein schien.
Sauber, hell, geräuschneutral, wohl temperiert und effizient.
Der Sitz glich einer gewaltigen Nadel aus Glas, welche sich in die Stratosphäre bohrte, ihre Wurzeln aber in der mittleren Eben hatte und womöglich sogar noch tiefer reichte. Natürlich konnte man nicht einfach so vor dem Hauptgebäude vorfahren. Denn trotz des gewünschten Bildes von Transparenz und Nähe, musste ein Mitspieler im globalen Schach trotzdem eine gewisse Distanz, ja Sicherheitsabstand wahren.
So musste das Fahrzeug mit den beiden Rangern, Glen diente ihm als Fahrer, selbstredend durch allerlei Sicherheitsschleusen und durch den Gürtel aus Parkgelegenheiten und separaten Wirtschafts- und Verwaltungsgebäuden, die bei einer Einrichtung dieser Ausmaße obligatorisch waren.
Im Unterschied zu allem, was sie jedoch bisher auf Koron erlebt hatten, liefen die Prozesse von Kontrollen und Wegzuweisungen routiniert und vor allem schnell ab. Man beschrieb ihnen zielsicher wohin sie sich wenden mussten, wo sie das Fahrzeug abstellen konnten und wer sie erwarten würde.
Sie hielten auf der zugewiesenen Abstellfläche und wurden von einem Bediensteten, mittels eines kleinen Schienenfahrzeuges zur „Nadel“ gebracht.
Das Gebäude wurde beeindruckender, mit jedem Meter dem man sich ihm näherte. Ohne die Zurschaustellung von Prunk und Zierrat oder militärischer Präsenz, vermittelte der Turm doch einige sehr klare Botschaften, über die schiere Großleistung seiner architektonischen Existenz hinaus. Es gab Zugänge verschiedenster Ausführung und Größe. Einige Gäste durften direkt davor halten und den Ort für, wie auch immer geartete Geschäfte, unmittelbar betreten. Die Außenfläche war in großen Teilen verspiegelt. Die Geheimnisse des Hauses waren hinter der Reinfektionen jener, die sie zu egründen versuchten, ebenso verborgen, wie hinter den Zinnen und aufgepflanzten Bajonetten anderer Häuser. Der Wagen hielt vor einen Eingang mit Drehtür, durch welchen Besucher und Hauspersonal im zügigen Schritt zu erledigender Aufträge eilte. Als die beiden Söldner durch die Drehtür traten, war es als schritten sie durch ein Portal in eine andere Welt. Nicht das harte, künstliche Licht der Makropole durchflutete den Empfangssaal, sondern klares Sonnenlicht, von einer leichten Briese durchweht. Der Geruch von Wäldern wurde darin mitgetragen, ebenso wie das Zwitschern von Singvögeln. Alles dezent, nichts aufdringlich oder um Aufmerksamkeit heischend. Ein Blick zurück fiel durch vermeintliche Panoramafenster, die jedoch nicht das wahre Abbild der Außenwelt zeigten, sondern eine Küstenlandschaft, mit spektakulären Wolkenbänken, über einer wilden und urtümlichen Landschaft.
Weder die anderen Anwesenden, noch die drei, in Weiß gekleideten Bediensteten hinter dem verchromten Empfangstresen, schienen noch einen Blick für die Schönheit dieser Projektion zu haben. In mitten all dieser Beschäftigten, stach die zierliche Frau heraus, die unbewegt lächelnd neben dem Tresen stand und sich in der polierten Oberfläche des Bodens spiegelte.
Nachdem sie den beiden Neuankömmlingen Zeit gegeben hatte sich zurechtzufinden, klackte sie auf hohen Absätzen zu ihnen, legte die Rechte auf höhe des Herzens und verbeugte sich angedeutet vor beiden. Schönheit war natürlich ein subjektives Empfinden, das von Mensch zu Mensch ebenso variierte, wie von Kultur zu Kultur und Planet zu Planet. Gleichwohl musste man schon sehr von der Norm ästhetischen Empfindens abweichen, wenn man die zierliche Person nicht als schön, zumindest aber ausnehmend hübsch beschrieben hätte.
Habe ich es bei Ihnen das Vergnügen mit den Vertretern der Organisation der Havoc-Ranger? Waldorf bejahte die Frage, die eigentlich keine zu sein schien und stellte sich und seinen Begleiter vor.
Sehr angenehm. Mein Name ist Tamara Elenora Siris. Ich werde mit ihnen unser Anliegen besprechen, von dem ich hoffe, dass es ein gemeinsames ist. Bitte folgen sie mir.
Sie drehte sich um und ging ihnen elegant voran. Glen stieß seinem Partner den Ellenbogen vielsagend in die Seite. Wenn sie dies bemerkte, immerhin spiegelte hier fast jede Oberfläche, war sie Profi genug es sich nicht anmerken zu lassen.
Gemeinsam betraten sie eine der drei Fahrstühle, der sich nahezu geräuschlos in Bewegung setzte.
Frau Siris verstand sich darauf kein unangenehmes Schweigen entstehen zu lassen und gleichzeitig weder in Belanglosigkeiten abzugleiten, noch bereits konkret zu werden.
Ich hörte ihre Organisation hat momentan noch ihre Schwierigkeiten mit der Akkreditierung und der Zertifizierung. Ich fürchte in dieser Beziehung unterscheidet sich Koron 3 kaum von anderen Welten, die derart lange die Vorzüge einer imperialen Verwaltung genießen.
Gewisse Dinge sind wohl unvermeidliche Begleiterscheinungen der Zivilisation.
Ich denke aber, so man etwas auf den positiven Ruf ihre Organisation geben kann und davon gehe ich doch stark aus, dass am Ende ein positiver Bescheid vorliegen wird. Manche Mühlen mahlen einfach langsamer als andere.
Da wären wir.
Der Fahrstuhl öffnete sich zu einem steril gehaltenen Korridor, von welchem links und rechts unbeschriftete Türen abgingen. Eine davon öffnete sich bei ihrer Annäherung in einen Konferenzraum.
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Ein Fenster oder aber Monitor ersetzte eine Wand und gewährter den Blick nicht etwa auf das Naturpanorama aus der Halle, sondern die Makropole im Halbdunkel des Nachtzyklus, bei welchem die Beleuchtung der Ebenen heruntergedreht wurden. Es war jedoch gerade einmal kurz nach der Mittagsstunde.
Der Raum zeigte sich mit einem Glastisch ausgestattet, welcher für sechs Personen Platz bot. Schreibblöcke und Tintengriffel lagen bereit, ebenso standen Getränke in Kunststoffflaschen, eine Warmhaltekanne, Tassen und Gläser zur Verfügung.
Tamara Elenora Siris nahm an einer Seite des Tisches Platz, der durch bereitliegende Papiere als ihre vorgesehene Position ausgewiesen wurde. Den beiden Söldnern beschied sie durch eine Geste sich zu setzen. Bedienen Sie sich, meine Herren.
Ich weiß, dass persönliches Aufsuchen unserer Niederlassung oftmals mit einigen Unannehmlichkeiten und Strapazen verbunden sein kann. Ich danke Ihnen daher noch einmal für ihr zeitnahes Erscheinen.
In der Tat bringt mich dies auch gleich zum Punkt unserer Zusammenkunft. Dieser nämlich gebietet auch ein wenig an Eile.
Ghost, dimm das Licht und fahr die Präsentation ab. Sprach sie in den Raum hinein.
Sehr gerne Tamara Antwortete eine sanfte und melodische Frauenstimme, die von allen Seiten zugleich zu kommen schien.
Das Licht im Raum erlosch und das Bild der nächtlichen Makropole wurde ausgelöscht und dann von einer Luftbildaufnahme ersetzt. Diese zeigte eine karge, rote Wüstenlandschaft. Am unteren Rand konnte man einen Streifen Meer erkennen und die Ausläufer der Makropole. Der Bereich der Stadt, wurde von einer gewaltigen Erdspalte von der roten Wüstenfläche getrennt.
Was sie hier sehen, ist die sogenannte Bresche. Die Wunde im Planeten leuchtete kurz auf, als erkenne die Präsentation, wann sie auf die Worte der Frau reagieren musste.
Diese Verwerfung könnte man als den Burggraben Gohmors bezeichnen. Das Ergebnis einer geologischen Katasprophe vor mehreren hundert Jahren. Dahinter beginnt die Wüste, welche ihrerseits auf eine Katastrophe zurückzuführen ist. Auf Koron hat man Erfahrung darin sich die eigene Heimat gründlich zu ruinieren.
Ich möchte Ihnen jedoch nicht mit einer Geschichtsstunde die Zeit rauben, meine Herren und versuche die eigentliche Operation so einfach wie möglich zu umreißen.
Gerne können wir danach in Detailfragen gehen.
In dieser Gegend, etwa dreihundert Kilometer nordöstlich von der Bresche entfernt, befindet sich das Gebiet des Östlichen Zechenverbandes, kurz ÖZV. Eine Art Miniaturstaat, welcher sich auf den Ertrag dreier großer und mehrere kleiner Bergwerke stützt.
Die Menschen leben dort und arbeiten dort. Ihr Kontakt mit der Außenwelt beschränkt sich im Großen und Ganzen auf den Export geförderter Erze und den Import von Gütern des täglichen Lebens. Von der Zahnbürste bis zum Förderbagger.
Sie hatten vor ein paar Jahren einen Streit mit einer anderen, großen Bergbaugesellschaft, welche Haus Orius zugehörig ist. Die Kumpel des Zechenverbandes konnten diesen Streit für sich entscheiden.
Entgegen aller Prognosen.
Das war eine recht unschöne Sache damals, die sogar in Gewalttätigkeiten ausgeufert ist. Ich habe dazu einige zeitgenössische Artikel in den Dossiers zusammenfassen lassen, die die damaligen Ereignisse illustrieren. (Guardian Seite/post von oben: 1/3;2/14;3/2;3/14;5/1;7/12) Umfangreiche Lektüre und für die Erfüllung der Mission, so Sie sie denn annehmen wollen, nicht unbedingt ausschlaggebend.
Allemal konnte sich der Zechenverband nicht nur gegen die Haustruppen Orsius behaupten, sondern sogar einen Frieden erzwingen, indem sie drohten alle ihre Erzeugnisse unbrauchbar zu machen, so Orisus nicht einlenken würde. Das tat man und seitdem herrscht ein Burgfrieden. Orsius hat sich einige Vorzugsverträge beim Handel gesichert, aber auch unser Haus hat einen Fuß in der Tür, wie man so schön sagt.
In den folgenden Jahren entstanden an der Grenze zum Gebiet des ÖZVs mehrere Handelsposten verschiedener Partner. Sieben des Hauses Orisius, eines von uns und drei von kleineren Häusern beziehungsweise Gesellschaften. Vielleicht fragen sie sich, warum Orsius so viele Niederlassungen dort hat. Nun sie benutzen sie gleichsam als Handelsstation, wie als Militärlager. Gewiss, die Wüste ist gefährlich und auch unsere Station ist mit bewaffnetem Personal bemannt. Dennoch ist die Redundanz, mit der Orisus dort präsent ist wohl mehr eine klare Erinnerung daran, dass man die schändliche Niederlage keineswegs vergessen hat.
Wie dem auch sei.
Unsere Station hat vor zwei Tagen jeglichen Funkkontakt mit uns abgebrochen. Es gab kein Hilfegesuch, keine Erklärung oder Hinweis warum. Natürlich können technische Störungen in dieser Region vorkommen, doch gibt es in solchen Fällen andere Protokolle, die eine Kontaktaufnahme gewährleisten. Keine von diesen Maßnahmen wurde bisher ausgelöst. Wir haben daraufhin ein bewaffnetes Einsatzteam geschickt, welches die Station auch erreichte und betrat, dann jedoch ebenso wie vom Erdboden verschwand.
Das Vorgehen in dieser Region ist sehr heikel. Wir haben hier faktisch einen rechtsfreien Raum. Natürlich steht das Gebiet nominell unter dem Protektorat Gohmors und damit der PVS. Doch es gibt ein Sprichwort bei uns. „Knochen die in der Wüste verstreut werden, bleichen auch in der Wüste.“
Wir haben also einen ungeklärten Zwischenfall an der Grenze zu einem Gebiet, das dessen Bewohner mit Argwohn und Aggressivität verteidigen. Umgeben ist unsere Station von den Lagern eines anderen Hauses, das… und ich drücke mich hier sehr diplomatisch aus, uns nicht eben wohlwollend gegenübersteht. Ein Pulverfass, dessen Lunte unter einem Brennglas liegt. Wir können also nicht mit einer großen Angriffstruppe unserer hauseigenen Sicherheitsorgane anrücken.
Wir können aber auch nicht, nichts tun. Zum einen natürlich um unser Personal von dem zu befreien, was immer ihnen auch zugestoßen ist. Zum anderen aber auch um das Gesicht unseres Hauses zu wahren.
Die Ranger, als eine externe Dienstleistungsorganisation haben einen gänzlich anderen Status.
Sie wären deklariert Personal, Material und Erz aus der Station abzutransportieren, was wir anmelden würden und was man kaum als aggressiven Schritt missinterpretieren kann. Vor den Augen der Öffentlichkeit. Tatsächlich sollen sie genau dies auch tun. Darüber hinaus werden sie jedoch auch das Gelände sichern und nach Möglichkeiten den Vorgängen auf den Grund gehen. Natürlich wird sie eine kleine Gruppe aus Fachpersonal unseres Hauses begleiten.
Das zeichnet die Mission in groben Zügen, würde ich sagen. Haben Sie bis hierhin Fragen?
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Die Impfnadel der Stabs-Ärztin hatte doch deutlich mehr geschmerzt, als erwartet. Auch wenn die "normale Größe" hatte, so fühlte sich Waldorfs Arm an, als wäre er von einer Stabstrebe durtchstoßen worden. Dazu hatte sie ihn noch in seinen geschienten Arm gestochen, dessen Nervenbahnen ohnehin nach ihren ganz eigenen Regeln spielten. Dabei war es schon ironisch, dass der Söldner schon die eine oder andere Kugel hatte wegstecken können, eine einfache Injektion ihn nun jedoch dazu nötigte, aus dem Fenster seines Panzerwagens zu blicken, während Glen auf dem Weg zum Haus Siris seine Version eines Schlachtgesanges schmetterte. "Und? was denkste?" So fragte der Squat bald mit erwartungsvollem Blick, als der röhrende Singsang ein Ende gefunden hatte. "Ich denke, du fährst besser, als du singst. Achte lieber auf die Straße, sonst kriegen wir's mit den Arbites zutun. Keine Lust, mich mehr mit den Stiftschubsern hier aufzuhalten, als nötig." Glen grunzte frustriert und setzte die Fahrt fort, überraschend zügig, wenn beide daran zurückdachten, wie quälend lahm die Fahrten am Vortag verlaufen waren. Offenbar wollte niemand der grau-grünen Höllenmaschine in den Weg kommen, vielleicht war das aber auch nur die Einbildung der beiden Rangers.
"Dann sollst du also mal wieder den Vorzeigeranger spielen? Mann, wenn son bisschen Militärschule und n paar Prothesen zu soner Karriere führen, bin ich richtig froh, meine Zeit mit Holo-Nutten und Truck-Rennen verbracht zu haben." Die beiden lachten, ehe Waldorf auf die Servo-Faust seines Kollegen deutete. "Und was ist dein stählerner Grabscher dann? Ein eskaliertes Piercing?" Der Truck holperte über ein paar Macken im Asphalt. "Das ist ein Multi-Tool. Eine Verbesserung und keine gammlige Gehhilfe, wie du eine hast, Waldorf." Erneutes Lachen, erneutes Holpern, während man sich seinen Weg hin zum Ziel bahnte.
Ein anerkenndes Pfeifen entglitt Glens Lippen, als der gläserne Elfenbeinturm des Hauses Siris sich nun in Sichtweite offenbarte. "Da gehen wir rein? OLeck mich fett, bei der HRK sieht man ja wirklich was von der Welt. Ich glaube, ich begleite dich öfter mal bei solchen Aufträgen." Der Blick des Söldners löste sich dabei von dem Data-Pad, welchem er ein paar Informationen zu Haus Siris zu entlocken versuchte. Er entgegnete nichts auf Glens Bemerkung, stimmte er doch völlig zu, obwohl derartige Bauten ihm aus seiner Kindheit auf Axis noch durchaus bekannt waren, wenn auch in eher konservativem Design und ein paar hundert Nummern kleiner. Am Ende des Tages waren alle Protzbauten gleich, so fand er.
Anders, als der gewaltige, angehängte Abwicklungskomplex vermuten lies, passierten die beiden Söldner dann doch sehr zügig die diversen Sicherheitsmaßnahmen und administrativen Hürden des Gebäudes. Letztendlich beeindruckender, als die äußere Imposants der Bauten war doch die Effizienz, mit der hier gearbeitet wurde, zumindest wenn man Waldorf fragte. Alles hier lief bar jedweder Stumpfsinnigkeit ab, als gäbe es hier keine Gallerien voller Datenmüll, durch den sich erst ein altersschwacher Servitor schaufeln musste. Der Söldner-Offizier war erfreut und rückte sich nocheinmal seine Contractoren-Weste zurecht, als sie schließlich ausstiegen und ins Innere des Empfangsbereiches bugsiert wurden. Glen hatte dabei nur Augen für die diversen, anderen mundan erscheinenden, Technologien, die hier alles am Laufen hielten, während Waldorf bereits durchging, was er zu sagen haben würde. Auch wenn das hier keine bindenden Ergebnisse liefern musste, war eine gewisse Anspannung doch nicht zu vermeiden.
Schließlich kamen sie in der mit Holoplatten umrahmten Eingangshalle an und staunten ob der künstlichen Umwelt nicht schlecht. Fast mochte man glauben, an einem wesentlich schöneren Ort zu sein, dachte man sich die kalten Oberflächen des Gebäudes weg. Das Wort "Urlaub" lag -zusammen mit ein paar Unflätigkeiten - auf den Lippen des Squats, wurde jedoch nicht ausgesprochen, da sich recht bald die augenscheinliche Vertrehterin des Hauses näherte und vorstellte.
Man tauschte ein paar persönliche Eckdaten aus und komplimentierte das beeindruckende Enterieure des Gebäudes, ehe es zum Lift ging. Auf die Bemerkung Tamaras hin musste Waldorf schmunzeln. "Unsere Ankunft hier verlief etwas unplanmäßig, das macht die Dinge komplizierter als nötig. Die Verwaltung könnte sich trotzdem ruhig eine Scheibe von ihrer Organisation abschneiden. Es ist schön, noch in diesem Jahrhundert zur Sache kommen zu können." Eine recht grobe, fast ketzerische Spöttelei auf Kosten des Administratums, aber eine angebrachte, wie Waldorf fand. Glen gluckste einmal hörbar, ein leichter Stoß von Waldorfs Ellenbogen setzte dem aber ein Ende. Auch wenn er die ungezwungene Art seines Kumpanen gern hatte, sollte er sich jetzt etwas zusammenreißen. Wenn Waldorf schon gut aussehen musste, dann sollte das auch für Glen gelten.
Der Konferenz-Raum, in dem das Dreiergespann schließlich ankam, wirkte wie der Rest des Gebäudes sehr modern und aufgeräumt, hatte mit dem HQ der Rangers nicht viel gemein, das daneben wie ein Blech-Verschlag auf einer Müllhalde wirkte. Selbst die Sitzmöbel machten den Eindruck, ihre ganz eigene Spezies Stuhl zu haben. Es war schwer zu beschreiben, aber alles war High-End, abgesehen vom Flaschenwasser, das erfrischend unspektakulär daher kam, als die beiden Männer sich daran bedienten. Kein Chlorgeschmack, kein Rost, kein toter Fungus, kein Garnichts störte den Vortrag der hübschen Frau Siris bezüglich des Auftrages. Mit Ausnahme des Bedürfnisses Waldorfs, sich ein LHO-Stäbchen anzustecken. Er hatte seit ihres Aufbruches im HQ keines mehr geraucht und merkte jetzt schon, wie es ihm fehlte, einen Sargnagel im Mund zu haben. Ein Schluck Wasser musste herhalten, um seine Konzentration wieder auf den Vortrag zu lenken, der dann auch recht schnell zu Ende ging.
"Dann brauchen sie also Personal zur Sicherung und Auskundschaftung einer Anlage." Er begann, seine Gedanken nun zu ordnen und das Ganze in eine vermarktbare Form zu zwängen. "An was für Dimensionen hatten Sie dabei denn gedacht? Personenzahlen, Fahrzeuge, solche Dinge." Der Mann deutete auf die Anlagen auf der Bildwand. "Ist es auszuschließen, dass dieses Haus... Orsius, richtig? Etwas damit zutun hat? Nicht, dass wir uns hier am Rande eines Konzern-Krieges wiederfinden." Stirnfalten bildeten sich im Gesicht des Söldners. Oh, diese verdammten Sargnägel. "Mich würde auch interessieren, welche Art Fachpersonal Sie meinen, das uns begleiten soll und wie es das tut." Ein weiterer Schluck Wasser wurde genommen, einmal durchgeatmet. "Viele Materialfragen und Abläufe, die geklärt werden müssten, um den Ablauf zu optiomieren." Er lehnte sich etwas im Stuhl zurück und wendete sich dem Fräulein Siris zu. Sie genoss seine volle Aufmerksamkeit. Glen hielt sich unterdess kunstvoll aus der ganzen Affäre heraus, offenbar wenig an Geschäftsgesprächen interessiert. "Prinzipiell wäre das aber machbar. Wir haben bereits änliche Aufgaben erfüllt, wenn auch ohne eine sekundäre Zielsetzung. Der Teil des Auftrages, der offiziell läuft, sollte bei guter Planung problemlos zu schaffen sein und auch vom Stab akzeptiert werden, wenn die Vergütung verhältnismäßig ist. Ich kann Ihnen für den Rest aber nichts versprechen, bis wir vor Ort sind und Genaueres wissen. Gesetz dem Fall, unser Taskmaster bewilligt die Maßnahme, angesichts unserer derzeitigen Lage hier auf Koron. Ich hoffe, dass Sie das verstehen."
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"Dann brauchen sie also Personal zur Sicherung und Auskundschaftung einer Anlage."
"An was für Dimensionen hatten Sie dabei denn gedacht? Personenzahlen, Fahrzeuge, solche Dinge."
Die Anlage hatte eine Stammbesatzung von zwanzig Personen. Das schlimmste Szenario, namentlich das dort alle tot sind, haben wir zwar nicht unbeachtet gelassen, gehen aber momentan eher davon aus, dass wir im schlimmsten Fall eine komplette Evakuierung durchführen müssen.
Für das Personal benötigen wir entsprechend Transportkapazität. Auch medizinische Versorgung, wenn Sie über derartige Fahrzeuge verfügen. Außerdem muss Material abtransportiert werden, wozu vier Lastkraftwagen im Bereich 40 Tonnen ausreichend wären.
Das Gebiet selbst gilt als stabil, aber keineswegs sicher. Es gibt Risikofaktoren durch Nomaden, Mutanten und Banditen, wobei höchstens Letztere eine Bedrohung für einen gut bewaffneten Konvoi darstellen würden. In den letzten zwei Jahren gab es lediglich einen größeren dieser Angriffe. Ein zwei Sicherungsfahrzeuge und Bewaffnung auf den anderen Fahrzeugen gehört, denke ich doch, zu ihrem Standard, nicht wahr?
"Ist es auszuschließen, dass dieses Haus... Orsius, richtig? Etwas damit zu tun hat? Nicht, dass wir uns hier am Rande eines Konzern-Krieges wiederfinden."
Sie schwieg einen Moment, weniger weil sie nach einer Antwort zu suchen schien, sondern weil sie ihre Worte sehr sorgfältig zu formulieren versuchte.
Die Situation zwischen den Häusern auf Koron 3 ist sehr fragil. Ein kompliziertes Geflecht, ein Gleichgewicht von Drohung und Potenzial. Natürlich gibt es immer wieder Versuche unser Haus zu sabotieren. Ein derartig offener Angriff wäre jedoch ein Skandal mit unvorhersehbaren Konsequenzen. Einen weiteren Hauskrieg würde keine Fraktion auf Koron so leichtfertig riskieren, bedeutete es doch die komplette Auslöschung durch das Imperium. Der letzte Konflikt ist in der Wahrnehmung des Imperiums kaum ein paar Minuten her. Beim nächsten Mal wird man nicht so nachsichtig sein und nur zwei Drittel der Herrscherhäuser auslöschen. Natürlich können wir uns irren. Wer weiß schon was in den Köpfen dieser Hardliner vor sich geht. Aber unsere Analysten gehen nicht von Orsius als Urheber aus.
"Mich würde auch interessieren, welche Art Fachpersonal Sie meinen, das uns begleiten soll und wie es das tut."
Wir werden ein oder zwei eigene Fahrzeuge mit ihrem Kontingent mitschicken. Ärzte und Techniker und ein F.A.U.S.T., unsere Sicherheitskräfte.
Ich ahnte ihre Bedenken hinter dieser Frage. Weder werden wir einen Konflikt vom Zaun brechen, noch wollen wir mit dem Säbel rasseln. Der personelle Schwerpunkt bei dieser Mission liegt ganz klar auf ihrer Seite. Aber wir müssen uns ebenfalls an gewisse Protokolle halten. Auch braucht das Personal vor Ort natürlich einen Ansprechpartner. Wenn ein großer Konvoi, den dort stationieren Hausangehörigen unbekannten Fraktion, auf sie zugerollt kommt, könnte das eine unvorhergesehene Situation herbeiführen. Fährt unserer eigens Fahrzeug voran, erkennen sie, dass sich Freunde nähern.
Viele Materialfragen und Abläufe, die geklärt werden müssten, um den Ablauf zu optimieren.
Gewiss. Lassen sie uns drei ersteinmal eine generelle Einigung finden und die Detailfragen über die Ausstattung dann von den Durchführenden abwägen lassen.
Gesetz dem Fall, unser Taskmaster bewilligt die Maßnahme, angesichts unserer derzeitigen Lage hier auf Koron. Ich hoffe, dass Sie das verstehen.
Selbstverständlich. Ich denke, dass eine erfolgreiche Mission, in Zusammenarbeit mit unserem Haus, für sie einen optimalen Start darstellen dürfte. Bekommen andere Interessensgruppen mit, dass Haus Siris Vertrauen in Sie setzt und nicht vor einer Zusammenarbeit, aufgrund noch unklarer, bürokratischer Deklarierungen zurückscheut, dürften ihre Startschwierigkeiten auf Koron überwunden sein. Der Umstand einer Zusammenarbeit mit uns, sollte jegliche Vergütung, von der reinen finanziellen Wertigkeiten, weit überwiegen.
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Waldorf saß auf seinem Stuhl und ließ die Antworten seines Gegenüber in sich nachzittern, während sie sich unterhielten. Auch, um den Gedanken daran zu verdrängen, wie sehr er sich nach einem LHO-Stäbchen sehnte und sich dafür verfluchte, nicht noch eines auf dem Weg hierher geraucht zu haben.
So machte er sich bereits innerlich Notizen darüber, was er dem Taskmaster berichten würde und was noch unklar, aber außerhalb seiner "Gehaltsklasse" lag, wie man so schön sagte. Dabei zeichnete er bereits ein paar grobe Skizzen in seinem Kopf. Nomaden, die mit verhängten Gesichtern auf Impro-Bikes durch das Ödland donnerten und Projektilwaffen herumschwänkten, als wären es Säbel.
Auch ging er dabei die Fahrzeuge durch, die es brauchen würde und wen er für das eine oder andere würde ansprechen müssen, Gefallen einfordern, wo es nötig war. Er besaß bei Weitem nicht das organisatorische Talent Enohs, war es aber dennoch gewohnt, sich weitergehende Gedanken zu machen, wenn es um solche Fragen ging, als manch anderer. Annahmen bezüglich der Ausstattung wurden dabei abgenickt, auch wenn Glen vermutlich grade kurz davor war, selbst ins Schwadronieren zu geraten und die Vertreterin mit Details zu bewerfen, die sie nicht im geringsten interessierten. Glücklicherweise blieb der Squat ruhig, abgesehen vom schlürfenden Geräusch, wenn er einen Schluck Wasser nahm.
Dass eine Beteiligung Seitens Orsius unwahrscheinlich war, war dabei beruhigend für Waldorf, denn sein Bedürfnis nach erneuten, politischen Verwicklungen seitens der Ranger war verschwinbdend gering. Offenbar waren die großen Häuser des Planeten ebenso eingestellt, auch wenn die Gründe dafür den Söldner an seine Heimat zurückdenken und erschauern ließen. Auch wenn sie viele Jahre hinter ihm lagen, konnte er sich noch gut den Schlag Mensch vorstellen, der solche Eregnisse ins Rollen brachte und zwar auf jedweder Seite. Entsprechend beruhigt zeigte er sich auf die Erklärung hin.
Auch die Ausführungen das fremde Personal betreffend reichten ihm aus, um sich eine Meinung zu bilden. Nichts ungewöhnliches also, auch wenn er in solchen Fällen immer nachfragte, denn man fiel bei solchen Manövern nur zu schnell auf die Nase. Manch ein Erzbaron bildete sich ein, Söldnerkompanien anheuern und dann abschlachten zu können, sobald die gröbsten Hindernisse auf dem Weg zum Ruhm für ihn beseitigt wurden. Genau die Art von Mentalität, die seine Jugend-Tutoren gepredigt hatten. Wieder ein Schaudern, machte der LHO-Entzug ihm diese Kopfschmerzen?
Nein, er durfte sich jetzt nicht gehen lassen. Er hatte sich selbst in diese Lage gebracht und würde sie auch durchstehen! Ein innerer Ordnungsruf, der die kurze Entgegnung des Fräulein Siris im Äther verschwimmen ließ, ehe man auf seine Beurteilung der Lage zu sprechen kam. Die Art, mit der dieses zierliche Persönchen die Fakten und Aussichten darlegte, gefiel ihm. Vermutlich würde sie die Rangers innerhalb weniger Stunden durch jedweden Papierkrieg führen können und dabei noch nichtmal ins Schwitzen kommen. Insofern spiegelte sie alles wieder, was Waldorf bisher von Haus Siris gesehen hatte. Er nickte schmunzelnd. "Ich höre schon die Stimmen einiger Schatzmeister des Taskmasters heulen, aber ich persönlich glaube Ihnen gern, Siris. Eine humanitäre Mission für dieses Haus wäre ein wirksamer Türöffner." Dabei dachte er an Glen, der in seiner rohen Art vermutlich irgendeinen Vergleich mit einer Maschine angestellt hätte. Waldorfs Fahrer LIEBTE solche Vergleiche und malte sich vermutlich grade aus, wie er eine schwere Schutztür aufsprengte, oder etwas derartiges. "Wenn es wirklich nur um die Abwehr von ein paar Herumtreibern und die Bergung von Mensch und Material geht, sollten unsere Kosten auch im Rahmen bleiben. Werde mich bemühen, Ihre Sicht der Dinge zu unterstützen. Sieht für mich so aus, als würden hier alle gewinnen können."
Waldorf hatte es nicht gern, Einsätze auf diese Art zu beurteilen, gehörte er unter den Rangern doch zu den Idealisten, doch verstand er auch, dass er in einem professionellen Umfeld wie diesem genau so denken musste. Geringe bis keine Verluste, man tat etwas Redliches, verbrannte höchstens ein paar Galonen Treibstoff und verballerte ein wenig Munition. Leben würden gerettet, alle stünden gut da. Um den investigativen Teil vor Ort würde er sich selbst kümmern wollen. Auch eine gute Gelegenheit, die Fachleute von Siris ein wenig unter die Lupe zu nehmen und zu sehen, ob diese "Faust-Leute" mit mehr schossen, als Laser und Kugeln.
"Für den Sicherungs-Teil habe ich schon ein paar Leute im Kopf, die Ihre Erwartungen dabei voll erfüllen sollten, bis Ihre eigenen Leute alles im Griff haben. Die Ursachen-Forschung wird sich bestimmt ebenso klären lassen." Ein Blick wurde in Richtung des Karten-Schirms geworfen, um seine Gedanken zu kommunizieren.
"Wäre von Vorteil, ein unverfängliches Dossier mitnehmen zu können. Habe leider kein Aufnahmegerät bei mir und würde es vorziehen, Informationen aus erster Hand liefern zu können. Ist sicher auch in Ihrem Interesse. Natürlich nur, um sicherzustellen, dass der Auftrag so dargelegt werden kann, wie es die Vorbereitungen nötig machen." Dabei blickte er die Geschäftsfrau diplomatisch, aber bestimmt an. Es war wichtig, dass man sich in solchen Belangen verstand. Er dachte sich dabei aber bereits, welche kybernetische Verbesserung als nächstes auf seine Liste kommen würde.
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