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Ezekiel träumte. Er befand sich mitten im Universum, umgeben von irisierenden Lichtern in allen Farben. Nach einer Weile wurden die Farbtöne jedoch so grell und abstrakt, dass seine nicht vorhandenen Augen zu schmerzen begannen. Nun gesellte sich zu dem Lichtspektakel noch eine Kakophonie hinzu, welche aus millionenfach verstärkter, disharmonischer Musik bestand,wie sie nur ein komplett verrücktes Hirn erdenken konnte. Plötzlich schälte sich aus den Farben das schreckliche Auge hervor, und zwar direkt auf Ezekiel zu. Wieder versuchte der Mann sich dem Anblick zu entziehen, doch er schaffte es nicht. Es kam nun immer näher, und jetzt erkannte der Adlige, dass es sich nicht nur um ein Auge handelte,sondern um eine Ansammlung von vielen kleinen Facetten, die in den Fleischwucherungen eingefasst waren. Je näher das Gebilde ihm kam, desto bewusster wurden Ezekiel die grotesken Ausmaße dieses Organismus. Würde es sich nicht in seinem Traum befinden, sondern im Realraum, so würde es ein ganzen Wohnsilo vereinnahmen. Sein Verstand schrie protestierend auf, versuchte eine Ohnmacht herbeizuführen. Doch in einem Traum blieb dies erfolglos, hier herrschten andere Naturgesetze. Während sein Körper scheinbar in Flammen aufging, zeigten ihn die Facetten Bilder von nie gekannten Grauens, ein Pandämonium des Wahnsinns, wie es selbst der blasphemischste Künstler nicht auf eine Leinwand bringen könnte. Während sein Geist bemüht war, den größten Schaden zu kompensieren, flackerten einzelne Szenerien auf und es schien, als würden sie von irgendwas Verborgenen tief in Ezekiels Seele reflektiert werden. Als würde etwas antworten...
...eine Welt. Eine Welt, die sich weitergedreht hat. Aus dem Erdenreich ragten nackte Stahlträger, wo früher(oder in einer möglichen Zukunft?) Gebäude gestanden haben. Der Staub der trockenen Erde schluckte alles Leben. Das Bild gewann an Klarheit. Nun konnte man Einzelheiten auf der Oberfläche erkennen. Wie abgestorbene Äste ragten gebleichte Gerippe aus dem Erdengrund, als ob sie in stummer Anklage sich gegen den Himmel aufbäumen würden. Es war nicht zu erkennen, ob es sich dabei um Menschenknochen handelte. Wer sie wohl gewesen sein mochten? Was war für ihren Tod verantwortlich? Während sich Ezekiels Gedanken träge um solche Fragen drehten, drehte die Welt sich weiter im Nichts, ein neues Bild zeichnete sich in diesem Mahlstrom ab, in dem Ezekiel sich nun befand. Im Auge des Sturms...
...Ezekiel befand sich nun im Turm seiner Familie, dem Hauptsitz der Händlerfamilie. Es musste sein Zuhause sein, denn er erkannte den großen Festsaal. Doch die Szenerie welche sich abspielte, war ihm gänzlich fremd. Zu fremd.Der Raum von vereinzelten gedämpften Lichtern mehr schlecht als recht erhellt. Er stand im Eingangsbereich, welcher noch recht gut erleuchtet wurde. Von der Decke hingen dunkle Stoffe herunter, dadurch schien der Raum noch dunkler und niedriger. Wie in dem Hab war auch hier der Boden durchgängig von Kissen und Decken bedeckt, diesmal jedoch alles von erlesener Qualität. An den Rändern seiner Wahrnehmung, gerade noch so greifbar, nahm er eine Präsenz wahr. Doch so sehr er sich auch anstrengte, er konnte sie nicht wirklich fassen. Da nahm er Bewegung im Raum vor sich wahr. Es war mehr ein Gewimmel auf dem Boden und da erst bemerkte er, dass er nicht alleine war. Als hätte man einen Schleier von ihm genommen, nahm er nun mit allen Sinnen wahr. Sah, hörte und schmeck... für einfache Frauen, dann aber setzte seine Erinnerung ein und er war felsenfest davon überzeugt, dass es sich um Mutantenhuren handelte. Er tastete nach seiner Wange, ein etwa fünf Zentimeter langer Schnitt zierte sein geschminktes Gesicht, es brannte fürchterlich. Wieder kehrte sein Blick zu den Gestalten. Nun hatte er keine Zweifel mehr- es konnte sich hier nicht um Menschen handeln! Die Körper wiesen eine fahle, fast schon leichenartige Blässe auf. Viele der Leiber wiesen drei oder mehr Brüste auf, die Gesichter waren eindeutig weiblich, doch mit solch einem bösen Ausdruck, das s einem das Blut in den Adern gefrier. Und als Ezekiel erblickte, womit ihn diese Frauen liebkosten, begann er zu schreien und wollte nie wieder in seinem Leben damit aufhören! An den Stellen, an denen sich normalerweise Hände befanden, ragten Krebsscheren und andere Schneidewerkzeuge aus den Armen! Und während er schrie, begannen diese Werkzeuge ihn nach und nach in einzelne Fleischstücke zu schneiden...
Ezekiel schlug seine weltlichen Augen auf! Total desorientiert rollten seine Augen ziellos umher, versuchten das Gesehene zu verarbeiten und herauszufinden, wo er sich verdammt noch mal befand. Der Schweiß rann in Bächen aus allen Poren. Er wischte sich fahrig mit der rechten Hand die Flüssigkeit aus dem Gesicht, als er plötzlich in etwas warmes, klebriges fasste. Er führte die Hand mit einer Kraftanstrengung vor seine Augen- seine Finger waren nass vom Blut! Vom Blut einer Schnittwunde an seiner Wange! Er schrie...