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Szenentreff "Vanilla Blossom" und eine Reise ins Ungewisse
#71
Nun ich denke der Worte sind vorläufig genug gewechselt. Auch so gibt es wohl genügend über das ich nachsinnen kann. In der Tat wäre ich froh, so sehr ich unsere, überaus anregende, Unterhaltung auch genossen habe, wenn ich nun etwas Standesgemäßes gegen diesen Kittel tauschen könnte. Da ich ja nun offiziell ein Revolutionär bin verlangt es mich danach den Säbel umzugürten und das Gewicht der Bürde in seinen kalten Stahl zu betten. Der Professor erhob sich und alle anderen taten es ihm nach. Noch einmal ließ er sich zu einem galanten Handkuss hinreißen und folgte dann den tippelnden Schritten Kasumis. Diese geleitete sie nicht etwa zurück in ihr Krankenzimmer, sondern in eine Art Ankleideraum. Sonnenlichtstrahler gaukelten dem Augen den Einfall des realen Gestirns vor. Auch das Vogelgezwitscher, welches sich leise vernehmen ließ, hielt er anfangs für einen geschickt erzeugten Effekt. Dann jedoch erkannte Ignatz das die Längstseite des Raumes von einem hohen Vogelgatter eingenommen wurde. Darin sprangen etwa zwanzig Tiere herum und gaben ein Platzkonzert. Der Professor konnte seine Natur nicht hinten anstellen und stand etwa zehn Minuten vor dem Käfig sich, mit dem Gemüt eines Kindes, an den possierlichen Kameraden erfreuend.
Endlich riss er sich los und legte seine Kleidung an. Alles war vorhanden und weit mehr als das. Jedes Stück akribisch gereinigt, selbst die Pistole wies keinerlei Spuren der Benutzung mehr auf. Als alles an Ort und Stelle saß begutachtete sich Kavallerie Hauptmann Schnabelmayer im Spiegel und eine absonderliche Mischung aus Wehmut, Vorfreude, Furcht und Anspannung erfüllte ihn. Was war nur geschehen? Welches Schicksal hatte ihn aus einem bequemen Leben gerissen und spülte ihn nun an die Küsten der Heimat aus Kindertagen?
Mit einem Ruck drehte er sich von der reflektierenden Fläche weg und ließ den Strom widersprüchlicher Gedanken abreißen. Vor der hauchdünnen Papiertür wartete der dienstbare Geist wie zur Salzsäule erstarrt.
Ich wäre dann soweit, Fräulein Kasumi!
Sie lächelte ihn undurchschaubar an.
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#72
Zur Sonnenbarke
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#73
Es mussten Stunden verstrichen seien, seitdem monglor einen seiner Anfälle bekommen hatte, die ihn einst zu dem machten, was er nun war. Nicht oft, aber hin und wieder verursachten die ihm eingepflanzten Implantate Nebenwirkungen, die sich meist in neuralem Überschuss äußerten. Für Außenstehende hatte dies dann oft den Anschein von Epilepsie oder als ob man bei dem Ogryn einfach mal den Energieversorgungsschalter betätigt hätte. Das Ergebnis war jedoch letzendlich immer gleich: Es folgte ein Zusammenbruch. Wie konnte so etwas entstehen? Das Gehirn eines Ogryns war für imperiale Wissenschaftler häufig nicht sonderlich interessant, so vor allem im Militär nicht, wo man rigoros Schäden ersetzte, aber nicht allzu oft reparierte. So war monglor fraglos aussortiert worden. Hätte sich dagegen jemand die Zeit genommen, den Casus monglor zu beobachten, dann wären jenem Beobachter grobe Charakteristiker aufgefallen, die die Nebenwirkungen am häugisten auslösten. In scheinbaren Gefahrensituationen, in denen sich der Ogryn fürchtete, eher noch gruselte, und wenn man es schaffte, seine Aufnahmefähigkeiten mit zu viel Input zu überfordern. Letzteres war hier der Fall gewesen. Der Servitor, der eine Nachricht überbrachte, hatte den Fleischberg entsetzt. Er verstand natürlich nicht, dass er selbst in Ansätzen eine solche Biomaschine war, aber seine Instinkte hatte ihn vor dem unwirklich scheinenden Konstrukt scheuen lassen. Er hatte sich gegruselt, weil ihm der Umgang mit Servitoren gänzlich unvertraut war, und doch war Gruseln für monglor manchmal nicht willentlich beeinflussbar. Viel mehr konnte es reflexartige Reaktionen hervorrufen, ehe der Ogryn seiner Emotionen selbst richtig gewahr wurde.
Der andere Fall, einen Ogryn geistig zu überlasten, trat contraire zu seinen instinktiven Ängsten weit weniger ein. Man konnte gewiss in allen Büchern und Notizen über diese Metamenschen finden, wie beschränkt sie in ihren kognitiven Fähigkeiten waren, wovon monglor in keiner Form abwich, doch war es eine Sache, gegen eine Wand zu reden, eine andere, diese Wand mit den gesprochenen Worten wirklich zu verwirren.
Aber nun wachte monglor auf. Er war allein. Man hatte ihn nicht angerührt, wohl weil er zu sehr stank, die meisten sich für ehrbar haltenden Bürger des Imperiums abschreckte, weil er auch am Boden liegend noch beeindruckende Körpermaße zeigte oder weil man sich schlicht nicht für ihn interessierte, als einen Menschen dritter Klasse in einer als sozial und gemeinschaftlich propagierten Gesellschaft, die doch in Wahrheit nur aus resignierten und verzweifelten Egoisten bestand.
Die Ogrynknarre befand sich auch noch bei ihm. In schlechteren Gegenden hätte man ihm diese nach Schrott aussehende Großkaliberwaffe mit Sicherheit abgenommen, doch schien sich in dieser Gegend niemand für zerbeultes Altmetall zu interessieren. Darüberhinaus funktionierte die Waffe ja nicht einmal mehr, noch dazu war das Auftreiben von dieser Munition in der Regel eher auffällig. Für einen Ogryn waren diese Probleme bei Weitem noch größer.

Der Tag war angebrochen. Es war etwas heller als in der Nacht gewesen, aber dennoch war Koron nicht minder unfreundlich. Etwas schwerfällig rappelte sich monglor auf und schaute sich um. Er war da gewesen, wo er vorher eben gewesen war, doch war sein Chef, der Professor Schnabelmayer, fort. So etwas war monglor nicht zum ersten Mal passiert, seitdem er sich selbst durchschlagen musste. Dennoch war es kein schönes Gefühl. Als er aber feststellte, dass ihm nichts weiter fehlte und er "nur" einen tierischen Hunger hatte, machte er sich auf und stapfte fort.
Vielleicht hatten die bei den Red Cards ja was Neues für ihn. Immerhin war der Mann, Lucky, dort so freundlich gewesen und ihm einen geringeren als normalerweise üblichen Anteil an monglors Einnahmen abknüpfen wollen.
Aber da monglor nicht mehr genau wusste, wo dieser Mann wohnte, besichtigte er erst einmal die Makropole...
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