02-13-2009, 07:31 PM
Oberstleutnant Tybalt Valdred Drauwulf kochte vor Wut. Nach außen hin explizierte nicht ein Merkmal auf sein aufgewühltes Gemüt hin und er gab sich wie eh und je ruhig und besonnen, doch wer ihn näher kannte, mit ihm das zarte Band intimen oder kameradschaftlicher Freundschaft teilte, der vermochte den schwelenden Brand in seinen stechend blauen Augen zu erkennen, der Freunde und Bekannte, aber auch niedere Befehlsempfänger, Abstand und Achtsamkeit gelehrt hatte. Jenes hintergründige, gehaltvolle Funkeln mahnte sie das ihr kommandierender Offizier nicht bei idealster Laune war und es ihrer Gesundheit oder Dienstakte abträglich gegenüber wäre ihn in solchen „Phasen“ irgendwie zu stören oder anderweitig auch nur in seinem Umfeld zu sein. Eben aus diesem Anlass heraus war es auch nicht ausnehmend absonderlich das Bystran Nicabre, Oberfähnrich und ausgewählter Adjutant, des „Reißers von Terra“ sich am liebsten in sein Quartier zurückgezogen und Schadensberichte oder anderweitige Inspektionen vorgenommen hätte, statt nun mit seinem Vorgesetzten in denselben Gemächern zu verweilen. Er konnte nicht umhin zu behaupten wie stolz er war, die außerordentliche Ehre auf sich zu wissen, der persönliche Adjunkt des Befehlshabers von Beta Septimus geworden zu sein, er mochte die Vorzüge und Rechte die diese Anstellung mit sich brachte, hin du wieder selbst denen auf die Finger klopfen zu können, die Rangmäßig über ihm standen oder wesentlich diensterfahrener waren als er und sich stets altklug gaben und ihn belächelten. Bei jenen Gegebenheiten musste er nur einen Namen in den Mund nehmen (in den überwiegenden Fällen war dies nicht einmal vonnöten) und er war plötzlich der wichtigste Mann im Raum, der alle nach seiner Pfeife tanzen lassen konnte.
Wie gesagt das waren die Privilegien seines Amtes, aber da existierten natürlich auch Abstriche. Eine dieser Schmälerungen waren die temporär auftretenden Stimmungsschwankungen seines Kommandeurs, die vielfach absolut unangekündigt zutage gefördert wurden und auf einer Skala zwischen 3-7 zu messen waren (ja, Bystran hatte ein eigenes Richtmaß für die Unausgeglichenheit des Oberstleutnants erfunden), dies wurde hervorgerufen durch kleinlichere Nebensachen wie Verletzungen der Dienstvorschriften, Arbeiterausfälle durch Stolleneinbrüche oder versalzenen Kantineneintopf, schlampige Reporte der Schichtleiter oder Ausfälle auf technischen Niveau, dem entgegen traten aber auch Ausnahmeerscheinungen auf, die sein inneres Gefüge bisweilen völlig überreizte und ihn wahrlich unausstehlich werden ließen. Heute war so ein Tag, das konnte Bystran eindeutig beurteilen. Doch das Barometer schlug dieses Mal vermutlich nicht nur vollends aus, denn selbst eine 10 erschien dem Unteroffizier als zu gering um den Zorn und die Frustration, die Valdred Drauwulf Aura versprühte abzugrenzen, sondern bammelte irgendwo jenseits allem messbaren. Für ihn - wie auch allen anderen Dingen die sich mit ihm im Zimmer befanden - war dies kein gutes Zeichen.
Behutsam, ohne den zielstrebigen Schritt des Höherstehenden zu kreuzen der auf die Kühleinheit zuhielt, sich aus einem daneben montierten Schrank ein Glas schnappte, jenes auf die sanft bläulich erleuchtete Theke vor sich stellte und es mit einer blutroten Flüssigkeit füllte, platzierte sich der Assistent bei den elliptisch angeordneten Polstersitzen, die die Stirnseite des Raumes in Anspruch nahmen, von wo aus man einen wundervollen Blick auf den grauen Ozean inklusive sich Dunkel verfärbenden Himmel hatte. Als wollte er nicht mehr sein als ein anderweitiges dekoratives Mobiliar, legte er die Hände hinter seinem Rücken übereinander und wartete stumm ab. Wie sich in der Ferne am Horizont eine Unwetterwolke zusammenbraute, hoffte auch er darauf dass die Ruhe vor dem Sturm ihn vor einer plötzlichen Gewaltenentfesselung am ehesten beschützte.
Tybalt nahm einen kräftigen Schluck von dem Eingeschenkten. Leerte das Glas in einem Zug, ließ das Gekostete langsam die Kehle hinab gleiten, genoss Augenblick und Geschmack, um dann nachzugießen und mit dem aufgefüllten zu ihm ans Aussichtsfenster zu treten. Die Konsumierung des Alkohols hatte Wirkung, ein Teil seiner Anspannung fiel von ihm ab wie schwerfälliger Schnee von einem kahlen, wieder erwachenden, kräfteschöpfenden Baum.
„Direktor Retamier ist gelinde ausgedrückt außer sich vor Entrüstung und Enttäuschung über das ausnahmslose Versagen meines Kommandos. Er droht mir mit Strafversetzung und disziplinarischen Maßnahmen.“ verließ es plötzlich ruhig und bestimmt seinen Mund während er hinausblickte, das Spiel der Wellen und die dichte Wolkendecke betrachtete.
Bystran Nicabre räusperte sich und legte Bestürzung in seine Tonlage, die er partiell sogar verspürte. Er fürchtete um seinen Posten.
„Das sind erschreckende Neuigkeiten. Geradezu katastrophal für sie Herr Oberstleutnant. Beim goldenen Thron und den Allerheiligsten, das werden sie doch nicht einfach so hinnehmen wollen? Der Lord Protector hat doch, mit Verlaub, nicht die kärglichste Kenntnis davon wie schwer und heikel es ist, ein Hochsicherheitsgefängnis wie dieses zu führen. Sie haben sich seit Amtsantritt vor neun Jahren nicht ein Lapsus erlaubt, sondern immer vorbildlich nach den Kodizes des Imperiums gehandelt. Sie waren es der aus diesem…, verzeihen sie die Ausdrucksweise, jämmerlichen Dreckloch wieder einen ernst zu nehmenden Außenposten geschaffen hat. Der Abbau der Erze hat sich in den letzten Zyklen permanent konstant gesteigert, woraus der Direktor gewiss Profit geschlagen hat, hinzu kommt noch das die Quote der statistischen Revolten für solche Anlagen ebenfalls unter den Durchschnitt gefallen ist… die derzeitige Situation außer Acht gelassen. All dies kann er doch nicht einfach so von seinem Tisch fegen und sie für eine einzige… Missetat, von Kriminellen begangen, derart zur Rechenschaft ziehen und versetzen lassen!"
(Fortsetzung folgt)
Wie gesagt das waren die Privilegien seines Amtes, aber da existierten natürlich auch Abstriche. Eine dieser Schmälerungen waren die temporär auftretenden Stimmungsschwankungen seines Kommandeurs, die vielfach absolut unangekündigt zutage gefördert wurden und auf einer Skala zwischen 3-7 zu messen waren (ja, Bystran hatte ein eigenes Richtmaß für die Unausgeglichenheit des Oberstleutnants erfunden), dies wurde hervorgerufen durch kleinlichere Nebensachen wie Verletzungen der Dienstvorschriften, Arbeiterausfälle durch Stolleneinbrüche oder versalzenen Kantineneintopf, schlampige Reporte der Schichtleiter oder Ausfälle auf technischen Niveau, dem entgegen traten aber auch Ausnahmeerscheinungen auf, die sein inneres Gefüge bisweilen völlig überreizte und ihn wahrlich unausstehlich werden ließen. Heute war so ein Tag, das konnte Bystran eindeutig beurteilen. Doch das Barometer schlug dieses Mal vermutlich nicht nur vollends aus, denn selbst eine 10 erschien dem Unteroffizier als zu gering um den Zorn und die Frustration, die Valdred Drauwulf Aura versprühte abzugrenzen, sondern bammelte irgendwo jenseits allem messbaren. Für ihn - wie auch allen anderen Dingen die sich mit ihm im Zimmer befanden - war dies kein gutes Zeichen.
Behutsam, ohne den zielstrebigen Schritt des Höherstehenden zu kreuzen der auf die Kühleinheit zuhielt, sich aus einem daneben montierten Schrank ein Glas schnappte, jenes auf die sanft bläulich erleuchtete Theke vor sich stellte und es mit einer blutroten Flüssigkeit füllte, platzierte sich der Assistent bei den elliptisch angeordneten Polstersitzen, die die Stirnseite des Raumes in Anspruch nahmen, von wo aus man einen wundervollen Blick auf den grauen Ozean inklusive sich Dunkel verfärbenden Himmel hatte. Als wollte er nicht mehr sein als ein anderweitiges dekoratives Mobiliar, legte er die Hände hinter seinem Rücken übereinander und wartete stumm ab. Wie sich in der Ferne am Horizont eine Unwetterwolke zusammenbraute, hoffte auch er darauf dass die Ruhe vor dem Sturm ihn vor einer plötzlichen Gewaltenentfesselung am ehesten beschützte.
Tybalt nahm einen kräftigen Schluck von dem Eingeschenkten. Leerte das Glas in einem Zug, ließ das Gekostete langsam die Kehle hinab gleiten, genoss Augenblick und Geschmack, um dann nachzugießen und mit dem aufgefüllten zu ihm ans Aussichtsfenster zu treten. Die Konsumierung des Alkohols hatte Wirkung, ein Teil seiner Anspannung fiel von ihm ab wie schwerfälliger Schnee von einem kahlen, wieder erwachenden, kräfteschöpfenden Baum.
„Direktor Retamier ist gelinde ausgedrückt außer sich vor Entrüstung und Enttäuschung über das ausnahmslose Versagen meines Kommandos. Er droht mir mit Strafversetzung und disziplinarischen Maßnahmen.“ verließ es plötzlich ruhig und bestimmt seinen Mund während er hinausblickte, das Spiel der Wellen und die dichte Wolkendecke betrachtete.
Bystran Nicabre räusperte sich und legte Bestürzung in seine Tonlage, die er partiell sogar verspürte. Er fürchtete um seinen Posten.
„Das sind erschreckende Neuigkeiten. Geradezu katastrophal für sie Herr Oberstleutnant. Beim goldenen Thron und den Allerheiligsten, das werden sie doch nicht einfach so hinnehmen wollen? Der Lord Protector hat doch, mit Verlaub, nicht die kärglichste Kenntnis davon wie schwer und heikel es ist, ein Hochsicherheitsgefängnis wie dieses zu führen. Sie haben sich seit Amtsantritt vor neun Jahren nicht ein Lapsus erlaubt, sondern immer vorbildlich nach den Kodizes des Imperiums gehandelt. Sie waren es der aus diesem…, verzeihen sie die Ausdrucksweise, jämmerlichen Dreckloch wieder einen ernst zu nehmenden Außenposten geschaffen hat. Der Abbau der Erze hat sich in den letzten Zyklen permanent konstant gesteigert, woraus der Direktor gewiss Profit geschlagen hat, hinzu kommt noch das die Quote der statistischen Revolten für solche Anlagen ebenfalls unter den Durchschnitt gefallen ist… die derzeitige Situation außer Acht gelassen. All dies kann er doch nicht einfach so von seinem Tisch fegen und sie für eine einzige… Missetat, von Kriminellen begangen, derart zur Rechenschaft ziehen und versetzen lassen!"
(Fortsetzung folgt)