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Lamara-Hotel, Sky-Suite 73-12, reserviert auf Hektor Maccharius
#1
Der Mann blickte durch das Panoramafenster hinunter auf den Großteil der Makropole. Hier oben schien sogar die Sonne ein wenig durch und durchdrang die toxischen Wolken. Gerade hatte es aufgehört zu regnen und der Kapitän wusste, dass in jenem Augenblick in den unteren Sektoren die Alarmsirenen aufhörten zu schrillen. Zwei Frachter zogen aus einiger Entfernung am Turm vorbei, das alte Metall bar jeglicher Farbe. Jene beiden Atmosphärenschiffe waren anscheinend auf dem Weg zum Raumhafen um dort Waren für entferntere Regionen abzuholen. Dann waren sie im Dunst auch schon wieder verschwunden und hinterließen nichts außer hellen Kondensstreifen.

Grannus drehte sich um und blickte den Mann an, der sich nun vor ihm befand. Herkyl, sein Adjudant, saß in einem bequemen Ohrensessel mit verschwenderischen Verzierungen und bewegte mal größere, mal kleinere Geldbündel, Säckchen voller Rohedelsteine und andere Zahlungsmittel der Untermakropole. Neben ihm saß Arndt, der Quartiermeister und trank aus einem großen Schwenker Amasec. Herkyl fluchte leise, während er die Beträge zusammenrechnete. Mit schnellen Bewegungen seiner flinken Fingern schob er auf einem kleinen Rechenschieber verschiedenfarbige Holzperlen hin und her.

Nach weiteren zehn Minuten, Grannus stand regungslos da und wartete auf ein Ergebnis, hob Herkyl seinen Blick und grinste über das komplette Gesicht.

„Kapitän, ich freue mich ihnen berichten zu dürfen, dass wir einen ordentlichen Gewinn eingeholt haben. Insgesamt haben wir duch den Verkauf des Stahls und des Rohöls Einnahmen in Höhe von 200.000 Schekel zuzüglich einen Betrag von 25.000 Schekel durch den Transport der „blinden Passagiere“. Doch dies sind nur die Sonderzahlungen, die durch den Verkauf der Flexe in den Schatten gestellt werden. Die erste Ladung der Steine brachten uns eine Summe von insgesamt 750.000 Schekel ein, abzüglich 65.000 Schekel für die Behörden.“

„Verdammte Scheiße! Das war ein gutes Geschäft!“ prustete Arndt.

Auch Grannus schien zufrieden, als er zum Tisch ging und Herkyl eine Hand auf die Schulter legte.
„Gute Arbeit, meine treuen Adepten! Mit diesen Geldern können wir unsere Ziele wieder ein Stück weiter verfolgen! Möge das Imperium wie eine faule Frucht fallen, aufdass ein neuer Baum daraus erwachsen kan. Stärker, reiner und mächtiger! Die Korrupten sollten lieber ihre Tage zählen!“

Fast schien es, als würde er wieder abdriften. Herkyl und Arndt kannten die Vorzeichen für einen, so schien es, stundenlangen Monolog. Doch ihr Kapitän fasste sich und öffnete seine Brusttasche und holte seine Pfeife samt Tabakbeutel hervor. Während er sie stopfte und schließlich anzündete, fragte Arndt:

„Und wie geht es jetzt weiter, Kapitän? Wurde schon Kontakt zu ihnen aufgenommen? Wir sind immerhin schon fünf Tage auf Koron III und die Hunde der Inquisition sind uns auf den Spuren. Zumindest hat unser Astrophat eine Nachricht von Keypede Gamma abgefangen, in der Daten über unser Schiff ausgetauscht wurden."

Grannus schüttelte langsam den Kopf, während er sich wieder dem Ausblick zudrehte.

„Nein, bisher wurde noch kein Kontakt aufgenommen. Aber ich rechne jeden Tag damit, dass ein Abgesandter des Hauses Orsius eine Nachricht zu uns bringt. Immerhin wollen diese Hunde das Imperium auf Koron III abschaffen!“
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#2
In diesem Moment läutete es und über die Vox-Anlage ertönte die Stimme des Concierge, einem älteren Mann von Katon. Mit seinem exotisch klingenden Akzent, verlautete er:

„Sir Maccharius, hier unten ist ein Bote, der persönlich bei ihnen vorsprechen will. Seinen Namen nannte er auch, ein gewisser Byron Uyagdlu. Wollen sie ihn empfangen oder soll ich ihn wegschicken?“
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#3
„Nein, schicken sie diesen Byron Uyagdlu hinauf, ich werde mich persönlich seiner annehmen. Danke für ihre Vorsicht. Einen schönen Tag ihnen.“ Damit schloß er den Voxkanal. Zu seinen beiden kampferprobten Kameraden knurrte er:
„Dann lasst uns mal schauen, wer dieser Bote sein will, und in wessen Namen er kommt!“
Es dauerte einige Minuten, bis der Besucher den Weg hier hoch gefunden hatte und es an der Appartementtür läutete. Grannus warf einen Blick auf den kleinen Monitor neben der Sitzecke. Der Neuankömmling trug unauffällige Kleidung, keine Hausfarben zeugten von einem offiziellen Besuch, was Grannus gefiel. Immerhin sollten seine Aktivitäten auf Koron III so wenig Staub wie möglich aufwirbeln...zumindest bis er von diesem Klumpen von Planeten wieder verschwunden ist. Der Mann vor der Tür war in jeder Hinsicht durchschnittlich. Dem Standartbürger würde es schwer fallen, sich nach ein paar Minuten an diesen Mann zu erinnern.

Herkyl nickte den beiden anderen im Raum zu und aktivierte den Türöffner. Das Portal schwang geräuschlos auf und der Fremde trat hindurch. Sobald der Eingang sich hinter ihm wieder geschlossen hatte, verbeugte er sich vor Grannus, die anderen beiden Männer nicht beachtend.

„Mein Lord, es ist mir eine Ehre, ihnen eine Nachricht von meinem Herrn zu überbringen!“ Er stand auf und blickte dem Freihändler direkt in die Augen. „Sind sie willens, die Nachricht nun zu erhalten?“

Grannus nickte und wartete auf die zu übermittelnde Nachricht. Die Spannung lag nun völlig in der Luft. Endlich kam er seinem Ziel näher....
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#4
Byron Uyagdlu holte tief Luft, bevor er die mnestisch gespeicherte Botschaft runderleierte, die sein Herr ihm aufgetragen hatte.

„Meine Grüße Kapitän Grannus! Ich begrüße sie im Namen eines exquisiten Kreises auf Koron III. Da ich sie kenne, sie aber nicht mich, möchte ich diesen Nachteil ihrerseits aufheben. Lassen sie mich meine Wenigkeit also vorstellen: ich bin Ezekiel vom Hause Harmond, Zweitgeborener von Jepediah Harmond, der derzeitige Partiarch der Familie. Jedoch trete ich nicht in Form eines Repräsentanten der Familie heute mit ihnen in Kontakt. Es ist ein, sagen wir persönliches Anliegen, weswegen mein Diener sie ausfindig gemacht hat. Ich hatte vor nicht allzu langer Zeit das Vergnügen, eine ihrer ausgezeichneten Waren im Selbststudium testen zu dürfen und ich muss sagen, es war das reinste Vergnügen. Leider war der zuständige Unterhändler ziemlich freigiebig was seinen Selbstverzehr anging, weswegen er aus der Marketingkette herausfiel. Deswegen wende ich mich direkt an sie, einem Mann von gewissen Format. Sie müssen wissen, dass es hier in Gohmor einen großen Absatzmarkt für solche Delikatessen gibt. Natürlich mit zahlungskräftigen Konsumenten der oberen Riege. Nun zu meinem Vorschlag: Treffen sie mich und einige meiner Freunde doch auf einer persönlichen Festivität. Mein Diener gibt ihnen im Anschluß dieser Nachricht die nötigen Koordinaten. Es wäre mir eine besondere Ehre, sie an diesem illustren Abend persönlich anzutreffen. Natürlich mit der nötigen Diskretion. Bis dahin wünsche ich ihnen auf Koron III und in ihrem luxuriösen Appartement im Lamara-Hotel einen schönen Aufenthalt. Nachricht Ende.“

Der Bote nahm einen weiteren Atemzug und nannte die nötigen geographischen Daten, sowie den Freitext der Einladung. Dann:
„Hiermit ist mein Auftrag erledigt. Darf ich jetzt gehen?“
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#5
Grannus entließ den Boten. Als sich die Zimmertür hinter diesem schloß, wand sich der Freihändler an seine beiden Männer. Mit zerfurchter Stirn sagte er:
„Nun, das scheint mir ja ein unvorhergesehenes Vergnügen zu werden. Koron III hat anscheinend interessante Wendungen zu bieten, als ich anfangs dachte. Ezekiel...vom Hause Harmond....einem stark mit der Ekklesiarchie verbundenem Haus. Und jemand, der in den Genuss von Flexe kam.“

Die Gesichtsmuskulatur lockerte sich und dann begann der Kapitän aus vollem Halse an zu lachen. Als er nach wenigen Minuten wieder zu Luft kam, wischte er sich theatralisch eine nicht vorhandene Träne aus den Augen und fuhr fort:
„Das wird ja immer besser. Wir warten auf den Kontakt mit dem Hause Orsius, dem geheimen Feind des Imperiums auf Koron III, und was bekommen wir? Die Einladung eines dekadenten Sprößlings des verfeindeten Hauses. Das schreit geradezu nach meinen Vorlieben.“

„Verdammt, Grannus! Das könnte genauso schnell eine Falle werden, aus der wir nicht mehr so schnell herauskommen!“ unterbrach in Herkyl. „Wir müssen verflucht vorsichtig sein, sonst werden wir zwischen den Zahnrädern zweier Häuser zermahlmt!“

Grannus fletschte seine Zähne, glich jetzt mehr einem Wolf, als er knurrte: „Herkyl und Arndt, meine lieben Adepten- das ist die Jagd, für die wir geboren wurden! Lasst uns die Beute reißen und Stück für Stück Fleisch aus dem Leib schlingen- das Imperium muss fallen, und auf Koron III fangen wir unser Werk an!“
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