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Die Pracht neuer Zeiten
#71
Dev sah den bulligen Soldaten türmen - anders konnte man seinen überhasteten Abgang wirklich nicht erklären. "Passt zu seinem schuldbewussten Blick." dachte Dev noch, bevor er sich lächelnd zur Tür wandte. Was andere konnten, konnte er auch. Er war nicht der Erste, der ging und damit hatte er seinem Gewissen Genüge getan. Es hatte ihm zwar keiner elaubt zu gehen, aber es war ihm auch nicht explizit verboten worden. Morgen würde er in aller Gott-Imperatorfrühe zum Spieß müssen. Kommandierungsunterlagen unterschreiben und den ganzen Papierkram abarbeiten. "Und nebenbei vielleicht auch erfahren, wo es mich hin verschlägt..." dachte er ironisch. Er konnte nur hoffen, dass Harkon auch da sein würde. Jetzt musste er aber erst mal ins Bett - bei mieser eigenen Laune war die Morgen-Laune vom Spieß um Potenzen unerträglicher als sie im Normalfall sowieso schon war...
Ein letztes Mal in die Runde blickend drehte sich Dev zur Tür und verließ den Raum ebenso verstohlen, wie er gekommen war. Wie immer.
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#72
Ruppert, sagen sie alle meine Termine in Gohmor ab, ich kehre unverzüglich zurück. Schicken sie Blumen an Madame Reffor und entschuldigen sie meine Abwesenheit. Denken sie sich irgendetwas nettes aus.
Ja Sir, wird gemacht.
Der Fahrer nahm die Anweisungen seines Chefs hin ohne die Augen von der Straße zu nehmen. Die Zufahrt zum Hafen war hauptsächlich durch LKWs benutzt und es erforderte ein aufmerksames Fahren um den kleine Konvoi zusammenzuhalten. Die Vehikelgruppe bestand aus der gepanzerten Limousine und vier Begleitmotorädern. Der Botschafter hatte eine ausgeprägte Abneigung gegen das Fliegen und zog es daher vor seine Reisen mit dem Schiff abzuwickeln. Sicherlich eine Marotte die man sich erst mit einer gewissen Reputation zugestehen konnte. Doch Thüssenheim besaß dieses Ansehen und sein Erfolge auf dem internationalem Paket hatten ihm einige Freiheiten eingeräumt. Dazu zählte, neben der Jacht, auch die regelmäßigen Besuche bei besagter Lady Reffor. Das diese Privilegien verdient waren hatte er gestern wieder einmal bewiesen. Die Provokation wäre bei jedem anderen auch als solche zu verstehen gewesen und hätte für einen ausgewachsenen Skandal gesorgt. Ihm war es jedoch gelungen das nur wenige durch die Fassade der Schmeicheleien geschaut und die wahre Bedeutung begriffen hatten. Die Grundlage war geschaffen und nun war es an den föderierten Trutzstädten daraus mehr zu machen. Er würde noch heute in Richtung Zetra-City aufbrechen um Einzelheiten der weiteren Vorgehensweise zu besprechen. Zufrieden schlug er den Guardian auf. Dieses Schundblatt das sich und diese hochnäsige Stadt in Selbstbeweihräucherung zu ersticken drohte. Der Leitartikel beschäftigte sich auch wirklich mit dem gestrigen Empfang, kam jedoch nicht wirklich über Klatsch und Tratsch hinaus. Gerade wollte er den Wirtschaftsteil einsehen, in der Hoffnung das man wenigstens dort seiner Äußerung Gewicht beimaß und vielleicht eine Bewegung auf dem Aktienmarkt verbuchte, als Rupperts Stimme in die Fahrgastzelle drang.
Sir, wir haben eines der Motorräder verloren. Der Botschafter runzelte die Stirn. Verloren? Was meinen sie damit?
Es ist nicht mehr hinter uns, obwohl es vor wenigen Sekunden noch da war. Thüssenheim drehte den Kopf um aus der getönten Scheibe zu spähen. Ruppert hatte recht, eine der schwere Maschinen, von einer privaten Sicherheitsfirma, war weg. Nicht etwa stehen geblieben oder verunfallt, sondern verschwunden.
Vielleicht ist er falsch abgebogen oder musste irgendwo wegen einer Panne anhalten. Der Botschafter maß dem Fehlen des Motorrads keine große Bedeutung bei und suchte wieder nach dem Wirtschaftsteil. Der Fahrer klang jedoch verunsichert, als er mehr zu sich selber murmelte. Seine Peilkennung ist auch erloschen... merkwürdig. Seine Bemerkung bezog sich auf eine kleine Anzeige im Amertourenbrett. Drei von vier Dioden leuchteten dort grün, die vierte war erloschen. Diese Peilung erlaubte es dem Fahrer die Anwesenheit des Begleitschutzes zu überprüfen ohne jedes Mal die Spiegel konsultieren zu müssen. Überaus praktisch wenn in einer Notsituation jede Sekunde zählte. Noch einmal drehte sich Thüssenheim um, etwas entnervt mittlerweile. Hätte es einen Angriff gegeben würde das zweite Fahrzeug kaum so seelenruhig weiterfahren. Gerade in diesem Augenblick verringerte es den Abstand und kam auf gleiche Höhe mit der Limousine. Vielleicht wollte er durch Zeichen erklären was mit seinem Kollegen geschehen war. Der Blick des Boschafters wanderte an dem Gefährt entlang, als auf gleicher Höhe mit seinem Seitenfenster kam. Dicke Reifen, ein starker Motor und eine verkleidete Karosserie. Der Fahrer steckte in einer Kombination aus grün- schwarzem Kunstleder, eine Maschinenpistole auf dem Rücken.
Das einzig auffällige Merkmal, welches Thüssenheim allerdings ein entsetztes Keuchen entlockte, war das dem Fahrer der Kopf fehlte. Ein enthaupteter Leichnam steuerte das Bike, die verkrampften Hände hielten es auf Kurs. Der Botschafter versuchte zu schreien, doch nur ein kehliger Laut entrang sich seiner Kehle. Seine Warnung wäre auch nicht nötig gewesen. Ruppert hatte die schaurige Szenerie ebenfalls erfasst und drücke instinktiv das Gaspedal durch. So als sei seine Aufgabe nun erledigt, gestattete sich der Tote mit seinem Zweirad umzufallen und hinter den dahinrasenden Fahrzeugen zurückzubleiben.

Er ließ die Maschine höher steigen und drehte sie dabei um die eigene Achse. So konnte er die Panik der Beute beobachten ohne sich herunter beugen zu müssen. Das grobschlächtige, größere Fahrzeug gab Gas und die beiden verbleibenden Geleitfahrzeuge scherten auseinander und teilten sich jeweils nach vorn und hinten auf. Ihre Fahrer drehten die Köpfe, waren bisher jedoch nicht auf die Idee gekommen den Blick zu heben. Der Dark Eldar raste durch die Querstreben eines Ebenenträgers, drehte und wirbelte das Bike herum ohne die Geschwindigkeit zu drosseln. Eng presste er sich an die Torpedoform seiner Maschine und tänzelte durch die Stahlstangen. Hinter diesen drosselte er das Dakiilithyi und lies ihn nach vorn abkippen. Wie ein Stein stürzet das Antigravfahrzeug zu Boden, die Klingen pfiffen im Wind. Sein angeschmiegter Körper durchlaufen von den Vibrationen des geliebten Mordinstruments. Endlich erkannte einer der Begleiter von wo her die Gefahr drohte und reckte den Kopf nach oben über die Schulter. Der Motorradhelm verdeckte das Gesicht, doch Crulldranath war sicher das sein Züge von Furcht entstellt waren. So war es immer!
Der Mann riss sich die MP von der Schulter und legte an. Winkel und Fliehkraft waren für den Dark Eldar dabei so ersichtlich das er wusste wohin die Kugeln gehen würden, noch eher sie den Lauf verließen. Fast schon gelangweilt schraubte er die Maschine um die ballistische Flugbahn herum und beschleunigte. Der Motorradfahrer erkannte was ihm drohte, ließ die Waffe am Riemen baumeln und dreht den Gashebel auf Anschlag. Das Zweirad machte eine Satz nach vorn, einem fliehenden Tier gleich. Crulldranath gefiel dieser Vergleich und er spielte die überlegende Leistung des Motors voll aus. Ein Ruck an der Steuerung ließ das Dakiilithyi zur Seite kippen so das die Seitensicheln, halbmondförmig in einer Vertikalen standen. Die Klinge durchbohrte die Schulter der Mannes als stelle er keinerlei stofflichen Wiederstand dar. Der Nichtmensch gebot seinem Bike zu steigen und schickte das plumpe Gegenstück ohne Fahrer weiter. Dieser zappelte wie der sprichwörtliche Wurm am Haken als Crulldranath sein Gefährt höher und höher steigen ließ. Dächer und Hochstraßen flogen vorbei, waren nur verwischte Schatten am Rand des Gesichtsfeldes. Eine Kathedrale kam in Sicht, schälte sich aus der Abgasdunst darunter liegender Fabriken. Geschwärzte Gesichter, steinerner Heiliger, verwittert durch sauren Regen und ungezählte Jahre, starten mit ausgewaschene Augen auf die heranrasenden Winzlinge. Der Wachmann schrie, Schmerz und Angst drohten seinen Geist zu übermannen. Zentimeter trennten Gefährt und Aufgehakten von der senkrecht dahinfliegenden Kirchenwand. Der Motor stotterte, Crulldranath lies ihn gänzlich verstummen. Einen Augenblick war es still, wurden die Körper von den Gesetzen der Trägheit höher getragen. Mensch und Eldar blickten sich an, nur Schweigen zwischen ihnen. Dann sackte das Jetbike weg. Mensch und Maschine lösten sich im Fall. Der bedauernswerter Mann schrie wieder. Doch sein Sturz trug ihn nicht durch alle Ebenen sondern endete früher. Der Körper des Mannes spießte sich an einem der emporgereckten Steinschwerter auf. Triumphierend erhoben von einer eben jener uralten Steinstaturen. Nun besudelte wirkliches Blut die übermenschliche Klinge. Der Eldar stürzte vorbei, betrachtet das spontane Kunstwerk welches ein Lächeln unter seiner Maske entlockte. Er klammerte sich mit den Beinen an seinem fallendes Reittier fest und breitete die Arme weit aus, ließ den Wind an sich zerren und sein Lied für ihn singen. Mit in den Nacken gelegten Kopf strebte er dem Boden entgegen, fror den Augenblick der absoluten Freiheit für sich ein. Nur zögerlich wanderten die Hände wieder zu den Kontrollen der Maschine und aktivierten das Antischwerefeld. Die typische Spannung baute sich auf und das Feld drückte sich von der festen Materie ab. Sofort zwang Crulldranath dem Vehikel wieder seine Willen auf. Die Entführung des Wachmannes hatte nicht einmal eine Minute in Anspruch genommen, dennoch hatte sein Opfer den Vorsprung ausgebaut, eilte auf der Hafenstraße dahin. Entkommen war jedoch unmöglich da die Straße lang und ohne Abzweigung war. Wie der Falke auf die Maus niederstößt, griff der Hagashin den Luxuswagen an. Sein Daumen senkten sich über die Rune des Feuerknopfes und erweckte das Geschütz im Skorpionschwanz zum Leben. Weiß singend spie der schlanke Lauf Splittergeschosse auf den Wagen.
Im Inneren explodierte die Minibar in einem Schauer aus Blech, Glas, scharfkantigem Metall und teuren Spirituosen. Thüssenheim hielt die Hände schützend vor den Kopf, durch das perforierte Dach strömte kalte Luft herein, trug den Geruch des Meeres mit sich.
Die fliegenden Eldarwaffe fälschte ihren Sturz ab und beschrieb einen Bogen, knapp über der Straße. In der Fahrerkabine brüllte Ruppert in das Sprechgerät und verlangte mit überschlagender Stimme nach Verstärkung. Gleichzeitig kämpfte er mit den Kontrollen des Autos. Der Angreifer näherte sich ein weiteres Mal als Ruppert gerade eine Abzweigung auswählte, die sie nun endlich erreicht hatten und mit hoher Geschwindigkeit durch ein Maschendrahttor brach, Schloss und Kette davonschleudernd. Wieder prasselten scharfkantige Shurikken gegen die Karosse. Die gepanzerte Seite vermochten sie dieses Mal jedoch nicht zu durchdringen, sie blieben zitternd stecken oder malten Rissmuster in das Panzerglas der Seitenscheibe. Rupperts Hoffnung den Verfolger durch den schnellen Straßenwechsel zu verwirren ging nicht auf, das Jetbike blieb dran. Dafür kam das verbliebene Motorrad jetzt schleudernd und rutschend zum stehen. Der Fahrer zog die Maschinenpistole von der Schulter, legte an, zielte.
Das flüchtige Schema des Dakiilithyi war vor ihm, dann vorbei.
Langsam neigte sich das Motorrad und kippte um. Es lag bereits einige Sekunden auf der Seite und tuckerte im Leerlauf als der Kopf des Mannes auf den Boden fiel, ein Stückchen in die Höhe sprang und dann auf dem Asphalt zerplatzte.
Crulldranath hatte nicht einmal den Kurs anpassen müssen. Jetzt beschleunigte er und holte mit Leichtigkeit zu dem Verfolgten auf, verstärkte das Antigravfeld mit dem Fußpedal und setzte sich über den Wagen. Eine Drehung ließ sich Oben in Unten verkehren. Der Xeno blickte mit geneigtem Kopf durch das zerfetzte Dach des Diplomatenwagens. Unter ihm starrte Thüssenheim nach oben, in die kalten Augen des Nichtmenschen. Dann ließ Ruppert den Wagen driften und die Augenpaare rissen sich voneinander los.
Ein Schraube drehend setzte sich Crulldranath neben den Wagen, Lagerhallen zischten links und rechts vorbei. Mit verkniffenem Gesicht starrte der Fahrer zu ihm herüber. Unendlich langsam, bedachte man die herrschende Geschwindigkeit, fuhr sich der drahtige Dark Eldar mit dem Zeigefinger über den Hals und verkündete Ruppert sein Schicksal. Zorn packte den Fahrer und er riss das Steuer herum, wollten das filigrane Bike mit der Masse des Autos zerquetschen. Eine lächerlich vorhersehbare Reaktion. Der Hagashin steigerte die Intensität des unsichtbaren Feldes unter sich und schoss in die Höhe. Eines Kollisionszieles beraubt geriet das schwere Automobil in Schwangen. Es schaukelte sich auf, schleuderte und brach aus. Ein Stapel voller Eis, wohl für fangfrische Knochenfische gedacht, wurde fulminant durchbrochen. Das angeschlagene Auto neigte sich gefährlich zur Seite, das Quietschen der Reifen glich dem Kreischen einer Banshee und schließlich kippte der angeschlagenen Kollos. Er überschlug sich, einmal, zweimal, dreimal. Ein verformtes Wrack, welches seinen Todestanz erst an der Betonmauer einer automatischen Fischverarbeitungsmanufaktur beendete. Servitoren trugen weiterhin ihre Lasten hin und her, unbeeindruckt von der Katastrophe unmittelbar neben ihnen. Ruppert war sofort tot. Der Motorblock hatte seinen Unterleib nebst Beinen zermalmt. Die Wirbelsäule ragte ihm gut zehn Zentimeter aus der Schädeldecke und beide Augen waren aus den Höhlen geplatzt. Thüssenheim lebte, auch wenn ihm die Hüfte zerschmettert war. Unter nie gekannten Schmerzen befreite er sich aus der verbogenen Ruinen. Von seiner Würde war nicht viel übrig als er sich blutend und wimmernd über den nassen Beton zog.
Unweit ging das Jetbike nieder, leise und sanft. Sein Fahrer betrachtet den Schwerverletzten, die Hände auf die sehnigen Schenkel gepresst, die Maske ohne jegliches Zugeständnis einer Gefühlsregung. Nachdem er den Botschafter einige Augenblicke beobachtet hatte schwang er sich geschmeidig aus dem Sattel und strich mit der schlanken Hand über selbigen. Die suchenden Finger fanden einen verborgenen Hebel und er öffnete das spartanische Staufach unter dem Sitz. Er entnahm ein Bündel, in Öltuch eingeschlagen. Nachdem er der den Stoff mit spitzen Fingern auseinander geschlagen hatte offenbarte sich der Inhalt. Ein klobiges Gewehr, offensichtlich nicht für die Hände eines Eldar gemacht. Umständlich hob er die Waffe aus ihrer Umhüllung und schritt zu dem Verwundeten.
Crulldranath nestelte am Sicherungshebel des Gewehres herum und suchte sicheren Stand, fest presste er den Kolben gegen die Schulter. Thüssenheim war klar das es keine Rettung für ihn geben konnte. Mit festem Blick zu sterben war alles was ihm jetzt noch blieb. Trotzig stemmte er das Kinn nach vorn und blickte in die fremdartigen Augen seines Mörders.
Crulldranath schoss!
Hart hämmerte der Rückstoß gegen seine Schulter und ließ ihn verreißen. Doch aus dieser Entfernung war ein Verfehlen unmöglich. Der Köper Thüssenheims erzitterte als fließe Starkstrom durch ihn. Ein halbes Magazin zersiebte ihn regelrecht, Messinghülsen regneten auf den Boden. Der Dark Eldar entleerte das restliche Magazin in das Autowrack. Die Waffe fiel anschließend ebenfalls. Jetzt galt es nur noch eins zu tun. Mit gezückter Klinge beugte er sich über den Toten und vollführte geübte Schnitte, eine Arbeit von wenigen Sekunden. Dann schritt er, ohne jegliche Hast, zurück zu seinem Dakiilithyi.
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