11-27-2024, 03:09 PM
Du hast gesagt, wir können uns mit ihr amüsieren, Splicer! Hast du echt gesagt.
Erregt von dieser Vorstellung ließ der Kerl, der auf den Namen Slinky hörte und sein bebendes und schluchzendes Opfer mit dem Gewicht seines Körpers festnagelte, seine Zunge zwischen spitzen Zähnen hervor gleiten. Sie war länger als es bei den meisten Menschen üblich war und der Speichel, der von ihr tropfte, war zäh und dickflüssig. Mit ihr glitt er über die Wange der unglückseligen Frau, die er auf dem Boden festhielt. Sie verängstigt zu nennen, wäre ihrer Todesangst nicht annähernd gerecht geworden. Todesangst und die Gewissheit, dass jedwedes Ende nicht schnell und leicht kommen würde. Mit der Ruhe mein Lieber, immer mit der Ruhe. Diese Worte kamen von eben jenem Splicer, der über den beiden am Boden liegenden aufragte und wie ein Gott auf sie herabstarrte. Ein Gott, der einem dieser Erdgebundenen gewogen war und der anderen ein grausiges Schicksal zugedacht hatte. Zeichen dieses Ansinnens war ein langer gebogener Dolch, der entfernt an ein gezacktes Rückgrat erinnerte. So schmutzig und abgerissen die Anwesenden auch waren, das Werkzeug glänzte makellos, wie das Instrument eines Chirurgen. Als die Frau aus den Augenwinkeln sah, begann sie noch lauter zu schreien. Slinky presste ihr Daumen und Zeigefinger so hart in die Wange, dass aus dem Schrei des Entsetzens einer des Schmerzes wurde.
Halts Maul Schlampe!
Nana… meine Täubchen. Weder ist so eine unfeine Sprache das, was wir hier brauchen, noch, musst du Angst haben, Schwester. Wir tun dir ja nichts. Zumindest nichts, was dir schaden wird. Erst einmal werden wir dich von deinem Makel da auf der Haut befreien. Er deutete mit dem Dolch auf die Tätowierung eines zweiköpfigen Adlers, denn die Frau unter dem rechten Auge hatte. Darunter die Worte “Er beschützt” in Hochgothisch.
Wir schneiden dir diesen Schandfleck heraus und reinigen deine äußere Hülle.
Dann ficken wir sie… richtig Splicer?
Der schloss angewidert die Augen. Sprache, mein Lieber Sprache. Wir machen nicht, was du da gesagt hast. Wir salben ihr Inneres und führen sie damit auf den Weg der Transition. Sie wird der Nährboden einer neuen, einer befreiten Generation werden. Fürchte dich also nicht Schwester.
Hast du gehört? Wir können sie gleich ficken. Mit diesen Aussagen stellte Slinky nicht nur die Ignoranz gegenüber den Bemühungen Splicers zur Schau, ihm ihre Sache als etwas kulturell Wertvolles darzulegen, sondern wandte sich auch an den dritten im Bunde ihres kleines Überfallkommandos.
Etwas abseits an einen Stahlträger gelehnt, schien er weniger enthusiastisch bei der Sache zu sein als seine beiden Kameraden. Was nicht heißen sollte, dass er nicht darauf wartete, bis er an der Reihe war. Er hörte auf den Namen, den man ihm in der Gang gegeben hatte, Razor.
Die Gang waren nur noch diese drei. Bezeichnet, denn sie hatten sich eingeschlichen, um die Kleinkriminellen für ihre Sache zu gewinnen, und das war auch gelungen. Die zwanzig Mitglieder waren im Angriff auf die Kirche und Gillmens Gabe gefallen, verwundet worden oder hatten sich abgesetzt. Es zeigte sich einmal mehr, dass die wahrhaft Gesegneten am Ende übrig blieben und der Rest nur Ausgeburten der Schwäche waren. Die PVS Polizei und die Arbites hatten im Anschluss alles niedergemacht, was noch übrig war. Aber die drei hatten sie nicht erwischt. Wie so viele andere waren sie jetzt eine unabhängige Zelle, die das gute Werk weiter fortführen. Ihr labert zu viel und tut zu wenig.
Macht die Tante klar und dann weg hier.
Ohi!
Wie um die Worte Razors zu legitimieren, erscholl der Ruf vom Eingang der Seitengasse, also jenem Ende, dass sich zur Primärstraße hin öffnete. Hinter ihnen lag der Zugang zu einem Warenlager. Aus diesem war die Frau auch als die letzte ihrer Schicht gekommen. Nachdem sie alles abgeschlossen hatte, waren die drei über sie hergefallen. Im spärlichen Licht, das von der Beleuchtung an der großen Straße hereinfiel, stand eine Gestalt im langen Staubmantel.
Razor fluchte. Es war seine Aufgabe gewesen den Zugang im Auge zu behalten und er hatte sich durch das Gelaber seiner beiden Mitstreiter davon abbringen lassen. Das hatte man jetzt davon.
Er stieß sich von der Laterne ab und trat so in die Gasse, dass man ihn besser sehen konnte. Ihn und die Maschinenpistole, die er lässig in der Hand hielt.
Geh weiter, Kumpel. Hier gibt es für dich nichts. Schüsse waren hier in der Gegend nichts Ungewöhnliches. Aber nach den großen Unruhen konnte es doch mal passieren, dass eine PVSP Streife darauf aufmerksam wurde und Ärger machte. Das musste nach Möglichkeit vermieden werden und rettete diesem armen Irren vielleicht das Leben. Zu dumm, das der andere regungslos stehenblieb und es scheinbar darauf anlegen wollte.
Kurt begutachtete die drei und kategorisierte sie. Der ganz vorne war sicherlich der unmittelbar Gefährlichste. Er hatte eine vollautomatische Waffe und sie war obendrein griffbereit. Vielleicht nicht durchgeladen, aber das war eine Sache von zwei Sekunden. Die Waffe sah billig und überbeansprucht aus, aber es war davon auszugehen, dass der Kerl damit umgehen konnte. Außerdem konnte er in der engen Straße auch kaum danebenschießen. Ihn also zuerst. Die anderen beiden hatten vermutlich auch Schusswaffen bei sich, aber würden, wenn es losging, einen Moment brauchen, um zu reagieren.
Er schlug die linke Seite seines Mantels zurück.
Der mit der Maschinenpistole sah ihn an, blickte dann über die Schulter zu den anderen und lachte. Die anderen beiden lachten auch. Ein bisschen unsicher zwar, aber nicht weil sie sich bedroht fühlten, sondern weil sie es hier mit einem Irren zutun hatten.
In Kurts Gürtel steckte ein großes Küchenmesser.
Razor machte einen Schritt auf ihn zu, die MP noch immer nicht auf ihn gerichtet, aber als eine Drohung gut sichtbar.
Tu ihm nichts… Rief Splicer amüsiert von hinten. Er möchte ein Held sein und die Kleine befreien und er hat sogar sein eigenes Messer aus der Einbauküche mitgebracht. Das ist doch löblich. Vielleicht will er sich unserer Sache anschließen? Wir sind schließlich auch Helden.
Aber er darf sie nicht vor mir haben. Ereiferte sich Slinky, der das Scherzhafte in Splicers Bemerkung nicht begriff. Razor hörte sowieso nicht auf das, was die anderen hinter ihm redeten. Er blieb auf Kurt konzentriert. Er hatte noch einen Schritt gemacht, blieb jetzt aber stehen.
Er hatte nicht lange genug auf der Straße überlebt, um nicht zu wissen, dass ein Messer auch dann eine tödliche Bedrohung war, wenn es gegen Schusswaffen stand. Der abgedroschene Spruch von der Dummheit ein Messer mit zu einer Schießerei zu bringen war ausgemachter Unsinn.
Letzte Chance Kumpel zischte er und legte die Linke auf den Verschlusshebel, um eine Patrone in die Kammer zu laden. Kurt hatte seine Linke wiederum lässig mit dem Handballen auf dem Griff des Messers gebettet.
In einer unvermittelten Explosion aus Bewegung schlug er mit der anderen Hand den Mantel auf der rechten Seite zurück und entblößte einen Halfter. Aus diesem zuckte der lange Lauf seines Sechschüsser empor, kam auf eine Höhe mit dem Gesicht Razors und krachte.
Der ehemalige Ganger brachte noch etwas wie Fu… heraus. Eine Mischung aus erschrockenem Einatmen und dem Versuch, ein Schimpfwort zu artikulieren.
Die Kugel, die unter seinem Auge einschlug, bezeichnender Weise, wenn auch zufällig, an der Stelle wo bei der bedrängten Frau das Tattoo saß, brachte ihn zum schweigen. Sie ließ ein Loch in der ungesund gräulich aussehenden Haut erscheinen. Ein dünner Blutstroffen quoll hervor.
Der Getroffene vergaß, dass er seine eigene Waffe eben noch fertigladen wollte und hob die dazu bestimmte Hand mit der Innenfläche nach außen. So als wollte er Stopp sagen oder mit der puren Kraft dieser Geste einen weiteren Schuss abwehren. Kurt schoss durch die Hand und traf diesmal die wulstige Stirn. Razor spritzte ein Schwall Blut aus der Nase und er sackte zu Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte.
Damit gab er den Blick auf die restlichen Personen in der Gasse frei.
Slinky ließ von der Frau ab und spurtete auf ihn zu. Wenn er eine Waffe hatte, dann nahm er sich nicht die Zeit sie zu ziehen. Wie er sich dabei bewegte, war verstörende. Denn er tat es auf allen Vieren und zwar erschreckend schnell.
Kurt richtete den Revolver auf ihn und schoss einmal.
Die Kugel traf in die Schulter der Spottgeburt und brachte ihn zu Fall. Seine Zunge, die ihm immer noch wie bei einem Hund aus dem Hals hing, schleifte über den Boden, als er den Halt verlor und mit dem Gesicht bremste. Kurt hatte in seiner Ausbildung bei der Garde gelernt, sich auf ein Ziel zu konzentrieren und erst ein neues auszuwählen, wenn man sicher sein konnte, dass von dem ersten keine Gefahr mehr ausging. Sonst verzettelte man sich, so die damalige Aussage.
Seine Lebenserfahrung hatte ihn gelehrt, dass man Prioritäten manchmal ändern musste.
So wie jetzt.
Denn der Kerl ganz hinten zerrte eine Laserpistole aus dem Gürtel. Die Waffe verhakte sich und zog seine Hose mit nach oben. Kurt feuerte auf ihn und traf den Oberkörper. Splicer machte eine komische Geste, als sei er mit kaltem Wasser übergossen worden oder als krabbele ein ekliges Insekt auf ihm herum. Er ließ die Pistole, Pistole sein und versuchte davon zu rennen. Kurt traf ihn ein weiteres Mal und er wurde gegen die Laderampe des Warenlagers geschleudert, wo er in einem Schmierfilm aus dunklem Blut zu Boden rutschte.
Slinky hatte sich wieder gefangen und hetzte weiter auf Kurt zu.
Der, darum wissend, dass er nur noch eine Kugel in der Trommel hatte, nahm sich die Sekunde, um genau zu zielen.
Der letzte Schuss brach und fand sein Ziel ebenfalls in der Stirn. Trotzdem schien Slinky nicht gewillt zu sein, sich vorschreiben zu lassen, wodurch er zu sterben hatte. Sein Körper registrierte wohl, dass etwas nicht stimmte und die Dinge nicht mehr so funktionierten wie sie sollten, doch noch hielt sein Wille die Zügel in der Hand. Auf allen Vieren kam er auf Kurt zugekrochen und streckte eine Hand nach ihm aus. Diese endete in drei verhornten Krallenfinger. Kurt trat einen Schritt zur Seite, packte das Küchenmesser und rammte es Slinky mit aller Kraft senkrecht in den Schädel.
Der blickte ihn an und eine Pupille wandere nach Rechts oben, während die andere durch Kurt hindurchzuschschauen schien und sich langsam mit Blut zu füllen begann. Er öffnete den Mund, vielleicht um etwas zu sagen, vielleicht nur, um die dreckverkrustete Zunge wieder einzuholen.
In der Mundhöhle glitzerte die Messerklinge.
Mit einem Grunzen ruckte Kurt an dem Messer, brach den Griff ab und versetzte Slinky einen Tritt. Wie ein Sack Kohlen fiel der auf die Seite und rührte sich nicht mehr.
Kurt öffnete die Trommel des Revolvers und ließ die leeren Hülsen daraus erst in die hohle Hand fallen und dann in die Manteltasche gleiten. Die leeren Kammern fütterte aus der anderen Tasche mit neuen Patronen.
Ich an deiner Stelle würde mache das ich wegkomme. Sagte er an die Frau gerichtet, die, so sie es sich leisten konnte, einen Seelsorger wohl bald sehr beschäftigt halten würde.
Die Dreckskerle sind zäh und manchmal nicht so tot wie sie aussehen.
Erregt von dieser Vorstellung ließ der Kerl, der auf den Namen Slinky hörte und sein bebendes und schluchzendes Opfer mit dem Gewicht seines Körpers festnagelte, seine Zunge zwischen spitzen Zähnen hervor gleiten. Sie war länger als es bei den meisten Menschen üblich war und der Speichel, der von ihr tropfte, war zäh und dickflüssig. Mit ihr glitt er über die Wange der unglückseligen Frau, die er auf dem Boden festhielt. Sie verängstigt zu nennen, wäre ihrer Todesangst nicht annähernd gerecht geworden. Todesangst und die Gewissheit, dass jedwedes Ende nicht schnell und leicht kommen würde. Mit der Ruhe mein Lieber, immer mit der Ruhe. Diese Worte kamen von eben jenem Splicer, der über den beiden am Boden liegenden aufragte und wie ein Gott auf sie herabstarrte. Ein Gott, der einem dieser Erdgebundenen gewogen war und der anderen ein grausiges Schicksal zugedacht hatte. Zeichen dieses Ansinnens war ein langer gebogener Dolch, der entfernt an ein gezacktes Rückgrat erinnerte. So schmutzig und abgerissen die Anwesenden auch waren, das Werkzeug glänzte makellos, wie das Instrument eines Chirurgen. Als die Frau aus den Augenwinkeln sah, begann sie noch lauter zu schreien. Slinky presste ihr Daumen und Zeigefinger so hart in die Wange, dass aus dem Schrei des Entsetzens einer des Schmerzes wurde.
Halts Maul Schlampe!
Nana… meine Täubchen. Weder ist so eine unfeine Sprache das, was wir hier brauchen, noch, musst du Angst haben, Schwester. Wir tun dir ja nichts. Zumindest nichts, was dir schaden wird. Erst einmal werden wir dich von deinem Makel da auf der Haut befreien. Er deutete mit dem Dolch auf die Tätowierung eines zweiköpfigen Adlers, denn die Frau unter dem rechten Auge hatte. Darunter die Worte “Er beschützt” in Hochgothisch.
Wir schneiden dir diesen Schandfleck heraus und reinigen deine äußere Hülle.
Dann ficken wir sie… richtig Splicer?
Der schloss angewidert die Augen. Sprache, mein Lieber Sprache. Wir machen nicht, was du da gesagt hast. Wir salben ihr Inneres und führen sie damit auf den Weg der Transition. Sie wird der Nährboden einer neuen, einer befreiten Generation werden. Fürchte dich also nicht Schwester.
Hast du gehört? Wir können sie gleich ficken. Mit diesen Aussagen stellte Slinky nicht nur die Ignoranz gegenüber den Bemühungen Splicers zur Schau, ihm ihre Sache als etwas kulturell Wertvolles darzulegen, sondern wandte sich auch an den dritten im Bunde ihres kleines Überfallkommandos.
Etwas abseits an einen Stahlträger gelehnt, schien er weniger enthusiastisch bei der Sache zu sein als seine beiden Kameraden. Was nicht heißen sollte, dass er nicht darauf wartete, bis er an der Reihe war. Er hörte auf den Namen, den man ihm in der Gang gegeben hatte, Razor.
Die Gang waren nur noch diese drei. Bezeichnet, denn sie hatten sich eingeschlichen, um die Kleinkriminellen für ihre Sache zu gewinnen, und das war auch gelungen. Die zwanzig Mitglieder waren im Angriff auf die Kirche und Gillmens Gabe gefallen, verwundet worden oder hatten sich abgesetzt. Es zeigte sich einmal mehr, dass die wahrhaft Gesegneten am Ende übrig blieben und der Rest nur Ausgeburten der Schwäche waren. Die PVS Polizei und die Arbites hatten im Anschluss alles niedergemacht, was noch übrig war. Aber die drei hatten sie nicht erwischt. Wie so viele andere waren sie jetzt eine unabhängige Zelle, die das gute Werk weiter fortführen. Ihr labert zu viel und tut zu wenig.
Macht die Tante klar und dann weg hier.
Ohi!
Wie um die Worte Razors zu legitimieren, erscholl der Ruf vom Eingang der Seitengasse, also jenem Ende, dass sich zur Primärstraße hin öffnete. Hinter ihnen lag der Zugang zu einem Warenlager. Aus diesem war die Frau auch als die letzte ihrer Schicht gekommen. Nachdem sie alles abgeschlossen hatte, waren die drei über sie hergefallen. Im spärlichen Licht, das von der Beleuchtung an der großen Straße hereinfiel, stand eine Gestalt im langen Staubmantel.
Razor fluchte. Es war seine Aufgabe gewesen den Zugang im Auge zu behalten und er hatte sich durch das Gelaber seiner beiden Mitstreiter davon abbringen lassen. Das hatte man jetzt davon.
Er stieß sich von der Laterne ab und trat so in die Gasse, dass man ihn besser sehen konnte. Ihn und die Maschinenpistole, die er lässig in der Hand hielt.
Geh weiter, Kumpel. Hier gibt es für dich nichts. Schüsse waren hier in der Gegend nichts Ungewöhnliches. Aber nach den großen Unruhen konnte es doch mal passieren, dass eine PVSP Streife darauf aufmerksam wurde und Ärger machte. Das musste nach Möglichkeit vermieden werden und rettete diesem armen Irren vielleicht das Leben. Zu dumm, das der andere regungslos stehenblieb und es scheinbar darauf anlegen wollte.
Kurt begutachtete die drei und kategorisierte sie. Der ganz vorne war sicherlich der unmittelbar Gefährlichste. Er hatte eine vollautomatische Waffe und sie war obendrein griffbereit. Vielleicht nicht durchgeladen, aber das war eine Sache von zwei Sekunden. Die Waffe sah billig und überbeansprucht aus, aber es war davon auszugehen, dass der Kerl damit umgehen konnte. Außerdem konnte er in der engen Straße auch kaum danebenschießen. Ihn also zuerst. Die anderen beiden hatten vermutlich auch Schusswaffen bei sich, aber würden, wenn es losging, einen Moment brauchen, um zu reagieren.
Er schlug die linke Seite seines Mantels zurück.
Der mit der Maschinenpistole sah ihn an, blickte dann über die Schulter zu den anderen und lachte. Die anderen beiden lachten auch. Ein bisschen unsicher zwar, aber nicht weil sie sich bedroht fühlten, sondern weil sie es hier mit einem Irren zutun hatten.
In Kurts Gürtel steckte ein großes Küchenmesser.
Razor machte einen Schritt auf ihn zu, die MP noch immer nicht auf ihn gerichtet, aber als eine Drohung gut sichtbar.
Tu ihm nichts… Rief Splicer amüsiert von hinten. Er möchte ein Held sein und die Kleine befreien und er hat sogar sein eigenes Messer aus der Einbauküche mitgebracht. Das ist doch löblich. Vielleicht will er sich unserer Sache anschließen? Wir sind schließlich auch Helden.
Aber er darf sie nicht vor mir haben. Ereiferte sich Slinky, der das Scherzhafte in Splicers Bemerkung nicht begriff. Razor hörte sowieso nicht auf das, was die anderen hinter ihm redeten. Er blieb auf Kurt konzentriert. Er hatte noch einen Schritt gemacht, blieb jetzt aber stehen.
Er hatte nicht lange genug auf der Straße überlebt, um nicht zu wissen, dass ein Messer auch dann eine tödliche Bedrohung war, wenn es gegen Schusswaffen stand. Der abgedroschene Spruch von der Dummheit ein Messer mit zu einer Schießerei zu bringen war ausgemachter Unsinn.
Letzte Chance Kumpel zischte er und legte die Linke auf den Verschlusshebel, um eine Patrone in die Kammer zu laden. Kurt hatte seine Linke wiederum lässig mit dem Handballen auf dem Griff des Messers gebettet.
In einer unvermittelten Explosion aus Bewegung schlug er mit der anderen Hand den Mantel auf der rechten Seite zurück und entblößte einen Halfter. Aus diesem zuckte der lange Lauf seines Sechschüsser empor, kam auf eine Höhe mit dem Gesicht Razors und krachte.
Der ehemalige Ganger brachte noch etwas wie Fu… heraus. Eine Mischung aus erschrockenem Einatmen und dem Versuch, ein Schimpfwort zu artikulieren.
Die Kugel, die unter seinem Auge einschlug, bezeichnender Weise, wenn auch zufällig, an der Stelle wo bei der bedrängten Frau das Tattoo saß, brachte ihn zum schweigen. Sie ließ ein Loch in der ungesund gräulich aussehenden Haut erscheinen. Ein dünner Blutstroffen quoll hervor.
Der Getroffene vergaß, dass er seine eigene Waffe eben noch fertigladen wollte und hob die dazu bestimmte Hand mit der Innenfläche nach außen. So als wollte er Stopp sagen oder mit der puren Kraft dieser Geste einen weiteren Schuss abwehren. Kurt schoss durch die Hand und traf diesmal die wulstige Stirn. Razor spritzte ein Schwall Blut aus der Nase und er sackte zu Boden wie eine Marionette, der man die Fäden durchschnitten hatte.
Damit gab er den Blick auf die restlichen Personen in der Gasse frei.
Slinky ließ von der Frau ab und spurtete auf ihn zu. Wenn er eine Waffe hatte, dann nahm er sich nicht die Zeit sie zu ziehen. Wie er sich dabei bewegte, war verstörende. Denn er tat es auf allen Vieren und zwar erschreckend schnell.
Kurt richtete den Revolver auf ihn und schoss einmal.
Die Kugel traf in die Schulter der Spottgeburt und brachte ihn zu Fall. Seine Zunge, die ihm immer noch wie bei einem Hund aus dem Hals hing, schleifte über den Boden, als er den Halt verlor und mit dem Gesicht bremste. Kurt hatte in seiner Ausbildung bei der Garde gelernt, sich auf ein Ziel zu konzentrieren und erst ein neues auszuwählen, wenn man sicher sein konnte, dass von dem ersten keine Gefahr mehr ausging. Sonst verzettelte man sich, so die damalige Aussage.
Seine Lebenserfahrung hatte ihn gelehrt, dass man Prioritäten manchmal ändern musste.
So wie jetzt.
Denn der Kerl ganz hinten zerrte eine Laserpistole aus dem Gürtel. Die Waffe verhakte sich und zog seine Hose mit nach oben. Kurt feuerte auf ihn und traf den Oberkörper. Splicer machte eine komische Geste, als sei er mit kaltem Wasser übergossen worden oder als krabbele ein ekliges Insekt auf ihm herum. Er ließ die Pistole, Pistole sein und versuchte davon zu rennen. Kurt traf ihn ein weiteres Mal und er wurde gegen die Laderampe des Warenlagers geschleudert, wo er in einem Schmierfilm aus dunklem Blut zu Boden rutschte.
Slinky hatte sich wieder gefangen und hetzte weiter auf Kurt zu.
Der, darum wissend, dass er nur noch eine Kugel in der Trommel hatte, nahm sich die Sekunde, um genau zu zielen.
Der letzte Schuss brach und fand sein Ziel ebenfalls in der Stirn. Trotzdem schien Slinky nicht gewillt zu sein, sich vorschreiben zu lassen, wodurch er zu sterben hatte. Sein Körper registrierte wohl, dass etwas nicht stimmte und die Dinge nicht mehr so funktionierten wie sie sollten, doch noch hielt sein Wille die Zügel in der Hand. Auf allen Vieren kam er auf Kurt zugekrochen und streckte eine Hand nach ihm aus. Diese endete in drei verhornten Krallenfinger. Kurt trat einen Schritt zur Seite, packte das Küchenmesser und rammte es Slinky mit aller Kraft senkrecht in den Schädel.
Der blickte ihn an und eine Pupille wandere nach Rechts oben, während die andere durch Kurt hindurchzuschschauen schien und sich langsam mit Blut zu füllen begann. Er öffnete den Mund, vielleicht um etwas zu sagen, vielleicht nur, um die dreckverkrustete Zunge wieder einzuholen.
In der Mundhöhle glitzerte die Messerklinge.
Mit einem Grunzen ruckte Kurt an dem Messer, brach den Griff ab und versetzte Slinky einen Tritt. Wie ein Sack Kohlen fiel der auf die Seite und rührte sich nicht mehr.
Kurt öffnete die Trommel des Revolvers und ließ die leeren Hülsen daraus erst in die hohle Hand fallen und dann in die Manteltasche gleiten. Die leeren Kammern fütterte aus der anderen Tasche mit neuen Patronen.
Ich an deiner Stelle würde mache das ich wegkomme. Sagte er an die Frau gerichtet, die, so sie es sich leisten konnte, einen Seelsorger wohl bald sehr beschäftigt halten würde.
Die Dreckskerle sind zäh und manchmal nicht so tot wie sie aussehen.