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Seinen Carnak zügelnd kam Kurt vor dem Tor zum Stehen. Es war klar das durch die Hauptpforte kein Reinkommen war, schon gar nicht mit dem Tier. Pilger drängten sich, als gelte es beim Sterben der Erste zu sein. Mit Stricken zerrte man die Laserkanonen aus den gerade erst angelegten Gräben. Die hölzernen Räder mit Schlamm regelrecht verpackt, sträubten sich die schwerfälligen Geschütze gegen ihre Verbringung.
Links und rechts von der Mauer baumelten einige Stahlseile, an denen kräftigere Krieger hinauf kletterten und den Stau am Tor so umgingen. Die Wälle selbst schienen nicht mehr Ort von Kämpfen zu sein, jedenfalls richteten jene, die dort oben zu sehen wahren, ihre Waffen nach innen. Immerhin bestand somit nicht die Gefahr beschossen zu werden, wenn er an der Mauer entlang ritt. Natürlich hätte er den erbeuteten Vierbeiner auch zurücklassen können, doch während der paar Stunden in denen er den Carnak nun sein Eigen nannte, hatte ihn die einstige Gewohnheit an das Reiten wieder eingeholt und er wollte es so bald nicht missen.
Mit einem Zug lenkte er das Tier nach links um am Wall entlang zu reiten. Kurt wusste nicht genau was er sich davon versprach, gab es doch um die Stadt herum keine Bebauung, aber vielleicht ließ – sich eine weitere Pforte entdecken. Eine Stadt mit nur einem Zugang, dass kam ihm doch sehr unwahrscheinlich vor.
Als er diese Tür fand verdankte er diesen Umstand nur der Tatsache das sie einen mannsbreiten Spalt weit geöffnet war. Die Farbe ihres Anstriches war nämlich so exakt an den umgebenden Stein angepasst, dass sie im geschlossenen Zustand nur sehr schwerlich zu erkennen gewesen wäre. Breit , dabei aber sehr flach. Gerade hoch genug um ein kleineres Fahrzeug durchzulassen. Die rund zwanzig verstört wirkenden Menschen, die sich durch den Spalt drängten, waren jedoch zu Fuß unterwegs. Sie waren mit Taschen und Rucksäcken beladen und einige der Frauen zogen Kinder hinter sich her. Zwar waren hier und da Verletzungen zu bemerken oder wies ihre Kleidung die Spuren von Feuer auf, doch den wirklichen Eindruck von erlebten Schrecken vermittelten die Gesichter. Eine Mischung aus fassungsloser Ungläubigkeit, gepaart mit nackter Todesangst. Sie wichen vor dem nahen Reiter zurück, jedoch unwillig in die Stadt zurückzukehren, die noch heute morgen ein friedliches Zuhause darstellte.
Drei Männer traten schützend vor die kleine Gruppe. Zwei bewaffnet mit Hackmesser und einer Art kurzem Bootshaken, der dritte Bereit seine Leute mit bloßen Händen zu verteidigen.
Wohin?
Verlangter der Reiter zu wissen, dessen eigene Bewaffnung mit diesen drei Tollkühnen kurzen Prozess machen würde.
Die Männer wechselten gehetzte Blicke.
Nur fort von diesem Wahnsinn! Entgegnete schließlich der mit dem Haken. Hier töten drei Gruppen sich gegenseitig im Namen des Imperators und wir, die wir mit diesem Streit nichts zu schaffen haben, müssen sterben. Das die Handvoll Zefariusanhänger dabei noch am verträglichsten gewesen waren verschwieg er, musste dieser hier doch zu den Gohmorer gehören.
Wie soll das hier jetzt ablaufen?
Kurt drehte sich leicht im Sattel und blickte über die Schulter. Durch die Rundung des Stadtdamms lag das Haupttor im toten Winkel und wären nicht die aufsteigenden Rauchsäulen und der Lärm gewesen, man hätten dem Umstand übersehen können, dass die Siedlung heftig umkämpft war.
Ablaufen?
Gar nicht. Ihr zieht eurer Wege und ich der meinen. Oder besteht ihr darauf das wir uns hier irgendwelchen Scharmützeln hingeben?
Etwas misstrauisch legte der Dammstadtbewohner den Kopf schräg.
Wohl kaum. Wir wollen weg, mehr nicht. Kurt nickte!
Dann rate ich euch Richtung Norden zu gehen. Da runter, er deutete mit dem Daumen über die Schulter, lauft ihr den Pilgern aus Gohmor in die Hände.
Nun war es an dem Flüchtling dankend zu nicken. Seiner Verbundenheit durch Worte Ausdruck zu verleihen brachte er nicht übers Herz, gehörte der Reiter doch zu den Leuten die seine Heimat zerstört hatten.
Der Gefreite wartete ab bis die kleine Gruppe soweit entfernt war, dass ihr Misstrauen eine Handlung von ihm nicht falsch deuten konnte. Dann stieg er ab und führte sein Tier am Zügel durch den schmalen Eingang.
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Umland und Brückenkopf des gohmorischen, heiligen Kreuzzuges
Die Reifen quetschen tiefe Furchen in den Schnee der Ebene, welche wie gepudert schien. Breite Fahrrillen hinterlassend, brauste der Truck dahin und zerstörte das gleichmäßige Weiß das ringsum sie herum die Unberührtheit der Natur des Winters widerspiegelte. Die arbeitende Kraftmaschine des Fahrzeugs ächzte und hustete unter der Leistung die sie erbringen musste, hielt aber tüchtig durch, immerhin war sie für solche Extremfälle konzipiert. Diese Küstenregion war nicht die Blutsandwüste, ebenso wenig der Schmelzofen von Rasankur, die Sonne hatte hier nur geringe Macht und ihre flammende Hitze vermochte die hiesige(n) Erde und Menschen nicht zu erreichen. An jenen Gestaden herrschten andere Wettergötter. Es waren die Domänen von Sturm und Regen, Schnee und Hagel, Blitz und Donner. Ungastliche Witterungen für ein ungastliches Land. Der Himmel glich einer erstickenden Decke, nirgends blinzelte das strahlende Blau eines angenehmen Tages hindurch, stattdessen dräuten grauschwarze, schwere Wolken und schluckten jegliches Fitzelchen hoffnungsspendendes Lichtes, das einem das Gemüt unendlich trübsinnig werden ließ.
Das Binnenland selbst war flach und eintönig, es gab keine signifikanten Erkennungsmerkmale oder Eigentümlichkeiten dies es hervorhoben oder zu etwas außergewöhnlichem machten. Die seichten Hügel in dem Gebiet konnten bestenfalls als Erhebungen deklariert werden und ab und zu lehnte sich ein kleiner Hain von verkrüppelten oder kahlen Bäumen, ähnlich dem in dem sie Unterschlupf gesucht hatten, gegen die Tristesse der Gegend auf. Gefrorene Tümpel schimmerten bleich wie Mondgestein oder die fahlen Augen eines gestorbenen Giganten aus dem festen Grund. Weiße, fast transparente Flocken rieselten leicht und behäbig vom Firmament, indes in einiger Entfernung sich dutzendfach schmutziger, rußiger Qualm von einem hinterlassenden Schlachtfeld und Totenacker erhob und noch weiter dahinter an die hundert zusätzliche, die sich hinter den überwundenen Wällen einer unterworfenen Stadt hinauf in den Himmel kräuselten, wie Kletterpflanzen giftiger, schwarzer Abstammung, aus Feuer und Leid entsprungen.
In der Fahrerkabine herrschte eisige Stille, die Heizung lief zwar auf Hochtouren, aber es gelang ihr nicht den frostigen Temperaturen Herr zu werden und es lauschig warm werden zu lassen. Auch vermochte sie nicht die unterkühlte, grimmige Stimmung der drei Passagiere zu verbessern. Noch immer bildeten sich feine Dunstwölkchen vor den Münden bei jedem Atemzug. Das Mädchen welches sie aus ärmlichsten Verhältnissen „gerettet“ hatten und sie nun auf ihre Abenteuerfahrt – oder sollte man eher sagen; Höllentrip – begleitete schwieg, ganz entgegen ihrer quicklebendigen Mentalität. Sie begnügte sich offenbar damit forschende Blicke in das dunkelhäutige, von Schmerzen gezeichnete Gesicht von Naradas, die verhärmte Maske der schwarzhaarigen Azazernerin am Steuer des Lastentransporters oder die monotone Landschaft die an den Fenstern vorüberzog zu werfen. Ayris war dies nur recht, sie hatte im Augenblick keine Polsterung für eine quirlige Nervensäge wie sich die Kleine von Zeit zu Zeit gebar.
Außerdem war ihre Lunte bereits ziemlich weit abgebrannt an diesem Tag, es fehlte nicht mehr viel um das Pulverfass in ihrem Inneren zum explodieren zu bringen. Allmählich meldete sich auch ihre Verwundung wieder zurück, das Adrenalin der letzten Stunde hatte sie den Streifschuss vergessen lassen, aber jetzt wo sie sich lediglich aufs fahren zu konzentrieren hatte und darauf nicht in einem Haufen Flüchtlinge oder Marodeure zu rauschen, pulsierte die Verletzung wieder als säße ein Winzling in ihren Arm und spiele mit den beschädigten Muskeln Tauziehen. Die eingeflößten Medikamente bändigten noch verlässlich die Pein, aber gegen das Trommeln kamen sie nicht an und es war ein äußerst unangenehmes Empfinden.
Unbehaglicher als die Kälte die ihr in die Glieder schlich, dabei war sie die erheblich gefährlichere Apperzeption von den beiden. Ihre Ausstattung ließ beträchtlich zu wünschen übrig was die Minus-Grade anbelangte, sie musste sich bei nächster Gelegenheit schleunigst neu einkleiden. Im Moment schützte sie gerade einmal eine Schicht synthetisches Material vor dem bissigen Frosthauch, die war zwar multifunktional, bewirkte jedoch keine Wunder und war eindeutig zu wenig für dieses Klima. Ihre Finger waren schon völlig durchgefroren, von den leidlich bedeckten Füßen kaum zu sprechen. Gegen die Argumentation des Korsaren und die taktische Analyse seines mechanischen Gehilfen hatte sie nichts einzuwenden, im essentiellen hatte er ihrer Lage wahrhaftig eine positive Perspektive abgerungen, obgleich sie der Außenwelterlerin trotzdem nicht gefiel. Sicherlich, sie konnten froh sein noch unter den Lebenden zu weilen, aber ohne an einer Schlacht beteiligt gewesen zu sein, von einem einzelnen Vagabunden ausgeraubt und angeschossen zu werden (nicht in ihrem Fall), das war schon deprimierend genug.
„Schon kapiert, ich war auch nicht erpicht darauf mich ins Getümmel zu stürzen und für eine sinnlose Sache über den Haufen geballert zu werden, doch mir stand genauso wenig der Sinn danach von einem Colchiten ausgenommen und gedemütigt zu werden! Der verdammte Fledderer lacht sich im Moment bestimmt ins Fäustchen und befriedigt seine niederen Gelüste an der nächstbesten Leiche die er… ach, zur Hölle mit ihm!“ knurrte sie misstönend.
„Wenn man deiner… Maschine Glauben schenken darf, zentriert sich der Großteil des Kreuzzugheeres bei der Dammstadt und wird nach deren Plünderung oder Einebnung unaufhaltsam weiterziehen und das solange bis sie auf den letzten Mann aufgerieben wurde. Und irgendwo in den Wirren dieses Glaubenskrieges stampft auch noch ein megalomaner Regent auf den Kadavern der Getöteten herum und säuft das Blut von Säuglingen aus Schädeln der Hingeschlachteten. Einem Fürsten dem du Treue und Geleit geschworen hast, er wird sich gewisslich schon fragen wo du… wir abgeblieben sind. Andererseits, vielleicht hat er uns einen Gefallen getan und sich brüllend in die Metzelei geworfen um dann überrascht festzustellen das er doch nicht so unbesiegbar ist nachdem mehrere Ladungen Schrot ihm den Brustkorb weggesprengt haben. Zu hoffen wäre es, ansonsten könnte es bei einer späteren Begegnung reichlich ungemütlich für uns enden. Wie du ja an dieser Ratte von Wegelagerer mitbekommen hast, besitzen die ein außergewöhnliches Talent zum überleben. Leider.“
Wütend riss sie an dem Lenkrad und bog mit dem Lastwagen auf einen viel bewanderten Trampelpfad ein, der sich jäh von dem Hauptweg abzweigte dem sie bisher gefolgt war. Zehn Minuten raste sie die schnurgerade Strecke hinab, ehe sie das Tempo drosseln musste weil Gruppen aus zerlumpten Pilgern plötzlich den Pfad säumten. Etliche von ihnen waren dreckstarrend oder blutüberströmt, eine wahre Kompanie der Verdammten, die sich zurück ins Lager schleppte. Vorsichtig passierte Ayris die Kolonne der Versehrten, behielt die langsamere Geschwindigkeit aber bei. Knapp einen halbe Stunde später erreichten sie die Landungszone der gohmorischen Invasionstruppen.
Inzwischen war eine Zeltstadt aus dem Boden gesprossen und notdürftige Überstände für empfindsame Elektronik und Vorräte errichtet worden. Eine behelfsmäßige Schutzbarrikade aus Sandsäcken, Steinen und was sich sonst so hatte auftreiben lassen, zäunte das weitläufige Militärareal ein. Nach wie vor ging es im Stützpunkt zu wie in einem Mikrobenbau, überall wuselte und schwärmte es. Eine nicht unbeachtliche Zahl an Schiffen unterschiedlichster Bauart lag in dem Aufmarschgebiet vor Anker oder hatte sich mit dem Bug direkt in das Ufer gewühlt. Und über allem flatterten die Fahnen und Banner des zweiköpfigen Adlers mit seinen weit gefächerten Schwingen im Wind.
Provisorische Posten in Mauerlücken waren eingerichtet worden, die als Überwachung dienten wer das Gelände verließ und wer um Zugang ersuchte. Die Fremdweltlerin ging vom Gas, schaltete runter und bremste schließlich ab. Keine Sekunde darauf tauchte ein hageres Gesicht an ihrer Seitenscheibe auf und klopfte mit einem Fingerknöchel dagegen. Sie kurbelte die verschmutzte Trennscheibe herab und erzählte dem Mann dieselbe Geschichte vom Sondereinsatz, dem Hinterhalt und der Erbeutung der feindlichen Waffen welche sie dem narbigen Abtrünnigen aufgetischt hatte. Der sah offensichtlich keine Bedrohung in ihrer Berichterstattung (oder war schlicht und ergreifend mit der Prüfung der Sachlage überfordert) und winkte sie durch mit der Anweisung einen Offizier ausfindig zu machen dem sie ihre Konterbande melden sollten. Im Schleichtempo fuhr Ayris das Gefährt in Richtung der Proviantplanen und stellte dann den Motor ab.
„Das war’s!“ verkündete sie, lehnte sich einen Moment zurück und rieb sich die erschöpften Augen. Ein Stöhnen rechterhand wies sie allerdings rasch auf den Gesundheitszustand ihres Gefährten hin.
„Okay, versuchen wir einen Arzt für dich aufzutreiben. Die haben hier in der Zwischenzeit bestimmt ein Lazarett hochgezogen.“ mutmaßte sie, stieß die Tür auf und sprang nach draußen um einen Rundumblick schweifen zu lassen.
„Joie, sitz da nicht einfach kopflos rum, hilf ihm raus!“ hieß sie dem Mädel, das mit dem Mund ein „Blablabla!“ murmelte, dem gehandicapten Naradas dann aber tugendhaft aus dem höher gelegenen Führerhaus des Truck half.
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Dammstadt, Plaza hinter dem Haupttor
Gleichmäßiges Stakkato brachte die schwefelgeschwängerte Luft zum Beben, während Zündhütchen um Zündhütchen mittels des Schlagbolzens flammend aus dem schlanken Lauf des Maschinengewehrs gespien wurde. Das dabei entstehende schmauchende Donnerwetter ging einher mit unpräzise umherprasselndem Gebäudeschutt welcher durch die Einschlagswucht der Projektile entstand. Die verhältnismäßig “grobe” Streuung des Dauerbeschusses vollbrachte es das der vermeintlich verschanzte Feinde wenigstens seinen Kopf unten behielt oder lediglich gleichfalls unpräzise Schüsse über die Deckung hinweg erwiderte. Ein Umstand der darin genutzt wurde das die unterschiedlichen Kontingente der Kreuzfahrer sich weitläufiger positionierten, strategisch günstigere Positionen einnehmen oder schlicht gebildete “Gräben” überwinden konnten. Graben galt dabei als Titulierung für die Schuttfelder zwischen den Fraktionen, in welchen verkrüppelte, zerschossene und in Stücke gerissene Individuen qualvoll ausgeisterten. Der Gestank des Feuers und der darin vergehenden menschlichen Überreste gewann eine wenig reizvolle Allgegenwart, untermalt durch das konstante Odeur des Schwefels und mancher Orte, wo auch Laser abgefeuert wurde, Ozon. Letzteres gewann zweifellos den höchsten Preis im Rahmen des unangenehmen, nicht nur das es stechend roch, provozierte es auch noch zusätzliche die Atemwege. Glücklicherweise war die Konzentration naturgemäß gering, allein die Schützen selbst wiesen etwaige Anzeichen auf, waren jedoch durch ihre anderen Tätigkeiten beschäftigt genug um sich darin keine Blöße zu geben.
Ein zweistöckiger Bau, dessen einstmals geschmackvolle Nordfront unter heftigem Feindbeschuss einerseits zerschossen, andererseits heruntergebrochen war, diente als sporadischer Unterschlupf für ein kleines Kontingent von nicht mehr als dreizehn Soldaten. Sanitäter hatte sich gleichfalls keiner eingefunden, auch kein nachweisbarer Kommtechniker geschweige denn etwas das einen Scharfschützen heranreichen konnte. Mindestens drei von ihnen waren vormalige Grenadiere, wegen diverses Vergehen in eine Strafkompanie versetzt, nun auf Absolution aus. Vier oder fünf waren gemeine Gefreite, einer hatte sich zum Oberleutnant hoch geschleift, während der Rest kaum mehr als vormals überfanatische Pilger waren, welche angesichts der ersten Opposition wohl doch weitere Bedenken entwickelt hatten ihrem Herrscher entgegenzutreten. Der Offizier kauerte in einer halben Hocke gegen die Nordwand, eine eingebrochene Säule vor einem ehemaligen Türstock diente ihm dabei als Deckung, während er von Zeit zu Zeit darüber hinwegspähte.
“Zumindest scheint der Zustrom für die Schwertfanatiker zusammengebrochen zu sein, der Rest von den Kerlen hat sich wohl aufgrund der eingenommenen Kampfdrogen endgültig ins nächste Leben verabschiedet.”, kommentierte ein rußverschmierter Hauptgefreiter, während er an einem der Fenster zwei drei Salven abgab, erwartete aber offensichtlich keine weiteren Kommentare, da jeder andere Mensch genauso mit dem sinnlosen verschwenden überschüssiger Munition Richtung feindlicher Mauer beschäftigt war. “Halt die Klappe und schieß weiter. Solange da draußen noch irgendetwas zurückschießen kann macht hier keiner die Schnauze auf!”, erwiderte kurz angebunden sein Oberleutnant, “1 Uhr, MG Schütze, 300 Meter, wer den Kerl als erster aufs Korn nimmt bekommt einen Arschtritt von mir persönlich!”, die Gehässigkeit ebbte ab während einer der Grenadiere durch etwas scheinbar präziser abgefeuertes mitten durch die Brust getroffen, zusammenklappte, “Idiot!”, Sekunden später verpasste der Offizier dem Leichnam der keinen halben Meter vor ihm aufklatschte einen Tritt und beförderte ihn so einige Handbreiten tiefer in den Raum, “Nutzt gefälligst die Deckung wenn ihr nicht so enden wollt wie der Idiot hier! Der Imperator kann warten, verstanden? Zuerst erobern wir ihm dieses Städtchen hier zurück, dann könnt ihr sterben.”
Der tote Soldat mochte gerade einmal sein dreißigstes Lebensjahr erreicht haben, Grund genug anzunehmen das er wenigstens noch existente Verwandtschaft hatte. Sie brach seine Marke in zwei Teile, steckte die eine ein, für die spätere Katalogisierung der rein militärischen Verluste. Erst dann nahm sie seine verbliebenen Magazine aus den Gürteltaschen, sowie sein Sturmgewehr. Der Leichnam würde wohl später in einer größeren Zeremonie verbrannt werden, es war unwahrscheinlich das man mehr Zeit als unbedingt notwendig verschwenden wollte, vor allem nicht für derartig geringfügige Aktivitäten wie eine Bestattung gefallener Kreuzfahrer. Sie wussten worauf sie sich einließen, darüber hinaus schien der Kardinal vom Grundgedanken dieses innerweltlichen Kreuzzuges beseelt zu sein, selbst wenn der gewöhnliche Soldat nach der Vorstellung gegen die Zefariusjünger, jene mit dem “glorreichen Vorpreschen” eher von Besessenheit sprach. Die wenigsten Menschen ließen sich diesen Gedanken allerdings offensichtlich anmerken, aber sie handelten entsprechend, für eine besondere Form des Argwohns hatte es gleichfalls gesorgt nachdem man genötigt gewesen war auf geistige Würdenträger zu schießen oder zumindest Menschen in den Kutten von Priestern und Mönchen. Nur durch nachhaltigen Hinweis auf das Dekret Passivum konnte man die Männer und Frauen dann doch davon überzeugen das sie das Richtige tun würden, außerdem seien diese Individuen durch ihre Hingabe an den Verräter-Kardinal Zefarius ohnehin durch einen unreinen Makel behaftet und somit gewissermaßen Vogelfrei.
“Der Feind mag versuchen euch durch seine heimtückischen Täuschungen zu verführen, mag versuchen euren reinen Geist zu manipulieren. Er schickt Häretiker in den Kutten gläubiger Männer, er kämpft in den Schatten und übt sich in jeder nur erdenklichen Hinterlist! Er mag aus dem Hinterhalt heraus als einer der unseren Granaten werfen, er mag mit dem Dolch lauern oder feige Attentate verüben. Doch egal welches schändliche Mittel er auch einsetzen mag, euer Glaube mag nicht wanken! Der Imperator gab uns Seine Waffen und Sein Gesetz, er gab uns die Tactica Imperialis, Sein Wort. Glaube ermöglicht den Sieg, allein die Unfehlbarkeit eures Glaubens und die Standhaftigkeit an der Doktrin, der Taktik und der Strategie wird diese Stätte für den unsterblichen Imperator zurückerobern. Kämpft, Soldaten des Imperators, kämpft, wie es Sein Wille ist oder verzagt im Angesicht dieser Prüfung! Doch wisset, ich werde euch erretten noch vor dem Fall!”
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Der Schleier des Wahns lichtete sich so abrupt wie er seine Schwingen über den Geist des Fürsten gelegt hatte. Erkennen, mit dem erzwungenen Glätten der gefurchten Stirn vertuscht. Heißes Schnauben brandete gegen ihr Gesicht, bevor sich die Klammer aus Muskeln und Fingerknochen löste. Sich abwendend legte, nein schmiss er die Klinge, welche zu spät gekommen war um in das besessene Fleisch des Dämons beißen zu können, auf eine der steinernen Stufen. Dort rutschte die Waffe durch Staub und Tontrümmer und kam schließlich zur Ruhe.
Allein in der Dunkelheit. Umgeben von Feigheit und Verrat. Umgeben von Insekten die vor Stärke und Möglichkeit zurückweichen.
Und doch... so sehr Teil des Drachens wie ich es bin. Unwillkürlich und wohl von der Seherin unbemerkt legte sich die Mörderhand auf den verbeulten Brustpanzer, dort wo unter Dreck und Stahl das in Haut geschnittene Abbild verborgen lag.
Allein und von Feinden umringt, aber Rücken an Rücken.
Schwer zu sagen ob die Stimme von Resignation, Trotz ober bloßem Festhalten der Tatsachen geprägt war, tonlos wie sie klang.
Dann wandte er sich ihr wieder zu.
Also, was wollte der Dämon hier? Zögernd, fast angewidert hob er eine der heil gebliebenen Urnen auf und betrachtete sie.
Hier an diesem jämmerlichen Ort, schmutzig und unwürdig. Er ließ das uralte Gefäß fallen und mit einem trockenen Splittern zersprang es und ließ den Inhalt sich zu den bereits verstreuten Ahnherren gesellen.
Warum müssen sie ihre kleinen, versteckten Beschwörungen immer an so erbärmlichen Plätzen ausführen? Ist das etwa der Götter würdig? Er klatschte sich die Hände sauber, als hätte das einen Unterschied gemacht.
Dennoch wäre die Wesenheit wohl nicht erschienen, wenn sie sich nicht auch etwas davon versprochen hätte. Mehr als nur eine Stunde die Realität zu trinken.
Und du?
Sonderbar wie schnell Stimmung und Verhalten bei diesem umzuschwenken vermochten, gleich dem Axtkopf, der ich in jauchzende Höhen erhob und dann nieder fuhr in den dampfenden Unrat lebender Leiber.
Du wirst mir doch sicher nicht erzählen, dass du hier warst während der Dämon in jenem Mann hauste und nichts von seinen Motiven mitbekommen hast. Die Klauen, die sich eben noch so unbarmherzig um ihr Kinn gekrallt hatten, strichen nun zärtlich die Konturen nach.
Auch stellt sich die Frage wie wir diesen Umstand für uns nutzen können? Wie würde wohl Gohmor reagieren, wenn man dort erfahren würde das eine Stadt, die Zefariusdienern Unterschlupf gewährt hat, sich als Vipernnest der Chaosanbetung erwiesen hat?
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz
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Die Fahrt über hatte sich Naradas hauptsächlich damit beschäftigt hinaus auf die ebene zu starren. Zumindest schien es so. Aus seiner Sicht blickte er vielmehr in sein Inneren, horchte auf die Signale welche er dort zu empfangen glaubte. Wie eine Stimmgabel, versetzte ihn die Umgebung in Schwingungen, deren Intensität und Stärke unaufhörlich zu variieren schien, während er sich an die unsichtbare Wand zwischen hier und dort schmiegte. Er war sich sicher, der Fürst war noch immer in der Stadt. Gleichzeitig war er sich nicht im Klaren, warum er sich so sicher war, oder genauer, ob das Gefühl nur daher kam, dass er den Kelch genommen hatte, er das Blut des Fürsten in sich trug oder ob noch mehr dahinter steckte. Interessant, dass er sich nicht einmal mehr die Frage stellte, warum ein Schluck aus den Kelch der Rasankuri mehr bewirken sollte, als ein oder gar mehrere Infektionen. Vielleicht sollte er versuchen, einen Magos Biologis zu finden, der sein Blut auf Unregelmäßigkeiten untersuchten konnte. Aber so etwas kostete viel Zeit, mehr als er hatte, außerdem neigte Naradas dazu, Wissenschaftlern nur soweit zu vertrauen, wie er deren Methoden und Konzepte verstehen konnte. Und auch wenn sich mechanische und biologische Konstrukte in vielen Teilen ähnelten, so überstieg das nötige Wissen einer weitreichenden Untersuchung bei weitem seinen Horizont. Also vorerst vielleicht doch keinen Bluttest. Die Kugel aus seinen Rippen zu schneiden, musste den Metzgern vorerst genügen. Kommentarlos hatte er verfolgt, wie Ayris den Lastwagen in die lange Reihen der Verwundeten einfädelte, sie durch die hastig errichteten Befestigungen und an den aufgestellten Wachmannschaften schleuste.
Okay, versuchen wir einen Arzt für dich aufzutreiben. Die haben hier in der Zwischenzeit bestimmt ein Lazarett hochgezogen.
Naradas war pragmatisch genug, die Tatsache zu akzeptieren, dass er alleine wohl nicht allzu weit kommen würde. Trotzdem versuchte er, möglichst viel Gewicht selbst zu tragen, nicht zuletzt um sicher zu gehen, dass er nicht im von hunderten von Stiefeln aufgewühlten, entsprechend schmierigen Boden landete. An mindestens einer Stelle entdeckte er die schillernden Lachen von ausgelaufenem Öl oder Treibstoff, ein deutliches Zeichen das die Pilgerhorde im Bereich der Techpriesterschaft deutlich unterbesetzt war. Es wäre nur noch eine Frage der Zeit, bis die große Mehrheit der Maschinengeister rebellierte. Hoffentlich waren die Ränge der Sanitäter und Apothecarii besser besetzt und ausgestattet. Ein kleiner Truppe Versehrter zog vorüber, allesamt mit dick verbundenen Gliedmaßen oder Körperpartien.
Haben sie, dort hinten.
Es würde wohl nicht allzu lange dauern, bis jemand sich für die Ladung und den Transporter interessieren würde oder gar für die Verantwortlichen. Ihm persönlich wäre lieber, wenn sie dann schon lange nicht mehr vor Ort wären. Ayris schien wohl ähnlich zu denken, gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Lazarett. Der beißende Geruch von verbranntem, künstlichem Weihrauch vermischte sich mit verschmortem Fleisch und Chemikalien. Das Stöhnen der Verwundeten, das Kreischen von rotierenden Sägeblättern und Bohrern lagen im Wettstreit mit dem sinnlosen Gefasel der Prediger, welche sich mehr damit beschäftigten, die Verletzten ins Jenseits zu befördern als einfach am Leben. Auch hier zeigte sich, dass die Kapazitäten des improvisierten Feldlazaretts von der reinen Flut an Verwundeten überfordert war.
Wird wohl nicht allzu leicht werden, hier einen Doc zu finden, der sein Handwerk wirklich versteht. Und wenn möglich, würde ich gerne meine Leber behalten, es wird also schwierig, einen zu bestechen.
Name:Naradas
Titel: Deimos/ Cen-Rasankuri
Rasse: Mensch
Alter: 25
Größe: 2,00m
Zugehörigkeiten: Chaos/ Korsar-Tzeentch
Aussehen: durchtrainiert, hellblau glühende Augen, dunkelhäutig, kurze schwarze Haare
Charakter: skrupellos, strebt nach Perfektion, Sarkastisch, Selbstsicher, ruhig und planend
Kleidung: Lumpenkutte über Kettengeflecht (Eingelagert:hochwertige Drachenhaut)
Ausrüstung: Billige Maschinenpistole, einfaches Kurzschwert (Eingelagert: Klingenstab, Boltpistole, 2 Handgranaten)
Fähigkeiten: guter Nahkämpfer, intuitives Technikverständnis, überzeugend, miserabler Schütze, ungeübter Pilot
Psionisch Aktiv: Besessen (Dorator)
Verletzungen: -
Begleiter: Drohnenschwarm RS-47-B
Besitz: 38 Silberbolzen, gebundene Werte, Handelsgüter
Unterkünfte:
Festungsanwesen Yakip Hirsi
Naradas Wohnung in Gohmor (mittlerweile verlassen)
Chars:
Naradas
Bane Karagoth- RIP
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Dammstadt, ca. 2,4 km Richtung Zentrum vom Haupttor entfernt
Caleb stand an einem geöffneten Fenster im obersten Stock einer kleinen Abtei und beobachtete den Kampf zwischen den anstürmenden Kreuzzüglern und den mysteriösen, dunkel berobten Gestalten, während ihm zyklusweise die von der Schlacht entstandenen Staubwolken um die Ohren wehten. Er, sechs Ordensbrüder und einige Zivilisten hatten sich in der Abtei verbarrikadiert, in der Hoffnung alles heil zu überstehen.
Ah, hier seid ihr Bruder. Ich bin mir sicher, dass es in der heiligen Halle und den Kellern weitaus sicherer ist als hier, was also macht ihr hier oben?
Der Prediger der Abtei, der im jenen Moment den Dachboden betrat, sah Caleb fragend und leicht besorgt durch die Ereignisse, die er durch das geöffnete Fenster sehen konnte, an. Er war der oberste Priester der Abtei und damit auch der älteste, und taste sich langsam, mit wankendem Schritt, zu Caleb vor.
Man sollte dem Wahnsinn immer in die Augen sehen, Vater. Betet zum Imperator, dass dieser hier bald beendet wird. Diese Gestalten sind gehüllt in Dunkelheit, man merkt deutlich den Makel des Chaos an diesem Ort.
Der Priester gesellte sich empört an Calebs Seite.
Ist das euer Ernst? Sind dies Chaosanhänger?
Ich vermag es natürlich nicht hundertprozentig zu sagen, aber sie gehören keine der beiden Streitparteien an und sind sehr brutal in ihrer Vorgehensweise. Bemerkt ihr nicht diesen Schatten, der sich über diese Stadt legt?
Caleb drehte sich zu dem Ordensbruder und sah ihm ernst in die Augen.
Ehm, nun ja. Ich denke, dass….
Bevor der den Satz auch nun ansatzweise beginnen konnte, donnerte Caleb mit seiner Faust auf das Fensterbrett und schlug das Fenster zu.
Natürlich spürt ihr das nicht. Was hätte ich auch von Euch erwarten können. Ihr bemerkt ja nicht einmal die Wahrheit, wenn sie euch anspringt. Dies ist kein kleiner Aufstand oder ein Angriff von irgendwelchen Söldnern. Dies ist eure eigene kleine Apokalypse, denn ihr alle solltet geläutert werden. Wisst ihr was ich denke?
Der alte Priester starrte Caleb ängstlich, mit einem starken Ausdruck reiner Empörung an und schüttelte den Kopf. Caleb trat langsam näher und packte ihn mit beiden Händen sacht am Kopf. Dann sprach er leise, ja fast flüsternd, weiter.
Ihr alle seid Unrein. Ihr klammert Euch an die Lehren einer korrumpierten Kirche und eines Gottes, dessen verfaulter Körper auf dem Goldenen Thron sitzt und nicht einmal in der Lage ist, die kleinste Maus zu schützen. Ihr seid weit davon entfernt erleuchtet zu werden, denn eure Worte zeigen nicht die Wahrheit, sondern füllen die Köpfe der Menschen mit Unterdrückung und Dummheit. In meinen Augen seid ihr nichts weiter als ketzerische Kriechtiere!
Der alte Abteiherr wusste nicht was er sagen sollte. Das waren nicht dieselben Worte die dieser Mann noch vor einigen Tagen in seiner Abtei verkündete. Er schien ein demütiger Diener des Gottkaisers zu sein, doch jetzt waren seine Worte erfüllt von Blasphemie und Hass.
Aber, aber was sagt ihr de…
Sssssccccchhhhhh….
Caleb ließ den Kopf des alten Mannes los und presste den Zeigefinger seiner linken Hand auf dessen Lippen, während die andere Hand in seiner Hose verschwand.
Nicht doch, ihr wisst doch selbst: Die Wege des Imperators sind unergründlich
Sein Gesicht durchfuhr ein finsteres lächeln, während er seine rechte Hand aus der Hose zog, einen Dolch fest darin umklammernd. Ruckartig stoß er ihn in den Unterleib des Priesters, während seine linke Hand nun dessen Mund voll versperrte, um unnötige Schreie oder Hilferufe zu verhindern.
Doch zuweilen, sind diese Wege auch sehr direkt.
Caleb grinste vor sich hin, während der Leib des Priesters leblos zu Boden sackte. Dann zog er ein Tuch aus seiner Hosentasche und reinigte seinen Dolch, während er langsam wieder Richtung Fenster schritt und hinaus blickte. Hmm, ich sollte mehr über meine Freunde hier herausfinden. Nicht jeder Tag gleicht dem Anderen. Diese Zeit ist so voller Spannung und göttlichen Eingebungen, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Halleluja.
Er schnappte sich seine Robe, kletterte kurzerhand aus dem Fenster und lies sich über die flachen Dächer bis zur Straße herab. Dann legte er sich die Robe über und durchstreife die noch leeren Gassen und Querstraßen der Stadt.
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“Man mag gleichwohl kaum etwas verderblicheres finden als einen derartigen Sündenpfuhl, dennoch, mag dieser Erkenntnis aus unseren Mündern kaum mehr den fragwürdige Praktiken aufwerfen, meint ihr nicht auch? Menschen verderben nun mal Menschen, eine größere Teufelei als diejenige der Glaubenshäresie kann man gemäß dem imperialen Recht nur unzureichend ohne den notwendigen Beweis erheben und selbst wenn ein gewöhnlicher, sterblicher Mensch, so wie wir diese “sind”, einen derartigen vorzubringen vermag, so wird dennoch dessen persönliche Geschichte in ebensolcher Manie begutachtet und durchforscht, da ja möglicherweise das Individuum selbst der Malificar ist. Und wir wollen schlussendlich nicht unnötigerweise das Aufsehen eines Kettenhundes der Kirche auf diese kleine, unbescholtene und jungfräuliche Welt locken, nicht wahr? Der Ordo Malleus verfügt laut gewissen... weniger puritanischen Quellen über eine simple Art Codex, in welchem die wahrhaftigen, unsterblichen Namen der Wesenheiten niedergeschrieben wurden.... unwichtiges Wissen. Betrachtet es nun so, wird dieses Ereignis einer zu breiten Öffentlichkeit gewahr, werden davon beinahe zwangsläufig auch die falschen Ohren erfahren, dies wiederum entspricht einer unweigerlichen Gefahr für die Macht welche auf dieser Welt zu erhalten ist. Die Hexenjäger und ihre profaneren Jünger und Häscher verstecken sich in vielerlei Gestalt an vielerlei Orten, wenn allerdings das Gerücht eines dämonenehrenden Kardinals die Runde machen würde, vermutlich würde die größte Gefahr dann für uns selbst bestehen. Nichts fürchten sie mehr denn das Ungewisse, nichts mehr als die Leere welche ihnen unverhohlen aus dem Auge ihrer Galaxie entgegenstarrt. Sie wissen um ihre eigene Vergänglichkeit und künstliche balsamierte Schwäche, während sie sich weiterhin an zerschlissene Fetzen ihrer ruhmreichen Erkenntnis krallen und nichts, aber auch gar nichts davon verstehen wollen oder können. Ausdruck dieses kindlichen Willens, dieser Naivität ist ihr gewaltiger Scheiterhaufen, welchem Tag um Tag tausende geopfert werden müssen, um wie ein weisendes Licht dort im Immaterium zu erstrahlen, um ihre Schiffe zu geleiten und zu schützen, wie sie törichter Weise annehmen, und dennoch verlieren sie sich auf tausend Jahre und mehr zwischen den physischen Welten. Sie stehen in einer Abhängigkeit zu dieser und auch der nächsten Welt, wie beinahe jegliche Rasse, ihr Verständnis beschränkt sich lediglich auf die Physis, das Vergängliche und kaum mehr als ein Bruchteil dessen was menschliche Motive vermögen. Seht euch diese Welt nur an, seht euch diese Stadt an, mit ihren Tempeln, Türmen und ihrem pulsierenden Leben. Selbst die aufrichtigsten Sklaven ihres Leichnams fallen unter den Schatten welcher durch ein anbrechendes Zeitalter vorhergeworfen wird, dies ist allerdings alles nur Abbild der versprochenen Herrlichkeiten die den gläubigen Aposteln der Vier versprochen werden. Ganze Welten werden verschlugen, entsagen den “fundamentalen” Gesetzmäßigkeiten ihrer Wissenschaften und werden neu geformt, so wie alles Leben neu geformt wird, gänzlich ohne die Lästigkeit der Äonen, wie es die lachhafte Evolution vorsehen würde. Wir sprechen von etwas das in der Frequenz von kaum mehr den gewöhnlichen Herzschlägen geschehen mag, etwas das die gesamte Lebensspanne eines gewöhnlichen Menschen binnen Wimpernschlag vollzieht, wertet und auslöscht wenn notwendig. Soviel mehr, soviel mehr, mein Fürst. Fragmente des Immateriums erleuchteten den Verstand dieser unwürdigen Knechte und trieben sie soweit in den Wahnsinn das sie schlachtend für ihren geglaubten Engel hinausstürmten und in offener Rebellion gegen die aufrechten Verteidiger des Imperiums zogen. Was erst würde dies anstellen mit Menschen, welche nicht im Geiste gestärkt wurden? Was ist denn ein sogenannter Engel anderes als eine Wesenheit des Immateriums, was unterscheidet sie von den Verlockungen eines Slaaneshs? Wohl kaum mehr denn die indoktrinierte Glaubenslehre einiger verkalkter alter Männer. Wir hingegen haben dieses jämmerliche Wissen überwunden, wissen allerdings auch um die Gefahren welche damit einhergehen und vollziehen einen derartigen Pakt nicht leichtfertig und naiv, seht nur, wie die Priester ihre Seelen darboten im vergeblichen Flehen nach der Erlösung. Sie fanden ihre Erlösung von den leidlich profanen Dingen gleichwohl, allerdings in anderer Manier denn es ihnen lieb gewesen wäre, Erlösung durch Blut, Erlösung durch den Raub der Schädel und des Verstandes sind keine leichtfertigen Versprechungen, sondern entnommen aus anderen Fibeln den der ihrigen. Es gilt zu bedenken, mein Fürst, bald schon... werdet ihr wie ich jenen sorgfältig gewahrten Punkt überschritten haben, an welchem unsere Leiber nicht unterschieden werden können von denen gewöhnlicher Menschen...”
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Umland und Brückenkopf des gohmorischen, heiligen Kreuzzuges
Naradas düstere Prophezeiung sollte sich bewahrheiten. Bei all den logistischen Versäumnissen, welche einem Feldherren nicht so leichtfertig entgangen wären, wie sie einem, mit göttlichen Weisungen gesegneten Kirchenherren entglitten, der sich mit den Staffagen eines Generalissimus lediglich schmückte, war auch die medizinische Versorgung auf der Strecke geblieben. Das bedeutete nicht das man zu wenig, sondern schlicht und einfach das man überhaupt keine Ärzte mitgenommen hatte. Jedenfalls nicht im Wissen um diese. Die, die hier das Lazarett betrieben standen dann auch beim Zufall im Sold.
Neben Schinder gab es da Doktor Baptiste Nicolas Maitre, ein promovierter Mitvierziger auf dem Gebiet der Veterinärmedizin, mit Spezialisierung auf Squam- Squams, vier Sanitäter der PVS, einen Sanitäter, der Red Cards- Söldnergruppe und einen vierschrötigen Bader aus der tiefsten Provinz Wallburgs, dessen Methoden eher auf eine Feudalwelt gehört hätten.
Was ihre Ausrüstungssituation betraf, so war diese bizarr zu nennen. Die Zelte waren neuster Machart, aus weißem Kunststoff, schmutzabweisend und theoretisch in der Lage einen abgeschlossenen, sterilen Innenraum zu halten. Das wohlgefällige Symbol der medizinischen Unterabteilung des Hauses Siris prangte auf den Flanken dieser Heimstätten der Linderung. Allein sie waren Gehäuse für barbarische Schlachtbänke. Mit der Spende des Hauses waren auch Generatoren, medizinisches Gerät und sogar vier hochentwickelte San-Servitoren an das Kreuzfahrerheer übergeben wurden. Ein komplettes, modernes Feldlazarett eben. Nur leider hatten sich die technischen Komponenten auf eben jenem Schiff befunden, welches von einem gewaltigen Meeresungeheuer in die Tiefe seines grabschwarzen Reiches gezogen wurden war. Das man die wertvollste Ausrüstung auf einen der marodesten Kähne geladen hatte, von dem man auch ohne Untier nicht mit Bestimmtheit hätte sagen können das er sein Ziel erreichen würde, ließ einmal mehr erkennen wie wenig dieses Unternehmen mit einem durchdachten Kriegszug zu tun hatte.
So also mussten die vorhandenen Helfer mit dem arbeiten was sie hatten. Und das war nicht viel. Es fehlte am Nötigsten, ja schon am sauberen Wasser. Zwangsbeauftragte Pilger waren damit beschäftigt Meerwasser entsprechend zu präparieren, kamen jedoch kaum nach. Wie die Schneeflocken, welche noch immer unbeirrt zu Boden sanken, wurden die Verletzten hereingeweht.
Man tat was man konnte. Das bedeutete im Klartext viel Morphium, Amputationen, Verbände , Wundputer und das letzte Geleit durch die Priester.
Hinter den äußeren Zelten brannten einige Feuer aus Chemieblöcken, auch Kistenholz hatte Verwendung gefunden. Sie sollten den Reihen, wie Perlen auf einem Faden aufgereihter, Versehrter Wärme spenden. Um diese Hitzequelle lag eine zuckende, und sich windende Masse Fleisch. Zerschossen, zerhackt und vom so huldvoll gepriesenem Licht versenkt.
Ein blasser Sanitäter mit unterarmhohen, braunen Handschuhen kam, von Joie regelrecht herbeigezerrt, zu Naradas und der ihn stützenden Ayris. Der Mann sah selber aus als gehöre er schleunigst auf eine der Bahren und würde andernfalls in den nächsten Minuten in die Ohnmacht der Erschöpfung sinken. Diese Schwächung war wohl auch der einzige Grund warum ihn das Mädchen so willenlos mitschleifen konnte.
Der da! Das is er! Brachte sie hervor und deutete auf den verletzten Rasankuri.
Der Sanitäter strich sich eine Strähne aus der Stirn, wobei offensichtlich wurde das er keineswegs Handschuhe trug, sondern bis über die Ellenbogen mit Blut verkrustet war. Dann trat er auf Naradas zu und begutachtete ihn oberflächlich.
Bei Bewusstsein... gut verbundene Wunde... Das Gemurmel wich einer lauteren Empörung. Deshalb holen sie mich extra? Es gibt Leute die in diesem Moment sterben. Sein Finger stieß gegen eine Bahre in der Nähe. Sie wies dunkle Flecken auf, war aber unbelegt.
Legen sie ihn da hin, halten sie ihn warm und warten sie bis einer der Ärzte Zeit hat.
Ohne auf eine Entgegnung zu warten machte er auf dem Absatz kehrt und stiefelte davon.
Zur selben Zeit trat im zentralen Operationszelt eine kahlköpfige Frau aus der Klappe und streifte sich die blutverschmierten Handschuh und die PVC- Schürze ab. Sie wäre, wenn auch nicht als hübsch, so doch von einer spröden Ansehnlichkeit gewesen, hätte in ihren Zügen nicht eine Härte gelegen die an Grausamkeit grenzte und dem Gesicht den Glanz raubte. Unter der OP- Kleidung kam ein einfarbiger Kampfanzug zum Vorschein, welcher zwar zu dem Sturmgewehr an ihrer Seite, aber nicht recht zum Bild der Krankenschwester passen wollte. Sie warf die Einweghandschuhe in einen Müllbeutel neben dem Eingang und die Schürze in einen Waschzuber. Dann hielt sie die Kunststoffklappe des Zeltes auf.
Durch diese Öffnung nun trat Doktor Schinder und sog die kalte Luft in die verkümmerten Lungen.
Danke Teuerste.
Er schritt zu einem Holztisch, durch ein Brett über zwei Kisten gebildet, und tauchte die blutigen Hände in eine bereitstehende Waschschüssel. Dabei durchstießen seine Spinnenfinger eine hauchdünne Eisschicht.
Der gute Maitre wird die dort drinnen zu machen und die nächste Welle übernehmen, auf das wir uns ein wenig stärken können.
Er tropfte die Hände ab und trocknete sie in dem Tuch, welches ihr die Frau hinhielt. Es ist ohnehin vergeudeter Arbeitsaufwand. Man behandelt das lahme Schwein, damit es fröhlich quikend zurück zum Metzger hüpfen kann. Nun ja... alles hat auch sein Gutes. Haben sie...?
Ja Herr Doktor.
Sie griff in die Tasche und zeigte dem Alten drei Ampullen mit einer klaren Flüssigkeit. Der Arzt ließ die zweigdünnen Finger darüber wandern.
Aaaaah... sehen sie wie ungetrübt es ist. Vielleicht irre ich mich, doch ich glaube Verletzung, Angst und Schmerz steigern die Reinheit des Extrakts. Er kicherte als hätte er etwas lustiges geäußert.
Stecken sie es nur wieder weg und geben sie gut acht darauf. Wer weiß wann wir wieder solch eine sprudelnde Quelle auftun. Auch wenn es nicht aussieht als würde diese hier bald versiege.
Sie nickte und tat wie ihr geheißen. Dann stützte sie den Arzt, dessen Beine vom langen Stehen vor dem OP-Tisch steif geworden waren. Nach einigen Schritten reichte ihm jedoch ein Gehstock als Krücke aus. Noch immer mit der rot gefärbten Schürze angetan, schritten sie an den Rand des Lagers, wo eine Feldküche mit heißem Tee lockte.
Dabei passierten sie die beiden jungen Frauen, welches sich um den verwundeten Naradas kümmerten, in nicht einmal drei Metern Abstand.
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In der Kathedrale
Das will ich auch hoffen. Ging er knurrend auf ihre letzte Ausführung ein. Es war typisch für diese Frau das sie Vorträge hielt, als stünde sie im Hörsaal einer dieser unnützen Wissensanstalten, während über ihrem Kopf alles in Flammen zu vergehen drohte. Während er sich suchend nach dem Schwert umdrehte, fragte sich der Herr der Wüstenstadt wie wohl ihre Vorstellung jenes nächsten Daseinszustandes für sie aussehen mochte. Ihm schwebte eine unbestimmte Dämonengestalt vor Augen, auch wenn er sich bis jetzt noch nicht die Mühe gemacht hatte näher über diese feststehende Tatsache nachzugrübeln. Er empfand es als unsinnig Gedanken an etwas zu verschwenden was vielleicht sein mochte. „Vielleicht“ war nicht unbedingt ein Wort das in das Vokabular seiner Weltanschauung passte. Nun jedoch, da Kogan die Form der nächsten Ebene als etwas zerstörerisch, martialisches, etwas das tief in den Seelen der Menschen mit Furcht verbunden war, erachtete, ging ihm auf das die Ansicht der Seherin darüber wohl abweichend ausfallen könnte. Würde sie dann überhaupt noch danach trachten den Nektar der Zerstörung und des Leides zu trinken? Ihre Äußerungen gingen schon früher in die Richtung gewisser Andeutungen, welche die Chaosgötter keineswegs als die höchste aller Instanzen einräumten, ja nicht einmal die Unterwerfung unter irgendwelche Existenzen beinhalteten. Ein Gedanke der ihm damals gefallen hatte, allein weil er seinem Naturell entsprach nur sich selbst als höchste Macht zu akzeptieren.
Die Bedeutung dessen ging ihm jedoch erst jetzt wirklich auf. Hier zwischen dem Staub der Jahrhunderte im Bauch einer sterbenden Stadt ohne jegliche Bedeutung.
Ein Wechsel ins Metaphysische, darum ging es. Nicht etwa Klauen, Hörner und die Fähigkeit Blitze aus den Augen zu verschießen. Vollstellungen über das Unvorstellbare, angestellt von jenen die niemals die selbst gewählte Mittelmäßigkeit überschreiten würden, wollten oder konnten. Und dabei war es gleich ob sie dem Banner des doppelköpfigen Adlers folgten oder dem achtgezackten Stern. Vom Prinzip her war ihm dieser Umstand schon früher klar gewesen. Ihre Reden waren schließlich nicht spurlos an seinem Verstand vorbeigegangen. Auch wenn es schwer für sie gewesen sein musste auf die Denkweise einer Sturmramme einzugehen.
Doch die eigentliche Bedeutung, die Wahrheit dahinter, schlich sich erst jetzt von hinten an. Nicht einfach Zunahme von Macht oder die Wandlung in etwas größeres. Sondern die Metamorphose in ein anderes Geschöpf. Mensch, Dämon, Gott... das waren alles nur Wörter.
Während er diese Gedanken sondierte, sie drehte und wendete um sie von allen Seiten zu begutachten, hatte er in seinem Tun innegehalten. Die Hand hatte sich schon um den lederumwickelten Griff des Schwertes gelegt, war jedoch so verharrt.
Wenn wir erst einmal erhoben wurden, dann sollen sie ruhig kommen mit ihren Inquisitoren, Space Marines und Milliardenheeren. Koron wurde schon einmal fast in die Knie gezwungen und dabei hatten sie mich nicht.
Selbstherrlich und siegessicher, ganz nach seinem Gusto und doch in diesem Moment nur Geschwafel. Gesagt um überhaupt etwas zu sagen, währen sich der Strahl des Verstehens durch die Gleise schnitt, auf denen der Betrieb bisher, trotz gegenteiliger Überzeugung, nur in einer Richtung verlaufen war.
Man müsste...sprach er jetzt nachdenklicher, wie sinnend an sich selbst gerichtet, Rasankur verzerren... halb hier... halb drüben. Dann wäre Entdeckung nicht mehr so leicht möglich und wir hätten die nötige Zeit um... um...
Er blickte auf und die Klinge scharrte über den Stein als er sich entschlossen aufnahm.
Komm jetzt! Oben brennt alles und es gibt bessere Orte der letzten Zweisamkeit als eine Imperiumskirche.
Als sie wieder in der Sakristei anlangten war der kleine Raum bereits von beißendem Qualm erfüllt und im Kirchenschiff sah es noch schlimmer aus. Dieses stand lichterloh in Flammen und einige der mannsdicken Deckenstreben waren bereits zu Boden gekracht, wo sie die Kirchenbänke zu Kleinholz verarbeitet hatten. Instinktiv stellte er sich schützend vor die zierliche Frau. Als ob Muskelkraft und Waffengeschick vor Feuer und giftigem Qualm zu schützen vermocht hätten. Eine ohnmächtig wirkende Geste.
Vielleicht hatte die Macht des Dämons die Feuersbrunst vorher zurückgehalten, vielleicht war es auch einfach einem gleichgültigen Wind geschuldet. Jedenfalls war auf den normalen Weg kein Herauskommen mehr und die Buntglasfenster lagen zu hoch. Die Tore der Hölle schienen an diesem heiligen Ort weit aufgestoßen. Was blieb war der Weg ins Treppenhaus des Glockenturms. Möglich das von dort eine Leiter aufs Dach und von dort auf die Straße führte. Das Herrscherpaar Rasankurs eilte die Wendeltreppe hinauf während unter ihnen das Feuer Atem schöpfte wie ein gieriges Tier. Krachen und Brausen stieg ihnen auf der Treppe nach.
Der Turm war hoch, doch von seiner Machart her eher primitiv. Im Zentrum die Glocke. Vor so vielen Bränden hatte ihr Klang gewarnt, doch den eigenen Totengesang konnte sie nicht mehr anstimmen. Rings um hielten gotische Bögen das Spitzdach. Ein Geländer gab es nicht.
Kogan trat an den Rand und blickte in die Tiefe. Natürlich gab es keine Leiter und sein Gedanke das Glockenseil zu benutzen kam zu spät. Rote Flammen leckten bereits an dem gedrehten Hanf.
Das ist nicht wichtig... murmelte er fahrig und schritt vom Glockenschacht zurück an den Rand des Turms. So funktioniert es nicht... Materie ist nicht wichtig, sie ist nur flüssig. Ja, ja ich sehe es jetzt. Er packte sie an den Schultern, dieses Mal jedoch nicht in unrationaler Wut, sondern als wäre sie begriffsstutzig und würde irgendeine glasklare Tatsache nicht begreifen wollen.
Die Stadt kanalisiert es... aber Entfernung hat keine Bedeutung. Das hier reicht doch... Er fuchtelte nach hinten wie um mit dieser Bewegung die ganze Stadt zu umfassen. Ihre kleinen Seelen sind wie Nadelstiche, sie zerstoßen die Ewigkeit rings um denn Riss, denn der Dämon hineingefetzt hat. Inzwischen war die Hitze unleugbar spürbar. Ich erkenne es jetzt... es steht mir alles ganz klar vor Augen. Fast fiebrig legte er den Kopf in den Nacken und lachte aus voller Lunge.
Es ist so einfach... so lächerlich einfach. Dann wurde er ruhig, alles Fahrige fiel von ihm ab.
Du hattest recht!
Mit zwei Schritten Anlauf rannte er gegen sie, schlang die Arme und den Frauenkörper und trug sich und sie über den Rand der Turmplattform.
Das Fauchen des Feuers wich dem Geräusch der durchschnittenen Luft, als sich die Steigung des Sprunges in den unvermeidlichen Tribut an die Schwerkraft beugte.
Kogan jedoch hatte für das drohende Verhängnis keinen Blick übrig, war sein Denken doch zur Gänze auf die Erzwingung des Stromes in die gewünschten Bahnen fokussiert. Der eigene Leib diente als schwingender Resonanzkörper, von Rasankur, oder viel mehr der darin gebündelten Potenzirrung aus warpnahen Leben, vorbereitet, strömte jetzt die ganze Macht der anderen Seite durch das löchrige Tuch der Realität. Vom Morden und von finsteren Ritualen angesaugt bot sein Geist eine Sphäre der Zuflucht für diese Urenergie, einen Ort der nicht sofortige Auslöschung durch die erdrückende Realität verhieß.
Willen über Materie war damit nicht länger als Metapher zu verstehen.
Was nun geschah spielte sich in wenigen Sekunden ab, bedurfte aber die Anstrengung eines Lebenszeitalters.
Das eigene Fleisch zu modellieren ging bei weitem nicht so leicht von der Hand wie man denken mochte, wusste man um die Kraft des reinen Chaos. Doch auch hier hatte das absorbierte Meer aus Seelen Vorbereitung getroffen. All die Bezeichnungen und Ehrentitel mochten zu Zeiten des Niedergangs nicht mehr als eben dies gewesen sein. Davor jedoch waren sie soviel mehr. So waren es denn auch die stilisierten Bilder jenes namensgebenden Fabelwesens, welche wie Blitze durch seinen Verstand zuckten und dem Begehren Form verliehen.
Der geschundene Mantel wölbte sich auf Höhe der Schulterblätter, beulte sich aus und riss am Ende dieser Belastungsprobe nicht etwa, sondern platzte in Gänze weg. Freilich nicht verwunderlich, hätte nach Beschuss und der Wut niederfahrender Klingen auch ein Kleidungsstück kapituliert welches in besserem Zustand gewesen wäre.
Durch das darunter liegende Gewebe schoben sich nun die Ellen großer Knochenauswüchse. Schwarz wie Kohle oder Onyxstein spross dieses Gerippe überdimensionaler Vogel- oder Fledermausschwingen. Diese schöpferische Kraft hielt sich nicht damit auf dem Erschaffenen Fleisch und Haut zu verleihen. Einzig durch das Beisein von Schmerz machte sich der Prozess mit der naturgegebenen Geburt gemein. Und doch waren die Scapulas lange Dornen, denn war im Chaos entstand war ebenso sehr von Pein durchtränkt, wie es bereit war selbige zu verursachen. Knirschend und knackend bahnte sich dieses Spantenwerk seinen Weg ins Freie. Diese verbrannte Parodie auf das Leben füllte sich jedoch nicht mit einer Bespannung aus Haut oder Federn um den Aufwind einzufangen. Viel mehr ballte sich die Abwesenheit von Helligkeit zwischen den Knochenstäben, Schwingen aus Schwärze, an den Rändern ausgefranst und sich kräuselnd wie Rauch.
Die neu errungenen Attribute taten einen einzelnen, kraftvollen Schlag, bremsten den Fall und verschafften ihnen gar Aufstieg.
Der heiße Wind des Feuer fing sich unter den unnatürlichen Schwingen und verlieh ihnen zusätzliche Drang nach oben. Dennoch steuerte Kogan den Flug an den Rand des Infernos unter ihnen. So sehr das Verlachen der Naturgesetze auch locken mochte, es war wahrscheinlich nicht die beste Idee als schwarz geflügelte Schreckensgestalt über einer brennenden Kirche zu schweben, während die Stadt von Glaubensfanatikern wimmelte. Also ließ er sich mit seiner unmerklichen Last in den Armen, eine großzügige Spirale beschreibend, langsam absinken.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz
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Umland und Brückenkopf des gohmorischen, heiligen Kreuzzuges
„Hey, und das war’s jetzt? Er könnte auch jeden Moment abtreten, die Wunde ist schwerer als sich erahnen lässt, jau, hat fast seinen gesamten Brustkorb aufgesprengt, er musste sein Gekröse wieder in sich schaufeln um überhaupt laufen zu können, ehe er verbunden worden ist! Hey, ich hab ne halbe Stunde nach einem von euch Weißkitteln gesucht und das soll nu das Ergebnis meiner Anstrengungen sein, du haust einfach wieder mit einer fadenscheinigen Ausrede auf den Lippen ab? Das kann’s doch wohl nicht sein, hey, ich rede mit dir! Du kannst genauso gut zuerst unseren Kumpel behandeln, dann hast du zumindest ein positivere Bilanz als bei dem da hinten und ihm hier vorne, komm schon! Ach, Mistverdammter!“ schimpfte die Slumcat und regte sich künstlich, aber dennoch leidenschaftlich auf. Der davoneilende Sanitäter war jedoch nicht mehr zu stoppen und unempfänglich für ihr Geschwafel, unaufhaltsam lief er auf eines der ringsum aufstrebenden Zelte zu, peitschte die Plane beiseite und verschwand in einer Höhle der Siechenden und Sterbenden. Zerknirscht drehte sich das dunkelblonde Mädchen zu ihren Begleitern um und zuckte die schmächtigen Schultern.
„In den mitternachtenen Mahlstrom mit dem Kerl, der ist wirklich schon abgestumpft, ihr habt ja keine Ahnung was ich ihm versprochen hab wenn er schnell mit mir mitkommen würde. Mmh-m, scheint nicht mehr zu ziehen diese Art Lockmittel. Wenigstens hat er unseren kranken Helden eine Liege zugewiesen, ist doch besser als nichts, kann er sich immerhin bisschen auf die faule Haut legen während sich diese weiter entzündet, eitert und so weiter und so fort.“ Ein Blick seitens der Azazernerin der keiner weiteren Worte bedurfte ließ Joie schließlich verstummen. Die Fremdweltlerin stützte Naradas ob jener das nun wollte oder nicht, die Schmerzen die sein Körper aussendete, da es ihm lastend fiel sich aufrecht zu halten, karikierten sein Gesicht zu einer Grimasse der Qual. Die Aussicht auf einen Platz des sich Austreckens und Verschnaufens, einen Ort wo er seine Glieder aufbahren und von der Mühe entspannen konnte, musste wie eine süße Verheißung in seinen Ohren klingen.
Ayris schaute sich um, ihre graublauen Augen glitten über ein Meer aus Feldbetten und improvisierten Liegestätten, die ausnahmslos mit sich windenden, zappelnden und zuckenden Leibern bedeckt waren, dazwischen ragten hie und da die weißgrauen Stoffbehausungen der Massenunterkünfte und Operations-Tatorte auf. Eine viel zu geringe Anzahl an Helfern und Pflegern irrte umher, deren Hauptbeschäftigung darin bestand festzustellen wer unter den Versehrten noch rettbar war und bei wem sich lediglich noch die Abschiedssegnung lohnte. Zwei Prediger des imperialen Heilands in bestickten Gewändern und frappantem, kirchlichen Kopfputz strichen mit ihrem Gefolge aus Weiherauchkörbchen schwingenden Mesnern herum und erteilten ausgiebig die letzte Weihe. Männer und Frauen, der derben Kleidung nach rasch zum Kreuzzug bekehrte Einheimische, schleppten die dahingeschiedenen aus einem fernen Land stammenden Invasoren, zu Scharen aus dem Lazarettbereich zu ausgehobenen Löchern vor dem Lager.
Dort wurden die Leichen vermutlich zusammengeworfen, gestapelt und verbrannt, was die Rauchentwicklung im Südosten und den abartigen Geruch in der Luft erklärte. Sie fühlte sich schon allein durch das Übertragen ihre Sinne ganz krank. Das hier waren die wahrhaftig hässlichen Seiten eines Krieges. Die Kapitel über die kein Hoher Senat und kein Administratum gern sprach, im Kampfe für das heilige Terra zu fallen, für IHN, den Gottkaiser, das war eine Ehre, aber verwundet zu werden und invalide, das glich einer Schande. Nichts Ruhmreiches war daran derartig verstümmelt worden und künftig dienstunfähig zu sein. Vermochte ein Soldat nicht mehr zu gehen oder eine Waffe zu führen, so war er Ballast. Eine Schmach. Drum baten viele Gläubige sogleich um die beendende Gnade der Absolution. Aber bei dem Ex-Korsaren handelte es sich nicht um einen Anhänger des imperialen Kults, und sie huldigte ihm ebenso wenig, folglich mussten sie einen Weg finden ihn, Naradas, am Leben zu erhalten, egal wie und mit welchen Behelfen.
Behutsam manövrierte sie den Dunkelhäutigen zu seiner Liege und ließ ihn auf den schon durchgehängten, blutbesudelten Bezug nieder. Der ehemalige Sternenpirat, und mittlerweile getaufter Infanterist einer ausgestorbenen Kriegerkaste, stöhnte unterdrückt, machte jedoch den Eindruck vorübergehend froh zu sein sich eine kleine Auszeit zu gönnen. Er gab sich nicht die Blöße sich wie ein Waidwunder komplett hinzulegen, sondern begnügte sich zunächst damit ein wenig sitzen zu können um nicht völlig den eigenen Überblick zu verlieren. Ayris schweifender Blick kehrte zu ihm zurück und sie beugte sich vor und drückte ihm aufmunternd die linke Schulter.
„Beiß noch ein wenig die Zähne zusammen und rühr dich nicht vom Fleck. Vermeide Anstrengung und riskier nicht das die Verwundung schlimmer wird als sie schon ist. Ich weiß du verachtest es angeschossen worden zu sein, aber von Geringschätzung allein verschwindet die Kugel in deinen Eingeweiden nicht. Ruh dich aus, ich werde mich umsehen und versuchen einen Anatomen oder etwas vergleichbares was den Titel verdient aufzustöbern… ach ja, nur so nebenbei, wir sind hier auf reine Herzensgüte und Nächstenliebe angewiesen womit sollte ich einen Medici wohl bestechen? Wir haben absolut nichts mehr von Wert. Einmalige Gelegenheit einen deiner neuen Götter anzuflehen, vielleicht lassen sie ja ein Wunder geschehen. Nötig hätten wir es.“ meinte sie vom Sarkasmus nicht unbescholten und wandte sich der Teenagerin zu.
„Hab ein Auge auf ihn und versuche eine Decke zu beschaffen oder leg dich zu ihm, hast den Flicker ja gehört, er muss warm gehalten werden. Bin bald zurück.“ Schon schritt sie aus, auf der beinahe hoffnungslosen Suche nach einem qualifizierten Heilkünstler. Hinter sich vernahm sie noch ein schnöseliges:
„Ja klar, ich besorg’s ihm doch gerne um seine Lebensgeister wach zu halten, was tut man nicht alles für „Freunde“! Wär übrigens nett wenn du außerdem was zu mampfen organisieren würdest, mir hängt der Magen nämlich zu den Kniekehlen.“
Die Außenweltlerin schüttelte, während sie sich entfernte, den Kopf, minimal aufgrund des Vokabulars der Gossengöre, maximal aufgrund ihrer desolaten Situation. Böige Winde vom Meer bliesen durch das Armeelager und brachten die Banner und Zelte zum knattern. Gefrorene Regentropfen wehten ihr ins Gesicht und ließen sie frösteln. Auf einmal fühlte sie sich schrecklich müde und abgebrannt. Das ging sogar soweit das sie aus dem geraden Tritt geriet und für einen Lidschlag zu taumeln begann. Ein winziger Schwächeanfall nach all dem ausgeschütteten Adrenalin? Denkbar, ihr geschändeter Kreislauf spielte öfter mal verrückt. Ungeschickterweise quittierten ihr die Füße in einem ungünstigen Zeitpunkt den Dienst, sodass sie praktisch über ein gelöstes Ende der Stoffwickel stolperte, welche sie um ihre Knöchel geschlungen hatte und gegen eine andere Gestalt stürzte die ihre Bahn aus divergenter Richtung kreuzte. Einem Reflex gehorchend, packte sie die Ränder eines langen Kittels um nicht den Boden zu küssen.
„Colchis… entschuldigen Sie, das wollte ich nicht…“ brachte sie eilends hervor und zog sich empor, wurde aber erst jetzt der blutgetränkten Schürze gewahr, in welche sich ihre Finger gegraben hatten. Blinzelnd kam sie hoch und straffte sich.
„Sie sind ein Arzt!?“ Es war Frage und Feststellung zugleich.
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