08-08-2010, 02:30 AM
Auf stockigen Stoffen sitzend, von dem dünnen Ring der fraglichen Untergebenen umlagert, schloss Kogan die Augen.
Die Dschunke hatte derweil die letzten Wellenbrecher der Hafenanlage verlassen und offene See erreicht. Die führende Fregatte gewann schnell an Vorsprung und nur zwei kleinere Dampfer versuchten die unmittelbare Nähe beizubehalten. Der gelbhäutige Kapitän ihres eigenen Schiffes unternahm erst gar keinen derartigen Versuch. Er ließ die Segel den Dieselmotor ablösen und wie sich zeigte war die Kraft dieser archaischen Methode wesentlich effektiver. In einer zwitschernden Sprache, deren unmöglicher Akzent nur noch wenige Fragmente des Gotischen erahnen ließen, gab er seiner Crew knappe Befehle, nur vom Ziehen an der Shisha unterbrochen.
Er suchte die Nähe zu drei anderen Dschunken und bildete mit ihnen eine neue Gruppe. Das ehemalige Kriegsschiff hatte als Konvoiführer sicherlich Befehl auf Sichtweite zu bleiben, was auf hoher See ein recht weitgefächerter Begriff war.
Kogan bekam von den Manövern nichts mit und das nicht nur weil inzwischen die Nacht das Regime übernommen hatte. Doch schlief er nicht etwa, es wäre im Schneidersitz, mit durchgedrückten Rücken, auch kaum möglich gewesen. Nein, der Fürst Rasankurs richtet den Blick in sich selbst.
Die Seherin war fort, aber was er anfangs als Verlust gesehen hatte deutete er jetzt als Möglichkeit um. Eine Möglichkeit und gleichzeitig eine unausweichliche Notwenigkeit. Letztlich stand er allein, was alles auf die bestimmende Konstante in seinem Leben zurück brachte. Ein grausamer Kosmos verlangte das man den Block aus Einsamkeit, welcher einem die Seele in den Schlamm der Verachtung zur drücken drohte, zu Rüstung und Schwert umschmiedete. War die Existenz an die eines anderen gekettet, so drohte dieser den eigenen Aufstieg zu hemmen oder gar zurückzuzerren.
Die Hexerin hatte die Zwiesprache mit den Warpwesen gehalten und ihn auf die Rolle eines ausführenden Heermeisters reduziert. Kogan aber hatte diese Stellung akzeptiert, umgarnt von Reizen und aufgeschichteten Gedankengebilden. Es erschien auch nur logisch, zwei Teile zu einem optimal funktionierenden Korpus vereint. Doch jetzt, da sich die Entfernung zu diesem Partner erhöhte und das Schicksal jenes Wesens ungewiss im stickigen Schatten Gohmors zurückblieb, kamen ihm Zweifel, welche aus Selbsterhaltung geboren wurden. War sie nicht jedes mal fast dem Wahnsinn verfallen, wenn sich die andere Seite offenbarte? Hatten nicht Stimmungen und wankendes Streben sie vom Pfad des Nötigen in die Arme flüchtiger Launen getrieben? War in der Wüste nicht sogar ein Dämon in sie gedrungen?
Wer aber hatte diesen Dämon aus dem schwachen Leib gerissen und zurück in den Abgrund geschleudert?
Er selbst! Er, der seine Titanenkraft nur dem eigenen Willen zu verdanken hatte, einem Warpwesen abgetrotzt und sich zum Untertan gemacht. All das Erreichte war ein Triumph des Willens, seines Willens. Viele waren auf der Strecke geblieben, hatten aufgegeben oder sich mit beschirmten Augen abgewandt.
Aber so war es immer gewesen. So hatten sich die Krieger des prä- imperialen, großen Makedonen von ihrem Herren abgewandt, an jenem längst ausgetrockneten Hyphasis, als Furcht und Unzulänglichkeit sie zitternd machte.
So war es als Macharius am Rande des bekannten Universums anlangte und seinen Blick auf die lichtlosen Weiten warf. Immer jammerten die Schwachen und führten ihre Ängste und Bedenken ins Feld. Wie war es als Horus seinen Brüdern eine neue, eine größere Welt anbot? Welche Mittel musste Abbadon vergeuden, allein um die Engstirnigen um sich zu scharen?
Ihm standen die Armeen dieser Giganten der Geschichte nicht zur Verfügung und doch wusste er sich ihnen verwandt. Kogan sah sich selbst, entschlossenen Schrittes voranschreiten, den Gang niemals zögernd oder das Tempo verringernd. Aus dem Staub, welcher ihn umwirbelte, schälten sich Gestalten, hielten eine Zeit lang Schritt und fielen dann zurück. Margor, Raptor, Balius, Galgaros, Jack und die ungezählten anderen. Wo war Melanie? Konnte er die Frau noch an seiner Seite ausmachen, oder hatte der Sturm des Vergessens sie schon mit sich gerissen?
Wenn ja, konnte er sich dann die Schwäche aufrichtigen Bedauerns leisten? Das Verhältnis zu der Seherin war dem am nächsten gekommen, was ein Mann, eine Kreatur, seiner Art am ehesten als Liebe bezeichnen konnte. Eine verkehrte und sicher deformierte Form dieses Wortes, am Ende aber doch genau das. In ihrer Nähe hatte er die Bejahung dieser Emotionen als Stärkung empfunden. Etwas Neues, aus dem er nach dem Leben in blinder Kriegslust eine andere Art von Kraft schöpfen konnte. Jetzt jedoch drängte sich die Frage auf ob dieses Nachgeben nicht ein tükischer Rost auf seiner Rüstung war, welche in mehr schwächte als stählte.
Noch war er nicht bereit diese Frage vollends zu beantworten. Denn Versuch seine eigenen Kräfte auszuloten wollte er jedoch wagen. Das ihm kein Mann im Kampf widerstehen konnte war eine Tatsache deren Wahrheit ihm erst noch jemand widerlegen musste. Aber wie stand es um die Kraft seines Geistes? Wenn sie Seherin, wenigstens in der Kraft ihres Leibes ein schwacher Mensch, den Schleier zwischen den Welten wegreißen konnte, was vermochte er dann zu erreichen, der er doch einem Gott um sovieles näher stand?
Blickte er in die Augen seiner Untertanen, so sah er keine Bewunderung sondern lediglich die Angst vor seiner Axt, dem Tod welcher seinem Zorn nachfolgte. Daran war im Prinzip nichts auszusetzen, aber dieses Konzept verhieß nur bis zu einem gewissen Grad Erfolg. Jeder der dem Chaos folgte tat dies aus Eigennutz, um seine Macht zu mehren, Rache zu nehmen oder sich über andere zu erhöhen. Wie viele der seinen sah in ihm jemanden der ihnen diese Chance ermöglichte? Nicht viele, soviel war sicher, sah man einmal von einfältigen Wüstenbewohnern ab, die lediglich eine Prophezeiung erfüllt wussten. Es war daher an der Zeit ein Beispiel der Möglichkeiten zu werden, welche der Dienst an den Götter einem Menschen boten.
Kogan, der inzwischen fast zwei Stunden reglos gesessen hatte und die Geschehnisse, seit seiner Ankunft auf Koron, vor sich aufmarschiert sah, schob die anstehenden Entscheidungen und Fragen nach Loyalität und Zusammengehörigkeit beiseite. Er versuchte die Fixierung auf seine körperliche Stärke aufzugeben. Etwas das nicht leicht fiel, war es ihm doch als gäbe er eine altvertraute Waffe zu Gunsten einer unbekannten, möglicher Weise unwirksamen Macht aus den Händen. Seine Gedanken erhoben sich über das Fleisch, ließen die hölzerne Nussschale unter sich zurück und suchten den Weg zur dunkel daliegenden Masse des Kontinentes, dessen Fesseln sie gerade erst entkommen waren. Er konnte das künstliche Gebirge der Stadt unter sich spüren. Nicht im eigentlichen Sinne sehen, sondern vielmehr mit Sicherheit dessen Dasein wissen. Kurz war er versucht nach der Präsenz der Seherin zu suchen, wehrte sich dann jedoch erfolgreich gegen diesen Drang. Vielmehr richtete er seinen augenlosen Blick auf die Grenze im Osten. Mit der Geschwindigkeit des Gedankens raste er in diese Richtung, bis die uralten Mauern der Stadt sich zeigten. In dieser Welt, aus Grau in Grau, loderte Rasankur in den Flammen unverloschener Macht. Das pulsierende Bild vermittelte einen Eindruck der Stadt wie sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht ausgesehen haben musste. Im Zentrum, da wo jetzt seine Schmiede stand, war ein überwältigendes Dröhnen zu vernehmen. Ein rhythmisches Donnern, auf dessen Frequenz sich sein eigenes Herz einstellte und schon bald im Gleichklang schlug. Ungezügelte Kraft brodelte aus diesem Geschöpf hervor, das soviel mehr war als eine Stadt aus Mörtel und Stein. Die Straßen, Plätze und Blocks offenbarten sich dem Fürsten in komplizierten Formen und verwirrenden Mustern, deren Sinn sich seinem Verstehen geradezu aufzudrängen schien, im entscheidenden Moment jedoch wieder aus seiner Reichweite tanzten.
Durch die Straßen dieser Metropole aus roher Energie, sah er geisterhafte Schemen wandert. Die Seelen, welche auf ewig an diesen Ort gebunden waren. So vermutete er jedenfalls. Er musste sich eingestehen das er nichts über diese Spähren wusste, mit etwas spielte das ihm vollkommen unvertraut, oder nur in groben, theoretischen Zügen bekannt war. Kogan versuchte sich an das zu erinnern was ihm die Seherin über ihre Reisen in die Anderswelt erzählt hatte. Aber was waren schon Worte im Angesicht solcher Kräfte?
Er fragte sich ob er diese kochende Masse anzapfen, für sich nutzen konnte.
Kaum das er den Gedanken gedacht hatte, schlängelten sich Eruptionen ausbrechender Energie auf ihn zu. Hatte der Schwarze Drachen bis dahin halb geglaubt das, das Gesehene seiner Einbildung entsprungen sein konnte, eine suggestive Folge ungewohnt starker Konzentration, so überzeugte ihn der Aufprall des Ausbruches vom Gegenteil. Die schiere Intensität und Stärke war unbeschreiblich. Reine Energie, wild und ungezügelt. Sie ballte sich um seinen Geist, wie angesogen und zog immer mehr und mehr nach. Kogan versuchte sie zurückzudrängen, sie irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Doch ihm standen keine Muskeln zur Verfügung, keine geballte Faust, lediglich jener Wille, den er eben noch unbezwingbar gewähnt hatte. Jetzt wurde er eines Besseren belehrt. Immer mehr und mehr Warp, Kraft, Energie, wie immer er es nennen sollte, konzentrierte sich um die Anziehungskraft seines Geistes. Längst kämpfte er nicht mehr gegen die die eigentliche Masse an, sondern versuchte sich der Panik zu erwehren, welche ihn zu übermannen drohte.
Einer blutgierigen Armee gegenüber zu stehen wäre ihm plötzlich sehr viel lieber gewesen als das hier.
Die Gier danach das Mögliche dem Vernünftigen vorzuziehen hatte ihn in unübersehbare Gefahr gebracht. Dazu eine Gefahr die ihm völlig unbekannt war. Was Hexer in Jahren und Jahrzehnten, Schritt für Schritt erlernten, hatte er in einem einzigem Sprung meistern wollen und wurde jetzt dafür bestraft. Nichteinmal durch einen zornigen Gott, sondern vielmehr durch so etwas wie eine physikalische Gesetzmäßigkeit, auch wenn dieser Ausdruck hier lächerlich fehl am Platze wirkte.
Eine Erinnerung schnitt in seine Gedanken wie ein Messer. Etwas was ihm Melanie über das nutzen des eigenen Geistes erzählt hatte. Er versuchte den Inhalt zusammenzukriegen, was bei ihrer verschnörkelten Ausdrucksweise und seiner damaligen Unaufmerksamkeit nicht eben leicht fiel. Es ging um das Formen des eigenen Willens zu einem Geschoss oder einer Waffe. Als er es, beiläufig und nur mit halbem Ohr aufgenommen, mit dem Schmieden von Stahl verglichen hatte, hatte sie ihn mit einer verächtlichen Äußerung bedacht. Jetzt verstand er auch wieso. Das hier hatte nichts mit irgendetwas zu tun, was man auf der materiellen Ebene tat.
Dennoch brachte dieser Anstoß den Drall in die richtige Richtung. Es vergingen weitere Augenblicke, während er das Wie erkundetet, in denen sich die unbedacht angezapfte Macht unbarmherzig um ihn verdichtete. Endlich gelang es ihm sein Streben auf ein einziges Ziel zu konzentriert und wie einen Armbrustbolzen durch die erdrückende Wolke zu schießen. Ein Kanal der ihm das hastige Entkommen erlaubte und erschrocken, ja geradezu verängstige, außerhalb der Formation verharren ließ. Das Gebilde, in dessen Zentrum er sich bis eben noch aufgehalten hatte, begann unstet zu pulsieren und in sich zusammen zu schrumpfen. Fasziniert beobachtete er die Vorgänge, überzeugt davon das sich die Ballung nun auflösen, oder zurück zur Projektion der Chaosstadt fließen würde.
Doch weit gefehlt.
Die Wolke, welche nun an ein knotiges Geschwür gemahnte, barst mit unvermittelter Gewalt.
Die entstehende Schockwelle schleuderte Kogan regelrecht zurück in seinen Körper, wo er mit einem Ruck die Augen öffnete und scharf die, inzwischen fast als frisch zu bezeichnende. Meeresluft einzog. Wieder in seinem Leib merkte er nichts von dem durchlittenen Kampf. Seine Glieder fühlten sich entspannt an, erfüllt von der Gewissheit der in ihnen wohnenden Kraft. Unter der Metallmaske spürte er jedoch wie es klebrig feucht aus seiner Nase blutete. Auch auf der Zunge lag ihm der Kupfergeschmack des eigenen Lebenssaft. Selbst die Augen des Fürsten weinten rote Tränen. Leicht benommen brachte er seine Atmung wieder unter Kontrolle.
Über der Dschunke ballten sich Wolken mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Während einige Pilger, die sich als besonders kundig und weit gereist ausgaben, dieses Phänomen als eines beschrieben wie es zwar selten, aber doch keineswegs unmöglich war, beteuerten andere die absolute Einzigartigkeit in diesen Breiten. Ein kalter Wind trieb dunkle Wolken heran, die bald schon Mond und Sterne verschlungen hatte. Die See geriet in Unruhe, schaukelte sich langsam aber sicher auf. Erste Blitze beleuchteten die tief hängende Formation bedrohlich mit ungesund wirkenden, grünlichen Kaskaden.
Der Kapitän ließ die Segel einholen und lose herumstehende Fracht verzurren oder unter Deck schaffen.
Dann zeichnete sich ein erster Regentropfen als schwarzer Fleck auf einer Planke ab...
Die Dschunke hatte derweil die letzten Wellenbrecher der Hafenanlage verlassen und offene See erreicht. Die führende Fregatte gewann schnell an Vorsprung und nur zwei kleinere Dampfer versuchten die unmittelbare Nähe beizubehalten. Der gelbhäutige Kapitän ihres eigenen Schiffes unternahm erst gar keinen derartigen Versuch. Er ließ die Segel den Dieselmotor ablösen und wie sich zeigte war die Kraft dieser archaischen Methode wesentlich effektiver. In einer zwitschernden Sprache, deren unmöglicher Akzent nur noch wenige Fragmente des Gotischen erahnen ließen, gab er seiner Crew knappe Befehle, nur vom Ziehen an der Shisha unterbrochen.
Er suchte die Nähe zu drei anderen Dschunken und bildete mit ihnen eine neue Gruppe. Das ehemalige Kriegsschiff hatte als Konvoiführer sicherlich Befehl auf Sichtweite zu bleiben, was auf hoher See ein recht weitgefächerter Begriff war.
Kogan bekam von den Manövern nichts mit und das nicht nur weil inzwischen die Nacht das Regime übernommen hatte. Doch schlief er nicht etwa, es wäre im Schneidersitz, mit durchgedrückten Rücken, auch kaum möglich gewesen. Nein, der Fürst Rasankurs richtet den Blick in sich selbst.
Die Seherin war fort, aber was er anfangs als Verlust gesehen hatte deutete er jetzt als Möglichkeit um. Eine Möglichkeit und gleichzeitig eine unausweichliche Notwenigkeit. Letztlich stand er allein, was alles auf die bestimmende Konstante in seinem Leben zurück brachte. Ein grausamer Kosmos verlangte das man den Block aus Einsamkeit, welcher einem die Seele in den Schlamm der Verachtung zur drücken drohte, zu Rüstung und Schwert umschmiedete. War die Existenz an die eines anderen gekettet, so drohte dieser den eigenen Aufstieg zu hemmen oder gar zurückzuzerren.
Die Hexerin hatte die Zwiesprache mit den Warpwesen gehalten und ihn auf die Rolle eines ausführenden Heermeisters reduziert. Kogan aber hatte diese Stellung akzeptiert, umgarnt von Reizen und aufgeschichteten Gedankengebilden. Es erschien auch nur logisch, zwei Teile zu einem optimal funktionierenden Korpus vereint. Doch jetzt, da sich die Entfernung zu diesem Partner erhöhte und das Schicksal jenes Wesens ungewiss im stickigen Schatten Gohmors zurückblieb, kamen ihm Zweifel, welche aus Selbsterhaltung geboren wurden. War sie nicht jedes mal fast dem Wahnsinn verfallen, wenn sich die andere Seite offenbarte? Hatten nicht Stimmungen und wankendes Streben sie vom Pfad des Nötigen in die Arme flüchtiger Launen getrieben? War in der Wüste nicht sogar ein Dämon in sie gedrungen?
Wer aber hatte diesen Dämon aus dem schwachen Leib gerissen und zurück in den Abgrund geschleudert?
Er selbst! Er, der seine Titanenkraft nur dem eigenen Willen zu verdanken hatte, einem Warpwesen abgetrotzt und sich zum Untertan gemacht. All das Erreichte war ein Triumph des Willens, seines Willens. Viele waren auf der Strecke geblieben, hatten aufgegeben oder sich mit beschirmten Augen abgewandt.
Aber so war es immer gewesen. So hatten sich die Krieger des prä- imperialen, großen Makedonen von ihrem Herren abgewandt, an jenem längst ausgetrockneten Hyphasis, als Furcht und Unzulänglichkeit sie zitternd machte.
So war es als Macharius am Rande des bekannten Universums anlangte und seinen Blick auf die lichtlosen Weiten warf. Immer jammerten die Schwachen und führten ihre Ängste und Bedenken ins Feld. Wie war es als Horus seinen Brüdern eine neue, eine größere Welt anbot? Welche Mittel musste Abbadon vergeuden, allein um die Engstirnigen um sich zu scharen?
Ihm standen die Armeen dieser Giganten der Geschichte nicht zur Verfügung und doch wusste er sich ihnen verwandt. Kogan sah sich selbst, entschlossenen Schrittes voranschreiten, den Gang niemals zögernd oder das Tempo verringernd. Aus dem Staub, welcher ihn umwirbelte, schälten sich Gestalten, hielten eine Zeit lang Schritt und fielen dann zurück. Margor, Raptor, Balius, Galgaros, Jack und die ungezählten anderen. Wo war Melanie? Konnte er die Frau noch an seiner Seite ausmachen, oder hatte der Sturm des Vergessens sie schon mit sich gerissen?
Wenn ja, konnte er sich dann die Schwäche aufrichtigen Bedauerns leisten? Das Verhältnis zu der Seherin war dem am nächsten gekommen, was ein Mann, eine Kreatur, seiner Art am ehesten als Liebe bezeichnen konnte. Eine verkehrte und sicher deformierte Form dieses Wortes, am Ende aber doch genau das. In ihrer Nähe hatte er die Bejahung dieser Emotionen als Stärkung empfunden. Etwas Neues, aus dem er nach dem Leben in blinder Kriegslust eine andere Art von Kraft schöpfen konnte. Jetzt jedoch drängte sich die Frage auf ob dieses Nachgeben nicht ein tükischer Rost auf seiner Rüstung war, welche in mehr schwächte als stählte.
Noch war er nicht bereit diese Frage vollends zu beantworten. Denn Versuch seine eigenen Kräfte auszuloten wollte er jedoch wagen. Das ihm kein Mann im Kampf widerstehen konnte war eine Tatsache deren Wahrheit ihm erst noch jemand widerlegen musste. Aber wie stand es um die Kraft seines Geistes? Wenn sie Seherin, wenigstens in der Kraft ihres Leibes ein schwacher Mensch, den Schleier zwischen den Welten wegreißen konnte, was vermochte er dann zu erreichen, der er doch einem Gott um sovieles näher stand?
Blickte er in die Augen seiner Untertanen, so sah er keine Bewunderung sondern lediglich die Angst vor seiner Axt, dem Tod welcher seinem Zorn nachfolgte. Daran war im Prinzip nichts auszusetzen, aber dieses Konzept verhieß nur bis zu einem gewissen Grad Erfolg. Jeder der dem Chaos folgte tat dies aus Eigennutz, um seine Macht zu mehren, Rache zu nehmen oder sich über andere zu erhöhen. Wie viele der seinen sah in ihm jemanden der ihnen diese Chance ermöglichte? Nicht viele, soviel war sicher, sah man einmal von einfältigen Wüstenbewohnern ab, die lediglich eine Prophezeiung erfüllt wussten. Es war daher an der Zeit ein Beispiel der Möglichkeiten zu werden, welche der Dienst an den Götter einem Menschen boten.
Kogan, der inzwischen fast zwei Stunden reglos gesessen hatte und die Geschehnisse, seit seiner Ankunft auf Koron, vor sich aufmarschiert sah, schob die anstehenden Entscheidungen und Fragen nach Loyalität und Zusammengehörigkeit beiseite. Er versuchte die Fixierung auf seine körperliche Stärke aufzugeben. Etwas das nicht leicht fiel, war es ihm doch als gäbe er eine altvertraute Waffe zu Gunsten einer unbekannten, möglicher Weise unwirksamen Macht aus den Händen. Seine Gedanken erhoben sich über das Fleisch, ließen die hölzerne Nussschale unter sich zurück und suchten den Weg zur dunkel daliegenden Masse des Kontinentes, dessen Fesseln sie gerade erst entkommen waren. Er konnte das künstliche Gebirge der Stadt unter sich spüren. Nicht im eigentlichen Sinne sehen, sondern vielmehr mit Sicherheit dessen Dasein wissen. Kurz war er versucht nach der Präsenz der Seherin zu suchen, wehrte sich dann jedoch erfolgreich gegen diesen Drang. Vielmehr richtete er seinen augenlosen Blick auf die Grenze im Osten. Mit der Geschwindigkeit des Gedankens raste er in diese Richtung, bis die uralten Mauern der Stadt sich zeigten. In dieser Welt, aus Grau in Grau, loderte Rasankur in den Flammen unverloschener Macht. Das pulsierende Bild vermittelte einen Eindruck der Stadt wie sie auf dem Höhepunkt ihrer Macht ausgesehen haben musste. Im Zentrum, da wo jetzt seine Schmiede stand, war ein überwältigendes Dröhnen zu vernehmen. Ein rhythmisches Donnern, auf dessen Frequenz sich sein eigenes Herz einstellte und schon bald im Gleichklang schlug. Ungezügelte Kraft brodelte aus diesem Geschöpf hervor, das soviel mehr war als eine Stadt aus Mörtel und Stein. Die Straßen, Plätze und Blocks offenbarten sich dem Fürsten in komplizierten Formen und verwirrenden Mustern, deren Sinn sich seinem Verstehen geradezu aufzudrängen schien, im entscheidenden Moment jedoch wieder aus seiner Reichweite tanzten.
Durch die Straßen dieser Metropole aus roher Energie, sah er geisterhafte Schemen wandert. Die Seelen, welche auf ewig an diesen Ort gebunden waren. So vermutete er jedenfalls. Er musste sich eingestehen das er nichts über diese Spähren wusste, mit etwas spielte das ihm vollkommen unvertraut, oder nur in groben, theoretischen Zügen bekannt war. Kogan versuchte sich an das zu erinnern was ihm die Seherin über ihre Reisen in die Anderswelt erzählt hatte. Aber was waren schon Worte im Angesicht solcher Kräfte?
Er fragte sich ob er diese kochende Masse anzapfen, für sich nutzen konnte.
Kaum das er den Gedanken gedacht hatte, schlängelten sich Eruptionen ausbrechender Energie auf ihn zu. Hatte der Schwarze Drachen bis dahin halb geglaubt das, das Gesehene seiner Einbildung entsprungen sein konnte, eine suggestive Folge ungewohnt starker Konzentration, so überzeugte ihn der Aufprall des Ausbruches vom Gegenteil. Die schiere Intensität und Stärke war unbeschreiblich. Reine Energie, wild und ungezügelt. Sie ballte sich um seinen Geist, wie angesogen und zog immer mehr und mehr nach. Kogan versuchte sie zurückzudrängen, sie irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Doch ihm standen keine Muskeln zur Verfügung, keine geballte Faust, lediglich jener Wille, den er eben noch unbezwingbar gewähnt hatte. Jetzt wurde er eines Besseren belehrt. Immer mehr und mehr Warp, Kraft, Energie, wie immer er es nennen sollte, konzentrierte sich um die Anziehungskraft seines Geistes. Längst kämpfte er nicht mehr gegen die die eigentliche Masse an, sondern versuchte sich der Panik zu erwehren, welche ihn zu übermannen drohte.
Einer blutgierigen Armee gegenüber zu stehen wäre ihm plötzlich sehr viel lieber gewesen als das hier.
Die Gier danach das Mögliche dem Vernünftigen vorzuziehen hatte ihn in unübersehbare Gefahr gebracht. Dazu eine Gefahr die ihm völlig unbekannt war. Was Hexer in Jahren und Jahrzehnten, Schritt für Schritt erlernten, hatte er in einem einzigem Sprung meistern wollen und wurde jetzt dafür bestraft. Nichteinmal durch einen zornigen Gott, sondern vielmehr durch so etwas wie eine physikalische Gesetzmäßigkeit, auch wenn dieser Ausdruck hier lächerlich fehl am Platze wirkte.
Eine Erinnerung schnitt in seine Gedanken wie ein Messer. Etwas was ihm Melanie über das nutzen des eigenen Geistes erzählt hatte. Er versuchte den Inhalt zusammenzukriegen, was bei ihrer verschnörkelten Ausdrucksweise und seiner damaligen Unaufmerksamkeit nicht eben leicht fiel. Es ging um das Formen des eigenen Willens zu einem Geschoss oder einer Waffe. Als er es, beiläufig und nur mit halbem Ohr aufgenommen, mit dem Schmieden von Stahl verglichen hatte, hatte sie ihn mit einer verächtlichen Äußerung bedacht. Jetzt verstand er auch wieso. Das hier hatte nichts mit irgendetwas zu tun, was man auf der materiellen Ebene tat.
Dennoch brachte dieser Anstoß den Drall in die richtige Richtung. Es vergingen weitere Augenblicke, während er das Wie erkundetet, in denen sich die unbedacht angezapfte Macht unbarmherzig um ihn verdichtete. Endlich gelang es ihm sein Streben auf ein einziges Ziel zu konzentriert und wie einen Armbrustbolzen durch die erdrückende Wolke zu schießen. Ein Kanal der ihm das hastige Entkommen erlaubte und erschrocken, ja geradezu verängstige, außerhalb der Formation verharren ließ. Das Gebilde, in dessen Zentrum er sich bis eben noch aufgehalten hatte, begann unstet zu pulsieren und in sich zusammen zu schrumpfen. Fasziniert beobachtete er die Vorgänge, überzeugt davon das sich die Ballung nun auflösen, oder zurück zur Projektion der Chaosstadt fließen würde.
Doch weit gefehlt.
Die Wolke, welche nun an ein knotiges Geschwür gemahnte, barst mit unvermittelter Gewalt.
Die entstehende Schockwelle schleuderte Kogan regelrecht zurück in seinen Körper, wo er mit einem Ruck die Augen öffnete und scharf die, inzwischen fast als frisch zu bezeichnende. Meeresluft einzog. Wieder in seinem Leib merkte er nichts von dem durchlittenen Kampf. Seine Glieder fühlten sich entspannt an, erfüllt von der Gewissheit der in ihnen wohnenden Kraft. Unter der Metallmaske spürte er jedoch wie es klebrig feucht aus seiner Nase blutete. Auch auf der Zunge lag ihm der Kupfergeschmack des eigenen Lebenssaft. Selbst die Augen des Fürsten weinten rote Tränen. Leicht benommen brachte er seine Atmung wieder unter Kontrolle.
Über der Dschunke ballten sich Wolken mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Während einige Pilger, die sich als besonders kundig und weit gereist ausgaben, dieses Phänomen als eines beschrieben wie es zwar selten, aber doch keineswegs unmöglich war, beteuerten andere die absolute Einzigartigkeit in diesen Breiten. Ein kalter Wind trieb dunkle Wolken heran, die bald schon Mond und Sterne verschlungen hatte. Die See geriet in Unruhe, schaukelte sich langsam aber sicher auf. Erste Blitze beleuchteten die tief hängende Formation bedrohlich mit ungesund wirkenden, grünlichen Kaskaden.
Der Kapitän ließ die Segel einholen und lose herumstehende Fracht verzurren oder unter Deck schaffen.
Dann zeichnete sich ein erster Regentropfen als schwarzer Fleck auf einer Planke ab...
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz