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Sonderstaffel 001
#21
Frau Major! Einer der Piloten, es war der jugendlich wirkende Leutnant Beiler, schloss zu Joanna auf und nahm ihren Schritt an. Er trug die gefütterte Pilotenjacke, die im heißen Klima der Randwüste reichlich fehl am Platz wirke, aber über den Wolken ihre Daseinsberechtigung fanden. Man merkte eben doch das die Konstrukteure, trotz der Genialität die man ihnen zugestehen mochte, nicht selbst ins Cockpit kriechen und sich den vorherrschenden Temperaturen in gewissen Höhen aussetzen mussten.
Ein paar von den Männern wollen noch einen kleinen Umtrunk zu sich nehmen. Den ersten, erfolgreichen Testflug begießen, wenn sie so wollen. Es sind viele Angeber dabei, eine Berufskrankheit glaub ich. Sie werden also die ein- oder andere Fliegerassgeschichte zu hören bekommen. Aber vielleicht wird es ja doch ganz interessant. Wir würden uns freuen wenn sie als unser Kommodore mit dabei währen. Die Leuten würden gern wissen wem sie da ihr Leben anvertrauen, wenn der Teufel zum tanzen einlädt. Also was sagen sie?
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#22
Joanna hatte ihr Schritttempo verlangsamt und dachte kurz nach bevor sie antwortete.

„Warum nicht. Wo haben sie sich den vorgenommen diese kleine Feier abzuhalten?“

Es sprach ja rein gar nichts gegen. Die Piloten persönlich kennenzulernen war mit Abstand besser als sich eine Akte über sie durchzulesen. Das sie mit ihren Geschichten äußerst erfinderisch umgingen wenn es um ihren Part geht kannte Joanna ja schon zu genüge, aber sowas war immer lustig mit anzuhören und wenn Alkohol im Spiel war erst recht.
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#23
Anstatt Erklärungen wurde sie direkt zum Ort der Festivität geführt. Es handelte sich um eine Nissenhütte, die sich von den anderen nur durch das verwitterte Schild über der Tür unterschied. Eigentlich kein Schild, sondern ein ausgedienter Propeller, auf dem “Schleudersitz” zu lesen war. Von drinnen klang Klaviermusik und die vollen Stimmen singender Männer. Als Joanna in Beilers Schlepptau nun eintraf wurde ein lautes und nicht ganz ernst gemeintes “Offizier an Deck” gerufen und die versammelte Mannschaft ging johlend in Hab-Acht-Stellung. Nachdem der Major eingetreten war verkam die Gunstbezeugung zu einem allgemeinen Zuprosten.
Der Einrichtung des Schleudersitz sah man ihr Alter an, dennoch versprühte sie eine gewisse Gemütlichkeit. Es gab eine Bar, die entweder einmal eine Tragfläche gewesen, oder aber einer solchen meisterlich gut nachempfunden war. Ein Billardtisch, einige zerschlissene Sofas, natürlich Tische und Stühle und eine Musicbox, aus der gerade der Uraltsong “Skydreamer” dudelte. Die Wände waren mit Musterungsplakaten aus der Zeit des Hauskrieges verziert, auf einer Kreidetafel standen Namen und Abschüsse, doch von diesen Piloten flog gewiss längst niemand mehr.
In der Hütte waren nur Offiziere anwesend. Zwar bestand bei der Luftwaffe eine weniger starke Absonderung zwischen Piloten und technischem Personal, was wohl einfach damit zusammenhing das die Flieger sich blind auf ihre Schrauber verlassen mussten und daher eine entsprechende Beziehung zu ihnen hatten, aber was die Art des Feierns anging, da bildeten die Dienstgrade doch eine Kluft zwischen den Männern und Frauen.
Ein Bier für den Kommodore! Kam es aus einer Ecke und über die Flügelbar rutschte eine Dose in Pyramidenform. Pyramid-Bräu, das meist verbreitete Bier in Gohmor.
Leider noch keine Gläser, Frau Major. Müssen den ganzen Kram erst noch auspacken.
Das Lied aus der Musicbox war verklungen und einige Takte auf dem Klavier wurden gespielt um für Ruhe zu sorgen. Alle Blicke hafteten sich auf Joanna, da man offensichtlich erwartete das sie einen Trinkspruch ausbrachte.
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#24
Joanna nahm die Dose von der Theke und wartete bis Ruhe eingekehrt war. Die Blicke der Belegschaft waren auf sie gerichtet. Joanna holte noch kurz Luft bevor sie sprach:

„In der Aviator-Schola auf Phantine bekamen wir bei unserer „Einschulung“ eine Eröffnungsrede. Die Rede an sich war uninteressant. Es gibt nur ein Zitat, welches einem als Flieger aus dem Tiefschlaf reist:

Starke Männer haben das Land erobert,
Kühne Männer haben das All erobert,
zwischen Land und All liegt der Himmel.
Und den erobern nur die Tapfersten.

Also meine tapferen Freunde vergesst die Strapazen von heute und genießt den Abend. Auf das noch viele weitere auf diesen Folgen werden.“


Joanna hob ihre Dose an.

„Zum wohl!“
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#25
Hört, hört!
Weiter Dosen hoben sich Richtung Decke, wo ein träger Ventilator stoisch versuchte der stickigen Luft Herr zu werden. Nach dem ersten, in Schweigen ausgeführten, Schluck breiten sich Gelächter und Unterhaltungen aller Art aus. Das Klavier erhob wieder seine Stimme, wobei diese einen Stimmer dringend nötig gehabt hätte. Der Begeisterung über eine weitere Fliegerhymne tat dies jedoch keinerlei Abbruch. Auch in den Unterhaltungen drehte sich meistens um das Thema Fliegen. Niemand beschwerte sich über den Zustand des Lagers und wenn doch dann nur im ironischen Spott. Allgemein überwog die Begeisterung darüber eine Aufgabe zu haben.
Zu Joanna gesellte sich einer der beiden anderen, hochrangigen Offiziere. Es handelte sich um Major Beisen, ein drahtiger Veteran mit vollem schwarzen Haar und einer Habichtnase. Er prostete seiner Kameradin zu und ihre Dosen stieß aneinander.

Und was halten sie von ihrem Flieger? Eine Skorpion 2 richtig? Ist ja eigentlich ein besseres Museumsstück. Meinen sie das man damit im Ernstfall etwas reißen kann?
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#26
Und was halten sie von ihrem Flieger? Eine Skorpion 2 richtig? Ist ja eigentlich ein besseres Museumsstück. Meinen sie das man damit im Ernstfall etwas reißen kann?

Ich würde zwar lieber in einer Lightning in den Kampf ziehen als mit diesen Fliegern hier, aber besser diese Flieger als gar keine, oder? Sollte es hier hart auf hart kommen müssen wir natürlich dafür bereit sein. Je mehr Erfahrung wir mit diesen Jägern machen umso gefährlicher werden wir, egal wie alt oder neu diese sind und mit dieser Erfahrung können wir so gut wie jede Situation meistern.

Major Beisen nahm einen Schluck von seinem Bier und schwieg kurz.

Meinen sie überhaupt wir werden hier draußen irgendwas zutun bekommen außer diesen Testflügen? Wir scheinen ja dem Abschnittskommando irgendwie ziemlich egal zu sein.

Koron ist wie jede andere Imperiumswelt auch stolz auf ihre Tradition und wir als Fremdweltlerstaffel passen da nicht rein, obwohl die Fliegerabteilung keine solange Geschichte hat wie auf unseren Welten. Aber ich rechne fest damit das wir einige Aufgaben erhalten werden die in unserem Gebiet liegen. Wir sind zwar so ziemlich am Arsch von Koron stationiert aber dieser Stützpunkt wurde doch nicht einfach sinnlos hier aufgebaut, oder? Wir bekommen schon unsere Chance uns zu beweisen Major, machen sie sich da keine Sorgen. Wenn ich dem Abschnittskommando mitteile das diese Staffel bereit ist werden wir sehen was kommt.
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#27
Die kleine Party hielt sich bis tief in die Nacht, auch wenn die Piloten sich nicht vollkommen betranken, blieb die Stimmung hoch. Was nicht zuletzt daran lag das einige Piloten mit einer Heldengeschichte nach der anderen zum Besten gaben oder über Flugmanöver offen diskutierten. Vereinzelt wurden auch private Gespräche geführt, die aber mit dem beginnen der typischen Prahlereien abgebrochen wurden.

Joanna besah sich das Schauspiel mit einem schmunzeln als sie die theatralischen Beschreibungen der Piloten hörte wie sie den Feind mit welchem Flugmanöver abhingen und abschossen oder sich mit besonderen Abschüssen brüsteten. So manch anderer zog seine Geschichte einfach ins lächerliche um damit sich die Stimmung nicht zu sehr aufheizte.

Bei vielen kam ihr schon der Gedanke ihm einfach das Wort Angeber an den Kopf zu werfen, jedoch hielt sie sich noch immer erfolgreich zurück, was nicht zuletzt daran lag das die Piloten schon leicht angetrunken waren und damit auch viel Schwachsinn erzählten.

Joanna warf einen Blick auf ihr Chronometer dessen Zeiger bereits auf Mitternacht zusteuerte. Sie suchte daraufhin wieder Major Beisen auf der sich am Ende der Pilotenmeute befand die den Geschichten eines weiteren Piloten Aufmerksamkeit schenkten. Joanna wünschte ihm nur noch eine gute Nacht und machte sich auf den Weg zur Tür um die Festivitäten zu verlassen und zu ihrem Quartier zurückzukehren.
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#28
Eine Weile war das Lachen und die Musik der Feierlichkeit noch zu vernehmen, doch nicht lange nach Joannas Weggang verstummte sie. Die Offiziere waren sich bewusst das man der Besatzung des Stützpunktes nicht Vorhaltungen, bezüglich ihres bisherigen Verhaltens, machen konnte, nur um dann am selben Abend in das gleiche Muster zu verfallen. Hatten auch einige mehr getrunken als gut für sie war, am nächsten Morgen würden sie alle pünktlich bereit stehen, ob mit Kater oder nicht.

Es musste zwei oder drei Uhr sein, als es leise aber bestimmt an das Fenster von Joannas Unterkunft klopfte. Die Nissenhütte, welche der Staffelführerin als Quartier diente, gehörte zu den besser erhaltende. Durch ihre staubigen Fenster hätte man bei Sonnenschein dennoch nicht hindurchsehen können. Nun aber, mit dem Mond als einzige Lichtquelle, konnte die erwachende Frau das Gesicht von Beisen erkennen, welcher die Spiegelung des Glases mit der Hand abschirmte um ins Innere spähen zu können. Als er ausmachte das Joanna wach war legte er demonstrativ den Zeigefinger an die Lippen und deutete zur Tür. Im fahlen Schein des Trabanten ließ sich nun auch ausmachen womit er da deutete.
Er hatte seine Dienstpistole in der Hand...
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#29
Joanna hatte in dieser Nacht einen sehr leichten Schlaf, was wohl daran lag das sie recht spät zu Bett gegangen war, und erwachte recht schnell, vielleicht sogar etwas schreckhaft. Sie brauchte einige Sekunden um zu realisieren wo sie eigentlich war, bevor sie sich suchend nach dem Grund ihres Erwachens umblickte. Das energische Klopfen am Fenster erregte dann ihre Aufmerksamkeit. Sie erkannte Beisen der, nachdem er erkannt hatte dass ihre Aufmerksamkeit auf seine Person lag, ihr bedeutete leise zu sein und mit etwas in seiner anderen Hand auf ihre Tür deutete. Sie erkannte erst auf den zweiten Blick seine Dienstwaffe.

Auch wenn Joanna nicht so unvorsichtig gewesen war und sich ohne ihre Dienstwaffe in ihr Quartier zu begeben so würde die Waffe ihr jetzt gerade wenig nützen. Sie hing in ihrem Halfter an dem Stuhl, der nur ein Schritt von ihrem Bett entfernt stand. Aber bevor Joanna sie würde greifen können wäre sie längst tot. Von Beisen erschossen, wenn er das im Sinne hatte. Ihre einzige Option war wohl zu versuchen ihn zu entwaffnen, wenn sich dazu die Gelegenheit bietet.

Joanna erhob sich nach endlosen Sekunden endlich und warf sich ihre Pilotenjacke über die an einem Hacken neben der Tür hing, bevor sie eben diese öffnete.

„Was beim Imperator soll das werden wenn es fertig ist, Beisen?“, zischte sie ihm entgegen. In ihrem Gesicht konnte man nicht erkennen das sie sich fürchtete, ganz im Gegenteil, sie war eher erzürnt.
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#30
Der Offizier senkte seine Pistole leicht, als ihm aufging das man wohl alles mögliche in die Tatsache hinneindeuten konnte, dass er mit gezückter Waffe, in der Nacht, vor einer leicht bekleideten Frau stand. Er beeilte sich daher eine Erklärung abzugeben und sprach schnell, aber immer noch flüsternd.
Sie sollten sich ihre Waffe schnappen und mitkommen. Ich war auf dem Weg zu meiner Hütte und musste noch mal... naja sie wissen schon, ein paar Drinks wegbringen. Da hab ich aus dem Hangar Stimmen gehört und Licht gesehen. Dachte erst es wäre die Wache auf ihrer Runde, aber das sind Typen drin die nicht zum Lager gehören... glaub ich jedenfalls. Ihre Unterkunft war die nächste, die Wache ist am Tor, dann sind gute fünf Minuten weg wenn man rennt. Ich weiß nicht... vielleicht sind es ja nur ein paar von den Technikern... aber dann haben sie einen verdammt miesen Modegeschmack und eine ziemlich komische Auffassung von Arbeitszeit. Entweder wir sehen uns das zusammen an und vertrauen darauf das im Notfall ein Schuss die Wache alarmiert, oder wir trennen uns, einer sieht nach und der andere holt die Männer vom Tor. Ich wäre ja für Ersteres und wenn ich mich geirrt habe geht das Frühstück morgen auf mich. Was meinen sie?
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