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Sonderstaffel 001
#1
Sechs Stunden!
Sechs Stunden in einem Bus der weit vor der Erfindung der Federung vom Fließband gerollt sein musste. In dem eine Toilette ebenso fehlte wie eine Klimaanlage und in dem der Fahrer die Frage nach beidem ohne Zweifel als Witz verstanden hätte. Gitter vor den Fenster, die nicht etwa die Insassen drin, sondern die Bewohner der Wüste draußen halten sollten. Die Fahrt war Schikane und die Wüste war die größte Schikane die man auf Koron in der Hinterhand hatte. Dabei hatten die Menschen auf diesem Planeten nichts gegen Fremdweltler. Oh, ganz und gar nicht. Fremdweltler brachten Geld, Kultur und den Hauch von Exotik. Man konnte auch damit Leben das sie ihre Dienste als Söldner anboten. Beim Imperator, wenn ihnen der Gouverneur eine eigene Infanterie- und Panzerkompanie bei der PVS zugestand, dann mochte man darüber nicht glücklich sein, aber man nahm es hin. In Gohmor nahm man seine Bürgerpflicht schließlich ernst.
Aber es gab gewisse Tabus die zu verletzten den Unmut der Einheimischen zu provozieren hieß. Das galt für die weltlichen und geistigen Feiertage, die Gravballsaison und ihre Fliegerstaffeln. Letztere hatten in den vergangenen Jahrzehnten soviel Verklärung erfahren, das es fast schon lächerlich wirkte. Dabei galt Stolz und Ehrerbietung nicht etwa den Piloten, sondern den Staffeln als Ganzes. Jeder noch so kleine Siege wurde frenetisch gefeiert und in der Presse zum triumphalen Erfolg aufgeblasen. Das war auch nötig, denn wirkliche Luftschlachten gab es schon lange nicht mehr. Ab und zu ein paar Schmuggler, denen es gelang den Verteidigungsring um den Planeten zu durchdringen um in der Öde ihre krummen Geschäfte abzuwickeln. Der Rest bestand aus Übungen und Paraden. Etwas anderes wollte das einfach Volk auch gar nicht. Wohlschmeckende Siege, die im Holovid glanzvoll präsentiert wurden und ein Poster im Hobbyraum oder der Stammkneipe, welches einen Flieger in den Farben der Lieblingsstaffel zeigte. Kam es zum Gespräch darüber und es kam immer zum Gespräch, dann wusste ein jeder zu sagen warum seine Favoriten die Besten und ihre Maschinen die modernsten waren. Es war ein Sport, nicht anders als Gravball und wie bei diesem hatten Fremde dabei nicht verloren. Das der Gouverneur nun eine Staffel aus Nichtkoronern aufstellen ließ sah man als Kratzer auf seiner sonst makellosen Herrschaft. Eine Herrschaft die, trotz ihrer kurzen Dauer, alles andere als makellos war. Die Spannungen mit den Truztstädten, die Streitigkeiten im Adelsrat und die Strapazierung der heimischen Wirtschaft durch die angeordnete Überproduktion waren nur die Spitze des Eisbergs. Doch was interessierte den Fabrikarbeiter und Lohnsklaven solch hochtrabende Politik? De Wastari und seine Frau verstanden sich auf den großen Auftritt, gaben sich volksnah und hatten bis jetzt noch nicht mit den üblichen Skandälchen von sich Reden gemacht.
Allerdings hatte die Sache mit der eigenständigen Staffel das Potenzial zu einem solchen Skandal. Natürlich hatte niemanden etwas Abfälliges verlauten lassen, aber das war auch nicht nötig. Die momentane Situation sprach eine deutliche Sprache. Zwei Busse, einer mit zwanzig Piloten besetzt, der andere mit technischem Personal. Der Geleitschutz bestand aus zwei Chimären, denn selbst in relativer Nähe zur Stadt waren die Ausläufer der Wüste alles andere als ungefährlich. Man hätte die sechstündige Fahrt auch abkürzen können. Auf dem Luftweg wären es allerhöchstens zwei Stunden gewesen. Nun, wie gesagt, man ließ den Außenweltler spüren was man von ihnen hielt. Aber immerhin sollten sie nagelneue Maschinen bekommen, wen kümmerte da ein paar Schikanen von Unzufriedenen? Nur leider saßen einige dieser Leute in einflussreichen Positionen und so hatten man bedauert ihnen mitteilen zu müssen das die Lieferung sich verzögerte. Vielleicht nur um ein paar Wochen, doch möglicherweise auch um ein halbes Jahr. Tja zu dumm! Thunderbolts fertigte man zwar auf Koron, doch litt die Produktion auch unter den erhöhten Normen und die versprochenen Lightnings mussten von Obsidan importiert werden. Man hatte ihnen jedoch zugesichert das Maschinen bereitstehen würden, wenn das Grinsen bei dieser Aussage auch einiges erahnen ließ. Der zweite Schlag ins Gesicht war der Standort.
Äußerer Überwachungsring.
Dazu musste man den Aufbau der Verteidungsanlagen des Planeten kennen. Um die Welt herum waren die Schiffe der Sektorenflotte stationiert, mit ihrem Hauptstützpunkt und den Raketenbatterien auf dem Mond. Auf Koron selbst konzentrierten sich die Fliegerstaffeln der PVS in den Städten und größeren Stützpunkten. Gohmor besaß hunderte solcher Formationen, doch wären sie ausschließlich in der Makropole stationiert gewesen, so hätte jeder Aggressor, der bis drei zählen konnte, die Reichweite der Flieger ausrechnen können. Um den entgenzuwirken gab es einen losen Kreis aus vorgeschobenen Posten, eben jener äußere Verteidigungsring.
Als sich die kleine Kolonne nun über eine staubige Anhöhe kämpfte wären die Gespräche verstummt, aber das war schon seit einigen Stunden der Fall. Anfangs war noch das Geplauder gegenseitigen Kennenlernens in den Bussen erklungen, doch je weiter sie kamen, je trübseliger die Landschaft geworden war, um so weniger hatte jemand das Verlangen nach Unterhaltung verspürt. Da sie ihr Ziel nun erreicht hatten waren kaum unterdrückte Flüche und fassungsloses Gemurmel die ersten Äußerungen die sich wieder vernehmen ließen.

Äußerer Überwachungsring, PVS- Luftwaffenstützpunkt A 73

Diese farblose Bezeichnung beschrieb eine Niederlassung, mitten im verwüsteten Land der Öde. Erst sah man den Tower, als flimmernde Erscheinung auftauchen. Er schien sich nicht ganz schlüssig zu sein ob er ein Trugbild darstellen wollte oder sich für die reale Welt entschied. Noch bevor klar war das Letzteres des Fall sein würde passierten sie das Wrack eines LKWs. Das Fahrzeug hatte man irgendwann den Elementen überlassen und seit dem starb es hier einen langsamen Tot. Ringsrum bildete eine Korona aus Müll und rostigen Metallteilen die Trauergesellschaft. Der Lastwagen war jedoch nur ein Beiwerk zu dem wesentlich imposanteren Schrotthaufen, der einstmals ein Bomber vom Typ Regenmacher gewesen war. Befanden sie sich hier auch nicht im Land unendlicher Sanddünen, sondern von der Sonne gebackenen Lehms, so hatte der Wind jedoch genügend Flugsand herangetragen um ihn am Rumpf der Maschine aufzuhäufen. Die Lackierung war längst abgeschmirgelt und das Cockpitglas blind. Irgendwann hatten auch die Flügel nachgegeben und waren zur Seite abgeknickt, so das die Maschine jetzt einem toten, oder jedenfalls tot- traurigen Vogel glich. Irgendjemand machte eine Bemerkung, die von strafbarer Verschwendung sprach.
Das Lager selbst war von einem Maschendrahtzaun umgeben, der an drei Seiten von Wachtürmen überblickt wurde. Eigentlich hätten es vier sein müssen, doch einer fehlte schlicht und einfach. Am Eingang, neben dem Häuschen des Wachhabenden, stand ein altersschwacher Leman Russ, dem auf einer Seite eine Kette fehlte und dessen andere so rostig war das sie wohl bei Berührung in tausend Teile zerfallen würde. Im Zentrum der Anlage befand sich das Hauptgebäude mit dem Tower, Besprechungsräumen und der Einsatzzentrale. Dahinter das Flugfeld aus geschmolzenem und kontrolliert erkaltetem, schwarzen Gestein. Es nahm die gesamte Länge des Lagers ein wies ebenfalls, nicht wenige, Verwehungen von Flugsand auf.
Reihen aus Scheltern und Hangars flankierten die Rollbahn. Den Rest bestimmten hlabrunde Unterkünfte, sogenannte Nissenhütten, aus Wellblech, ein paar Technikhallen und ein Flachbau aus Beton, bei dem es sich um das Offizierskasino handelte.

Die Kolonne hielt vor dem Haupttor, an dem ein Schild vor sofortigem Gebrauch der Schusswaffe warnte. Nicht das irgendwer sonderlich kriegerisch wirkte, war doch weder Wachhäuschen, noch einer der Türme besetzt. Nachdem sie einige Minuten gewartet hatten und sich niemand hatte blicken lassen, ließ die Führungschimäre ihre nebelhornartige Hupe ertönen. Erst sah es so aus als würde auch das nichts bewirken, doch dann öffnete sich die Tür einer der Hütten und ein einzelner Soldat kam heraus. Er trug eine Schadstoffkombi und darüber nur die Uniformshose. Seine Atemschutzmaske baumelte um den Hals, in der Hand hielt er sein Gewehr, was eine nette Geste war, vorallem weil die Waffe kein Magazin enthielt. Der Mann eilte über den Platz und öffnete das Tor, woraufhin die Fahrzeuge einrollten.

Die Piloten waren alle Offiziere und neben Joanna gab es noch zwei weitere Majore. Doch da sie die längste Dienstzeit in den Reihen der PVS vorzuweisen hatte, hatte man ihr einsweilen das Kommando übertragen und ihre Aufträge waren klar formuliert.
Verlegung der Staffel, die im Übrigen noch keinen der wohlklingenden Namen hatte sondern nur die Bezeichnung Sonderstaffel 001 trug, zum Stützpunkt. Das war geschehen.
Zweitens eine Bestandsaufnahme des vor Ort befindlichen Personals. Sichtung und Funktionsstatus der vorhandenen Flugzeuge und schließlich Meldung an das zuständige Abschnittskommando in Gohmor. Die nötigen Funkfrequenzen und Verschlüsselungscodes hatte man ihr mitgegeben.

Als die Männer und Frauen nun die beiden Busse verließen, ihre Gliedmaßen reckten und Knochen massierten, machte der Soldat, der ihnen Zugang gewehrt hatte, bei Joanna Meldung. Oder etwas so ähnliches.

Herr Major... äh... Frau... will sagen. Unteroffizier Kleinhuber melde... äh.... Situation im Lager ist... gut.
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#2
Joanna ließ ihren Blick schweifen. Alles verwahrlost. Sie wollte gar nicht erst den Rest der Einrichtung sehen. Aber Befehl war ja Befehl, oder nicht?

Joanna blickte nun auf den Soldaten der eine Beinahe Meldung abgegeben hatte. Er hatte zu mindestens salutiert. Den Einfall hatte er.

„Unteroffizier Kleinhuber, sie sind doch nicht etwa der einzige der hier Dienst hat, oder?“ Joanna hatte die Frage mit einem lauernden Unterton gestellt. Der Unteroffizier schüttelte aber einfach nur den Kopf. Zu der Aktion hätte man viele Theorien aufstellen können, aber die wahrscheinlichste Theorie wäre wohl die gewesen, das eben diese Soldaten einfach zu lange allein in dieser Wüste ihren „Dienst“ schoben und ihnen wohl mal jemand kräftig in den Arsch treten musste um sie wieder auf Vordermann zu bringen.

„Das ist gut zu wissen… Hätten sie wohl die Güte uns zu ihnen zu führen, Kleinhuber?“

Wieder dieser Unterton und diesmal bekam den auch die Lachnummer von Unteroffizier mit. Er stand gleich strammer als zu Anfang.

„Jawohl, Frau Major. Hier entlang, bitte.“

Da der Unteroffizier wohl ganz langsam in seinen Dienstzustand zurückkehrte unterließ es Joanna ihm eine Standpauke zuhalten, wie man einem Vorgesetzten richtig Meldung macht. Das wollte sie mit anderen Inhalt bei den restlichen Soldaten machen. Kleinhuber machte auf dem Absatz kehrt um Joanna und die Majore zu den Rest der Belegschaft zu führen. Den wartenden Piloten und dem technischem Personal hatte einer der Majore zugerufen, das sie bei den Fahrzeugen warten sollen bevor er zu Joanna aufschloss.
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#3
Joannas Vermutung sollte sich bewahrheiten. Das Lager war in einem desaströsem Zustand. Einige der Hütten waren offenkundig von den Bewohnern aufgegeben und dem Verfall überantwortet worden. Andere zeigten ein wildes Sammelsurium aus Flickarbeiten und Anbauten. Mit etwas kleinlautem Ton ließ sich Kleinhuber zu einem Erklärungsversuch hinreißen.
Also...äh... wissen sie wir bekommen hier nicht oft Versorgungsgüter und... naja... reparieren viel selber und so. Das sie weitaus mehr taten als nur Dinge zu “reparieren“ zeigte sich als die Offiziere den nächsten Querweg passierten. In einem windschiefen Gatter zupften Squam- Squams an ausgedorrten Grashalmen, hoben neugierig den Kopf, als diese Träger fremder Gerüche an ihnen vorbeigingen, nahmen ihre kauende Tätigkeit dann aber wieder auf.
Ähm, die halten wir wegen der Milch. Wir bekommen hier nur Konserven, müssen sie wissen. Ich... also lassen sie mich kurz... Er scherte aus und hielt auf eine der Hütten zu. Ohne viel Federlesen riss er die Tür auf und brüllte etwas ins Innere, scheinbar um einen Befehlston bemüht.
Raus mit euch, ihr Säcke! Antreten auf dem Platz vorm Tower. Als Antwort kam ein Stiefel geflogen, verfehlte den Unteroffizier und landete, kleine Staubwolken erzeugend, auf der Straße. Kleinhuber sprach nun leiser, wenn auch eindringlich. Vermutlich setzte er seinen Kameraden die Situation auseinander. Schließlich kehrte er mit einem entschuldigenden und überaus angestrengten, Grinsen zu den Offizieren zurück. Haben gestern bisschen einen über den Durst getrunken. Aber sie waren gerade beim Aufstehen.
So ging es den ganzen Weg, bis zum Kontrollgebäude. Sie fanden einen Mann, nur mit Hose und Helm bekleidet, der vor seiner Hütte in einem Schaukelstuhl schlief und so starken Sonnenbrand hatte, das sich seine Haut in Streifen von den Schultern pellte. Einen Schießplatz überquerten sie, auf dem man wohl wahllos auf Flaschen, Kanister und Schaufensterpuppen geschossen hatte. Der Imperator mochte wissen woher Letztere kamen. Einen Mann und eine Frau scheuchten sie aus einer Baracke, wo sie scheinbar in wilder Ehe lebten. Zwei Schweine kreuzten ihren Weg ohne ihre Gemütsruhe dadurch gefährdet zu sehen. Unzählige solcher Szenen folgten und eine überbot die andere in ihrem Maß an Dienstvergehen und der totalen Abwesenheit von Disziplin. Ein Kommissar hätte seine Dienstwaffe zweifellos gegen ein Maschinengewehr tauschen müssen.
Der Leiter des Lagers machte da keine Ausnahme. Sein Name war Hauptmann Quenten und sie fanden ihn in seiner Unterkunft. Nachdem der Hauptmann auf Klopfen und Rufen nicht reagiert hatte, hatten sie die Tür aufgebrochen und waren gegen eine Wand aus verbrauchter Luft, kaltem Rauch, Biergeruch und abgestandenem Schweiß gelaufen. Überall standen und lagen leere Flaschen und Pyramidendosen. Quenten, ein verbrauchter Mittvierziger, leistete ihnen auf dem Teppich Gesellschaft. Er war so betrunken das er nichteinmal stehen konnte. Als letzte Konsequenz stellten sie ihn unter die kalte Dusche, was ihn wenigstens einigermaßen ins Leben zurückholen. Die Situation begriff er ganz eindeutig nicht, doch er sagte mit glasigen Augen zu in fünfzehn Minuten vor dem Tower mit anzutreten.
Letztendlich dauerte es eine halbe Stunde, bis die Besatzung des Lagers Aufstellung genommen hatte. Eine einheitlichen, militärische Formationen war dieser Haufen so wenig wie es ein Mob Orks gewesen wäre.
Sechzig Soldaten, keine Uniformzusammenstellung schien der anderen zu gleichen. Einige mit Helmen, andere unter Atemschutzmaske, Mützen oder schlicht ohne Kopfbedeckung. Schadstoffkombis, Uniformhosen und Jacken, Arbeitseinteiler, ein Gefreiter war sogar barfüßig.
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#4
Joanna starrte für Sekunden die Truppe vor sich ungläubig an. Wie auch der Außenposten waren sie in einem Katastrophalen Zustand. In diesem Augenblick war sie froh keinen Kommissar dabei zu haben. Der hätte mit ziemlicher Sicherheit den Begleitchimären ihre montierten Waffen aus der Halterung gerissen und wäre durch diese Basis Amok gelaufen, was die Situation nicht unbedingt verbessert hätte. Aber wer hätte es dem verdenken können bei dem Anblick der sich ihnen bot.

Allesamt hatten sie sich wohl einen über den Durst getrunken und das wohl nicht zum ersten Mal. Joanna konnte irgendwie nicht glauben was für einen Scherz sich diese Militärs gerade mit ihnen erlaubten.

Es war ein ziemlich schlechter Scherz. Soviel war klar. Joanna hoffte in diesem Moment das die Vögel hier wenigsten Flug- und Gefechtsfähig waren, sonst waren ihre und die Anwesenheit der Piloten hier ziemlich sinnlos.

Es war eine Strafe der Ghomorer an die Flieger der Fremdweltler, aber so einfach würde sie sich nicht unterkriegen lassen.

„WAS BEIM GOLDENEN THRON VON TERRA SEID IHR??? SOLDATEN ODER SCHWEINE? EUEREM AUFZUG NACH ZU URTEILEN WÜRDE ICH AUF LETZTERES TIPPEN ABER SCHWEINE SIND SAUBERER UND HABEN MEHR DISZIPLIN ALS IHR ES JE HATTET!!!! ABER IN SACHEN SAUBERKEIT DER BEHAUSUNG KANN ICH EUCH BERUHIGEN, DENN DA STEHT IHR IHNEN IN KEINSTER WEISE NACH!!!“

Joanna‘s Gebrüll hatte zwar keinen wirklichen positiven Effekt auf die Mannschaft, aber es bewirkte dass sie jetzt ihre noch vorhandene Aufmerksamkeit genoss. Schmerzgestöhne drang an ihr Ohr, langsam fühlten die Soldaten den Kater richtig.

„Bewegen sie jetzt ihre verdammten Ärsche und machen sie sich Dienstfertig! Nehmen sie aber vorher Entgiftungstabletten damit sie klarer im Kopf werden! Sie haben zwei Stunden Zeit! ALSO BEWEGUNG!“

Diese Worte brüllte sie, bis auf die beiden letzten, nicht. Verfehlen tat es die Wirkung auch in keinster Weise.

In den Mob kam unkoordinierte Bewegung, aber alle mit dem klaren Ziel Sanitätsstätte.

„Unteroffizier Kleinhuber, sie bleiben vorerst! Zeigen sie uns jetzt die Flugzeuge die hier stationiert sind!“
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#5
Kleinhuber befand sich in einem Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite war er froh über die Aufmerksamkeit. So musste er seinen beachtlichen Bauch nicht mit beim Herumgerenne der Mobilmachung bewegen und konnte durch seinen Eifer vielleicht einen guten Eindruck bei den Neuen Chefs machen. Auf der anderen Seite befürchtete er unentwegt etwas falsch zumachen, in irgend ein Fettnäpfchen zu treten und den Zorn der Offiziere auf sich zu ziehen. Dann würde er vermutlich für den Rest seiner Dienstzeit Latrinen ausheben können oder Mutihunde mit einem Stock von den Mülltonnen vertreiben.

Während hinter ihnen Flüche und Befehle gebrüllt wurden, gingen die Frau und die drei Männer am Rollfeld entlang. Man würde es gründlich von Sand und kleinen Steinen befreien müssen, bevor hier auch nur ein Vogel aufstieg, geschweige denn landete. Zwar war ersichtlich das die Bahn lange niemand mehr benutzt hatte, dennoch war der eigentliche Belag in überraschend gutem Zustand. Keine Risse, keine Schlaglöcher. Die Erbauer dieses Außenposten hatten ihr Handwerk verstanden, auch wenn die Wahl der Verwalter nicht die Beste gewesen war.

Dahinten haben wir es schon. Die beiden Hangars dort, sehen sie? Als ob man die riesigen, halbrunden Gebäude hätte übersehen können. In der Mitte waren sie von einer kleineren Hallenkonstruktion miteinander verbunden. Das in der Mitte ist die Instandsetzung und Werkstadt. Man kommt von beiden Hallen aus hinein. Allerdings war schon lange niemand mehr drinnen, seit das technische Personal abgezogen worden ist. Aber wir haben immer die Unwetterverschieglung geprüft. Da drinnen dürfte es nicht ein Staubkörnchen geben.

Es gab nicht ein Staubkorn, es gab so viele wie Sterne am Himmel. Tatsächlich war es nicht so schlimm wie man hätte befürchten können, aber alles war mit einer weißen Sicht, wie aus Puderzucker, überzogen. Hier und da erkannte man Fußabdrücke aber alles in allem hatte hier wohl seit Jahren niemand mehr gearbeitet. Es standen sechzehn Maschinen herum. Der Großteil Propellerflugzeuge, aber auch zwei Hornissen und ein weiteres Düsenflugzeug, das wohl nie den Weg in die Serienproduktion geschafft hatte.
Der Unteroffizier versicherte ihnen das in der anderen Hallen mindestens noch einmal genausoviele lagern würden.
Die Flieger selber waren nicht wirklich in einem schlechten Zustande. Sie hatten sie, wie man so schön sagte, kaputtgestanden. Kaum zwei wiesen die gleiche Tarnbemalung auf und alle machten den Eindruck als lägen ihre heldenhaften Tage weit in der Vergangenheit. Kleinhuber war plötzlich Feuer und Flamme.
Einige dieser Mühlen waren schon im Krieg dabei. Damit sind echte Helden in den Kampf geflogen. Sehen sie das hier? Er strich über die Markierung an einer Skorpion, einem kleinen Aufkleber unterhalb der Kanzel. Der hier hat einen runtergeholt. Wer weiß? Vielleicht einen Doraster oder sogar einen Rasankurier. Die Stimme des Unteroffiziers war ehrerbietig gesenkt.
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#6
Begeistert über diese Maschinen war Joanna in keinster Weise. Das einige dieser Maschinen schon in dem Krieg gekämpft hatten, und wohl seit einiger Zeit nicht mehr gewartet worden waren, senkte ihre Laune noch weiter. Sie hoffte jede Sekunde dass man sie mit den versprochenen Lightnings früher beliefern würde als angenommen. Aber das war alles nur Wunschdenken. Ein Flieger aus ihrer alten Staffel hatte ihr geflüstert dass sich die zuständigen Personen Zeit lassen würden. Sehr viel Zeit. Deshalb musste man sich mit dem zufrieden geben was man hatte und das war nicht viel. Die Maschinen waren optisch nicht in einem besorgniserregenden schlechten Zustand aber es war immer noch nicht gewährleistet ob diese Relikte es wieder in die Luft schaffen, geschweige denn Kämpfen würden. Auf jeden Fall mussten sich das technische Personal diese Flieger kurz mal ansehen bevor sie Meldung bei dem Abschnittskommando machen konnte. Der Hangar musste auch dringend mal auf Vordermann gebracht werden, aber diese Maschinen hatten im Moment Vorrang.
„Kleinhuber! Ich möchte dass sie die Piloten und das technische Personal zu diesem Hangar bringen. Die Mechaniker sollen sich über die Funktionstüchtigkeit der Maschinen überzeugen und die Piloten sehen was sie für den Moment fliegen werden.“

Kleinhuber riss sich schwerfällig von der Maschine los und eilte davon, vorher war noch eine Befehlsbestätigung von ihm zu vernehmen. Seine Gestalt verschwand nach ein paar Minuten hinter den Barracken.

Joanna ließ ihren Blick wieder auf den Maschinen ruhen. Sie selbst hatte das „Vergnügen“ gehabt in einer, in der Makropole stationierten, Staffel die Skorpion und die Hornisse zu fliegen. Beide mochte sie nicht sonderlich. Sie vermisste ihre Lightning, aber der lag auf einem Kreuzzugsplaneten. Zerstört. Unrettbar hatte man ihr gesagt. Sie unterdrückte die auftauchende Erinnerung an den Absturz und wandte ihre gen Boden gerschweiften Blick wieder nach vorn. Jetzt konnte sie leises Geplapper hören. Die Piloten und Mechaniker waren wohl gleich da und Joanna wandte sich an die beiden Majore.

„Meine Herren, könnten sie bitte dafür sorgen das sich Piloten und Mechaniker mit den Maschinen vertraut machen? Ich werde gleich mit dem Unteroffizier die Funkanlage aufsuchen, nur um zu sehen wo sie steht, dann komme ich wieder zurück.“
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#7
Philip hatte sich anfangs noch mit seinem Nebensitzer unterhalten, doch nach einiger Zeit und einigen Blicken aus dem Bus waren beide verstummt. So dass Philip dazu übergegangen war die Augen zu zumachen und zu schlafen.
Als in einigen hundert Metern Entferung der Luftwaffenstützpunkt in Sicht kam wurde er von seinem Nebensitzer geweckt, der sich diesen Luxus, zu schlafen, nicht gegönnt hatte. Das was er von weitem sehen konnte war sehr viel versprechend, was sich jedoch als totaler fehleindruck herausstellte als sie die Anlage erreichten.
"Beim heiligen Trohn! Die wollen uns doch verarschen! Das kann nicht ihr ernst sein? Was sollen wir von diesen Ruinen hier ausrichten?"
Es dauerte dann auch noch einige Minuten bis ihnen das Tor geöffnet wurde und das was er dann innerhalb der Anlage sah war noch schlimmer als alles was er jemals zuvor gesehen hatte.
"Hoffentlich sehen die Maschinen nicht genauso aus wie diese Anlage! "
Er stieg mit den restlichen Piloten aus, während Major Debris zu einer ersten Besichtigung aufbrach. Da sie während der gesamten Fahrt nicht hatten rauchen dürfen, hockten sich einer der Piloten und des Personals hin und steckten sich Zigarren oder Lho-Stäbchen an. Philip lehnte sich an die Seitenwand des Busses und steckte sich ebenfalls eine Zigarre an, als er einige Züge geschmaucht hatte klemmte er sich die Zigarre zwischen die Lippen und holte seine Wasserflasche heraus. Er nahm einen großen Schluck da sich seine Kehle jetzt schon so trocken anfühlte als hätte er seit 48 Stunden nichts mehr getrunken.
Circa eine halbe Stunde und zwei Zigarren später kam ein Unteroffizier zu ihnen allen und sagte ihnen sie sollen ihm auf Befehl von Frau Major folgen.
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#8
Nach einigen Minuten hatte Kleinhuber sie mit den Piloten und den Mitgliedern des technischen Personals erreicht. Joanna konnte schockierte Blicke und leise Flüche in der Menge ausmachen. Wer konnte es ihnen verübeln? Vor Wochen saß man noch in seinem eigenen Vogel und jetzt war man hier, auf Koron, man gab ihnen technisch rückständige Mühlen zum fliegen und man schickte sie obendrein noch in die Wüste in einen verwahrlosten Luftwaffenstützpunkt. Die Fremdweltler Panzerbesatzungen und Infanteristen hatten es wesentlich besser. Nur gegen die Flieger hatte welche was. Und diese Personen saßen ziemlich weit oben, wie immer. Joanna verflucht zum x-ten mal die Personen die die schwachsinnige Idee hatten sie nach Koron zu versetzen.

„Meine Damen und Herren dürfte ich um Ruhe bitten? Danke. Ich will mich kurz fassen. Das technische Personal soll sich die Vögel in den beiden Hangars hinter mir mal anschauen. Ich will wissen ob sie noch flug- und kampftauglich sind. Die Piloten werden ihnen dabei helfen und sich gleichzeitig mit ihren neuen Vögeln vertraut machen. Es wird aber, solange das Flugfeld nicht geräumt worden ist, keine Starts geben."

Enttäuschtes Gestöhne aus der Pilotenreihe.

"Machen sie sich jetzt an die Arbeit."

Damit überließ sie die Mannschaft der Obhut der beiden Majore und bedeute Kleinhuber sie zur Funkanlage zu führen.
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#9
Reges Treiben breitete sich im Hangar aus. Offiziere, die sonst die wertvollen Maschinen des Imperiums steuerten, schnappten sich Besen sowie Schaufeln und begannen den Staub zusammenzufegen. Andere sahen die Papiere auf den beiden Schreibtische, neben dem Durchgang zur Werkstatt, durch. Tatsächlich fanden sie einige Berichte über die letzten, durchgeführten Reparaturarbeiten, welche den Mechanikern eine Hilfe waren. Wieder andere setzten sich in die Cockpits und gingen Checklisten durch. Die Aktivität löste das erste Entsetzten und wohl auch die Wut über eine derartige Behandlung. Scherze, die meisten von recht schwarzem Humor geprägt, flogen hin und her. Es wurden Wetten abgeschlossen wer sich wohl zuerst in einen Krater im Wüstenboden verwandeln und wer sich gar nicht erst vom Boden lösen würde.
Ein Trupp Mechaniker erkundete den Inst- Bereich und fand ein umfangreiches Arsenal an Werkzeugen. Bald schon war das Geräusch von Elektroschraubern und Kettenwinden zu hören, als man Turbinen und Motoren freilegte. Aus der Abgasanlage einer Skorpion stoben ein gutes Dutzend Ratten und die Mechanikern, welche die Abdeckplatte abgenommen hatte, stieß einen Spitzen schrei aus. Die schwere Platte wäre ihr beinahe auf die Füße gefallen.
Den Tieren flogen ein paar Schraubenschlüssel und noch mehr Gelächter nach.

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Das Kommandozentrum war in einem überraschend gutem Zustand. Diese Tatsache war auf einen spindeldürren Obergefreiten namens Clout Erru zurückzuführen. Der Mann hatte, während der abgekapselten Zeit des Lagers, fast ausschließlich in einer kleinen Kammer im Tower gewohnt. Seine einzige Beschäftigung war das Sauberhalten der Einrichtung und die allmonatliche Meldung an das Kommando gewesen. Der Mann war überglücklich endlich wieder etwas zutun zu bekommen und weckte sogleich die beiden Servitoren aus ihrem Ruhemodus.
Mit erwartungsvoll glänzenden Augen, wie bei einem kleinen Kind am Abend der Helden, reichte Erru das Sprechgerät an Major Debris und eilte zu den Frequenzreglern.
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#10
Philip bekam fast einen Schreianfall als er die Maschinen sah in denen sie fliegen sollten. Erst dachte er es seien nur diese total unbeweglichen Scorpione, doch dann fielen ihm die beiden Hornissen auf und er gab einem guten Freund unter den Mechanikern ein dezentes Zeichen ihm eine der beiden Maschinen zu sichern. Dieser Antwortete nur mit einem dezenten Nicken. Als die Frau Major ihre Ansprache beendet hatte, begann fast ein heilloses Durcheinander bei dem jeder Pilot versuchte sich die beste Maschine zu sichern. Einzig Philip ging in aller Ruhe zu der Hornisse die ihm sein Mechaniker gleich als erstes gesichert hatte. Die Maschine war zwar nicht gerade das Nonplusultra aber zumindest keine Propellermaschine. Allein schon dieses Doppelflügeler-System. Aber was sollte er machen? Sich mit einer Propellermaschine rumschlagen? Nein etwas in der Art kam für ihm gar nicht in Frage.
Das erste was er machte, war sich ins Cockpit zu schwingen und sich mit diesem Anblick vertraut zu machen. Dann wandt er sich an den Mechaniker:
"So was meinst du? Kann dieses Schmuckstück noch fliegen oder muss ich doch Propeller fliegen wie der ganze Rest? ... Sag jetzt nichts falsches!"
Sein Mechaniker blicke aus einer der Klappen auf und schüttelte enttäuscht den Kopf. Scheinbar war es zwecklos.
"Wenn du diese Mühle fliegen willst, dann kannst du circa drei Jahre warten. Früher werden die uns wohl keine Ersatzteile schicken. Da dieser Vogel zu lange auf Eis ... sagen wir besser SAND liegt. Das komplette Antriebssystem ist voll damit und die Lenkung will ich mir nicht ansehen. Also suchen wir uns eine freie Scorpion und machen uns an die Arbeit!"
Da alle anderen Piloten sich bereits die Maschinen in diesem Hangar geschnappt hatten, mussten die beiden in den anderen Hangar wechseln. Dort fanden sie Ein Bild vor, das sie fast sabbern ließ. Sie fanden dort drei Maschinen Typ Scorpion Variante II, eine war bereits vergeben, die Zweite hatte vom Stehen scheinbar ein Schaden am Rollwerk, sodass sie sehr Seitenlastig stand. Die dritte Maschine war gut erhalten und noch nicht vergeben, so machte sich Philip sofort mit seinem Mechaniker daran den Flieger zu warten und sich an die Funktionen zu gewöhnen.
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