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Über den Verlauf des hinwegdämmernden Tages vermochte wohl keine besondere Aktion, seien es Schlägereien, kleinere Diebstähle oder das übliche Herumgebrülle, beachtenswert Aufmerksamkeit zu erringen, im Gegenteil, alles verharrte in seiner festgefahrenen “Pseudoapathie”, eines für imperiale Belange recht herkömmlichen Verhaltens, selbst wenn diese “illegale Niederlassung” der politischen Äußerung unabhängig, frei und alleine dem “Don” unterstellt war. Menschen, ja Menschen waren ja letztlich überall gleich, selbst wenn sie es nicht wahr haben mochten. Entweder nannte man es Adeptus Terra, Administratum, Warlord, Erlöser oder schlicht “Don”, jedenfalls bestrebte letztlich doch immer ein einzelner Macht über alle anderen. Doch was wenn die “eingebildete” Macht nur auf wackeligen Füßen ruhte, wenn winzigkleine Fehltritte einzelner “Kommunenmitglieder” letztlich zum erliegen der bewährten macht führten? Einerlei, letztlich obsiegte ja dennoch immer der “Stärkste” frei nach dem evolutionären Grundcredo “Überleben des Fitesten”.
Der stramm aufwärts zeigende Chronometerzeiger erreichte soeben sein südliches Zenit, also 18 Uhr, als der kommandierende Offizier etwas gelangweilt durch die andauernde Fahrt des letzten Außenpostens seine dekorierten Ärmel zurückzog. Etwas wie psychopathisch wölfisches Grinsen spitze die Winkel seiner vernarbten Lippen an, ein Schnitt hatte gar Ober- wie Unterlippe säuberlich der Mitte nach durchtrennt. Einer seiner blankweißen Schneidezähne fehlte sogar, nichtsdestotrotz gebot der Mann von etwa dreißig Jahren eine imposante Darstellung makelloser koronscher Militärtradition, selbst seine anthrazitgraue Feldbluse war säuberlich umgekrempelt, der Kragen mit den goldenen Balken hochgestellt, die schirmende Mütze tief ins Gesicht gezogen, darunter ein paar verspiegelter Schutzgläser, wie man sie bei einem vorsintflutlichen Piloten hätte vorfinden können.
Unbeeindruck musterte er die in fetten, roten Lettern niedergeschriebenen “Prinzipien” der alten Wüstenratte, welche beim Abschaum Korons schlicht als “Don” bekannt war. Was genau seine “Spielregeln” so attraktiv erscheinen ließ vermochte er nicht zu sagen, irgendwie war es ihm auch vollkommen egal, er hatte seine Order erhalten und würde diese ebenso durchführen wie alle anderen vorher. Jemand hatte sie bestohlen, einen ihrer Konvois überfallen, dies im Zusammenhang mit einer abgestürzten Maschine, registriert auf irgendeinen Freihändler, weiß der Imperator warum das hier überhaupt so wichtig war, jedenfalls hatte man ihn aus seiner sauberen, gestriegelten Kommandostube herausgezerrt um ein paar Kleinkriminelle, intergalaktischen Abschaum, einzukassieren. Gestohlenes Eigentum, irgend eine persönliche Geschichte, irgendein hohes Tier mit zuviel Einfluss und zu wenig Hirn sich selbst um den Dreck zu kümmern, konnte wohl sogar ein paar Soldaten und Kampfvehikel aufs Spiel bringen wenn er wollte, selbst wenn dies keine “Offizielle Mission” war. Angespannt schaltete er das Interkom der Kolonnefrei, knisternd gab das uralte Gerät seine Funktionalität preis.
“Team Acharus, Stellung beziehen, Nord-Nordost, Feuerbereitschaft herstellen, Koordinaten folgen. Team Berenger, Stellung beziehen, Süd-West, Feuerbereitschaft. Team Clarence, sichern Sie alle ersichtlichen Zugangswege unauffällig. Alle Teams, warten Sie auf Feuererlaubnis.” , mehrere “Verstanden” zischten durch die innere Lautsprecheranlage, noch den angesammelten Rest Speichels runterschluckend, drehte er die Schaltung herum, Außensprechanlage, schon zuvor war sämtliche Aufmerksamkeit der “Sheriffs” auf das gepanzerte Kommandovehikel gezogen worden, nicht jedoch auf die Eingreiftrupps.
“Achtung illegale imperiale Niederlassung! Wir haben Information darüber das Sie mehrere aus der Strafkolonie “Egir Septimus” ausgebrochene Individuen beherbergen. Übergeben Sie uns diese Personen, andernfalls sind wie autorisiert, Ihre Kommune im Namen Seiner Heiligkeit zu Terra, vollkommen auszumerzen. Wir gewähren Ihnen ein Ultimatum von fünfzehn Minuten, ich wiederhole, fünfzehn Minuten!”
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--- Interludium ---
Elektronisch surrende Natriumlampen tauchten die geheimen Räumlichkeiten, die sich wohl behütet und stillschweigend unter dem „Puffball“ befanden in weißes, ungemütliches Licht. Makellose, künstlich erzeugte Helligkeit spiegelte sich auf den etlichen Chrombeschlägen mit denen die Einrichtungsgegenstände und das angesammelte Equipment hier unten versehen waren oder reflektierte von glatt geschrubbten oder polierten Oberflächen irgendwelcher Arbeitsplatten oder Transparenz-Schirme. Wobei jene genannten Flächen auch die einzigsten waren die einen derartigen Glanz für sich verbuchen konnten. Wohin das markant, strahlende Licht nicht fiel behaupteten sich harte, tiefe Schatten.
Die Wände, allesamt in einem sterilen Grauweiß oder einer Altweißmischung gehalten, taten ihr übrigens dem Ort eine Note Unbehaglichkeit und Rejektion bei zuführen und vermittelten erfolgreich das Gefühl das der lebendige Schmutz der oberhalb in der Kaschemme auf zwei oder mehr Beinen verkehrte, jenen welcher vor der Tür zu finden war, all die letzten Dekaden sieghaft mit eingeschleppt hatte, sodass er bis in die unterirdischen Stockwerke vorgedrungen war. Mochte sich auch ein Einheimischer nicht über die Unpässlichkeiten dieser Örtlichkeit brüskieren, so müsste sie sich doch auf eine gewisse Ablehnung seitens anderer Besucher gefasst machen. Erfolgte dieses von-sich-weisen nicht, litt der auswärtige Besucher aller Wahrscheinlichkeit nach bereits an einer ungesunden Hygieneeinstellung oder zumindest an einer eklatanten Geschmacksverirrung… oder aber es war ihm schlicht und ergreifend völlig egal solange er erhielt weswegen er hergekommen war.
In diesem Fall war der Besucher kein „er“, sondern vielmehr eine „sie“. Und „sie“ hatte bis vor drei Stunden noch im muffigen, stinkenden Schankraum der Destille gesessen, die sich wie ein durstige Zecke in diesen abgelegenen Teil Koron III’s in die Erdkruste festgebissen hatte und den Hauptsitz eines Verbrecherbosses markierte, der sich selbst von seinen unfreiwilligen Untergebenen einen Monarch rufen ließ und sein Reich auf Wasserquellen, Treibstoffe und rücksichtslose Totschläger und Killermobs festigte. Um seine herrlich, profitable Pinte wucherte, nicht unähnlich einem Geschwulst, eine wahre „Bruchbudenstadt", wo sich eine schäbige Hütte an die nächste zweckmäßige Baute lehnte um nicht beim nächsten Sandsturm in sich zusammenzufallen oder von der tosenden Urgewalt fortgeblasen zu werden. Man konnte zu Machandul, die Heimstatt aller Konfessionslosen und Söldner, die lärmende Kneipe die sich über ihr befand, den Bewohnern, die allesamt bei ihrem „Don“ verschuldet waren, diesem Raum, der zwar auf eine Weise klinisch und kühl, auf der Gegenseite aber bakteriell und schmuddelig wirkte, sagen was man wollte und jeder Sterbliche mochte sich seine eigene Meinung darüber zu bilden, aber auf Ayris hatten sie alle eines gemein: es war der Dreck.
In dieser entlegenen „Oase des Glücks“ regierte der Schmutz, gleichgültig in welcher Facette und Nuance, er war allgegenwärtig und permanent. Und er haftete allem an, egal ob leblosen Material oder wesenhaften Organismus. Sogar die Luft in dieser verborgenen Zimmerflucht roch verräterisch nach Desinfektionsmitteln, in welches man eine Spur von Kupfer gemischt hatte, die sich äußerst bitter atmen ließ.
All diese, zugegeben recht sinnfreien, Überlegungen verstopften ihre Geistwindungen während sie versuchte das stete Zwicken, Piksen, Stechen und Ziehen zu ignorieren das sich über ihrem rechten Oberschenkel abspielte, das und den unstillbaren Blick mit dem der praktizierende Arzt (vom überragenden Teil dieser Gemeinde Bindungsloser und Gesetzesbrecher einfacher halber „Doc“ genannt) ihren tiefen Schnitt behandelte, den sie sich beim Absturz in der Wüste zugezogen hatte, und sogleich den Rest ihres für „die Operation“ freigemachten Körpers begutachtete.
Es war selbsterklärend das die Außenwelterin die Pflege durch einen Medi-Servitor bedeutend gefälliger in Anspruch genommen hätte, aber als entflohene Strafgefangene konnte sie auf solch einen (imperialen) Dienst lange warten, somit musste sie mit dem vorlieb nehmen was geboten wurde und sie sich leisten konnte. Und das war nun einmal Doktor Arnald Neveau, wie er von ihrem neuen Zechkumpanen Gisopp wärmstens empfohlen worden war, ehe er über seinem dritten Humpen zusammengesackt war um ein kleines Nickerchen zu halten. Was zu diesem Zeitpunkt auch willkommen gewesen war und keine Sekunde zu spät oder zu früh. Der pflichtbewusste Anstandshüter im Solde Maliks, hatte fröhlich aus dem Nähkästchen geplaudert und ihr so manche interessante „Nebensächlichkeit“ gesteckt, die sich bestimmt noch als nützlich erweisen mochte. Dazwischen hatte er auch den „Flicker“ lobend erwähnt auf dessen Behandlungstisch sie nun gelandet war, weil die ungnädigen Götter ihr die höllische Qual noch immer nicht genommen hatten und ihr die Schmerzhemmer ausgingen.
(Fortsetzung folgt)
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Magaris nickte mit einem "mhm" und zertrat seine Zigarette mit dem Stiefel, ehe er sich eine neue ansteckte. Der Mann, der Söldner, der sich selbst als John Kale vorstelle, rauchte eine dicke Zigarre, welche Magaris im derzeitigen Zustand zu viel gewesen wäre. Immerhin schien sie nicht von zu schlechter Qualität zu sein, was Magaris ein nicht zu schlechtes Gefühl vermittelte. Der Söldner schien, nach Magaris Menschenkenntnis nicht von so schlechter Sorte zu sein und deshalb beschloss er mal dem fremden ein wenig Vertrauen zu schenken.
Die Tatsache, dass der Söldner Prinzipien wie Magaris hatte, war doch schon einmal eine interessante Sache und liess Den Herren aussehen wie den Imperator persönlich in diesem Imperator erlassenen Loch. Vieleicht könnte man einen Handel abschliessen.
Ein Söldner mit Prinzipien, hm?
Meinte Magaris zwischen Zwei Zügen seiner Zigarette. Er musterte den Mann noch einmal genauer.
Ich will ehrlich sein. Die Umstände machen es mir unmöglich ihnen, Mr. Kale, meinen wirklichen Namen zu verraten. Mein Deckname hat scheinbar schon ausgereicht, mich in erhebliche, unerwünschte Abenteuer zu verwickeln, welche bereits mit einem Verlust zu Buche schlagen, den ich zwar Verkraften kann, aber ungeheuer unangenehm ist. Nennen sie mich Marius Certas, dass sollte genügen fürs erste.
Magaris steckte sich eine neue Zigarette an und wischte sich den Schweiss mit seinem Ärmel ab.
Ich denke, mit ihren Prinzipien sind sie an den richtigen geraten, denn ich mag Leute mit Prinzipien. Eventuell habe ich Verwendung für einen Söldner. Ich möchte wirklich gerne zurück in die Hauptmakroploe und meinen Geschäften nachgehen, ohne weitere Unannehmlichkeiten, versteht sich.
Im selben Moment hörte er die Lautsprecher Ansage vor der Illegalen Siedlung und Magaris wurde sofort bleich. Er hatte doch nur einen Besuch abstatten wollen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, liess sich Magaris Langsam an der Wand des Kleinkram Händlers niedersinken, seine Zigarette in der zitternden Hand.
Was habe ich getan um so etwas zu verdienen...
murmelte er noch und blickte dann ziemlich Hilflos den Söldner an, der immer noch an seiner Zigarre kaute. Verdammt sollte dieser Tag sein. Sollte er Ayris den Imperialen Truppen verkaufen um selber heil raus zu kommen? was sollte er nun tun?
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Von Außen ließ Kale keine Regung erkennen als der Mann der sich als Marius Certas vorstellte ihm Arbeit anbot. Im Inneren natürlich freute er sich das der Kerl genauso wie er Prinzipien hatte und er selbst so schnell vielleicht einen Auftrag bekommen hatte, dann jedoch schlug sein Gemüt schlagartig um als die Durchsage kam das sich innerhalb der Siedlung mehrere Häftlinge befanden. Nicht einmal Namen wurden genannt so das es eine schier unmögliche Aufgabe war diese Ausbrecher innerhalb des kurzen Zeitrahmens zu finden, es war wie immer aussichtslos.
Leise einen Fluch ausstoßend setzte er nun die Sonnenbrille auf die er sonst immer hochgeschoben hatte und löschte die Zigarre an seinem linken Schulterpanzer.
Was habe ich getan um so etwas zu verdienen...
Konnte er noch von dem an der Wand heruntergerutschten Mann hören und blickte diesen nun in die Augen. Der Söldner kam nicht drum herum zu glauben das der Kerl etwas mit diesen Häftlingen zu tun hatte, nun war es auch egal.
"Ja manchmal frage ich mich das auch. Also ich mag sie darum mach ich es kurz: 800 Schekel egal um welche Aufgabe es sich handelt. Der Auftrag ist beendet wenn sie in der Makropole ankommen oder sie den Auftrag für erfolgreich abgeschlossen erklären, bezahlt wird im Anschluss. Und jetzt hoch mit ihnen!"
Sagte er in einem eher militärischen Ton welcher keinen Zweifel daran ließ das Kale trotz seines jungen Aussehens über einiges an Erfahrung verfügte. Ohne darauf zu achten ob es diesem Certas unangenehm war packte er ihn an seinem rechten Arm und zog ihn hoch auf die Beine. Sie hatten keine Zeit um ihn Selbstmitleid zu versinken.
"Okay Herr Certas, ich nehme an das wir zwei Möglichkeiten haben. Zum einen könnten wir uns irgendwo einbunkern und es mit den Imperialen aufnehmen, was aber vermutlich keinen großen Erfolg haben wird denke ich. Oder wir schnappen uns einen Transporter und versuchen die Blockade zu durchbrechen. Die Wüstenpanzer sollten zu langsam sein um uns zu folgen."
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Inzwischen...
Weithin sichtbar erregt stampfte Malik Chazrak, seinem Gepräge nach selbsternannter Potentat und Grundbesitzer Machanduls, aus dem Schatten seiner rentabelsten Spelunke und Stammsitzes hinaus ins brennende Tageslicht und eilte mit beschwingten langen Schritten und flatterndem Gehrock den Wallbefestigungen entgegen, welche seine innige Stadt vor den Raubtieren und elementaren Gefahren der Wüste wie einen schützenden Ring umgab und einfasste. Hinter ihm hatte sich bald ein Gefolge von sechzehn kräftigen Brechmännern gesammelt, deren tonnenförmige Torsos in Armaplastwesten steckten und die in ihren massigen Händen schwere Projektilwaffen mit sich führten, die zusätzlich mit einer Auslese von diversen gesundheitsschädlichen stumpfen Knochenbrechern und Stichklingen, welche sie ihre breiten Gurte zierten, versehen waren. Jeder zweiter dieser mürrisch dreinblickenden Gesellen hatte einen Helm aus veralteten imperialen Beständen auf seiner Schädeldecke sitzen um die sie außerdem ein buntes Tuch geschlungen hatten das zur Bedeckung vor den heißen Kamsinen diente.
Schwer beladen durch die Ausrüstung die sie schleppten gelang es den Leibwächtern kaum mit ihrem Herrn Schritt zu halten, der einen derartig raschen Gang vorgab als würde sich eine Katastrophe anbahnen bei deren Verhinderung es tatsächlich nur um wertvolle Sekundenbruchteile gehen mochte.
„Was is’n überhaupt los?“ schnaufte einer verärgert und noch damit beschäftigt seinen Karabiner zu laden.
„Was los ist? Sag mal hast du gepennt oder was?“ schnauzte ihn sein Kamerad an und bedachte ihn mit einem sträflichen, vorwurfsvollen Blick.
„Und wenn’s so wäre? Geht dich einen Scheiß an! Ich hab‘ ne absolut normale Frage gestellt du blöder Arsch! Wo liegt dein Problem, sag mir einfach was ich wissen will okay?“ schnappte der Angekeifte zurück und riss zornig seine rotgeäderten Augen auf, was er sogleich wegen der hellen Sonne bereute und daraufhin sein Mütze tiefer in die Stirn zog. Der andere schüttelte lachend den Kopf.
„Typisch, Gisopp hat sich mal wieder abgefüllt und nix mitgekriegt! Scheiße das dir noch niemand deine total verkalkte Birne weichgeklopft hat aufgrund deines ständigen Saufens, deine Unzuverlässigkeit stinkt mir echt zum Himmel!“ beklagte sich der neben ihn trottende Lasergewehrschütze und spuckte in den brütenden Sand, einige hinter ihnen laufende Kumpanen murmelten Bestätigungen ob des Trinkers häufigen Fehlverhalten oder amüsierten sich über den Zank der beiden.
Der weit voraus schreitende Oasenkönig schien die Pöbelei seiner Garde nicht zu hören oder wenn er sie wahrnahm so zeigte er kein Interesse daran. Der flotte Marsch hatte sie geschwind die Hauptstraße und drei Seitengassen passieren lassen, so dass sich vor ihnen nun ein metallisches Gerüst erhob, dessen Stiege sie hinauf zur Wallbrüstung bringen würde. Ohne Umschweife setzte der Malik einen gut betuchten Fuß auf die unterste Sprosse und eilte klappernd die Treppe empor. Seine Eskorte rückte unter vielen Geräuschen nach.
Unterwegs raunte der verärgerte Wächter seinem zechfrohen Genossen zu: „Du willst wissen was los ist? Das wirst du gleich mit eigenen Augen sehen können du versoffener Idiot! Heute ist ein Tag schwärzer als das Unergründliche zwischen den Sternen! Wenn wir Pech haben geht heute alles zur Hölle was wir uns hier aufgebaut haben! Und das schlimmste daran ist, du erbärmliches Arschloch bekommst es nicht einmal bei vollen Sinnen mit… verdammter Glückspilz!“
Ehe Gisopp seinem Waffenbruder dafür eine deftige Erwiderung erweisen konnte, betrat er den Wallgang und nahm einen Platz an der vielfach ausgebesserten „Brustwehr“ ein. Seine Begleiter verteilten sich schweigend entlang der Mauer, richteten ihre Waffenläufe hinaus auf die flirrende Steppe oder bemannten die Schnellfeuerkanonen die in sporadischen Abständen zwischen der ineinander verschweißten Plaststahlplattenverschanzung aufragten. Blinzend vermochte er an der verschwommenen Geraden, die seine Sichtgrenze und den Horizont markierte, einige kantige Fahrzeuge zu erkennen, die sich dunkel und bedrohlich vom leuchtenden Gold des Ödlands und des heiteren schmutzigen Indigos des Himmelszelts abhoben.
„Oh götterverflucht…“ fispelte er nun bestürzt bei sich. Jetzt verstand er den Übereifer den sein Herr und Gebieter an den Tag gelegt hatte nur zugut.
Malik Chazrak selbst positionierte sich nahe dem Haupttor seiner Stadt, dessen eiserne Pforten allen Abtrünnigen des Imperiums jederzeit offenstanden und schnappte sich ein handliches Funksprechgerät, das ihm von einem seiner Handlanger gereicht wurde. Gisopp sah dem Allein- und Gewaltherrscher an das er sich momentan nicht wohl in seiner Haut fühlte. Aber die Umstände zwangen ihn zu einer Stellungnahme, ansonsten würde er sein kleines, bis dato übersehenes, Paradies schneller dem Untergang weihen als er sich und einen Teil seiner Kapitalien in Sicherheit bringen könnte. So sprang das Sprechgerät zügiger an seine dicken Lippen als ein Kristallglas mit echtem, hundertjährigem Amasec.
„Imperiale Einheiten, wir haben Ihre Aufforderung vernommen und werden uns unverzüglich mit diesem Problem auseinandersetzen! Unsere Tore stehen für jede hungernde wie düsternde Seele die sich in den Ausbreitungen der Wüste verloren hat offen, daher ist es uns in unserer Barmherzigkeit kaum möglich ein jedes Individuum das den Weg zu uns findet nach seiner Herkunft zu verhö… zu befragen. Dies werden wir nun jedoch eilfertig nachholen, denn es kann nicht sein das wir Verräter und Ketzer an seiner Heiligkeit zu Terra bei uns beherbergen! Es kann und darf nicht sein das sich solche Abweichler frei in unserer friedvollen Gemeinde bewegen und uns die wenigen Reserven wegfre… kupieren. Die Regierung von Machandul ist gewillt mit der Exekutive der imperialen Streitkräfte nach besten Wissen und Gewissen zu kooperieren, doch bitten wir um ein wenig mehr Zeit des Handelns. Bitte gewähren sie uns einen Aufschub von fünfundvierzig Minuten, mit einem Moratorium das sich auf insgesamt eine Stunde beläuft hätten wir wesentlich größer Erfolgsaussichten die gesuchten Personen zu fassen und ihnen zu übergeben!“ Die Stimme Chazraks hallte über die bröcklige Ebene vor und um die Siedlung, tönte blechern aus trichterartigen Lautsprechanlagen die an filigranen Masten auf den Demarkationen installiert waren.
Auch Gisopp hoffte innerlich auf eine Aufstockung der Frist, er hatte noch nicht vor in vierzehn Minuten und mit pochendem Schädel vor seinen Schöpfer zu treten.
(beim nächsten Mal ist Ayris wieder am Zug)
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“Ersparen Sie uns den populistischen Sozialistenschwachsinn, Malik, wir wissen welche Sorte Abschaum Sie hier beherbergen, doch bisher handelte es sich um einfache, vernachlässigbare Individuen. Jetzt allerdings haben Sie Befehl besagte Subjekte unverzüglich an die planetaren Behörden zu übergeben, das gewährte Ultimatum von fünfzehn Minuten bleibt bestehen. Zwölf Minuten, also verschwenden Sie unsere Zeit nicht mit ihren verbalen Schiebereien und dem billigen Versuch weitere Zeit zu stehlen. Elf Minuten. Sollten Sie nicht mit den Planetaren Verteidigungsstreitkräften kooperieren, werden Sie zweifellos mit den daraus resultierenden Konsequenzen leben müssen. Jeder einzelne von Ihnen ist ein potenzieller Verräter am Willen des Gottimperators, demnach laut imperialen Recht mit dem Tode zu bestrafen, doch dieses Schicksal ließe sich durch die Übergabe besagter Individuen… aufschieben. Zehn Minuten und dreißig Sekunden.”, bestätigend mit einem abschätzigen Blick auf seine präzise Armbanduhr.
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Magaris liess sich bereitwillig wieder auf die Beine helfen und hörte sich das an, was der Mann zu sagen hatte. Immerhin schien nicht alles hoffnungslos zu sein, das einzige was nun zählte, war, dass Magaris Lebend in die Makropole kam, alles andere war zweitrangig. Solange er diesen Kale benutzen konnte, war alles in Ordnung. Ein Schutzschild aus Fleisch war immer noch besser als gar keines. In dem Moment begann Magaris kalkulierendes Gehirn wieder zu arbeiten. Wie würden sie Raus kommen? Es musste ein schnelles, wüstentaugliches Gefährt her, welches den Panzern entkommen konnte und es musste wenigstens einen Grundstock an Versorgungsgüter.
Einbunkern kommt nicht in Frage. Ich will hier weg, wir brauchen also ein Fahrzeug und Nahrungsmittel, sowie Wasser und das schnell.
Magaris war es so etwas von egal, wenn die ganze Siedlung drauf ging. Hier ging es um sein Leben und das galt es um jeden Preis zu schützen.
Mir ist egal wie wir zu einem Fahrzeug kommen und zu Ausrüstung, stellen sie es an wie sie wollen. Töten sie, stehlen sie, betteln sie. Ich muss noch jemanden holen. Am besten beschuldigen sie den nächst besten, der ein Fahrzeug hat, vor versammelter Meute, dass er der Sträfling sei. Das sollte bei der aufkommenden Panik wirken.
Gerade wollte Magaris gehen, als ihm noch etwas einfiel.
Noch etwas. Wir haben noch 12 Minuten. In 8 Treffen wir uns in der Nähe des Tores. Sollte ich meine Begleitung bis dahin nicht gefunden haben, müssen wir gehen. Keine wiederrede, sonst gehen wir alle zusammen drauf. Ich glaube der Armee kein Wort, dass sie diese Siedlung stehen lassen. Die fackeln sie so oder so ab.
Er machte sich also auf, Ayris zu suchen. Er mochte Ayris einerseits, konnte aber vielleicht, wenn alle Stricke rissen, also als letzte Massnahme nicht drauf zu gehen, einen Kuhhandel machen und sich als armer entführter Freihändler hinstellen.
Langsam wurden die Leute nervös im Lager und Magaris konnte das eventuell zu seinem Vorteil nutzen. Sollte ihm jemand in die Quere kommen, würde dieser sein blaues Wunder erleben...
Wo aber war Ayris? Er musste sie schnell finden, oder zurück lassen. Da blieb ihm keine andere Wahl. Kavallierstum hin oder her, dies hier war kein Feuergefecht oder Messerstecherei, das hier war Massenmord und da brachte falsche Ehre gar nichts, ausser drauf zu gehen wie alle anderen auch.
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In den verschwiegenden Gewölben unter der Destille "Puffball"...
Arnald war wählerisch was seine Patienten betraf, er machte keine Hausbesuche und vertat sich auch sonst selten die Beine, hielt sich am Leben mit dem was Chazraks Schergen ihm in seinen Bunker brachten, nominell hieß es er solle sich eigentlich nur um Maliks Wohlbefinden und dem seines inneren Haufens sorgen, aber damit ließen sich kaum Extracredits verdienen, also beugte er die Richtlinien ab und zu und genehmigte sich Ausnahmen. Ayris war für ihn so eine „Ausnahme“. Eine die er wohl als recht ansehnlich einordnete und auch wenn es seiner Patientin nicht sonderlich gefiel von dem glupschäugigen Medicus mehr betatscht zu werden als für das fachmännische Nähen nötig gewesen wäre, so nahm sie es doch mit einer gesicherten Leichtigkeit hin und achtete lediglich darauf das ihr der „Doc“ keine überflüssige Lymphe in die Venen spritzte, die sie ihres Willens beraubte oder ihr komische Farbgalaxien fabelte um sie dann etwas gefügiger und vergesslicher für einige abartige „Spielchen“ werden zu lassen.
Nach einer scheinbar empfunden Ewigkeit hörte das zwacken und sticheln endlich auf und Arnald verkündete mit seiner hellen Stimme freudig: „So… jetzt ist es geschafft. Sie haben es überstanden. Und es ist eine hübsche Naht möchte ich meinen. Wenn sie sich nun noch ein wenig Ruhe gönnen und sich in folgender Zeit nicht allzu sehr belasten wird es gut verheilen und mit ein wenig Glück wird nicht einmal eine Narbe zurückbleiben… dank meiner fähigen Fingerchen.“ Er verzog seine dünnen Lippen zu einem breiten Grinsen, das ihm fast bis an die Ohren reichte und schnitt ein zufriedenes Gesicht, dem man keine Häme nachsagen mochte, aber die Azazernerin glaubte nicht an unbefleckte Seelen in Machandul.
„Haben sie vielen Dank Arnald.“ zollte sie sich bei dem hageren Kittelträger Respekt für seine Arbeit und lächelte matt weil er sie so höflich begrabsc… behandelt hatte. Sie rollte sich behutsam von der Liege und betrachtete die feine Linie die die Fäden in ihre Haut gesponnen hatten und nun füglich die Wundränder zusammenhielten. Sie besaß mitnichten anatomische oder medizinische Referenzkenntnisse, aber auf den ersten Blick und nach ihrem Bauchgefühl zu urteilen schien Neveau seinen Job ordentlich gemacht zu haben. Vorsichtig dehnte sie sich ein wenig nach unten oder zur Seite, Bewegungen die ihr zuvor glühender Dolche gleich ins Fleisch gefahren waren, hatten nun an Pein nachgelassen. Aus den Augenwinkeln erkannte sie dass ihre Übungen den blassen Arzt sichtlich verzückten. Immer wieder schob er mit einem Daumen sein Okularglas, das an einem komplizierten Draht und Lederriemengeflecht befestigt war, welches rund um seinen Schädel verlief, aus seinem Sichtfeld um auch ja nichts von der Vorstellung zu versäumen.
Sie gewährte dem Mickermännchen noch den ein oder anderen lohenden Aspekt ihrer selbst und griff dann nach ihrer Cargohose die sie vorab auf einem Rollwägelchen abgelegt hatte und schlüpfte hinein. Kurz darauf folgte die lederne Jacke die sich über ihre Schultern und Arme senkte. Jener Vorgang entzauberte die grienende Miene des Heilers doch nicht geringfügig, der Anblick und das (beiläufige) Berühren von so viel nackter Haut und weiblichen Rundungen an den richtigen Stellen hatte ihn doch kurzweilig in eine Dimension der wilden Phantasie entführt, der elende verdeckende Stoff machte das jetzt alles wieder zunichte und zwang ihn zurück in die kahle Realität zu kehren. Immerhin seiner Tonlage ließ er nichts von seiner Enttäuschung anmerken.
„Na bitte, nun spüren sie es am eigenen Leib. Wie ich gesagt habe, das dürfte Ihnen gut bekommen. Jedenfalls deutlich besser als wenn sie sich jeden Tag Unmengen von diesen Pharmazeutika in den Rachen werfen, nicht das ich die nicht auch verschreiben würde, aber im Grunde unseres Herzens wissen wir doch alle das diese kleinen, runden Dinger uns erst recht kaputt machen nicht wahr?“ Er lachte knabenhaft, als hätte er einen apart spaßigen Witz erzählt.
Ayris erwiderte sein Gute-Laune-Gesicht und schnallte sich im selben Zuge ihren Waffengurt um die Hüfte, richtete ihren Holster und zückte dann eine schmierige Börse.
„Ja, Arnald sie haben natürlich rundweg Recht. Ich kann nur von großem Glück sprechen das man mich auf sie aufmerksam gemacht hat und sie so freundlich waren, sich meiner anzunehmen. Nicht ausdenken wenn die Wunde wieder aufgeplatzt wäre und ich elendig hätte verbluten können… aber bevor ich sie nun für ihre Tätigkeit bezahle wäre mir doch daran gelegen sie um einen kleinen Vorrat von ausgewählten Allheilmitteln aus ihrem Giftschrank zu bitten. Gänzlich ohne komme ich noch nicht über die Runden und Arnald…“
Sie schüttelte klirrend Schekelmünzen aus dem Beutel auf die OP-Bahre (dies war bereits das zweite gestohlene Taggeld, Gisopp war wahrhaftig ein hilfreicher Typ) und biss sich verführerisch betreten auf die Unterlippe um die anreizende Einbildungskraft des Anachoreten für sich arbeiten zu lassen, was auch klappte, da er strebsam nickte und ein leises „Ja“ zur Antwort gab.
„… das hier ist alles was ich habe, ich würde es dir nie vergessen wenn du mich nicht ausnützen würdest, sondern dich hiermit als Entlohnung einverstanden erklären würdest, sowohl für deine „Fingerfertigkeit“ wie die kleine Zusammenstellung von Arzneien die ich dringend benötige.“
Arnald Neveau schmolz unter ihren schnurrenden Worten dahin. Er packte ihr zusammen was sie an Präparaten begehrte und händigte es ihr mit einem Injektorset aus, das er eigens oben drauflegte. Ayris hauchte ihm zum Abschied noch einen Kuss zu, ehe sie die Treppe zum „Puffball“ wieder hinaufstieg, welcher den „Doc“ in die siebte Sphäre empor schweben ließ.
Die frisch ausgerüstete Gejagte jedoch stockte im Schritt auf halber Treppe, denn von oben aus der Schankstube flogen ihr Gesprächfetzen entgegen die ihr gar nicht gefallen mochten; Worte wie „Imperiale Einheiten stehen vor dem Wall “, „Ultimatum von nur fünfzehn Minuten oder weniger “ und „Völlige Auslöschung “ kursierten da, aber das weitaus beunruhigenste war, „Auslieferung flüchtiger Personen der Strafkolonie Egir Septimus “.
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Stellvertretend / Im Auftrag Kale Johnsons :
Das Zeitlimit wie Kales innere Ausgeglichenheit schmolz nur so unter dem wütenden Glutball von Sonne dahin. Er lief ausdauernden Tempos durch die staubigen Straßen der Niederlassung, welches sich mittlerweile mehr als aufgeschreckt und aufgescheucht gebar. Überall flitzten Leute aus ihren behelfsmäßigen Unterkünften oder kreuzten mit ihm die Wege, in den meisten Fällen bepackt mit irgendwelchem Zeug das sie wahrscheinlich im Nu aus ihren bisherigen Heimen zusammengerafft hatten und materiellen oder persönlichen Wert besaß womit sie versuchten sich selbst und ihre Besitztümer in Sicherheit zu bringen. Wie diese Sicherheit aussah die sich all diese Gestalten erhofften konnte sich Kale nicht vorstellen, viele der überstürzten Flüchtlinge trugen nicht mehr als Lumpen an ihrem Leib und hatten daher wohl kaum die Chance über ein eigenes Fahrzeug zu gebieten das sie aus diesem Höllenloch herausschaffen würde. Andererseits herrschte bereits eine unterschwellige panische Grundstimmung, würde erst einmal der erste Schuss fallen und sei es aus der Waffe eines hiesigen Bewohners auf einen anderen, nur weil der über ein Vehikel verfügte das zur Flucht taugte, dann würde das das Pulverfass Machandul zum explodieren bringen und der imperiale Hammer konnte von weitem zusehen und anschließend das übriggebliebene zu Klump und Schlacke schießen.
Beide Optionen gefielen Kale nicht, weder die des ruhigen Abwartens zum verstreichen der Frist, noch die das hier alles von ganz allein den Bach runterging. So hatte er sich nicht ausgemalt als er den Transport in die Wüste gewählt hatte, der Gedanke hier das große Geld zu machen war allerdings viel zu verlockend gewesen, aber ausgerechnet an dem Tag an dem Kale Johnson die Tribüne betrat kam ihm die imperiale Armee dazwischen und vermasselte alles. Eine ganz zuvorkommende Geste des Schicksals oder einfach verdammtes Pech. Seine finanziellen Pläne waren jedenfalls für den Grox. Und er selbst gleich mit ihnen wenn er nicht bald etwas Passendes für sich und diesen Certas fand, etwas das ihn, den „Professor“ – er hatte beschlossen das der Spitzname angebracht war wegen des urtümlichen Relikts aus seinen Nasenrücken – und seine ominöse Begleiterin, vielleicht seinem „Liebchen von auswärts“, schleunigst von dem Siedeherd hier wegbrachte. Sie benötigten ein wendiges, leichtes Gefährt, nichts Schwerfälliges das eine Ewigkeit zum beschleunigen brauchte, denn sonst würde es ein Fest für die Kanoniere der imperialen Panzer werden.
Kaum dran gedacht, ratterte auch schon ein Motorengeräusch etwas weiter die Straße hinab auf und kurz darauf brauste unter Rufen der Leute die sich in die Fahrerkabine und auf die Ladefläche gequetscht hatten, der rauchspuckende Kraftwagen nur knapp an ihm vorbei hätte er nicht rechtzeitig einen Schritt zur Seite getan. Fluchend spuckte Kale aus und wünschte den rücksichtslosen Ärschen dass sie direkt ins Schussfeld einer Autokanone fuhren und in ihre Einzelteile zerlegt wurden. Dem Fuhrwerk das dabei drauf ging trauerte er mehr nach als seiner nichtsnutzigen Besatzung.
Nervös und sich ständig umblickend hechtete er weiter die sandbedeckten Straßen ab, stieß hier und da mit fliehenden Passanten zusammen die er einfach roh beiseite drängte oder ihnen, wenn sie auch noch dumm anmachten, abrupt seine Faust ins überraschte Gesicht pflanzte. Einmal bezichtigte ihn doch tatsächlich so ein Idiot von dieser Strafkolonie zu sein und drohte ihm mit vorgehaltener Schrottflinte mit abgesägtem Lauf. Kale schimpfte ihn eine miese Fehlgeburt und ehe der andere zu einer ähnlich abfälligen Erwiderung ansetzten konnte, wiederholte er das Fäustchen-such-dich-Spiel, klaute ihm die Waffe, suchte hastend weiter und schmiss sie unterwegs in einem Futtertrog für Carnaks.
Der Schweiß strömte ihm bereits übers Gesicht und ihn die Augen, als er auf seine Chronometer schaute und mit Sorge feststellen musste, das ihm die wertvolle Zeit davonlief ohne das er die Möglichkeit hatte sie zum bleiben zu bewegen. Sieben Minuten noch.
Ein herzhafter Fluch verschaffte ihm kurzzeitig Besinnung. Er bemerkte schwer bewaffnete Trupps in den farbenfrohen und zusammengeflickten Rüstungen der ansässigen Ordnungswacht. Ihm war ziemlich klar wonach sie auf der Pirsch waren, auch sie in ihren dicken Panzeranzügen und dem schlagkräftigen Waffenarsenal machten einen alles anderen als beruhigten Eindruck. Generell gingen sie sogar überaus rabiat zu Werke, sie brüllten Fragen an Passanten die sie willkürlich aus den Flüchtlingsscharen herauspickten und wenn diese den Kopf schüttelten oder anderweitig Antworten gaben die nicht ihren Geschmack fand, erschossen sie sie an Ort und Stelle und krallten sich den nächsten. Langsam wurde es ernst und Kale konnte sich wahrlich einen besseren Abgang vorstellen als den von diesen Abzugdrückern serviert zu bekommen. Schnell machte er kehrt, tauchte in eine nahe Gasse ab, lief bis zu deren Ende und stand plötzlich auf einem Hinterhof.
Für einen Moment klappte ihm die Kinnlade herunter dass er wohl recht bescheiden wirkte, aber dann gewann er seine Fassung zurück und stieß einen Ton der puren, reinen Begeisterung aus. Es musste doch noch höhere Mächte geben die es gut mit ihm meinten. Hier, abgeschieden und umzäunt von lehmigen, schlichten Häuserfassaden, parkte ein Wüstenbuggy und wartete auf seinen neuen Herrn und Fahrer. Mit einem Blick auf die roten Blutlachen die den gelben Sank tränkten und den zwei reglosen Körpern die sie verursacht hatten, wusste Kale das er dieser neue, glückliche Inhaber sein würde. Anscheinend wollte der wahre – nun tote -Eigentümer sich auf und davon machen, doch der andere hatte es ihm geneidet und wollte ihn von hinten mit einem Multischlüssel den Schädel zertrümmern – was er auch geschafft hatte – jedoch konnte der Überfallende wohl vorher noch den Schattenwurf seines Mörders bemerkt haben und hatte ihn Blei zu kosten gegeben. Ende vom Lied; wenn zwei sich stritten, freute sich der dritte. Und das war nun Kale.
Sich überschwänglich die Hände reibend, pflückte er etwas Funkelndes vom Boden auf, das sich als Startbolzen erwies, ging auf das ersehnte Vehikel zu, entdeckte zufrieden einige Reservetreibstoffkanister an dem Gestänge des Fahrerkäfigs und schwang sich hinein. Die Kontrollen waren nicht von komplizierter Anrichtung, damit käme er spielend zurecht befand der Söldner und startete mithilfe des Bolzens röhrend die Maschine. Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, dann packten seine Hände das Steuerrad und sein Fuß drückte aufs Gas, woraufhin der Buggy lospreschte und durch einen schmutzig steifen, Doppelplastekbehang brach, der auf der gegenüberliegenden Seite den Hinterhof von der nächsten Straße trennte.
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Die Beunruhigung griff um sich wie ein substanzloser Krake, dessen schauderhaften Tentakeln Heiterkeit und Frohsinn in Sekundenschnelle aus den Gesichtern der Kunden des „Puffballs“ verscheuchte und lediglich versteinerte Masken zurückließ. Binnen Augenblicken ebbten die fröhlichen Gespräche ab, lautes Geprahle verstummte, Gelächter stockte und verkümmerte dann. Es wurden nicht länger freudig Gläser aneinandergeschlagen, keine Neubestellung gellten durch den Schankraum, sämtliche Geschäftsverhandlungen wurden unterbrochen und sogar die geräuschvollen Anfeuerungsrufe diverser Wettbegeisterter waren zum erliegen gekommen, auf gewisse Weise war es ein gespenstische Situation. Ein Prozess des Begreifens, Abwägens und Verarbeitens.
Als hätte eine göttliche Entität von der grausamen Macht Gebrauch gemacht den Menschen und Kreaturen urplötzlich ihre gesamten Glücksgefühle zu entziehen, die sie bis eben noch empfunden hatten. Aus sorglosem Leben und ungetrübten Feiern war gänzlich unerwartet eine kritische Lage geworden, eine außerweltliche Gefahr war aufgetaucht und hatte jäh alle gute Laune erfolgreich zunichte gewalzt. Die stählerne Vernichtungsmaschenerie des Imperiums hatte sie aufgespürt, die Seelenmühle des Imperators harrte ihrer verfluchten Psychen um sie eine nach der anderen zu zermalmen.
Eine letzte Frist war gesetzt worden, eine exemplarische Bedenk und Handelszeit, die am Ende doch keinen Ausweg parat hielt. Das konnte sich ein jeder der hier anwesenden ausmalen. Machandul galt als Schandfleck auf dem Landkartenwerk der Kartografengilde. Aus unerfindlichen Gründen war es bisher nicht als notwendig erachtet worden ihn aus den Speichern zu löschen, vom Wüstengrund zu tilgen, vermutlich weil weder Material noch Aufwand der Mühe wert gewesen waren, aber dieser Umstand hatte sich nun geändert. Eines der unzähligen Augen des Gottimperators hatte sich auf jenes kleine Kaff, jene Heimstätte für Ausgestoßene, geheftet und es suchte etwas. Etwas dem mehr Bedeutung beigemessen wurde, als die Siedlung und alle Bewohner in ihr zusammen. Etwas das ausreichte um sie alle zur Hölle zu jagen.
Ayris wurde sich umgehend darüber bewusst das die Konstellation für sie und ihren Begleiter von ernst auf tödlich ernst gewechselt war. Wieder einmal. Wenn sie dieser sich zuziehenden Seilschlinge entkommen wollten mussten sie sofort reagieren und sich schnellstmöglich auf und davonmachen. Viel Zeit blieb ihnen für das Umsetzen dieser Pläne allerdings nicht. Noch bevor die allumfassende Panik unter den Besuchern der Destille aufzuflammen drohte, lief die schwarzhaarige junge Frau mit ausgereiften Schritten dem Einlass entgegen, ihr schlanker Körperbau half ihr hierbei durch die engsten Passagen und Freiräume zu schlüpfen, welche die dichte Bevölkerung der Spelunke zuließ. Sie teilte verschiedene Tritte in Kniebeugen aus und stieß hie und da mit den Spitzen ihrer Ellenbogen zu. Das Konzept zeigte Wirkung; nicht nur wichen einige tatsächlich zur Seite, sondern beschuldigten sie daraufhin auch einfach den nächstbesten in ihrer Nähe die Schläge verabreicht zu haben, was bald zu einigem Gerangel führte. Der Zoff zwischen zweien gebar sich sogar derart immens, das sie sich trotz der auswärtigen Bedrohung lieber erstmals eins auf die Kieferknochen gaben was einen sich ausbreitenden Tumult zur Folge hatte, der kurzweilig den gesamten Eingangsbereich der Kaschemme vereinnahmte und versperrte.
Ayris hätte fast über die Hohlköpfigkeit der Schläger gelacht, die wertvolle Zeit damit vergeudeten sich fügsamer die Visagen zu polieren statt ihre wertlose Haut zu retten, wären da nicht die piesakenden Gedanken der Auslieferung gewesen, das eine Panzerkolonne bereit stand diese Siedlung – in der sie sich noch befand - in Schutt und Asche zu verwandeln, sie nicht genau wusste wo sie Magaris Lansing aufstöbern konnte und wie – wenn sie es bewerkstelligt hatte ihn zu finden - sie überhaupt die imperiale Blockade durchbrechen sollten.
Das Getöse der Destille hinter sich lassend, eilte die Azazernerin ins gleißende Tageslicht, das ihr stechend in die Netzhäute brannte. Geschwind kniff sie die graublauen Augen zusammen und beschirmte sich das Gesicht mit einer Hand, in der anderen trug sie die Auslese ihres „Arztbesuches“, deren Tasche sie nun schulterte.
An das Zeug war schon schwer genug heranzukommen, wenn ich drauf gehe dann geht es gefälligst mit mir drauf! Auf den Straßen war allerhand los, der Weckruf des Imperiums zur Einleitung baldiger Zerstörung schien ohne Ausnahme jeden Einwohner aus seiner Bettstatt getrieben zu haben. Heillose Verwirrung herrschte und allgemeines Chaos. Allerseits rannten Leute einher, viele bereits mit Bündeln und Kriegswerkzeug auf dem Rücken und strömten zu einem der Tore. Geschrei ertönte, ein Mob forderte das Öffnen der Pforte, der befehlshabende „Torhüter“ belferte zurück das dies auf Order des Maliks nicht gestattet sei. Drei aus der Menge ließen sich daraufhin nicht lange bitten, ignorierten die Bevormundungen und wollten sich an der Verrieglung des Tores zu schaffen machen. Das mehrfache Zischen von glutroten Laserstrahlen bestrafte die Missachtung und ließ verkohlte Leiber zu Boden gehen. Ayris sah das Übel kommen, ehe es geschah.
Das war ein Fehler, Jungs! Jetzt nehmen sie euch auseinander. Die Eröffnung des Feuers auf die eigenen Leute war im Angesicht eines Feindes der vor den Wällen des Heimatdorfes stand keine glückliche Option und das ließ die angestaute Menge die Wachmannschaft auch sogleich spüren. Der anmaßende und schießwütige Offizier erkannte sein Vergehen – nämlich Befehle mit Waffengewalt durchzusetzen in einer Kolonie die nur aus waffenvernarrten Gesetzlosen bestand – zu spät, neun Geschosse trafen ihn, rissen ihm einen Unterarm vom Gelenk, sprengten ihm den Oberschenkel aus einem Bein und frästen ihm den halben Schädel weg. Danach besaß keiner seiner Kameraden aus der Wacheinheit mehr den Schneid den Mob aufzuhalten, heulend stürzten sie sich auf den Mechanik der Verrieglung und lösten sie unter quietschenden und schnarrenden Geräuschen. Wiederum einem Moment später schwangen die Torflügel auf, wie die Wölbungen eines eisernen Schnabels und der Wesenspulk ergoss sich in die dahinter ausdehnende gelbe Wüstenei.
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