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Überfall auf die Schüttig- West Bank
#12
Salem wartete. Er ließ die Echse aussteigen und in Ruhe auf die Ladefläche des Lastwagens klettern. Die optimale Position konnte er sich noch während der Fahrt suchen und so ließ Salem sein Gefährt mit jammerndem Motor und unter den wuchtigen Reifen knirschendem Sand wieder losrollen. Ohne irgendwelche Unterbrechungen kam er voran und erreichte schon bald das gewünschte Ziel. Ein Wachhäuschen und das auf ihn gerichtete blinken einer Taschenlampe waren die erste Begrüßung. Der Maschendrahtzaun stellte ein lächerliches Hindernis dar, selbst für einen Kleinwagen wäre überwindbar. Noch nicht!, dachte sich Salem und hielt artig vor dem Tor an. Dort nahm ihn ein Paar bewaffneter Sicherheitsleute mit Schutzbrillen und Tüchern gegen den sandhaltigen Wind in Empfang. Bisher waren Schrekt’Orns Informationen korrekt gewesen. Mit diesen beiden würden sie locker fertig werden. Das zumindest entschied Salem nach einer ersten Musterung durch die verschmutzte Scheibe für sich selbst. Einer der Sicherheitsleute kam auf die Fahrertür zu und entpuppte sich zu Salems Überraschung als junge Frau. Wie alt sie wohl sein mochte? Salem überlegte. Dreißig? Nein. Wahrscheinlich eher Mitte zwanzig, doch das Leben in der Wildnis hatte ihr seinen prägnanten Stempel aufgedrückt. Dennoch die bei weitem hübscheste Frau, die Salem seit einer ganzen Weile zu Gesicht bekommen hatte. Was für eine Verschwendung. Sie kletterte auf das Trittbrett unter der Fahrertür und machte eine eindeutige Geste. Mit einem zu großen Teilen ehrlichen Lächeln kurbelte Salem wie gewünscht das schwergängige Seitenfenster herunter und streckte den Kopf ein Stück heraus. Zum einen um sie besser in Augenschein nehmen zu können und zum anderen, um ihren Partner im Augenwinkel zu haben.

Schweigend ließ er sie ihren Text aufsagen und begnügte sich mit nickenden Bekundungen des Verstehens und einer beständigen Erwiederung ihres Grinsens. Obwohl er schon damit gerechnet hatte, dass sie seine Ladung überprüfen würden, beschlich ihn ein mulmiges Gefühl, als sich das Mädchen von der Sicherheit auf einem der Hinterreifen positionierte und seiner Ladung flüchtig in Augenschein nahm. Unwillkürlich legte sich seine rechte Hand auf die schwere Laserpistole in seiner Hosentasche. Wenn es hart auf hart kam, konnte er sie nacheinander hops nehmen. Zuerst sie und dann ihn. Verschwendung, dachte Salem wieder und seufzte stumm. Sollte es soweit kommen, würde es wohl leider sein müssen. Der massive Motorblock und das Glas der Frontscheibe würde wahrscheinlich die ersten zwei oder drei Schrotladungen schlucken, bevor Salem ernsthaft in Gefahr kam. Bis dahin hätte er auch den Partner des Mädchens aufs Korn genommen und das Feuer eröffnet. Und dann war da ja auch noch Schrekt’Orn mit seinem seltsamen Xeno-Blaster-Schießprügel. Der Moment der Wahrheit näherte sich. Das Mädchen stieg vom Reifen herunter und näherte sich wieder dem Führerhäuschen. Wie zuvor kletterte sie wieder auf das Trittbrett. Entwarnung.

"Okay, keine Schmuggelware entdeckt.", sagte sie zwinkernd und Salem grinste.

"Nein. Heute leider keine dabei. Aber wer würde schon den Friedenswächter ärgern wollen, nicht?", antwortete er und grinste noch breiter. Er hatte schon die Kurbel für das Seitenfenster in der Hand, als sie weitersprach.

"Ich bin übrigens Tessa und hab in zwei Stunden Wachwechsel. Vielleicht sieht man sich in der Bar."

"Tessa?! Okay. Cool. Salem.", sagte er und deutete mit dem Daumen auf sich selbst.

"Dann bis in zwei Stunden. In der Bar. Vielleicht."

Er warf ihr ein letztes Grinsen zu und kurbelte dann die schmierige Fensterscheibe wieder hoch, bevor er durch das Tor rollte und im leicht überhöhten Schritttempo durch das Lager fuhr. Die Bar war schnell gefunden. Direkt gegenüber vom Laden. Tessa hatte nicht übertrieben, es war wirklich nicht zu übersehen. Auch ein markierter Parkplatz war schnell gefunden und beansprucht. Viel war zur Zeit nicht los. In der direkten Nähe der Bar standen nur ein Geländewagen und zwei Schlepper, von denen einer ähnliche Ausmaße wie Salems Gefährt hatte, während der zweite nur auf das halbe Gewicht und wesentlich kompaktere Ausmaße kam. Salem stieß die Tür auf und kletterte aus der Fahrerkabine. Endlich wieder festen Boden unter den Füßen. Er seufzte und streckte sich dann gähnend. Mit leicht watscheligen Schritten ging er zum Heck und kletterte auf die Ladefläche. Man wusste nie wer zusah, also gab er vor die Ladung zu prüfen. Er hockte sich neben einen Betonklotz aus dem die verbogenen Enden eines Stahlträgers ragten und stieß beim Ausatmen einen kurzen Zischlaut aus.

"Wir sind drin und stehen neben einer Bar. Außer uns noch drei Fahrzeuge und ein Einkaufsladen gegenüber. Zwei Wachen am Tor und mindestens ein Ablöseteam. Dazu ein Friedenswächter, was immer das sein soll. Klang mehr wie ein schießwütiger Sheriff. Man, wo steckst du eigentlich?"
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