03-04-2011, 12:30 AM
[CENTER]Erste Schlacht um Gohmor [/CENTER]
[CENTER]Die Schlacht auf den Etalwischen Feldern[/CENTER]
Hier soll nun berichtet werden, wie der erste Angriff der freien Allianz, wie sich die ketzerischen Truppen in den Tagen des großen, kriegerischen Bebens, auf die Stadt Gohmor abspielte und wie die tapferen Verteidiger mit frommen Blut und kaltem Stahl dem unwirschen Ansturm der Rasenden begegneten.
Dazu müssen die Umstände dieses Treffens umrissen werden und der Leser dieser Zeilen sollte sein geistiges Auge demgemäß schärfen.
In den Tagen jenes, weltumspannenden Fechtens zwischen Gut und Böse, wie zwischen Habgier und vorübergehendem Nutzen, war das Angesicht unserer Welt ein reineres, noch nicht so sehr von den Taten der auf ihr Wohnenden zerschlissen. Wohl war es so, dass sich um das irdene Diadem Korons bereits eine Umfriedung aus den Rückständen von Industrie und Ausbeutung erstreckte, davor jedoch lagen weite Felder, sanfte Hügel und fruchtbare Ebenen.
Durch dieses liebliche Land rückten nun die Heerscharen der Verräter heran um einzufordern was sie bereits als ihr Eigentum wähnten. Ihnen voran schritt eine Bestie in Menschengestalt, ein Krieger den die Geschichtsbücher als Norak der Blutige benennen sollten. Doch nicht nur kämpferisches Können wohnte diesem Dämon inne. Neben Grausamkeit und unendlichem Hass, war dem verdrehten Geist auch das Geschick des Befehlens und Taktierens gegeben. Aus diesem Grund auch hatte jene gesichtslose Macht, welcher als Schwarzer Drachen eine geflüsterte Drohung darstellte, ihn an die Spitze des titanischen Zuges gesetzt, welcher sich gen Westen wälzte.
Ihm gegenüber stand kein Geringerer als der gesegnete und vom Imperator begünstigte Feldmarschall von Quesen und er allein war geeignet die bevorstehende Aufgabe kühlen Auges anzugehen.
Mit der ihm eigenen Kühnheit hatte er erkannt, dass große Verluste wenn nicht die Auslöschung höchst selbst drohten, so man sich auf die Mauern und Wehranlagen der Stadt verließe. Weder waren alle Maßnahmen zur Abwehr getroffen, noch hatten Zivilisten und anrückende Verstärkungen den sicheren Hafen der gohmorischen Trutz erreicht.
So entschloss sich der Genius den Kampf zum Feind zu tragen und diesen, wenn man ihn auch nicht zerschlagen konnte, so doch in seinem Marsch zu verzögern und den rückwärtigen Kräften Zeit mit Leben zu erkaufen. Dazu wählte er eben jene Etalwischen Felder aus, die er persönlich erkundete, während der Staubteufel schon sichtbar das Anrücken des welschen Gegners beschrie.
Wohl ließ sich erkennen, dass am folgenden Tage das Schlachten beginnen sollte und so ließ er den Großteil seiner Männer, die ringförmig vor dem Abbys der Bresche auf dem ersten grünen Saum der Felder lagerte, ausruhen und ihren Frieden mit Ihm zu Terra machen. Er selbst gönnte sich dieser Nacht keine Ruhe und währen die Biwakfeuer des Widersachers in der Dunkelheit aufglommen wie die Augen vorfreudiger Höllenhunde, ritt er die Linie auf seinem Carnak Nimmor ab, sprach hi und da mit den Soldaten und beriet sich mit den Offizieren der Abschnitte.
Am Morgen stieg er auf der verschlammten Böschung bei Sawolee, es hatte die ganze Nacht über geregnet, als beklagten die himmlischen Heerscharen bereits das baldige Sterben, vom Rücken seines Tieres und ließ sich aus der nahen Bauernkate einen Tisch und einen groben Holzstuhl bringen. Während man ihm einen Kräutersud gegen die Magenbeschwerden brachte, welche ihn vor jedem Waffengang plagten, setzte er sich und aktivierte die holografische Karte des Gebietes. Dabei sagte er zu Devenport. „Hübsches Königsmord- Brett, nicht wahr?“
Um acht Uhr wurde das Frühstück aufgetragen, er hatte mehre Generale dazu eingeladen und man trug ihm zu das mehrere Nachschubkolonnen und was schlimmer war, einige Züge eilig abkommandierter Leman Russ, wegen des aufgeweichten Bodens noch nicht an ihren Posten waren. Von Quesen nahm es ungerührt zur Kenntnis. Auch teilte man ihm mit, dass Freiheer von Kessel, ein Überläufer zur feindlichen Seite der früher zu seinem Stab gezählt hatte, vor zwei Tagen bei der Madame de Poll auf einem Ball zugegen gewesen sein sollte und Devenport, der raue Krieger mit dem Gesicht eines Erzbischofs meinte.
„Der Ball findet heute statt.“
Der Feldmarschall zog Ovrier auf, der noch vor wenigen Tagen gemeint hatte, wenn der Erzfeind es wagen würde bis vor die Tore Gohmors zu marschieren, solle man ihm den Bart stutzen. Über dies war das so seine Art. Er scherzte gern, äußerte sich später Franklin von Orsius über den Feldmarschall und auch bei Schapall ist zu lesen: „Das Wesen seines Charakters bestand aus einem unbeschwerten Humor, welcher wohl auf seine Herkunft aus Wallburg zurückzuführen ist.“
Und Giacomo Ballioni bemerkt in seinem Werk -Vom Wesen großer Männer-. „Er war stets zu Späßen aufgelegt, mehr bizarr als geistreich.“
Diese ausgelassenen Stimmungen eines Riesen sind es wert hervorgehoben zu werden. So nannte er seine treuen Gamarai- Grenadiere „Alte Haudegen“, schlugen ihnen auf den Rücken das es in den Knochen krachte und ließ sich allerlei Spott für sie einfallen. „Der Feldmarschall trieb fortwährend Schabernack mit uns“ sagte einer der Grenadiere.
Nach jenem Frühstück dachte von Quesen eine viertel Stunde ruhig nach, den Blick in die Ebene gerichtet und die Pfeife zwischen den Lippen, dann setzten sich zwei Generale neben ihn auf das Stroh, mit Datenpads bewaffnet und der Feldmarschall diktierte ihnen die Truppengliederung.
Um neun Uhr, als sich, in fünf Kolonnen gestaffelt, die Artillerie, zwischen den Brigaden, an der Spitze das Musikcore, den Lob Terras schlagend, die orsianische Armee, mit Trommelwirbeln und Trompetensignalen mächtig, weit und frisch gemut entfaltet hatte und die Divisionen in zwei Linien aufmarschiert waren, rief bewegt der Feldherr, beim Anblick dieses Meeres aus Helmen und Bajonetten bis hin zum Horizont, zwei Mal nacheinander.
„Herrlich! Herrlich!“
Von neun bis halb elf hatte die gesamte Armee, was unglaublich scheint, Stellung bezogen und sich in sechs Linien aufgestellt. Sie bildete, um mit dem Feldmarschall zu sprechen: „Ein sechsfaches V.“
Gegen zwölf begann die Schlacht, fast ein wenig zögerlich. Aus den Reihen der Rebellen bestrich die Langstreckenartillerie den Mayerhof. Ein befestigtes Gehöft an der linken Flanke der Gohmorischen, welches von gemischten Kontingenten besetzt war. Noraks Absicht zielte dahin ab, dass seine, als Linienbrecher bekannten, Sturmtruppen die Gebäude nehmen und nachrückende Verteidiger und Rasankuri die dahinter liegenden Linien bedrohen sollten. Der Mayerhof stellte ein erstes Hindernis dar welches, so es erst einmal erobert sein würde, der ideale Ausgangspunkt sein musste um sich an der linken Seite festzusetzen.
Heute, knapp fünfzig Jahre nach den geschilderten Ereignissen, sind die Ruinen eben dieses Hofes noch zu besichtigen, auch wenn die Ränder der vergifteten Wüste bereits an den einstigen Obstgärten lecken. Der Autor dieses Artikels hat besagte Stelle selbst besucht und den Atem der Geschichte auf der Haut gespürt.
Ein schlecht gepflasterter Pfad endet nach etwa dreihundert Schritten an einer Natursteinmauer, welche wohl schon alt war als die Schlacht hier tobte. In dieser findet sich ein gewölbtes, steinernes Tor, das ein Wappen auf die Zeit Gouverneur Gustobaals datiert. In dem Stein zur Rechten, unter dem Hauptpfeiler des Tores, findet sich eine ziemlich breite, kreisförmige Aushöhlung, welche dereinst eine Rebellenlaserkanone in den Stein gebrannt hat. So jedenfalls berichtete der knorrige, alte Bauer, der dem bescheidenen Autor als Führer diente, die Kämpfe selbst miterlebt hatte und nun, da Ackerbau in der verseuchten Erde unmöglich ist, ein Zubrot als Reiseführer verdient. „Das da oben, neben dem einen Nagel, ist ein Loch von einem schweren Kartätschengeschoss.“ Weiß der Greis weiter zu berichten.
Mayerhof war eine Stätte des Grauens. Es war, wie oben berichtet, das erste Hindernis auf welches die Menschenbestien aus dem Osten hier stießen. Der erste Knorren unter dem Hieb der Axt.
Für den Historiker sei gesagt, dass Mayerhof früher Mayarens Hof hieß, der Altensitz eben jenes Mayaren, der in Gerau das Frauenstift plante und errichtete.
Betritt man den Hof durch das rostige Tor, so fällt der einsame Eingangsbogen auf, der tapfer aufrecht steht während um ihn her alles in Trümmern liegt. Oft bietet gerade der Verfall einen monumentalen Anblick. Auf der anderen Seite des Hofes ließ sich ein etwas besser erhaltenes Gebäude erblicken, durch dessen fehlende Fenster man die vertrockneten Reste des dahinter liegenden Obstgärtens erblicken konnte. Ein Brunnen, das gut erhlatene Hauptgebäude, die Mauer rings um und zu guter letzte die Kapelle, die einmal recht hübsch anzuschauen gewesen sein musste, mit dem gut erhaltenen Türmchen. Das ist der ganze Hof, dessen Einnahme ein Trauma für Norak gewesen war. Hätte er dieses Stück Erde erobern können, wäre ihm vielleicht die Stadt und seinem dunklen Meister die Welt zugefallen.
Ein alter Hund tritt dem Autor knurrend entgegen und vertritt wohl die Siris- und Bürgertruppen, so wie die Gangmilizen, die an diesem Ort Bewundernswertes geleistet haben. Vier Einheiten in den Größen von Kompanien trotzten hier, sechs Stunden lang, dem Anrennen einer Armee.
Auf der Holokarte betrachtet stellt der Mayerhof mit Gebäuden ein unregelmäßiges Viereck dar, welches an der einen Ecke eine Einbuchtung aufweist. Dort befindet sich das von der Mauer gedeckte Südtor, dass aus nächster Nähe beschossen werden kann, gleich den gepriesenen Vorzügen einer Sternferstung. Der Hof besitzt zwei Tore. Das südliche für das burgähnliche Hauptgebäude, das nördliche für die eigentlichen Anlagen des Hofes. Norak schickte seine rechte Hand und jüngeren Bruder Varak gegen das Gehöft vor. Zwei Rarr Linienbrecher, und fast eine komplette Sichel Rasankuri und Verteidiger wurde hier eingesetzt und scheiterte. Vor diesem heldenhaften Mauerstück gingen dem weiblichen Rebellen Artillerieoffizier Ljudmila Preobrazhenskij, jene die bei der Beschießung Norfgots dabei gewesen, die Granaten aus.
Die Rarr „Pein der Schwachen“ war nicht befähigt den Hof von Norden zu nehmen, während die Rarr „Bronzeklaue“ im Süden nur eine Bresche schlug.
Die Wirtschaftsgebäude begrenzen den Hof nach Süden, ein Stück des Nordtors, von den Ketzern eingeschlagen, ist an der Mauer hängen geblieben. Vier, auf zwei Querriegel genagelte Bretter, die noch die Spuren des Angriffs zeigen. Um den südlichen Eingang, der einst den Blick auf grüne Wiesen frei gab und dem Auge nun nur noch verdorrte Reste dieser einstigen Pracht offenbart, ist am erbittertesten gekämpft wurden. Der alte Bauer berichtet dem Autor, das an den Torpfosten lange alle möglichen, blutigen Abdrücke von Händen zu sehen gewesen sind, sie aber der säuerlich werdende Regen der letzten Jahre weggespült hat.
Der Aufruhr des Kampfes ist noch auf diesem Hof spürbar. Das Grauen hat Gestalt angenommen, das wüste Getümmel ist Stein geworden.
Das lebt, das stirbt, es ist nicht fünfzig Jahre her, es war gestern.
Die Mauern brechen zusammen, die Steine fallen, die Lücken klaffen, die Löcher sind Wunden und die gebeugten, zitternden Bäume scheinen fliehen zu wollen.
Die Truppen des Hauses Siris hatten sich direkt an der Mauer verbarrikadiert, die eisenverhüllten Teufel der „Bronzeklaue“ drangen ein, konnten sich jedoch nicht halten.
Das Haupthaus ist heute größtenteils verfallen und hat seine einstige Wehrhaftigkeit dem Zahn der Zeit zu Füßen gelegt, war in jenen Tagen jedoch starrsinniger Bergfried und die kleine Kapelle diente als Gefechtsstand.
Hier machte man sich gegenseitig nieder.
Aus allen Fenstern, ob Keller oder Dachboden, aus Ritzen, Löchern und zwischen Steinen hervor wurden die Diener des Drachens beschossen während sie Faschinen heran brachten und Flammen an Haus und Mensch legten. Der Hagel aus Blei, Licht und Eisen wurde mit Feuersbrunst beantwortet.
Durch die vergitterten Fenster des Haupthauses sind noch die verwüsteten Überreste des großen Saales zu sehen. Rußgeschwärzte Backsteine und Schutt, der den Ecken ihren rechten Winkel nimmt.
Hier lag die Elfenbeingarde, jene geheimnisumwitterte Elite des Hauses Siris, sowie die grimmigen Gesellen der Miliz, gebildet aus den brutalen Gangs der Unterstadt, im Hinterhalt.
Die gewundene, von der Eingangshalle bis zum Dachgeschoss führende Treppe ist geborsten und erinnert an das Innere einer aufgebrochenen Muschel. Zwei Absätze unterbrechen sie. Gängmilizionäre, auf der Treppe belagert und nach oben gedrängt, hatten die unteren Stufen herausgerissen, breite, blaue Steinplatten, die heute noch zwischen den kümmerlichen Brennneseln liegen. Ein gutes Dutzend Stufen steckt noch in der Wand, wo sie fest verankert sitzen. Alles Übrige gleicht einem zahnlosen Kiefer.
Zwei alte Bäume stehen da, der eine vom giftigen Niederschlag in die Knie gezwungen, der andere, noch Verletzungen jener blutigen Tage in der Seite. Dieser schlägt in den Frühlingsmonaten jedoch immer wieder aus und hat begonnen durch die Treppe nach oben zu wachsen.
Auch in der Kapelle mordete man sich unverzagt, gegenseitig hin. Seit dem Blutbad wurde hier keine Messe mehr gelesen, gleich wohl ist der Altar stehengeblieben. Ein grobschlächtiger Gebetstisch aus Holz, vor einem Hintergrund aus Steinen. Gekalkte Wände, zwei kleine Fenster, der Boden dick mit dem Flugsand der näher rückenden Wüste bedeckt. Auf dem Altar ein hölzernes Abbild des Heiligen Septinanus, seinen sterbenden Gefährten Marco Le Fasero in den geschnitzten Armen. Ein Kartätschengeschoss hat dem Heiligen den Kopf weggerissen. Die Linienbrecher, einen Augenblick Herr der Kapelle, zündeten sie an als sie wieder vertrieben wurden. Die Flammen erfüllten dieses Gemäuer, es war ein Glutofen, die Tür verbrannte, der Fußboden verbrannte, der Heilige brannte nicht. Das Feuer verkohlte den Leib, verschlang freilich auch den abgesprengten Kopf. Dann verlosch es.
Ein Wunder, wie die alten Leutchen der Gegend behaupten.
Die Wände wurden zwei Jahre nach der Schlacht neu getüncht und später noch einmal gekalkt. Zu blasphemisch waren die eingeritzten Schriften, welche die zornigen Eroberer für Kürze, in die Mauer geritzt hatten. Nach dem Gemetzel schleppte man zu viert einen in Felle und Harnisch gehüllten Leichnam zum nahen Fenster und warf ihn in den Hof. Das Kettenschwert hinterdrein. Es war Varak, Bruder des Norak.
Auf diesem Hof steht mittig ein ummauerter Brunnen. Die Frage ist warum aus diesem kein Wasser mehr geschöpft wird um das wenige zu pflegen was sich bei den nahen Bauernhäusern noch zu wachsen traut. Warum wird aus ihm nicht mehr geschöpft? Weil er mit Skeletten gefüllt ist.
Bevor die Schlacht anhob verließen die Bewohner des Hofes Heim und Herd und nur der alte Hausdiener blieb zurück, das Gelände zu bewachen, wie er sich ausdrückte. Er verbarg sich in einem Keller und wurde dort von der Bürgermiliz entdeckt. Die Männer zwangen ihn, durch Kolben- und Säbelhiebe angetrieben, sie zu bedienen, sie hatten Durst. Der Unglückliche tat wie ihm geheißen und schöpfte Wasser aus eben diesem Brunnen. Viele taten ihren letzten Schluck, denn sie fielen zwischen den Mauern und endeten in eben jenem Schacht. Nach dem Kampf wurden die Leichen eilig bestattet. Der Tod hat eine eigenartige Art den Triumph zu foppen, er schickt dem Ruhm die Pest nach. Aus dem tiefen Brunnen wurde ein Grab gemacht. Dreihundert Tote warf man hinein.
Vielleicht zu eilfertig.
Waren alle tot?
Die Legende sagt nein. Wie es heißt riefen in der Nacht auf das Begräbnis schwache Stimmen aus dem Brunnen.
Dieser Brunnen also steht abgesondert mitten auf dem Hof. Drei Mauern, halb aus Stein, halb aus Ziegeln umgeben ihn auf drei Seiten, die vierte Seite ist offen. Hier wurde das Wasser geschöpft.
Ein Haus wird noch bewohnt. Eine kleine, gemauerte Bude, in welcher der Pachtverwalter sein Dasein fristet. Er weiß zu berichten, dass der sirische Gruppenkommandant Fazzo de Siris nach dem eisernen Zugring griff, als er sich nach dem Eindringen der „Bronzeklaue“ in den Verschlag retten wollte und ihm der gebogene Khopesh eines Linienbrechers die Hand am Gelenk abhieb.
Links führt eine niedrige Tür vom Hof in den ummauerten Obstgarten, der sich L-förmig an das Gehöft schmiegt. Dieser Garten aber ist schrecklich. Er besteht aus drei Teilen, fast möchte man sagen aus drei Akten. Der erste ist ein ehemaliger Gemüse- und Blumengarten, der zweite der eigentliche Obstgarten und der dritte ein kleines Gehölz. Es war einst eine recht herrschaftliche Grünanlage in jenem strengen Stil, welcher der Epoche Gustobaals vorausging und gerade auf dem Land noch ab und an zu entdecken ist. Heute sind in ihm nur Trümmer und die widerspenstigen Ungräser.
Von den Säulen, welche die Mauer mit braver Regelmäßigkeit durchbrechen, sind viele umgestürzt. Aber ob sie am Boden liegen oder noch auf ihren Sockeln ruhen, alle weisen Kratzer und Schrammen vom Gewehrfeuer auf.
Der erste Garten liegt tiefer, etwa drei Fuß, und spendete so im Sommer Schatten für jene die Kühlung erflehten. Am Tag des Kampfes, es muss so eine halbe Stunde nach Mittag gewesen sein, waren sechs Verteidiger, von der 23. Sichel, der „Stadtverbrennern“ eingedrungen und konnten nicht mehr heraus. Wie Bären in der Grube gefangen und umstellt nahmen sie den Kampf mit zwei Bürgermiliz-Kompanien auf, von denen eine mit Stutzen bewaffnet war. Die Milizionäre, von jenen Umfriedungssäulen gedeckt, schossen von oben, die Verteidiger unerschrocken von unten antwortend.
Sechs, gegen Zweihundert!
Die Gefangenen hatten als Deckung nur die Knabenwurzsträucher und brauchten zum sterben eine viertel Stunde.
Über ein paar Stufen kommt man in den Obstgarten. Auf diesen paar Quadratmetern einstmals fruchtbarem gohmorischem Boden fielen rund fünfzehnhundert Mann in knapp einer Stunde.
Die Mauer dahinter ist von jenen Schießscharten durchbrochen, die die Bürgermiliz in den Stein geschlagen hatte. Sie befinden sich nur in der östlichen und einige in der nördlichen Mauer. Der Hauptangriff kam von da. Diese Mauer, sie ist in etwa so hoch wie ein gerade gewachsener Mann, ist von außen von einer struppigen Dornenhecke verborgen, die am Tag des Treffens noch üppiger war als heute, wie der Pachtverwalter freimütig erzählt.
Während die Linienbrecher gegen die Türen brandeten rückten die Verteidiger gegen diese Hecke vor, meinten sie hätten es nur mit dem Strauchwerk zu tun und könnten so in das Innere vordringen, stießen aber auf nämliche Mauer.
Hindernis und Hinterhalt zugleich.
Dahinter die Bürgermiliz, nur mit ihren minderwertigen Gewehren gerüstet, aber mit grimmiger Entschlossenheit doppelt gegürtet. Alle 37 Scharten spien mit einmal Feuer und Eisen und die Rarr „Stoßlanze“ wurde hier vernichtet.
[CENTER]Die Schlacht auf den Etalwischen Feldern[/CENTER]
Hier soll nun berichtet werden, wie der erste Angriff der freien Allianz, wie sich die ketzerischen Truppen in den Tagen des großen, kriegerischen Bebens, auf die Stadt Gohmor abspielte und wie die tapferen Verteidiger mit frommen Blut und kaltem Stahl dem unwirschen Ansturm der Rasenden begegneten.
Dazu müssen die Umstände dieses Treffens umrissen werden und der Leser dieser Zeilen sollte sein geistiges Auge demgemäß schärfen.
In den Tagen jenes, weltumspannenden Fechtens zwischen Gut und Böse, wie zwischen Habgier und vorübergehendem Nutzen, war das Angesicht unserer Welt ein reineres, noch nicht so sehr von den Taten der auf ihr Wohnenden zerschlissen. Wohl war es so, dass sich um das irdene Diadem Korons bereits eine Umfriedung aus den Rückständen von Industrie und Ausbeutung erstreckte, davor jedoch lagen weite Felder, sanfte Hügel und fruchtbare Ebenen.
Durch dieses liebliche Land rückten nun die Heerscharen der Verräter heran um einzufordern was sie bereits als ihr Eigentum wähnten. Ihnen voran schritt eine Bestie in Menschengestalt, ein Krieger den die Geschichtsbücher als Norak der Blutige benennen sollten. Doch nicht nur kämpferisches Können wohnte diesem Dämon inne. Neben Grausamkeit und unendlichem Hass, war dem verdrehten Geist auch das Geschick des Befehlens und Taktierens gegeben. Aus diesem Grund auch hatte jene gesichtslose Macht, welcher als Schwarzer Drachen eine geflüsterte Drohung darstellte, ihn an die Spitze des titanischen Zuges gesetzt, welcher sich gen Westen wälzte.
Ihm gegenüber stand kein Geringerer als der gesegnete und vom Imperator begünstigte Feldmarschall von Quesen und er allein war geeignet die bevorstehende Aufgabe kühlen Auges anzugehen.
Mit der ihm eigenen Kühnheit hatte er erkannt, dass große Verluste wenn nicht die Auslöschung höchst selbst drohten, so man sich auf die Mauern und Wehranlagen der Stadt verließe. Weder waren alle Maßnahmen zur Abwehr getroffen, noch hatten Zivilisten und anrückende Verstärkungen den sicheren Hafen der gohmorischen Trutz erreicht.
So entschloss sich der Genius den Kampf zum Feind zu tragen und diesen, wenn man ihn auch nicht zerschlagen konnte, so doch in seinem Marsch zu verzögern und den rückwärtigen Kräften Zeit mit Leben zu erkaufen. Dazu wählte er eben jene Etalwischen Felder aus, die er persönlich erkundete, während der Staubteufel schon sichtbar das Anrücken des welschen Gegners beschrie.
Wohl ließ sich erkennen, dass am folgenden Tage das Schlachten beginnen sollte und so ließ er den Großteil seiner Männer, die ringförmig vor dem Abbys der Bresche auf dem ersten grünen Saum der Felder lagerte, ausruhen und ihren Frieden mit Ihm zu Terra machen. Er selbst gönnte sich dieser Nacht keine Ruhe und währen die Biwakfeuer des Widersachers in der Dunkelheit aufglommen wie die Augen vorfreudiger Höllenhunde, ritt er die Linie auf seinem Carnak Nimmor ab, sprach hi und da mit den Soldaten und beriet sich mit den Offizieren der Abschnitte.
Am Morgen stieg er auf der verschlammten Böschung bei Sawolee, es hatte die ganze Nacht über geregnet, als beklagten die himmlischen Heerscharen bereits das baldige Sterben, vom Rücken seines Tieres und ließ sich aus der nahen Bauernkate einen Tisch und einen groben Holzstuhl bringen. Während man ihm einen Kräutersud gegen die Magenbeschwerden brachte, welche ihn vor jedem Waffengang plagten, setzte er sich und aktivierte die holografische Karte des Gebietes. Dabei sagte er zu Devenport. „Hübsches Königsmord- Brett, nicht wahr?“
Um acht Uhr wurde das Frühstück aufgetragen, er hatte mehre Generale dazu eingeladen und man trug ihm zu das mehrere Nachschubkolonnen und was schlimmer war, einige Züge eilig abkommandierter Leman Russ, wegen des aufgeweichten Bodens noch nicht an ihren Posten waren. Von Quesen nahm es ungerührt zur Kenntnis. Auch teilte man ihm mit, dass Freiheer von Kessel, ein Überläufer zur feindlichen Seite der früher zu seinem Stab gezählt hatte, vor zwei Tagen bei der Madame de Poll auf einem Ball zugegen gewesen sein sollte und Devenport, der raue Krieger mit dem Gesicht eines Erzbischofs meinte.
„Der Ball findet heute statt.“
Der Feldmarschall zog Ovrier auf, der noch vor wenigen Tagen gemeint hatte, wenn der Erzfeind es wagen würde bis vor die Tore Gohmors zu marschieren, solle man ihm den Bart stutzen. Über dies war das so seine Art. Er scherzte gern, äußerte sich später Franklin von Orsius über den Feldmarschall und auch bei Schapall ist zu lesen: „Das Wesen seines Charakters bestand aus einem unbeschwerten Humor, welcher wohl auf seine Herkunft aus Wallburg zurückzuführen ist.“
Und Giacomo Ballioni bemerkt in seinem Werk -Vom Wesen großer Männer-. „Er war stets zu Späßen aufgelegt, mehr bizarr als geistreich.“
Diese ausgelassenen Stimmungen eines Riesen sind es wert hervorgehoben zu werden. So nannte er seine treuen Gamarai- Grenadiere „Alte Haudegen“, schlugen ihnen auf den Rücken das es in den Knochen krachte und ließ sich allerlei Spott für sie einfallen. „Der Feldmarschall trieb fortwährend Schabernack mit uns“ sagte einer der Grenadiere.
Nach jenem Frühstück dachte von Quesen eine viertel Stunde ruhig nach, den Blick in die Ebene gerichtet und die Pfeife zwischen den Lippen, dann setzten sich zwei Generale neben ihn auf das Stroh, mit Datenpads bewaffnet und der Feldmarschall diktierte ihnen die Truppengliederung.
Um neun Uhr, als sich, in fünf Kolonnen gestaffelt, die Artillerie, zwischen den Brigaden, an der Spitze das Musikcore, den Lob Terras schlagend, die orsianische Armee, mit Trommelwirbeln und Trompetensignalen mächtig, weit und frisch gemut entfaltet hatte und die Divisionen in zwei Linien aufmarschiert waren, rief bewegt der Feldherr, beim Anblick dieses Meeres aus Helmen und Bajonetten bis hin zum Horizont, zwei Mal nacheinander.
„Herrlich! Herrlich!“
Von neun bis halb elf hatte die gesamte Armee, was unglaublich scheint, Stellung bezogen und sich in sechs Linien aufgestellt. Sie bildete, um mit dem Feldmarschall zu sprechen: „Ein sechsfaches V.“
Gegen zwölf begann die Schlacht, fast ein wenig zögerlich. Aus den Reihen der Rebellen bestrich die Langstreckenartillerie den Mayerhof. Ein befestigtes Gehöft an der linken Flanke der Gohmorischen, welches von gemischten Kontingenten besetzt war. Noraks Absicht zielte dahin ab, dass seine, als Linienbrecher bekannten, Sturmtruppen die Gebäude nehmen und nachrückende Verteidiger und Rasankuri die dahinter liegenden Linien bedrohen sollten. Der Mayerhof stellte ein erstes Hindernis dar welches, so es erst einmal erobert sein würde, der ideale Ausgangspunkt sein musste um sich an der linken Seite festzusetzen.
Heute, knapp fünfzig Jahre nach den geschilderten Ereignissen, sind die Ruinen eben dieses Hofes noch zu besichtigen, auch wenn die Ränder der vergifteten Wüste bereits an den einstigen Obstgärten lecken. Der Autor dieses Artikels hat besagte Stelle selbst besucht und den Atem der Geschichte auf der Haut gespürt.
Ein schlecht gepflasterter Pfad endet nach etwa dreihundert Schritten an einer Natursteinmauer, welche wohl schon alt war als die Schlacht hier tobte. In dieser findet sich ein gewölbtes, steinernes Tor, das ein Wappen auf die Zeit Gouverneur Gustobaals datiert. In dem Stein zur Rechten, unter dem Hauptpfeiler des Tores, findet sich eine ziemlich breite, kreisförmige Aushöhlung, welche dereinst eine Rebellenlaserkanone in den Stein gebrannt hat. So jedenfalls berichtete der knorrige, alte Bauer, der dem bescheidenen Autor als Führer diente, die Kämpfe selbst miterlebt hatte und nun, da Ackerbau in der verseuchten Erde unmöglich ist, ein Zubrot als Reiseführer verdient. „Das da oben, neben dem einen Nagel, ist ein Loch von einem schweren Kartätschengeschoss.“ Weiß der Greis weiter zu berichten.
Mayerhof war eine Stätte des Grauens. Es war, wie oben berichtet, das erste Hindernis auf welches die Menschenbestien aus dem Osten hier stießen. Der erste Knorren unter dem Hieb der Axt.
Für den Historiker sei gesagt, dass Mayerhof früher Mayarens Hof hieß, der Altensitz eben jenes Mayaren, der in Gerau das Frauenstift plante und errichtete.
Betritt man den Hof durch das rostige Tor, so fällt der einsame Eingangsbogen auf, der tapfer aufrecht steht während um ihn her alles in Trümmern liegt. Oft bietet gerade der Verfall einen monumentalen Anblick. Auf der anderen Seite des Hofes ließ sich ein etwas besser erhaltenes Gebäude erblicken, durch dessen fehlende Fenster man die vertrockneten Reste des dahinter liegenden Obstgärtens erblicken konnte. Ein Brunnen, das gut erhlatene Hauptgebäude, die Mauer rings um und zu guter letzte die Kapelle, die einmal recht hübsch anzuschauen gewesen sein musste, mit dem gut erhaltenen Türmchen. Das ist der ganze Hof, dessen Einnahme ein Trauma für Norak gewesen war. Hätte er dieses Stück Erde erobern können, wäre ihm vielleicht die Stadt und seinem dunklen Meister die Welt zugefallen.
Ein alter Hund tritt dem Autor knurrend entgegen und vertritt wohl die Siris- und Bürgertruppen, so wie die Gangmilizen, die an diesem Ort Bewundernswertes geleistet haben. Vier Einheiten in den Größen von Kompanien trotzten hier, sechs Stunden lang, dem Anrennen einer Armee.
Auf der Holokarte betrachtet stellt der Mayerhof mit Gebäuden ein unregelmäßiges Viereck dar, welches an der einen Ecke eine Einbuchtung aufweist. Dort befindet sich das von der Mauer gedeckte Südtor, dass aus nächster Nähe beschossen werden kann, gleich den gepriesenen Vorzügen einer Sternferstung. Der Hof besitzt zwei Tore. Das südliche für das burgähnliche Hauptgebäude, das nördliche für die eigentlichen Anlagen des Hofes. Norak schickte seine rechte Hand und jüngeren Bruder Varak gegen das Gehöft vor. Zwei Rarr Linienbrecher, und fast eine komplette Sichel Rasankuri und Verteidiger wurde hier eingesetzt und scheiterte. Vor diesem heldenhaften Mauerstück gingen dem weiblichen Rebellen Artillerieoffizier Ljudmila Preobrazhenskij, jene die bei der Beschießung Norfgots dabei gewesen, die Granaten aus.
Die Rarr „Pein der Schwachen“ war nicht befähigt den Hof von Norden zu nehmen, während die Rarr „Bronzeklaue“ im Süden nur eine Bresche schlug.
Die Wirtschaftsgebäude begrenzen den Hof nach Süden, ein Stück des Nordtors, von den Ketzern eingeschlagen, ist an der Mauer hängen geblieben. Vier, auf zwei Querriegel genagelte Bretter, die noch die Spuren des Angriffs zeigen. Um den südlichen Eingang, der einst den Blick auf grüne Wiesen frei gab und dem Auge nun nur noch verdorrte Reste dieser einstigen Pracht offenbart, ist am erbittertesten gekämpft wurden. Der alte Bauer berichtet dem Autor, das an den Torpfosten lange alle möglichen, blutigen Abdrücke von Händen zu sehen gewesen sind, sie aber der säuerlich werdende Regen der letzten Jahre weggespült hat.
Der Aufruhr des Kampfes ist noch auf diesem Hof spürbar. Das Grauen hat Gestalt angenommen, das wüste Getümmel ist Stein geworden.
Das lebt, das stirbt, es ist nicht fünfzig Jahre her, es war gestern.
Die Mauern brechen zusammen, die Steine fallen, die Lücken klaffen, die Löcher sind Wunden und die gebeugten, zitternden Bäume scheinen fliehen zu wollen.
Die Truppen des Hauses Siris hatten sich direkt an der Mauer verbarrikadiert, die eisenverhüllten Teufel der „Bronzeklaue“ drangen ein, konnten sich jedoch nicht halten.
Das Haupthaus ist heute größtenteils verfallen und hat seine einstige Wehrhaftigkeit dem Zahn der Zeit zu Füßen gelegt, war in jenen Tagen jedoch starrsinniger Bergfried und die kleine Kapelle diente als Gefechtsstand.
Hier machte man sich gegenseitig nieder.
Aus allen Fenstern, ob Keller oder Dachboden, aus Ritzen, Löchern und zwischen Steinen hervor wurden die Diener des Drachens beschossen während sie Faschinen heran brachten und Flammen an Haus und Mensch legten. Der Hagel aus Blei, Licht und Eisen wurde mit Feuersbrunst beantwortet.
Durch die vergitterten Fenster des Haupthauses sind noch die verwüsteten Überreste des großen Saales zu sehen. Rußgeschwärzte Backsteine und Schutt, der den Ecken ihren rechten Winkel nimmt.
Hier lag die Elfenbeingarde, jene geheimnisumwitterte Elite des Hauses Siris, sowie die grimmigen Gesellen der Miliz, gebildet aus den brutalen Gangs der Unterstadt, im Hinterhalt.
Die gewundene, von der Eingangshalle bis zum Dachgeschoss führende Treppe ist geborsten und erinnert an das Innere einer aufgebrochenen Muschel. Zwei Absätze unterbrechen sie. Gängmilizionäre, auf der Treppe belagert und nach oben gedrängt, hatten die unteren Stufen herausgerissen, breite, blaue Steinplatten, die heute noch zwischen den kümmerlichen Brennneseln liegen. Ein gutes Dutzend Stufen steckt noch in der Wand, wo sie fest verankert sitzen. Alles Übrige gleicht einem zahnlosen Kiefer.
Zwei alte Bäume stehen da, der eine vom giftigen Niederschlag in die Knie gezwungen, der andere, noch Verletzungen jener blutigen Tage in der Seite. Dieser schlägt in den Frühlingsmonaten jedoch immer wieder aus und hat begonnen durch die Treppe nach oben zu wachsen.
Auch in der Kapelle mordete man sich unverzagt, gegenseitig hin. Seit dem Blutbad wurde hier keine Messe mehr gelesen, gleich wohl ist der Altar stehengeblieben. Ein grobschlächtiger Gebetstisch aus Holz, vor einem Hintergrund aus Steinen. Gekalkte Wände, zwei kleine Fenster, der Boden dick mit dem Flugsand der näher rückenden Wüste bedeckt. Auf dem Altar ein hölzernes Abbild des Heiligen Septinanus, seinen sterbenden Gefährten Marco Le Fasero in den geschnitzten Armen. Ein Kartätschengeschoss hat dem Heiligen den Kopf weggerissen. Die Linienbrecher, einen Augenblick Herr der Kapelle, zündeten sie an als sie wieder vertrieben wurden. Die Flammen erfüllten dieses Gemäuer, es war ein Glutofen, die Tür verbrannte, der Fußboden verbrannte, der Heilige brannte nicht. Das Feuer verkohlte den Leib, verschlang freilich auch den abgesprengten Kopf. Dann verlosch es.
Ein Wunder, wie die alten Leutchen der Gegend behaupten.
Die Wände wurden zwei Jahre nach der Schlacht neu getüncht und später noch einmal gekalkt. Zu blasphemisch waren die eingeritzten Schriften, welche die zornigen Eroberer für Kürze, in die Mauer geritzt hatten. Nach dem Gemetzel schleppte man zu viert einen in Felle und Harnisch gehüllten Leichnam zum nahen Fenster und warf ihn in den Hof. Das Kettenschwert hinterdrein. Es war Varak, Bruder des Norak.
Auf diesem Hof steht mittig ein ummauerter Brunnen. Die Frage ist warum aus diesem kein Wasser mehr geschöpft wird um das wenige zu pflegen was sich bei den nahen Bauernhäusern noch zu wachsen traut. Warum wird aus ihm nicht mehr geschöpft? Weil er mit Skeletten gefüllt ist.
Bevor die Schlacht anhob verließen die Bewohner des Hofes Heim und Herd und nur der alte Hausdiener blieb zurück, das Gelände zu bewachen, wie er sich ausdrückte. Er verbarg sich in einem Keller und wurde dort von der Bürgermiliz entdeckt. Die Männer zwangen ihn, durch Kolben- und Säbelhiebe angetrieben, sie zu bedienen, sie hatten Durst. Der Unglückliche tat wie ihm geheißen und schöpfte Wasser aus eben diesem Brunnen. Viele taten ihren letzten Schluck, denn sie fielen zwischen den Mauern und endeten in eben jenem Schacht. Nach dem Kampf wurden die Leichen eilig bestattet. Der Tod hat eine eigenartige Art den Triumph zu foppen, er schickt dem Ruhm die Pest nach. Aus dem tiefen Brunnen wurde ein Grab gemacht. Dreihundert Tote warf man hinein.
Vielleicht zu eilfertig.
Waren alle tot?
Die Legende sagt nein. Wie es heißt riefen in der Nacht auf das Begräbnis schwache Stimmen aus dem Brunnen.
Dieser Brunnen also steht abgesondert mitten auf dem Hof. Drei Mauern, halb aus Stein, halb aus Ziegeln umgeben ihn auf drei Seiten, die vierte Seite ist offen. Hier wurde das Wasser geschöpft.
Ein Haus wird noch bewohnt. Eine kleine, gemauerte Bude, in welcher der Pachtverwalter sein Dasein fristet. Er weiß zu berichten, dass der sirische Gruppenkommandant Fazzo de Siris nach dem eisernen Zugring griff, als er sich nach dem Eindringen der „Bronzeklaue“ in den Verschlag retten wollte und ihm der gebogene Khopesh eines Linienbrechers die Hand am Gelenk abhieb.
Links führt eine niedrige Tür vom Hof in den ummauerten Obstgarten, der sich L-förmig an das Gehöft schmiegt. Dieser Garten aber ist schrecklich. Er besteht aus drei Teilen, fast möchte man sagen aus drei Akten. Der erste ist ein ehemaliger Gemüse- und Blumengarten, der zweite der eigentliche Obstgarten und der dritte ein kleines Gehölz. Es war einst eine recht herrschaftliche Grünanlage in jenem strengen Stil, welcher der Epoche Gustobaals vorausging und gerade auf dem Land noch ab und an zu entdecken ist. Heute sind in ihm nur Trümmer und die widerspenstigen Ungräser.
Von den Säulen, welche die Mauer mit braver Regelmäßigkeit durchbrechen, sind viele umgestürzt. Aber ob sie am Boden liegen oder noch auf ihren Sockeln ruhen, alle weisen Kratzer und Schrammen vom Gewehrfeuer auf.
Der erste Garten liegt tiefer, etwa drei Fuß, und spendete so im Sommer Schatten für jene die Kühlung erflehten. Am Tag des Kampfes, es muss so eine halbe Stunde nach Mittag gewesen sein, waren sechs Verteidiger, von der 23. Sichel, der „Stadtverbrennern“ eingedrungen und konnten nicht mehr heraus. Wie Bären in der Grube gefangen und umstellt nahmen sie den Kampf mit zwei Bürgermiliz-Kompanien auf, von denen eine mit Stutzen bewaffnet war. Die Milizionäre, von jenen Umfriedungssäulen gedeckt, schossen von oben, die Verteidiger unerschrocken von unten antwortend.
Sechs, gegen Zweihundert!
Die Gefangenen hatten als Deckung nur die Knabenwurzsträucher und brauchten zum sterben eine viertel Stunde.
Über ein paar Stufen kommt man in den Obstgarten. Auf diesen paar Quadratmetern einstmals fruchtbarem gohmorischem Boden fielen rund fünfzehnhundert Mann in knapp einer Stunde.
Die Mauer dahinter ist von jenen Schießscharten durchbrochen, die die Bürgermiliz in den Stein geschlagen hatte. Sie befinden sich nur in der östlichen und einige in der nördlichen Mauer. Der Hauptangriff kam von da. Diese Mauer, sie ist in etwa so hoch wie ein gerade gewachsener Mann, ist von außen von einer struppigen Dornenhecke verborgen, die am Tag des Treffens noch üppiger war als heute, wie der Pachtverwalter freimütig erzählt.
Während die Linienbrecher gegen die Türen brandeten rückten die Verteidiger gegen diese Hecke vor, meinten sie hätten es nur mit dem Strauchwerk zu tun und könnten so in das Innere vordringen, stießen aber auf nämliche Mauer.
Hindernis und Hinterhalt zugleich.
Dahinter die Bürgermiliz, nur mit ihren minderwertigen Gewehren gerüstet, aber mit grimmiger Entschlossenheit doppelt gegürtet. Alle 37 Scharten spien mit einmal Feuer und Eisen und die Rarr „Stoßlanze“ wurde hier vernichtet.
Name: Kogan, Fürst des Chaos
Rasse: Mensch (mehr oder weniger)
Alter: um die 40 Standardjahre (hat aber Zeit im Warp verbracht, was diese Zeitrechnung etwas obsolet macht)
Größe: 2,20m
Zugehörigkeiten: Chaos
Aussehen: muskelbepackter Hüne, langes schwarzes Haar, Schläfen ausrasiert. Ritualnarben im Gesicht sowie eine Tätowierung in der dunklen Sprache (sinngemäß: “It's better to burn out than to fade away!“ ), Drachensymbol in die Brust gebrannt
Kleidung: Schwere Plattenrüstung (Drachenrüstung) ansonsten prunkvolle Gewänder.
Ausrüstung: Stachelaxt, zwei überdimensionale Steinschlosspistolen
Segnungen: Dämonenstärke, unnatürliche Zähigkeit, Regeneration bei Nähe zu Rasankur
Begleiter: Grunz