Splitter aus dem Krieg der Häuser - Druckversion +- Koron III (https://koron3.de) +-- Forum: Hintergrundinformationen (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=90) +--- Forum: Hintergrund der Imperialen (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=25) +---- Forum: Hintergrund (https://koron3.de/forumdisplay.php?fid=26) +---- Thema: Splitter aus dem Krieg der Häuser (/showthread.php?tid=736) |
- Kogan - 03-04-2011 Der nachfolgende Bericht ist nur Personen mit der Autorisierungsstufe ZINNOBER zugänglich zu machen. Es handelt sich um einen historischen Text V. H.s, (siehe hierzu Bericht V.H. Querverweis 7993513) der fünfzig Lokaljahre nach den beschriebenen Ereignissen verfasst wurde. Die Darstellung des Erzfeindes wird darin lakonisch, teilweise bewundernd vorgenommen. Eine Schädigung des Geistes und des imperatorgefälligen Hasses auf den Widersacher ist mit hoher Wahrscheinlichkeit gegeben. Von einer vollständigen Vernichtung wird jedoch auf Grund der Authentizität und der relativen Detailgenauigkeit bis auf unbestimmte Zeit abgesehen. Inquisitor Alfonso Ignatius Detomas, Ordo Hereticus Gedanke des Tages: Wissen birgt Macht und Gefahr zu gleichen Teilen. Verständnisanmerkung durch Geschichtsanalysten Brenner, Einsatzstab Inquisitor Detomas: Die Abhandlung ist im Völkerkonflikt der Welt Koron III anzusiedeln. Lokal als -Krieg der Häuser- bekannt. Der Verfasser schildert Ereignisse der ersten, als -Zeit der Massenheere- bekannte Phase des Krieges. Die Aufzeichnung erfolgte in einer relativen Ruheperiode am Ende dieser Phase, etwa 50 Lokaljahre nach den Geschehnissen. Sie basiert hauptsächlich auf den Aussagen von Veteranen, Augenzeugen und persönlicher Besichtigung des einstigen Schlachtfeldes. Begriffserläuterungen: Breche: Des öfteren wird der Begriff -Breche- verwendet. Hier muss unterschieden werden zwischen dem militärischen Begriff, welche eine geschlagene Lücke in eine Formation oder eine Befestigungsanlage meint und der Breche, mit der eine lokale Schlucht von beachtlichem Ausmaß beschreibt. Letztere erstreckt sich U- Förmig um den östlichen Teil des, der Stadt vorgelagertem, Gebiets und ist von mehreren Brücken überspannt. Während der Geschehnisse stellte diese Schlucht die Grenze im Rücken der Gohmorer dar. Die Bedeutung bei der Nutzung des Wortes ergibt sich relativ schlüssig aus dem jeweiligen Kontext. Rarr: Truppenformation der Chaosfraktion, vermutlich in einer Größe zwischen 1000 und 1500 Mann. Sichel: Truppenformation der Chaosfraktion, vermutlich in einer Größe zwischen 50 000 und 80 000 Mann. Rasankuri: Truppengattung der Chaosfraktion. Infanterie Linienbrecher: Truppengattung der Chaosfraktion. Nahkampfinfanterie Verteidiger: Dieser Begriff wird im herkömmlichen Sinn verwendet und als Beschreibung für eine Truppengattung der Chaosfraktion, welche gezüchtete und geclonte Infanterie meint. Überindividueller Verteidiger: Anführer von, aus Verteidigern gebildeten Sicheln. Zum Zwecke des effektiveren Kommandierens mit mehr, geistiger Individualität gezüchtet. Carnak: Einheimische Tierart, als Reittier verwendet. Vermutlich mit dem Pferd verwandt, im Durchschnitt etwas größer, stämmiger und ohne Fell. Kardak: Truppengattung der Chaosfraktion. Leichte Reiterei - Kogan - 03-04-2011 [CENTER]Erste Schlacht um Gohmor [/CENTER] [CENTER]Die Schlacht auf den Etalwischen Feldern[/CENTER] Hier soll nun berichtet werden, wie der erste Angriff der freien Allianz, wie sich die ketzerischen Truppen in den Tagen des großen, kriegerischen Bebens, auf die Stadt Gohmor abspielte und wie die tapferen Verteidiger mit frommen Blut und kaltem Stahl dem unwirschen Ansturm der Rasenden begegneten. Dazu müssen die Umstände dieses Treffens umrissen werden und der Leser dieser Zeilen sollte sein geistiges Auge demgemäß schärfen. In den Tagen jenes, weltumspannenden Fechtens zwischen Gut und Böse, wie zwischen Habgier und vorübergehendem Nutzen, war das Angesicht unserer Welt ein reineres, noch nicht so sehr von den Taten der auf ihr Wohnenden zerschlissen. Wohl war es so, dass sich um das irdene Diadem Korons bereits eine Umfriedung aus den Rückständen von Industrie und Ausbeutung erstreckte, davor jedoch lagen weite Felder, sanfte Hügel und fruchtbare Ebenen. Durch dieses liebliche Land rückten nun die Heerscharen der Verräter heran um einzufordern was sie bereits als ihr Eigentum wähnten. Ihnen voran schritt eine Bestie in Menschengestalt, ein Krieger den die Geschichtsbücher als Norak der Blutige benennen sollten. Doch nicht nur kämpferisches Können wohnte diesem Dämon inne. Neben Grausamkeit und unendlichem Hass, war dem verdrehten Geist auch das Geschick des Befehlens und Taktierens gegeben. Aus diesem Grund auch hatte jene gesichtslose Macht, welcher als Schwarzer Drachen eine geflüsterte Drohung darstellte, ihn an die Spitze des titanischen Zuges gesetzt, welcher sich gen Westen wälzte. Ihm gegenüber stand kein Geringerer als der gesegnete und vom Imperator begünstigte Feldmarschall von Quesen und er allein war geeignet die bevorstehende Aufgabe kühlen Auges anzugehen. Mit der ihm eigenen Kühnheit hatte er erkannt, dass große Verluste wenn nicht die Auslöschung höchst selbst drohten, so man sich auf die Mauern und Wehranlagen der Stadt verließe. Weder waren alle Maßnahmen zur Abwehr getroffen, noch hatten Zivilisten und anrückende Verstärkungen den sicheren Hafen der gohmorischen Trutz erreicht. So entschloss sich der Genius den Kampf zum Feind zu tragen und diesen, wenn man ihn auch nicht zerschlagen konnte, so doch in seinem Marsch zu verzögern und den rückwärtigen Kräften Zeit mit Leben zu erkaufen. Dazu wählte er eben jene Etalwischen Felder aus, die er persönlich erkundete, während der Staubteufel schon sichtbar das Anrücken des welschen Gegners beschrie. Wohl ließ sich erkennen, dass am folgenden Tage das Schlachten beginnen sollte und so ließ er den Großteil seiner Männer, die ringförmig vor dem Abbys der Bresche auf dem ersten grünen Saum der Felder lagerte, ausruhen und ihren Frieden mit Ihm zu Terra machen. Er selbst gönnte sich dieser Nacht keine Ruhe und währen die Biwakfeuer des Widersachers in der Dunkelheit aufglommen wie die Augen vorfreudiger Höllenhunde, ritt er die Linie auf seinem Carnak Nimmor ab, sprach hi und da mit den Soldaten und beriet sich mit den Offizieren der Abschnitte. Am Morgen stieg er auf der verschlammten Böschung bei Sawolee, es hatte die ganze Nacht über geregnet, als beklagten die himmlischen Heerscharen bereits das baldige Sterben, vom Rücken seines Tieres und ließ sich aus der nahen Bauernkate einen Tisch und einen groben Holzstuhl bringen. Während man ihm einen Kräutersud gegen die Magenbeschwerden brachte, welche ihn vor jedem Waffengang plagten, setzte er sich und aktivierte die holografische Karte des Gebietes. Dabei sagte er zu Devenport. „Hübsches Königsmord- Brett, nicht wahr?“ Um acht Uhr wurde das Frühstück aufgetragen, er hatte mehre Generale dazu eingeladen und man trug ihm zu das mehrere Nachschubkolonnen und was schlimmer war, einige Züge eilig abkommandierter Leman Russ, wegen des aufgeweichten Bodens noch nicht an ihren Posten waren. Von Quesen nahm es ungerührt zur Kenntnis. Auch teilte man ihm mit, dass Freiheer von Kessel, ein Überläufer zur feindlichen Seite der früher zu seinem Stab gezählt hatte, vor zwei Tagen bei der Madame de Poll auf einem Ball zugegen gewesen sein sollte und Devenport, der raue Krieger mit dem Gesicht eines Erzbischofs meinte. „Der Ball findet heute statt.“ Der Feldmarschall zog Ovrier auf, der noch vor wenigen Tagen gemeint hatte, wenn der Erzfeind es wagen würde bis vor die Tore Gohmors zu marschieren, solle man ihm den Bart stutzen. Über dies war das so seine Art. Er scherzte gern, äußerte sich später Franklin von Orsius über den Feldmarschall und auch bei Schapall ist zu lesen: „Das Wesen seines Charakters bestand aus einem unbeschwerten Humor, welcher wohl auf seine Herkunft aus Wallburg zurückzuführen ist.“ Und Giacomo Ballioni bemerkt in seinem Werk -Vom Wesen großer Männer-. „Er war stets zu Späßen aufgelegt, mehr bizarr als geistreich.“ Diese ausgelassenen Stimmungen eines Riesen sind es wert hervorgehoben zu werden. So nannte er seine treuen Gamarai- Grenadiere „Alte Haudegen“, schlugen ihnen auf den Rücken das es in den Knochen krachte und ließ sich allerlei Spott für sie einfallen. „Der Feldmarschall trieb fortwährend Schabernack mit uns“ sagte einer der Grenadiere. Nach jenem Frühstück dachte von Quesen eine viertel Stunde ruhig nach, den Blick in die Ebene gerichtet und die Pfeife zwischen den Lippen, dann setzten sich zwei Generale neben ihn auf das Stroh, mit Datenpads bewaffnet und der Feldmarschall diktierte ihnen die Truppengliederung. Um neun Uhr, als sich, in fünf Kolonnen gestaffelt, die Artillerie, zwischen den Brigaden, an der Spitze das Musikcore, den Lob Terras schlagend, die orsianische Armee, mit Trommelwirbeln und Trompetensignalen mächtig, weit und frisch gemut entfaltet hatte und die Divisionen in zwei Linien aufmarschiert waren, rief bewegt der Feldherr, beim Anblick dieses Meeres aus Helmen und Bajonetten bis hin zum Horizont, zwei Mal nacheinander. „Herrlich! Herrlich!“ Von neun bis halb elf hatte die gesamte Armee, was unglaublich scheint, Stellung bezogen und sich in sechs Linien aufgestellt. Sie bildete, um mit dem Feldmarschall zu sprechen: „Ein sechsfaches V.“ Gegen zwölf begann die Schlacht, fast ein wenig zögerlich. Aus den Reihen der Rebellen bestrich die Langstreckenartillerie den Mayerhof. Ein befestigtes Gehöft an der linken Flanke der Gohmorischen, welches von gemischten Kontingenten besetzt war. Noraks Absicht zielte dahin ab, dass seine, als Linienbrecher bekannten, Sturmtruppen die Gebäude nehmen und nachrückende Verteidiger und Rasankuri die dahinter liegenden Linien bedrohen sollten. Der Mayerhof stellte ein erstes Hindernis dar welches, so es erst einmal erobert sein würde, der ideale Ausgangspunkt sein musste um sich an der linken Seite festzusetzen. Heute, knapp fünfzig Jahre nach den geschilderten Ereignissen, sind die Ruinen eben dieses Hofes noch zu besichtigen, auch wenn die Ränder der vergifteten Wüste bereits an den einstigen Obstgärten lecken. Der Autor dieses Artikels hat besagte Stelle selbst besucht und den Atem der Geschichte auf der Haut gespürt. Ein schlecht gepflasterter Pfad endet nach etwa dreihundert Schritten an einer Natursteinmauer, welche wohl schon alt war als die Schlacht hier tobte. In dieser findet sich ein gewölbtes, steinernes Tor, das ein Wappen auf die Zeit Gouverneur Gustobaals datiert. In dem Stein zur Rechten, unter dem Hauptpfeiler des Tores, findet sich eine ziemlich breite, kreisförmige Aushöhlung, welche dereinst eine Rebellenlaserkanone in den Stein gebrannt hat. So jedenfalls berichtete der knorrige, alte Bauer, der dem bescheidenen Autor als Führer diente, die Kämpfe selbst miterlebt hatte und nun, da Ackerbau in der verseuchten Erde unmöglich ist, ein Zubrot als Reiseführer verdient. „Das da oben, neben dem einen Nagel, ist ein Loch von einem schweren Kartätschengeschoss.“ Weiß der Greis weiter zu berichten. Mayerhof war eine Stätte des Grauens. Es war, wie oben berichtet, das erste Hindernis auf welches die Menschenbestien aus dem Osten hier stießen. Der erste Knorren unter dem Hieb der Axt. Für den Historiker sei gesagt, dass Mayerhof früher Mayarens Hof hieß, der Altensitz eben jenes Mayaren, der in Gerau das Frauenstift plante und errichtete. Betritt man den Hof durch das rostige Tor, so fällt der einsame Eingangsbogen auf, der tapfer aufrecht steht während um ihn her alles in Trümmern liegt. Oft bietet gerade der Verfall einen monumentalen Anblick. Auf der anderen Seite des Hofes ließ sich ein etwas besser erhaltenes Gebäude erblicken, durch dessen fehlende Fenster man die vertrockneten Reste des dahinter liegenden Obstgärtens erblicken konnte. Ein Brunnen, das gut erhlatene Hauptgebäude, die Mauer rings um und zu guter letzte die Kapelle, die einmal recht hübsch anzuschauen gewesen sein musste, mit dem gut erhaltenen Türmchen. Das ist der ganze Hof, dessen Einnahme ein Trauma für Norak gewesen war. Hätte er dieses Stück Erde erobern können, wäre ihm vielleicht die Stadt und seinem dunklen Meister die Welt zugefallen. Ein alter Hund tritt dem Autor knurrend entgegen und vertritt wohl die Siris- und Bürgertruppen, so wie die Gangmilizen, die an diesem Ort Bewundernswertes geleistet haben. Vier Einheiten in den Größen von Kompanien trotzten hier, sechs Stunden lang, dem Anrennen einer Armee. Auf der Holokarte betrachtet stellt der Mayerhof mit Gebäuden ein unregelmäßiges Viereck dar, welches an der einen Ecke eine Einbuchtung aufweist. Dort befindet sich das von der Mauer gedeckte Südtor, dass aus nächster Nähe beschossen werden kann, gleich den gepriesenen Vorzügen einer Sternferstung. Der Hof besitzt zwei Tore. Das südliche für das burgähnliche Hauptgebäude, das nördliche für die eigentlichen Anlagen des Hofes. Norak schickte seine rechte Hand und jüngeren Bruder Varak gegen das Gehöft vor. Zwei Rarr Linienbrecher, und fast eine komplette Sichel Rasankuri und Verteidiger wurde hier eingesetzt und scheiterte. Vor diesem heldenhaften Mauerstück gingen dem weiblichen Rebellen Artillerieoffizier Ljudmila Preobrazhenskij, jene die bei der Beschießung Norfgots dabei gewesen, die Granaten aus. Die Rarr „Pein der Schwachen“ war nicht befähigt den Hof von Norden zu nehmen, während die Rarr „Bronzeklaue“ im Süden nur eine Bresche schlug. Die Wirtschaftsgebäude begrenzen den Hof nach Süden, ein Stück des Nordtors, von den Ketzern eingeschlagen, ist an der Mauer hängen geblieben. Vier, auf zwei Querriegel genagelte Bretter, die noch die Spuren des Angriffs zeigen. Um den südlichen Eingang, der einst den Blick auf grüne Wiesen frei gab und dem Auge nun nur noch verdorrte Reste dieser einstigen Pracht offenbart, ist am erbittertesten gekämpft wurden. Der alte Bauer berichtet dem Autor, das an den Torpfosten lange alle möglichen, blutigen Abdrücke von Händen zu sehen gewesen sind, sie aber der säuerlich werdende Regen der letzten Jahre weggespült hat. Der Aufruhr des Kampfes ist noch auf diesem Hof spürbar. Das Grauen hat Gestalt angenommen, das wüste Getümmel ist Stein geworden. Das lebt, das stirbt, es ist nicht fünfzig Jahre her, es war gestern. Die Mauern brechen zusammen, die Steine fallen, die Lücken klaffen, die Löcher sind Wunden und die gebeugten, zitternden Bäume scheinen fliehen zu wollen. Die Truppen des Hauses Siris hatten sich direkt an der Mauer verbarrikadiert, die eisenverhüllten Teufel der „Bronzeklaue“ drangen ein, konnten sich jedoch nicht halten. Das Haupthaus ist heute größtenteils verfallen und hat seine einstige Wehrhaftigkeit dem Zahn der Zeit zu Füßen gelegt, war in jenen Tagen jedoch starrsinniger Bergfried und die kleine Kapelle diente als Gefechtsstand. Hier machte man sich gegenseitig nieder. Aus allen Fenstern, ob Keller oder Dachboden, aus Ritzen, Löchern und zwischen Steinen hervor wurden die Diener des Drachens beschossen während sie Faschinen heran brachten und Flammen an Haus und Mensch legten. Der Hagel aus Blei, Licht und Eisen wurde mit Feuersbrunst beantwortet. Durch die vergitterten Fenster des Haupthauses sind noch die verwüsteten Überreste des großen Saales zu sehen. Rußgeschwärzte Backsteine und Schutt, der den Ecken ihren rechten Winkel nimmt. Hier lag die Elfenbeingarde, jene geheimnisumwitterte Elite des Hauses Siris, sowie die grimmigen Gesellen der Miliz, gebildet aus den brutalen Gangs der Unterstadt, im Hinterhalt. Die gewundene, von der Eingangshalle bis zum Dachgeschoss führende Treppe ist geborsten und erinnert an das Innere einer aufgebrochenen Muschel. Zwei Absätze unterbrechen sie. Gängmilizionäre, auf der Treppe belagert und nach oben gedrängt, hatten die unteren Stufen herausgerissen, breite, blaue Steinplatten, die heute noch zwischen den kümmerlichen Brennneseln liegen. Ein gutes Dutzend Stufen steckt noch in der Wand, wo sie fest verankert sitzen. Alles Übrige gleicht einem zahnlosen Kiefer. Zwei alte Bäume stehen da, der eine vom giftigen Niederschlag in die Knie gezwungen, der andere, noch Verletzungen jener blutigen Tage in der Seite. Dieser schlägt in den Frühlingsmonaten jedoch immer wieder aus und hat begonnen durch die Treppe nach oben zu wachsen. Auch in der Kapelle mordete man sich unverzagt, gegenseitig hin. Seit dem Blutbad wurde hier keine Messe mehr gelesen, gleich wohl ist der Altar stehengeblieben. Ein grobschlächtiger Gebetstisch aus Holz, vor einem Hintergrund aus Steinen. Gekalkte Wände, zwei kleine Fenster, der Boden dick mit dem Flugsand der näher rückenden Wüste bedeckt. Auf dem Altar ein hölzernes Abbild des Heiligen Septinanus, seinen sterbenden Gefährten Marco Le Fasero in den geschnitzten Armen. Ein Kartätschengeschoss hat dem Heiligen den Kopf weggerissen. Die Linienbrecher, einen Augenblick Herr der Kapelle, zündeten sie an als sie wieder vertrieben wurden. Die Flammen erfüllten dieses Gemäuer, es war ein Glutofen, die Tür verbrannte, der Fußboden verbrannte, der Heilige brannte nicht. Das Feuer verkohlte den Leib, verschlang freilich auch den abgesprengten Kopf. Dann verlosch es. Ein Wunder, wie die alten Leutchen der Gegend behaupten. Die Wände wurden zwei Jahre nach der Schlacht neu getüncht und später noch einmal gekalkt. Zu blasphemisch waren die eingeritzten Schriften, welche die zornigen Eroberer für Kürze, in die Mauer geritzt hatten. Nach dem Gemetzel schleppte man zu viert einen in Felle und Harnisch gehüllten Leichnam zum nahen Fenster und warf ihn in den Hof. Das Kettenschwert hinterdrein. Es war Varak, Bruder des Norak. Auf diesem Hof steht mittig ein ummauerter Brunnen. Die Frage ist warum aus diesem kein Wasser mehr geschöpft wird um das wenige zu pflegen was sich bei den nahen Bauernhäusern noch zu wachsen traut. Warum wird aus ihm nicht mehr geschöpft? Weil er mit Skeletten gefüllt ist. Bevor die Schlacht anhob verließen die Bewohner des Hofes Heim und Herd und nur der alte Hausdiener blieb zurück, das Gelände zu bewachen, wie er sich ausdrückte. Er verbarg sich in einem Keller und wurde dort von der Bürgermiliz entdeckt. Die Männer zwangen ihn, durch Kolben- und Säbelhiebe angetrieben, sie zu bedienen, sie hatten Durst. Der Unglückliche tat wie ihm geheißen und schöpfte Wasser aus eben diesem Brunnen. Viele taten ihren letzten Schluck, denn sie fielen zwischen den Mauern und endeten in eben jenem Schacht. Nach dem Kampf wurden die Leichen eilig bestattet. Der Tod hat eine eigenartige Art den Triumph zu foppen, er schickt dem Ruhm die Pest nach. Aus dem tiefen Brunnen wurde ein Grab gemacht. Dreihundert Tote warf man hinein. Vielleicht zu eilfertig. Waren alle tot? Die Legende sagt nein. Wie es heißt riefen in der Nacht auf das Begräbnis schwache Stimmen aus dem Brunnen. Dieser Brunnen also steht abgesondert mitten auf dem Hof. Drei Mauern, halb aus Stein, halb aus Ziegeln umgeben ihn auf drei Seiten, die vierte Seite ist offen. Hier wurde das Wasser geschöpft. Ein Haus wird noch bewohnt. Eine kleine, gemauerte Bude, in welcher der Pachtverwalter sein Dasein fristet. Er weiß zu berichten, dass der sirische Gruppenkommandant Fazzo de Siris nach dem eisernen Zugring griff, als er sich nach dem Eindringen der „Bronzeklaue“ in den Verschlag retten wollte und ihm der gebogene Khopesh eines Linienbrechers die Hand am Gelenk abhieb. Links führt eine niedrige Tür vom Hof in den ummauerten Obstgarten, der sich L-förmig an das Gehöft schmiegt. Dieser Garten aber ist schrecklich. Er besteht aus drei Teilen, fast möchte man sagen aus drei Akten. Der erste ist ein ehemaliger Gemüse- und Blumengarten, der zweite der eigentliche Obstgarten und der dritte ein kleines Gehölz. Es war einst eine recht herrschaftliche Grünanlage in jenem strengen Stil, welcher der Epoche Gustobaals vorausging und gerade auf dem Land noch ab und an zu entdecken ist. Heute sind in ihm nur Trümmer und die widerspenstigen Ungräser. Von den Säulen, welche die Mauer mit braver Regelmäßigkeit durchbrechen, sind viele umgestürzt. Aber ob sie am Boden liegen oder noch auf ihren Sockeln ruhen, alle weisen Kratzer und Schrammen vom Gewehrfeuer auf. Der erste Garten liegt tiefer, etwa drei Fuß, und spendete so im Sommer Schatten für jene die Kühlung erflehten. Am Tag des Kampfes, es muss so eine halbe Stunde nach Mittag gewesen sein, waren sechs Verteidiger, von der 23. Sichel, der „Stadtverbrennern“ eingedrungen und konnten nicht mehr heraus. Wie Bären in der Grube gefangen und umstellt nahmen sie den Kampf mit zwei Bürgermiliz-Kompanien auf, von denen eine mit Stutzen bewaffnet war. Die Milizionäre, von jenen Umfriedungssäulen gedeckt, schossen von oben, die Verteidiger unerschrocken von unten antwortend. Sechs, gegen Zweihundert! Die Gefangenen hatten als Deckung nur die Knabenwurzsträucher und brauchten zum sterben eine viertel Stunde. Über ein paar Stufen kommt man in den Obstgarten. Auf diesen paar Quadratmetern einstmals fruchtbarem gohmorischem Boden fielen rund fünfzehnhundert Mann in knapp einer Stunde. Die Mauer dahinter ist von jenen Schießscharten durchbrochen, die die Bürgermiliz in den Stein geschlagen hatte. Sie befinden sich nur in der östlichen und einige in der nördlichen Mauer. Der Hauptangriff kam von da. Diese Mauer, sie ist in etwa so hoch wie ein gerade gewachsener Mann, ist von außen von einer struppigen Dornenhecke verborgen, die am Tag des Treffens noch üppiger war als heute, wie der Pachtverwalter freimütig erzählt. Während die Linienbrecher gegen die Türen brandeten rückten die Verteidiger gegen diese Hecke vor, meinten sie hätten es nur mit dem Strauchwerk zu tun und könnten so in das Innere vordringen, stießen aber auf nämliche Mauer. Hindernis und Hinterhalt zugleich. Dahinter die Bürgermiliz, nur mit ihren minderwertigen Gewehren gerüstet, aber mit grimmiger Entschlossenheit doppelt gegürtet. Alle 37 Scharten spien mit einmal Feuer und Eisen und die Rarr „Stoßlanze“ wurde hier vernichtet. - Kogan - 03-04-2011 Der Obstgarten wurde dennoch erobert. Es waren keine Leitern da. Die Rasankuri, welche über die gefallenen Verteidiger hinwegsprangen, stießen ihre Klingen in den Mörtel oder zogen sich mit den bloßen Händen hoch. Unter den Bäumen kämpfte man Mann gegen Mann, die blutgierigen Rasankuri, im Kampf auf kurze Entfernung begnadet und erfahren, färbten das Gras rot. Die Milizionäre schossen die Angreifer von der Mauer, unterlagen der Masse und ein Bataillon aus der Subebene Rot-713, alles samt freiwillige Studenten und soviel Mann wie die Ordnungszahl ihrer Ebene, wurde hier niedergemacht. Von außen hatten die Kartätschen die Mauern zernagt, Preobrazhenskijs beide Batterien wurden gegen sie aufgefahren. Der Garten ist um diese Jahreszeit noch recht schön, auch wenn ihm das Gift des öden Landes zu schaffen macht. Es gibt noch Blumen die sich behaupten, Wäsche kann man nicht mehr aufhängen, so der Verwalter, der Staub aus der Wüste würde sie verderben. Dennoch, im Schatten ist es angenehm, ein paar Vögel verirren sich hier her und singen ihre Lieder, wider dem nahen Untergang. Ein umgestürzter Baum liegt in der Mitte des Gartens, er grünt noch, trotz bloß liegender Wurzeln. An ihn lehnte sich Major Blackman und gab seinen Geist, zusammen mit seinen Studenten auf. Unweit davon, höchstens zehn Schritte, fiel unter einem Apfelbaum der bekannte Kommissar Hugo Blenken, er hatte schon früh gegen die Rebellen geschimpft, selbst als ihr ketzerisches Treiben noch unbekannt war. Hierher hatte er seinen Trupp Gangmilizionäre geführt, die berüchtigten „Langen Messer“ die er persönlich zu einer gefürchteten Truppe geschmiedet hatte. Ihr Ruf half ihm freilich nicht, er konnte die abprallende Kettenkugel nicht aufhalten, die ihn entleibte. Fast alle Bäume fallen vor Altersschwäche fast um, nicht einer der nicht seine Kugel, seinen Laserstrahl oder seinen Granatsplitter abbekommen hat. Die Gerippe der abgestorbenen Bäume sind in diesem Garten in der Mehrzahl. Fazzo de Siris gefallen, sein Adjutant Graf Himmelgruß verwundet, die Feuersbrunst, das Gemetzel, das Hinschlachten, Ströme von gohmorischem, sirisschem, und rasankurischem Blut in Raserei vermischt, ein mit Leichen gefüllter Brunnen, das Bataillon Rot 713 und die Rarr Stoßlanze aufgerieben, Blackman getötet, Blenken getötet, Varak getötet, die Elfenbeingarde verstümmelt, nach der Sichel des Varak noch drei weitere Sichel dezimiert, 3000 Mann allein im Hauptgebäude niedergehackt und gesäbelt, umgebracht, erschossen, verbrannt. Und das alles damit heute zwei zahnlose Greise zu einem Reisenden sagen können: „Herr wenn sie wollen geben sie uns drei Schekel, dann erklären wir ihnen die Sache mit den Etalwischen Feldern.“ Wenn es in der vorangegangenen Nacht nicht geregnet hätte, wäre die Zukunft Korons gewiss anders verlaufen. Ein paar Wassertropfen mehr oder weniger gaben für Norak den Ausschlag. Damit dem Feind hier jene Schmach zugefügt werden konnte, die später dafür sorgte das Gohmor, wenn auch etwas, so doch niemals vollständig, in seine Hände fiel, brauchte der allgewaltige Imperator nur ein Lächeln und ein wenig Regen. Die Schlacht hatte ihren Anfang erst zwischen Halb und Zwölf. Warum? Weil das Erdreich aufgeweicht war und es den schweren Verbänden des Feindes das rechtzeitige Eintreffen erschwerte. Zwar hatten die Soldaten Gohmors ähnliche Probleme, doch waren ihre Wege kürzer, und befand sich das Gros der Infanterie und der Reiterei schon in ihren Ausgangsstellungen. Ohne dies ist es bemerkenswert, dass auf beiden Seiten zwar Feldgeschütze in großer Zahl vorhanden waren, aber Panzer eher einen geringeren Teil ausmachten. Es wurde also zu einer Begegnung von der Giacomo Ballioni schrieb „Es war ein Kampf wie ihn die Altvorderen auszutragen sich nicht geschämt hätten.“ Da Feldmarschall von Quesen ein Mann war dessen glänzende, taktische Leistung aus der Bewegung des Feindes heraus entstand und da die Zeit sowieso für ihn spielte, ließ er sie seelenruhig verstreichen. Norak gab gegen Mittag den Befehl zum Angriff, obwohl seine Armee noch nicht allerorts den Verfügungsraum bezogen hatte. Aus heutiger Sicht mag das überstürzt erscheinen, doch dem war nicht so. Der Blutige war ein gnadenloser Krieger, doch ihn einen Dummkopf zu heißen wäre vermessen gewesen. Die Wildheit seiner Rasankuri und die absolute Weigerung der Verteidiger jemals eine eroberte Position wieder aufzugeben hatten ihm bereits unzählige Siege gegen weit aus größere Armeen eingetragen. Also sprach für sich genommen nichts dagegen, als er den Angriff auf den Mayerhof befahl. Alle seine Unternehmungen waren auf den Krieger, den gerüsteten Ritter wenn man so will, ausgelegt. Er begegnete den feindlichen Schlachtplan wie einer Zitadelle. Er schoss sie sturmreif und brach dann mit dem Geheul der entfesselten Furien über die schwächste Stelle herein. Die verschanzten Karrees sprengen, die Regimenter aufreiben, die Linien durchstoßen, dahinter die dicht geschlossenen Kolonnen zermalmen und zerstreuen. Zuschlagen, zuschlagen unaufhörlich zuschlagen, das war für ihn alles. Abwarten oder Stillstand kam in seinem Tun nicht vor. Die Zahlen sprachen trotz der Verspätung einiger Einheiten für diesen Faustkämpfer des Krieges und er gedachte dies frühzeitig für sich zu nutzen. Sein Schlachtplan war dabei so simpel wie messerscharf durchdacht. Den Mayerhof nehmen, Flanke und Sicherungslinie sprengen, derweil ein Loch in die Reihe der Verschanzten reißen, die Kräfte trennen, sie überrennen, in die Bresche treiben oder an den Brücken niedermachen und dann in aller Ruhe den Zangengriff um Gohmor schließen. Die Ebene stelle man sich als einen Teller mit nach oben gebogenem Rand vor, der Boden weit und wellig. Bei solch einem Aufeinandertreffen sind die Landmarken von ganz entscheidener Bedeutung. Jede Mulde, jede Bodenwelle wird zum Schützengraben, jedes Bauernhaus zur Festung, jede Hecke zu einem Fixpunkt, in die dieser Riese der Armee heißt seine Finger verkrallt, bestrebt den anderen Ringer umzustoßen. Daraus ergibt sich für den Befehlshaber die Notwenigkeit die kleinste Baumgruppe zu betrachten und die winzigste Bodenerhebung genau zu untersuchen. Die beiden Feldherren hatten die Ebene und die Felder eingehend studiert. Schon ein halbes Jahr vorher hatte sie von Quesen vorausschauend erkundet und für eine mögliche Schlacht erwogen. Der Auftakt dieser Schlacht ist nun also erzählt. Ein stürmischer, ungestümer Beginn, bedrohlich für beide Armeen, da um eine Schlüsselposition ausgetragen. Das Anrennen der Linienbrecher, Verteidiger und Rasankuri kam langsamer voran als gewohnt, der Boden war ein einziger, aufgeweichter Morast. Wäre das niedergetrampelte Korn der Felder nicht gewesen, welches ein Stohlager unter den eisenbeschlagenen Stiefeln der Krieger gebildet hatte, die Rebellenarmee wäre schlicht und ergreifend im Schlamm steckengeblieben. Heftig, vielleicht heftiger als der Blutige es letztlich gewünscht hatte, wurden die Feindseligkeiten vom Bruder des Heerführers eröffnet, indem er auf den Mayerhof losging. Derweil rückten vier Sichel Verteidiger gegen das Zentrum der gohmorischen Linie vor. Am verbleibenden Flügel erkundeten die wenigen eingetroffenen Panzer ihre Möglichkeiten und wurden von der 16. und 17. Feldgeschützbatterie, unter Unterleutnant Baudolino zu Hochstarken unter Feuer genommen. Panzer und Kanonen sollten sich bis zum Ende hin ein fruchtloses Geplänkel liefern. Nun, der Sturm auf das Gehöft erwies sich als Knochenmühle für die Angreifer und von Quesen konnte sich darauf beschränken ein weiteres Bataillon Bürgermiliz und eine Kompanie Gamarai- Grenadiere als Verstärkung zu entsenden. Eins sei angemerkt, der Besonderheit wegen. Bei dem kleinen Dörfchen Travenheim, den gohmorischen Stellungen vorgeschoben, prallten die Grenzen der Verteidiger Sichel „Todeslied“ auf vier Kompanien Rekruten der leichten Infanterie, welche den geordneten Vormarsch der Stahlgesichtigen hemmen und verzögern sollte. Auch hier stand ein Kommissar an der Spitze der jungen Krieger, Junior- Kommissar Streck, mit Namen. Dieser Unerschrockene, selbst kaum älter als jene die er führte, sollte sich zurückziehen, sobald die Bedrängung zu übermächtig werden würde. Die Rekruten und ihr Kommandant waren in ihrer Unerfahrenheit jedoch mit außerordentlichem Mut ausgestattet. Die Rekruten hielten sich tapfer vor dem schrecklichen Feind und wichen nicht zurück. Sie leisteten vor allem als Schützen ausgezeichnete Dienste. Der leichte Infanterist, ein wenig missachtet und sich daher selbst überlassen, wird gewissermaßen sein eigener General. Diese unbedarfte Infanterie hatte Schwung und versetzte den vorbeiziehenden Verteidigern empfindliche Nadelstiche. Versuche das Dorf zu nehmen scheiterten und erst als man es teils in Brand steckte flauten die Störaktionen ein wenig ab. Andernorts war den Rebellen mehr Erfolg beschieden. Arankur und Groß Gortal wurde genommen und Geschütze herangeführt, Zesendorf ging in Flammen auf. Sporadisch griffen Flugzeuge aus Gohmor in das Geschehen ein, doch das Unterstützen der Seegefechte wurde als vorrangig eingestuft. Von Zwölf bis Vier wogte das Kriegsglück hin und her. Auf Einbruch erfolgt Gegenstoß, Artilleriezusammenfassung fegt ganze Abschnitte leer, nur damit erneut Kampfwillige hineinbranden. Die Mitte der Schlacht ist in dem düsteren Getümmel beinahe nicht auszumachen. Man erblickt ein gewaltiges Hin und Her, eine schwindelerregende Fatamorgana, die bizarren Standarten des Feindes, die lichten Fahnen der Unsrigen, Geschrei und Signale, die Leiber der Heere ineinander verbissen. Im Kampf beeinflussen und negieren sich die Pläne beider Feldherren gegenseitig. Der vergossene Lebenssaft durchtränkt den ohnehin schon gesättigten Boden. Die Fronten schlängen sich wie ein Faden, die Bäche von Blut sprudeln wider jeder Vernunft. Um eine dergestaltige Schlacht darzustellen braucht es jene gewaltigen Maler, die das Titanenheer des Allerhöchsten darzustellen vermögen und auch vor den Abscheulichkeiten der Horusjünger in Werken nicht zurückschrecken. Die Geometrie täuscht, allein der Wirbelwind ist wahr. Erwähnen wir noch das eine Schlacht zu einen gewissen Zeitpunkt in eine Schlägerei ausartet, sich absondert und in zahllose Einzelhandlungen zerfällt die, um uns der Worte des Feldmarschalls selbst zu bedienen. „Mehr zur Biografie der Regimenter gehören, als zur Geschichte der Armee.“ In diesem Fall darf der Historiker natürlich zusammenfassen. Er kann nur die groben Umrisse des Kampfes erkennen und keinem Erzähler ist es gegeben, so gewissenhaft er auch sein mag, die Form dieser furchtbaren Wolke, die man eine Schlacht nennt, ganz zu bestimmen. Das ist die Wahrheit aller großen, bewaffneten Zusammenstöße und sie gilt vornehmlich für den Krieg der Häuser. - Kogan - 03-04-2011 Dennoch nahm am Nachmittag, in einem gewissen Augenblick, die Schlacht festere Gestalt an. Gegen Vier Uhr war die Lage der Gohmorer kritisch. Der Prinz von Neu Kallis, der im Tode das Kommando an Titus di Corvo-Orsius weiterreichen sollte, befehligte das Zentrum. Verzweifelt doch furchtlos rief er den Regimentern zu: „ Gamarai, Bürger der Hauptstadt, niemals zurück!“ Auf der rechten Flanke fiel Unterleutnant Baudolino als eine Panzergranate den Gefechtsstand auseinander riss und die Handvoll Rebellenpanzer sich anschickte durchzubrechen. Die zerfetzte Fahne wurde aufgerichtet und ein Feldwebel namens Westenholz übernahm den Befehl über die Batterien. Die stählernen Ungetüme konnten noch einmal zurückgeworfen werden. Die linke Flanke unter Peter Orsius stützte sich auf zwei Punkte. Mayerhof und die Hügelkette vor dem Ort Jerikas Lot. Mayerhof hielt noch Stand doch es brannte. Jerikas Lot war genommen. Von den Einheiten die das Gehöft hielten überlebten nur 66 Mann. Alle Offiziere, bis auf zwei, waren tot oder gefangengenommen. 3000 Kämpfer hatten sich in dieser besseren Scheune niedergemacht, unzählige mehr in den Gärten. Ein mutierter Gigant mit einem Stierkopf, dem man Unbesiegbarkeit nachsagte, wurde hier von einem kleinen Trommler der Bürgermiliz getötet. Mehrere Stellungen wurden überlaufen, als den tobenden Rasankuri die Verteidiger nachfolgten und eine Rückeroberung durch die Gamarai- Truppen verhinderten. Diverse Fahnen gingen verloren, Kanonen wurden umgedreht. Die schweren Dragoner der Orsianer hatten sich geweigert ihre Position preiszugeben und starben bis auf den letzten Mann. Von 12 000 Haustruppen blieben nur 600 Mann übrig, die sich auf die Schanzen der dritten Linie zurück fallen ließen, die Breche schon gefährlich im Rücken drohend. Man schleuderte ihnen den Kopf ihres Blockkommandanten nach. Nun gab es für die Krieger aus dem Osten nur noch eine Schwierigkeit, das Zentrum, welches noch immer nicht weichen wollte. Quesen verstärkte es indem er die Bataillonen von den Brücken über die Breche abzog und zusätzlich die Reserven der Siristruppen in den Kampf warf. Das Zentrum der Gohmorer, sehr kompakt und etwas nach innen gebogen, war ausgezeichnet platziert. Es hielt die Hochfläche von Bayendorf, hatte hinter sich den Ort, vor sich den steilen Abhang, mit den Sohlener Bergen, trotz des Namens nicht mehr als eine Hügelkette, zur Linken. Rechts die Kirche St. Michele, ein so massiver Klotz aus dem vorigen Jahrhundert, dass die Granaten davon abprallten ohne es in seinen Grundfesten zu erschüttern. Unterhalb des Abhangs hatten die Gamirai- Grenadiere ihre eigene Feldartillerie im Gestrüpp verborgen und lagen dort mit zahlreichen Einheiten im Hinterhalt. Den Beobachtern des Despoten, die ihre Aufmerksamkeit auf die Hochebene, die Hügel und das Getümmel darauf richteten, entging diese Finte gänzlich. Sie meldeten Norak das es bis zum letzten Posten des Gegners keine nennenswerten Hindernisse mehr gab. Auch die Brigade Stadtmiliz, in den Wäldchen der Sohlener Berge hatten sie übersehen. Diese entscheidende Stellung der Gohmirschen war gut gewählt, nur die Schlucht der Breche im Rücken war gefährlich, da eine Armee niemals über die beiden zur Verfügung stehenden Brücken hätte ausweichen können ohne sich aufzulösen. Der schwankende linke Flügel wurde hinter das Zentrum zurückgenommen, wo er die Sicherungskräfte der Brücken verstärkte und die geschundenen Sirisgarden, so wie die Gangmilizen sich auf halber Strecke als neue Linie eingruben. Die Leman Russ waren bereits bei den Brücken eingetroffen und ergaben somit einen wehrfähigen Stützpfeiler, welcher den notfalls lebensrettenden Rückweg über die Breche hielt. Hinter den Gebäuden von Bayendorf wartete, sich selbst zur Ruhe zwingend, von Quesens letzter großer Trumpf. Die Reiterei. Etwas vor der Dorfgrenze und dem Schanzwerk am Rand der Böschung, saß der Feldmarschall, besorgt und doch felsenfest, hoch zu Carnak und harrte auf diesem, den ganzen Tag in der gleichen Haltung. Von Quesen wahr kühl, heldenmütig zugegen. Inzwischen hatten die nach Arankur und Groß Gortal herangeführten Batterien den Kamm unter Feuer genommen, es regnete Granaten und primitive Kanonenkugeln. Eben war der Generaladjutant Gruber neben ihm gefallen. Blockkommandant Titus di Corvo-Orsius fragte ihn, indem er auf eine nahe Detonation zeigte. „Milord, sie lassen sich töten, wie lauten ihre Befehle und Instruktionen für diesen Fall?“ „Es ebenso zu machen wie ich.“ Antwortete von Quesen ohne das Fernglas abzusetzen Plötzlich, gegen Vier Uhr nachmittags, wich die gohmorische Linie. Unvermittelt waren auf dem Kamm nur noch ein paar Geschütze zu sehen und hier und da der Helm eines leichten Infanteristen. Gerade genug um ein Zurückweichen notdürftig zu decken. Die Einheiten, die dem auf sie Eindreschen der eingeschossenen Feindartillerie bis jetzt so tapfer standgehalten hatten, ließen sich zurückfallen. Von Quesen räumte das Feld. Der Despot, von seinen Offizieren und der erschreckenden Leibwache umgeben, ballte triumphierend die Faust und lachte dröhnend. Ein Umstand der bei diesem umwölkten Scheusal als selten genug gelten durfte. „Das war es also!“ Rief er aus und seine Unterführer trommelten die gepanzerten Fäuste und Waffen gegen ihre kampfgezeichneten Brustharnische. Doch solche flüchtigen Freuden sind Schein. Das letzte Lächeln steht ihm auf dem goldenen Richterstuhl zu. Für den Moment jedoch schien sich das Glück ihm zugewandt zu haben. Nun galt es für ihn die dünne Front der Deckenden zu durchbrechen und den Fliehenden in den Rücken zu fallen, sie möglichst noch vor den Brücken einzuholen und niederzumachen. Dafür hielt er die Drachenfänge in der Hinterhand die in jenen Tagen noch eine schwere Reiterei darstellten. Der Feldherr blickte noch einmal durch das gereichte Fernrohr, musterte die Dörfer im Tal, die meisten schon erobert und von den Verteidigern bezogen, wanderte an den Feldern entlang und prüfte die Landmarken. Nachlässig war er nicht, wir sagten es bereits. Es blieb also nur noch ein Fingerzeig, welches den Auftagt gab, den zurückweichenden von Quesen zu zermalmen. Er befahl den Führern der Drachenfänge die Hochfläche von Bayendorf zu nehmen! Sie waren 3500 und bildeten eine Front von einem halben Kilometer. Riesige Männer auf kolossalen Carnaks. Sie umfassten 26 Schwadronen und hatten hinter sich als Unterstützung die Reitersicheln „Donnergrollen“ und „Grabeswind“ sowie einige leichte Schwadronen Kardak, diese etwa 880 Lanzen. Am Morgen hatte die gesamte Armee die Drachenfänge bestaunt, als sie um Neun Uhr zum Rest des Heeres Stießen. Ganz in rotes Eisen gehüllt, mit krummen Schwertern und garstigen Stoßspießen bewaffnet, die doppelläufigen Schrotpistolen in den Sattelhalftern, die Sonne auf den hohen Helmen funkelnd. Ein Reiterheer wie man es ab dieser Tage nur noch selten sah. Vitur Kröner, der Herold Noraks zog seinen Sägezahn bewehrten Säbel und setzte sich an die Spitze. Die ungeheuren Schwadronen trabten los. Man sah ein furchtbares Schauspiel. Diese ganze Reiterei stieg, die blanken Waffen geschwungen, Standarten und Hörnerklang im Wind, nach Einheiten eingeteilt, in der selben Bewegung und wie ein einziger Mann, mit der Präzision eines ehernen Sturmbocks, der eine Breche stößt, über die Chaussee nach Arankur hinab. Sie senkte sich in die blutige Mulde nieder, in der schon so viele Menschen gefallen waren, entschwand dort im Rauch. Dann entstieg sie dem Schatten, immer gedrängt und zusammengepresst erklomm sie die Böschung beim brennenden Zesendorf. Ernst drohend, unerschütterlich. In den Pausen zwischen Artillerie- und Gewehrsalven hörte man dieses dumpf brausende Gestampf. Da die beiden Sichel den größten Anteil ausmachten bildeten sie zwei Kolonnen. Die Sichel „Donnergrollen“ ritt rechts, die Sichel „Grabeswind“ links. Aus der Ferne glaubte man zwei stählerne Schlangenungetüme zu sehen, die sich in die Mitte der Ebene hinabwälzten. Das Schauspiel durchzuckte die Schlacht wie ein dunkles Wunder. Nichts Ähnliches hatte man seit der Einnahme der Schanze am Herrenfelsen durch die schwere Kavallerie erblickt. Es schien als wäre diese Masse ein Fabelgeschöpf und habe nur eine einzige Seele. Jede Schwadron wellte sich und Schwoll wie ein Ring des Polypen, man gewahrte sie durch einen weiten Nebelrauch der hier und da aufriss, ein Gewirr von Helmen, von Schreien, Säbeln und Lanzen, ein wildes Aufspringen von Carnakgruppen. Ein disziplinierter und fürchterlicher Tumult, darüber die Kürasse, gleich den Schuppen der Hydra. Solche Berichte muten an als kämen sie aus einem anderen Zeitalter. Etwas was dieser Vision gleicht erschien zweifellos jenen Dichtern, die von Terra selbst stammen sollen, deren Werken man aber auch auf den Welten größter Dichtkunst angesichtig wird. Es sind die Epen die von den Männern mit Rossleibern erzählen, nach der Bezeichnung anderer Welten, Pferdemenschen geheißen, den Titanen mit menschlichem Antlitz und Fell bestandener Carnakbrust, die im Galopp den Berg heidnischer Götter erkletterten, grauenhaft, unverletzlich, erhaben, Götter und Tiere. Während das Heer die Ebene durchmaß, sich der Hochfläche näherte, harrte die Gamirai- Grenadiere vor dem Kamm, da es bis auf etwas Gestrüpp keine Deckung gab, pflanzten sie ihre Bajonette auf und formierten sich zu 13 Karrees. Ähnliches geschah auf der Hochfläche, wo von Quesen die zum Schein geflohenen Zentrumsgruppen halten ließ und zurück zum Kamm führte um dem Angreifer dort zu begegnen. Dabei verlief nicht alles wie geplant, zumal das Gelände hinter dem Dorf kaum Bewegungsfreiraum bot. Einheiten kamen sich ins Gehege, einige Truppenteile hatten die Finte gar als wirkliche Flucht gedeutet und strebten weiter auf die Brücken zu, wo sie dann schließlich erst auf die Situation aufmerksam gemacht wurden. Der Plan des Feldmarschalls war kühn und alles andere mit gewissem Ausgang gesegnet. Zwar standen den anstürmenden Reitern jetzt kampfbereite Soldaten gegenüber, wo sie doch mit demoralisierten Fliehenden gerechnet hatten, dennoch war das Reiterheer mächtig genug auch diese Entschlossenheit zu zerschlagen. Alles lag nun bei den Gamirai- Grenadiere, die hinter ihrem Versteck standen, stumm entschlossen, die Gewehre an der Schulter. Bewuchs und eine leichte Bodenwelle verhinderten die gerade Sicht. Die Soldaten sahen die Reiter nicht und umgekehrt. Sie hörten die Menschenflut steigen, sie horchten auf den Lärm von tausenden Carnaks, das abwechselnde symmetrische Klappern der Hufe, das Rasseln der Kürasse, das Klirren der hungrigen Hieb- und Stichwaffen und auf etwas das wie ein großes, unbändiges Gekeuch war. Dann plötzlich erschienen Lanzen und eine lange Reihe erhobener, Säbel und Schwerter schwingender Arme über den Bodenwelle. Man sah Helme, Hörner, Standarten und dreitausend Köpfe, mit grimmigen Fratzen als Visieren, schrien „Blut für den Blutgott!“ Die ganze Reiterei ergoss sich über den leichten Anstieg vor der Bodenwelle und es war wie der Ausbruch eines Erdbebens. Auf einmal bäumte sich in schicksalhafter Wendung, grauenhaft brüllend, die Spitze der Drachenfänge am Kopf des Leiberlindwurms. Als sie in zügelloser Raserei, besessen von ihrem mörderischen Ritt gegen die bayendorfer Ebene und die zurückflutenden Gohmorer darauf, den höchsten Punkt der vorgelagerten Bodenwelle erreicht hatten, hatten sie zwischen und den Gamirai- Grenadiere einen Graben entdeckt. Eine Grube! Es war der Hohlweg zwischen Bayendorf und dem östlich gelegenen Ovarn. Diese Minute war furchtbar. Da war die Schlucht, unerwartet, gähnend, senkrecht unter den Füßen der Carnaks, vier Meter tief, zwischen ihrer doppelten Böschung. Das zweite Glied stieß das erste hinein, das dritte das zweite. Die Carnaks steilten sich, warfen sich zurück, fielen auf die Krieger, alle Viere in der Luft, zerstampften ihre Reiter und schleuderten sie ab. Unmöglich zurückzuweichen, die ganze Kolonne war nur noch ein fliegendes Geschoss. Die für die Zermalmung der Gohmorer erworbene Kraft zermalmte die Rebellen. Die gnadenlose Schlucht konnte sich nur wenn sie ausgefüllt war ergeben. Reiter und Carnaks rollten, ein einziges Fleisch, ein blutiger Brei, in diesem Abgrund durcheinander und erst als die Grube mit lebenden Menschen vollgestopft war, schritt man über sie hinweg und der Rest kam hinüber. Hier begann für den Despoten der Verlust der Schlacht. Eine örtliche Legende, die sichtlich übertreibt, will wissen 3000 Carnaks und 15 000 Mann seien im Hohlweg nach Ovarn bestattet. Diese Ziffer schließt vermutlich alle anderen Leichname mit ein, die man am Tage nach der Schlacht in die Schlucht warf. Wir sagten es bereits, Norak war gewiss ein Scheusal, aber nicht dumm. Er hatte, als sich der baldige Sieg abzeichnete und der Reiterangriff eine beschlossene Sache war, das Terrain mit dem Glas untersucht. Aber den Hohlweg, der nicht einmal eine Falter an der Erdkruste vor der Hochebene bildete, hatte er nicht sehen können. Da ihm jedoch die kleine Wegkapelle aufgefallen war, die an jener Stelle steht, wo der Hohlweg die Chaussee nach Ziesen schneidet, hatte er einen gefangenen Bauern nach etwaigen Hindernissen befragt. Der hatte mit „Nein“ geantwortet. Man könnte fast sagen, dass dieses Schütteln eines Bauernkopfes, die Katastrophe Noraks verschuldet hat. Gleichzeitig mit der Schlucht, hatten sich die verborgenen Grenadiere und ihre Batterien gezeigt. 60 Geschütze und die 13 Karrees beschossen die Reiter aus nächster Nähe. Furchtlos hob der Führer der Fänge, ein heißblütiger Streiter namens Erik Stasson, welcher als einziger weit genug voraus gewesen war um den Graben zu durchqueren, das Schwert und entbot den Feinden seinen Gruß. Den Drachenfängen und schweren Reitern blieb nicht einmal eine Verschnaufpause. Die Verluste im Hohlweg hatten sie dezimiert, aber nicht entmutigt. Sie gehörten zu jenen Männern, die nur der Tod aufzuhalten vermochte. Der Schicksalsschlag traf allein die Kolonne „Grabeswind“. Die zweite Kolonne „Donnergrollen“ unter Nurrel, die der Herold Kröner, als hätte er das Verhängnis geahnt, hatte nach rechts abschwenken lassen, kam vollzählig an. Die gepanzerten Reiter stürzten sich auf die gohmorschen Karrees, im gestreckten Galopp, die Tiere mit den Schenkeln lenkend, die Lanzen gesenkt, andere die Säbel zwischen den Zähnen und die Pistolen in den Fäusten. So wurde die Attacke geritten. Die Karrees wurden schier von allen Seiten zugleich angegriffen, so groß war die Masse der zwischen sie einflutenden Krieger. Ein wahnsinniger Wirbel umkreiste sie, doch diese kühne Infanterie blieb unerschüttert. Bar jeder Deckung waren sie sich selbst Schutz und Festung. Das erste Glied ein Knie gebeugt, empfing die Reiter auf den Bajonetten, das zweite Glied erschoss sie, hinter dem zweiten Glied luden die Kanoniere die Geschütze, die Front des Karrees öffnete sich, spie einen eisernen Hagel aus und schloss sich wieder. Die schweren Reiter, die Drachenfänge und Drachenfänge antworteten mit Zermalmen. Ihre großen Carnaks bäumten sich, übersprangen die Reihen, setzten über die Reihen hinweg und fielen riesenhaft in Mitten dieser lebenden Mauern nieder. Granaten und schwere Bolter rissen Lücken in die Reiter, die Reiter schlugen Brechen in die Karrees. Reihenweise wurden die Männer unter den Carnkas zerquetscht, die Bajonette bohrten sich in die Bäuche dieser Kentauren. Die von der rasenden Reiterei zernagten Vierecke schrumpften zusammen, ohne mit der Wimper zu zucken. Unerschöpflich schleuderten sie Licht und Metall unter die Angreifer. Der Kampf zeigte ein ungeheuerliches Gesicht. Diese Bataillone waren keine Bataillone mehr, das waren Krater, diese Reiter waren keine Reiter mehr, es war ein Sturm. Jedes Karree glich einem Vulkan, den eine Gewitterwolke angriff, die Lava kämpfte gegen den Blitz. Das Karree an der rechten Seite, von allen am meisten gefährdet, wurde schon bei den ersten Zusammenstößen fast völlig aufgerieben. Das 17. Gamirai hatte es gebildet, alles Männer und Frauen aus den Küstengebieten Gohmors. In der Mitte spielte der Pfeifenspieler die Weisen des Meeres, während man sich um ihn herum niedermachte. Er saß auf einer ausgeglühten Laserkanonenbatterie, den Luftschlauch des Instruments unter dem Arm. In tiefer Unachtsamkeit sein melancholisches Auge senkend, in dem sich die weiten Wellen des Meeres widerspiegelten. Wie dereinst Sanguinius in den Armen des Imperators, den schwindenden Blick nach innen und gen Baal gekehrt, dachten die Grenadiere sterbend an die heimatlichen Gefilde an den Klippen der äußeren Ebenen. Die Axt eines Drachenfangs hackte den, die Pfeifen haltenden, Arm ab und machte dem Lied ein Ende. „Grabeswind“, durch das Unglück im Hohlweg geschwächt, hatten in der Mitte fast die gesamte gohmorische Armee gegen sich, jetzt wo auch vom Rand des bayendorfer Plateaus gefeuert wurde. Doch sie vervielfältigten sich. Jeder Mann schien zehn aufwiegen zu wollen. Mittlerweile wankten einige Einheiten der Grenadiere. Von Quesen, der der Gefahr ungeachtet an den Rand getreten war, sah es und besann sich auf seine Kavallerie. Wenn Norak im selben Augenblick an seine Infanterie gedacht hätte, dann hätte er die Schlacht gewonnen. Dieses Versäumnis war sein großer, verhängnisvoller Fehler. Plötzlich fühlten sich die angreifenden Rebellen angegriffen. Da sie um die Karrees schwärmten hatten sie die gohmorische Kavallerie im Rücken und in der Seite. Zwischen ihnen die wehrhaften Vierecke, von vorn die Front aus Reitern unter Oberstleutnant Sprung. Sprung nach folgten 1400 Gardedragoner und 600 Kürassiere unter Leutnant Malveon, diese zur Rechten. Die Krieger des Ostens, mussten sich nun zu allen Seiten hin zur Wehr setzen. Von den leichten Kardak war keine Hilfe zu erwarten, schlugen sie sich doch in den Sohlener Bergen, teils abgesessen, teils reitend, mit der dortigen Bürgermiliz herum. Allein es kümmerte die Angreifer nicht das sie auf sich gestellte waren. Tapferkeit verkam zu Raserei und Rausch. Für solche Rasankurer brauchte es nichts geringeres als solche Gohmorer. Das war kein Getümmel mehr, es war ein schwindelerregendes Aufwallen der Seelen, des Mutes und des Wahns, ein Gewitter von Waffenblitzen. Im Handumdrehen zählten die 1400 Gardedragoner nur noch 800, Sprung sank tot vom Carnak. Die Gohmorischen wurden zurückgeworfen, die Karrees passiert und die Hochebene erreicht, erklettert, erobert und sogleich wieder zurückerobert von den dort wartenden Resten des Zentrums. Die Rebellen lösten sich von den Dragonern und Kürassieren um sich erneut der lästigen Infanterie zuzuwenden, oder besser gesagt: Dieses ganze furchtbare Gewühl schlug sich herum, ohne das der eine den anderen losließ. Nach 12 Angriffen hielten die Karrees immer noch stand. Vier Carnaks wurden unter Kröner weggeschlossen. Die Hälfte des gesamten Reiterheers blieb tot vor, oder auf der Hochebene zurück. Dieses Ringen währte zwei Stunden. Die erschöpften Gohmorer waren davon erneut bedenklich ins Straucheln geraten. Hätte sich das Schicksal nicht mit der Katastrophe im Hohlweg zu Wort gemeldet, die Reiter hätten das Zentrum ohne Zweifel überrannt und den Sieg erzwungen. Die Reiterkrieger rieben sieben von 13 Karrees völlig auf, eroberten oder zerstörten 60 Geschütze und entrissen den gohmorischen Regimentern sechs Fahnen, welche man dem Despoten zu Füßen legte. Von Quesens Lage war nicht besser worden. Die seltsame Schlacht war wie ein Duell von zwei Verwundeten, alle beide kämpfend und immer noch Widerstand leistend, dabei aber ihr ganzes Blut verlierend. Wer fällt als erster? Der Kampf auf dem Plateau dauerte fort. Wie weit sind die Rebellenreiter gekommen? Fest steht, dass am Tag nach der Schlacht, ein schwerer Reiter im eisernen Strebenwerk der Brechenbrücke A-14 tot aufgefunden wurde. Auch wird berichtet das die Mannschaften der Leman Russ, welche die Sicherung der Hauptbrücken übernahmen, auf vereinzelte Reiter mit ihren Frontboltern schossen. Von Quesen fühlte sich dem Untergang nah, der entscheidende Augenblick stand unmittelbar bevor. Die feindlichen Reiter hatten es nicht geschafft das Zentrum zu durchbrechen, jeder und niemand besaß die Hochfläche, doch insgesamt verblieb sie zum größten Teil den Gohmorern. Der Feldmarschall hatte das Dorf und die beherrschende Ebene, Kröner nur den Kamm und die Ebene. Auf beiden Seiten schien man in diesen unheilvollen Bogen verwurzelt. Aber die Schwächung der Gohmorer zeigte sich unabänderlich. Der Aderlass dieser Armee war erschreckend. Auf dem linken Flügel, wo die Verteidiger Sicheln gegen die wenigen Streiter der Makropole drückten forderte der Anführer der Angreifer, ein Überindividueller Verteidiger namens Truum 13 Verstärkung an. „Es ist keine da!“ Antwortete Norak. „Soll er sich doch töten lassen.“ Fast im gleichen Augenblick, eine seltsame Parallele, welche die Erschöpfung beider Armeen verdeutlicht, bat Peter Orsius Feldmarschall von Quesen um Infanterie und der rief aus. „Infanterie! Woher nehmen? Soll ich etwa welche machen?“ Das eiserne Drängen der Rebellenreiter, mit ihren stählernen Brüsten hatte die Grenadiere zerschmettert. Ein paar Mann, um eine Fahne, Kanone oder einen schweren Bolter gescharrt, kennzeichneten den Platz wo ein Regiment gestanden hatte. Manches Bataillon wurde nur noch von einem Leutnant oder Feldwebel geführt. Links brachen die letzten, dünnen Linien ein und flohen auf einer Breite von drei Kilometern. Der verwunderte Peter Orsius wurde, unter lautstarken Protesten, von den Zurückweichenden mitgezogen. Den einzigen Widerstandspunkt bildete hier nun das Feldlazarett bei Meizenfurt mit seinen spärlichen Schutzreserven. Gegen Fünf zog von Quesen seine Uhr und man hörte ihn murmeln. „Mehr Zeit können wir ihnen nicht geben.“ Er spielte damit auf die Armeen an deren kompletten Einzug in die Stadt der Tod seiner eigenen Armee hatte erkaufen sollen. Um diese Zeit erhob sich eine Staubwolke auf den Höhen, jenseits der Breche. Hier löst sich der Knoten des Riesendramas. Nachdem die Armeen in die Stadt eingezogen waren, vor, auf und hinter den Mauern Aufstellung genommen hatten und auch der letzte Versorgungswagen durch die Titanentore der Makropole gerumpelt waren, war die Auflage der Heeresführung erfüllt und es konnte eilig ein Entsatzheer zusammengestellt werden. Dieses marschierte nun, unter General Wenschel über die Brücken. Die Überquerung nahm Zeit in Anspruch, Fliehende versperrten bereits den Weg, wandten sich beim Anblick der frischen Hilfe jedoch wieder um. Hätte die Schlacht eine oder zwei Stunden früher begonnen, die feindlichen Batterien hätten bereits auf der Höhe von Bayendorf gestanden und die jenseitige Fläche unter Feuer nehmen können. Dies hätte ein Massaker unter den einrückenden Versorgern bedeutet. Das Entsatzheer war gewiss sehr klein und ein buntes Stückwerk aus kleineren Hausarmeen und Teilen der Verstärkung Kaptals. Allein es reichte aus um die ausgefransten Formationen des Feindes zurückzuschlagen und Bayendorf, so wie einen Ring darum, zu besetzen. Von Wenschel ist der Ausspruch überliefert. „Wohl an, von Quesen muss man Luft verschaffen.“ 86 Geschütze donnerten los und die Schlacht verlagerte sich erneut in die Mitte der Ebene, wo sie zu einem Rückzug des Feindes, oder zu dessen Auslöschung wird. Reiterei aus dem Haus Treoris fegte die geschwächte Kavallerie auf dem Plateau hinweg und gewinnen das Dorf zurück. Die Spitzen der Rasankuri und Verteidiger werden zerschmettert und grimmigen die Widersacher lassen sich auf die eroberten Dörfer zurückfallen, welche die Fixpunkte einer hastig errichteten Linie bilden. Ein Vorstoß der Gohmorischen am frühen Abend scheitert am Abwehrwillen der so plötzlich in die Defensive Gedrängten. Gegen Acht Uhr dann schweigen die Waffen und das Aufatmen wird vom Wimmern der Verletzten und Sterbenden übertönt. Die Wolken, es war den ganzen Tag über bedeckt gewesen, rissen auf und enthüllten eine feurig, blutrote Sonne, die im Sinken begriffen war. Norak, von dem man es anders hätte erwarten können, brach nicht in Wut aus oder tobte gegen seine Unterführer. Ruhig organisierte er die neue Aufstellung, ließ schanzen und die Dörfer befestigen, zuckte mit keiner Miene, ob des gewaltigen Blutzolles, denn seine Streitmacht hatte entrichten müssen. Er opferte auf den Altaren, welcher man dieser Tage öfter in den Reihen der Feinde erblickte und verfasste dann seinen Gesuch um neue Truppen an den Schwarzen Drachen. Wir wissen das wir von diesem Großen unter den Gegnern nicht das Letzte mal gehört haben sollten. Eben sowenig wie dies die letzte Schlacht um unsere herrliche Hauptstadt gewesen sein würde. Und doch ist dieses Treffen ein Fanal für all jene, die sich der Illusion hingeben, eine Makropole bezwingen zu können, die solche Soldatenherzen hervorbringt. |