02-27-2011, 01:21 PM
Umland und Brückenkopf des gohmorischen, heiligen Kreuzzuges
Die Reifen quetschen tiefe Furchen in den Schnee der Ebene, welche wie gepudert schien. Breite Fahrrillen hinterlassend, brauste der Truck dahin und zerstörte das gleichmäßige Weiß das ringsum sie herum die Unberührtheit der Natur des Winters widerspiegelte. Die arbeitende Kraftmaschine des Fahrzeugs ächzte und hustete unter der Leistung die sie erbringen musste, hielt aber tüchtig durch, immerhin war sie für solche Extremfälle konzipiert. Diese Küstenregion war nicht die Blutsandwüste, ebenso wenig der Schmelzofen von Rasankur, die Sonne hatte hier nur geringe Macht und ihre flammende Hitze vermochte die hiesige(n) Erde und Menschen nicht zu erreichen. An jenen Gestaden herrschten andere Wettergötter. Es waren die Domänen von Sturm und Regen, Schnee und Hagel, Blitz und Donner. Ungastliche Witterungen für ein ungastliches Land. Der Himmel glich einer erstickenden Decke, nirgends blinzelte das strahlende Blau eines angenehmen Tages hindurch, stattdessen dräuten grauschwarze, schwere Wolken und schluckten jegliches Fitzelchen hoffnungsspendendes Lichtes, das einem das Gemüt unendlich trübsinnig werden ließ.
Das Binnenland selbst war flach und eintönig, es gab keine signifikanten Erkennungsmerkmale oder Eigentümlichkeiten dies es hervorhoben oder zu etwas außergewöhnlichem machten. Die seichten Hügel in dem Gebiet konnten bestenfalls als Erhebungen deklariert werden und ab und zu lehnte sich ein kleiner Hain von verkrüppelten oder kahlen Bäumen, ähnlich dem in dem sie Unterschlupf gesucht hatten, gegen die Tristesse der Gegend auf. Gefrorene Tümpel schimmerten bleich wie Mondgestein oder die fahlen Augen eines gestorbenen Giganten aus dem festen Grund. Weiße, fast transparente Flocken rieselten leicht und behäbig vom Firmament, indes in einiger Entfernung sich dutzendfach schmutziger, rußiger Qualm von einem hinterlassenden Schlachtfeld und Totenacker erhob und noch weiter dahinter an die hundert zusätzliche, die sich hinter den überwundenen Wällen einer unterworfenen Stadt hinauf in den Himmel kräuselten, wie Kletterpflanzen giftiger, schwarzer Abstammung, aus Feuer und Leid entsprungen.
In der Fahrerkabine herrschte eisige Stille, die Heizung lief zwar auf Hochtouren, aber es gelang ihr nicht den frostigen Temperaturen Herr zu werden und es lauschig warm werden zu lassen. Auch vermochte sie nicht die unterkühlte, grimmige Stimmung der drei Passagiere zu verbessern. Noch immer bildeten sich feine Dunstwölkchen vor den Münden bei jedem Atemzug. Das Mädchen welches sie aus ärmlichsten Verhältnissen „gerettet“ hatten und sie nun auf ihre Abenteuerfahrt – oder sollte man eher sagen; Höllentrip – begleitete schwieg, ganz entgegen ihrer quicklebendigen Mentalität. Sie begnügte sich offenbar damit forschende Blicke in das dunkelhäutige, von Schmerzen gezeichnete Gesicht von Naradas, die verhärmte Maske der schwarzhaarigen Azazernerin am Steuer des Lastentransporters oder die monotone Landschaft die an den Fenstern vorüberzog zu werfen. Ayris war dies nur recht, sie hatte im Augenblick keine Polsterung für eine quirlige Nervensäge wie sich die Kleine von Zeit zu Zeit gebar.
Außerdem war ihre Lunte bereits ziemlich weit abgebrannt an diesem Tag, es fehlte nicht mehr viel um das Pulverfass in ihrem Inneren zum explodieren zu bringen. Allmählich meldete sich auch ihre Verwundung wieder zurück, das Adrenalin der letzten Stunde hatte sie den Streifschuss vergessen lassen, aber jetzt wo sie sich lediglich aufs fahren zu konzentrieren hatte und darauf nicht in einem Haufen Flüchtlinge oder Marodeure zu rauschen, pulsierte die Verletzung wieder als säße ein Winzling in ihren Arm und spiele mit den beschädigten Muskeln Tauziehen. Die eingeflößten Medikamente bändigten noch verlässlich die Pein, aber gegen das Trommeln kamen sie nicht an und es war ein äußerst unangenehmes Empfinden.
Unbehaglicher als die Kälte die ihr in die Glieder schlich, dabei war sie die erheblich gefährlichere Apperzeption von den beiden. Ihre Ausstattung ließ beträchtlich zu wünschen übrig was die Minus-Grade anbelangte, sie musste sich bei nächster Gelegenheit schleunigst neu einkleiden. Im Moment schützte sie gerade einmal eine Schicht synthetisches Material vor dem bissigen Frosthauch, die war zwar multifunktional, bewirkte jedoch keine Wunder und war eindeutig zu wenig für dieses Klima. Ihre Finger waren schon völlig durchgefroren, von den leidlich bedeckten Füßen kaum zu sprechen. Gegen die Argumentation des Korsaren und die taktische Analyse seines mechanischen Gehilfen hatte sie nichts einzuwenden, im essentiellen hatte er ihrer Lage wahrhaftig eine positive Perspektive abgerungen, obgleich sie der Außenwelterlerin trotzdem nicht gefiel. Sicherlich, sie konnten froh sein noch unter den Lebenden zu weilen, aber ohne an einer Schlacht beteiligt gewesen zu sein, von einem einzelnen Vagabunden ausgeraubt und angeschossen zu werden (nicht in ihrem Fall), das war schon deprimierend genug.
„Schon kapiert, ich war auch nicht erpicht darauf mich ins Getümmel zu stürzen und für eine sinnlose Sache über den Haufen geballert zu werden, doch mir stand genauso wenig der Sinn danach von einem Colchiten ausgenommen und gedemütigt zu werden! Der verdammte Fledderer lacht sich im Moment bestimmt ins Fäustchen und befriedigt seine niederen Gelüste an der nächstbesten Leiche die er… ach, zur Hölle mit ihm!“ knurrte sie misstönend.
„Wenn man deiner… Maschine Glauben schenken darf, zentriert sich der Großteil des Kreuzzugheeres bei der Dammstadt und wird nach deren Plünderung oder Einebnung unaufhaltsam weiterziehen und das solange bis sie auf den letzten Mann aufgerieben wurde. Und irgendwo in den Wirren dieses Glaubenskrieges stampft auch noch ein megalomaner Regent auf den Kadavern der Getöteten herum und säuft das Blut von Säuglingen aus Schädeln der Hingeschlachteten. Einem Fürsten dem du Treue und Geleit geschworen hast, er wird sich gewisslich schon fragen wo du… wir abgeblieben sind. Andererseits, vielleicht hat er uns einen Gefallen getan und sich brüllend in die Metzelei geworfen um dann überrascht festzustellen das er doch nicht so unbesiegbar ist nachdem mehrere Ladungen Schrot ihm den Brustkorb weggesprengt haben. Zu hoffen wäre es, ansonsten könnte es bei einer späteren Begegnung reichlich ungemütlich für uns enden. Wie du ja an dieser Ratte von Wegelagerer mitbekommen hast, besitzen die ein außergewöhnliches Talent zum überleben. Leider.“
Wütend riss sie an dem Lenkrad und bog mit dem Lastwagen auf einen viel bewanderten Trampelpfad ein, der sich jäh von dem Hauptweg abzweigte dem sie bisher gefolgt war. Zehn Minuten raste sie die schnurgerade Strecke hinab, ehe sie das Tempo drosseln musste weil Gruppen aus zerlumpten Pilgern plötzlich den Pfad säumten. Etliche von ihnen waren dreckstarrend oder blutüberströmt, eine wahre Kompanie der Verdammten, die sich zurück ins Lager schleppte. Vorsichtig passierte Ayris die Kolonne der Versehrten, behielt die langsamere Geschwindigkeit aber bei. Knapp einen halbe Stunde später erreichten sie die Landungszone der gohmorischen Invasionstruppen.
Inzwischen war eine Zeltstadt aus dem Boden gesprossen und notdürftige Überstände für empfindsame Elektronik und Vorräte errichtet worden. Eine behelfsmäßige Schutzbarrikade aus Sandsäcken, Steinen und was sich sonst so hatte auftreiben lassen, zäunte das weitläufige Militärareal ein. Nach wie vor ging es im Stützpunkt zu wie in einem Mikrobenbau, überall wuselte und schwärmte es. Eine nicht unbeachtliche Zahl an Schiffen unterschiedlichster Bauart lag in dem Aufmarschgebiet vor Anker oder hatte sich mit dem Bug direkt in das Ufer gewühlt. Und über allem flatterten die Fahnen und Banner des zweiköpfigen Adlers mit seinen weit gefächerten Schwingen im Wind.
Provisorische Posten in Mauerlücken waren eingerichtet worden, die als Überwachung dienten wer das Gelände verließ und wer um Zugang ersuchte. Die Fremdweltlerin ging vom Gas, schaltete runter und bremste schließlich ab. Keine Sekunde darauf tauchte ein hageres Gesicht an ihrer Seitenscheibe auf und klopfte mit einem Fingerknöchel dagegen. Sie kurbelte die verschmutzte Trennscheibe herab und erzählte dem Mann dieselbe Geschichte vom Sondereinsatz, dem Hinterhalt und der Erbeutung der feindlichen Waffen welche sie dem narbigen Abtrünnigen aufgetischt hatte. Der sah offensichtlich keine Bedrohung in ihrer Berichterstattung (oder war schlicht und ergreifend mit der Prüfung der Sachlage überfordert) und winkte sie durch mit der Anweisung einen Offizier ausfindig zu machen dem sie ihre Konterbande melden sollten. Im Schleichtempo fuhr Ayris das Gefährt in Richtung der Proviantplanen und stellte dann den Motor ab.
„Das war’s!“ verkündete sie, lehnte sich einen Moment zurück und rieb sich die erschöpften Augen. Ein Stöhnen rechterhand wies sie allerdings rasch auf den Gesundheitszustand ihres Gefährten hin.
„Okay, versuchen wir einen Arzt für dich aufzutreiben. Die haben hier in der Zwischenzeit bestimmt ein Lazarett hochgezogen.“ mutmaßte sie, stieß die Tür auf und sprang nach draußen um einen Rundumblick schweifen zu lassen.
„Joie, sitz da nicht einfach kopflos rum, hilf ihm raus!“ hieß sie dem Mädel, das mit dem Mund ein „Blablabla!“ murmelte, dem gehandicapten Naradas dann aber tugendhaft aus dem höher gelegenen Führerhaus des Truck half.
Die Reifen quetschen tiefe Furchen in den Schnee der Ebene, welche wie gepudert schien. Breite Fahrrillen hinterlassend, brauste der Truck dahin und zerstörte das gleichmäßige Weiß das ringsum sie herum die Unberührtheit der Natur des Winters widerspiegelte. Die arbeitende Kraftmaschine des Fahrzeugs ächzte und hustete unter der Leistung die sie erbringen musste, hielt aber tüchtig durch, immerhin war sie für solche Extremfälle konzipiert. Diese Küstenregion war nicht die Blutsandwüste, ebenso wenig der Schmelzofen von Rasankur, die Sonne hatte hier nur geringe Macht und ihre flammende Hitze vermochte die hiesige(n) Erde und Menschen nicht zu erreichen. An jenen Gestaden herrschten andere Wettergötter. Es waren die Domänen von Sturm und Regen, Schnee und Hagel, Blitz und Donner. Ungastliche Witterungen für ein ungastliches Land. Der Himmel glich einer erstickenden Decke, nirgends blinzelte das strahlende Blau eines angenehmen Tages hindurch, stattdessen dräuten grauschwarze, schwere Wolken und schluckten jegliches Fitzelchen hoffnungsspendendes Lichtes, das einem das Gemüt unendlich trübsinnig werden ließ.
Das Binnenland selbst war flach und eintönig, es gab keine signifikanten Erkennungsmerkmale oder Eigentümlichkeiten dies es hervorhoben oder zu etwas außergewöhnlichem machten. Die seichten Hügel in dem Gebiet konnten bestenfalls als Erhebungen deklariert werden und ab und zu lehnte sich ein kleiner Hain von verkrüppelten oder kahlen Bäumen, ähnlich dem in dem sie Unterschlupf gesucht hatten, gegen die Tristesse der Gegend auf. Gefrorene Tümpel schimmerten bleich wie Mondgestein oder die fahlen Augen eines gestorbenen Giganten aus dem festen Grund. Weiße, fast transparente Flocken rieselten leicht und behäbig vom Firmament, indes in einiger Entfernung sich dutzendfach schmutziger, rußiger Qualm von einem hinterlassenden Schlachtfeld und Totenacker erhob und noch weiter dahinter an die hundert zusätzliche, die sich hinter den überwundenen Wällen einer unterworfenen Stadt hinauf in den Himmel kräuselten, wie Kletterpflanzen giftiger, schwarzer Abstammung, aus Feuer und Leid entsprungen.
In der Fahrerkabine herrschte eisige Stille, die Heizung lief zwar auf Hochtouren, aber es gelang ihr nicht den frostigen Temperaturen Herr zu werden und es lauschig warm werden zu lassen. Auch vermochte sie nicht die unterkühlte, grimmige Stimmung der drei Passagiere zu verbessern. Noch immer bildeten sich feine Dunstwölkchen vor den Münden bei jedem Atemzug. Das Mädchen welches sie aus ärmlichsten Verhältnissen „gerettet“ hatten und sie nun auf ihre Abenteuerfahrt – oder sollte man eher sagen; Höllentrip – begleitete schwieg, ganz entgegen ihrer quicklebendigen Mentalität. Sie begnügte sich offenbar damit forschende Blicke in das dunkelhäutige, von Schmerzen gezeichnete Gesicht von Naradas, die verhärmte Maske der schwarzhaarigen Azazernerin am Steuer des Lastentransporters oder die monotone Landschaft die an den Fenstern vorüberzog zu werfen. Ayris war dies nur recht, sie hatte im Augenblick keine Polsterung für eine quirlige Nervensäge wie sich die Kleine von Zeit zu Zeit gebar.
Außerdem war ihre Lunte bereits ziemlich weit abgebrannt an diesem Tag, es fehlte nicht mehr viel um das Pulverfass in ihrem Inneren zum explodieren zu bringen. Allmählich meldete sich auch ihre Verwundung wieder zurück, das Adrenalin der letzten Stunde hatte sie den Streifschuss vergessen lassen, aber jetzt wo sie sich lediglich aufs fahren zu konzentrieren hatte und darauf nicht in einem Haufen Flüchtlinge oder Marodeure zu rauschen, pulsierte die Verletzung wieder als säße ein Winzling in ihren Arm und spiele mit den beschädigten Muskeln Tauziehen. Die eingeflößten Medikamente bändigten noch verlässlich die Pein, aber gegen das Trommeln kamen sie nicht an und es war ein äußerst unangenehmes Empfinden.
Unbehaglicher als die Kälte die ihr in die Glieder schlich, dabei war sie die erheblich gefährlichere Apperzeption von den beiden. Ihre Ausstattung ließ beträchtlich zu wünschen übrig was die Minus-Grade anbelangte, sie musste sich bei nächster Gelegenheit schleunigst neu einkleiden. Im Moment schützte sie gerade einmal eine Schicht synthetisches Material vor dem bissigen Frosthauch, die war zwar multifunktional, bewirkte jedoch keine Wunder und war eindeutig zu wenig für dieses Klima. Ihre Finger waren schon völlig durchgefroren, von den leidlich bedeckten Füßen kaum zu sprechen. Gegen die Argumentation des Korsaren und die taktische Analyse seines mechanischen Gehilfen hatte sie nichts einzuwenden, im essentiellen hatte er ihrer Lage wahrhaftig eine positive Perspektive abgerungen, obgleich sie der Außenwelterlerin trotzdem nicht gefiel. Sicherlich, sie konnten froh sein noch unter den Lebenden zu weilen, aber ohne an einer Schlacht beteiligt gewesen zu sein, von einem einzelnen Vagabunden ausgeraubt und angeschossen zu werden (nicht in ihrem Fall), das war schon deprimierend genug.
„Schon kapiert, ich war auch nicht erpicht darauf mich ins Getümmel zu stürzen und für eine sinnlose Sache über den Haufen geballert zu werden, doch mir stand genauso wenig der Sinn danach von einem Colchiten ausgenommen und gedemütigt zu werden! Der verdammte Fledderer lacht sich im Moment bestimmt ins Fäustchen und befriedigt seine niederen Gelüste an der nächstbesten Leiche die er… ach, zur Hölle mit ihm!“ knurrte sie misstönend.
„Wenn man deiner… Maschine Glauben schenken darf, zentriert sich der Großteil des Kreuzzugheeres bei der Dammstadt und wird nach deren Plünderung oder Einebnung unaufhaltsam weiterziehen und das solange bis sie auf den letzten Mann aufgerieben wurde. Und irgendwo in den Wirren dieses Glaubenskrieges stampft auch noch ein megalomaner Regent auf den Kadavern der Getöteten herum und säuft das Blut von Säuglingen aus Schädeln der Hingeschlachteten. Einem Fürsten dem du Treue und Geleit geschworen hast, er wird sich gewisslich schon fragen wo du… wir abgeblieben sind. Andererseits, vielleicht hat er uns einen Gefallen getan und sich brüllend in die Metzelei geworfen um dann überrascht festzustellen das er doch nicht so unbesiegbar ist nachdem mehrere Ladungen Schrot ihm den Brustkorb weggesprengt haben. Zu hoffen wäre es, ansonsten könnte es bei einer späteren Begegnung reichlich ungemütlich für uns enden. Wie du ja an dieser Ratte von Wegelagerer mitbekommen hast, besitzen die ein außergewöhnliches Talent zum überleben. Leider.“
Wütend riss sie an dem Lenkrad und bog mit dem Lastwagen auf einen viel bewanderten Trampelpfad ein, der sich jäh von dem Hauptweg abzweigte dem sie bisher gefolgt war. Zehn Minuten raste sie die schnurgerade Strecke hinab, ehe sie das Tempo drosseln musste weil Gruppen aus zerlumpten Pilgern plötzlich den Pfad säumten. Etliche von ihnen waren dreckstarrend oder blutüberströmt, eine wahre Kompanie der Verdammten, die sich zurück ins Lager schleppte. Vorsichtig passierte Ayris die Kolonne der Versehrten, behielt die langsamere Geschwindigkeit aber bei. Knapp einen halbe Stunde später erreichten sie die Landungszone der gohmorischen Invasionstruppen.
Inzwischen war eine Zeltstadt aus dem Boden gesprossen und notdürftige Überstände für empfindsame Elektronik und Vorräte errichtet worden. Eine behelfsmäßige Schutzbarrikade aus Sandsäcken, Steinen und was sich sonst so hatte auftreiben lassen, zäunte das weitläufige Militärareal ein. Nach wie vor ging es im Stützpunkt zu wie in einem Mikrobenbau, überall wuselte und schwärmte es. Eine nicht unbeachtliche Zahl an Schiffen unterschiedlichster Bauart lag in dem Aufmarschgebiet vor Anker oder hatte sich mit dem Bug direkt in das Ufer gewühlt. Und über allem flatterten die Fahnen und Banner des zweiköpfigen Adlers mit seinen weit gefächerten Schwingen im Wind.
Provisorische Posten in Mauerlücken waren eingerichtet worden, die als Überwachung dienten wer das Gelände verließ und wer um Zugang ersuchte. Die Fremdweltlerin ging vom Gas, schaltete runter und bremste schließlich ab. Keine Sekunde darauf tauchte ein hageres Gesicht an ihrer Seitenscheibe auf und klopfte mit einem Fingerknöchel dagegen. Sie kurbelte die verschmutzte Trennscheibe herab und erzählte dem Mann dieselbe Geschichte vom Sondereinsatz, dem Hinterhalt und der Erbeutung der feindlichen Waffen welche sie dem narbigen Abtrünnigen aufgetischt hatte. Der sah offensichtlich keine Bedrohung in ihrer Berichterstattung (oder war schlicht und ergreifend mit der Prüfung der Sachlage überfordert) und winkte sie durch mit der Anweisung einen Offizier ausfindig zu machen dem sie ihre Konterbande melden sollten. Im Schleichtempo fuhr Ayris das Gefährt in Richtung der Proviantplanen und stellte dann den Motor ab.
„Das war’s!“ verkündete sie, lehnte sich einen Moment zurück und rieb sich die erschöpften Augen. Ein Stöhnen rechterhand wies sie allerdings rasch auf den Gesundheitszustand ihres Gefährten hin.
„Okay, versuchen wir einen Arzt für dich aufzutreiben. Die haben hier in der Zwischenzeit bestimmt ein Lazarett hochgezogen.“ mutmaßte sie, stieß die Tür auf und sprang nach draußen um einen Rundumblick schweifen zu lassen.
„Joie, sitz da nicht einfach kopflos rum, hilf ihm raus!“ hieß sie dem Mädel, das mit dem Mund ein „Blablabla!“ murmelte, dem gehandicapten Naradas dann aber tugendhaft aus dem höher gelegenen Führerhaus des Truck half.