02-11-2011, 07:11 PM
Abseits von Dammstadt
Die Injektionen benötigten eine Kurzweil von fünf Sekunden bevor sie anschlugen und die ermatteten Lebensgeister des verwundeten Kriegers mit einer wiederkehrenden Inbrunst entfachten wie man es nur mit dem Initialstart eines Shuttleschiffes vergleichen konnte. Keuchend, um wertvollen Atem ringend, klaffte sein Mund auf, hechelte nach Luft und sog sie hastig in sich auf als habe er eine Dekade ohne sie, in einem tiefen Eisgefängnis ausgeharrt. Die Lider zogen sich wie im außerordentlichen Schrecken zurück und offenbarten weiß schimmernde Perlen, die von dunklen Iriskreisen geziert wurden, die unstet umher huschten, als erfassten sie zunächst nicht so recht wo sie sich befanden und was um sie herum geschah. Einhergehend damit, zuckte der gesamte Körper einmal spastisch auf, wie als erinnere er sich daran das er gelebt hatte – und es noch tat – und um dies sich selbst zu bezeugen prüfte er die Empfindlichkeit aller seiner Gliedmaßen indem er sie einmal konvulsivisch bewegte. Nachdem Sinne und Verstand die Zeichen des eigenen Organismuses empfangen hatten, begann die Auswertung und das Ergebnis verzerrte die Muskulatur im Gesicht des einstigen Freibeuters der Sternenmeere. Seine Stirn kräuselte sich vor den unsäglichen Qualen die sein Gehirn überschwemmen mussten und die Mundränder pressten sich fest aufeinander, dass das Blut aus ihnen wich und sie sich weiß verfärbten. Erst nach und nach schienen die schmerzstillenden Mittel einzusetzen und ihre Wirkung abzusondern, es dauerte eine weitere kleine Weile bis sich die Verkrampfungen lösten und die betäubenden Substanzen die fürchterliche Quelle des Schmerzherdes besänftigten. Naradas hustete und sein Kopf drehte sich von rechts nach links als wolle er die aktuelle Situation begreifen, ein gutes Omen.
Seine Sanitäterin seufzte dankbar auf.
„Ist er tot…? Nö, doch nicht… hey, damit hätt‘ ich nicht gerechnet, für mich sah der schon mausetot aus, so wie der ausgelaufen ist. Zäher Bursche. Vielleicht hat’s auch nur schlimmer ausgeschaut als es in echt war… wie arg ist es denn? Kannst das schon sagen…?“ löcherte die Teenagerin die ihre Aufmerksamkeit zu ungefähr siebzig Prozent auf die umliegende Landschaft und die übrigen dreißig auf die Vorgänge bei ihrer Gefährtenschaft dividiert hatte. Ayris schleuderte die leeren Spritzen neben sich in den Schnee und durchsuchte das Medipack nach der Flasche Desinfektionsmittel die heute schon mal ihrem Zweck nachgekommen war. Als sie sie hatte, entfernte sie den Verschluss und tränkte ein Bündel Bandagenstoff damit. Die Zungendrescherei des Mädchens sägte gehörig an ihren Nerven, die im Moment schon strapaziert genug waren und dazu noch vollkommen deplatziert. Was war nur los mit dem jungen Ding? Vor einer Minute war sie noch wie paralysiert gewesen und nun quatschte sie munter drauflos. Verrückte Schöpfung.
„Du sollst auf die Umgebung achten verdammt! Ich kümmere mich schon um ihn, aber das wird mir nicht besonders gut gelingen wenn du mir faselnd in den Ohren liegst!“ fuhr sie die Slumcat aufgebracht an und schoss einen einschüchternden Blick auf sie ab. Die tat zuerst überrascht, schnitt dann aber eine Schnute und wandte sich ab. Das Gewehr wirkte viel zu schwer und groß in ihren kleinen Händen und auch wie sie es hielt war nicht mustergültig, doch zweifellos würde sie es benutzten können, da war sich Ayris sicher. Wer in der Gosse aufgewachsen war und immerzu für seine Existenz gekämpft hatte wusste mit jeder Art von Waffe umzugehen, das war fast ein naturelles Talent.
„Man wird ja noch fragen dürfen… warum gleich so gereizt? Ich war’s schließlich nicht die hier rumgeballert hat…“ hörte sie Joie hernach noch leise nuscheln, aber murmeln konnte sie ihrer Meinung solange bis der Mond aufging, lediglich ihrer störenden und lauten Aufdringlichkeit musste Einhalt geboten werden. Unter Anstrengung unterstütze sie Naradas darin eine leidlich aufrecht sitzende Position einzunehmen, er wankte, vermochte sein Gleich- und Eigengewicht noch nicht zu kontrollieren oder zu belasten. Sein Kopf schwang hin und her, ähnlich einem Vollberauschten, stieß einmal gegen ihre Schulter, aber danach schaffte er es sich stabil zu halten. Einer seiner Arme hob sich, seine Finger mühten sich auf das bewaffnete, dunkelblonde Kind zu zeigen. Er stammelte etwas.
„Nein, sie hat diesen Hurensohn von Deserteur nicht aus den Sattel seines stinkenden Huftieres gepustet! So viel Glück hatten wir nicht!“ half sie seinem Gedächtnis auf die Sprünge.
„Beiß die Zähne zusammen, das wird jetzt unangenehm werden.“ riet sie ihm, schob sein durchlöchertes Shirt hoch und wischte mit dem scharf riechenden Wickel das Blut von seinem Oberkörper und reinigte die Wunde so gut es ihr möglich war. Das Stoffbündel verfärbte sich rasch rot, saugte aber zuverlässig den verschütteten Lebenssaft auf.
„Colchis ist das kalt… irgendwas läuft falsch mit uns furchtloser Rasankuri, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen wir haben es einfach nicht drauf. Wir haben in unserem „Job“ ziemlich versagt, uns wie Anfänger benommen, erst fange ich mir eine Kugel ein, nun du… keine bewundernswerte Statistik.“ schnaufte sie, zerpflückte eine Plastekverpackung und entnahm ihr eine frische Rolle Verbandszeug, welche sie unwillkürlich mehrfach um die Hüfte des Korsaren schlang und verfestigte.
Danach zerriss sie ihren Burnus in vier, etwa gleich große Teile und wand sie um die Füße des Farbigen und ihre eigenen.
„Peinliche Realität ist das dieser Mistkerl mit deinem Mantel und meinem Lasergewehr und nicht zu vergessen unseren Stiefeln abgehauen ist… Richtung der brennenden Stadt da. Wir könnten ihm folgen und uns unsere Sachen wiederbeschaffen oder wir suchen uns ein anderes Ziel, allerdings habe ich nicht die leiseste Ahnung wo wir hier sind. Aber… Moment, komm erst mal auf die Beine.“ Einen von Naradas Armen um ihre Schultern, kämpfte sie sich mit ihm vom gefrorenen Erdengrund hoch und wankte zu dem Truck. Mit ihrer Hilfeleistung und apartem Kraftaufwand hievte sich der Versehrte auf den Beifahrersitz, das Geschoss steckte immer noch in seinem Leib und musste ihm bestialische Schmerzen bereiten.
„Joie, rein mit dir!“ verlangte sie von dem Mädchen das salutierend parierte und ebenfalls in die breite Fahrerkabine kletterte um zwischen ihnen den Platz zu belegen. Ihr nach bestieg Ayris das Vehikel und schloss schnell die Tür. Sie hatte schon lange kein Fahrzeug mehr kurgeschlossen, seit den Tagen des Widerstandes nicht, doch verlernt hatte sie es nicht. Grollend erwachte der Motor zum Leben. Umsichtig setzte sie zurück, drehte die Heizung auf Maximum und fuhr los. Noch orientierungslos.
„Sag was! Sollen wir ihn uns krallen oder tiefer ins Inland, weg von der Küste?“
Die Injektionen benötigten eine Kurzweil von fünf Sekunden bevor sie anschlugen und die ermatteten Lebensgeister des verwundeten Kriegers mit einer wiederkehrenden Inbrunst entfachten wie man es nur mit dem Initialstart eines Shuttleschiffes vergleichen konnte. Keuchend, um wertvollen Atem ringend, klaffte sein Mund auf, hechelte nach Luft und sog sie hastig in sich auf als habe er eine Dekade ohne sie, in einem tiefen Eisgefängnis ausgeharrt. Die Lider zogen sich wie im außerordentlichen Schrecken zurück und offenbarten weiß schimmernde Perlen, die von dunklen Iriskreisen geziert wurden, die unstet umher huschten, als erfassten sie zunächst nicht so recht wo sie sich befanden und was um sie herum geschah. Einhergehend damit, zuckte der gesamte Körper einmal spastisch auf, wie als erinnere er sich daran das er gelebt hatte – und es noch tat – und um dies sich selbst zu bezeugen prüfte er die Empfindlichkeit aller seiner Gliedmaßen indem er sie einmal konvulsivisch bewegte. Nachdem Sinne und Verstand die Zeichen des eigenen Organismuses empfangen hatten, begann die Auswertung und das Ergebnis verzerrte die Muskulatur im Gesicht des einstigen Freibeuters der Sternenmeere. Seine Stirn kräuselte sich vor den unsäglichen Qualen die sein Gehirn überschwemmen mussten und die Mundränder pressten sich fest aufeinander, dass das Blut aus ihnen wich und sie sich weiß verfärbten. Erst nach und nach schienen die schmerzstillenden Mittel einzusetzen und ihre Wirkung abzusondern, es dauerte eine weitere kleine Weile bis sich die Verkrampfungen lösten und die betäubenden Substanzen die fürchterliche Quelle des Schmerzherdes besänftigten. Naradas hustete und sein Kopf drehte sich von rechts nach links als wolle er die aktuelle Situation begreifen, ein gutes Omen.
Seine Sanitäterin seufzte dankbar auf.
„Ist er tot…? Nö, doch nicht… hey, damit hätt‘ ich nicht gerechnet, für mich sah der schon mausetot aus, so wie der ausgelaufen ist. Zäher Bursche. Vielleicht hat’s auch nur schlimmer ausgeschaut als es in echt war… wie arg ist es denn? Kannst das schon sagen…?“ löcherte die Teenagerin die ihre Aufmerksamkeit zu ungefähr siebzig Prozent auf die umliegende Landschaft und die übrigen dreißig auf die Vorgänge bei ihrer Gefährtenschaft dividiert hatte. Ayris schleuderte die leeren Spritzen neben sich in den Schnee und durchsuchte das Medipack nach der Flasche Desinfektionsmittel die heute schon mal ihrem Zweck nachgekommen war. Als sie sie hatte, entfernte sie den Verschluss und tränkte ein Bündel Bandagenstoff damit. Die Zungendrescherei des Mädchens sägte gehörig an ihren Nerven, die im Moment schon strapaziert genug waren und dazu noch vollkommen deplatziert. Was war nur los mit dem jungen Ding? Vor einer Minute war sie noch wie paralysiert gewesen und nun quatschte sie munter drauflos. Verrückte Schöpfung.
„Du sollst auf die Umgebung achten verdammt! Ich kümmere mich schon um ihn, aber das wird mir nicht besonders gut gelingen wenn du mir faselnd in den Ohren liegst!“ fuhr sie die Slumcat aufgebracht an und schoss einen einschüchternden Blick auf sie ab. Die tat zuerst überrascht, schnitt dann aber eine Schnute und wandte sich ab. Das Gewehr wirkte viel zu schwer und groß in ihren kleinen Händen und auch wie sie es hielt war nicht mustergültig, doch zweifellos würde sie es benutzten können, da war sich Ayris sicher. Wer in der Gosse aufgewachsen war und immerzu für seine Existenz gekämpft hatte wusste mit jeder Art von Waffe umzugehen, das war fast ein naturelles Talent.
„Man wird ja noch fragen dürfen… warum gleich so gereizt? Ich war’s schließlich nicht die hier rumgeballert hat…“ hörte sie Joie hernach noch leise nuscheln, aber murmeln konnte sie ihrer Meinung solange bis der Mond aufging, lediglich ihrer störenden und lauten Aufdringlichkeit musste Einhalt geboten werden. Unter Anstrengung unterstütze sie Naradas darin eine leidlich aufrecht sitzende Position einzunehmen, er wankte, vermochte sein Gleich- und Eigengewicht noch nicht zu kontrollieren oder zu belasten. Sein Kopf schwang hin und her, ähnlich einem Vollberauschten, stieß einmal gegen ihre Schulter, aber danach schaffte er es sich stabil zu halten. Einer seiner Arme hob sich, seine Finger mühten sich auf das bewaffnete, dunkelblonde Kind zu zeigen. Er stammelte etwas.
„Nein, sie hat diesen Hurensohn von Deserteur nicht aus den Sattel seines stinkenden Huftieres gepustet! So viel Glück hatten wir nicht!“ half sie seinem Gedächtnis auf die Sprünge.
„Beiß die Zähne zusammen, das wird jetzt unangenehm werden.“ riet sie ihm, schob sein durchlöchertes Shirt hoch und wischte mit dem scharf riechenden Wickel das Blut von seinem Oberkörper und reinigte die Wunde so gut es ihr möglich war. Das Stoffbündel verfärbte sich rasch rot, saugte aber zuverlässig den verschütteten Lebenssaft auf.
„Colchis ist das kalt… irgendwas läuft falsch mit uns furchtloser Rasankuri, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen wir haben es einfach nicht drauf. Wir haben in unserem „Job“ ziemlich versagt, uns wie Anfänger benommen, erst fange ich mir eine Kugel ein, nun du… keine bewundernswerte Statistik.“ schnaufte sie, zerpflückte eine Plastekverpackung und entnahm ihr eine frische Rolle Verbandszeug, welche sie unwillkürlich mehrfach um die Hüfte des Korsaren schlang und verfestigte.
Danach zerriss sie ihren Burnus in vier, etwa gleich große Teile und wand sie um die Füße des Farbigen und ihre eigenen.
„Peinliche Realität ist das dieser Mistkerl mit deinem Mantel und meinem Lasergewehr und nicht zu vergessen unseren Stiefeln abgehauen ist… Richtung der brennenden Stadt da. Wir könnten ihm folgen und uns unsere Sachen wiederbeschaffen oder wir suchen uns ein anderes Ziel, allerdings habe ich nicht die leiseste Ahnung wo wir hier sind. Aber… Moment, komm erst mal auf die Beine.“ Einen von Naradas Armen um ihre Schultern, kämpfte sie sich mit ihm vom gefrorenen Erdengrund hoch und wankte zu dem Truck. Mit ihrer Hilfeleistung und apartem Kraftaufwand hievte sich der Versehrte auf den Beifahrersitz, das Geschoss steckte immer noch in seinem Leib und musste ihm bestialische Schmerzen bereiten.
„Joie, rein mit dir!“ verlangte sie von dem Mädchen das salutierend parierte und ebenfalls in die breite Fahrerkabine kletterte um zwischen ihnen den Platz zu belegen. Ihr nach bestieg Ayris das Vehikel und schloss schnell die Tür. Sie hatte schon lange kein Fahrzeug mehr kurgeschlossen, seit den Tagen des Widerstandes nicht, doch verlernt hatte sie es nicht. Grollend erwachte der Motor zum Leben. Umsichtig setzte sie zurück, drehte die Heizung auf Maximum und fuhr los. Noch orientierungslos.
„Sag was! Sollen wir ihn uns krallen oder tiefer ins Inland, weg von der Küste?“