02-04-2011, 07:02 PM
Umland von Dammstadt
Bedroht zu werden war nie eine angenehme Erfahrung, noch weniger von einem psychisch labilen Mordbrenner, dem materielle Güter mehr bedeuteten als Menschenleben. Angespannt stand sie da, die Sehnen in ihrem Körper gestrafft wie Seile, die Muskeln verkrampft in der Erwartung jeden Augenblick höllische Schmerzen in Empfang zu nehmen, sollte der abgehalfterte Streuner es sich plötzlich überlegen und ihr doch eine Kugel verpassen. Das Adrenalin tränkte ihren Blutfluss und die Wehrlosigkeit, das vollkommene Ausgeliefertsein von den Launen eines anderen abhängig zu sein, ließ Bitterkeit in ihr aufsteigen und füllte ihren Mund mit einem schalen Geschmack. Affektiert ächzte der Berittene, sein Blick pendelte zwischen ihr und dem angeschossenen Rasankuri hin und her, als bedachte er sein weiteres Vorgehen. Ein Schwenk und seine schwere Pistole würde wieder Feuer spucken und dann wären es vermutlich ihre Organe welche von seinem Projektil durchbohrt werden würden. Tausend Himmel, das durfte einfach nicht passieren! Umgenietet zu werden von einem Niemand in einem Niemandsland… ihre Gebete schienen erhört worden zu sein, eine kurze Weile später klickte der Hahn der Waffe zurück in die Ausgangsstellung und die blatternarbige Grimasse war frei von einem schnellen Urteilsspruch, stattdessen verfiel er in seine angestammte Rolle und gab ganz den hundsgemeinen Komiker, der selbst den schlimmsten Verbrechen und kränksten Gräueltaten noch einen belustigenden Spruch abgewinnen konnte.
Seine Kränkungen berührten sie nicht im Geringsten, wahrhaftig war sie froh dass der widerwärtige Kerl nicht auf ihr verzweifeltes Angebot eingegangen war, sie wagte sich nicht auszudenken was für eine Überwindung es sie gekostet hätte sich ihm hinzugeben, seine schmutzigen Finger auf ihren Leib zu spüren und seinen ekligen Speichel auf ihrem Lippen… schon die bloße Vorstellung ließ ihren Magen rebellieren. Segensreich das es anders gekommen war. Die Erwähnung das ein Kotzbrocken wie er einen Vater haben sollte erzeugte beinahe ein spöttisches Grinsen auf ihren Zügen, trotz der Angst die sie immer noch eisig gepackt hielt, es war jedes Mal schwerlich ersinnbar das Dreckskerle wie er einer war jemals überhaupt von etwas Gütigem geboren worden waren. Seinen neunmalklugen Rat hätte er sich ebenfalls sparen können, man traf sich immer zweimal im Leben, wenn bei diesem „nächsten“ Mal die Seiten vertauscht waren und er in die Mündung eines todverheißenden Auslöschers glotzte, würde sie ihn zitieren, Typen seines Schlages waren oftmals nur so mutig solange sie die Kontrolle besaßen, aber wenn es ums Eingemachte ging, winselten sie wie geprügelte Köter, gewährte man ihnen dann Nachsicht rammten sie einem bei nachfolgender Gelegenheit ein Messer in den Rücken. Leider entschlüpfte Ayris die amüsante Ironie ihrer gedachten Worte, da sie des Namens ihres Angreifers nicht kundig war. Dröhnende Echos hallten aus Richtung der naheliegenden Stadt um die gefochten worden war über die Ebene, es klang mit viel Phantasie wie ein gigantisches Tier das in Todesqualen brüllte und heulte, da es von seinen Jägern niedergerungen und nun ausgeschlachtet werden sollte.
Der Narbige fluchte und sein vordringliches Interesse wandte sich der gefallenen Stadt zu. Plötzlich hatte er es eilig und befahl ausdrücklich nach den geforderten Sachen. Ayris fügte sich widerwillig, lief bedächtigen Schrittes zu dem Laster, entnahm der Fahrerkabine ihr Lasergewehr, erkannte und entsann sich das Naradas den Truck kurzgeschlossen hatte und somit kein Schlüssel disponibel war, fischte ein einheimisches Utensil – eine Art Talisman aus dem Handschuhfach das bei einer oberflächlichen Prüfung als Schlüsselanhänger durchgehen mochte, und trabte anschließend zu der zusammengesackten Gestalt des Korsaren herüber. Das Weiß des Schnees um ihn herum war mit rotem Blut gesprenkelt und eine Lache bildete sich unter seinem Oberkörper. Verdrossen legte sie ihre Habe so auf den Boden das der Fahnenflüchtige sie gut im Sichtfeld hatte und machte sich dann daran dem interstellaren Piraten die Schuhe und den Ledermantel abzustreifen, was bei unbeweglichen Gliedmaßen gar nicht so simpel war, jedoch entwich dem Dunkelhäutigen ein gepeinigtes Stöhnen als sie ihm den Mantel von den Armen zerrte, was sie erleichterte und ihr aufzeigte das er noch nicht ins Jenseits eingekehrt war. Als dies bewerkstelligt war, kam sie an die Reihe und ihre Augen glühten vor unterschwelligem Zorn während sie sich hinhockte und die Stiefel aus Carnakleder und den schützenden Stoff von den Füßen zog und es auf den Haufen zu den restlichen Dingen warf. Den vermeintlichen „Schlüssel“ schmiss sie vorher auf den Grund eines Stiefels.
Mit aufeinander gepressten Zähnen lud sie sich den Krempel auf die Arme und reichte es dem schmierig grinsenden Halsabschneider. Fast augenblicklich schlich sich die eisige Kälte der gefrorenen Erde und des Schnees in ihre unbedeckten Füße und raubte ihnen jegliche Wärme.
„Hier hast du es.“ kommentierte sie knapp und trat nach der Übergabe wieder zwei Schritte von ihm zurück. Es erfolgte noch ein hämischer Abschiedsgruß, dann riss er sein Reittier herum und galoppierte davon, gen die fetten, schwarzen Rauchsäulen die sich im Westen in den stahlgrauen Himmel schraubten. Die Azazernerin verfluchte ihn und rannte, sobald sie sich einigermaßen in Sicherheit wiegte nicht mehr von ihm erschossen werden zu können, zur Stauraum des Kraftfahrzeugs, schwang sie auf die Ladefläche, suchte mit gehetzten Blick nach einem schlafenden Körper und fand ihn zwischen mehreren Kisten.
„Wach auf du taubes Stück Fhuba!“ schrie sie und schüttelte das Mädchen wild durch, die erst nach fünfzehn Sekunden anfing mit den Lidern zu blinzeln und in die Wirklichkeit wiederkehrte. Benommen blinzelte sie die erwachsene Frau an und wirkte wie trunken von Schlummer und Träumen. Ayris hatte dafür keine Zeit.
„Komm mit!“ schnaubte sie und zog Joie mit sich nach draußen, griff sich vorweg aber noch ein Sturmgewehr aus einer Waffenkasten und drückte es der Fünfzehnjährigen in die Hände. Aus dem Führerhaus schnappte sie sich den Medikoffer und ihren Burnus. Erneut bei Naradas angelangt, befahl sie der Kleinen:
„Das du mir ja aufpasst! Schieß auf alles was sich nährt und dir seltsam vorkommt!“ Dann kümmerte sie sich darum die Verwundung ihres Begleiters zu inspizieren und zu behandeln. Sie spritzte ihm Aufputschmittel und etwas gegen die Schmerzen. Die frostklirrenden Temperaturen ließen sie schlottern, ihre Nase tropfen und der Wind riss ihr Atemwölkchen von den Lippen. Warum sie ihn rettete statt sich um ihrer selbst zu sorgen? Sie wusste es nicht, es erschien ihr einfach richtig.
Bedroht zu werden war nie eine angenehme Erfahrung, noch weniger von einem psychisch labilen Mordbrenner, dem materielle Güter mehr bedeuteten als Menschenleben. Angespannt stand sie da, die Sehnen in ihrem Körper gestrafft wie Seile, die Muskeln verkrampft in der Erwartung jeden Augenblick höllische Schmerzen in Empfang zu nehmen, sollte der abgehalfterte Streuner es sich plötzlich überlegen und ihr doch eine Kugel verpassen. Das Adrenalin tränkte ihren Blutfluss und die Wehrlosigkeit, das vollkommene Ausgeliefertsein von den Launen eines anderen abhängig zu sein, ließ Bitterkeit in ihr aufsteigen und füllte ihren Mund mit einem schalen Geschmack. Affektiert ächzte der Berittene, sein Blick pendelte zwischen ihr und dem angeschossenen Rasankuri hin und her, als bedachte er sein weiteres Vorgehen. Ein Schwenk und seine schwere Pistole würde wieder Feuer spucken und dann wären es vermutlich ihre Organe welche von seinem Projektil durchbohrt werden würden. Tausend Himmel, das durfte einfach nicht passieren! Umgenietet zu werden von einem Niemand in einem Niemandsland… ihre Gebete schienen erhört worden zu sein, eine kurze Weile später klickte der Hahn der Waffe zurück in die Ausgangsstellung und die blatternarbige Grimasse war frei von einem schnellen Urteilsspruch, stattdessen verfiel er in seine angestammte Rolle und gab ganz den hundsgemeinen Komiker, der selbst den schlimmsten Verbrechen und kränksten Gräueltaten noch einen belustigenden Spruch abgewinnen konnte.
Seine Kränkungen berührten sie nicht im Geringsten, wahrhaftig war sie froh dass der widerwärtige Kerl nicht auf ihr verzweifeltes Angebot eingegangen war, sie wagte sich nicht auszudenken was für eine Überwindung es sie gekostet hätte sich ihm hinzugeben, seine schmutzigen Finger auf ihren Leib zu spüren und seinen ekligen Speichel auf ihrem Lippen… schon die bloße Vorstellung ließ ihren Magen rebellieren. Segensreich das es anders gekommen war. Die Erwähnung das ein Kotzbrocken wie er einen Vater haben sollte erzeugte beinahe ein spöttisches Grinsen auf ihren Zügen, trotz der Angst die sie immer noch eisig gepackt hielt, es war jedes Mal schwerlich ersinnbar das Dreckskerle wie er einer war jemals überhaupt von etwas Gütigem geboren worden waren. Seinen neunmalklugen Rat hätte er sich ebenfalls sparen können, man traf sich immer zweimal im Leben, wenn bei diesem „nächsten“ Mal die Seiten vertauscht waren und er in die Mündung eines todverheißenden Auslöschers glotzte, würde sie ihn zitieren, Typen seines Schlages waren oftmals nur so mutig solange sie die Kontrolle besaßen, aber wenn es ums Eingemachte ging, winselten sie wie geprügelte Köter, gewährte man ihnen dann Nachsicht rammten sie einem bei nachfolgender Gelegenheit ein Messer in den Rücken. Leider entschlüpfte Ayris die amüsante Ironie ihrer gedachten Worte, da sie des Namens ihres Angreifers nicht kundig war. Dröhnende Echos hallten aus Richtung der naheliegenden Stadt um die gefochten worden war über die Ebene, es klang mit viel Phantasie wie ein gigantisches Tier das in Todesqualen brüllte und heulte, da es von seinen Jägern niedergerungen und nun ausgeschlachtet werden sollte.
Der Narbige fluchte und sein vordringliches Interesse wandte sich der gefallenen Stadt zu. Plötzlich hatte er es eilig und befahl ausdrücklich nach den geforderten Sachen. Ayris fügte sich widerwillig, lief bedächtigen Schrittes zu dem Laster, entnahm der Fahrerkabine ihr Lasergewehr, erkannte und entsann sich das Naradas den Truck kurzgeschlossen hatte und somit kein Schlüssel disponibel war, fischte ein einheimisches Utensil – eine Art Talisman aus dem Handschuhfach das bei einer oberflächlichen Prüfung als Schlüsselanhänger durchgehen mochte, und trabte anschließend zu der zusammengesackten Gestalt des Korsaren herüber. Das Weiß des Schnees um ihn herum war mit rotem Blut gesprenkelt und eine Lache bildete sich unter seinem Oberkörper. Verdrossen legte sie ihre Habe so auf den Boden das der Fahnenflüchtige sie gut im Sichtfeld hatte und machte sich dann daran dem interstellaren Piraten die Schuhe und den Ledermantel abzustreifen, was bei unbeweglichen Gliedmaßen gar nicht so simpel war, jedoch entwich dem Dunkelhäutigen ein gepeinigtes Stöhnen als sie ihm den Mantel von den Armen zerrte, was sie erleichterte und ihr aufzeigte das er noch nicht ins Jenseits eingekehrt war. Als dies bewerkstelligt war, kam sie an die Reihe und ihre Augen glühten vor unterschwelligem Zorn während sie sich hinhockte und die Stiefel aus Carnakleder und den schützenden Stoff von den Füßen zog und es auf den Haufen zu den restlichen Dingen warf. Den vermeintlichen „Schlüssel“ schmiss sie vorher auf den Grund eines Stiefels.
Mit aufeinander gepressten Zähnen lud sie sich den Krempel auf die Arme und reichte es dem schmierig grinsenden Halsabschneider. Fast augenblicklich schlich sich die eisige Kälte der gefrorenen Erde und des Schnees in ihre unbedeckten Füße und raubte ihnen jegliche Wärme.
„Hier hast du es.“ kommentierte sie knapp und trat nach der Übergabe wieder zwei Schritte von ihm zurück. Es erfolgte noch ein hämischer Abschiedsgruß, dann riss er sein Reittier herum und galoppierte davon, gen die fetten, schwarzen Rauchsäulen die sich im Westen in den stahlgrauen Himmel schraubten. Die Azazernerin verfluchte ihn und rannte, sobald sie sich einigermaßen in Sicherheit wiegte nicht mehr von ihm erschossen werden zu können, zur Stauraum des Kraftfahrzeugs, schwang sie auf die Ladefläche, suchte mit gehetzten Blick nach einem schlafenden Körper und fand ihn zwischen mehreren Kisten.
„Wach auf du taubes Stück Fhuba!“ schrie sie und schüttelte das Mädchen wild durch, die erst nach fünfzehn Sekunden anfing mit den Lidern zu blinzeln und in die Wirklichkeit wiederkehrte. Benommen blinzelte sie die erwachsene Frau an und wirkte wie trunken von Schlummer und Träumen. Ayris hatte dafür keine Zeit.
„Komm mit!“ schnaubte sie und zog Joie mit sich nach draußen, griff sich vorweg aber noch ein Sturmgewehr aus einer Waffenkasten und drückte es der Fünfzehnjährigen in die Hände. Aus dem Führerhaus schnappte sie sich den Medikoffer und ihren Burnus. Erneut bei Naradas angelangt, befahl sie der Kleinen:
„Das du mir ja aufpasst! Schieß auf alles was sich nährt und dir seltsam vorkommt!“ Dann kümmerte sie sich darum die Verwundung ihres Begleiters zu inspizieren und zu behandeln. Sie spritzte ihm Aufputschmittel und etwas gegen die Schmerzen. Die frostklirrenden Temperaturen ließen sie schlottern, ihre Nase tropfen und der Wind riss ihr Atemwölkchen von den Lippen. Warum sie ihn rettete statt sich um ihrer selbst zu sorgen? Sie wusste es nicht, es erschien ihr einfach richtig.