01-16-2011, 01:49 AM
Kirche des Bluterlösers, Dammstadt
“Der Tod ist die Unabänderlichkeit der lebenden Materie. Wandlung, Wandlung allein ist eine Illusion, den nur Facetten der reinen Wahrhaftigkeit können letztendlich wahrgenommen werden. Vermeint nun ihr, wie ihr hier vor mir kniet, jemals das wahre Antlitz eines menschlichen Wesens vernommen zu haben? Ihr, die ihr eingeweiht wurdet in die Pfade des Bluterlösers? Niemals, denn so es geschrieben steht, vermag der menschliche Sinn aufgrund seiner Unzulänglichkeit weder Tugend noch Wahrhaftigkeit zu erkennen. Daran liegt der Fluch, welcher uns durch die Alten auferlegt wurde, doch nun, nach zehntausend Zyklen schuppt seine Macht endgültig ab und zum ersten Male, seit Jahrtausenden vermag auch unser Geschlecht wieder zu sehen!”
Die materielle Existenz des umgebenden Saales geriet in ein störendes Zittern, Fragmente des bedeckenden Freskos bröselten herab, als würden gepanzerte Ketten darüber schleifen, während an jeder nur erdenklichen Ecke salzige Sande wie innerhalb einer ebensolchen Uhr herabrieselten. Schatten und zischenden Flammenzungen rasten wie rasend geworden darüber hinweg, goldene Sterne senkten sich aus ihren Verankerungen herab, während die Pupillen der gläsernen Märtyrer-Propheten entlang der Wände zu winzigen Sonnen heranwuchsen. Die anthrazitgrauen Aschen, angereichert durch verkohlte Knochenfragmente erstanden aus ihren Urnen, schwebten in einem undurchsichtigen Nebel hin zu jenem Zenit exakt über der Opfergrube, wo sie sich gleich einem überlebensgroßen, schwarzen Spiegel verfestigte. Eine polierte, obsidianartige, nachtschwarze Oberfläche frei von jeglichem Makel, wobei die Kanten schärfer wirkten als alles was sie bisher gesehen hatte, so deutlich schienen sie sich von der umgebenden “Natur” der Physik abzugrenzen. Hinter dieser physischen Festigkeit jedoch schien sich ein dynamische Eigenleben zu entwickeln, ein kriechender Schatten innerhalb einer ihn umgebenden Mitternacht, welche Weder Licht noch Wärme kannte. Und dennoch war es kenntlich, wie es sich dort schlängelnd gebar, und allmählich fleischige, milchweiße Handballen über die andere Seite streichelten als wäre diese ein beengendes Gefäß. Es waren zarte, arbeitsscheue Finger, welche sich darin abzeichneten, frei von entstellenden Narben oder älteren Blessuren. Der Vorbeter riss seine blutverschmierten Hände nun gleichfalls empor, flehend wie zu seinem fernen, toten Gott, flehend um den Beistand dieses unirdischen Dings jenseits seines Spiegels.
Dünne, perlweiße Nägel krallten über das Obsidian, ein stummes, totes Geräusch, denn es geschah an gänzlich anderer Stelle, dennoch durchlief es sämtliches Knochenmark als würde es vernommen werden. Erst als der Priester gleich einem weihenden Spritzer heiligen Wassers das an seinen Fingern klebenden Blut über die Fassade sprenkelte, wurde diese durchlässig. Hervorkam eine übermannsgroße Gestalt, ein bleicher, ausgemergelter Schemen, dessen schiere Konturen jenen eines Todesalps glichen, so überaus feingliedrig und geschmeidig, während doch in jeder perlfarbenen Pore ein schlummernder Hauch nackten Entsetzens keimte. Eine Gestalt, welche allein dadurch widerlich erschien, das ihre natürlichen Proportionen keinerlei erkennbaren Makel beinhielten, während sie diese Absonderlichkeit geradezu in einer unsichtbaren Aura ausstrahlte und jeglichen anwesenden Menschen befangen, ja gar trunken machte. Gerade als man die Augenlider niederschlug, gerade als dieser winzige, unbedeutenden Augenblick der inneren Dunkelheit sie umfing, da wandelte sich scheinbar die restliche Welt. Denn nun schwebte nicht länger dieses “Ding” im Raum, sondern thronte eine celestische Gestalt hoch über ihren Köpfen. Etwas was wie der Hybrid zwischen beiden Geschlechtern wirkte und dennoch weder das eine noch das andere gänzlich war, es war hochgewachsen und schlank, besaß angenehme, fließende Züge, sowie ein sanftmütiges, gewinnendes und dennoch obsiegendes Lächeln. Eine unendliche Gelassenheit sowie Zufriedenheit keimte in den Herzen all jener welche es erblickten, während es mit liebevollen Wimpernschlägen all jene bedachte welche sich zu den über dem Flur schwebenden Füßen niedergeworfen hatten. Die Erscheinung war frei von übermäßigen Kleidern, und allein ein seidener Lendenschurz verhüllte die geschlechtsspezifischen Eigenheiten, während es seine muskulösen, sehnigen Arme friedvoll ausbreitete und dabei ein nicht geringes Maß an wärmenden Sonnenstrahlen, gewonnen aus der über der Kreatur schwebenden Korona auf alle niederging. Mit weit aufgerissenen Mündern starrten die greisen Prediger es an, während es hinter seinen schwachrötlichen Lippen melodische Silben formte. Was immer es verkündete, war nicht durch das physische Ohr verständlich, bedurfte keinerlei willentlicher Anstrengung, vielmehr schien es über den melodischen Tenor einzudringen, es entschlüsselte sich nicht durch die biologische Beschaffenheit des Leibes, sondern durch dessen geistiges Abbild. Es glich dem Gedanken, war nicht kategorisch im räumliche oder zeitliche Vorstellungen einzuordnen, sondern war schlicht da, gerade als wäre es stets Teil von einem selbst gewesen, vom Ich. Im ersten Augenblick schien es gar unmöglich zwischen sich und ihm zu unterscheiden, denn zu sehr schienen beide Aspekte verschmolzen zu sein, doch schlussendlich und nur mit einiger Willensanstrengung mochte sie sich dem eindringen Willen widersetzen.
Nun erst fand sie sich wieder, in einer veränderten, kalten Welt. Denn alles Licht war erloschen, alle Wärme war hinfort geströmt, einzig Vorbeter und schwebende Kreatur waren verblieben und diese genoss nun nicht länger den schauderhaften Aspekt des Celestischen, sondern war wie vormals in ihre fleischliche Rohform zurückgekehrt, ein augenloses Ding, welches mit aufgerissener Kieferlade und beinahe knielang herabhängender Zunge über einem Haufen wie tot wirkender Prediger schwebte und dabei mit den Fingergliedern zuckte als Webe es ein Netz. Die amorphe Kreatur hielt die Schläfen des Vorprediger umschlossen, presste ihm die Ballen regelrecht in den Schädel, während er mit weitaufgerissenen Augen in den Abgrund des Rachens starrte. Unter seinen Lidern zeichnete sich ein tiefes Verständnis ab, während sein Leib zuckend wie in Ekstase strampelte, etwa zwei Handbreit oberhalb des Kirchenflurs. Mit einem Male klappte das Kinn des Glaubensmannes auf, während in seinen Pupillen jeglicher Wille, jegliche Essenz, jegliches Leben zu erlischen schien, im selben Augenblick jedoch wankte die Manifestation der Kreatur, wurde abermals schemenhafter, durchlässiger. Erst da wurde sie wie ein frischer Hauch klärenden Atems eingesogen durch Nüstern und Mund des Predigers, dessen Augen abermals entflammend, nun jedoch durch etwas das wesentlich älter wirkter denn seine vormals anwesende Persönlichkeit. Ohne es zu merken hatte sie sich wohl wie in Trance entlang der oberen Säulengalerie vorgewunden, denn all das geschehene schien beinahe gefährlich nah, während sie sich hinter einer der Urnen kniete und dennoch weiterhin das Geschehene betrachtete.
“Vernommen wurden die gesalbten Worte des Propheten des Blut Erlösers! Wie verkündet, mag diese Gemeinschaft von aufrechten Brüdern seine Gnade erhalten! Gehet nur hin, hinaus in die Wohnstatt eurer anvertrauten Schützlinge und bringt unter sie den Segen des Erlösers!”, im selben Augenblick lösten nun auch die Prediger, unter ihren meist schwarzen Kutten lange Säbel heraus. Es waren elegantere Waffen als jene der gewöhnlichen Fanatiker aus dem Kirchenschiff, allerdings schienen diese “Glaubenskrieger” nun auf Schusswaffen zu verzichten, vielmehr verließen sie sich offenbar auf das sakrale Blutvergießen in unmittelbarer Nähe. Bedrückend genug schien ihr diese grundsätzliche Glaubensdoktrin sogar bekannt vorzukommen. Und dies war keine der gewöhnlichen imperialen Quellen, ebenso wenig wie diese “Erscheinung” ein Engel gewesen sein mochte, selbst wenn es für die anwesenden Menschen, und für Augenblicke sogar für sie selbst, so erscheinen mochte. Was immer dieser religiöse Narr hervorgerufen haben mochte, hatte nun wohl seine Seele zerrissen und sich seinen Leib “übergestreift”.
Nun stellte es sich sogar als intuitiv richtige Entscheidung heraus den vormaligen Unterschlupf innerhalb des Portals zur Kathedrale verlassen zu haben, denn nun wanderte die verbliebene Glaubensgemeinschaft durch eben jenes ab. Allein der Vorprediger verblieb und mit ihm der kolossale Spiegel, sowie die ihn umgebende Finsternis, welche nur allmählich durch wieder erstarkenden Flammenschein abgeschwächt wurde. Seine lange Amtstracht schleifte über den stellenweise gar vereisten Flur, während er sich dem Zentrum zu und dem “Altar” abwandte. Der Mann mochte gar einige Zentimeter gewachsen sein, wirkte gar etwas vitaler, verglich man den Zeitpunkt nun mit jenem vor einer gefühlten Ewigkeit. Sein vormals gräulich-weißer Bart wurde abermals durch rabenschwarze Strähnen gewürdigt, während seine tiefen Sorgenfalten sich allmählich “ebneten” und der melancholische, sorgenschwere Blick etwas lebendigeres gewann. Das Zentrum erreicht, kurierte sich sein Buckel, während er sich zu guten zwei Meter zehn aufrichtete. Gleichsam hatte er sich inzwischen eines Heqa, eines Krummstabes seines Amtes, bemächtigt. Geformt nach einer vielschuppigen, goldenen Schlangengestalt mit aufgerissenem Maul, welches mit den Fängen einen kostspieligen Edelstein umfangen hielt, mochte man der Ekklesiearchie den Reichtum nicht absprechen. Eine akribische, präzise Drehung des Handgelenks, sowie eine scheinbar unwillkürliche Zuckung des Armes. Plötzlich raste der Schaft selbigen Stabes heran.
“Der Tod ist die Unabänderlichkeit der lebenden Materie. Wandlung, Wandlung allein ist eine Illusion, den nur Facetten der reinen Wahrhaftigkeit können letztendlich wahrgenommen werden. Vermeint nun ihr, wie ihr hier vor mir kniet, jemals das wahre Antlitz eines menschlichen Wesens vernommen zu haben? Ihr, die ihr eingeweiht wurdet in die Pfade des Bluterlösers? Niemals, denn so es geschrieben steht, vermag der menschliche Sinn aufgrund seiner Unzulänglichkeit weder Tugend noch Wahrhaftigkeit zu erkennen. Daran liegt der Fluch, welcher uns durch die Alten auferlegt wurde, doch nun, nach zehntausend Zyklen schuppt seine Macht endgültig ab und zum ersten Male, seit Jahrtausenden vermag auch unser Geschlecht wieder zu sehen!”
Die materielle Existenz des umgebenden Saales geriet in ein störendes Zittern, Fragmente des bedeckenden Freskos bröselten herab, als würden gepanzerte Ketten darüber schleifen, während an jeder nur erdenklichen Ecke salzige Sande wie innerhalb einer ebensolchen Uhr herabrieselten. Schatten und zischenden Flammenzungen rasten wie rasend geworden darüber hinweg, goldene Sterne senkten sich aus ihren Verankerungen herab, während die Pupillen der gläsernen Märtyrer-Propheten entlang der Wände zu winzigen Sonnen heranwuchsen. Die anthrazitgrauen Aschen, angereichert durch verkohlte Knochenfragmente erstanden aus ihren Urnen, schwebten in einem undurchsichtigen Nebel hin zu jenem Zenit exakt über der Opfergrube, wo sie sich gleich einem überlebensgroßen, schwarzen Spiegel verfestigte. Eine polierte, obsidianartige, nachtschwarze Oberfläche frei von jeglichem Makel, wobei die Kanten schärfer wirkten als alles was sie bisher gesehen hatte, so deutlich schienen sie sich von der umgebenden “Natur” der Physik abzugrenzen. Hinter dieser physischen Festigkeit jedoch schien sich ein dynamische Eigenleben zu entwickeln, ein kriechender Schatten innerhalb einer ihn umgebenden Mitternacht, welche Weder Licht noch Wärme kannte. Und dennoch war es kenntlich, wie es sich dort schlängelnd gebar, und allmählich fleischige, milchweiße Handballen über die andere Seite streichelten als wäre diese ein beengendes Gefäß. Es waren zarte, arbeitsscheue Finger, welche sich darin abzeichneten, frei von entstellenden Narben oder älteren Blessuren. Der Vorbeter riss seine blutverschmierten Hände nun gleichfalls empor, flehend wie zu seinem fernen, toten Gott, flehend um den Beistand dieses unirdischen Dings jenseits seines Spiegels.
Dünne, perlweiße Nägel krallten über das Obsidian, ein stummes, totes Geräusch, denn es geschah an gänzlich anderer Stelle, dennoch durchlief es sämtliches Knochenmark als würde es vernommen werden. Erst als der Priester gleich einem weihenden Spritzer heiligen Wassers das an seinen Fingern klebenden Blut über die Fassade sprenkelte, wurde diese durchlässig. Hervorkam eine übermannsgroße Gestalt, ein bleicher, ausgemergelter Schemen, dessen schiere Konturen jenen eines Todesalps glichen, so überaus feingliedrig und geschmeidig, während doch in jeder perlfarbenen Pore ein schlummernder Hauch nackten Entsetzens keimte. Eine Gestalt, welche allein dadurch widerlich erschien, das ihre natürlichen Proportionen keinerlei erkennbaren Makel beinhielten, während sie diese Absonderlichkeit geradezu in einer unsichtbaren Aura ausstrahlte und jeglichen anwesenden Menschen befangen, ja gar trunken machte. Gerade als man die Augenlider niederschlug, gerade als dieser winzige, unbedeutenden Augenblick der inneren Dunkelheit sie umfing, da wandelte sich scheinbar die restliche Welt. Denn nun schwebte nicht länger dieses “Ding” im Raum, sondern thronte eine celestische Gestalt hoch über ihren Köpfen. Etwas was wie der Hybrid zwischen beiden Geschlechtern wirkte und dennoch weder das eine noch das andere gänzlich war, es war hochgewachsen und schlank, besaß angenehme, fließende Züge, sowie ein sanftmütiges, gewinnendes und dennoch obsiegendes Lächeln. Eine unendliche Gelassenheit sowie Zufriedenheit keimte in den Herzen all jener welche es erblickten, während es mit liebevollen Wimpernschlägen all jene bedachte welche sich zu den über dem Flur schwebenden Füßen niedergeworfen hatten. Die Erscheinung war frei von übermäßigen Kleidern, und allein ein seidener Lendenschurz verhüllte die geschlechtsspezifischen Eigenheiten, während es seine muskulösen, sehnigen Arme friedvoll ausbreitete und dabei ein nicht geringes Maß an wärmenden Sonnenstrahlen, gewonnen aus der über der Kreatur schwebenden Korona auf alle niederging. Mit weit aufgerissenen Mündern starrten die greisen Prediger es an, während es hinter seinen schwachrötlichen Lippen melodische Silben formte. Was immer es verkündete, war nicht durch das physische Ohr verständlich, bedurfte keinerlei willentlicher Anstrengung, vielmehr schien es über den melodischen Tenor einzudringen, es entschlüsselte sich nicht durch die biologische Beschaffenheit des Leibes, sondern durch dessen geistiges Abbild. Es glich dem Gedanken, war nicht kategorisch im räumliche oder zeitliche Vorstellungen einzuordnen, sondern war schlicht da, gerade als wäre es stets Teil von einem selbst gewesen, vom Ich. Im ersten Augenblick schien es gar unmöglich zwischen sich und ihm zu unterscheiden, denn zu sehr schienen beide Aspekte verschmolzen zu sein, doch schlussendlich und nur mit einiger Willensanstrengung mochte sie sich dem eindringen Willen widersetzen.
Nun erst fand sie sich wieder, in einer veränderten, kalten Welt. Denn alles Licht war erloschen, alle Wärme war hinfort geströmt, einzig Vorbeter und schwebende Kreatur waren verblieben und diese genoss nun nicht länger den schauderhaften Aspekt des Celestischen, sondern war wie vormals in ihre fleischliche Rohform zurückgekehrt, ein augenloses Ding, welches mit aufgerissener Kieferlade und beinahe knielang herabhängender Zunge über einem Haufen wie tot wirkender Prediger schwebte und dabei mit den Fingergliedern zuckte als Webe es ein Netz. Die amorphe Kreatur hielt die Schläfen des Vorprediger umschlossen, presste ihm die Ballen regelrecht in den Schädel, während er mit weitaufgerissenen Augen in den Abgrund des Rachens starrte. Unter seinen Lidern zeichnete sich ein tiefes Verständnis ab, während sein Leib zuckend wie in Ekstase strampelte, etwa zwei Handbreit oberhalb des Kirchenflurs. Mit einem Male klappte das Kinn des Glaubensmannes auf, während in seinen Pupillen jeglicher Wille, jegliche Essenz, jegliches Leben zu erlischen schien, im selben Augenblick jedoch wankte die Manifestation der Kreatur, wurde abermals schemenhafter, durchlässiger. Erst da wurde sie wie ein frischer Hauch klärenden Atems eingesogen durch Nüstern und Mund des Predigers, dessen Augen abermals entflammend, nun jedoch durch etwas das wesentlich älter wirkter denn seine vormals anwesende Persönlichkeit. Ohne es zu merken hatte sie sich wohl wie in Trance entlang der oberen Säulengalerie vorgewunden, denn all das geschehene schien beinahe gefährlich nah, während sie sich hinter einer der Urnen kniete und dennoch weiterhin das Geschehene betrachtete.
“Vernommen wurden die gesalbten Worte des Propheten des Blut Erlösers! Wie verkündet, mag diese Gemeinschaft von aufrechten Brüdern seine Gnade erhalten! Gehet nur hin, hinaus in die Wohnstatt eurer anvertrauten Schützlinge und bringt unter sie den Segen des Erlösers!”, im selben Augenblick lösten nun auch die Prediger, unter ihren meist schwarzen Kutten lange Säbel heraus. Es waren elegantere Waffen als jene der gewöhnlichen Fanatiker aus dem Kirchenschiff, allerdings schienen diese “Glaubenskrieger” nun auf Schusswaffen zu verzichten, vielmehr verließen sie sich offenbar auf das sakrale Blutvergießen in unmittelbarer Nähe. Bedrückend genug schien ihr diese grundsätzliche Glaubensdoktrin sogar bekannt vorzukommen. Und dies war keine der gewöhnlichen imperialen Quellen, ebenso wenig wie diese “Erscheinung” ein Engel gewesen sein mochte, selbst wenn es für die anwesenden Menschen, und für Augenblicke sogar für sie selbst, so erscheinen mochte. Was immer dieser religiöse Narr hervorgerufen haben mochte, hatte nun wohl seine Seele zerrissen und sich seinen Leib “übergestreift”.
Nun stellte es sich sogar als intuitiv richtige Entscheidung heraus den vormaligen Unterschlupf innerhalb des Portals zur Kathedrale verlassen zu haben, denn nun wanderte die verbliebene Glaubensgemeinschaft durch eben jenes ab. Allein der Vorprediger verblieb und mit ihm der kolossale Spiegel, sowie die ihn umgebende Finsternis, welche nur allmählich durch wieder erstarkenden Flammenschein abgeschwächt wurde. Seine lange Amtstracht schleifte über den stellenweise gar vereisten Flur, während er sich dem Zentrum zu und dem “Altar” abwandte. Der Mann mochte gar einige Zentimeter gewachsen sein, wirkte gar etwas vitaler, verglich man den Zeitpunkt nun mit jenem vor einer gefühlten Ewigkeit. Sein vormals gräulich-weißer Bart wurde abermals durch rabenschwarze Strähnen gewürdigt, während seine tiefen Sorgenfalten sich allmählich “ebneten” und der melancholische, sorgenschwere Blick etwas lebendigeres gewann. Das Zentrum erreicht, kurierte sich sein Buckel, während er sich zu guten zwei Meter zehn aufrichtete. Gleichsam hatte er sich inzwischen eines Heqa, eines Krummstabes seines Amtes, bemächtigt. Geformt nach einer vielschuppigen, goldenen Schlangengestalt mit aufgerissenem Maul, welches mit den Fängen einen kostspieligen Edelstein umfangen hielt, mochte man der Ekklesiearchie den Reichtum nicht absprechen. Eine akribische, präzise Drehung des Handgelenks, sowie eine scheinbar unwillkürliche Zuckung des Armes. Plötzlich raste der Schaft selbigen Stabes heran.