12-24-2010, 02:00 AM
Abseits des Schlachtgetümmels
Er war nicht nachtragend. Zumindest nicht offensichtlich. Eine Eigenschaft die nicht normal war unter einem rauen fatalistischen Haufen wie sie einen darstellten. Aber Naradas war schließlich nicht immer ein Anhänger Rasankurs gewesen, die Stellung eines Kriegers im Heer des Schwarzen Drachen hatte er erst seit kurzem inne und auch wenn er sich tapfer darum bemühte die Wandlung vom habgierigen Piraten hin zu einem brutalen, sadistischen Mörder zu vollziehen, so machte er doch eher kleinere Schritte, denn einen Großteil seiner Menschlichkeit hatte er sich bis jetzt noch bewahren können, wie sie häufig an seinem bisweilen rücksichtsvollen Verhalten erkennen konnte. Ein Wesenszug den sie an ihm schätzte und ihn zum vertrauenswürdigsten unter ihren sonst so absonderlichen Gefährten werden ließ. Obgleich er aus dem Blutkelch getrunken und damit die abscheuliche Weihe empfangen hatte die ihn mit den Göttern des Warp verbanden, war er noch immer nicht vom Rausch der Schlacht erfasst worden die ihn zu einem dumpfen Schlächter mutieren ließ, hatte nicht begonnen seine Kleidung mit abgeschlagenen Gliedmaßen seiner getöteten Feinde zu zieren, den Lebenssaft seiner Gegner zu saufen oder sich selbst im Kampfe zu verstümmeln um dem bestialischen Kriegsgott Tribut zu zollen. Von allen die mit ihr reisten auf dieser Fahrt des Grauens, kannte sie den dunkelhäutigen Ex-Korsaren, neben Magal der spurlos verschwunden war (was ihr nicht leid tat), bereits am längsten und mit ihr selbst schien er der vom Chaos am geringsten heimgesuchte, beziehungsweise berührte oder korrumpierte. Wenigstens soweit sie das vom Äußerlichen und seinem Betragen beurteilen konnte.
Natürlich war er kein unbeschriebenes Blatt, nicht im entferntesten eine geläuterte sündenlose Seele, aber die Anomalität eines Pestor, der seinem Seuchenvater schon fast vollständig verfallen war und Krankheit und Verderben verbreitete wo er stand und ging oder die größenwahnsinnigen Pläne des Gewaltherrschers dem sie folgten, der eigens von sich behauptete die Inkarnation eines widerauferstandenen Königs des alten Geschlechts der Rasankuri zu sein, solche Besessenheit hatte er ihres Wissens nach noch nie an den Tag gelegt. Im Gegensatz zu jenen pervertierten Gestalten, war er noch das am vernünftig agierenste Geschöpf in ihrem Umfeld.
„Aye“ bestätigte Ayris als sie sich vorbeugte und ihre Hände tastend unter den Sitz schob. Die Bewegung jagte eine Schmerzspitze ihren Arm hinauf und verlockte sie zu einem Aufschrei aber sie presste die Lippen aufeinander und zerquetschte den ungewünschten Laut zu einem gequälten Keuchen. Mit einem kleinen Notfallkit zwischen ihren Fingern lehnte sie sich wieder zurück in die Polsterung.
„Verflucht tut das weh, brennt wie das Feuer der Hölle, hoffentlich hat es sich noch nicht entzündet.“ gab sie ihr Bedenken kund, legte das Medpack auf ihre Schenkel und untersuchte mithilfe der Hand des unverletzten Arms die Wunde am anderen.
Das Projektil des Lagerhauswächters hatte geradezu reißerische Arbeit geleistet, der Streifschuss hatte verlässlich Synthstoff, Haut und Fleisch zerfetzt und eine tiefe Schramme zurückgelassen, deren Ränder schon vom getrockneten Blut schwärzlich verkrusteten. Meistens sahen solche Wunden schlimmer aus als sie es in Wirklichkeit waren, die Außenweltlerin wähnte darauf so viel Glück zu haben. Entzündetes Gewebe oder eine Blutvergiftung waren kein Spaß dem man nach einem Gefecht wie Narben mit sich herumtragen und prahlerisch zeigen konnte, oftmals galten sie als Ticket ins endgültige Abseits und dort wollte sie noch nicht hin.
Aufmerksamerweise maß Naradas ihrer Blessur genug Beachtung bei das er ihr Fahrzeug von dem Feldweg lenkte den sie befuhren und Unterschlupf in einem überschaubaren Hain aus kahlen Bäumen suchte, deren Geäst unter einer Schneedecke ächzte und knarrte. Ayris kurbelte ein wenig ihr Seitenfenster hinunter um etwas von der kühlen Luft des Morgens zu der Verbrauchten in die Fahrerkabine dringen zu lassen. Aus der Ferne ertönte die unverwechselbare Kakophonie des Krieges. Wütendes Donnergrollen rollte über das Firmament und hallte über das gesamte Flachland des Küstenstreifens, welches der heilige Kreuzzug Gohmors als Invasionpunkt und Brückenkopf auserkoren hatte. Es waren beklemmende Geräusche, mal laut und im wilden Stakkato erfolgend, dann mal leiser und vereinzelt werdend um wieder vom vorangegangenen abgelöst zu werden. Was sich wie ein Unwetter anhörte war in erschreckender Wahrhaftigkeit ein blutiger Konfliktherd zwischen zwei aufeinander prallende Armeen, die sich gegenseitig auf dem Feld des Ruhmes erschossen, erstachen, erwürgten, zertrampelten, von Minen oder Granaten auseinander gerissen oder im massiven Artilleriebeschuss zu Staub und Asche zermahlen wurden. Ab und zu erhellte sich sogar der im Nebel verborgene Horizont wenn besonders große Explosionen ihre Feuerblüten entfalteten.
Die Azazernerin beobachtete dies mit gemischten Gefühlen, einerseits war sie froh der Bataille fern zu sein, aber zum anderen starben dort in diesem Moment Hunderte, wenn nicht gar Tausende während sie hier saß und in der Morgenluft schnupperte. Doch der Anflug von Unbehagen verflüchtigte sich schnell. Was kümmerte sie dieser sinnentleerte Konflikt? Der Motor verstummte und Naradas reckte seine Glieder um die Verspannungen der letzten Stunden zu lockern. Ayris wandte ihren Kopf von der Aussicht fort und sah ihn flüchtig an. Hinter ihrer Stirn rumorte es, sie wägte ab ob sie sich ihm soweit anvertrauen konnte für das was sie als nächstes zu tun gedachte oder ob es ein Fehler wäre. In Anbetracht ihrer bisherigen Überlegungen hatte sie von dem einstigen Raumfahrer am wenigsten zu befürchten, trotzdem war er auch kein gewöhnlicher Mann. Einen Wimpernschlag später verscheuchte sie die wertlosen Gedanken, denn wenn er je das von ihr gewollt hätte dessen sie ihn nun verdächtigte, hätte er schon zahlreiche Möglichkeiten nutzen können um es zu bekommen oder sich zu nehmen. Also beließ sie es dabei, warf den Sicherheitsgurt von sich und zog sich den Burnus über den Schopf. Wortlos drückte sie ihrem Begleiter mit den hellblauen Pupillen das Medipack in die Hände, derweil sie es sich so „bequem“ wie möglich auf dem ausladenden Beifahrersitz machte. Ein Surren verriet die Öffnung eines Reißverschlusses und knapp danach schälten die Finger ihrer Linken die schwarze Kunsthaut von ihrer echten, die noch immer im leichten Bronzeton der Wüstensonne schimmerte.
Durch die Enge des Anzuges war es schwierig ihren versengten Arm freizulegen, somit blieb ihr nichts anderes übrig als ihren halben Oberkörper zu entblößen, ehe sie den Arm unter Schmerzen aus dem Ärmel zu befreien vermochte. Aus den Augenwinkeln musterte sie des Korsaren Reaktion auf ihre plötzlich zur Schau gestellte Weiblichkeit, die man in all den Wirren die um sie her tobten durchaus schon mal vergessen konnte.
„Hier, übernimm du das bitte. Ich bin keine sonderlich begabte Heilerin, mir selbst Pillen verschreiben kann ich, aber schon bei dem richtigen dosieren bin ich mit meinem Gotisch am Ende. Schätze mal du hast das bandagieren besser drauf als ich.“ scherzte sie herum und hielt ihm den verwundeten Arm hin.
„Ehrlich Naradas, ich bin ziemlich glücklich darüber das wir dieses… Schlammloch von Stadt hinter uns haben und auch diese verblendeten Wallfahrer die sich mit nichts als Eifer und blanken Fäusten bewaffnet ins Sperrfeuer werfen. Außerdem bin ich zufrieden die Lagerhalle geistig gesund überlebt zu haben, was immer unser ehrbarer Fürst da drin angestellt hat… es hätte mir beinahe den Verstand zerkocht. Was ist mir dir? Du erweckst den Anschein als wäre nichts gewesen… hast du nichts gesehen oder wahrgenommen? Nicht diese kalten Finger in deinem Gehirn gefühlt?“ Ihre Stimme wurde leiser, feinfühliger.
„Mal unter uns, sag mir; ist es das was du anstrebst… diese geifernde Finsternis zu umarmen die von außen nach uns lechzt?“
Er war nicht nachtragend. Zumindest nicht offensichtlich. Eine Eigenschaft die nicht normal war unter einem rauen fatalistischen Haufen wie sie einen darstellten. Aber Naradas war schließlich nicht immer ein Anhänger Rasankurs gewesen, die Stellung eines Kriegers im Heer des Schwarzen Drachen hatte er erst seit kurzem inne und auch wenn er sich tapfer darum bemühte die Wandlung vom habgierigen Piraten hin zu einem brutalen, sadistischen Mörder zu vollziehen, so machte er doch eher kleinere Schritte, denn einen Großteil seiner Menschlichkeit hatte er sich bis jetzt noch bewahren können, wie sie häufig an seinem bisweilen rücksichtsvollen Verhalten erkennen konnte. Ein Wesenszug den sie an ihm schätzte und ihn zum vertrauenswürdigsten unter ihren sonst so absonderlichen Gefährten werden ließ. Obgleich er aus dem Blutkelch getrunken und damit die abscheuliche Weihe empfangen hatte die ihn mit den Göttern des Warp verbanden, war er noch immer nicht vom Rausch der Schlacht erfasst worden die ihn zu einem dumpfen Schlächter mutieren ließ, hatte nicht begonnen seine Kleidung mit abgeschlagenen Gliedmaßen seiner getöteten Feinde zu zieren, den Lebenssaft seiner Gegner zu saufen oder sich selbst im Kampfe zu verstümmeln um dem bestialischen Kriegsgott Tribut zu zollen. Von allen die mit ihr reisten auf dieser Fahrt des Grauens, kannte sie den dunkelhäutigen Ex-Korsaren, neben Magal der spurlos verschwunden war (was ihr nicht leid tat), bereits am längsten und mit ihr selbst schien er der vom Chaos am geringsten heimgesuchte, beziehungsweise berührte oder korrumpierte. Wenigstens soweit sie das vom Äußerlichen und seinem Betragen beurteilen konnte.
Natürlich war er kein unbeschriebenes Blatt, nicht im entferntesten eine geläuterte sündenlose Seele, aber die Anomalität eines Pestor, der seinem Seuchenvater schon fast vollständig verfallen war und Krankheit und Verderben verbreitete wo er stand und ging oder die größenwahnsinnigen Pläne des Gewaltherrschers dem sie folgten, der eigens von sich behauptete die Inkarnation eines widerauferstandenen Königs des alten Geschlechts der Rasankuri zu sein, solche Besessenheit hatte er ihres Wissens nach noch nie an den Tag gelegt. Im Gegensatz zu jenen pervertierten Gestalten, war er noch das am vernünftig agierenste Geschöpf in ihrem Umfeld.
„Aye“ bestätigte Ayris als sie sich vorbeugte und ihre Hände tastend unter den Sitz schob. Die Bewegung jagte eine Schmerzspitze ihren Arm hinauf und verlockte sie zu einem Aufschrei aber sie presste die Lippen aufeinander und zerquetschte den ungewünschten Laut zu einem gequälten Keuchen. Mit einem kleinen Notfallkit zwischen ihren Fingern lehnte sie sich wieder zurück in die Polsterung.
„Verflucht tut das weh, brennt wie das Feuer der Hölle, hoffentlich hat es sich noch nicht entzündet.“ gab sie ihr Bedenken kund, legte das Medpack auf ihre Schenkel und untersuchte mithilfe der Hand des unverletzten Arms die Wunde am anderen.
Das Projektil des Lagerhauswächters hatte geradezu reißerische Arbeit geleistet, der Streifschuss hatte verlässlich Synthstoff, Haut und Fleisch zerfetzt und eine tiefe Schramme zurückgelassen, deren Ränder schon vom getrockneten Blut schwärzlich verkrusteten. Meistens sahen solche Wunden schlimmer aus als sie es in Wirklichkeit waren, die Außenweltlerin wähnte darauf so viel Glück zu haben. Entzündetes Gewebe oder eine Blutvergiftung waren kein Spaß dem man nach einem Gefecht wie Narben mit sich herumtragen und prahlerisch zeigen konnte, oftmals galten sie als Ticket ins endgültige Abseits und dort wollte sie noch nicht hin.
Aufmerksamerweise maß Naradas ihrer Blessur genug Beachtung bei das er ihr Fahrzeug von dem Feldweg lenkte den sie befuhren und Unterschlupf in einem überschaubaren Hain aus kahlen Bäumen suchte, deren Geäst unter einer Schneedecke ächzte und knarrte. Ayris kurbelte ein wenig ihr Seitenfenster hinunter um etwas von der kühlen Luft des Morgens zu der Verbrauchten in die Fahrerkabine dringen zu lassen. Aus der Ferne ertönte die unverwechselbare Kakophonie des Krieges. Wütendes Donnergrollen rollte über das Firmament und hallte über das gesamte Flachland des Küstenstreifens, welches der heilige Kreuzzug Gohmors als Invasionpunkt und Brückenkopf auserkoren hatte. Es waren beklemmende Geräusche, mal laut und im wilden Stakkato erfolgend, dann mal leiser und vereinzelt werdend um wieder vom vorangegangenen abgelöst zu werden. Was sich wie ein Unwetter anhörte war in erschreckender Wahrhaftigkeit ein blutiger Konfliktherd zwischen zwei aufeinander prallende Armeen, die sich gegenseitig auf dem Feld des Ruhmes erschossen, erstachen, erwürgten, zertrampelten, von Minen oder Granaten auseinander gerissen oder im massiven Artilleriebeschuss zu Staub und Asche zermahlen wurden. Ab und zu erhellte sich sogar der im Nebel verborgene Horizont wenn besonders große Explosionen ihre Feuerblüten entfalteten.
Die Azazernerin beobachtete dies mit gemischten Gefühlen, einerseits war sie froh der Bataille fern zu sein, aber zum anderen starben dort in diesem Moment Hunderte, wenn nicht gar Tausende während sie hier saß und in der Morgenluft schnupperte. Doch der Anflug von Unbehagen verflüchtigte sich schnell. Was kümmerte sie dieser sinnentleerte Konflikt? Der Motor verstummte und Naradas reckte seine Glieder um die Verspannungen der letzten Stunden zu lockern. Ayris wandte ihren Kopf von der Aussicht fort und sah ihn flüchtig an. Hinter ihrer Stirn rumorte es, sie wägte ab ob sie sich ihm soweit anvertrauen konnte für das was sie als nächstes zu tun gedachte oder ob es ein Fehler wäre. In Anbetracht ihrer bisherigen Überlegungen hatte sie von dem einstigen Raumfahrer am wenigsten zu befürchten, trotzdem war er auch kein gewöhnlicher Mann. Einen Wimpernschlag später verscheuchte sie die wertlosen Gedanken, denn wenn er je das von ihr gewollt hätte dessen sie ihn nun verdächtigte, hätte er schon zahlreiche Möglichkeiten nutzen können um es zu bekommen oder sich zu nehmen. Also beließ sie es dabei, warf den Sicherheitsgurt von sich und zog sich den Burnus über den Schopf. Wortlos drückte sie ihrem Begleiter mit den hellblauen Pupillen das Medipack in die Hände, derweil sie es sich so „bequem“ wie möglich auf dem ausladenden Beifahrersitz machte. Ein Surren verriet die Öffnung eines Reißverschlusses und knapp danach schälten die Finger ihrer Linken die schwarze Kunsthaut von ihrer echten, die noch immer im leichten Bronzeton der Wüstensonne schimmerte.
Durch die Enge des Anzuges war es schwierig ihren versengten Arm freizulegen, somit blieb ihr nichts anderes übrig als ihren halben Oberkörper zu entblößen, ehe sie den Arm unter Schmerzen aus dem Ärmel zu befreien vermochte. Aus den Augenwinkeln musterte sie des Korsaren Reaktion auf ihre plötzlich zur Schau gestellte Weiblichkeit, die man in all den Wirren die um sie her tobten durchaus schon mal vergessen konnte.
„Hier, übernimm du das bitte. Ich bin keine sonderlich begabte Heilerin, mir selbst Pillen verschreiben kann ich, aber schon bei dem richtigen dosieren bin ich mit meinem Gotisch am Ende. Schätze mal du hast das bandagieren besser drauf als ich.“ scherzte sie herum und hielt ihm den verwundeten Arm hin.
„Ehrlich Naradas, ich bin ziemlich glücklich darüber das wir dieses… Schlammloch von Stadt hinter uns haben und auch diese verblendeten Wallfahrer die sich mit nichts als Eifer und blanken Fäusten bewaffnet ins Sperrfeuer werfen. Außerdem bin ich zufrieden die Lagerhalle geistig gesund überlebt zu haben, was immer unser ehrbarer Fürst da drin angestellt hat… es hätte mir beinahe den Verstand zerkocht. Was ist mir dir? Du erweckst den Anschein als wäre nichts gewesen… hast du nichts gesehen oder wahrgenommen? Nicht diese kalten Finger in deinem Gehirn gefühlt?“ Ihre Stimme wurde leiser, feinfühliger.
„Mal unter uns, sag mir; ist es das was du anstrebst… diese geifernde Finsternis zu umarmen die von außen nach uns lechzt?“