12-15-2010, 06:01 PM
Kirche des Bluterlösers, Dammstadt
Kunst, manchem gar als sogenannte Hohe Kunst bekannt, während sich die verschlungenen, güldenen Ranken eines aus leblosem Stein gehauenen Efeus entlang einer mächtigen Tempelsäule empor schlängelnden. Am Firmament selbst wucherten diese einzelnen Triebe wie groteske Urwaldkronen aus, geziert durch die zehntausenden Sterne welche inzwischen ein menschliches Hegemonial unterjocht hatte, doch stetig im Herzen, als herrlichster, größter und strahlsendster von allen, Sol, und das nahe liegende Terra, Ursprung dieser unendlichen Macht. Von dort aus zuckten die heiligen Flammen des Astronomican gen Empyrean und bildeten somit das immerwährende Rückgrat welches die zweifelhafte Sicherheit der Reisen zwischen unterschiedlichen Ebenen erst ermöglichte. Blutüberströmte Kirchenbanner waren von steinernen Verankerungen herab aufgerollt, wehten in unsteten Schwaden schwer duftenden Sandelholzes, das niemals trübende Blut ihrer geliebten Märtyrer, welche sich im Namen ihres reinen Glaubens hatten Massakrieren und Hinrichten lassen.
Zum Danke waren jene verzweifelten Individuen erhoben worden, erhoben zum Stande eines beinahe idealistischen neuen Menschentypus und wurden als Heilige tituliert, allein den allmählich dahinfaulenden Imperator selbst über sich wissend. Auch in diesen Gestatten, weitab des orthodoxen Gohmor, fand sich die übertriebene Symbolik des Speeres wieder, welcher einstmals durch den “Pilgervater” Septin geführt wurde um die ungläubige Schar zurück ins lodernde Höllenfeuer zu treiben. Das die angewandten Praktiken der sogenannten “Reinen” nur minimalst von jenen der Häretiker abwichen, grämte dabei keine einzige dieser guten Seelen, im Gegenteil, es ließ ihren ruchlosen Glauben umso mehr entflammen, machte sie zu predigenden Schlächtern einer vollkommenen Botschaft von oben herab gereicht durch den goldenen Thron selbst, ein Sakrament, empfangen von einem lebenden Gott. Ursprünglich hatten viele Kulturen eine derartige universelle Gültigkeit beansprucht, wurden allerdings allesamt dem Einen Glauben untergeordnet und formten somit das Fundament für das Imperium. Andere Mächte wiederum wollten überhaupt keine theologische Gültigkeit, unwichtig ob aufgestellte Doktrinen oder Ethiken nun mal richtig oder falsch seien, ging es allein um die Verehrung höherer Kreaturen. Wesen welche Zeit und Raum überspannten und gar außerhalb dessen existieren konnten, somit älter waren, als dieser vielgerühmte Leichnam selbst. Ob dies berücksichtig worden war?
Ihre Hände strichen über geglättetes Pergament, sorgfältig und kunstfertig bearbeitete Lettern gaben uralte Worte wieder, in die pechschwarze Tinte waren goldene Pigmente untergerührt worden, einzelne Satzzeichen waren durch komplizierte Abfolgen bunten Schnörkels besonders hervorgehoben worden. Piktografien besonders ehrwürdiger oder gedenkwürdiger Ahnen zierten das Werk, Litaneien untermalten einen gewissen Pathos, während abgebildete Engelsscharen sich aus den pechschwarzen Tiefen einer verdammten Welt erhoben. Umklammerten mit filigranen Fingern strahlende Fackeln und Schwerter welche Rechtsprechung und Glauben repräsentieren mochten, Sünder wurden durch schattenartige Gebilde hinfort gerissen, während eine frömmelnde Kreatur sich auf die Knie war und sehnsüchtig empor blinzelte zu den Inkarnationen rohen göttlichen Willens. Wie absurd doch diese Konstellation erschien, verehrten sie nicht etwa mutierte Kreaturen anstatt diese den reinigenden Flammen zu übergeben? Ihre Schritte hallten ob der spitzen Absätze schallend wieder von den marmornen Verkleidungen, der angestimmte Kirchenchoral eines verlorenen Haufens abwegig Gläubiger Fabriksarbeiter ließ sich dadurch jedoch kaum beeindrucken, denn immer noch vertieften sie ihre aufgeschwemmten Knollennasen in ledergebundene Gesangsfibeln. “Kyrie Eleison” flennten sie gen eine aufgerichtete Gestalt, Totenschädel anstelle menschlicher Züge und gotischen Waffenrock anstelle herkömmlicher Gewandung, während dessen fein ausgemeißelte Fingerglieder sich über das Heft eines mächtigen Bihänders wölbten, in betender Pose auf ein Kinie niedergelassen, Blick gen Firmament und himmlisches Gewölbe, exakter gar gen Terra. Bauern und ihre verkommenen Kreuzritter, wie sie sich verfingen in ihren eigenen Netzen, denn selbst wenn sie mit ihrem eigenen Erbfeind konfrontiert wurden, verehrten sie diesen noch auf indirekte Weise.
Ad absurdum geführt huldigten sie somit ihrem eigenen Verderben, ihrem langsamen, qualvollen Tod durch die blutige Hand irgendwelcher verdrehter Fanatiker. Und dennoch erschien dies das Schicksal aller imperialer Bürger, wie auch deren Feinde. Denn inzwischen dominierten Eiferer jeglicher hirnverbrannten Nische jeden Winkel des bekannten Universums, allein die Namen änderten sich sporadisch. Höheres Wohl, Goldener Thron, die Vier, der Waaargh, alles Ausdruck eines elementaren, einzelnen Willens welcher letztendlich Allumfassend war, somit waren sie alle nur Auswüchse ein und desselben Grundprinzips und eine wahrhaftig “freie” Existenz schien überaus unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich. Und nun glaubten diese Narren es würde irgendjemanden kümmern welcher Puppenspieler nun die Strippen zog, zu welches Kardinals melodischem Gepfiffel sie nun tanzen mochten. Beide versprachen lediglich den Tod. Darin waren sie sich sogar ausnahmsweise einig. Fast brüderlich. Dennoch diese kalte Distanziertheit. Das heulende “Herr erbarme dich” wich einem inbrünstigen “Confiteor quia peccavi nimis cogitatione verbo et opere, mea maxima culpa”. Sie gestanden einem erbarmungslosen, sterbenden Tyrannen also in Wort und Tat gesündigt zu haben, gestanden ihre große Schuld ein und erhofften Vergebung, Erlösung. Ihre Finger glitten durch das beinahe frostige Nass der vergoldeten Fünte. Winzige, arkadenartige Wellenformationen stoben davon, während sie einen einzelnen Tropfen gen gefliesten Kreuzgang stürzen ließ. Ein in perlweiße Albe gewandetes Geschöpf, darüber ein kunstvollgesticktes Kasel, offenbarte sich nahe des Hochaltars, trat mitsamt seiner kleinen Anhängerschaft von drei Messdienern aus dem Schatten der Sakristei hervor. Sein wenig heiteres Antlitz war durch altersschwere Furchen gemartert, seinen Augen fehlte der euphorische Glanz des jugendlichen Predigers, dennoch hielt er sich mit unverfälschter Würde aufrecht und schritt festen Schrittes voran, selbst wenn lediglich vierzig Seelen sein Schiff bemannten. Doch diese mochten in diesen Zeiten der äußersten Not und des nahen Gemetzels umso willkommener sein, waren sie doch “wahrhaft” Gläubige. Sie tat es dem sie umgebenden Volk gleich, welches in Anerkennung des “hohen Amtes” auf das rechte Knie sank und eine akkurat nachgezeichnete Aquilla ausführte. Allerdings war dies mehr Spott denn aufrechtes Honorarium.
Kunst, manchem gar als sogenannte Hohe Kunst bekannt, während sich die verschlungenen, güldenen Ranken eines aus leblosem Stein gehauenen Efeus entlang einer mächtigen Tempelsäule empor schlängelnden. Am Firmament selbst wucherten diese einzelnen Triebe wie groteske Urwaldkronen aus, geziert durch die zehntausenden Sterne welche inzwischen ein menschliches Hegemonial unterjocht hatte, doch stetig im Herzen, als herrlichster, größter und strahlsendster von allen, Sol, und das nahe liegende Terra, Ursprung dieser unendlichen Macht. Von dort aus zuckten die heiligen Flammen des Astronomican gen Empyrean und bildeten somit das immerwährende Rückgrat welches die zweifelhafte Sicherheit der Reisen zwischen unterschiedlichen Ebenen erst ermöglichte. Blutüberströmte Kirchenbanner waren von steinernen Verankerungen herab aufgerollt, wehten in unsteten Schwaden schwer duftenden Sandelholzes, das niemals trübende Blut ihrer geliebten Märtyrer, welche sich im Namen ihres reinen Glaubens hatten Massakrieren und Hinrichten lassen.
Zum Danke waren jene verzweifelten Individuen erhoben worden, erhoben zum Stande eines beinahe idealistischen neuen Menschentypus und wurden als Heilige tituliert, allein den allmählich dahinfaulenden Imperator selbst über sich wissend. Auch in diesen Gestatten, weitab des orthodoxen Gohmor, fand sich die übertriebene Symbolik des Speeres wieder, welcher einstmals durch den “Pilgervater” Septin geführt wurde um die ungläubige Schar zurück ins lodernde Höllenfeuer zu treiben. Das die angewandten Praktiken der sogenannten “Reinen” nur minimalst von jenen der Häretiker abwichen, grämte dabei keine einzige dieser guten Seelen, im Gegenteil, es ließ ihren ruchlosen Glauben umso mehr entflammen, machte sie zu predigenden Schlächtern einer vollkommenen Botschaft von oben herab gereicht durch den goldenen Thron selbst, ein Sakrament, empfangen von einem lebenden Gott. Ursprünglich hatten viele Kulturen eine derartige universelle Gültigkeit beansprucht, wurden allerdings allesamt dem Einen Glauben untergeordnet und formten somit das Fundament für das Imperium. Andere Mächte wiederum wollten überhaupt keine theologische Gültigkeit, unwichtig ob aufgestellte Doktrinen oder Ethiken nun mal richtig oder falsch seien, ging es allein um die Verehrung höherer Kreaturen. Wesen welche Zeit und Raum überspannten und gar außerhalb dessen existieren konnten, somit älter waren, als dieser vielgerühmte Leichnam selbst. Ob dies berücksichtig worden war?
Ihre Hände strichen über geglättetes Pergament, sorgfältig und kunstfertig bearbeitete Lettern gaben uralte Worte wieder, in die pechschwarze Tinte waren goldene Pigmente untergerührt worden, einzelne Satzzeichen waren durch komplizierte Abfolgen bunten Schnörkels besonders hervorgehoben worden. Piktografien besonders ehrwürdiger oder gedenkwürdiger Ahnen zierten das Werk, Litaneien untermalten einen gewissen Pathos, während abgebildete Engelsscharen sich aus den pechschwarzen Tiefen einer verdammten Welt erhoben. Umklammerten mit filigranen Fingern strahlende Fackeln und Schwerter welche Rechtsprechung und Glauben repräsentieren mochten, Sünder wurden durch schattenartige Gebilde hinfort gerissen, während eine frömmelnde Kreatur sich auf die Knie war und sehnsüchtig empor blinzelte zu den Inkarnationen rohen göttlichen Willens. Wie absurd doch diese Konstellation erschien, verehrten sie nicht etwa mutierte Kreaturen anstatt diese den reinigenden Flammen zu übergeben? Ihre Schritte hallten ob der spitzen Absätze schallend wieder von den marmornen Verkleidungen, der angestimmte Kirchenchoral eines verlorenen Haufens abwegig Gläubiger Fabriksarbeiter ließ sich dadurch jedoch kaum beeindrucken, denn immer noch vertieften sie ihre aufgeschwemmten Knollennasen in ledergebundene Gesangsfibeln. “Kyrie Eleison” flennten sie gen eine aufgerichtete Gestalt, Totenschädel anstelle menschlicher Züge und gotischen Waffenrock anstelle herkömmlicher Gewandung, während dessen fein ausgemeißelte Fingerglieder sich über das Heft eines mächtigen Bihänders wölbten, in betender Pose auf ein Kinie niedergelassen, Blick gen Firmament und himmlisches Gewölbe, exakter gar gen Terra. Bauern und ihre verkommenen Kreuzritter, wie sie sich verfingen in ihren eigenen Netzen, denn selbst wenn sie mit ihrem eigenen Erbfeind konfrontiert wurden, verehrten sie diesen noch auf indirekte Weise.
Ad absurdum geführt huldigten sie somit ihrem eigenen Verderben, ihrem langsamen, qualvollen Tod durch die blutige Hand irgendwelcher verdrehter Fanatiker. Und dennoch erschien dies das Schicksal aller imperialer Bürger, wie auch deren Feinde. Denn inzwischen dominierten Eiferer jeglicher hirnverbrannten Nische jeden Winkel des bekannten Universums, allein die Namen änderten sich sporadisch. Höheres Wohl, Goldener Thron, die Vier, der Waaargh, alles Ausdruck eines elementaren, einzelnen Willens welcher letztendlich Allumfassend war, somit waren sie alle nur Auswüchse ein und desselben Grundprinzips und eine wahrhaftig “freie” Existenz schien überaus unwahrscheinlich, wenn nicht gar unmöglich. Und nun glaubten diese Narren es würde irgendjemanden kümmern welcher Puppenspieler nun die Strippen zog, zu welches Kardinals melodischem Gepfiffel sie nun tanzen mochten. Beide versprachen lediglich den Tod. Darin waren sie sich sogar ausnahmsweise einig. Fast brüderlich. Dennoch diese kalte Distanziertheit. Das heulende “Herr erbarme dich” wich einem inbrünstigen “Confiteor quia peccavi nimis cogitatione verbo et opere, mea maxima culpa”. Sie gestanden einem erbarmungslosen, sterbenden Tyrannen also in Wort und Tat gesündigt zu haben, gestanden ihre große Schuld ein und erhofften Vergebung, Erlösung. Ihre Finger glitten durch das beinahe frostige Nass der vergoldeten Fünte. Winzige, arkadenartige Wellenformationen stoben davon, während sie einen einzelnen Tropfen gen gefliesten Kreuzgang stürzen ließ. Ein in perlweiße Albe gewandetes Geschöpf, darüber ein kunstvollgesticktes Kasel, offenbarte sich nahe des Hochaltars, trat mitsamt seiner kleinen Anhängerschaft von drei Messdienern aus dem Schatten der Sakristei hervor. Sein wenig heiteres Antlitz war durch altersschwere Furchen gemartert, seinen Augen fehlte der euphorische Glanz des jugendlichen Predigers, dennoch hielt er sich mit unverfälschter Würde aufrecht und schritt festen Schrittes voran, selbst wenn lediglich vierzig Seelen sein Schiff bemannten. Doch diese mochten in diesen Zeiten der äußersten Not und des nahen Gemetzels umso willkommener sein, waren sie doch “wahrhaft” Gläubige. Sie tat es dem sie umgebenden Volk gleich, welches in Anerkennung des “hohen Amtes” auf das rechte Knie sank und eine akkurat nachgezeichnete Aquilla ausführte. Allerdings war dies mehr Spott denn aufrechtes Honorarium.