11-06-2010, 01:22 AM
Dammstadt, Industrieviertel, eine Lagerhalle
„Wir warten hier!“ sagte die dunkelhaarige Frau von Azazer Decimus und hielt das Mädchen, welches ihrer Obhut übertragen worden war, mit strengen Blick von dem vorgelagerten Wirtschaftsgebäude zurück in dem ihr ungesunder „Kamerad“ taktvoll einen Wachposten für seinen Renegaten zum Verhör eingesperrt hatte. Befragungen schienen in dieser Nacht ohnehin zu den Hauptbeschäftigungen des Herrschers von Rasankur, neben dem Morden, zu gehören, doch als störend empfand er dies wohl nicht, diente es doch letztlich seinem hehren Ziel reichlich ungemütliches Chaos zu stiften. Joie interessierte das wieso und weshalb nicht sonderlich, nach anfänglicher Verwunderung über die seltsame Konstellation ihrer überschaubaren Gruppe von Aufwieglern war sie lediglich vollends Feuer und Flamme zu erfahren wer sie waren und was sie in Dammstadt anstellten. Ziemlich schnell war ihr klar geworden das sie hier nicht einfach an eine gewöhnliche Gang geraten war, gewaltbereite Habenichtse oder Schlägerbanden führten sich anders auf, das wusste sie erwiesenermaßen gut genug, da sie schließlich aus dem Milieu stammte. Ayris hatte ihr erklärt das es für sie sicherer sei so wenig wie möglich über ihr Ensemble und ihr Tun geistig abzuspeichern, aber das vermochte den Wissendurst des Straßenkindes – natürlich – nicht einzudämmen, geschweige denn zum versiegen zu bringen. Unermüdlich lugte ihr Kopf vor und die wachen Augen mühten alles aufzusaugen was ihnen an optischem Futter geboten wurde. Auch jetzt dehnte sich ihr Hals wieder einmal über das Normmaß hinaus in dem Bestreben etwas von dem zu erhaschen was in der Hütte vor sich gehen mochte.
„Warum das denn? Sollten wir da nicht mithören, vielleicht ist’s wichtig worüber die sprechen und… ja okay, wir warten, hier ist’s ja auch ganz spannend.“ lenkte sie einsichtiger weise ein nachdem sie die immer finster werdende Taxierung der Außenweltlerin auf sich spürte. Ayris juckte bereits eine gepfefferte Zurechtweisung auf der Zunge, doch sie verdrückte sie sich, wies mit dem Zeigefinger der Linken schweigend auf den Platz an dem die Tagelöhnerin stand um zu verdeutlichen das sie sich nicht von der Stelle rühren sollte und lief dann die paar Schritte, welche sie zum Winkel des Schuppens brachte, dort spähte sie vorsichtig ums Eck um sich ein eigenes, wenn auch flüchtiges, Bild von der Lage zu machen. Einschneidende Unterschiede oder Abweichungen zu Pestors geschilderter Version konnte sie bei der fliehenden Observation nicht auskundschaften und im wesentlichen vertraute sie dem was der Verseuchte berichtet hatte, aber zusätzliche Absicherung hatte noch niemanden geschadet zumal sie Joie in ihre Berechnungen mit einbeziehen musste. Sie wollte sich später nicht selbst vorwerfen müssen Schuld am Tod einer Halbwüchsigen zu sein weil sich irgendein deformierter Schakal bei der Anzahl bewaffneter Wächter verzählt hatte. Soweit sie das Gelände allerdings überschauen konnte, deckte sich ihre Summe ungefähr mit jener die schon konstatiert worden war.
Sich das Umfeld einigermaßen einprägend, wandte sie sich um, um wieder zur Gemeinschaft aufzuschließen, aber kaum drehte sie ihren Körper zuckte sie unfreiwillig zusammen, denn eine Gestalt stand unmittelbar hinter ihr – nun vor ihr- und glotzte sie auf einmal aus neugierig funkelnden Augen an, Augen die zuvor angestrengt an ihr vorbei gelinst hatten wie sie vermutete. Allmählich brodelte es in Ayris Brustkorb. Trat sie nicht dominant genug auf? War sie zu nachsichtig oder leutselig? Weswegen gehorchte das verdammte Flittchen ihr nicht?
„Colchis, was habe ich dir gesagt? Du solltest dich nicht vom Fleck rühren, denkst du das erwähne ich nur zum Spaß? Wenn du durch dein unbedachtes Handeln auf uns aufmerksam machst erschieße ich dich eigenhändig schnallst du das? Ich dulde nicht das wir durch Mist den du uns einbrockst gefährdet werden, benimm dich gefälligst oder das wird ein kurzer, äußerst unprofitabler Trip für dich!“ zischte sie dem Mädchen ins Ohr, schlang einen Arm um ihre Nacken und führte sie rabiat zum Treppenniedergang des Gebäudes in dem der Fürst und sein Gefolge untergetaucht waren.
„Ist ja gut, ist ja gut, ich will mich doch nur nützlich machen, mehr nich… da will man mal selbstlos sein und helfen und kriegt gleich einen drüber. Ich glaube ihr und ich seid auf einer Wellenlänge, das harmoniert extrem begnadet miteinander, ihr tretet bestimmt den richtigen hinten rein, seid so eine Art kämpfende Truppe gegen die Korruption und Betrügereien, ihr fegt den Stall sozusagen, das finde ich…“ schäumte es ihr sogleich entgegen, aufgeregt aber wenigstes mit Überlegung leise gesprochen und voller Enthusiasmus. Je länger die Teenagerin bei ihnen war, desto schwieriger wurde es sie zu bändigen. Wie sollte man ihr beibringen dass sie drauf und dran war einem häretischen Unterfangen Beihilfe zu leisten und ihr noch dazu ausreden das es sicherlich keine glanzvolle Idee wäre bei den Rasankuri anzuwerben.
Gerade wollte Ayris ansetzen ihr gebührlich die Leviten zu lesen, als die Unterredung abgeschlossen schien und der Fürst samt Geleit aus der Behausung wieder hervorkam und seine Dekrete bellte. Infolgedessen sparte sie sich vorerst die Standpauke um die anderen nicht darauf zu stoßen dass sie die Kleine nicht ausnahmslos unter Kontrolle hatte und nickte bloß. Da sie der Verdacht beschlich Joie könnte die Atempause verwenden noch etwas Neunmalkluges von sich geben, nahm sie sie rasch beim Arm und schob sie vor sich her um jeden diesbezüglichen Versuch umgehend im Keim zu ersticken.
„Vorwärts, du hast den Boss gehört, duck dich und sei leise, ich weiß das wird eine Herausforderung für dich werden, aber wenn du nicht kuscht bist du ja im Bilde darüber was dir blüht!“ raunte sie ihr nachdrücklich zu, umrundete den Verschlag, sondierte erneut die einsehbare Freifläche zwischen den Lagerhalle und Wirtschafthaus und sprintete geschwind mit dem Mädchen zu der Leiter die der Anhänger des Seuchenkultes aufgestöbert hatte.
„Bleib dicht bei mir!“ leitete sie ihre junge Gefährtin an und erklomm die vom Regen glitschigen Sprossen, die unter ihren Stiefelsohlen unbehaglich quietschten. Auf halber Höhe, die Stoffkappe vor Wasser triefend in die Stirn gezogen, sah sich Ayris zum widerholten Male um und entdeckte den kleinen Schattenriss einer Gestalt. Wahrscheinlich einer der patroulierenden Wächter. Noch war er weit entfernt, noch mochte ihm nichts Ungewöhnliches auffallen.
„Beeil dich! Oder wir sind erledigt!“ fauchte sie nach unten und stieg so energisch wie sie es selbst verantworten konnte empor. Joie erwies sich als geschickte Kletterin, sie fiel nicht zurück und enterte den Sims des Lagerdaches nur Sekunden nach der Azazernerin. Das niederschlagsreiche Wetter hatte die ebene Ausdehnung zu einem nachtdunklen See werden lassen, dessen Oberfläche sich von kühlen Windzügen kräuselte.
„Warte hier, ich meine es ernst. Hock dich hinter den Sims und Kopf runter und pass hierauf auf!“ Ihre Aufforderung billigte keinen Widerspruch und wider Erwarten bestätigte das Mädel nur knapp, nahm ihre Tasche in Betreuung und gehorchte. Ayris atmete tief durch, warf einen Blick in den drunten liegenden Betriebshof und kaperte anschließend eines der Oberlichter.
„Wir warten hier!“ sagte die dunkelhaarige Frau von Azazer Decimus und hielt das Mädchen, welches ihrer Obhut übertragen worden war, mit strengen Blick von dem vorgelagerten Wirtschaftsgebäude zurück in dem ihr ungesunder „Kamerad“ taktvoll einen Wachposten für seinen Renegaten zum Verhör eingesperrt hatte. Befragungen schienen in dieser Nacht ohnehin zu den Hauptbeschäftigungen des Herrschers von Rasankur, neben dem Morden, zu gehören, doch als störend empfand er dies wohl nicht, diente es doch letztlich seinem hehren Ziel reichlich ungemütliches Chaos zu stiften. Joie interessierte das wieso und weshalb nicht sonderlich, nach anfänglicher Verwunderung über die seltsame Konstellation ihrer überschaubaren Gruppe von Aufwieglern war sie lediglich vollends Feuer und Flamme zu erfahren wer sie waren und was sie in Dammstadt anstellten. Ziemlich schnell war ihr klar geworden das sie hier nicht einfach an eine gewöhnliche Gang geraten war, gewaltbereite Habenichtse oder Schlägerbanden führten sich anders auf, das wusste sie erwiesenermaßen gut genug, da sie schließlich aus dem Milieu stammte. Ayris hatte ihr erklärt das es für sie sicherer sei so wenig wie möglich über ihr Ensemble und ihr Tun geistig abzuspeichern, aber das vermochte den Wissendurst des Straßenkindes – natürlich – nicht einzudämmen, geschweige denn zum versiegen zu bringen. Unermüdlich lugte ihr Kopf vor und die wachen Augen mühten alles aufzusaugen was ihnen an optischem Futter geboten wurde. Auch jetzt dehnte sich ihr Hals wieder einmal über das Normmaß hinaus in dem Bestreben etwas von dem zu erhaschen was in der Hütte vor sich gehen mochte.
„Warum das denn? Sollten wir da nicht mithören, vielleicht ist’s wichtig worüber die sprechen und… ja okay, wir warten, hier ist’s ja auch ganz spannend.“ lenkte sie einsichtiger weise ein nachdem sie die immer finster werdende Taxierung der Außenweltlerin auf sich spürte. Ayris juckte bereits eine gepfefferte Zurechtweisung auf der Zunge, doch sie verdrückte sie sich, wies mit dem Zeigefinger der Linken schweigend auf den Platz an dem die Tagelöhnerin stand um zu verdeutlichen das sie sich nicht von der Stelle rühren sollte und lief dann die paar Schritte, welche sie zum Winkel des Schuppens brachte, dort spähte sie vorsichtig ums Eck um sich ein eigenes, wenn auch flüchtiges, Bild von der Lage zu machen. Einschneidende Unterschiede oder Abweichungen zu Pestors geschilderter Version konnte sie bei der fliehenden Observation nicht auskundschaften und im wesentlichen vertraute sie dem was der Verseuchte berichtet hatte, aber zusätzliche Absicherung hatte noch niemanden geschadet zumal sie Joie in ihre Berechnungen mit einbeziehen musste. Sie wollte sich später nicht selbst vorwerfen müssen Schuld am Tod einer Halbwüchsigen zu sein weil sich irgendein deformierter Schakal bei der Anzahl bewaffneter Wächter verzählt hatte. Soweit sie das Gelände allerdings überschauen konnte, deckte sich ihre Summe ungefähr mit jener die schon konstatiert worden war.
Sich das Umfeld einigermaßen einprägend, wandte sie sich um, um wieder zur Gemeinschaft aufzuschließen, aber kaum drehte sie ihren Körper zuckte sie unfreiwillig zusammen, denn eine Gestalt stand unmittelbar hinter ihr – nun vor ihr- und glotzte sie auf einmal aus neugierig funkelnden Augen an, Augen die zuvor angestrengt an ihr vorbei gelinst hatten wie sie vermutete. Allmählich brodelte es in Ayris Brustkorb. Trat sie nicht dominant genug auf? War sie zu nachsichtig oder leutselig? Weswegen gehorchte das verdammte Flittchen ihr nicht?
„Colchis, was habe ich dir gesagt? Du solltest dich nicht vom Fleck rühren, denkst du das erwähne ich nur zum Spaß? Wenn du durch dein unbedachtes Handeln auf uns aufmerksam machst erschieße ich dich eigenhändig schnallst du das? Ich dulde nicht das wir durch Mist den du uns einbrockst gefährdet werden, benimm dich gefälligst oder das wird ein kurzer, äußerst unprofitabler Trip für dich!“ zischte sie dem Mädchen ins Ohr, schlang einen Arm um ihre Nacken und führte sie rabiat zum Treppenniedergang des Gebäudes in dem der Fürst und sein Gefolge untergetaucht waren.
„Ist ja gut, ist ja gut, ich will mich doch nur nützlich machen, mehr nich… da will man mal selbstlos sein und helfen und kriegt gleich einen drüber. Ich glaube ihr und ich seid auf einer Wellenlänge, das harmoniert extrem begnadet miteinander, ihr tretet bestimmt den richtigen hinten rein, seid so eine Art kämpfende Truppe gegen die Korruption und Betrügereien, ihr fegt den Stall sozusagen, das finde ich…“ schäumte es ihr sogleich entgegen, aufgeregt aber wenigstes mit Überlegung leise gesprochen und voller Enthusiasmus. Je länger die Teenagerin bei ihnen war, desto schwieriger wurde es sie zu bändigen. Wie sollte man ihr beibringen dass sie drauf und dran war einem häretischen Unterfangen Beihilfe zu leisten und ihr noch dazu ausreden das es sicherlich keine glanzvolle Idee wäre bei den Rasankuri anzuwerben.
Gerade wollte Ayris ansetzen ihr gebührlich die Leviten zu lesen, als die Unterredung abgeschlossen schien und der Fürst samt Geleit aus der Behausung wieder hervorkam und seine Dekrete bellte. Infolgedessen sparte sie sich vorerst die Standpauke um die anderen nicht darauf zu stoßen dass sie die Kleine nicht ausnahmslos unter Kontrolle hatte und nickte bloß. Da sie der Verdacht beschlich Joie könnte die Atempause verwenden noch etwas Neunmalkluges von sich geben, nahm sie sie rasch beim Arm und schob sie vor sich her um jeden diesbezüglichen Versuch umgehend im Keim zu ersticken.
„Vorwärts, du hast den Boss gehört, duck dich und sei leise, ich weiß das wird eine Herausforderung für dich werden, aber wenn du nicht kuscht bist du ja im Bilde darüber was dir blüht!“ raunte sie ihr nachdrücklich zu, umrundete den Verschlag, sondierte erneut die einsehbare Freifläche zwischen den Lagerhalle und Wirtschafthaus und sprintete geschwind mit dem Mädchen zu der Leiter die der Anhänger des Seuchenkultes aufgestöbert hatte.
„Bleib dicht bei mir!“ leitete sie ihre junge Gefährtin an und erklomm die vom Regen glitschigen Sprossen, die unter ihren Stiefelsohlen unbehaglich quietschten. Auf halber Höhe, die Stoffkappe vor Wasser triefend in die Stirn gezogen, sah sich Ayris zum widerholten Male um und entdeckte den kleinen Schattenriss einer Gestalt. Wahrscheinlich einer der patroulierenden Wächter. Noch war er weit entfernt, noch mochte ihm nichts Ungewöhnliches auffallen.
„Beeil dich! Oder wir sind erledigt!“ fauchte sie nach unten und stieg so energisch wie sie es selbst verantworten konnte empor. Joie erwies sich als geschickte Kletterin, sie fiel nicht zurück und enterte den Sims des Lagerdaches nur Sekunden nach der Azazernerin. Das niederschlagsreiche Wetter hatte die ebene Ausdehnung zu einem nachtdunklen See werden lassen, dessen Oberfläche sich von kühlen Windzügen kräuselte.
„Warte hier, ich meine es ernst. Hock dich hinter den Sims und Kopf runter und pass hierauf auf!“ Ihre Aufforderung billigte keinen Widerspruch und wider Erwarten bestätigte das Mädel nur knapp, nahm ihre Tasche in Betreuung und gehorchte. Ayris atmete tief durch, warf einen Blick in den drunten liegenden Betriebshof und kaperte anschließend eines der Oberlichter.