09-21-2010, 12:02 AM
Die örtliche Taverne machte ihrem erfinderischen Namen alle Ehre und war ein klassisches Aushängeschild provinzieller Zusammenkünfte bei derben und nahrhaften Essen als auch süffigen Getränken. Ein edelblütiger Makropolbewohner der glänzenden Obersicht des Imperiums hätte vermutlich die verhätschelte Nase gerümpft und sich ein parfümiertes Seidentuch vor eben diese gehalten um das wesenhafte Gemisch aus frisch Gebratenen, beißenden alkoholischen Gebrauten und Gebrannten, geöltem Leder, ungewaschenen Stoffen, erhitztem Rauch, Schweiß und anderen dubiosen Gerüchen außerhalb seiner verzärtelten Nasenschleimhäute zu belassen, aber die extravaganten Ansprüche solch eines noblen Oberklassenbürgers besaß für gewöhnlich niemand der hier verkehrte. Ebenso wenig die Gesandtschaft des fiktiven Handelshauses Sartori die es sich an einem stabilen Tisch aus Holzbohlen gemütlich gemacht hatte.
Zu erheblich früheren und naiveren Zeiten, die denen zugehörig waren als das Universum noch in Ordnung war, hätte sich eine Tochter wohlhabender Herkunft nur zu einer Spelunke wie dieser verirrt wenn sie den Lockungen des Abenteuers nicht länger widerstehen konnte und die Wände des besitzenden Domizils wie Stangen eines goldenen Käfigs empfand, nur um einmal das richtige, wahre Leben am eigenen Leib mitzuerleben und mit eigenen Augen erfassen zu können. Dem Ruf des Verbotenen, der eine unnachahmbare Macht auf die jungen Eingesperrten adliger Zunft ausübte, hatte Ayris während ihrer jugendlichen Jahre nur sehr selten wahrgenommen und ihm noch seltener nachgegeben. Sie war immer schon sehr diszipliniert und manierlich gewesen, das Vorzeigemädchen ihrer Sippe, ohne Fehler, Untugenden und Scherereien.
Warum sie ausgerechnet jetzt an jene unbeschwerten Tage fernster Vergangenheit zurückdachte wusste sie selbst nicht so recht, vielleicht weil die heimelige Atmosphäre die „Der morsche Planke“ innewohnte irgendwie einige schöne Erinnerungen daran wachgerüttelt hatte. Erinnerungen, die sie schon beinahe als verschüttet und auf ewig begraben geglaubt hatte nachdem ihre fortwährende Existenz so gründlich aus den Fugen geraten war und kaum noch internen Speicher für angenehme Gedanken übrig ließ. Nichtsdestotrotz konnte sie den verträumten Ausdruck nicht verhindern der sich in ihre weltentrückten Augen schlich und ihre Mundwinkel zu einem versonnenen Lächeln anhob. Dieses Entgleiten in herzlich verflossene Imperfekte währte jedoch nur kurz, denn plötzlich wurde sich ein Teil ihres Bewusstseins wieder der Realität gewahr und brachte sie aus ihren Tagträumereien zurück in die Wirklichkeit in der Naradas soeben lautstark den Instruktionen seines Regenten entsprach und unüberhörbare Reden schwang von denen er sich gewisslich die Aufmerksamkeit des einen oder anderen Schwätzers, Lastermauls oder tatsächlich Informierten erhoffte. Einen außergewöhnlich dämlichen Moment lang war ihr ihre Geistesabwesenheit äußerst peinlich, was wenn sie jemand beobachtet hatte während sie wie eine Grenzdebile grinsend vor sich hin gedöst hatte?
Doch dann straffte sie sich und jagte die wenig sinnvollen und völlig überflüssigen Vorwürfe zu den Teufeln des Warp und wandelte das leichte Lächeln auf ihrem vom orangenen Flammenschein angeleuchteten Gesicht zu einem spöttischen Schmunzeln ab als sie des Dunkelhäutigen Maßnahme begutachtete. Der ehemalige Korsar beackerte das Feld welches er am besten kannte, hier war er fast unter seinesgleichen. Diese Kaschemme mochte nicht viel Unterschied zu den schmierigen Destillen haben wo er bereits etliche Male seinen früheren Heuer durchgebracht hatte, ob dies nun ein Ausschank in einer rückständigen Küstenstadt oder an einem Spaceport war blieb dabei nebensächlich, das Resultat würde aller Wahrscheinlichkeit dasselbe sein. Von den Anstrengungen Naradas‘ absehend, schweifte ihr Blick hinüber zu der nicht ansehnlicher gewordenen Visage Pestors, des Seuchenjüngers und Parasits ihrer erlauchten Gruppe. Sie konnte ihn nach wie vor nicht ausstehen. Auf dem Schiff hatte sie stets dafür gesorgt sich nie in seinem näheren Umfeld aufzuhalten wenn es nicht unbedingt erforderlich gewesen war, aber seit sie von Bord waren hieß es wieder sich zusammenzuraufen. Sehr zu ihrer Enttäuschung haftete er ihnen immer noch an wie ein Geschwür und der Blutfürst hielt immer noch große Stücke auf ihn.
Wie als hätte er ihre Abneigung gespürt tat er sich auf besonders abscheuliche Weise gütlich an dem einheimischen Wein, der zuvor für den Weltraumpiraten bestimmt gewesen war, und ließ einen dünnen Strahl der Flüssigkeit zwischen seinen gelben Zähnen in ihre Richtung spritzen. Es traf nicht, sondern verklebte nur die Tischplatte, doch seine schäbig grinsende Grimasse gereichte ihr schon zur Antwort. Kommentarlos schaute sie weg um ihm nicht noch mehr Anreize zu liefern und verharrte auf der attraktiven Miene der geschauspielerten Sekretärin alias Freudespenderin des schwarzen Drachen. Das Flittchen Selenja war zweifellos gerissen, buhlte um einen König und arrangierte sich mit der Situation um zu gefallen, egal über welche Leichen sie dabei würde gehen müssen. Sie durfte ihr keinesfalls den Rücken zuwenden, niemals, ansonsten konnte es schnell ungesund für sie enden. Schelmisch zwinkerte Ayris der Rivalin zu, ehe sie sich selbst von ihrem Schemel erhob um ein wenig durch die Schankstube zu schlendern und sagte:
„Ich gehe mal eine Runde und versuche ebenfalls etwas Verwertbares aus diesen Provinzlern herauszubekommen bevor die künstlerischen… Darbietungen beginnen und den meisten Anwesenden hier das bisschen notwendige Blut aus den Gehirnen andernorts hin entzogen wird. Viel Spaß noch und bis später.“ Den süßlichen Tonfall hatte sie absichtlich gewählt und sei es nur um ihre Missbilligung gegenüber ihrer Gesellschaft hervorzuheben. Aber sie hielt sich an ihre Worte und flanierte kurz darauf durch den Gastraum des Wirtshauses, horchte nebenher den Dialogen Naradas‘ und jener die ihm erwiderten und achtete zudem auf Gesprächsfetzen die aus dunklen Nischen oder von isolierten Tischen drangen. Den Herrscher Rasankurs erspähte sie – wie er es prophezeit hatte – an der Theke. Gut so. Auf einmal kam ihr der Gedanke schlicht zur Tür rauszutreten und alles hinter sich zu lassen. Würde es auffallen wenn sie jetzt mir nichts dir nichts einfach so verschwand? In den Wirren dieses Kreuzzugs, was bedeutete da schon ein Leben? Es band sie nicht einmal etwas an die boshaften Individuen die sich dem Chaos verschrieben hatten mit denen sie reiste… weswegen zögerte sie? Die Antwort hierauf war leidlich simpel; wohin sollte sie? Nirgends würde sie besseres erwarten oder widerfahren. Die Lippen zu einem strengen Strich aufeinander gepresst fuhr sie mit ihrer Inspektion fort irgendwo unter den Zechern etwas wahrhaftig Interessantes aufzuschnappen.
Zu erheblich früheren und naiveren Zeiten, die denen zugehörig waren als das Universum noch in Ordnung war, hätte sich eine Tochter wohlhabender Herkunft nur zu einer Spelunke wie dieser verirrt wenn sie den Lockungen des Abenteuers nicht länger widerstehen konnte und die Wände des besitzenden Domizils wie Stangen eines goldenen Käfigs empfand, nur um einmal das richtige, wahre Leben am eigenen Leib mitzuerleben und mit eigenen Augen erfassen zu können. Dem Ruf des Verbotenen, der eine unnachahmbare Macht auf die jungen Eingesperrten adliger Zunft ausübte, hatte Ayris während ihrer jugendlichen Jahre nur sehr selten wahrgenommen und ihm noch seltener nachgegeben. Sie war immer schon sehr diszipliniert und manierlich gewesen, das Vorzeigemädchen ihrer Sippe, ohne Fehler, Untugenden und Scherereien.
Warum sie ausgerechnet jetzt an jene unbeschwerten Tage fernster Vergangenheit zurückdachte wusste sie selbst nicht so recht, vielleicht weil die heimelige Atmosphäre die „Der morsche Planke“ innewohnte irgendwie einige schöne Erinnerungen daran wachgerüttelt hatte. Erinnerungen, die sie schon beinahe als verschüttet und auf ewig begraben geglaubt hatte nachdem ihre fortwährende Existenz so gründlich aus den Fugen geraten war und kaum noch internen Speicher für angenehme Gedanken übrig ließ. Nichtsdestotrotz konnte sie den verträumten Ausdruck nicht verhindern der sich in ihre weltentrückten Augen schlich und ihre Mundwinkel zu einem versonnenen Lächeln anhob. Dieses Entgleiten in herzlich verflossene Imperfekte währte jedoch nur kurz, denn plötzlich wurde sich ein Teil ihres Bewusstseins wieder der Realität gewahr und brachte sie aus ihren Tagträumereien zurück in die Wirklichkeit in der Naradas soeben lautstark den Instruktionen seines Regenten entsprach und unüberhörbare Reden schwang von denen er sich gewisslich die Aufmerksamkeit des einen oder anderen Schwätzers, Lastermauls oder tatsächlich Informierten erhoffte. Einen außergewöhnlich dämlichen Moment lang war ihr ihre Geistesabwesenheit äußerst peinlich, was wenn sie jemand beobachtet hatte während sie wie eine Grenzdebile grinsend vor sich hin gedöst hatte?
Doch dann straffte sie sich und jagte die wenig sinnvollen und völlig überflüssigen Vorwürfe zu den Teufeln des Warp und wandelte das leichte Lächeln auf ihrem vom orangenen Flammenschein angeleuchteten Gesicht zu einem spöttischen Schmunzeln ab als sie des Dunkelhäutigen Maßnahme begutachtete. Der ehemalige Korsar beackerte das Feld welches er am besten kannte, hier war er fast unter seinesgleichen. Diese Kaschemme mochte nicht viel Unterschied zu den schmierigen Destillen haben wo er bereits etliche Male seinen früheren Heuer durchgebracht hatte, ob dies nun ein Ausschank in einer rückständigen Küstenstadt oder an einem Spaceport war blieb dabei nebensächlich, das Resultat würde aller Wahrscheinlichkeit dasselbe sein. Von den Anstrengungen Naradas‘ absehend, schweifte ihr Blick hinüber zu der nicht ansehnlicher gewordenen Visage Pestors, des Seuchenjüngers und Parasits ihrer erlauchten Gruppe. Sie konnte ihn nach wie vor nicht ausstehen. Auf dem Schiff hatte sie stets dafür gesorgt sich nie in seinem näheren Umfeld aufzuhalten wenn es nicht unbedingt erforderlich gewesen war, aber seit sie von Bord waren hieß es wieder sich zusammenzuraufen. Sehr zu ihrer Enttäuschung haftete er ihnen immer noch an wie ein Geschwür und der Blutfürst hielt immer noch große Stücke auf ihn.
Wie als hätte er ihre Abneigung gespürt tat er sich auf besonders abscheuliche Weise gütlich an dem einheimischen Wein, der zuvor für den Weltraumpiraten bestimmt gewesen war, und ließ einen dünnen Strahl der Flüssigkeit zwischen seinen gelben Zähnen in ihre Richtung spritzen. Es traf nicht, sondern verklebte nur die Tischplatte, doch seine schäbig grinsende Grimasse gereichte ihr schon zur Antwort. Kommentarlos schaute sie weg um ihm nicht noch mehr Anreize zu liefern und verharrte auf der attraktiven Miene der geschauspielerten Sekretärin alias Freudespenderin des schwarzen Drachen. Das Flittchen Selenja war zweifellos gerissen, buhlte um einen König und arrangierte sich mit der Situation um zu gefallen, egal über welche Leichen sie dabei würde gehen müssen. Sie durfte ihr keinesfalls den Rücken zuwenden, niemals, ansonsten konnte es schnell ungesund für sie enden. Schelmisch zwinkerte Ayris der Rivalin zu, ehe sie sich selbst von ihrem Schemel erhob um ein wenig durch die Schankstube zu schlendern und sagte:
„Ich gehe mal eine Runde und versuche ebenfalls etwas Verwertbares aus diesen Provinzlern herauszubekommen bevor die künstlerischen… Darbietungen beginnen und den meisten Anwesenden hier das bisschen notwendige Blut aus den Gehirnen andernorts hin entzogen wird. Viel Spaß noch und bis später.“ Den süßlichen Tonfall hatte sie absichtlich gewählt und sei es nur um ihre Missbilligung gegenüber ihrer Gesellschaft hervorzuheben. Aber sie hielt sich an ihre Worte und flanierte kurz darauf durch den Gastraum des Wirtshauses, horchte nebenher den Dialogen Naradas‘ und jener die ihm erwiderten und achtete zudem auf Gesprächsfetzen die aus dunklen Nischen oder von isolierten Tischen drangen. Den Herrscher Rasankurs erspähte sie – wie er es prophezeit hatte – an der Theke. Gut so. Auf einmal kam ihr der Gedanke schlicht zur Tür rauszutreten und alles hinter sich zu lassen. Würde es auffallen wenn sie jetzt mir nichts dir nichts einfach so verschwand? In den Wirren dieses Kreuzzugs, was bedeutete da schon ein Leben? Es band sie nicht einmal etwas an die boshaften Individuen die sich dem Chaos verschrieben hatten mit denen sie reiste… weswegen zögerte sie? Die Antwort hierauf war leidlich simpel; wohin sollte sie? Nirgends würde sie besseres erwarten oder widerfahren. Die Lippen zu einem strengen Strich aufeinander gepresst fuhr sie mit ihrer Inspektion fort irgendwo unter den Zechern etwas wahrhaftig Interessantes aufzuschnappen.